Kinderlosen soll die Rente halbiert werden.

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.

Soll kinderlosen Paaren die Rente gekürzt werden?

Ja!
16
62%
Nein!
10
38%
Weiß nicht!
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 26

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Kinderlosen soll die Rente halbiert werden.

Beitrag von Tacitus »

Immer mehr Politiker fordern laut Der Spiegel: Kinderlosen soll die Rente gekürzt, gar halbiert werden.
Nachdem neue Statistiken zum Geburtenschwund vorgelegt wurden, haben Politiker die "Schuldigen" entdeckt: Berufstätige, die lieber Karriere machen, statt Kinder aufzuziehen. Solche Nachwuchs-Verweigerer sollten weniger Rente bekommen, finden sie.

Hamburg - "Die Renten von Kinderlosen müssten um die Hälfte gesenkt werden", verlangte der Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik der Universität Köln, Johann Eekhoff, in der "Bild"-Zeitung. Eine solche Reform sei überfällig. "Kinderlose hätten nie in das Rentensystem aufgenommen werden dürfen, weil es nur funktioniert, wenn es von nachfolgenden Generationen finanziert wird", sagte Eekhoff, der früher Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war. Die Umstellung solle in kleinen Schritten erfolgen.
Ich meine: die Idee ist nicht schlecht und der Verteilungskampf in vollem Gange.
Eure Meinung?

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Das wäre die logische Folge unseres Rentensystems, das nach dem Umlageprinzip funktioniert und an dem Adenauer schuld ist ("Die Menschen werden immer Kinder bekommen" - denkste...).

Ich kenne allerdings auch Ehepaare, die gerne Kinder hätten, aber keine bekommen haben. Die zu bestrafen wäre nicht gerade gerecht, auch wenn sie trotz der eigenen Unschuld an ihrer Kinderlosigkeit mehr Geld zur Verfügung hätten, um ihre eigene Rente selbst mehr zu finanzieren.

Sollte man also alle Frauen und Männer zum Arzt schicken, um zu überprüfen, ob sie keine Kinder haben konnten, oder wollten? Was ist mit den Männern, die Kinder gezeugt haben aber keine Verantwortung für sie übernehmen wollten, indem sie keine Familie gründeten?

Benutzeravatar
Knecht Ruprecht
Beiträge: 4553
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 21:08
Wohnort: Zurück in OWL

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ich weiß gar nicht, warum dieses Thema so ernstgenommen wird. Private Altersvorsorge lohnt sich nur für reiche Menschen. Arme Menschen, die mal in Arbeit und mal arbeitslos sind, machen damit eher einen finanziellen Verlust. Und mit ALG2 + Wohngeld und Krankenversicherung, kommt man als alter Mensch auch gut über die Runden. Zumindest besser als ausserhalb aber auch innerhalb der EU.

Christian
Beiträge: 1802
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 13:27
Wohnort: duisburg

Beitrag von Christian »

Selbst habe ich keine Kinder , jedoch sind wir als Volk eine Solidargemeinschaft wo die jüngere Generation die ältere trägt. Besonders die Jahrgänge welche von den 68er unterrichtet(indoktriniert) wurden , also die heute 30 bis 40 jährigen , haben zuwenig Kinder. Da kann es nur heißen runter mit der Rente bei Kinderlosen rauf mit der Rente bei kinderreichen und endlich einmal Förderung von jungen Familien mit Kind !

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Ich wäre für sowas in Deutschland, wenn auch hier mit dem "sozialen" Auge das geschehen sollte. Aber in der Regel ist es sowieso so das "kinderlose" mehr verdienten bzw. gegenüber Kinderfamilien sich Privat was zu Seite legen konnten.

Aber normalesweise sollte das viel früher ansetzen, denn wenn interssiert als 20-35 Jährigen wirklich wieviel Knedel er in der Pension kriegt, das ist eher was für späte Reue.

