Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

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Siard
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Wow - also weltweite Systemänderung - aber träumen ist ja erlaubt.
Ja.
Caviteño hat geschrieben:Um "Gerechtigkeit" zu schaffen werden gleich Eigentumsrechte kassiert - wer soll dann künftig noch investieren, wenn er die Früchte seiner Investition "verteilen" muß? Warum sollte man das Risiko des Scheiterns auf sich nehmen, wenn man gleichzeitig bei Erfolg durch Steuern, Einkommensgrenzen oder Enteignung einen großen Teil wieder abgeben muß? Haben irgendwo bzw. irgendwann derartige Vorhaben Erfolg gehabt?
Aber daß die Geringverdiener von den Reichen letztlich auch enteignet werden ist ok? Warum werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher?
Weil Gott verantwortungslosen Reichtum liebt? Wohl eher nicht.
Caviteño hat geschrieben:Aber solche Fragen stören natürlich beim großen Ziel der "Weltgerechtigkeit" - und darunter geht es ja nicht, denn sonst würden die Unternehmer dorthin gehen, wo sie nicht so behandelt werden.
Die Leute un die es geht sind nicht "die Unternehmer", den meisten davon geht es auch nicht viel besser.
Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich lachen.

Caviteño
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Um "Gerechtigkeit" zu schaffen werden gleich Eigentumsrechte kassiert - wer soll dann künftig noch investieren, wenn er die Früchte seiner Investition "verteilen" muß? Warum sollte man das Risiko des Scheiterns auf sich nehmen, wenn man gleichzeitig bei Erfolg durch Steuern, Einkommensgrenzen oder Enteignung einen großen Teil wieder abgeben muß? Haben irgendwo bzw. irgendwann derartige Vorhaben Erfolg gehabt?
Aber daß die Geringverdiener von den Reichen letztlich auch enteignet werden ist ok? Warum werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher?
Weil Gott verantwortungslosen Reichtum liebt? Wohl eher nicht.
Da müssen wir ja wohl unterscheiden zwischen D. bzw. der westlichen Welt und den Entwicklungsländern.
Wie ich bereits weiter oben dargelegt habe, sind die "Reichen" in D. ja nicht diejenigen, die ihre Arbeitnehmer schlecht bezahlen. Ein Job bei BMW (Quandt) oder auch bei ALDI sichert den eigenen Lebensunterhalt. Im übrigen ist der Begriff der "Armen" zu hinterfragen. Werden darunter alle Personen erfaßt, die 60% und weniger des Medianeinkommens beziehen (relative Armut), wirst Du immer "Arme" haben. Ausnahmen gab es vielleicht in der DDR und heute in Nordkorea - nur wer wollte bzw. will da leben?
Die "Armut" in der D., bei der die "Armen" Zugang zum kostenlosen Gesundheitssystem haben, ihre Kinder kostenfrei Schulen und Universitäten besuchen können und deren Grundbedürfnisse durch den Sozialstaat abgesichert sind, unterscheidet sich wohl grundlegend von der Armut in den weniger entwickelten Teilen der Welt.

Der Robin-Hood-Sozialismus (den "Reichen" nehmen und den "Armen" geben) hat noch nie funktioniert, weder in der Vergangenheit noch heute z.B. in Venezuela. Wenn über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich lamentiert wird, klammert man bewußt aus, das in den letzten Jahren in vielen Ländern eine stark wachsende Mittelschicht entstanden ist. Die "Armen" haben vom Wirtschaftswachstum profitiert. Was der Sozialismus mit dem "Großen Sprung nach vorn" oder den ambitionierten Fünf-Jahres-Plänen in China und auch in Vietnam nicht geschafft hat, wurde erreicht, als man sich der Marktwirtschaft und dem Kapitalismus zuwandte.
Ein Besuch in den Ländern Südost-Asiens kann da als Augenöffner dienen.
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Aber solche Fragen stören natürlich beim großen Ziel der "Weltgerechtigkeit" - und darunter geht es ja nicht, denn sonst würden die Unternehmer dorthin gehen, wo sie nicht so behandelt werden.
Die Leute un die es geht sind nicht "die Unternehmer", den meisten davon geht es auch nicht viel besser.
Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich lachen.
Aber nur die "Reichen" (Unternehmer) können doch soviel Arbeitsplätze schaffen, damit sie (nach Deiner Auffassung) die Möglichkeit haben, sich an den "Armen" zu bereichern. Der Nudelverkäufer in der Straße ist für die Volkswirtschaft nicht relevant - ein Bill Gates oder ein Li Ka-shing sehr wohl.

