Sind christliche Sozialisten keine Christen ?

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Pit
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Sind christliche Sozialisten keine Christen ?

Beitrag von Pit »

Hallo "Kreuzgänger",

ich lese hier im "Kreuzgang" immer wieder, daß die Kirche etwas gegen Sozialisten unternehmen müsste. Nun, wenn hier einige User der Meinung sind, daß Sozialisten nicht Christen sein können, dann sollten sich diese User mal mit der Biographie von Leonard Ragatz beschäftigen.

Gruß, Pit
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Kommt drauf an, welchen Sozialismus Du meinst.
In jedem Fall lohnt es sich, die Instruktion der Glaubenskongregation "Libertatis nuntius" vom 6. August 1984 zur Theologie der Befreiung zu lesen (Denzinger/Hünermann 4730-4741). Es gehört für mich zum Besten, was je über die Theologie der Befreiung (die ja nun wirklich sozialistisch, kommunistisch war) geschrieben wurde.

Und die harmlosen Herz-Jesu-Sozialisten um Kolping und Norbert Blüm - kein Problem.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Welcher Christ könnte die sozialistische Internationale mitsingen?

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Was sollen den christliche Sozialisten sein?

Ich bin einfach römisch-katholisch, das reicht mir als Bekenntnis.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo "Knecht",

nun, dem Bekenntnis nach bin ich auch römisch-katholischer Christ, keine Frage.
Das hindert mich aber nicht daran, an Überzeugungen der der religiösen/christlichen Sozialisten "festzuhalten", mit somit auch aus Überzeugung als christlichen Sozialisten zu bezeichnen.

Was ist christlicher Sozialismus?
Gute Infos gibt es unter
www.wikipedia.org/christlicher_sozialismus

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Was sollen den christliche Sozialisten sein?

Ich bin einfach römisch-katholisch, das reicht mir als Bekenntnis.
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Tacitus,

ich meine den (christlichen) Sozialismus, wie ihn - z.B - Leonard Ragatz, Ernesto Cardenal, Dom Helder Camara, Paul Tillich und andere vertreten bzw. vertraten.

Gruß, Pit
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

ODer auch der (für mich heilige) Erzbischof Romero

LG
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Jungs, das ist ein bisschen viel auf einmal.
Ernesto Cardenal? Das ist doch das Feigenblatt der Sandinisten! Theologie der Befreiung pur. Ich denke schon, dass er Christ ist, aber seine Theologie kann ich nun absolut nicht teilen.
Marxismus und biblische Lehre sind im Kern unvereinbar, auch wenn Marxisten und Christen in einigen Punkte der Analyse oder gesellschaftlicher Ziele übereinstimmen mögen.
Johannes Paul II. in "Libertatis nuntius" (1984) hat geschrieben:(VII.9.) Wir rufen wiederum ins Gedächtnis, daß der Atheismus und die Negation der menschlichen Person, ihrer Freiheit und ihrer Rechte im Zentrum der ganzen marxistischen Anschauung stehen. Diese enthalten daher in sich die Irrtümer, die die Wahrheiten des Glaubens über die ewige Bestimmung der Menschen direkt bedrohen.

(IX.10.) Jedoch bringen die "Befreiungstheologien", durch deren Verdienst die bedeutenden Stellen der Propheten und des Evangeliums über den Schutz der Armen die ihnen eigene Bedeutung wiedererlangt haben, den Armen der Heiligen Schrift und das Proletariat von Karl Marx heillos durcheinander. Dadurch wird die christliche Auffassung vom Armen entstellt, und das Eintreten für die Rechte der Armen wird zur Klassenauseinandersetzung nach dem ideologischen Maßstab des Klassenkampfes. Dann aber bezeichnet die Kirche der Armen eine Klassenkirche, die die Erfordernisse des revolutionären Kampfes als Schritt zur Befreiung erkannt hat und die die Befreiung in ihren liturgischen Riten mitfeiert.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Dirk hat geschrieben:Welcher Christ könnte die sozialistische Internationale mitsingen?
kommunistisch mein lieber Dirk, die Sozis(zumindest in Ö war das immer so) singen was anderes.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Tacitus hat geschrieben:Marxismus und biblische Lehre sind im Kern unvereinbar
Zustimmung , wers nicht glaubt gebe sich bitte mal die MEGA (Marx-Engels Gesamtausgabe) Der Marx war ordentlich satanistisch angehaucht....