Also ich wäre für Kinderlose zahlen ganz einfach von Anfang an bis zum ersten Kind nen Solidarbeitrag, ab dem 1. Kind den halebn beitrag, ab dem 3. Kind gibts Vergünstigungen. Massive Mietzuschüsse für größere Wohungen für Kindfamilien, denn Kinder sind kleine ERwachsene und bruachen dementsprechen auch Platz zum Leben, warum soll also eine Kinderreiche Familie in einem 50m² Loch wohnen während das kinderlose Doppelverdienerehepaar es sich in einer 120 m² Wohnung heimelig macht. Während der "massiven Aufzuchtperiode" normales Gehalt für die Mütter/Väter (je nachdem wer daheim bleibt), genügend Kindergärtenplätze und Betreuungen, auch Sonderbetreuungsmöglichkeiten damit die Eltern auch mal ein WE oder eine Nacht etwas unternehmen können - denn die Großfamilien mit Oma und Opa gibts heut nicht mehr wirklich bzw. kommt es nicht selten vor das man aufgrund der beruflichen Situation 100 km weit weg wohnt......

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dirk hat geschrieben:Ich kenne allerdings auch Ehepaare, die gerne Kinder hätten, aber keine bekommen haben. Die zu bestrafen wäre nicht gerade gerecht, auch wenn sie trotz der eigenen Unschuld an ihrer Kinderlosigkeit mehr Geld zur Verfügung hätten, um ihre eigene Rente selbst mehr zu finanzieren. Sollte man also alle Frauen und Männer zum Arzt schicken, um zu überprüfen, ob sie keine Kinder haben konnten, oder wollten?
Nein, denn es geht ja nicht um Strafe für Fehlverhalten. Sondern schlicht um wirtschaftliche Gerechtigkeit. Wer nicht durch Aufzucht von Kindern zur Altersversorgung seiner eigenen Generation beiträgt, der muß auf andere Weise herangezogen werden, und wer umgekehrt durch seine Kinder bereits eine stärkere Last trägt, benötigt spezifische Erleichterungen, damit diese Last besser verteilt wird.

(Tatsächlich geschieht immer nur das Gegenteil. Ich erinnere nur beispielshalber an die Abschaffung der Eigenheimzulage. Das war ein sauberer Blattschuß für die Familie in Deutschland.)

Um also die Frage zu beantworten: Es kann nicht darum gehen, ob einer freiwillig oder unfreiwillig kinderlos ist. Beide müssen stärker herangezogen werden.
Dirk hat geschrieben:Was ist mit den Männern, die Kinder gezeugt haben aber keine Verantwortung für sie übernehmen wollten, indem sie keine Familie gründeten?
Am Kanthaken kriegen. Wenn du ihn kriegst. (Es gibt auch Schwarzarbeiter, Steuerhinterzieher … Alle kriegst du nie.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach so, vielleicht meintest du das: Wenn er die Vaterschaft anerkennt
und Unterhalt zahlt, dann wird man das wohl irgendwie rentenrecht-
lich berücksichtigen müssen. Gilt auch für Scheidungsfälle.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Tacitus
Beiträge: 1176
Registriert: Montag 20. Juni 2005, 18:50

Beitrag von Tacitus »

Augustus könnte in der laufenden Diskussion um Kinderarmut und Rente vorbildlich sein. Der römische Kaiser führte eine sogenannte Junggesellensteuer (aes uxorium) ein. Um Kinderreichtum zu fördern, mussten unverheiratete alte Männer teilweise die Hälfte ihres Vermögens abgeben. Vivat!

Benutzeravatar
Angelo
Beiträge: 90
Registriert: Dienstag 5. Juli 2005, 13:40

Beitrag von Angelo »

Sorry, aber mir klingt das ein bisserl nach: wer den Schaden hat,...

Wieso soll bitte ein (ungewollt) kinderloses Ehepaar "Strafe" zahlen??

So kann es doch wohl nicht gehen :shock:



Angelo,
entsetzt darüber, dass in einem "christlichen" Forum dzt. 84% jener, die abgestimmt haben, dafür sind :( :cry:

...das erinnert ja an Zeiten, in denen es hieß, Kinderlosigkeit sei die Strafe Gottes für irgendetwas Böses, das man getan [Punkt] :/

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es geht nicht darum, daß einer Strafe zahlt, sondern daß der, der
einen materiellen Vorteil dadurch hat, daß er nicht durch Aufzucht
von Kindern zum Gemeinwohl beiträgt, dies dadurch ausgleicht,
daß er den materiellen Vorteil hergibt und so auf seine Weise zum
Gemeinwohl beiträgt.

Natürlich sollte das auch ein Anreiz sein, offen für eigenen Nach-
wuchs zu sein oder zu werden. Aber wer – aus welchen Gründen
auch immer – dennoch keine Kinder großzieht, den anders zu sei-
nem Beitrag zum Gemeinwohl heranzuziehen, ist nur gerecht.