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Siard
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Im übrigen ist der Begriff der "Armen" zu hinterfragen. Werden darunter alle Personen erfaßt, die 60% und weniger des Medianeinkommens beziehen (relative Armut), wirst Du immer "Arme" haben. … Die "Armut" in der D., bei der die "Armen" Zugang zum kostenlosen Gesundheitssystem haben, ihre Kinder kostenfrei Schulen und Universitäten besuchen können und deren Grundbedürfnisse durch den Sozialstaat abgesichert sind, unterscheidet sich wohl grundlegend von der Armut in den weniger entwickelten Teilen der Welt.
Es gibt absolute und relative Armut, natürlich. Allerdings ist es auch eine Frage des Umfeldes, so ist das Existenzminimum in der Schweiz sehr viel höher, als in D oder A.
Wenn eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht mehr möglich ist, so ist das selbstverständlich Armut.
Caviteño hat geschrieben:Wie ich bereits weiter oben dargelegt habe, sind die "Reichen" in D. ja nicht diejenigen, die ihre Arbeitnehmer schlecht bezahlen.
Das stimmt längst nicht mehr: Outsourcing.
Caviteño hat geschrieben:Aber nur die "Reichen" (Unternehmer) können doch soviel Arbeitsplätze schaffen, damit sie (nach Deiner Auffassung) die Möglichkeit haben, sich an den "Armen" zu bereichern.
1. bestreite ich, daß Unternehmer und Reiche synonyme sind, wie Du es suggerierst.
2. werden die allermeisten Arbeitsplätze in D eben nicht von den Reichen oder deren Firmen gestellt, sondern von kleinen und mittleren Unternehmen.
Caviteño hat geschrieben:Der Nudelverkäufer in der Straße ist für die Volkswirtschaft nicht relevant - ein Bill Gates oder ein Li Ka-shing sehr wohl.
Und das spricht jetzt dafür? Weiters ist es auch nicht wahr.

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Edi
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Siard hat geschrieben: .... werden die allermeisten Arbeitsplätze in D eben nicht von den Reichen oder deren Firmen gestellt, sondern von kleinen und mittleren Unternehmen.
Genau, den KMUs, die großen Firmen entlassen oft viele Leute oder werden gelegentlich von "Heuschrecken" gekapert, die diese ausnehmen eben auch durch Arbeitsplatzabbau und Einholung von übermässigen Dividenden und Beratergebühren in Millionenhöhe. Ein Beispiel aus Deutschland ist mir persönlich gut bekannt. Der normale Bürger, der das nicht kennt, wundert sich, daß das möglich ist, aber die EU hat ja dazu die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Man kauft mit wenig Eigenkapital eine Firma und nimmt für den Restkaufpreis einen Kredit auf, den man hernach der gekauften Firma durch eine bestimmte rechtliche Konstruktion, die die EU geschaffen hat, aufhalsen kann. Weiterhin zieht man selbst dann manchmal Dividenden und hohe Beratungsgebühren aus der Firma, wenn diese gar keinen Gewinn macht. Nach einigen Jahren, wenn die Firma das überlebt, weil sie an sich trotz alle dem gewinnträchtig ist, wird sie wieder deutlich teurer verkauft. Die eine oder andere geht dabei aber auch ein. Beteiligt an der Sache war die bekannte amerikanische Bank die auch Griechenland bei Bescheißen beraten hat. Romney, der ehemalige amerikanische Präsidentschaftskandidat, hat so auch seine vielen Millionen "verdient".

Den KMUs, die viel mehr Arbeitsplätze schaffen als die sehr großen Firmen, wird das Leben durch übermässige und oft unsinnige Bürokratie schwer gemacht. Mir hat das letztes Jahr sogar ein vernünftiger Beamter eines Landratsamts gesagt und dabei erwähnt, daß die großen Firmen durch Lobbyismus dazu beitragen, daß die Bürokratie immer mehr zunimmt, auch EU-bedingt und damit wollen diese die kleineren Firmen schädigen, um mögliche Wettbewerber aus der Welt zu schaffen.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Im übrigen ist der Begriff der "Armen" zu hinterfragen. Werden darunter alle Personen erfaßt, die 60% und weniger des Medianeinkommens beziehen (relative Armut), wirst Du immer "Arme" haben. … Die "Armut" in der D., bei der die "Armen" Zugang zum kostenlosen Gesundheitssystem haben, ihre Kinder kostenfrei Schulen und Universitäten besuchen können und deren Grundbedürfnisse durch den Sozialstaat abgesichert sind, unterscheidet sich wohl grundlegend von der Armut in den weniger entwickelten Teilen der Welt.
Es gibt absolute und relative Armut, natürlich. Allerdings ist es auch eine Frage des Umfeldes, so ist das Existenzminimum in der Schweiz sehr viel höher, als in D oder A.
Wenn eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht mehr möglich ist, so ist das selbstverständlich Armut. [/quote]

