Was ist deutsch?

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Holzi hat geschrieben:Filserdeutsch ist nicht bayrisch, sondern satirisches Hochdeutsch.
Ok, dann nehmen wir doch einfach mal den Wikipedia-Artikel über München auf "Obaboarisch". Ich hoffe, der ist nicht satirisch:

https://bar.wikipedia.org/wiki/Minga
Minga (amtli: München) Aussproch: [ˈmɪŋ(:)ə] is de Haptstod vo Bayern. In da Umgebung (2–3 km) hoasst ma s oft aa oafach de Stod. Minga is mid 1,5 Milliona Einwohna de gresste Stod vo Bayern und hinta Berlin und Hamburg de drittgresste Stod vo Deitschland. De Stod gheat zu de wichtigstn Wirtschofts-, Vakeas- und Kuituazentren vo Eiropa. Minga is aa da Vawoitungssitz vom Regiarungsbeziak Obabayern.
Und hier etwas über München auf Alemannisch, meinem Heimatdialekt. Ungefähr so spricht man im äußersten Südwesten Bayerns, in Teilen Österreichs und der Schweiz:

https://als.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchen
De Name Münche werd inere Urchund us em Joor 1158 as forum apud Munichen („Maart bi Münche“) gnennt und isch uursprüngli en Dativ Plural vo althochtütsch munih „Mönch“, bidüttet aso „bi de Mönche“ (vgl. Stadtwappe). So Ortsnamebildige sind recht hüüfig. S Probleem i demm Fall isch, as historisch kai älteri Sidlig vo Mönche noogwise were cha. De zimmli umstrittni Sprochwüsseschaftler Theo Vennemann veträted d Uffassig, as d Wurzle vom Name Münche scho vill elter segi und uf e vermuetiti Vaskonischi Ursproch zrugg gängi.
Holzi hat geschrieben:Ich kenne genügend Ausländer, die sich sehr wohl an die jeweilige Landessprache angepasst haben.
Klar gibt's die, und zwar massenhaft, das bestreite ich doch gar nicht. Polen mit weitgehend akzentfreiem Hochdeutsch, Türken, die härtestes Kölsch sprechen, Süditaliener mit deutlichem südhessischen Tonfall usw. sind doch keine Seltenheit. Nur wenn die Leute mal in eine andere Gegend Deutschlands mit einem vollkommen anderen Dialekt kommen, verstehen sie ungefähr noch so viel wie in den Niederlanden.

Der niederländische Wikipedia-Artikel über München fängt übrigens so an:
München ([ˈmʏnçən]?; Beiers: Minga) is de hoofdstad van de Duitse deelstaat Beieren en met 1.429.584 inwoners[1] de derde stad van Duitsland. München is een kreisfreie Stadt en behoort tot de belangrijkste economische en culturele centra in de Bondsrepubliek.
Das kann ich problemlos verstehen, jedenfalls nicht schwerer als die gleichen Sätze auf "Plattdüütsch". Sind die Unterschiede zwischen Niederländisch und Hochdeutsch deiner Meinung nach wirklich größer als zwischen Bayrisch oder Alemannisch und Hochdeutsch?

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7882
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von holzi »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:[...]Das kann ich problemlos verstehen, jedenfalls nicht schwerer als die gleichen Sätze auf "Plattdüütsch". Sind die Unterschiede zwischen Niederländisch und Hochdeutsch deiner Meinung nach wirklich größer als zwischen Bayrisch oder Alemannisch und Hochdeutsch?
Jetzt kapier' ich, worauf du raus willst: Nein, rein sprachlich könnte Niederländisch auch ein niederdeutscher Dialekt sein. Der Unterschied zwischen Sprache und Dialekt ist Folgender: "eine Sprache ist ein Dialekt mit eigener Armee und Flotte".