Es ist allerdings sehr fraglich, ob wir den Punkt nicht längst über-
schritten haben, bis zu welchem man dafür noch eine Mehrheit hät-
te finden können. Ganz sicher aber ist: Wenn nicht jetzt, dann nie
mehr, bis diese Gesellschaft endgültig untergegangen sein wird.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelo hat geschrieben:Angelo, entsetzt darüber, dass in einem "christlichen" Forum dzt. 84% jener, die abgestimmt haben, dafür sind
Solltest du nicht eher entsetzt sein über deinen Egoismus?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Cosimo
Beiträge: 397
Registriert: Sonntag 18. Dezember 2005, 13:23

Beitrag von Cosimo »

Angelo hat geschrieben:...das erinnert ja an Zeiten, in denen es hieß, Kinderlosigkeit sei die Strafe Gottes für irgendetwas Böses, das man getan [Punkt] :/
Meines Wissens nach ist Unfruchbarkeit eines Partners nach wie vor anerkannter Grund für eine Annulierung einer Ehe.

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Cosimo,

nun, wenn - obwohl die Ehepartner Kinder haben möchten - einer verschwiegen hat, daß er/sie unfruchtbar ist, kann (!) es ein Grund für eine Eheannulierung sein. Das sagte mir jedenfalls vor wenigen Wochen ein Priester, der selber zeitweise mit Annulierungsverfahren zu tun hat.
Unfreiwillige Kinderlosigkeit (z.B. durch Krankheit bedingt) von der der Partner etwas weiss, ist kein Annulierungsgrund.

Gruß, Pit
Cosimo hat geschrieben:
Angelo hat geschrieben:...das erinnert ja an Zeiten, in denen es hieß, Kinderlosigkeit sei die Strafe Gottes für irgendetwas Böses, das man getan [Punkt] :/
Meines Wissens nach ist Unfruchbarkeit eines Partners nach wie vor anerkannter Grund für eine Annulierung einer Ehe.
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Christian,

- eine höhere Rente für kinderreiche- warum nicht !
- eine deutliche Unterstützung von jungen Familien mit Kindern - einverstanden, sofort !
- eine Rentenkürzung für kinderlose Paare, unabhängig davon, ob sie keine Kinder wollen, oder aus diversen Gründen keine Kinder bekommen können (!) - NEIN !!

Oder als Unkehrschluss:
Kann man ansonsten garantieren, daß alle (!), die Kindern das Leben schenken möchten, das auch auf Grund der Physis können?
Sollten durch eine solche - pauschalierende - Regelung z.B. Frauen bestraft werden, die keine Kinder bekommen können (!) ?

Gruß, Pit
Christian hat geschrieben:Selbst habe ich keine Kinder , jedoch sind wir als Volk eine Solidargemeinschaft wo die jüngere Generation die ältere trägt. Besonders die Jahrgänge welche von den 68er unterrichtet(indoktriniert) wurden , also die heute 30 bis 40 jährigen , haben zuwenig Kinder. Da kann es nur heißen runter mit der Rente bei Kinderlosen rauf mit der Rente bei kinderreichen und endlich einmal Förderung von jungen Familien mit Kind !
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Pit

hier gehts nicht um bestafung, sondern um subsidarität und :ja: Solidarität in Sinn katholischer Soziallehre.

Linus, der sich zwar grad das Kompendium der katholischen Soziallehre gekauft hat, aber zu mehr als zum schmökern ist s noch nicht gekömmt.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Angelo
Beiträge: 90
Registriert: Dienstag 5. Juli 2005, 13:40

Beitrag von Angelo »

Cosimo hat geschrieben:Meines Wissens nach ist Unfruchbarkeit eines Partners nach wie vor anerkannter Grund für eine Annulierung einer Ehe.
Klar doch, wenn der Partner nicht so "funktioniert" wie es zum "Gemeinwohl" nötig wäre, annulliert man eben - DAS ist echt absolut "christlich"[Punkt]

...der Mensch als "Fortpflanzungsmaschine" :shock:

:hmm: ob man mit diesen Argumenten die Menschen "überzeugen" kann, mehr Kinder zu bekommen und aufzuziehen :/