Durch Hartz IV soll die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sichergestellt werden. Über den Umfang wird es immer Diskussionen geben. Andererseits sollte auch diejenigen, die eine Erhöhung fordern, sagen, wie sie finanziert werden soll - also welche Steuern sollen erhöht werden?
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wie ich bereits weiter oben dargelegt habe, sind die "Reichen" in D. ja nicht diejenigen, die ihre Arbeitnehmer schlecht bezahlen.
Das stimmt längst nicht mehr: Outsourcing.
Caviteño hat geschrieben:Aber nur die "Reichen" (Unternehmer) können doch soviel Arbeitsplätze schaffen, damit sie (nach Deiner Auffassung) die Möglichkeit haben, sich an den "Armen" zu bereichern.
1. bestreite ich, daß Unternehmer und Reiche synonyme sind, wie Du es suggerierst.
2. werden die allermeisten Arbeitsplätze in D eben nicht von den Reichen oder deren Firmen gestellt, sondern von kleinen und mittleren Unternehmen.
und die KMU "bereichern" sich an den Arbeitnehmern? :breitgrins: Willst Du denen Geld wegnehmen, die selbst nicht allzuviel haben?

Im übrigen hängen die Löhne, insbesondere für Ungelernte bzw. für einfache Arbeiten direkt von den verfügbaren Arbeitskräften ab. Insgesamt sinkt die Nachfrage, weil viele Arbeiten automatisiert wurden. Damit trifft eine geringere Nachfrage auf ein höheres Angebot an (bereits vorhandenen) Arbeitskräften - das zusätzlich durch Arbeitssuchende aus den EU-Ländern und illegale Einreisende noch vergrößert wird.

Durch die Freizügigkeit innerhalb der EU ist es doch nur natürlich, daß die Personen, die in ihrer Heimat keine Arbeit finden, auf den deutschen Arbeitsmarkt drängen. Während in den 60'iger Jahren der Zuzug zumindest tlw. durch Anwerbeabkommen gesteuert werden konnte, steht es heute jedem EU-Bürger frei, sich an einem Ort seiner Wahl niederzulassen und dort zu arbeiten. Damit erhöht er auch das verfügbare Arbeitskräfteangebot und verdrängt - weil er bereit ist, zu geringeren Löhnen zu arbeiten - die bisher beschäftigten Arbeitnehmer. In den fleischverarbeitenden Betrieben in D. sind fast nur noch Südost- bzw. Osteuropäer beschäftigt, während die Kopfschlächter und Ausbeiner früher Löhne erzielten, die weit, weit über den Durchschnittslöhnen lagen.

Wer die Fortschritte der EU bejubelt oder sich jetzt für eine Aufnahme und eine Arbeitserlaubnis der sog. "Flüchtlinge" einsetzt, sollte auch nicht verschweigen, daß diese dann in einen Wettbewerb um die einfachen Arbeitsplätze eintreten.
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Der Nudelverkäufer in der Straße ist für die Volkswirtschaft nicht relevant - ein Bill Gates oder ein Li Ka-shing sehr wohl.
Und das spricht jetzt dafür? Weiters ist es auch nicht wahr.
Nur erfolgreiche Unternehmer schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Werden sie zu stark eingeschränkt (z.B. durch Enteignungen oder hohe Steuern) ziehen sie woanders hin. In Frankreich läßt sich das besonders gut beobachten, seitdem die Sozialisten den Steuersatz auf 75% erhöht und die Vermögensteuer verschärft haben.

Caviteño
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Siard hat geschrieben: .... werden die allermeisten Arbeitsplätze in D eben nicht von den Reichen oder deren Firmen gestellt, sondern von kleinen und mittleren Unternehmen.
Genau, den KMUs, die großen Firmen entlassen oft viele Leute oder werden gelegentlich von "Heuschrecken" gekapert, die diese ausnehmen eben auch durch Arbeitsplatzabbau und Einholung von übermässigen Dividenden und Beratergebühren in Millionenhöhe. Ein Beispiel aus Deutschland ist mir persönlich gut bekannt. Der normale Bürger, der das nicht kennt, wundert sich, daß das möglich ist, aber die EU hat ja dazu die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Man kauft mit wenig Eigenkapital eine Firma und nimmt für den Restkaufpreis einen Kredit auf, den man hernach der gekauften Firma durch eine bestimmte rechtliche Konstruktion, die die EU geschaffen hat, aufhalsen kann. Weiterhin zieht man selbst dann manchmal Dividenden und hohe Beratungsgebühren aus der Firma, wenn diese gar keinen Gewinn macht. Nach einigen Jahren, wenn die Firma das überlebt, weil sie an sich trotz alle dem gewinnträchtig ist, wird sie wieder deutlich teurer verkauft. Die eine oder andere geht dabei aber auch ein. Beteiligt an der Sache war die bekannte amerikanische Bank die auch Griechenland bei Bescheißen beraten hat. Romney, der ehemalige amerikanische Präsidentschaftskandidat, hat so auch seine vielen Millionen "verdient".
Edi, das ist ja alles bekannt.
Die Tatsache, daß die Kredite für die übernommenen Firmen in deren Bilanzen landen und vom Übernahmeobjekt abbezahlt werden müssen, kann man ja häufig genug im Wirtschaftsteil lesen. Aber es wäre ja Sache "unserer" Abgeordneten, dagegen vorzugehen. Vielleicht tun sie es aber auch nicht, weil die hedgefonds vielleicht doch nicht so "schlimm" sind, wie Müntefering & Co es darstellen.

Im übrigen nur zwei Bemerkungen:
1. Wenn eine Gesellschaft verkauft wird, ist das zunächst einmal eine Angelegenheit zwischen Verkäufer und Käufer. Willst Du dem Verkäufer den Verkauf seines Eigentums untersagen, weil der Käufer ein hedgefond ist?
2. Der Käufer wird nur dann ein Objekt kaufen, wenn er sich davon einen Gewinn verspricht. Nicht alle Unternehmen waren/sind gut geführt. Häufig haben die Käufer einen anderen Blick für das Potential, das in einem Unternehmen steckt. Schon vor Jahren wurde darüber berichtet:
Die vielbeschimpften "Heuschrecken" haben sich in diesem Jahr eher als Geldgeber entpuppt, die hinter den Kulissen mehrere deutsche Unternehmen vor dem endgültigen Bankrott gerettet haben.
Zu den in Deutschland aktiven Fonds gehören neben Elliott und Strategic Value Partners auch die amerikanischen Fonds Eos, Marathon, Sandell Asset Management, Angelo Gordon, The Varde Fund und die britische Trafalgar Asset Management. Sie zählen zu den "Fonds für spezielle Situationen" ("event-driven fonds"). Die Strategie dieser auf notleidende Kredite ("distressed debt") spezialisierten Fonds ist in der Regel folgende: In New York und London analysieren hochkarätige Finanzfachleute die Bilanzen und Cash-flow-Rechnungen von - immer öfter auch deutschen - Unternehmen. Dabei spezialisieren sie sich auf Unternehmen, die zu hoch verschuldet oder in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind, bei denen aber das Geschäft des Unternehmens solide Zukunftsaussichten hat.
(...)
Der auf den ersten Blick so umständliche Weg über "distressed debt" kann durchaus schnell zum Ziel führen: Zahlreiche - ehemals so treue - Hausbanken verkaufen nämlich am Londoner Markt Kreditforderungen ihrer deutschen Mittelständler, weil die nach den kommenden Vorschriften "Basel II" erforderliche Eigenkapitalunterlegung der Kredite oft zu teuer ist und die Banken sich nach einer Teilabschreibung von ihren Kreditforderungen lieber trennen.
(...)
Die Hedge-Fonds und die Investmentbanken erreichen bei Unternehmen mit Schieflagen über den "Schuldeneinstieg" mehrere Ziele: Erstens erhalten sie die Forderungen zu einem deftigen Abschlag; bei notleidenden Krediten richtet sich der Preis meist nur noch nach den verwertbaren Sicherheiten der Kredite. Vermutet ein Hedge-Fonds, daß das Unternehmen mit einer geschickten Restrukturierung gerettet werden kann, birgt ein mit Abschlag gekaufter Kredit ein erhebliches Gewinnpotential. Zweitens erhalten die Hedge-Fonds bei einer Umschuldung des konkursbedrohten Unternehmens hohe Risikoprämien auf frisches Geld, das sie zur Verfügung stellen. Und drittens verschaffen sich die Hedge-Fonds im Rahmen einer Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital ("Debt-Equity-Swap") eine Eigenkapitalmehrheit an einem Unternehmen, das sich wieder erholt.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/hed ... ageIndex_2

Natürlich kann man derartige Strategien der wirtschaftlich ungebildeten Bevölkerungsmehrheit nicht vermitteln - da sind deftige Worte wie "Heuschrecken" schon besser, vereinfachen sie doch und bedienen außerdem prächtig das Vorurteil gegen die anglo-amerikanische Finanzindustrie.

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Edi
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben: 1. Wenn eine Gesellschaft verkauft wird, ist das zunächst einmal eine Angelegenheit zwischen Verkäufer und Käufer. Willst Du dem Verkäufer den Verkauf seines Eigentums untersagen, weil der Käufer ein hedgefond ist?
2. Der Käufer wird nur dann ein Objekt kaufen, wenn er sich davon einen Gewinn verspricht. Nicht alle Unternehmen waren/sind gut geführt. Häufig haben die Käufer einen anderen Blick für das Potential, das in einem Unternehmen steckt. Schon vor Jahren wurde darüber berichtet:
Die vielbeschimpften "Heuschrecken" haben sich in diesem Jahr eher als Geldgeber entpuppt, die hinter den Kulissen mehrere deutsche Unternehmen vor dem endgültigen Bankrott gerettet haben.
Zu den in Deutschland aktiven Fonds gehören neben Elliott und Strategic Value Partners auch die amerikanischen Fonds Eos, Marathon, Sandell Asset Management, Angelo Gordon, The Varde Fund und die britische Trafalgar Asset Management. Sie zählen zu den "Fonds für spezielle Situationen" ("event-driven fonds"). Die Strategie dieser auf notleidende Kredite ("distressed debt") spezialisierten Fonds ist in der Regel folgende: In New York und London analysieren hochkarätige Finanzfachleute die Bilanzen und Cash-flow-Rechnungen von - immer öfter auch deutschen - Unternehmen. Dabei spezialisieren sie sich auf Unternehmen, die zu hoch verschuldet oder in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind, bei denen aber das Geschäft des Unternehmens solide Zukunftsaussichten hat.
(...)
Der auf den ersten Blick so umständliche Weg über "distressed debt" kann durchaus schnell zum Ziel führen: Zahlreiche - ehemals so treue - Hausbanken verkaufen nämlich am Londoner Markt Kreditforderungen ihrer deutschen Mittelständler, weil die nach den kommenden Vorschriften "Basel II" erforderliche Eigenkapitalunterlegung der Kredite oft zu teuer ist und die Banken sich nach einer Teilabschreibung von ihren Kreditforderungen lieber trennen.
(...)
Die Hedge-Fonds und die Investmentbanken erreichen bei Unternehmen mit Schieflagen über den "Schuldeneinstieg" mehrere Ziele: Erstens erhalten sie die Forderungen zu einem deftigen Abschlag; bei notleidenden Krediten richtet sich der Preis meist nur noch nach den verwertbaren Sicherheiten der Kredite. Vermutet ein Hedge-Fonds, daß das Unternehmen mit einer geschickten Restrukturierung gerettet werden kann, birgt ein mit Abschlag gekaufter Kredit ein erhebliches Gewinnpotential. Zweitens erhalten die Hedge-Fonds bei einer Umschuldung des konkursbedrohten Unternehmens hohe Risikoprämien auf frisches Geld, das sie zur Verfügung stellen. Und drittens verschaffen sich die Hedge-Fonds im Rahmen einer Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital ("Debt-Equity-Swap") eine Eigenkapitalmehrheit an einem Unternehmen, das sich wieder erholt.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/hed ... ageIndex_2

Natürlich kann man derartige Strategien der wirtschaftlich ungebildeten Bevölkerungsmehrheit nicht vermitteln - da sind deftige Worte wie "Heuschrecken" schon besser, vereinfachen sie doch und bedienen außerdem prächtig das Vorurteil gegen die anglo-amerikanische Finanzindustrie.
Auch das ist im Wesentlichen alles bekannt und gewiss machen es nicht alle Investoren gleich, sondern haben auch schon Firmen saniert und gerettet. Daß ein Investor auch etwas verdienen will, ist ja selbstverständlich. Die Frage ist nur, ob er eine gut gehende und mit wenig Schulden behaftete Firma nach dem Kauf dermaßen belastet, daß sie hernach zu tun hat, die Schulden wieder zurückzuzahlen. Hier wäre der Ausdruck "Heuschrecke" durchaus berechtigt. Im übrigen zeigen die Beispiele um Romney, daß Bain Capital, das dieser mitbegründet hat, auch schon Firmen in die Insolvenz getrieben hat. Es gibt eben immer zwei Seiten der Medaille.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Siard
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:und die KMU "bereichern" sich an den Arbeitnehmern? :breitgrins: Willst Du denen Geld wegnehmen, die selbst nicht allzuviel haben?
Bitte lies meine Ausführungen noch einmal. :roll:
Caviteño hat geschrieben:Im übrigen hängen die Löhne, insbesondere für Ungelernte bzw. für einfache Arbeiten direkt von den verfügbaren Arbeitskräften ab.
Das stimmt so nicht, es ist viel komplizierter. Die Theorie von Angebot und Nachfrage greift hier nicht.
Caviteño hat geschrieben:Insgesamt sinkt die Nachfrage, weil viele Arbeiten automatisiert wurden. Damit trifft eine geringere Nachfrage auf ein höheres Angebot an (bereits vorhandenen) Arbeitskräften - das zusätzlich durch Arbeitssuchende aus den EU-Ländern und illegale Einreisende noch vergrößert wird.
Das wäre kein Problem, Das Problem ist nicht zuletzt, daß Bezahlung weit unter Wert in D (und nicht nur da) längst salonfähig geworden ist. Damit beginnt eine Spirale nach unten.
Caviteño hat geschrieben:Nur erfolgreiche Unternehmer schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Werden sie zu stark eingeschränkt (z.B. durch Enteignungen oder hohe Steuern) ziehen sie woanders hin.
Das ist eine häufig wiederholte, aber nicht wahre Aussage. Was übertriebene Einschränkungen angeht, würde ich Dir aber zustimmen, wenn es um die bürokratischen Hürden in manchen Ländern geht – und besonders um das Verhalten der Zocker (= der Banken).

Caviteño
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Zur Situation der Textilindustrie in Bangladesh, die auch in diesem Strang diskutiert wurde, gibt es Neuigkeiten:

Die europ. Textilhändler hatten sich nach dem Unglück vor einigen Jahren zu einem sog. Accord-Abkommen zusammengeschlossen, um die Textilindustrie dort sicherer zu machen.
In diesem Abkommen werden allen Textilfabriken, die Aufträge von den beteiligten Unternehmen bekommen wollen, genaue Vorschriften bezüglich Brandschutz und Gebäudesicherheit gemacht. Die Erfüllung dieser Standards und dazu notwendige Umbauten werden von Mitarbeitern des Accords überwacht. Im Gegenzug bekommen die Fabriken Garantien für Aufträge über mehrere Jahre. Ein ähnliches Abkommen haben US-Unternehmen unter dem Namen „Alliance“ geschlossen.
Bangladesch schmeißt Kontrolleure raus – Modeindustrie droht Rückfall in alte Zeiten

Gegen diese Kontrolle durch nichtstaatliche Stellen hat ein Unternehmer geklagt und vor dem Obersten Gerichtshof Recht bekommen. Jetzt muß Accord seine Arbeit einstellen. Ausgangspunkt war wohl auch die Drohung von Accord, daß die Verträge für 500 Unternehmen nicht verlängert werden sollen.

Jetzt steht man vor der Wahl, die Geschäftsbeziehungen zu beenden - dann gibt es allerdings Probleme mit der Warenbeschaffung für den europ. Markt, denn Bangladesh ist nach China der zweitgrößte Lieferant für Textilien. Oder man kauft trotzdem weiter ein und sendet damit ein verheerendes Zeichen an künftige Lieferantenländer.

Petrus
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Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!(oder hab ich was verges

Beitrag von Petrus »

wir kommen nun von den Hungerlöhnen der indischen Teepflückerinnen über die Ritter-Sport-Schokolade (wurde oben erwähnt) nun auch zur Situation der Textilindustrie in Bangladesh.

ich lese Euch gern.

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