Die Banalität des Bösen

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overkott
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Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Die Meldung in allen Gazetten über die Bachelor-Arbeit eines Filmstudenten in Aachen veranlasst mich zu einer Reflexion über Die Banalität des Bösen. Professoren an der Fachhochschule Aachen bewerteten den Kurzfilm offenbar mit 14 von 15 Punkten. Bei Youtube fand er große Aufmerksamkeit und wurde überwiegend positiv bewertet. Immerhin 3.000 Zuschauer bewerteten ihn negativ. Was gibt es an dem technisch hervorragenden Film auszusetzen?

Das Video erzählt die Lehre der Nebenfigur Darth Maul aus der Filmreihe Star Wars. Sie repräsentiert einen bösen Antihelden in der Maske eines Teufels. Er bekämpft die Guten und gewinnt. Die Geschichte enthält keine Wendepunkte und ist daher banal. Das Nachdenken über die Banalität des Bösen liegt auf der Hand.

Die Story ist überhaupt die größte Schwäche des Videos. Technische Spielereien stehen im Vordergrund. Wichtige Figuren erscheinen zufällig. Aber das Schlimmste ist die banale Aussage vom Sieg des Bösen.

Mit dem Attentäter vom Sonntag würde niemand sympathisieren wollen. Der Attentäter war nicht böse, weil er Sexuelle angegriffen hat, selbst wenn sie moralische Wertvorstellungen verletzten. Der Attentäter war schlicht böse, weil er Menschen umgebracht hat. Ähnliches gilt für Extremisten aller Richtungen, die Menschen umbringen, weil sie sich selbst für moralisch überlegen halten. Auch staatliche Autoritäten westlicher Länder sind durchaus selbst anfällig für Extremismus durch Mangel an Problembewusstsein und Humanität gegenüber Tätern.

Ein Film mit der Aussage "Ich bin böse und erfolgreich" kann daher nicht gut sein.

Der Film zeigt die Schwäche der Ausbildung an der Fachhochschule Aachen. Diese müsste die angehenden Filmemacher vor der Bachelor-Arbeit in die Priorität der Story einführen. An der Universität Bonn war es im Fach Germanistik schon im 1. Semester Thema, was Kunst sei und ob es dafür auch ein moralisches Kriterium gebe, das die Verherrlichung von Totalitarismus von der Bewertung als Kunst ausschließt. Die Filmemacher müssten daher schon im 1. Semester lernen, dass es beim Film nicht nur um Form und Technik geht, sondern stets um die Auseinandersetzung von Gut und Böse. Dass klassischer Weise das Gute gewinnt und das Böse verliert, kann durchaus problematisiert und in diesem Sinn ironisiert werden, dass der Gute nur mit Schrammen davonkommt und der böse Verlierer durchaus stark gewesen sein kann. Eine Verherrlichung des Bösen kann jedoch nicht mit 1,0 bewertet werden.

Der Ausdruck von der Banalität des Bösen stammt von der Hannah Arendt, einer deutschen Philosophin jüdischer Herkunft, die in New York lehrte. Sie reflektierte das Wort banal, das sich von gemein ableitet und gewöhnlich, nebensächlich meint, nicht explizit. Sie beschrieb damit die unfassbare bürokratische Sachlichkeit eines Massenmörders wie Adolf Eichmann.

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Sempre
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Sempre »

overkott hat geschrieben:Die Meldung in allen Gazetten über die Bachelor-Arbeit eines Filmstudenten in Aachen veranlasst mich zu einer Reflexion über Die Banalität des Bösen. [...] Der Ausdruck von der Banalität des Bösen stammt von der Hannah Arendt, einer deutschen Philosophin jüdischer Herkunft, die in New York lehrte. Sie reflektierte das Wort banal, das sich von gemein ableitet und gewöhnlich, nebensächlich meint, nicht explizit. Sie beschrieb damit die unfassbare bürokratische Sachlichkeit eines Massenmörders wie Adolf Eichmann.
Habe mir den Film nicht angeschaut. Aber so, wie Du es beschreibst, ist doch gerade Hannah Arendt selbst diejenige, die erklärt, wie es zu der Bachelor-Arbeit des Filmstudenten in Aachen kam.

In Arendts Worten: Der Filmstudent hat seine Befähigung zum Tun des Neuen und Außergewöhnlichen gezeigt.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass der Filmstudent einfach nur ein Kind der Zeit ist, das Humor hat.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Raphael »

Zu dem Thema hat sich auch die Erste Allgemeine Verunsicherung Gedanken gemacht und folgendes zweifelsfrei festgestellt:
Das Böse ist immer und überall! 8)

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Niels
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben: Ein Film mit der Aussage "Ich bin böse und erfolgreich" kann daher nicht gut sein.
Das ist aber - Beispiele sind Legion - die Realität in der civitas terrena...
Das auszublenden ist nicht banal, sondern banane. :anton:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Sempre hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Meldung in allen Gazetten über die Bachelor-Arbeit eines Filmstudenten in Aachen veranlasst mich zu einer Reflexion über Die Banalität des Bösen. [...] Der Ausdruck von der Banalität des Bösen stammt von der Hannah Arendt, einer deutschen Philosophin jüdischer Herkunft, die in New York lehrte. Sie reflektierte das Wort banal, das sich von gemein ableitet und gewöhnlich, nebensächlich meint, nicht explizit. Sie beschrieb damit die unfassbare bürokratische Sachlichkeit eines Massenmörders wie Adolf Eichmann.
Habe mir den Film nicht angeschaut. Aber so, wie Du es beschreibst, ist doch gerade Hannah Arendt selbst diejenige, die erklärt, wie es zu der Bachelor-Arbeit des Filmstudenten in Aachen kam.

In Arendts Worten: Der Filmstudent hat seine Befähigung zum Tun des Neuen und Außergewöhnlichen gezeigt.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass der Filmstudent einfach nur ein Kind der Zeit ist, das Humor hat.
Das kann man Hannah Arendt sicher nicht unterstellen. Sie müsste, wenn sie 1975 nicht gestorben wäre, ihre Fassungslosigkeit über die Banalität der Story des Filmstudenten zum Ausdruck bringen. Sie ist banal in ihrer Humorlosigkeit, da man bei dem Video nicht einmal lachen kann.

Tinius
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Tinius »

overkott hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Meldung in allen Gazetten über die Bachelor-Arbeit eines Filmstudenten in Aachen veranlasst mich zu einer Reflexion über Die Banalität des Bösen. [...] Der Ausdruck von der Banalität des Bösen stammt von der Hannah Arendt, einer deutschen Philosophin jüdischer Herkunft, die in New York lehrte. Sie reflektierte das Wort banal, das sich von gemein ableitet und gewöhnlich, nebensächlich meint, nicht explizit. Sie beschrieb damit die unfassbare bürokratische Sachlichkeit eines Massenmörders wie Adolf Eichmann.
Habe mir den Film nicht angeschaut. Aber so, wie Du es beschreibst, ist doch gerade Hannah Arendt selbst diejenige, die erklärt, wie es zu der Bachelor-Arbeit des Filmstudenten in Aachen kam.

In Arendts Worten: Der Filmstudent hat seine Befähigung zum Tun des Neuen und Außergewöhnlichen gezeigt.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass der Filmstudent einfach nur ein Kind der Zeit ist, das Humor hat.
Das kann man Hannah Arendt sicher nicht unterstellen. Sie müsste, wenn sie 1975 nicht gestorben wäre, ihre Fassungslosigkeit über die Banalität der Story des Filmstudenten zum Ausdruck bringen. Sie ist banal in ihrer Humorlosigkeit, da man bei dem Video nicht einmal lachen kann.
Ist dir nicht schon einmal der Gedanke gekommen, dass es viele Menschen mit anderem Humor gibt? Die nicht auf deiner Wellenlänge schwimmen?
Ist dir klar, dass es auch viele Millionen Menschen gibt, die deine religiöse Weltsicht in Anbetracht des massiv herrschenden Elends als komisch bezeichnen würden?

Geh doch mal mit 50 Dollar in der Hand für zwei Monate aus deinem geschwätzigen Mittelstandsbunker nach Südamerika und arbeite was.
Du geilst dich doch völlig grotesk über diese Filmarbeit auf, weil du dir insgeheim wünscht, auch mal aus deinem Korsett ausbrechen zu dürfen.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Niels hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Ein Film mit der Aussage "Ich bin böse und erfolgreich" kann daher nicht gut sein.
Das ist aber - Beispiele sind Legion - die Realität in der civitas terrena...
Das auszublenden ist nicht banal, sondern banane. :anton:
Leitfrage einer Story sollte sein:

A quoi bon?

Wozu ist das eigentlich gut?

Einfach nur einen Müllhaufen zu fotografieren mit dem schlichten Hinweis auf Müllhaufen, ist banal.

Wären in dem Video nicht alle Guten mausetot, wüsste der Zuschauer, die Geschichte geht weiter und mit dem Bösen könnte eventuell schon in der ersten Folge von Star Wars aufgeräumt werden.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Es ist kein Kriterium, ob etwas Kunst ist oder nicht, ob am Ende alle tot sind oder die Bösen gewonnen haben. Overkott, geh einfach mal an Deine Büchersammlung, Abteilung Drama oder Literatur.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Tinius hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Meldung in allen Gazetten über die Bachelor-Arbeit eines Filmstudenten in Aachen veranlasst mich zu einer Reflexion über Die Banalität des Bösen. [...] Der Ausdruck von der Banalität des Bösen stammt von der Hannah Arendt, einer deutschen Philosophin jüdischer Herkunft, die in New York lehrte. Sie reflektierte das Wort banal, das sich von gemein ableitet und gewöhnlich, nebensächlich meint, nicht explizit. Sie beschrieb damit die unfassbare bürokratische Sachlichkeit eines Massenmörders wie Adolf Eichmann.
Habe mir den Film nicht angeschaut. Aber so, wie Du es beschreibst, ist doch gerade Hannah Arendt selbst diejenige, die erklärt, wie es zu der Bachelor-Arbeit des Filmstudenten in Aachen kam.

In Arendts Worten: Der Filmstudent hat seine Befähigung zum Tun des Neuen und Außergewöhnlichen gezeigt.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass der Filmstudent einfach nur ein Kind der Zeit ist, das Humor hat.
Das kann man Hannah Arendt sicher nicht unterstellen. Sie müsste, wenn sie 1975 nicht gestorben wäre, ihre Fassungslosigkeit über die Banalität der Story des Filmstudenten zum Ausdruck bringen. Sie ist banal in ihrer Humorlosigkeit, da man bei dem Video nicht einmal lachen kann.
Ist dir nicht schon einmal der Gedanke gekommen, dass es viele Menschen mit anderem Humor gibt?
Worüber sollte man da lachen? Über die unkreative Reproduktion? Über den Filmemacher? Über die Guten? Über kleine Schwächen des Videos?

Es gibt da nichts zu lachen.

Man kann dem Filmemacher sagen: Technik allein genügt nicht. Der Film ist schlecht, wenn und weil seine Moral schlecht ist. Man darf Attentäter, Massenmörder oder - etwas abstrakter ausgedrückt - das Böse schlechthin nicht verherrlichen.

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Jarom1
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Jarom1 »

overkott hat geschrieben:Wären in dem Video nicht alle Guten mausetot, wüsste der Zuschauer, die Geschichte geht weiter und mit dem Bösen könnte eventuell schon in der ersten Folge von Star Wars aufgeräumt werden.
Wie die allermeisten Zuschauer sicherlich wissen, geht die Geschichte in Star Wars Episode I "Die dunkle Bedrohung" tatsächlich weiter und Darth Maul findet dort sein Ende.

Zur Frage von Gut und Bose in dem Video: Die Jedi sind offensichtlich die "Guten" (wie immer bei Star Wars). Woher nehmen sie allerdings das Recht, Richter und Henker in einer Person zu sein? Schließlich kämpfen sie ebenfalls sofort auf Leben und Tod. Woher nehmen sie dafür die Legitimation?

Star Wars ist nun mal nur ein Märchen ...
Consciousness of sin, certainty of faith, and the testimony of the Holy Spirit

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Jarom1 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wären in dem Video nicht alle Guten mausetot, wüsste der Zuschauer, die Geschichte geht weiter und mit dem Bösen könnte eventuell schon in der ersten Folge von Star Wars aufgeräumt werden.
Wie die allermeisten Zuschauer sicherlich wissen, geht die Geschichte in Star Wars Episode I "Die dunkle Bedrohung" tatsächlich weiter und Darth Maul findet dort sein Ende.

Zur Frage von Gut und Bose in dem Video: Die Jedi sind offensichtlich die "Guten" (wie immer bei Star Wars). Woher nehmen sie allerdings das Recht, Richter und Henker in einer Person zu sein? Schließlich kämpfen sie ebenfalls sofort auf Leben und Tod. Woher nehmen sie dafür die Legitimation?

Star Wars ist nun mal nur ein Märchen ...
Die Einstellung "Nach mir die Sintflut, nach mir Star Wars Episode I" kann sich kein Filmstudent leisten.

Die Legitimation gibt der Autor zunächst durch Markieren der Rollen, insbesondere wenn die Geschichte so primitiv gestrickt ist wie in der Bachelorarbeit.

Dieses Stück darf nicht mit Star Wars verwechselt werden. Star Wars hat als ein Märchen wie jede Story seinen Wert durch die vermittelte Moral. Dabei stellt sich auch natürlich die Frage nach der Bestrafung des Bösen. Soweit etwa Märchen Vorbilder für Hexenverfolgung liefern, wird heute zurecht die Frage nach einem humanen Strafvollzug gestellt. Unmoralische Märchen sind Schundliteratur.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Innenminister Beuth soll einen detaillierten Bericht vorlegen über die Liquidierung eines mutmaßlichen Geiselnehmers. In diesem Rahmen soll geprüft werden, wie die Ausrüstung und Ausbildung der Polizei angepasst werden muss, um eine menschenwürdige Abwehr von Bedrohungssituationen zu gewährleisten. Um eine Verrohung der Sitten bei Beamten zu verhindern und die grundgesetzlich geforderte Disziplin zu sichern, ist gegen einen Angreifer insbesondere der Einsatz schnell wirkender Betäubungsmittel zu erwägen. Um den Schützen nicht erneut in eine lebensbedrohliche Konfliktsituation zu bringen, ist mindestens eine Versetzung vorzunehmen, sofern kein diszplinarisches Vergehen oder gar eine Straftat vorliegt. Der Staat muss alles tun, um ein Anwachsen von Gewalt in Europa zu verhüten.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Overkott, bei Tötungen, die im Rahmen einer Geiselbefreiung begangen werden, sollte man nicht von Liquidieren reden. Das mit den schnell wirkenden Betäubungsmitteln ist Unfug, da man gar nicht richtig dosieren kann, weil man den Täter ja nicht kennt. Da dosiert man dann entweder zu niedrig, weil er vielleicht an Betäubungsmittel gewöhnt ist, eine große Körpermasse hat, einen ungewöhnlichen Kreislauf .., oder man bringt ihn um, obwohl ein Armschuß in der Lage gereicht hätte und möglich war.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Langsam sickern Informationen durch, die weitere Fragen aufwerfen. Offenbar hat es sich nicht um eine Geiselnahme gehandelt, sondern um gefährdete Personen im Einwirkungsbereich. Eine behauptete Geiselnahme ist zur Rechtfertigung einer möglicherweise unangemessenen Handlungsweise der eingesetzten Beamten jedoch von Belang. Die Tötung eines Desorientierten, der nicht auf Geld aus war und nach bisherigem Kenntnisstand weder eine Botschaft hatte, noch eine Forderung stellte, ist nicht verhältnismäßig, wenn keine Verhandlungen geführt wurden und auch nicht tödliche Waffen hätten eingesetzt werden können. Ein Land, das die Todesstrafe abgeschafft hat, darf nicht zur Lynchjustiz übergehen. Die Gefahr der Liquidation von Personen mit anschließender offizieller Geisellegende als Rechtfertigung könnte schließlich jeden Bürger bedrohen.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Offensichtlich haben sich die eingesetzten Beamten von der tatsächlichen Bedrohungslage ein unzureichendes Bild gemacht: Der Getötete hatte offenbar Schreckschusspistolen bei sich. Die Beamten können nicht einmal Angaben zu möglichen Beweggründen machen. Dies soll erst die Identifizierung des Mannes erbringen. Die politische Verantwortung dafür trägt der Innenminister. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag sollte der Sache auf den Grund gehen und eine Umstrukturierung beim SEK ins Auge fassen. Wir möchten keine staatliche Killertruppe.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

In der FAZ und der Welt bemühen sich Redakteure offenbar um die journalistische Wahrheit, während sich die zwangsfinanzierte tagesschau.de wie PR liest und die BILD-Zeitung eine reißerische Geschichte präsentiert. Dass bei einem Einsatz von Schreckschusspistolen und keinem erkennbaren Motiv überhaupt eine Geiselnahme erfolgt sein soll, wie von tagesschau behauptet, ist schwer vorstellbar, während die BILD vom Sprengstoff-Mann phantasiert.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Polizei erschießt verwirrten Jugendlichen aus Norddeutschland. Beim Erscheinen des maskierten Jugendlichen war ein junger Kassierer zunächst nicht überrascht, weil verkleidete Besucher im Kino nicht völlig unüblich sind. Ein älterer Mitarbeiter hingegen hatte Angst. Angebotenes Bargeld lehnte der Jugendliche ab, auch Forderungen stellte er der Polizei nicht. Im Einwirkungsbereich des verwirrten Täters fühlten sich Menschen durch Schreckschüsse und Attrappen bedroht.

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overkott
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Re: Die Banalität des Bösen

Beitrag von overkott »

Für das offensichtlich unangemessene Handeln der eingesetzten Beamten trägt der Innenminister die politische Verantwortung. Politische Brisanz hat der Fall auch in der Debatte um bewaffnete Hilfspolizisten. Das Motto "Operation gelungen, Patient tot" schafft keine innere Sicherheit, sondern bedroht die Bürger. Eine Reorganisation des SEK sowie eine verbesserte Ausstattung und Ausbildung scheint unausweichlich, um Konflikte zu lösen, statt Beteiligte zu töten.

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