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Angelo,

christlich ist so ein Denken nicht, katholisch übrigend auch nicht.
Aus diesem Grund betrachtet die Katholische Kirche es eben nicht (!) als Annulierungsgrund, wenn der Partner "nur" unfruchtbar ist, sondern es dem Partner wissentlich verschweigt, also im Grunde den Partner/die Partnerin, der/die den Kinderwunsch hat, betrügt, da die Ehe unter falschen Voraussetzungen geschlossen wurde.
Ebenso ist eine HIV-Infektion kein Annulierungsgrund, schon aber unter Umständen die bewusste (!) Verheimlichung der Infektion gegenüber dem Partner. Und zwar genau wie im Fall der verheimlichten Unfruchtbarkeit, weil ja im Grunde ein Vertrauensbruch vorliegt, nicht gerade gut für eine Ehe.

Gruß, Pit
Angelo hat geschrieben:
Cosimo hat geschrieben:Meines Wissens nach ist Unfruchbarkeit eines Partners nach wie vor anerkannter Grund für eine Annulierung einer Ehe.
Klar doch, wenn der Partner nicht so "funktioniert" wie es zum "Gemeinwohl" nötig wäre, annulliert man eben - DAS ist echt absolut "christlich"[Punkt]

...der Mensch als "Fortpflanzungsmaschine" :shock:

:hmm: ob man mit diesen Argumenten die Menschen "überzeugen" kann, mehr Kinder zu bekommen und aufzuziehen :/
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Cosimo hat geschrieben:Meines Wissens nach ist Unfruchbarkeit eines Partners nach wie vor
anerkannter Grund für eine Annulierung einer Ehe.
Nein, und war es noch nie (für die Kirche). Du verwechselst das mit
der Unfähigkeit zum Vollzug der Ehe, sprich: zum Beischlaf.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:nun, wenn - obwohl die Ehepartner Kinder haben möchten - einer verschwiegen hat, daß er/sie unfruchtbar ist, kann (!) es ein Grund für eine Eheannulierung sein. Das sagte mir jedenfalls vor wenigen Wochen ein Priester, der selber zeitweise mit Annulierungsverfahren zu tun hat.
Das ist Unsinn. Frag mal den Priester, ob er eventuell ein Nachfahr
Heinrichs VIII. von England ist.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Kann man ansonsten garantieren, daß alle (!), die Kindern das Leben schenken möchten, das auch auf Grund der Physis können?
Sollten durch eine solche - pauschalierende - Regelung z.B. Frauen bestraft werden, die keine Kinder bekommen können (!) ?
Pit, mein Lieber, kannste eigentlich schon lesen? :)
Versuch’s noch mal, ganz ruhig:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Es geht nicht darum, daß einer Strafe zahlt, sondern daß der, der
einen materiellen Vorteil dadurch hat, daß er nicht durch Aufzucht
von Kindern zum Gemeinwohl beiträgt, dies dadurch ausgleicht,
daß er den materiellen Vorteil hergibt und so auf seine Weise zum
Gemeinwohl beiträgt.

Natürlich sollte das auch ein Anreiz sein, offen für eigenen Nach-
wuchs zu sein oder zu werden. Aber wer – aus welchen Gründen
auch immer – dennoch keine Kinder großzieht, den anders zu sei-
nem Beitrag zum Gemeinwohl heranzuziehen, ist nur gerecht.
[/color]
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Aus diesem Grund betrachtet die Katholische Kirche es eben nicht (!) als Annulierungsgrund, wenn der Partner "nur" unfruchtbar ist, sondern es dem Partner wissentlich verschweigt, also im Grunde den Partner/die Partnerin, der/die den Kinderwunsch hat, betrügt, da die Ehe unter falschen Voraussetzungen geschlossen wurde.
Weil du’s wiederholst, noch mal dazu: Jener Priester, auf den du dich beziehst, kann nur CJC can. 1098 im Sinn gehabt haben. Diese Norm ist hier jedoch nicht anwendbar, denn sie setzt erstens arglistige Täuschung voraus – »qui matrimonium init deceptus dolo« –(was allein in dieser Sache schwer vorstellbar ist), und zweitens muß die Täuschung sich auf eine Eigenschaft des täuschenden Ehegatten beziehen, welche die Gemeinschaft des ehelichen Lebens schwer zu stören in der Lage ist – »quæ suapte natura consortium vitæ coniugalis graviter perturbare potest«. Das eheliche Leben setzt aber Nachwuchs nicht voraus. Vielmehr ist bekannt, daß Unfruchtbarkeit nicht selten vorkommt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Angelika
Beiträge: 1948
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 12:23
Wohnort: Berlin

