Prenzlauer Berg: 17jähriger von 4 Männern brutal zusammengeschlagen
Publiziert am 28. November 2016 von sonjaprinz
Als besorgte Mutter wende ich mich an Euch, und bitte Euch um Mithilfe:
Ich möchte das diese Männer, die meinen 17 jährigen Sohn auf Grund seiner Hautfarbe zusammengeschlagen und ins Krankenhaus getreten haben, bestraft werden!
Ich möchte meinen Hilfeschrei soweit wie möglich senden, um auf die wachsende rassistische Gewalt in unserem Land aufmerksam zu machen!
Ich möchte, das auch verbale rassistische Äußerungen bestraft werden!
Ich möchte, das Hautfarbe endlich kein Kriterium mehr ist!
Ich möchte nie wieder einen Satz wie: „Ich bin nicht rassistisch, aber…..“ hören müssen!
Ich möchte, das unsere Regierung endlich den Ernst der Lage begreift und dass endlich Pläne geschaffen und umgesetzt werden, um den Rassismus Stück für Stück aus unseren Köpfen zu verbannen!
Was passiert ist:
Am 26.11, nach einer für mich unruhigen Nacht, in der ich voller Sorge auf meinen 17jährigen Sohn wartete, kam dieser um 6h30 blass nach hause. Er ging sofort ins Bett und ich dachte nur, lass ihn ausschlafen, danach bekommt er seine Standpauke. Gegen Mittag kam er aus dem Zimmer und konnte seinen Arm nicht mehr bewegen, aus seiner Schulter ragte unter der Haut die Spitze eines Knochen , er hatte etliche Prellungen. Die Familie überannte ihn mit Fragen, er wich nur aus und meinte er könne sich nicht erinnern. Wir schimpften mit ihm, aber er antwortete nur beharrlich er wüßte nicht was passiert sei, er sei mit Freunden gewesen und gegen halb eins nach hause gefahren. Er war sich sicher, dass er um ungefähr halb zwei zuhause war und konnte nicht glauben, dass es 6h30 sein sollte. Wir dachten er sei vielleicht gefallen, vielleicht schäme er sich, will seinen Eltern nicht sagen was passiert ist, vielleicht hat er zu viel getrunken, wir konnten aber nichts aus ihm herausbekommen,– außer: „Ich glaube mich haben Nazis verprügelt, aber ich weiß nicht so genau“ Ich fuhr mit ihm ins Krankenhaus, während seine ältere Schwester nun anfing alle seine Freunde zu kontaktieren, um herauszubekommen, was wirklich passiert war. Nach sehr langer Wartezeit in der Rettungsstation, wurde er geröntgt. Das Schlüsselbein sei gebrochen, wir sollten am Montag in der chirurgischen Sprechstunde vorsprechen um einen Termin zur Operation zu bekommen.
Als wir abends zuhause ankamen, hatte die große Schwester von mehreren Freunden gehört, dass mein Sohn verprügelt worden sei, von mehreren Männern. Es gab ein Mädchen und einen Junge, die zur Tatzeit bei ihm waren . Das Mädchen kannte ich schon, ich habe sie sofort kontaktiert, auch sie stand unter Schock und erzählte mir alles an das sie sich erinnern konnte- sie hatte sich in Sicherheit gebracht und konnte nur weitere Puzzlesteine hinzufügen, versprach mir aber die Nummer des Jungen zu erfragen, der ebenfalls als Zeuge dabei war, ein entfernter Bekannter meines Sohnes. Meinem Sohn ging es Sonntags nicht sehr gut, er hatte Schmerzen an der Schulter, aber auch am Kopf, es war ihm schummrig. Ich bekam Angst, dass es vielleicht mehr sei, als nur der Bruch des Schlüsselbeins. Am Sonntag Abend bekam ich endlich die Nummer des Jungen. Obwohl es schon sehr spät war konnte ich ihn erreichen. Er erzählte mir nun genau was geschehen war und sowohl der Junge, als auch das Mädchen, versprachen, am Montag mit zur Polizei zu kommen um eine Anzeige gegen Unbekannt zu machen. Und hier nun, was sich in der Nacht zum 26.11.16 zugetragen hat, und was die Jugendlichen auch als Zeugenaussage bei der Polizei gemacht haben:
In der Nacht vom 25. zum 26.11 gegen 4 Uhr morgens befand sich mein 17 jähriger Sohn afro-europäischer Herkunft mit seinen zwei Freunden (ein Junge aus Aserbaidschan/Iran und ein deutsches Mädchen) an der Tramstation M10 Husemannstr. 4 Männer (ca 25-35 Jahre alt) stießen hinzu und versperrten den Jugendlichen den Weg als diese sich beim Kiosk „we love Späti“ Getränke holen wollten. 2 Männer waren mittelgroß (ca 1,80m), davon trug einer ein halbgroßes Käppi das nach oben zeigte und darunter Stand London, die Haare waren rasiert-wahrscheinlich Glatze, Jeans und schwarze Jacke. Es gab einen sehr großen Mann (ca 2,00m), kurzes braunes Haar (ca 6-7cm) und Vollbart, schwarze Jacke und Jeans, und einen sehr kleinen Mann von ungefähr 1,60m. Die Männer fragten, was die Jungen mit dem Mädchen hier machten und dass sie sie wenn sie Gentleman wären, sie jetzt nach hause bringen sollten. Das Mädchen zog sich sofort zurück. Die Jungs small-talkten mit den Männern, da diese aber seltsam und alkoholisiert waren, wollten sie so schnell wie möglich gehen. Während der Junge mit zweien redete, verabschiedete sich mein Sohn von den anderen beiden. Da hob der große Mann den Arm zum Hitlergruß und sagte, dass man sich so in Deutschland verabschiede. Mein Sohn fragte ihn was das denn solle, das sei nicht in Ordnung und es entbrannte eine hitzige Diskussion, die schnell zu Übergrifflichkeiten ausartete. Der Junge sah nur wie mein Sohn, so schnell er konnte weglief, dabei übersah er einen weiteren Mann der ihn zwischen den parkenden Autos heftig zu Boden warf . Die anderen 3 Männer kamen hinzu und traten meinen Sohn heftig und obwohl der 17 jährige am Boden lag und nicht mehr aufstehen konnte, traten die Männer weiter auf ihn ein. Sein Freund rief,“ Lassen sie ihn, er liegt doch schon am Boden!“ Da sagten die Männer: „Geh jetzt, geh, sonst bist du auch noch dran, du solltest garnicht hier sein!“ Da kam ein Radfahrer mit seiner Freundin an ihnen vorbei, der Junge rief nach Hilfe, der Radfahrer hielt an, darauf flüchteten die Männer Richtung Prenzlauer Allee. Der Junge half meinem Sohn auf die Beine, das Mädchen kam zurück und bat meinem Sohn Geld, damit er mit einem Taxi nach hause fahren kann, aber er lehnte ab, es ginge schon und ging davon. Da es schon sehr spät war und die Jugendlichen alle unter Schock standen- „es ging alles so schnell, wir haben gar nicht erkannt wie ernst die Situation eigentlich war“, fuhren auch sie nach hause. Von Husemannstr bis zu uns nach hause sind es ca 10 Minuten mit der Tram, mein Sohn brauchte ca. zweieinhalb Stunden und kann sich nicht erinnern , wie er nach hause kam. Er ist jetzt stationär im Krankenhaus, sein Kopf wird untersucht, und er wird am Schlüsselbein operiert.
Obwohl die Freunde meines Sohnes sich sehr Mühe gegeben haben und alles so genau wie möglich erklärt haben, können sie sich dennoch nicht genau an die Männer erinnern. Über jeglichen Hinweis würden wir uns freuen!
Der Besuch bei der Polizei war sehr ernüchternd, die Frau, die die Zeugenaussage aufgenommen hat , war sehr betroffen, dennoch haben wir beschlossen, selbst aktiv zu werden. Die Jugendlichen und ich fuhren zurück zum Tatort und fragten in den umliegenden Läden, ob es vielleicht Kameras gäbe. Der Verkäufer im Späti war sehr zuvorkommend, auch sie waren am selben Wochenende von drei Männern mit Waffen überfallen worden, wobei einer auffallend groß war. Der Besitzer versprach, die Bänder durchzusehen.
Auch hat mir das Mädchen erzählt, dass sich die verbalen Angriffe auf meinen Sohn wegen seiner Hautfarbe in letzter Zeit häufen.
Ich bin kein Politiker, ich bin nur eine sehr besorgte Mutter, die mit Grauen beobachtet wie die rassistisch motivierte Gewalt in unserer Stadt, ja soweit ich das sehen kann, in unserem Land zunimmt. Es muss endlich etwas unternommen werden, solche Menschen müssen bestraft werden- auch rassistische Äußerungen müssen härter bestraft werden!
Alle meine Kinder wurden schon so oft als „Neger, dreckig u.ä. „ beschimpft, und man sollte meinen das es besser wird, wir wehren doch schon seit so vielen Jahren, suchen ständig Gespräche mit Lehrern, Eltern usw.,– dennoch habe ich das grässliche Gefühl, dass der Rassismus gerade aufblüht, und viel schlimmer als vor 5 Jahren [Punkt]
Wir müssen etwas unternehmen und zwar gemeinsam, sonst hört uns niemand!
Sonja Prinz