Türkei: Religionsfreiheit in den Blick nehmen

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Junia
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Türkei: Religionsfreiheit in den Blick nehmen

Beitrag von Junia »

Hallo :)

Derzeit ziemlich aktuell: Die Beitrittsverhandlungen bzgl. Türkei.
Hier ein Artikel aus der neuesten Nummer der Linzer Kirchenzeitung:

Türkei: Religionsfreiheit in den Blick nehmen

Vor Beitrittsverhandlungen die Menschenrechtsfragen ernsthaft lösen
Religionsfreiheit gilt als einer der Schlüssel in der Frage, ob die EU mit der Türkei über den Beitritt verhandeln soll.

Soll die Europäische Union über einen Beitritt mit der Türkei verhandeln? Diese Frage aus Sicht der katholischen Kirche zu beantworten, „das ist nicht einfach“, sagt Michael Kuhn. Dennoch will der Vertreter der österreichischen Bischofskonferenz in Brüssel zwei grundsätzliche Positionen festhalten: „Ein Hindernis religiöser Art, dass ein Land mit überwiegend muslimischer Bevölkerung Mitglied der EU wird, kann es nicht geben“, zitiert Dr. Kuhn eine Presseerklärung der Bischöfe des EU-Raumes. Und es sei notwendig, „dass auf jeden Fall die Türkei die Grundrechte respektiert. Dazu zählt auch die Religionsfreiheit.“
Doch die Religionsfreiheit wird in der Türkei seit Jahrzehnten verletzt. Auch jüngste Fälle zeigen das: Eric Edelman, US-Botschafter in Ankara, hatte in seiner Einladung zu einem Abendessen am 2. Dezember für mehr als hundert prominente griechisch-orthodoxe US-Bürger Bartholomaios I. als „Ökumenischen Patriarchen“ bezeichnet. Ministerpräsident Tayyib Erdogan untersagte daraufhin schriftlich allen offiziellen türkischen Repräsentanten die Teilnahme an dem Empfang. Weiters erklärte Erdogan im Fernsehen: er werde nicht zulassen, dass ein ausländischer Diplomat einem türkischen Bürger diesen Titel zubillige. Das widerspreche den „nationalen Interessen“. Und nur vier Tage später, am 6. Dezember, wurde in der Nikolaus-Basilika in Myra der traditionelle Gottesdienst zum Festtag des Heiligen nicht erlaubt – erstmals seit 22 Jahren. Der negative Bescheid des Gouverneurs der Provinz Antalya erfolgte ohne Begründung. „Das alles ist der EU-Kommission bekannt“, sagt Dr. Otmar Oehring. 2001 und 2004 hat er Studien über die Christen in der Türkei veröffentlicht. „Ihre Probleme werden auch im EU-Fortschrittsbericht 2004 angeführt“ (linke Spalte). Und Oehring weiter: „EU-Politiker aller Parteien haben mir gegenüber immer wieder betont, wie wichtig ihnen die Frage der Religionsfreiheit sei.“

Nicht nur bei der Religionsfreiheit, so Oehring, auch in anderen Menschenrechtsfragen lässt der Bericht den Schluss zu, „dass die Türkei die Beitrittskriterien noch nicht erfüllt.“ Wenn der EU-Gipfel am 16./17. Dezember aber doch grünes Licht gibt? Dann hofft der Menschenrechtsexperte, dass die Verhandlungen spät beginnen, vielleicht gar erst 2007: „Bis dahin müssen die kritischen Menschenrechtsfragen gelöst und der Nachweis darüber erbracht werden, dass es ernsthafte Lösungen sind.“
Gleichzeitig erwartet Oehring, dass die Diskussion um Religionsfreiheit ernsthaft geführt wird – von beiden Seiten. Denn er sieht, dass die Frage auch „zum Joker“ geworden ist. Vielleicht wollen manche „so lange an der Schraube drehen, dass am Ende doch ein Nein zum EU-Beitritt der Türkei herauskommt.“

Berichte zum Downloaden: www. missio-aachen.de/menschenrechte

Walter Achleitner
Quelle: http://www.kirchenzeitung.at

Wie seht ihr das Thema?

junia
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Also dass die Türkei, ein nicht christliches und nicht europäisches Land der EU betritt, muss auf jeden Fall verhindert werden. Da werde sogar ích bei der nächsten Bundestagswahl wieder CDU wählen. Die Türken stammen - wie der Name schon sagt - aus Turkestan, Kasachstan und anderen turksprachigen Ländern in Südrussland und haben die heutige Türkei erobert. Die haben sie sich natürlich nicht damit begnügt, sondern sind immer weiter auf den Balkan vorgestoßen (dem sie auch den - übrigens persischen - Namen gegeben haben; die Türken sind ja von den Persern islamisiert worden; Balkan bedeutet "Plateau, Hochebene"), ja sie haben sogar nur auf Kosten der Eroberten gelebt!
Diese Aggressoren gegen das christliche Abendland jetzt auch noch in die EU aufzunehmen - das wäre wirklich das Ende.
Außerdem muss man bedenken: Wir haben jetzt schon 2 Mio Türken in Deutschland, mit einem EU-Beitritt kämen noch weitere Türken in unsere Städte. Was ist, wenn sich irgendwann einmal ein gemeinmuslimischer Dschihad einstellen sollte? Dann hätten wir Bürgerkrieg auf unseren Straßen, PETER SCHOLL-LATOUR warnt ja immer davor......
Ich werde übrigens den Verdacht nicht los, dass ERDOGAN, der neue (diesmal islamistische) Atatürk, mit seinem Drängen zur EU die Strategie verfolgt, den türkischen Staat auf lange Sicht hin auszuhebeln, sodass sich endlich das türkische Miltitär als Garant der Laizität entmachten ließe (tatsächlich haben islamistische Organisationen in Europa mehr Handlungsspielraum als in der Türkei).

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Junia
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Beitrag von Junia »

Wenn es um "christlich" geht (nicht nur konfessionsmäßig gesehen), sind auch die derzeitigen EU-Länder nicht unbedingt christlich. Das Argument "nicht christliches Land" zieht daher bei mir nicht ..... da stellt sich bei mir die Frage: Ist die EU christlich, weil in ihr christliche Länder aufgenommen wurden. Ist die Türkei nun für die EU europäisch oder asiatisch ... das bleibt offen. Die Türken selbst, wie sehen sie sich?

Die Frage geht ja darum: Ist die Türkei fähig, Religionsfreiheit in ihrem eigenen Land zu gewähren. Und diese Religionsfreiheit muss auch in den übrigen EU-Ländern in bezug auf den Islam gelten .... Garantie gibt es keine.

Es bleibt spannend, ob Verhandlungen aufgenommen werden oder nicht.

junia
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Dr. Dirk
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Türkei in die EU

Beitrag von Dr. Dirk »

Selbst wenn die Türkei alle von EU-Mitgliedern geforderten Bedingungen erfüllt, vom Wunsch, den Beitritt möglichst kostengünstig zu halten, Verwestlichung von Staat und Gesellschaft, Anerkennung Cyperns bis zur Entschuldigung für den Völkermord an den Armeniern, etc., stellt sich mir immer wieder eine Frage: "Ist die Türkei überhaupt ein europäisches Land?" Ich habe irgendwie den Eindruck, dass diese Frage in der Diskussion überhaupt keine Rolle spielt. Warum eigentlich? Ist diese Frage für eine Migliedschaft in der EU so unwichtig?

Eine andere Frage: Zu behaupten, die EU sei keine kulturelle oder religiöse Gemeinschaft, sondern eine Wertegemeinschaft, ist die eine Seite. Die andere Seite ist aber, ob die Menschen im Alltag diese Wertegemeinschaft mit der Türkei überhaupt finden würden. Ob man Kultur, Religion und Werte überhaupt trennen kann.

Um es anders auszudrücken: Erwartet die EU nicht etwas, was völlig illusorisch ist - nämlich dass die Bürger der Türkei ihre religiöse Identität nach westlichen Vorstellungen eines Regisseurs van Goch u.a. ausrichten?

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Menschenrechtler: Türkei noch nicht reif für Beitrittsverhandlungen

Gesellschaft für bedrohte Völker: Christen werden noch immer diskriminiert - TürkischeR Ministerpräsident Recep: EU-Mitgliedschaft nur dann ein Problem, wenn Europa sich als "Christen-Club" begreife


Artikel unter: http://www.kath.net/detail.php?id=9190

Ich hab diese Bemerkung "Christen-Club" die letzten Tage in verschiedenen Medien gehört - hat Recep das wirklich so gesagt? Eh ich vor Zorn im Karree hüpfe, erkundige ich mich lieber mal in der Runde belesener Foren-Mitglieder, ob dieser Ausdruck so gefallen ist :kratz:

Geronimo

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »


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Junia
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Beitrag von Junia »