Beitrag von Angelika »

Das Bistum Münster hat geschrieben:Die Nichtigkeitsgründe im einzelnen
(...)
Sich dem Partner ganz zu schenken und ihn ganz anzunehmen: das bedeutet, ihn zu akzeptieren, wie er ist und nicht nur so, wie er der Auffassung des jeweiligen Partners nach sein sollte. Das kirchliche Recht sieht es daher im Allgemeinen nicht als Fehler des Ehewillens an, wenn sich jemand über die Eigenschaften des Partners geirrt hat und dann, nach "Ent-Täuschung" im Eheleben, meint, er hätte nicht geheiratet, wenn er das gewusst hätte. Zwei Ausnahmen jedoch erkennt das Kirchenrecht als Ehenichtigkeitsgrund an:
(...)
Täuschung über eine Eigenschaft des Partners: Die zweite Ausnahme wird dann gemacht, wenn ein Ehepartner über eine Eigenschaft des anderen Partners zielgerichtet getäuscht worden ist, damit er bereit war, der Eheschließung zuzustimmen. Dabei muss über eine Eigenschaft in der Person dieses Partners getäuscht worden sein, die ihrer Natur nach geeignet ist, die eheliche Gemeinschaft schwer zu stören (z. B. bei Vorbestrafung, Unfruchtbarkeit, Erbkrankheiten, hohe Verschuldung etc.)
Quelle

Das zielgerichtete Täuschen des Partners über eine Unfruchtbarkeit ist also ein Annullierungsgrund.

Gruß
Angelika

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was ist denn, wenn ich meiner Frau arglistig verschwiegen habe,
daß ich schnarche? – Wenn das gängige Praxis katholischer Ehe-
gerichte sein sollte, dann entpuppt sich das kirchliche Eherecht ein-
mal mehr als willkürliche Sammlung fauler Kompromisse, an die
man euphemistische Etiketten klebt, um den Schein der reinen Leh-
re aufrechtzuerhalten.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was ist denn, wenn ich meiner Frau arglistig verschwiegen habe,
daß ich schnarche?
Das wäre nur ein Annullierungsgrund, wenn du bei der Trauung wegen Schnarchens vorbestraft gewesen wärst..

Henry44
Beiträge: 103
Registriert: Donnerstag 29. Januar 2004, 18:55
Wohnort: Graz

Beitrag von Henry44 »

Zurück zum Thema Lastenausgleich:

Immer wieder wird der Unsinn von einer Bestrafung Kinderloser wiederholt, wenn von der Finanzierung der Pensionen gesprochen wird. Ich bin ja der ketzerischen Meinung, dass es ausschließlich Sache jedes Paares ist, ob und wie viele Kinder es haben will. Es gibt ja leider auch Eltern, bei denen es für alle besser gewesen wäre, sie wären kinderlos geblieben.

Wird der Generaldirektor bestraft, weil er mehr Steuer zahlt, als der Portier? Nein, er soll (und kann leicht!) mit seiner unvergleichlich größeren finanziellen Leistungsfähigkeit mehr zur Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben beitragen, das ist alles.

Es ist doch wohl logisch, dass Familien mit mehreren Kindern und daher auch oft mit nur einem Einkommen finanziell gegenüber Kinderlosen benachteiligt sind. Weniger Einkommen in der Aktivzeit, aber höhere Kosten und dann weniger Pension. Da soll durch Umverteilung mehr Gerechtigkeit geschehen, so einfach ist das.

Wir bekommen im Durchschnitt etwa 1/3 der Kinderkosten in Form der Familienbeihilfe, zwei Drittel bezahlen wir aus voll versteuertem Einkommen. Wenn ein Kind studiert, bei uns studieren zwei, so haben die Eltern pro Kind bis zur Selbsterhaltungsfähigkeit insgesamt etwa 100.000 Euro aufzuwenden. Von diesem Geld, das sie nicht für Kinder ausgeben müssen, kaufen die Kinderlosen Häuser, große Autos, teure Einrichtungen und gehen auf Weltreise oder sie sparen. Das bedeutet doch wohl, dass wir Eltern jene subventionieren, die aus welchem Grunde immer keine Kinder aufziehen.