Benutzeravatar
Hubertus
Beiträge: 15232
Registriert: Montag 3. Mai 2010, 20:08

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Hubertus »

Zur Unterscheidung Sprache vs. Dialekt gibt einen ganz kurzweiligen Überblick:

https://www.youtube.com/v/O-kpweTq1-Y

https://www.youtube.com/v/mgRsKibtNYw

https://www.youtube.com/v/WWiqRQRhWuo
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Yeti »

Siard hat geschrieben:Schön für sie, aber für die heutige Situation nur sehr bedingt von Interesse. Als eine wichtige Säule würde ich die Sprache ja auch ansehen, aber alleine ist sie nicht tragfähig.
Wenn man nach Definitionen sucht, was und wer deutsch ist, bleibt nicht viel anderes übrig als einen Blick in die Geschichte zu tun; zumindest gilt das für die einigermaßen homogene deutsche oder deutsch gewordene Bevölkerung der Vergangenheit. Weshalb sollte die Sprache allein nicht tragfähig für eine Definition dessen sein, was und wer deutsch ist? Die Zusammensetzung der Germanen aus Stämmen, die sich i.d.R. nicht mehr biologisch-ethnisch definierten, sondern durchaus multiethnisch zusammengesetzt sein konnten, aber sich um sogenannte 'Traditionskerne' gruppierten, also Elitegruppen, welche sich über die Genealogie des Fürstenhauses definierten, lässt in den meisten Fällen - neben stammesgeschichtlich differenten Traditionen der Rechtssetzung, der Sitten und des (religiösen) Kultus - nur die gemeinsame Definition über die Sprache zu. Ich finde diesen Gedanken übrigens richtungs- und zukunftsweisend (interessanterweise aus der eigenen Vergangenheit) für eine deutsche Gesellschaft, die immer mehr nicht nur nicht mehr ethnisch homogen ist, sondern es eigentlich niemals war. Neu an der Situation wäre dann höchstens, dass plötzlich Menschen aus Gegenden der Welt hierher kommen, von deren Existenz man zu Zeiten der germanischen Stämme gar nichts wusste.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Welche Absicht? Ich habe nicht nur an dieser Stelle den Eindruck, von Dir etwas untergeschoben zu bekommen.
Um darauf zu antworten, müsste ich wissen, was dies sei, was ich dir nach deinem Empfinden "unterschiebe". Meine Vermutung ist, dass du ganz grundsätzlich allen Kategorien und Definitionen Deutschen und dem Deutschen gegenüber misstraust. Ursache dafür sind die Versuche, solchen Festlegungen im Konkreten durch Verallgemeinerungen aus dem Weg zu gehen; soviel meine ich zumindest aus deinen bisherigen Beiträgen nicht nur zu diesem Thema wahrgenommen zu haben. Könnte ich mit meiner Vermutung richtig liegen? Wenn ja, ist das möglicherweise nicht deine direkte Absicht oder es stehen Motive dahinter, die ich nicht kenne. Wenn nein stehe ich auf dem Schlauch und wäre erst recht für Aufklärung dankbar.
#gottmensch statt #gutmensch

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Niels »

Lass Dich mal in "Schneemensch" umbenennen. Dann reden wir weiter. ;D
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von overkott »

Außer in Köln und Düsseldorf ist das Nationalgetränk der Deutschen tschechisch. Natürlich hat sich Regensburg deshalb sofort die Städtepartnerschaft gesichert, ebenso wie Lüttlich, Limoges, Sillein, Birmingham ( Alabama) und Takasaki.

Dabei war der Exportschlager aus Pilsen nicht Bier, sondern Rindfleisch. Die Pilsner waren 3 Jahre lang Viehhändler, kauften Rinder in Böhmen und der Slowakei, hatten vielleicht deshalb einen der größten Marktplätze Europas, der immer noch eine bedeutende Kulisse liefert:

https://www.google.de/maps/@49.747256,1 ... 56!6m1!1e1

Auf diesem Marktplatz schütteten die Pilsener nach über 5 Jahren aus Marketinggründen ihre bisherige braune Brühe aus und beriefen 1842 den bayerischen Braumeister Josef Groll nach Pilsen. Und der erfand am 8. Oktober das Pilsner Urquell. Man merkt in der einschlägigen Literatur, wie die Bayern um ihren Weltruf kämpfen. Aber das ist gehopft, wie gesprungen. Denn die Stammwürze ist maßgeblich geprägt durch das Anbaugebiet um Saaz. Für uns Ungebildete ist das ein böhmisches Dorf, für Braumeister aber der Beweis, dass die Deutschen in der Seele Mitteleuropäer sind.

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Niels hat geschrieben:Zu dem Thema gibt es schon mehrere Stränge. ...
Das ist ja auch kein Wunder.

Allmählich kommt mir der Verdacht, daß die Frage "Was ist deutsch?", solange sie isoliert und ohne Bezugs- bzw. Vergleichspunkt gestellt wird, keinen richtigen Sinn ergibt, und daß sie deshalb auch nicht sinnvoll oder gar allgemeingültig beantwortet werden kann. Ungefähr so wie die Fragen "Was ist hell?" oder "Was ist kühl?" ziemlich sinnlos sind, solange sie ohne Kontext und Bezug gestellt werden.

Die Frage "Was ist deutsch?" stellte sich für mich nie ernsthaft, wenn ich in Deutschland (weitgehend) unter Deutschen war. Die Frage stellte sich für mich erst dann bzw. bekam erst in dem Moment überhaupt einen Sinn, in dem ich, entweder im Ausland oder im Umgang mit Ausländern in Deutschland, als Deutscher angesprochen und mit Nicht-Deutschen verglichen wurde.

Den mild tadelnden, leicht entnervten Seufzer "Du bist sooo deutsch!" habe ich während meines Berufslebens (und auch noch danach) hunderte Male gehört. Natürlich nie von Deutschen. Erst durch den Kontakt mit Kollegen im Ausland konnte ich registrieren, daß Eigenschaften, die ich für völlig normal und selbstverständlich oder zumindest für erstrebenswert halte (Genauigkeit, Pünktlichkeit ...), in anderen Gesellschaften durchaus nicht ganz so normal sind, und daß sie den Leuten dort ganz gehörig auf den Wecker fallen können.

Einige Kulturgrenzen verlaufen da übrigens viel näher und ganz anders, als man gemeinhin glaubt. Was die "typisch deutschen Tugenden" angeht, z.B. Pünktlichkeit, hatte ich immer wieder den starken Eindruck, daß viele Kollegen in Ostasien und anderswo viel "deutscher" sind als z.B. einige Kollegen in Köln. (Und ganz besonders die Kollegen in Wien, die reden zwar deutsch, aber Begriffe wie "bis 15:00 Uhr", "im Laufe des Abends", "morgen vormittag" oder "bis zum Ende dieser Woche" hatten offensichtlich völlig andere und für mich gänzlich unerwartete Bedeutungen als in weiten Teilen Deutschlands, wie ich immer wieder feststellen konnte.)

Ich schlage deshalb vor, sich erst einmal an viel einfacheren und konkreteren Fragen zu versuchen, z.B. "Was unterscheidet Deutsche von Österreichern?"

Benutzeravatar
guatuso
Beiträge: 974
Registriert: Freitag 1. März 2013, 23:33
Wohnort: Costa Rica

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von guatuso »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:, daß Eigenschaften, die ich für völlig normal und selbstverständlich oder zumindest für erstrebenswert halte (Genauigkeit, Pünktlichkeit ...), in anderen Gesellschaften durchaus nicht ganz so normal sind, und daß sie den Leuten dort ganz gehörig auf den Wecker fallen können.
Davon kann ich ein Lied singen.
Puenktlichkeit.
Schwank aus meinem Leben:
Ich habe meine (spaetere) Frau kennen gelernt, wir haben uns verabredet, ich sitze im Cafe und warte. Und warte. Und warte. Und nach 30 Minutend denke ich, vedammt, die haette sagen koennen dass sie keine Lust hat.
Und nach 45 Minuten begann ich alle Frauen zu verfluchen.
Und nach einer Stunde war ich zu erschoepft um zu denken.
Und etwa 1 1/5 Stunden spaeter kam sie freudig an!
Ich denke um 2, habe ich fassungslos gesagt.
Woertlicht Antwort:
"Was willst du? Ich bin doch hier!"

Sie hat Sitzung in der Stadtverwaltung um 17 Uhr.
Um 17,15 steht sie noch Zuhause vor dem Spiegel und muss irgendwas machen. Vor ihr liegt eine Busfahrt von ca. 1 Stunde.
Das ist hier normal.
(Vorteil, kein Stress)

Also Eigenschaften wie Puenktlichkeit und Genauigkeit sind Deutsch (und koennen nerven).
Sprache:

Sehr wichtig, wichtiger als man annimmt. Anfangs mit ihr stets in englisch gesprochen. Sie war mir fremd Dann spanisch gelernt. Sie kam naeher, aber noch war fremdheit in mir.
Erst als sie einige Worte in Deutsch sprechen konnte, war sie mir ganz nahe. Nahe und Vertraut.

.Also: Puenktlichkeit, Genauigkeit, und verbindende Sprache. Ich denke das macht Deutschsein aus. (Und Franzosen? Haben die keine verbindende Sprache? Oder Italiener, Russen, Chinesen? Hier haengt es).

Caviteño
Beiträge: 12712
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Caviteño »

guatuso hat geschrieben:.Also: Puenktlichkeit, Genauigkeit, und verbindende Sprache. Ich denke das macht Deutschsein aus.
Die meisten Philippinos kennen zwei deutsche Worte:
"Achtung" - ein Überbleibsel aus den US-Kriegsfilmen, in denen die Deutschen die Bösewichte sind - schließlich grassierten bis in die 70'iger Jahre auch noch ganz abenteuerliche Vorstellung über D. und die "Deutschen" dort
"in Ordnung" - aber nicht im Sinne von ok, sondern im Sinne von "die Dinge in Ordnung bringen", vernünftig machen, ordentlich, organisatorisch gut machen.....

Man muß nur einmal Ausländer fragen, was "deutsch" ist.....

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Caviteño hat geschrieben:... Die meisten Philippinos kennen zwei deutsche Worte:
"Achtung" - ein Überbleibsel aus den US-Kriegsfilmen, in denen die Deutschen die Bösewichte sind ...
Da sind die Freunde hinter dem Atlantik heute (7 Jahre später) schon erheblich weiter. An der Oregon State University gibt es einen Online-Kurs mit dem Titel "What is German Culture?". ( https://courses.ecampus.oregonstate.edu ... ture1a.pdf )

Leider haben sich in den Kurs auch mehrere kleine Ungenauigkeiten eingeschlichen: Schon das auf dem Deckblatt abgebildete Auto ist zwar gelb-rot-schwarz angemalt, was auf den ersten Blick irgendwie ein bißchen "deutsch" aussieht, aber dem Verfasser des Uni-Kurses über deutsche Kultur scheint vollkommen entgangen zu sein, daß das Nationalitätenkennzeichen GE nicht für "Germany", sondern für Georgien steht. Vielleicht hat der Verfasser ("Vladimir Shioshvili") das Bild auch einfach aus seiner alten Heimat mitgebracht und gedacht, daß es immerhin so exotisch und unamerikanisch aussieht, daß es auch ganz gut in einen Kurs über deutsche Kultur passen könnte und daß die Amis sowieso nix merken.

Ganz witzig finde ich die Einführung ins Thema "deutsche Kultur" auf Seite 3 mittels einer kleinen Geschichte. Ein US-Amerikaner kommt zum ersten Mal nach Frankfurt in Deutschland und erlebt folgende fiktive Situation:
As you are exploring the city with the
help of Frankfurt's many modes of public
transport, you happen to sit down next to
a German fellow traveler and as you do
so, you utter – as you would in the US –
in your very best German a polite...

"Hi, how are you?"

...However, instead of replying, “Good,
how are you?”, the other person will
either stare at you blankly or proceed to
tell very earnestly how s/he is doing
(which might take until you have
reached your final destination)!

"Blah blah blah."
Aha. Kein uniformierter Brutalo schreit in der S-Bahn "Achtung", "Hände hoch" oder "Alles raus", und niemand schlägt laut die Hacken zusammen, sondern man hört als Antwort auf eine freundliche Begrüßung lediglich ein sanft plätscherndes, wenngleich auch deutlich zu langes "Blah blah blah". Das ist doch schon mal ein Fortschritt für die zukünftige akademische Elite der USA, oder?

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8550
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Siard »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:"Was unterscheidet Deutsche von Österreichern?"
Die Formulierung der Frage ist untauglich. Was unterscheidet Rheinländer von Westfalen? Was unterscheidet Bayern von Hamburgern?
Fragst Du: ›Was unterscheidet deutsche Staatsbürger von österreichische?‹, wird die Frage sinnvoller. Allerdings mußt Du dann auch noch die Herkunft (der Vorfahren) der Person – wenigstens der letzten zwei Generationen – berücksichtigen.
Trotzdem lag mir auf der Zunge: ›Der Deutschen (Staatsbürger) Glaube, daß in Österreich eigentlich alles so ist – und zu sein hat – wie in der Bundesrepublik Deutschland.‹

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Siard hat geschrieben:... Trotzdem lag mir auf der Zunge: ›Der Deutschen (Staatsbürger) Glaube, daß in Österreich eigentlich alles so ist – und zu sein hat – wie in der Bundesrepublik Deutschland.‹
Auch das kannst du nicht verallgemeinern.

Abgesehen von verschiedenen Urlaubsaufenthalten in Österreich war ich mal eine Weile in Wien (im Opel-Werk in Aspern) beschäftigt. Speziell in Wien ist mir ziemlich schnell aufgefallen, daß dort zwar deutsche Worte benutzt werden, daß diese aber oft eine andere Bedeutung haben als im Rest des deutschsprachigen Raums.

Das trivialste Beispiel, das mir spontan einfällt: Die einfache Standardbestellung "Ich hätte gern 'n Kaffee, bitte" löste regelmäßig ratlose Blicke und Nachfragen aus. Einmal brachte mir die Bedienung daraufhin ein Glas Orangensaft. Als erstes lernte ich deshalb, daß ich in Wien "einen Schwarzen" oder "einen kleinen Braunen" bestellen musste, um reibungslos und zuverlässig das Gewünschte zu erhalten.

Das heißt aber noch lange nicht, daß ich glaube oder fordere, daß in Österreich alles so zu sein hat wie in der Bundesrepublik. Mir reicht es vollkommen aus, daß ich ich weiß, daß da einiges ein bißchen anders ist, und was das ist, damit ich mich anpassen kann.

Raphael

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Raphael »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:Als erstes lernte ich deshalb, daß ich in Wien "einen Schwarzen" oder "einen kleinen Braunen" bestellen musste, um reibungslos und zuverlässig das Gewünschte zu erhalten.
Wenn'ste das in Deutschland machst, dann schlägst das Nazometer Alarm! :pfeif:

CIC_Fan

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von CIC_Fan »

Siard hat geschrieben:
RomanesEuntDomus hat geschrieben:"Was unterscheidet Deutsche von Österreichern?"
Die Formulierung der Frage ist untauglich. Was unterscheidet Rheinländer von Westfalen? Was unterscheidet Bayern von Hamburgern?
Fragst Du: ›Was unterscheidet deutsche Staatsbürger von österreichische?‹, wird die Frage sinnvoller. Allerdings mußt Du dann auch noch die Herkunft (der Vorfahren) der Person – wenigstens der letzten zwei Generationen – berücksichtigen.
Trotzdem lag mir auf der Zunge: ›Der Deutschen (Staatsbürger) Glaube, daß in Österreich eigentlich alles so ist – und zu sein hat – wie in der Bundesrepublik Deutschland.‹
es ist und bleibt Faktum den Deutschen und den Österreicher unterscheidet die gemeinsame Sprache

Benutzeravatar
guatuso
Beiträge: 974
Registriert: Freitag 1. März 2013, 23:33
Wohnort: Costa Rica

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von guatuso »

Raphael hat geschrieben:
RomanesEuntDomus hat geschrieben:Als erstes lernte ich deshalb, daß ich in Wien "einen Schwarzen" oder "einen kleinen Braunen" bestellen musste, um reibungslos und zuverlässig das Gewünschte zu erhalten.
Wenn'ste das in Deutschland machst, dann schlägst das Nazometer Alarm! :pfeif:
:ikb_thumbup: :ikb_thumbup:

Benutzeravatar
guatuso
Beiträge: 974
Registriert: Freitag 1. März 2013, 23:33
Wohnort: Costa Rica

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von guatuso »

Schon die ersten beiden Zeilen der Nationalhymnen Deutschlands und Oestereichs deuten auf den gewaltigen Unterschied der beiden Laender:

Deutschland:
"Einigkeit und Recht und Freiheit
fuer das deutsche Vaterland".


Also die streiten sich staendig, sind Unfreie und absolut Rechthaberisch.

Und Oestereich hingegen:
"Land der Berge, Land am Strome,
Land der Zwerge und der Gnome....
"

Also, was wollts?

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Sempre »

Jeder Deutsche weiß, was das Deutsche Volk ist, von dem das BäDääR-Grundgesetz spricht. Jeder Nicht-Deutsche weiß ebenso, was das Deutsche Volk ist, von dem das BäDääR-Grundgesetz spricht.

Rotzideologen, wie etwa die Wikipedia-Autoren, brauchen mehrere Absätze, um hinwegzuschwätzen, was ist.

Hätte die Wegschwätze auf Wikipedia irgendeine Bedeutung, dann hätte die Nomenklatura von ÄnÄrWä keine Aktion durchgeführt, den Sachverhalt mittels juristischer Winkelzüge vermeintlich abzuschaffen.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3892
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Lycobates »

guatuso hat geschrieben:Schon die ersten beiden Zeilen der Nationalhymnen Deutschlands und Oestereichs deuten auf den gewaltigen Unterschied der beiden Laender:

Deutschland:
"Einigkeit und Recht und Freiheit
fuer das deutsche Vaterland".


Also die streiten sich staendig, sind Unfreie und absolut Rechthaberisch.

Und Oestereich hingegen:
"Land der Berge, Land am Strome,
Land der Zwerge und der Gnome....
"

Also, was wollts?
Na ja, Nationalhymnen und ihre Strophen ...
Ein weites Feld!

Es gäbe ja auch, z.B., diese:
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/Li ... rhymne.mp3
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3892
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Lycobates »

Lycobates hat geschrieben:
guatuso hat geschrieben:Schon die ersten beiden Zeilen der Nationalhymnen Deutschlands und Oestereichs deuten auf den gewaltigen Unterschied der beiden Laender:

Deutschland:
"Einigkeit und Recht und Freiheit
fuer das deutsche Vaterland".


Also die streiten sich staendig, sind Unfreie und absolut Rechthaberisch.

Und Oestereich hingegen:
"Land der Berge, Land am Strome,
Land der Zwerge und der Gnome....
"

Also, was wollts?
Na ja, Nationalhymnen und ihre Strophen ...
Ein weites Feld!

Es gäbe ja auch, z.B., diese:
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/Li ... rhymne.mp3
und auch, diese:
https://www.youtube.com/watch?v=M5V98E3e9eA
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Yeti »

Doppelpass für Deutschtürken: Wir haben uns geirrt
Kernfragen nicht nur für Deutschtürken:
Die große Migrationsbewegung hat erst begonnen. In jedem Jahr werden künftig ein paar Hunderttausend Menschen zu uns kommen. Umso besser. Aber wer wollen die sein? Und wer sollen sie sein?
Was bedeutet das Wort "Staatsbürgerschaft" - und was wollen wir, dass es bedeutet? Es war immer das Argument der Konservativen, dass man nicht zwei Herren dienen könne. Und es war immer das linke Gegenargument, dass der Bürger kein Diener sei, sondern der Souverän. Aber wie ist es, zweierlei Souverän zu sein? Zumal im Fall der Türkei und Deutschlands, deren "Interessen, Ziele und Prinzipien" sich immer stärker widersprechen, wie der CDU-Politiker Jens Spahn richtig festgestellt hat.
Die Einwanderungsgesellschaft nimmt all jene auf, die sich zu ihr bekennen. Wofür brauchen solche Leute noch eine zweite Staatsbürgerschaft?
Aber Geschichte, Tradition, Wurzeln - nichts geht verloren, wenn man eine neue Staatsbürgerschaft annimmt und die alte ablegt. Die Nachfahren der Iren und die Italiener, die nach Amerika ausgewandert sind, haben weder ihre Geschichte noch ihre Tradition noch ihre Wurzeln verloren, auch wenn sie heute Amerikaner sind. Nur wer den Bürger als Konsumenten sieht und den Staat als Dienstleister, für den machen mehrfache Staatsbürgerschaften tatsächlich Sinn. Sie vereinfachen das Leben. Man kann sie dann sammeln wie Kundenkarten von Kaufhäusern oder Tankstellen.
Mit Blick auf die Migration der Zukunft brauchen wir eine erneute Reform des Staatsbürgerrechts. Die doppelte Staatsbürgerschaft sollte nur Bürgern aus EU-Ländern vorbehalten sein. Als Vorläufer einer künftigen EU-Staatsbürgerschaft. Und in Zukunft sollte gelten: Wer in Deutschland geboren wird, ist automatisch Deutscher. Und nur das.
Dem letzten Satz würde ich hinzufügen: Wenn Derjenige das will, hier lebt, bleibt und dazugehören will. Sonst ist die Staatsbürgerschaft wieder nur eine "Kundenkarte".
#gottmensch statt #gutmensch

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Yeti »

#gottmensch statt #gutmensch

Caviteño
Beiträge: 12712
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Caviteño »

Als Unterrichtssprache ist Deutsch allerdings in den Schulen auf dem Rueckzug:

http://junge-transatlantiker.de/wp-cont ... en-USA.pdf

Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wie haeufig man in den USA auf Personen trifft, die deutscher "Abstammung" sind und die auch noch ein paar Brocken Deutsch beherrschen.

Inzwischen zeichnet sich ein neuer Trend ab: Die Anzahl der Amerikaner, die in D. studieren, steigt. D. ist nach England und Kanada das drittwichtigste Gastland fuer US-Studenten. Grund sind die hohen Studiengebuehren, die in den USA anfallen.

http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance ... 3755.html

Vielleicht fuehrt ja die Moeglichkeit eines kostenlosen Studiums zu einem Erstarken der deutschen Sprache und eines sollte man nicht vergessen: Der designierte US-Praesident hat deutsche Wurzeln.

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8550
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Als Unterrichtssprache ist Deutsch allerdings in den Schulen auf dem Rueckzug:
Zunehmend wohl auch in Deutschland. :pfeif:

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Yeti »

Caviteño hat geschrieben:Als Unterrichtssprache ist Deutsch allerdings in den Schulen auf dem Rueckzug:

http://junge-transatlantiker.de/wp-cont ... en-USA.pdf
Die Stärke der deutschen Wirtschaft und Deutschlands führende Rolle in der EU müssen als Argumente für das Erlernen der deutschen Sprache in den Vordergrund gestellt werden. Die relativ geringe
weltweite Verbreitung und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands haben den „Wert“ der deutschen Sprache stark erhöht (Economist 214). Gleichzeitig ist die gezielte staatliche Förderung nach chinesischem Beispiel erstrebenswert.
Es gibt noch einen Stolperstein, der nicht aufgeführt wird: Solange deutsche Unternehmen, auch wenn sie sich "multinational" gerieren (z.B. Mercedes-Benz), als Unternehmenssprache und auf Versammlungen Englisch als Verkehrssprache nicht nur dem Deutschen vorziehen, sondern ganz bewusst sozusagen in vorauseilendem Gehorsam implementieren und damit das deutsche Sprachbewusstsein aufs Übelste schädigen, kann der Staat allein wenig reißen. Umgekehrt knalle ich auch jedem neumodischen "Managerle" aus diesen deutschen Konzernen, wenn sie sich über die schlechten Deutsch- und Rechtschreibkenntnisse potentieller Bewerber beschweren, dann eine solche Backpfeife aufs Maul, dass sie selbiges künftig entweder halten oder zumindest in Deutschland nur öffnen, um die Landessprache zu sprechen. Gerade die "Multinationalität" deutscher Konzerne war ja in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte eher ein Problem als eine "Bereicherung"; als Stichwörter dürften "Anshu Jain" und "Deutsche Bank" genügen. Was die Sprache betrifft, wäre ein selbstbewussteres Auftreten überall sehr zu begrüßen, gerade weil Sprache nicht nur Kommunikationsform, sondern eine ganz eigene Art der Welterschließung ist.
#gottmensch statt #gutmensch

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Was ist deutsch?

Beitrag von Yeti »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Als Unterrichtssprache ist Deutsch allerdings in den Schulen auf dem Rueckzug:
Zunehmend wohl auch in Deutschland. :pfeif:
In Lerngruppen, in denen es um Spracherwerb geht (deutsche Flüchtlings-, Integrations- u. Sprachkurse), wird sehr schnell klar, wer hier was werden möchte und wer einfach nur hier ist, um jemandem auf der Tasche zu liegen. Da gibt es ein unglaublich hohes Beharrungsvermögen auf der Ursprungskultur. Viele von ihnen blicken recht schnell, dass der Spracherwerb nicht nur die Erlernung einer Kommunikationsform ist, sondern das Hineingeborenwerden in eine neue Kultur mit neuen Regeln und Gepflogenheiten - und verweigern sich dem eben mitunter auch.
#gottmensch statt #gutmensch

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema