Athanasius2 hat geschrieben:
Das ist so nicht ganz wahr. In Berlin und sogar Frankfurt haben Feuerwehrleute sich den Barbaren entgegengestellt und Feuer gelöscht. Ich bin kein Deutscher, aber nicht alle Deutsche waren 1938 Antisemiten und einige haben ihre eigene Familien und gesellschaftliche Position gefährdet um auch nur die jüdischen Gebäuden zu schützen (damals wurden noch nicht wirklich massiv Juden getötet, sicherlich nicht auf offener Straße).
Das ist so leider nur zu wahr. Ich habe nicht gesagt, daß die Deutschen alle Antisemiten waren. Sie waren es vor 1933 nicht und nach 1933 auch längst nicht alle. Der Antisemitismus war in anderen Ländern in der Bevölkerung wesentlich stärker verbreitet als in Deutschland, etwa in Frankreich oder Polen. Das macht die Sache aber eigentlich nur noch schlimmer. Hätten die Deutschen sich aus Überzeugung an den Pogromen beteiligt, könnte man ihnen wenigsten die Verblendung als mildernden Umstand anrechnen. Natürlich gab es auch Ausnahmen, wie Du sie oben ansprichst. Jedoch hatten solche Feuerwehrleute dann mit Sanktionen seitens ihrer Vorgesetzten zu rechnen...
Der Zusammenbruch nicht nur der Rechtsordnung, sondern auch des Rechtsgefühls nach Januar 1933 war total. Er war vorbereitet durch eine zunehmende Radikalisierung und Gewaltbereitschaft aller politischen Gruppen vor 1933, er war sozusagen nur deren Fortsetzung, jedoch nun gezielter und mit größerer Konsequenz. Die ersten Opfer waren ja auch keineswegs die Juden, sondern Kommunisten, Sozialdemokraten und andere politische Gegner.
Niemand leugnet, daß es zu Vergewaltigungen durch amerikanische und britische Soldaten gekommen ist, ebenso durch deutsche Soldaten. Aber das waren aufs Ganze gerechnet seltenere Fälle. Vergewaltigung als Massenphänomen ist eine Sache der Roten Armee gewesen.
Eine britische Version der Kristallnacht, die ein Verbrechen war, ist nicht immer die Realität gewesen in állen deutschen Städten. Und die Juden durften damals noch monatelang danach nach Madagaskar, Zypern und Palästina auswandern.
Ein mehr als unglücklicher Euphemismus. Sie durften also noch auswandern. Und wer zu blöd war, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten, tja, der landete eben in Auschwitz.
Auch die Torturen, die sinnlosen Torturen von jungen Männern von 18 bis 20 Jahren, die ideologisch nichts zu verantworten hatten als ihre Pflicht für ihr Vaterland getan zu haben.
Vor dem Terror durch die Sowjets und die Alliierten kam allerdings der Terror durch die lokalen NSDAP- und SS-Schergen, die diese jungen Männer in den militärischen Dienst gezwungen haben und sie beim leisesten Anzeichen von Widerstand oder Aufgabebereitschaft abgeknallt haben. Von einer Pflicht für das Vaterland kann ich da leider nichts erkennen. Statt der erwarteten "Befreiung" kam dann die Bestrafung durch die Siegermächte - die weitaus schlimmer hätte ausfallen können, da ist man sich wohl einig.