Kinder wären nur dann auch finanziell Privatsache, wenn sie nur die eigenen Eltern zu erhalten hätten, wie dies vor Einführung der Sozialversicherung der Fall gewesen ist. So aber zahlen die Kinder einer Generation den eigenen Eltern geringere Pensionen, als den ihnen Fremden. Jedenfalls in Österreich ist es so.

Allen einen guten Sonntag.

Henry44, glücklicher Opa
Und wenn ich auch wandere durchs finstere Tal, so fürcht ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Es ist wieder einmal typisch deutsch, daß man hier irgendwo Schuldige für eine Rentenmisere sucht, die man jetzt bestraft sehen will. Da man Probleme mit der Art der Rentenfinanzierung hat, meint man die jetzt in den Kinderlosen gefunden zu haben. Das ist alles sehr unerfreulich. Glaubt man etwa, auf diese Weise Menschen dazu zu ermutigen, Kinder in die Welt zu setzen? Gewiß nicht. Die ganze Herangehensweise schürt nur den Sozalneid. Ich frage mich auch, warum Familien, die doch auch ihre Lebensweise selbst gewählt haben (Kinderlose hingegen häufig nicht!) sich immer als die "Benachteiligten" fühlen...

Vielleicht ist ja auch einmal aufgefallen, daß in Deutschland unverheiratete Kinderlose deutlich mehr Steuern zahlen als Familien und damit vom Kindergartenplatz bis zur Universitätsausbildung die Kosten mitfinanzieren, die die Familien mit Kindern "produzieren". Der Lastenausgleich existiert ja bereits (die Frage ist natürlich, ob er ausreicht).

Gruß
Stephen

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nein, er reicht auch nicht im entferntesten, wie Henry oben ausge-
führt hat. (Henry: :ikb_clapping: )
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Das aktuelle News(news.at) zum Thema
Österreich vergreist - immer mehr Paare bleiben kinderlos. In 40 Jahren kommen auf jeden Säugling 39 Pensionisten - mit verheerenden Folgen für das Sozialsystem. Im vergangenen Jahr kamen nur noch 76.820 Kinder zur Welt - das sind um mehr als 53.000 weniger als noch vor vierzig Jahren. Und diese Entwicklung setzt sich mit rasender Geschwindigkeit fort. Die Kinder, die heute nicht geboren werden, fehlen bereits morgen als Eltern künftiger Generationen. Schon jetzt wächst die Bevölkerung des Landes nur noch aufgrund von Zuwanderung.
[...]Land ohne Kinder
Ute Fuchs & Mounier Joukhadar

"Wir haben keine Kinder und leben glücklicher"

Am Beginn war es bloß ein vager Gedanke - "kinderlos bleiben". Doch auch nach Abschluss des Studiums stellte sich bei Ute Fuchs, 52, der Wunsch nach Nachwuchs nicht ein: "Vielleicht fürchtete ich die Verantwortung, vielleicht wollte ich mich auch nicht zur bloßen Mutter reduziert sehen. Die hätten mir 100.000 Schilling geben können, und trotzdem hätte ich auf Kinder verzichtet." Heute bereuen sie und ihr Partner Mounier die Entscheidung gegen Kinder keinen Augenblick: "Wir haben so ein schöneres Leben."
[...]Wir haben ein Luxusleben ohne Kinder"

Für das Ehepaar Verena und Wolfgang Dahlitz bringt der Verzicht auf Nachwuchs nur Vorteile: "Uns weckt kein Babygeschrei, und bei der Urlaubsplanung sind wir unabhängig!" Die 35-jährige Pressesprecherin des Wiener Leopold Museums hat den berühmten Muttertrieb nie gespürt, der 38-jährige Fotograf hat ebenfalls keine Lust auf Familie: "Für mein männliches Ego brauche ich keinen Stammhalter!"[...]
Arme Egomanen. :cry:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Angelo
Beiträge: 90
Registriert: Dienstag 5. Juli 2005, 13:40

Beitrag von Angelo »

Da tut es richtig weh, katholisch zu sein, wenn man die Postings mancher lieben Mitchristen liest... :(

Nein, wir leben in KEINER Luxusvilla!
Nein, wir haben KEIN Luxusauto (VW Passat, Baujahr 1996)!
Nein, wir waren noch NIE außerhalb Europas auf Urlaub!
Urlaub bekommen wir nur außerhalb der Ferienzeiten - diese müssen ja von den Eltern schulpflichtiger Kinder genützt werden (und als "kinderlose" muss man doch Rücksicht nehmen!).