PS@ Pit dein link zu christlichem Sozialismus führt interesannter weise ins Nirvana... "dieser Artikel existiert noch nicht" ... wohl nicht ohne Grund.

und man denke an den Syllabus errorum §IV
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Linus,

was den Link betrifft, habe ich mich vertippt. Aber gib doch mal bei der wikipdia-suchmaschine "religiöser Sozialismus" "christliche Sozialisten" oder ähnliche Stichwörter ein, oder einfach Leonard Ragatz - das war einer der bekanntesten Vertreter der christlichen Sozialisten.

Gruß, Pit

Hallo Tacitus,

zugegeben, einige Vertreter der Befreiungstheologie sind in späterer Zeit übers Ziel hinausgeschossen, aber die Grundideen der Befreiungstheologie waren in Ordnung.

O.k:
Ernesto Cardenal war auch nur ein Beispiel, das mir spontan einfiel.

Gruß, Pit
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Linus

Lies mal "Utopia" des hl. Thomas Morus da ist Marx und Engels ein Lamperl

LG
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ralf hat geschrieben:Das Lehramt ist der Befreiungstheologie à la Gutiérrez (von heute!) ganz und gar nicht abgeneigt. Das Problem mit dem Marxismus und dem Beginn dieser in Lateinamerika entstandenen Theologie ist, dass eine zu starke schwarz/weiß-Malerei von Seiten mancher Verfechter betrieben wurde (die Reichen als die Bösen schlechthin) und dass es Priester gab (und nachwievor gibt), die nicht nur ideel, sondern auch aktiv den bewaffneten Widerstand unterstützt haben, bspw. Ernesto Cardenal in Nicaragua.
Sobal die Schiene der Gewaltlosigkeit verlassen wird, ist meine Sympathie beendet.
Gutiérrez aber (der ja mit Bischof Gerhard aus Regensburg befreundet ist und auch zu dessen Bischofsweihe hier war) ist vollkommen mit der Kirche versöhnt, sowohl mit der Hierarchie als auch natürlich wie seit jeher mit der Basis. Anders dagegen Leonardo Boff.

Die Frage aber für uns stellt sich doch dahingehend (ist aber auch nicht neu): brauchen wir eine Befreiungstheologie hier in nserem Land und in Europa?
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Sozialismus, Pit, ist eine materialistische Ideologie.
Damit ist von vornherein klar – ohne daß ich mich über
konkrete Gegensätze im Detail auszulassen bräuchte –,
daß er mit dem Glauben der Kirche unvereinbar ist.

Das Thema der sogenannte „Befreiungstheologie“ sollten
wir unabhängig davon behandeln. Einige ihrer früheren
Protagonisten haben sich längst völlig disqualifiziert. Ich
nenne Boff und Cardenal als abschreckende Beispiele.
Sie lehren völlig heterodox – nicht nur in Fragen, die mit
der „Befreiungstheologie“ zu tun haben – und sind auch
in ihrer angeblichen »Option für die Armen« durch ihren
eigenen Lebensstil ganz unglaubwürdig.

Cardenal, der verkommene Millionärssohn, hat sich über-
dies als mörderischer Revolutionär hervorgetan. Jüngst
brüstete er sich, eifriger Bordellgänger zu sein.

Gustavo Gutiérrez dagegen ist aus einem völlig andern
Holz. Nenn’ ihn um Gottes willen nicht mit den beiden
oben genannten Kanaillen in einem Atemzug.

Diskutieren kann man über seine Thesen dennoch. Muß
man sicher auch. Aber gut kirchlich. (Ralf, den ich oben
zitiert habe, könnte dazu gewiß mehr beitragen als ich …)
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Linus
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Beitrag von Linus »

FioreGraz hat geschrieben:@Linus

Lies mal "Utopia" des hl. Thomas Morus da ist Marx und Engels ein Lamperl

LG
Fiore
Ich weiß ;-) aber Thomas Moré negiert ja auch Gott nicht....
(und wer mal in die MEGA reingeschnuppert hat, stinkt noch nach Tagen nach schwefel...)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach ja, der Thomas Morus … Fiore, das würd’ ich hier mal weglassen.
Die Interpretation der Utopia wäre ein Thema für sich. (Ein politisches
Programm jedenfalls war sie sicher nicht.)
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Leute,

weil hier wohl immer noch Zweifel bestehen, was denn christlicher Sozialismus sein soll, hier ein Linktip:
www.brsd.de

Gruß, Pit
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Hallo Leute,

weil hier wohl immer noch Zweifel bestehen, was denn christlicher Sozialismus sein soll, hier ein Linktip:
www.brsd.de

Gruß, Pit
:flop:
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Hallo Leute,

weil hier wohl immer noch Zweifel bestehen, was denn christlicher Sozialismus sein soll, hier ein Linktip:
www.brsd.de

Gruß, Pit
Oder hier -> http://www.sm-und-christsein.de/

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

:D

Lieber Knecht Ruprecht,

da hast Du was falsch verstanden! Es geht um Sozialismus und nicht um Sadomaso, obwohl in beiden Worten ein s und ein m enthalten sind. 8)
Aber bei Deinem Link zum Thema Sadomaso und Christsein gewinnt das Wort Jesu: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die andere hin! eine ganz neue Bedeutung.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Tacitus,

tja, nimm es dem guten "Knecht" doch nicht so übel, er hat da halt etwas verwechselt. Immerhin fangen beide Worte mit s an, und da kann das schon mal passieren. ;D
Ansonsten ist mir allerdings nicht bewusst, daß es einen Zusammenhang zwischen ernstgemeintem Sozialismus und jedweger Art von SM gibt. :D :kratz:

Gruß; Pit
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Doch, lieber Freund Pit, jetzt geht mir der tiefere Sinn von Knecht Ruprechts Beitrag auf! Er hat schon längst verstanden, was ich erst jetzt zu begreifen beginne: Sozialismus ist Sadomaso!

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Pit
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Beitrag von Pit »

Nun ja, aber dann habe ich da immer noch einige Fragen:

- Sind nur Sozialisten Sado-Masochisten oder auch die Kommunisten ?
- Wenn das aber auch auf Kommunisten - die sich teils, nicht selten unberechtigterweise, auf den Sozialismus berufen - zutrifft, waren dann Lenin, Stalin und Mao S/M-Anhänger ?

und

- Wenn Sozialisten (auch christliche) Sado-Masochisten sind/waren, traf das dann z.B. auch auf Leonard Ragatz zu? Immerhin war er Christ, und für Christen ist S/M nicht gerade salonfähig, oder ?

Also, Du siehst schon - Fragen über Fragen [Punkt]

Vieleicht kann mir unser lieber "Knecht" diese Fragen ja beantworten !

christlich-sozialistischen Gruß
Pit
Tacitus hat geschrieben:Doch, lieber Freund Pit, jetzt geht mir der tiefere Sinn von Knecht Ruprechts Beitrag auf! Er hat schon längst verstanden, was ich erst jetzt zu begreifen beginne: Sozialismus ist Sadomaso!
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben:Nun ja, aber dann habe ich da immer noch einige Fragen:

- Sind nur Sozialisten Sado-Masochisten oder auch die Kommunisten ?
- Wenn das aber auch auf Kommunisten - die sich teils, nicht selten unberechtigterweise, auf den Sozialismus berufen - zutrifft, waren dann Lenin, Stalin und Mao S/M-Anhänger ?

und

- Wenn Sozialisten (auch christliche) Sado-Masochisten sind/waren, traf das dann z.B. auch auf Leonard Ragatz zu? Immerhin war er Christ, und für Christen ist S/M nicht gerade salonfähig, oder ?

Also, Du siehst schon - Fragen über Fragen [Punkt]

Vieleicht kann mir unser lieber "Knecht" diese Fragen ja beantworten !

christlich-sozialistischen Gruß
Pit
Tacitus hat geschrieben:Doch, lieber Freund Pit, jetzt geht mir der tiefere Sinn von Knecht Ruprechts Beitrag auf! Er hat schon längst verstanden, was ich erst jetzt zu begreifen beginne: Sozialismus ist Sadomaso!
Also meiner Meinung nach, sind das alles falschentwickelte Menschen, aber die Begriffswahl fällt auch schwer. Ob das nun falsch-, fehl- oder unterentwickelt benannt werden soll. Jedenfalls ist jede Aus- oder Entartung der Sexualität, der Verbindung zwischen Mann und Frau ein Bruch mit Gottes Gesetz.
Die Sozialisten kommen darum ins Spiel, weil die alles, was gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist, unterstützen; Abtreibung, Homoehe oder "Sterbehilfe" im Grunde müßte Abtreibung im sozailistischen Muster in ebenfalls in "Mutterhilfe" umbenannt werden.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo "Knecht",

sorry, aber dem stimme ich nicht ganz zu. Das der Sado-Masochismus nicht ganz - sagen wir mal normal ist, ok. Dem stimme ich als gläubiger Christ zu. Das christliche Sozialisten - und nur um die geht es eigentlich ihn diesem Thread - Abtreibung etc. befürworten oder gutheissen, wäre mir nue. Ich weiss nicht, ob Du schon mal Texte von christlichen Sozialisten gelesen hast, aber wenn ja, wirst Du ziemlich schnell merken, daß Deine Meinung diesbezüglich nicht gerade durch die heutige Situation oder die Geschichte gedeckt wird.

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Nun ja, aber dann habe ich da immer noch einige Fragen:

- Sind nur Sozialisten Sado-Masochisten oder auch die Kommunisten ?
- Wenn das aber auch auf Kommunisten - die sich teils, nicht selten unberechtigterweise, auf den Sozialismus berufen - zutrifft, waren dann Lenin, Stalin und Mao S/M-Anhänger ?

und

- Wenn Sozialisten (auch christliche) Sado-Masochisten sind/waren, traf das dann z.B. auch auf Leonard Ragatz zu? Immerhin war er Christ, und für Christen ist S/M nicht gerade salonfähig, oder ?

Also, Du siehst schon - Fragen über Fragen [Punkt]

Vieleicht kann mir unser lieber "Knecht" diese Fragen ja beantworten !

christlich-sozialistischen Gruß
Pit
Tacitus hat geschrieben:Doch, lieber Freund Pit, jetzt geht mir der tiefere Sinn von Knecht Ruprechts Beitrag auf! Er hat schon längst verstanden, was ich erst jetzt zu begreifen beginne: Sozialismus ist Sadomaso!
Also meiner Meinung nach, sind das alles falschentwickelte Menschen, aber die Begriffswahl fällt auch schwer. Ob das nun falsch-, fehl- oder unterentwickelt benannt werden soll. Jedenfalls ist jede Aus- oder Entartung der Sexualität, der Verbindung zwischen Mann und Frau ein Bruch mit Gottes Gesetz.
Die Sozialisten kommen darum ins Spiel, weil die alles, was gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist, unterstützen; Abtreibung, Homoehe oder "Sterbehilfe" im Grunde müßte Abtreibung im sozailistischen Muster in ebenfalls in "Mutterhilfe" umbenannt werden.
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katja
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Beitrag von katja »

Hallo ihr fleißigen Forianer!

Das Thema, was ihr hier diskutiert habt, beschäftigt mich auch schon seit längerer Zeit.
Hier http://www.freitag.de/2006/14/06141101.php gibt es einen sehr interessanten Artikel einer evangelischen Pfarrerin, die selbst den sogenannten „Sozialsimus“ in der DDR miterlebt hat, zu dem Thema.
Ich kann ihr in vielen –wenn auch nicht allen- Punkten zustimmen, finde aber, dass man erstmal festlegen muss, wie sich Sozialismus überhaupt definiert, bevor man sich hier auf eine Diskussion einlassen kann.

Für mich ist Sozialismus der Versuch, eine politisch und wirtschaftlich gerechte Gesellschaft aufzubauen.
Wir bekommen doch alle mit, was hier tagtäglich vor sich geht – das soziale an der sozialen Marktwirtschaft wird immer mehr abgebaut, die Krankenversicherungen bezahlen immer weniger, Arbeitslose bekommen nur noch Hartz 4, immer mehr kleine Unternehmen müssen dichtmachen und ihre Leute entlassen. Aber nicht nur das – in der sog. „Dritten Welt“ sterben immer noch tagtäglich Tausende an Hunger, und die USA machen immer noch Staaten dort von sich abhängig, um ihre Rohstoffe und ihre Arbeitskräfte auszubeuten.
Und trotzdem steigt die Anzahl der superreichen Leute ständig an, man kann sich an der Börse durch reine Spekulation eine goldene Nase verdienen und es werden Millionen für Werbung ausgegeben, die (v.a. junge) Menschen täuscht und sogar Abhängigkeiten (z.B. von Alcopops) fördert.

Wer von denen, die erkannt haben, wie ungerecht dieses System ist, kann denn da noch tatenlos zu sehen und sich sagen „wir können da ja sowieso nichts machen“. Wer, wenn nicht wir, gerade wir als Christen? Gerade wir sollten ein Verantwortungsbewusstsein haben für die Leute um uns herum, auch wenn sie noch so weit von uns entfernt sind „Liebe deinen Nächsten“ und „Du sollst nicht töten“ – unser wirtschaftliches System tötet täglich.

Sozialismus will eine humane Verteilung der materiellen Werte – in unserem Land und auf der ganzen Welt. Sozialismus bedeutet, dass der Staat der Wirtschaft auf die Finger schaut, dass keiner sich extrem bereichern kann und keiner um seine Existenz kämpfen muss.
In Deutschland wird das teilweise noch praktizert, indem z.B. von den Steuern, die wir alle zahlen, Hartz 4 gezahlt werden kann. Aber durch den immer stärkeren globalen Wettbewerb kann sich Deutschland das anscheinend bald nicht mehr leisten, deshalb reicht es nicht aus, wenn nur Deutschland bzw. Europa für eine so soziales System eintritt, auf der ganzen Welt muss der Bevölkerung bewusst werden, wie wichtig das ist. Und wir dürfen nicht zulassen, dass die hart erkämpften guten Arbeitsbedingungen in Deutschland wieder eingeschränkt werden. Denn das Geld dafür ist ja da – es befindet sich eben nur bei Privatleuten, auf Banken und an der Börse.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es möglich ist, ein bisschen mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt zu erreichen! Aber dabei sollte uns unser Glaube Wegweiser sein, denn wohin Bemühungen in diese Richtung, die Gott außen vor lassen, führen, dass hat uns ja die DDR gezeigt.
Das Christentum fordert uns mit dem Gebot der Nächstenliebe auf, aktiv und kritisch in unserer Gesellschaft zu leben, es verweist uns dabei immer wieder darauf, auf Gott zu hören und schenkt uns durch ihn immer wieder neue Hoffnung. Der Sozialismus könnte, wenn er richtig verstanden wird, dabei einige nützliche Anleitungen liefern, frei nach dem Motto „Drum prüfet alles und behaltet das Gute“.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Katja und Pit, ich bin ganz eurer Meinung: sozialistische Elemente (wenn sie denn nicht materialistisch sind) müssen in Deutschland deutlich gestärkt werden! Es muss wieder einen Primat der Politik über die Wirtschaft geben. Aber egal, ob mit SPD, CDU, FDP oder den Grünen - all diese Parteien sind offensichtlich vollkommen von internationalen Finanzinteressen beherrscht oder kooptiert. Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir extreme Parteien wählen.

katja
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Beitrag von katja »

Das sehe ich ganz genauso, auch wenn es mir selbst nicht so ganz gefällt, weil ich mit diesen Parteien in Themen wie z.B. Abtreibung nicht übereinstimme. Wenn wir aber der Vorherrschaft der Wirtschaft ein ernstzunehmendes Gegengewicht entgegen setzen wollen, müssen wir diese Parteien wählen.
Und es gibt beispielsweise in der Linkspartei auch einige chritsliche Abgeordnete; das lässt uns hoffen, dass es da eine stärkere Annäherung an chrstliche Werte gibt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es ist richtig, daß das soziale Element in der Politik derzeit nahezu
völlig untergeht im Sog des neoliberalen Monetarismus, wie ihn die
Herren des Geldes diktieren.

Die Regierung aus SPD und Grünen hat, solange sie an der Macht
war, diese Tendenz noch verstärkt. Der neuerlich Regierungswechsel
bedeutet eine neue Beschleunigung der verderblichen Fahrt.

Daß Teile der SPD und insbesondere der CSU wenigstens etwas zu
bremsen versuchen, nützt nicht viel. Die SED oder PDS – oder wie
immer sie jetzt heißt – würde daran gar nichts ändern. Im Gegenteil,
wo sie in Regierungsverantwortung ist, treibt sie die verhängnisvolle
Politik noch voran.

Daß ein Oskar Lafontaine auch einmal vernünftige Denkansätze
hatte – die wohl vor allem von seinem früheren Berater Heiner Flaß-
beck stammten –, ändert daran leider nichts.

Woran liegt es, daß man die Sozialleistungen immer weiter ein-
schränken zu müssen meint? – Vor allem sind es folgende Gründe:
1. zu geringe Einnahmen wegen der hohen Arbeitslosigkeit (bzw.
    zu geringer Beschäftigung);
2. zu geringe Einnahmen wegen der Umkehrung der Alterspyra-
    mide, also des Verhältnisses von Erwerbstätigen und Rentnern;
3. zu geringe Einnahmen wegen der zu geringen Löhne und Gehäl-
    ter der Erwerbstätigen;
4. zu geringe Einnahmen wegen der sinkenden Arbeitgeberanteile
    an den Sozialbeiträgen.

Wenn also tatsächlich den Sozialkassen Geld fehlt, kann man nicht
– ohne weitere, grundsätzlichere Änderungen der Politik – stur auf
dem bisherigen Status beharren. Man kann Sozialleistungen nicht
auf Dauer auf Pump finanzieren, sie müssen vielmehr erarbeitet wer-
den.

Die Frage ist: Wie kann man mit Erfolg erreichen, daß Sozialleistun-
gen wieder finanzierbar werden?

Dazu einige Gedanken. Erstens hat sich die Behauptung als falsch
erwiesen – und nicht erst jetzt, sondern bereits mehrfach in der Ge-
schichte –, eine „Senkung der Arbeitskosten“ (also der Löhne und
Gehälter einschließlich der sogenannten Nebenkosten fürs Soziale)
führte zu wirtschaftlicher Belebung.

Das Gegenteil ist der Fall. Die Industrie fährt erhebliche Gewinne ein,
doch partizipieren daran vor allem die Aktionäre. Hier herrscht weit-
hin die Mentalität, kurzfristig die shareholders zu befriedigen (und
natürlich die Vorstände). Die Arbeitnehmer gehen leer aus, ebenso
die Volkswirtschaft insgesamt, weil die Unternehmensgewinne nicht
hinreichend in die Kaufkraft des Volks zurückfließen; aber auch, weil
bei weitem nicht genügend reinvestiert wird, jedenfalls nicht im In-
land.

Umgekehrt ist auch das Argument verfehlt, niedrige Arbeitskosten
kämen dem „Standort Deutschland“ zugute. Wir brauchen gar kein
ausländisches Kapital. Das kommt sowieso – und bemächtigt sich der
von der öffentlichen Hand verscherbelten Infrastruktur, nebenbei
eine weitere volkswirtschaftliche Katastrophe.

Was brauchen wir also tatsächlich? – Erstens: Schluß mit dem Lohn-
und Gehaltsdumping. Hierbei sind staatliche Maßnahmen unerläß-
lich, notfalls auch Eingriffe in die „Tarifautonomie“.

Zweitens staatliche Kontrolle des Devisenverkehrs. Unternehmensge-
winne müssen primär im Inland bleiben und dort reinvestiert oder an
die Arbeitnehmer ausgeschüttet werden. Hierbei ist auch an eine ver-
schärfte Börsenaufsicht sowie an Einschränkungen des Aktienhandels
zu denken. Insbesondere beim Derivatehandel sind, sofern nicht gänz-
liche Verbote, empfindliche Steuern auf diese schädlichen Casino-Wet-
ten geboten.

Hierzu gehört auch, daß dem Diktat der Rohstoffbörsen hinsichtlich
der Energiepreise Einhalt geboten wird. Zum Beispiel durch feste
Lieferverträge mit den Erzeugerstaaten. Jedenfalls müssen die enor-
men Gewinnmargen des spekulativen Zwischenhandels an den Spot-
märkten eliminiert werden. Vollständig.

Drittens die staatliche Förderung zukunftsträchtiger Investitionen
durch langfristige, zinsgünstige Kredite. Dazu brauchen wir eine ech-
te Nationalbank als wirtschafts- und finanzpolitisches Instrument der
Regierung. Schluß also mit der niemals und durch nichts irgendwie
begründeten, aber von allen geglaubten Behauptung von der Not-
wendigkeit „unabhängiger“ Notenbanken.

Weshalb sollte wohl eine Notenbank unabhängig vom Staat sein? –
Damit sie um so abhängiger von den internationalen Herren des Gel-
des ist und deren Interessen allein dient. So ist heute die Lage. Schluß
damit. Weg mit Maastricht, weg mit der EZB, für eine Bundesbank,
die dem deutschen Volk gehört und von ihm kontrolliert wird, mit
einer angegliederten KfW also besonderem Instrument nationaler
Wirtschaftsförderung.

Unter zukunftträchtigen und darum förderungswürdigen Investitio-
nen sind insbesondere solche in die öffentliche Infrastruktur zu ver-
stehen. Ich habe es hier neulich schon einmal geschrieben: »Arbeit
schaffen für alle durch neue Ziele, neues Denken. Landesausbau
und Erschließung, Magnetbahn und Schiffahrtswege, Wasserkraft
statt Krötenbiotop und Kernkraft statt Windmühlen. Das muß der
Staat nicht selber tun. Er muß es aber lenkend, fördernd und for-
dernd anstoßen. Denn allein bleibt die Wirtschaft gelähmt. Den
Transrapid nach Paris und Moskau. Nach Palermo, Konstantinopel
und Kiew. Eine neue Generation von Hochtemperaturreaktoren.
Gelder in die Forschung: für Kernfusion und Brennstoffzelle.«

Und nebenbei: Auch der Staat selber muß wieder zu investieren be-
ginnen. Zu beginnen wäre mit dem Abbau des erheblichen Erhal-
tungsrückstaus bei der öffentlichen Infrastruktur. Schulen, Straßen,
Brücken, Wasserwerke. Die Substanz verfällt weithin.

Vierter Punkt: Förderung der Familien, drastische Erhöhung der
Kinderzahl. Aber dazu sag’ ich jetzt nichts, das wär’ ein Thema für
sich.
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Robert, dies ist ein Horrorkatalog.
Du denkst leider in Kategorien des Nationalstaates in den Zeiten des Merkantilismus. Dies ist aber auf Grund der technologischen und logistischen Möglichkeiten unserer Zeit leider überholt.
Dein Glaube in die konstruktive Kraft Leviathans macht mich, grade bei Dir, stutzig.

Sag doch gleich, dass Du einen Staatsmonopolkapitalismus willst! Berufe Dich dabei aber nicht ausgerechnet auf die CSU!
Man darf Gott danken, dass Du nicht in der Politik geblieben bist.

Das heißt nicht, dass einige Punkte in Deiner Analyse falsch wären. Du hast z.B. recht, wenn Du behauptest, dass ein Drehen an den Lohnnebenkosten wenig bringt. Man müsste schon mit Billiglohnländern konkurrieren, um dadurch neue Arbeit zu schaffen. Das kann niemand wollen.
Wenn die Gewinne der Unternehmer explodieren (wobei nebenbei die Eigenkapitalausstattung der meisten Unternehmen erbärmlich ist!), dann muss das Geschäft anscheinend florieren, die auf dem Markt angebotene Ware sich also verkaufen. Insofern sehe ich hier kein Problem.
Die Frage ist, wie gesamtwirtschaftlich neue Arbeitsplätze entstehen können.
Auch hier gilt: Von den USA lernen, heißt siegen lernen. In den USA entstanden in den letzten Jahrzehnten massenhaft Arbeitsplätze und zwar v.a. qualitativ hochwertige! Wir lernen:
1. Niedrige Energiepreise!
2. Massenhafte Beteiligung der Bevölkerung an den Unternehmen via Aktien.
3. Niedrige bürokratische Hürden für die Gründung einer Unternehmung.
4. Wissenschaftliche Elitenbildung zulassen.

Statt dessen in D:
ad 1: Ökosteuer
ad 2: postsozialistisches Jammern über zu hohe Gewinne a la PDS und Robert
ad 3: rot-grüne Regelungswut
ad 4: kollektivistisches Denken rechts, egalitäres Denken links.

Es müsste also nichts weniger stattfinden als ein Mentalitätswechsel. Wir bräuchten eine Flucht in den Kapitalismus!
Es wäre schön, Dich bei dieser Flucht dabeizuwissen, Robert.

katja
Beiträge: 3
Registriert: Freitag 21. April 2006, 14:47

Beitrag von katja »

@ Robert : Herzlichen Dank für diesen konstruktiv- kritischen Beitrag !
Was du schreibst, klingt plausibel, aber ich denke doch, dass die PDS durchaus den neoliberalen Trend wenn schon nicht aufhalten, so wenigstens mindern kann, und wenn vielleicht auch nur dadurch, dass sie auf die etablierten Parteien Druck ausübt, je stärker sie wird. Dass die SPD gerade auch im Wahlkampf plötzlich wieder sozialere Kompromisse eingegangen ist, lag sicher auch daran, dass sie keine Wähler an die Linke verlieren wollte. Und ist die Linke nicht die einzige größere Partei, die keine bzw. fast keine Lobby hat und eben deshalb die Interessen der unteren Schichten mehr im Auge hat als alle anderen Parteien?
Sicher ändert das nichts an negativen Tendenzen, die es auch in dieser Partei gibt, aber ich finde dieses Gegengewicht zur neoliberalen Politik doch unverzichtbar.
Deinen 4 Punkten stimme ich voll zu, werden sie aber nicht gerade durch die Forderungen der Gewerkschaften beantwortet?
1. Anstatt Arbeitszeitverlängerung in den Bereichen, wo es machbar ist, die 30- Stunden- Woche (auf jeden Fall aber auch inoffiziell nicht mehr als 40 Stunden pro Woche) sodass tendenziell 2 Leute 30 statt einer 60 Stunden arbeiten.
2. eine kinderfreundlichere Politik
3. Mindestlohn (es sollte eigentlich auch eine obere Grenze geben!! Es ist wirklich nicht einsehbar, dass manche Leute mehr Geld verdienen als sie jemals ausgeben können, aber der Staat seine Sozialleistungen nicht finanzieren kann.)
4. Arbeitgeberanteile erhöhen