Hallo Geronimo,

gib bei google.de das Stichwort Christen-Club ein und du kommst an eine Fülle von Infos. Hier ein Beispiel von n-tv.de als Quelle:

Sonntag, 12. Dezember 2004

"Christen-Club"

Stoiber will die Türkei nicht

Zwischen dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sich im Streit um eine EU-Vollmitgliedschaft der Ton verschärft. Die Opposition in Deutschland scheine zu glauben, mit dem Beitrittswunsch der Türkei könne man Innenpolitik machen, attackierte Erdogan die Unionsparteien in der "Bild am Sonntag". "Das kann man durchaus Diskriminierung nennen." Ein EU-Beitritt der Türkei sei nur dann problematisch, wenn sich Europa als "Christen-Club" begreife. In einer europäischen Wertegemeinschaft habe die Türkei sehr wohl ihren Platz, bekräftigte Erdogan.

Stoiber wies die direkten Vorwürfe zurück. "Herr Erdogan soll wissen, dass (die CDU-Vorsitzende) Angela Merkel und ich gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen werden, dass am 17. Dezember in Brüssel ein Beschluss gefasst wird, der zu einer wirklich ergebnisoffenen Verhandlung mit der Türkei führt", sagte Stoiber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Auf jeden Fall wird eine von uns geführte Bundesregierung ab 2006 gemeinsam mit unseren Partnern, etwa mit Frankreich, alles unternehmen, damit die Türkei kein Vollmitglied der EU wird", fügte Stoiber hinzu. "Die Vollmitgliedschaft der Türkei wird an den Menschen in Europa scheitern. Unser Ziel ist die privilegierte Partnerschaft, weil wir Europa nicht überfordern dürfen."

Die 25 Staats- und Regierungschefs der EU entscheiden am 17. Dezember darüber, ob und zu welchen Bedingungen sie mit der Türkei über einen Beitritt verhandeln.

junia
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dirk hat geschrieben:»Eine andere Frage: Zu behaupten, die EU sei keine kulturelle oder religiöse Gemeinschaft, sondern eine Wertegemeinschaft, ist die eine Seite.«
Würde ein Beitritt der Türkei diese „Werte“ zertöppern: Ich würde den Türken eigenhändig den roten Teppich ausrollen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Amandus
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Beitrag von Amandus »

Vor allem den Amerikanern käme ein EU-Beitritt der Türkei gelegen, würde ein solcher die außenpolitische Handlungsfähigkeit der EU endgültig ins Aus schießen. Die USA könnten ihre weltweite Hegemonie auf lange Zeit hin absichern, der einzige ernstzunehmende Konkurrent (Europa) wäre erledigt.

Ein interessanter Gedanke scheint mir, daß Erdogan die EU dazu nutzt bei sich den Einfluß des Militärs auszuhebeln. Dieses war bislang der einzige Garant für eine laizistische Türkei und putschte nach belieben, wenn sie durch islamische Kräfte in Gefahr geriet. Sollte Europa im letzten Moment einen Rückzieher machen, könnte für die Islamisten in der Türkei doch noch die Party steigen. Eventuell merken die Europäer noch, daß die Sache am Ende wie bei einer Zwickmühle für sie ausgeht ....

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:»Eine andere Frage: Zu behaupten, die EU sei keine kulturelle oder religiöse Gemeinschaft, sondern eine Wertegemeinschaft, ist die eine Seite.«
Würde ein Beitritt der Türkei diese „Werte“ zertöppern: Ich würde den Türken eigenhändig den roten Teppich ausrollen.
Hihihi, dás ist ja der Hintergedanke des Heiligen Vaters (er soll ja für den EU-Beitritt der Türkei sein): je mehr konservative, jeder Aufklärung bare "Europäer" wir in Europa haben, desto besser stehen die Chancen für die Religionen (ist aber ein riskantes Manöver, weil der Islam das Christentum noch immer überrollt hat, wo er auf es traf)......dann kommen wieder so Gesetze gegen Ehebruch, Abtreibung usw......das ist dann der Vorteil bei der ganzen Sache.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Junia hat geschrieben:Wenn es um "christlich" geht (nicht nur konfessionsmäßig gesehen), sind auch die derzeitigen EU-Länder nicht unbedingt christlich. Das Argument "nicht christliches Land" zieht daher bei mir nicht ..... da stellt sich bei mir die Frage: Ist die EU christlich, weil in ihr christliche Länder aufgenommen wurden. Ist die Türkei nun für die EU europäisch oder asiatisch ... das bleibt offen. Die Türken selbst, wie sehen sie sich?

Die Frage geht ja darum: Ist die Türkei fähig, Religionsfreiheit in ihrem eigenen Land zu gewähren. Und diese Religionsfreiheit muss auch in den übrigen EU-Ländern in bezug auf den Islam gelten .... Garantie gibt es keine.

Es bleibt spannend, ob Verhandlungen aufgenommen werden oder nicht.

junia


Also nein, liebe Junia, Europa ist definitiv eine christliche Sache, ein "Christenclub", wie die Türken verächtlich sagen. Unsere Zivilisation ist entstanden, als die Franken (Urholländer) Belgien, Süddeutschland und Nordfrankreich und schließlich ganz Frankreich erobert und besiedelt haben und sich unter Chlodwig in Reims katholisch haben taufen lassen. Das war damals die Zeit, als der Islam und Byzanz die römische Kirche arg in die Zange nahmen, sodass als Bündnispartner der römischen Kirche letztlich nur die neue aufstrebende Macht, das Frankenreich, übrig blieb.
Und diese herrliche Zivilisation (siehe Kathedrale von Chartres, Kölner Dom, den gregorianischen Gesang, der aus Metz kommt), die sich in die beiden Herzländer Europas, Frankreich und Deutschland, gespalten hat, hat mit der Zeit auch in das arabische Spanien, in den skandinavischen Norden und in den slavischen Osten übergegriffen.
Auch wenn heute aus unserer Zivilisation "die Luft raus ist" (das ist aber ganz normal - Zivilisationen kommen und gehen) und wir Europäer eigentlich nicht mehr richtig glauben, so sind und bleiben wir doch kulturelle Christen.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Junia hat geschrieben:Wenn es um "christlich" geht (nicht nur konfessionsmäßig gesehen), sind auch die derzeitigen EU-Länder nicht unbedingt christlich. Das Argument "nicht christliches Land" zieht daher bei mir nicht ..... da stellt sich bei mir die Frage: Ist die EU christlich, weil in ihr christliche Länder aufgenommen wurden. Ist die Türkei nun für die EU europäisch oder asiatisch ... das bleibt offen. Die Türken selbst, wie sehen sie sich?

Die Frage geht ja darum: Ist die Türkei fähig, Religionsfreiheit in ihrem eigenen Land zu gewähren. Und diese Religionsfreiheit muss auch in den übrigen EU-Ländern in bezug auf den Islam gelten .... Garantie gibt es keine.

Es bleibt spannend, ob Verhandlungen aufgenommen werden oder nicht.

junia

Außerdem: Die europäische Gemeinschaft wurde ja als betont christliches Unternehmen überhaupt erst ins Leben gerufen! Die SPD war damals nach dem Kriege voll dagegen. Die Gründerväter der Montanunion waren die Christdemokraten der drei Hauptländer ADENAUER (Deutschland), SCHUMAN (Frankreich) und DE GASPARI (Italien). Die Linken witterten dagegen eine "kapitalistisch-klerikale" Verschwörung hinter dem ganzen Unterfangen (was man nicht ganz abtun kann: sowohl das Kapital, als auch der Vatikan haben die Europaidee von Anfang an unterstützt)!

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Geronimo hat geschrieben:Menschenrechtler: Türkei noch nicht reif für Beitrittsverhandlungen

Gesellschaft für bedrohte Völker: Christen werden noch immer diskriminiert - TürkischeR Ministerpräsident Recep: EU-Mitgliedschaft nur dann ein Problem, wenn Europa sich als "Christen-Club" begreife


Artikel unter: http://www.kath.net/detail.php?id=9190

Ich hab diese Bemerkung "Christen-Club" die letzten Tage in verschiedenen Medien gehört - hat Recep das wirklich so gesagt? Eh ich vor Zorn im Karree hüpfe, erkundige ich mich lieber mal in der Runde belesener Foren-Mitglieder, ob dieser Ausdruck so gefallen ist :kratz:

Geronimo

Na du bist aber leicht in Rage zu bringen.....was ist denn daran so schlimm?...der ERDOGAN war mit Sicherheit nicht der erste, der diesen Ausdruck verwandt hat, soll eine gängige Floskel schon seit Jahren in der türkischen Publizistik sein.

Uwe Schmidt
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Re: Türkei in die EU

Beitrag von Uwe Schmidt »

Dirk hat geschrieben:Selbst wenn die Türkei alle von EU-Mitgliedern geforderten Bedingungen erfüllt, vom Wunsch, den Beitritt möglichst kostengünstig zu halten, Verwestlichung von Staat und Gesellschaft, Anerkennung Cyperns bis zur Entschuldigung für den Völkermord an den Armeniern, etc., stellt sich mir immer wieder eine Frage: "Ist die Türkei überhaupt ein europäisches Land?" Ich habe irgendwie den Eindruck, dass diese Frage in der Diskussion überhaupt keine Rolle spielt. Warum eigentlich? Ist diese Frage für eine Migliedschaft in der EU so unwichtig?

Eine andere Frage: Zu behaupten, die EU sei keine kulturelle oder religiöse Gemeinschaft, sondern eine Wertegemeinschaft, ist die eine Seite. Die andere Seite ist aber, ob die Menschen im Alltag diese Wertegemeinschaft mit der Türkei überhaupt finden würden. Ob man Kultur, Religion und Werte überhaupt trennen kann.

Um es anders auszudrücken: Erwartet die EU nicht etwas, was völlig illusorisch ist - nämlich dass die Bürger der Türkei ihre religiöse Identität nach westlichen Vorstellungen eines Regisseurs van Goch u.a. ausrichten?




Also die Türkei ist natürlich kein europäischer Staat (was man schon an der früheren Bezeichnung "KleinASIEN" ersehen kann), Europa ist eine fränkisch-karolingische Sache, synonym mit dem "christlichen Abendland" plus die von dort aus kolonisierten und christianisierten Länder in Osteuropa.
Die Türkei war aber während der letzten 500 Jahre eine europäische Macht, die die gesamte Balkanhalbinsel ausbeutete (während gleichzeitig Polen im Norden einen ähnlich großen Landblock verwaltete). Aber das waren eher ungebetene Gäste als "Europäer"! Frag mal einen Jugoslaven, ob er in einem Staat mit der Türkei leben möchte (wie heisst der hübsche serbische Ausspruch nochmal....er ist an mir vorbeigegangen wie am türkischen Friedhof d.h. ohne zu grüßen).
Ich sehe zwei Gründe für das Interesse an einem Beitritt von Befürworterseite: die Parallelität zur NATO-Mitgliedschaft (die NATO-Länder sollten möglichst auch in die EU aufgenommen werden) und natürlich das ökonomische Interesse: wir können leichter in dieses 70-Mio-Land exportieren, andererseits werden die Türken, die zu uns kommen, die Löhne ziemlich drücken (was wieder für die Arbeitgeber interessant ist).

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Amandus hat geschrieben:Vor allem den Amerikanern käme ein EU-Beitritt der Türkei gelegen, würde ein solcher die außenpolitische Handlungsfähigkeit der EU endgültig ins Aus schießen. Die USA könnten ihre weltweite Hegemonie auf lange Zeit hin absichern, der einzige ernstzunehmende Konkurrent (Europa) wäre erledigt.

Ein interessanter Gedanke scheint mir, daß Erdogan die EU dazu nutzt bei sich den Einfluß des Militärs auszuhebeln. Dieses war bislang der einzige Garant für eine laizistische Türkei und putschte nach belieben, wenn sie durch islamische Kräfte in Gefahr geriet. Sollte Europa im letzten Moment einen Rückzieher machen, könnte für die Islamisten in der Türkei doch noch die Party steigen. Eventuell merken die Europäer noch, daß die Sache am Ende wie bei einer Zwickmühle für sie ausgeht ....


Ja, das ist auch ein Aspekt, den man sehen sollte: die USA haben noch immer neidvoll auf den europäische Integration geblickt und alles getan, um uns Europäern Steine in den Weg zu legen. Tatsächlich dürfte ein EU-Beitritt der Türkei der Anfang vom Ende dieses politischen Gebildes sein - dann hätten die USA ihr Ziel erreicht.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Uwe Schmidt hat geschrieben:...(ist aber ein riskantes Manöver, weil der Islam das Christentum noch immer überrollt hat, wo er auf es traf)......
CNN hat geschrieben:Friday, December 17, 2004 Posted: 0851 GMT (1651 HKT)
Gadhafi warns Turkey threatens EU

ROME, Italy (Reuters) -- Libyan leader Moammar Gadhafi has said it would be dangerous for the European Union to admit Turkey as a member state, calling the accession bid a "Trojan horse" for Islamic militants like Osama bin Laden.

"As far as the Islamic world is concerned -- including the Islamic extremists, even bin Laden -- they're rejoicing over the entry of Turkey in the European Union. This is their Trojan horse," he was quoted as saying by the Italian media.

"I'm saying only what will happen with the entry of the horse into Troy," he added in comments published on the day EU leaders met in Brussels to discuss whether to begin accession talks with the secular but overwhelmingly Muslim Turkey.

Gadhafi made his comments in an interview with RAI television, which is due to be aired on Friday. A transcript was printed on Thursday in Italy's La Repubblica daily.

The Libyan leader said that he did not care whether Turkey was admitted, explaining that he was "only saying what will be the consequences."

...weiter...
[center]Bild[/center]
Gruß Jürgen

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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Hmm, mir ist absolut unklar, was Oberst Gaddafi mit seinen Antitürkeitiraden bezweckt. Kann mich da jemand aufklären?

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Gefällt mir, was die Österreicher machen. Vor allem, dass sie auf die Doppelmoral der EU bezüglich Kroatien im Vergleich zur Türkei hinweisen.


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Linus
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Beitrag von Linus »

Dirk hat geschrieben:Gefällt mir, was die Österreicher machen. Vor allem, dass sie auf die Doppelmoral der EU bezüglich Kroatien im Vergleich zur Türkei hinweisen.
Tja, wir Österreicher sind halt ziemliche Historiker:Früher war alles anders und besser.

Dass Österrreich ein starkes Interesse an der Mitgliedschaft seiner ehemaligen Länder (auch wen die Kroaten zur ungarischen Krone gehörten) hat, ist ja ach klar, ist Restösterreich doch einer der größten Investoren(in Kroatien mW der größte) in seinen ehemaligen Ländern.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Ragnar
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Re: Türkei in die EU

Beitrag von Ragnar »

Dirk hat geschrieben:...
Um es anders auszudrücken: Erwartet die EU nicht etwas, was völlig illusorisch ist - nämlich dass die Bürger der Türkei ihre religiöse Identität nach westlichen Vorstellungen eines Regisseurs van Goch u.a. ausrichten?
Lieber Dirk,

um es kurz zu machen,
sind denn alle Katholiken mit der Religiösität des heutigen Europas einverstanden?
Istanbul war mal Byzanz,
also Teil der "Wurzeln" die Europa formten,
zudenen (Wurzeln) auch ein Mann aus Galiläa gehört haben soll...

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Tja, wir Österreicher sind halt ziemliche Historiker:Früher war alles anders und besser.
Zu ersteren kann man dir noch zustimmen, zweiteres trifft eher auf verklärte Monarchisten zu.

LG
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Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Dirk hat geschrieben:Gefällt mir, was die Österreicher machen. Vor allem, dass sie auf die Doppelmoral der EU bezüglich Kroatien im Vergleich zur Türkei hinweisen.
uups,
noch mal Dirk
(habe überlesen,
dass das ein älteres Thema ist,
nun aber zu deinem Wort von Heute
).
was sagten die denn,
ich habe bezüglich Kroatien nichts gefunden.

... und wie ist es mit der Doppelmoral bezüglich Serbiens?

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Knecht Ruprecht hat geschrieben: Bei allem Gerede darüber, ob man für oder gegen die EU ist, lohnt sich vielleicht die Frage, ob die Türken überhaupt wissen, was die EU ist. Eine Umfrage bei 4500 Gymnasiasten, der Elite der jungen Generation, ergab Folgendes: 35 Prozent hielten die USA für das führende EU-Mitglied :D
glauben das nicht auch hier viele?
und so ganz abwegig ist das auch nicht...
leider :(

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ragnar hat geschrieben: was sagten die denn,
ich habe bezüglich Kroatien nichts gefunden.

... und wie ist es mit der Doppelmoral bezüglich Serbiens?
Dass man mit der Türkei Beitrittsverhandlungen durchführen will, obwohl es dort heute noch erhebliche Probleme mit den Menschenrechten gibt, die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien aber auf Eis gelegt hat, weil Kroatien sich weigert, einen angeblichen Kriegsverbrecher auzuliefern.

Ähnliche Probleme gibt es mit Sebien, allerdings sind die dort noch nicht festgenommenen Kriegsverbrecher Hauptkriegstreiber gewesen, wie z.B. Karacic.

Mir ist es darüber hinaus völlig uneinsichtig, warum man sich eher um nichteuropäische Länder kümmert, als um europäische. Kroatien wäre nach Slowenien der nächste logische Kandidat für Beitrittsverhandlungen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

FioreGraz hat geschrieben:
Tja, wir Österreicher sind halt ziemliche Historiker:Früher war alles anders und besser.
Zu ersteren kann man dir noch zustimmen, zweiteres trifft eher auf verklärte Monarchisten zu.

LG
PFiore
Ich spreche hier nicht als Monarchist(wenn dann Legitimist) sondern als Österreicher aus einer tiefen inneren Befindlichkeit heraus: Früher war alles Besser, ob unter Kaiser Franz Josef oder Sonnenkönig Kreisky, es führt kein Weg daran vorbei: Dem Österreicher, mag er auch noch so viel darüber raunzen, ist ein monarchistischer Wesenszug eigen.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Dem Österreicher, mag er auch noch so viel darüber raunzen, ist ein monarchistischer Wesenszug eigen.
Ne er ist höchstens ein "Motschkerer"
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Dirk hat geschrieben:
Ragnar hat geschrieben: was sagten die denn,
ich habe bezüglich Kroatien nichts gefunden.

... und wie ist es mit der Doppelmoral bezüglich Serbiens?
...
Ähnliche Probleme gibt es mit Sebien, allerdings sind die dort noch nicht festgenommenen Kriegsverbrecher Hauptkriegstreiber gewesen, wie z.B. Karacic.

Mir ist es darüber hinaus völlig uneinsichtig, warum man sich eher um nichteuropäische Länder kümmert, als um europäische. Kroatien wäre nach Slowenien der nächste logische Kandidat für Beitrittsverhandlungen.
Hmmm

Sowohl Slowenien als auch Kroatien waren Teil einer Bundesrepublik,
wie es z.B. Baiern oder Berlin sind,
und die Bundeszentrale (Bundesregierung in Berlin) ist zu Gewalt befugt,
wie es die Zentrale in Belgrad war.
Die Zerstörung Jugoslawiens ging auch von Bonn (Genscher) aus,
und österreicherische Panzer standen an der Grenze...

Schon in den 60er Jahren bombten faschistische Kroaten nicht nur in Jugoslawien,
sondern auch in der alten Bundesrepublik...
Zuerst war es "nur" eine Auseinandersetzung (alte Rechnung) zwischen Kroatien und der Zentralregierung
(bei dieser Gelegenheit verabschiedete sich Slowenien),
die nach und nach die anderen Bundesländer hinein zogen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ragnar hat geschrieben:Sowohl Slowenien als auch Kroatien waren Teil einer Bundesrepublik,
wie es z.B. Baiern oder Berlin sind
Das ist nun allerdings grober Unfug, denn es handelt sich bei Kroaten und Serben um zwei völlig verschiedene Völker mit je ganz eigener Geschichte – bis man sie durch die Pariser Vorortdiktate zusammensperrte. Ebenso wie die Tschechen und Slowaken. Dabei wurden weder Kroaten noch Slowaken gefragt, sondern der (relativen) Mehrheit der Tschechen oder Serben unterworfen. Ebenso auch die übrigen Volksteile in jenen Zwangsstaaten, namentlich die Deutschen und Ungarn. Auch dadurch wurde – wie durch die Amputation Deutschlands und, verhältnismäßig noch schlimmer, Ungarn – der nächste Krieg bereits programmiert.

Verwerflich ist also keineswegs das Unabhängigkeitsstreben Kroatiens gewesen. Verwerflich war vielmehr, daß „der Westen“ den verbrecherischen Krieg Restjugoslawiens gegen die Kroaten solang unterstützte. Ebenso verwerflich aber auch, wie man dann die Gleichschaltung Serbiens betrieb, wie man die albanischen Drogenbanden hochpäppelte und schließlich nicht einmal vor einem jedem Völkerrecht hohnsprechenden Angriffskrieg gegen Serbien zurückschreckte.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ich habe aktuell irgendwo im Internet nachgelesen, dass die Türken wenn diese in der EU wären, unbefristet ein Arbeitsverbot in den EU Mitgliedsstaaten hätten. So eine EU Mitgliedschaft würde ich als Türke nicht haben wollen. Denn ein unbefristetes Arbeitsverbot hat man auch als nicht EU Mitglied.

Ansonsten halte ich die EU für eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme, die sehr viele und vorallem teure Arbeitsplätze in Verwaltung, Parlament etc. schafft und die Begünstigten dieser Arbeitsbeschaffungsmassnahme ein gutes Leben mit hohem Wohlstand auf Kosten der armen Massenbevölkerung der EU Mitgliedsstaaten leben. Ich hielte es für viel sozialer, wenn sich die einzelnen Staaten ihre Partnerschaften individuell aussuchen würden. Denn die Geschmecker sind nun mal verschieden und nicht jeder Staat steht auf einen bestimmten Staat, auf den ein anderer Staat voll abfährt.

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ragnar hat geschrieben: Sowohl Slowenien als auch Kroatien waren Teil einer Bundesrepublik,
wie es z.B. Baiern oder Berlin sind
Das ist nun allerdings grober Unfug, denn es handelt sich bei Kroaten und Serben um zwei völlig verschiedene Völker mit je ganz eigener Geschichte
Serben und Kroaten sind genauso nahe verwandt,
wie es Baiern und Westfaeln sind.
Serben und Kroaten wanderten gemensam in das Gebiet ein...
Die einen haben das "Pech" gehabt orthodoxe
und die anderen römisch-katholische Christen zu werden...
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
– bis man sie durch die Pariser Vorortdiktate zusammensperrte. Ebenso wie die Tschechen und Slowaken. Dabei wurden weder Kroaten noch Slowaken gefragt, sondern der (relativen) Mehrheit der Tschechen oder Serben unterworfen. Ebenso auch die übrigen Volksteile in jenen Zwangsstaaten, namentlich die Deutschen und Ungarn.
namentlich die Deutschen?
Etwa eine eigene deutsche Republik in Ungarn?
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Auch dadurch wurde – wie durch die Amputation Deutschlands und, verhältnismäßig noch schlimmer, Ungarn – der nächste Krieg bereits programmiert.
und der nächste ist auch vorprogammiert?
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Verwerflich ist also keineswegs das Unabhängigkeitsstreben Kroatiens gewesen. Verwerflich war vielmehr, daß „der Westen“ den verbrecherischen Krieg Restjugoslawiens gegen die Kroaten solang unterstützte. Ebenso verwerflich aber auch, wie man dann die Gleichschaltung Serbiens betrieb, wie man die albanischen Drogenbanden hochpäppelte und schließlich nicht einmal vor einem jedem Völkerrecht hohnsprechenden Angriffskrieg gegen Serbien zurückschreckte.
Der Westen, namentlich Genscher, hat den Krieg der Kroaten, mit all den Gräuln, die man auch bei den Serben fand, unterstützt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ragnar hat geschrieben:Serben und Kroaten sind genauso nahe verwandt,
wie es Baiern und Westfaeln sind.
Serben und Kroaten hatten von Anfang (und das heißt: seit dem siebenten Jahrhundert) an eine getrennte Geschichte.
Ragnar hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dabei wurden weder Kroaten noch Slowaken gefragt, sondern der (relativen) Mehrheit der Tschechen oder Serben unterworfen. Ebenso auch die übrigen Volksteile in jenen Zwangsstaaten, namentlich die Deutschen und Ungarn.
[/color]
namentlich die Deutschen?
Etwa eine eigene deutsche Republik in Ungarn?
Ich schrieb: »die Deutschen und Ungarn«, nicht »die Deutschen in Ungarn«. Nämlich die Millionen Deutschen und Ungarn in der Tschechei (Deutsche) und Slowakei (vor allem Ungarn, aber auch Deutsche), in Slowenien, Kroatien und Serbien (dort vor allem in der Wojwodina, die ja von Ungarn abgetrennt worden war). Darüber hinaus lebten natürlich auch in Rumpf-Ungarn noch zahlreiche Deutsche, ebenso Deutsche und Ungarn im ebenfalls auf Kosten Ungarns erheblich vergrößerten Rumänien.
Ragnar hat geschrieben:Der Westen, namentlich Genscher, hat den Krieg der Kroaten, mit all den Gräuln, die man auch bei den Serben fand, unterstützt.
Unfug. Deutschland hat die Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens relativ früh anerkannt, aber keinerlei tatsächliche Unterstützung geleistet. Dagegen wurde die Gegenseite von den angelsächsischen Mächten massiv unterstützt – bis dies in der Öffentlichkeit unvermittelbar wurde. Dann wechselte man vorläufig die Fronten, begradigte durch Söldnereinsatz in Slawonien die Grenze zugunsten Kroatiens, setzte Milošević unter Druck, überfiel Serbien mit Luftangriffen, arrangierte einen Putsch in Belgrad und epreßte schließlich noch einige der neuen Machthaber in Belgrad, Milošević auszuliefern.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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