Wenn einem dann noch von einem, ach so gläubigen Arzt ( :shock: !) gesagt wird, man wäre "asozial", weil man keine Kinder hat, die mal die Renten der anderen bezahlen werden, bleibt einem die Luft zum atmen weg - an eine Antwort ist dabei gar nicht zu [Punkt] Es tut einfach nur verdammt weh...

Weh tut es auch, die Kinder der anderen Leute zu sehen, vor allem jene, die in zerrütteten Familien aufwachsen. Und der Gedanke, dass manche potentielle "Eltern" ihre - noch ungeborenen - Kinder ermorden ist unerträglich... :cry:

Soweit eine Story aus meinem spannenden Luxusleben als "kinderloser Egomane"[Punkt]

Vielleicht sollte man unseresgleichen wie Aussätzige behandeln - wer weiß denn, vielleicht ist diese "Krankheit" sogar ansteckend. Und vielleicht führt man auch mal die Euthanasie für jene alten Menschen ein, die keine Kinder haben, die ihre Rente und somit ihre Daseinsberechtigung sichern [Zynismus].

Wohl gemerkt: sich GEGEN ein Kind zu entscheiden, ist leicht (Verhütungsmittel, Abtreibung; auch NER und Enthaltsamkeit), sich FÜR ein Kind zu entscheiden, ist in vielen Fällen [Punkt]

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Hey, Angelo,
wollte das News Zitat nicht veralgemeinert wissen, dass es ausnahmen gibt (dennoch: die Mehrheit entscheidet sich aufgrund egoistischer "Vorteile" gegen Kinder) ist damit ja nicht widerlegt. Aber wenn du dir die Newsreportage gibst, wirst du merken dass dort nur egoistisch motivierte Statements gegen Kinder vorkommen.
Linus, selbst noch kinderlos.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Linus hat geschrieben:die Mehrheit entscheidet sich aufgrund egoistischer "Vorteile" gegen Kinder) ist damit ja nicht widerlegt.
Hi Linus,

ich möchte auch zu bedenken geben, daß es nicht nur die Eltern oder potentiellen Eltern sind, die an einer solchen Entscheidung beteiligt sind, sondern auch die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft. Wenn ein Paar etwa in Ballungsräumen wie München, Frankfurt oder Stuttgart sich eine Wohnung nur leisten kann, wenn beide verdienen, ist es schwieriger, eine Familie zu planen. Wenn beide dann erst sehr spät in ihrem Berufsleben eine Stellung erreichen, die ihnen ermöglicht, auf längere Sicht zu planen (ewige Zeitverträge, häufige Stellenwechsel, Firmenpleiten etc.), dann schiebt das die Familiengründung auch immer weiter nach hinten. Die Liste ließe sich fortsetzen. Ich sehe nur in meinem Freundeskreis, daß die Idealsituation (ein Partner verdient genug, daß der andere sich wirklich um die Kinder kümmern kann), immer seltener überhaupt möglich ist. Da kann man natürlich mit dem Finger auf die Leue zeigen, die sich dann gegen Kinder entscheiden. Aber in Wahrheit sind wir dafür alle mitverantwortlich.

Gruß
SD

Benutzeravatar
Granuaile
Beiträge: 780
Registriert: Freitag 5. Mai 2006, 11:31
Wohnort: Zürich

Beitrag von Granuaile »

Auch Kinderlose bezahlen Steuern, Sozialabgaben usw. entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten. Es trifft wohl zu, dass sie vom sozialen Beitrag der Kindererziehung entbunden sind. Diese Zeit können sie aber durchaus sozialfördernd einsetzen, beispielsweise durch ehrenamtliche Aufgaben in Kirche und Kommune. Ich finde es falsch, in einer Schwarz-weiss-Sicht die kinderlosen Mitbürger als Schmarotzer und die kinderreichen als gesellschaftliche Helden darzustellen. Deshalb halte ich auch nichts von einer generellen Rentenkürzung für Kinderlose.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema