Es gibt Mythen und Opferkulte, welche, so irreal, ja irrsinnig sie sind, ein Volk gleichwohl stark machen können, weil es aus ihnen Identität, Kraft und Mut bezieht. (Sehr lehrreich berichtet etwa Augustin, was der alte Varro darüber zu sagen hatte – kleiner Lektüretip für Interessierte.) Der Pferdefuß unsres heutigen Kults besteht darin, daß er das Böse als das Eigene, das Gute dagegen als das stets Fremde feiert.
Daraus kann keine gesunde Identität, kann kein gesundes Volk gedeihen. Vielmehr stellt dieser Kultus eine perpetuierte religiöse Unterwerfungsgeste dar – faktisch gegenüber jenen, die von außen diesen Kultus oktroyiert haben.
Natürlich ist zusammen mit dem Kult auch eine eigene einheimische Priesterkaste eingesetzt worden, welche den Kult zelebriert, die Teilnahme aller am Opfer überwacht und Widerstrebende brandmarkt.
Genau dies ist jetzt wieder zu beobachten. Einer hat öffentlich zwar nicht einmal die Teilnahme am Opferkult verweigert, wohl aber ihm durch ganz säkulare Flapsigkeit die sakrale Maske von der Fratze gerissen. Sakrileg! Blasphemie! kreischen die Hohenpriester des bizarren Unterwerfungskults.
Der heilige Bonifatius hat seinerzeit bei Geismar die Donnerseiche umgehauen. Der Donnerschlag blieb aus, kein Mjǫllnir kam geflogen, allenfalls ein Vogelschiß. Wie die Hessen vom Donners- und Wodenskult befreit wurden, warten die Stelen des ungleich härter knechtenden Kults unserer Gegenwart ihrer Fällung.
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