Das Problem bei diesen Forderungen ist nur, dass gerade die Punkte 1, 3 und 4 viele Unternehmer nicht mitmachen wollen und deshalb mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland drohen – darum müsste die Einhaltung dieser Auflagen staatlich gefördert werden. Das wäre eine gute Investition in die Zukunft, denn es würde auch die Kaufkraft der Bevölkerung steigern, und z.B. durch Punkt 1 würden dem Staat Kosten für Arbeitslosigkeit entfallen.
Deinen Antworten auf die 4 Punkte kann ich voll zustimmen, abgesehen davon, dass ich der Kernenergie kritischer gegenüberstehe. Aber besonders eine staatliche Kontrolle der Börse und arbeitsbeschaffende staatliche Investitionen finde ich wichtig.
Das alles hört sich sehr gut an – für mich stellt sich nur die Frage, wer darauf aufmerksam machen soll wenn nicht die Gewerkschaften und die Linkspartei? Die Kirchen sollten sicher auch bei dem einen oder anderen Punkt deutlicher Stellung beziehen, wobei sie auch nicht zu politisch werden dürfen.

@ Tacitus:
Eine Flucht in den Kapitalismus?
Ich kann Deine Gedanken teilweise schon nachvollziehen, v.a. den Gedanken, dass, je mehr Freiheit den Unternehmen gewährt wird, (siehe Punkt 3), die Unternehmer desto mehr Gewinne erwirtschaften können und demzufolge sich die gesamtwirtschaftliche Lage verbessert. Viele Leute denken so, aber der Haken daran ist m. E., dass die Volkswirtschaft von den Gewinnen der Unternehmen eben nicht viel zu sehen bekommt – v.a. viele Besitzer von großen Unternehmen, die es sich leisten können, stecken die Gewinne selbst ein anstatt zu investieren.
Die Beteiligung der Bevölkerung an Aktien sehe ich auch kritisch, weil der Großteil der Börsengeschäfte von geschickten Spekulanten manipuliert wird. In Russland wurden nach der Wende Aktien von allen ehemaligen volkseigenen Betrieben an die Bevölkerung verteilt, das wäre Deiner Meinung nach ja genau das Richtige, oder? Und was ist passiert? Spekulanten haben die Aktien zu Spottpreisen gekauft und sich somit die Betriebe unter den Nagel gerissen.
Wirtschaftsaufschwung durch Laissez- faire finde ich zu gefährlich, ich habe selbst erlebt, wie egoistisch die meisten Menschen handeln. Selbst wenn ihre Firma nahe am Konkurs ist, denken sie doch nur an sich und versuchen, auch auf Kosten der ganzen Firma wo es nur geht, einen Vorteil zu erlangen – die Großen wie die Kleinen.
Die Politik muss einfach in manchen Dingen eingreifen und mehr Gerechtigkeit schaffen – auf die Gutherzigkeit der Unternehmer zu hoffen wäre naiv.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
... Schluß mit dem Lohn-
und Gehaltsdumping. Hierbei sind staatliche Maßnahmen unerläß-
lich, notfalls auch Eingriffe in die „Tarifautonomie“.

... staatliche Kontrolle des Devisenverkehrs. Unternehmensge-
winne müssen primär im Inland bleiben und dort reinvestiert oder an
die Arbeitnehmer ausgeschüttet werden. Hierbei ist auch an eine ver-
schärfte Börsenaufsicht sowie an Einschränkungen des Aktienhandels
zu denken.

... daß dem Diktat der Rohstoffbörsen hinsichtlich
der Energiepreise Einhalt geboten wird.

... staatliche Förderung zukunftsträchtiger Investitionen
durch langfristige, zinsgünstige Kredite. Dazu brauchen wir eine ech-
te Nationalbank als wirtschafts- und finanzpolitisches Instrument der
Regierung.
[left]http://www.kreuzgang.org/images/flags/belarus.gif[/left] Няхай будзе мiр чалавецтву ва ўсiм свеце. Няхай будзе мiр у Беларусi!
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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