Warum sitzt Europa auf dem Stier?
Verfasst: Dienstag 14. Januar 2025, 17:22
Der Mythos Europa wird bildlich dargestellt i. Z. mit einem Stier, aber
warum sitzt Europa auf dem Stier?
Die feministische Historikerin Annette Kuhn hält dem durch die Ovid-Überlieferung patriarchal geprägten Mythos eine alternative Lesart entgegen, die das frühe Matriarchat einbezieht. So sieht sie das Matriarchat am Wirken, da die Mutter Europas, Telephassa, über den triebgesteuerten Zeus zwei Strafen für sein liebestolles Verhalten gegenüber Europa verhängt, und zwar
a) die Verweigerung der Liebe Europas und
b) das Sterben der Natur. /1
Es erscheint durchaus nachvollziehbar, dass sich Zeus nicht als "kosmische Kuh" verkleidet, sondern als "kosmischer Stier":
Annette Kuhn interpretiert demnach den Europa-Mythos dahingehend, dass Zeus überhaupt erst in der „Verkleidung“ als Stier, welcher als ein Symbol für matriarchalische Ordnung fungierte – hervorgegangen aus dem damals noch weit verbreiteten mythologischen Symbol der „kosmischen Kuh“ –, sich Europa annähern konnte. Die einfache Botschaft des Europa-Mythos lautet ihrer Interpretation nach:
Liebe kann nicht erzwungen werden! /2
Wenn dies die wesentliche Klage des Feminismus ist, dann wäre damit dessen Ursache geklärt.
Aber der mythologischen Erzählung vom "Raub der Europa" kann kein unmittelbarer Zwang entnommen werden, denn
der Mythos lautet zusammengefasst so:
Europa war die Tochter des phönizischen Königs Agenor, König von Phoenizien. Als sie sich eines Tages mit ihren Freundinnen am Strand des Mittelmeeres aufhielt, verliebte sich Göttervater Zeus in das schöne Mädchen und beschloss, es zu verführen und zwar unter der List der Verwandlung in die Gestalt eines weißen Stieres, der sich ganz zutraulich der scheuen Jungfer Europa näherte. Das Mädchen verlor seine Scheu und kletterte schliesslich verwegen auf den Rücken des weissen Stiers. "Wilder Ritt" hin, "freiwillige Entführung" her: Zeus brachte Europa nach Kreta. Dort erst gab er sich ihr in seiner wahren Gestalt zu erkennen und sie liess sich von ihm drei Söhne schenken, Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Nach einer Verheißung der Aphrodite wurde Europas heimatlicher Erdteil nach ihr benannt.
Erscheint die Geopolitik rund um den Mythos Europa mehr von (freiwilliger) Verführung oder von der Interpretation einer (zwangsweisen) Entführung mithin "Räuberei" geprägt?
Ist letztere Interpretation die natürliche Ursache für die beiden Strafen zu a) und b)?
Wenn es Zwang gab, worin bestand er?
Warum sitzt Europa auf dem Stier?
___
/1 Vgl.: Europa (Tochter des Agenor), Wikipedia,
(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Europa_ ... es_Agenor) [Abruf: 14. Januar 2025]).
/2 Vgl.: Kuhn, Annette, Warum sitzt Europa auf dem Stier? Matriarchale Grundlagen von Europa, Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW: Frauen verändern EUROPA verändert Frauen. PDF, 2009, Archivierte Kopie, Internet Archive, 08.01.2015,
(https://web.archive.org/web/20150108160 ... 8_Kuhn.pdf [Abruf: 14. Januar 2025]), vgl. Dornkönig und Froschröschen, Kreuzgang org, 12.04.2022,
(viewtopic.php?p=929641#p929641 [Abruf: 14. Januar 2025]).
warum sitzt Europa auf dem Stier?
Die feministische Historikerin Annette Kuhn hält dem durch die Ovid-Überlieferung patriarchal geprägten Mythos eine alternative Lesart entgegen, die das frühe Matriarchat einbezieht. So sieht sie das Matriarchat am Wirken, da die Mutter Europas, Telephassa, über den triebgesteuerten Zeus zwei Strafen für sein liebestolles Verhalten gegenüber Europa verhängt, und zwar
a) die Verweigerung der Liebe Europas und
b) das Sterben der Natur. /1
Es erscheint durchaus nachvollziehbar, dass sich Zeus nicht als "kosmische Kuh" verkleidet, sondern als "kosmischer Stier":
Annette Kuhn interpretiert demnach den Europa-Mythos dahingehend, dass Zeus überhaupt erst in der „Verkleidung“ als Stier, welcher als ein Symbol für matriarchalische Ordnung fungierte – hervorgegangen aus dem damals noch weit verbreiteten mythologischen Symbol der „kosmischen Kuh“ –, sich Europa annähern konnte. Die einfache Botschaft des Europa-Mythos lautet ihrer Interpretation nach:
Liebe kann nicht erzwungen werden! /2
Wenn dies die wesentliche Klage des Feminismus ist, dann wäre damit dessen Ursache geklärt.
Aber der mythologischen Erzählung vom "Raub der Europa" kann kein unmittelbarer Zwang entnommen werden, denn
der Mythos lautet zusammengefasst so:
Europa war die Tochter des phönizischen Königs Agenor, König von Phoenizien. Als sie sich eines Tages mit ihren Freundinnen am Strand des Mittelmeeres aufhielt, verliebte sich Göttervater Zeus in das schöne Mädchen und beschloss, es zu verführen und zwar unter der List der Verwandlung in die Gestalt eines weißen Stieres, der sich ganz zutraulich der scheuen Jungfer Europa näherte. Das Mädchen verlor seine Scheu und kletterte schliesslich verwegen auf den Rücken des weissen Stiers. "Wilder Ritt" hin, "freiwillige Entführung" her: Zeus brachte Europa nach Kreta. Dort erst gab er sich ihr in seiner wahren Gestalt zu erkennen und sie liess sich von ihm drei Söhne schenken, Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Nach einer Verheißung der Aphrodite wurde Europas heimatlicher Erdteil nach ihr benannt.
Erscheint die Geopolitik rund um den Mythos Europa mehr von (freiwilliger) Verführung oder von der Interpretation einer (zwangsweisen) Entführung mithin "Räuberei" geprägt?
Ist letztere Interpretation die natürliche Ursache für die beiden Strafen zu a) und b)?
Wenn es Zwang gab, worin bestand er?
Warum sitzt Europa auf dem Stier?
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/1 Vgl.: Europa (Tochter des Agenor), Wikipedia,
(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Europa_ ... es_Agenor) [Abruf: 14. Januar 2025]).
/2 Vgl.: Kuhn, Annette, Warum sitzt Europa auf dem Stier? Matriarchale Grundlagen von Europa, Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW: Frauen verändern EUROPA verändert Frauen. PDF, 2009, Archivierte Kopie, Internet Archive, 08.01.2015,
(https://web.archive.org/web/20150108160 ... 8_Kuhn.pdf [Abruf: 14. Januar 2025]), vgl. Dornkönig und Froschröschen, Kreuzgang org, 12.04.2022,
(viewtopic.php?p=929641#p929641 [Abruf: 14. Januar 2025]).