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Re: Katalonien

Verfasst: Montag 9. November 2015, 12:40
von Dieter
Reinhard hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Das nächste Land, das sich die Unabhängigkeit erkämpfen wird, ist Flandern.
[...]
Junge Flamen und Wallonen verständigen sich in Englisch.
Kennst Du Flandern ? - kannst Du flämisch, dass Du die internen Kommentare verstehst, und kennst genügend Leute dort ?

Ik wél. En ik kan alleen maar zeggen: lullig gezeik allemaal. 'Tuurlik kent iedere Vlaming ook Frans.

Die einzigen, die auf der Schiene abfahren, ist der Vlaams Blok, und die sind sowas von rechts, bei denen möchtest auch Du nicht tot über'm Zaun hängen.


Es muss schon sehr lange her sein, dass du in Belgien/Flandern warst. Den Vlaams Blok gibt es sei 2004 nicht mehr....

Heute gibt es dafür die gemäßigte Partei Vlaams Belang.

Re: Katalonien

Verfasst: Montag 9. November 2015, 13:42
von Caviteño
Dieter hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:
Die einzigen, die auf der Schiene abfahren, ist der Vlaams Blok, und die sind sowas von rechts, bei denen möchtest auch Du nicht tot über'm Zaun hängen.
Es muss schon sehr lange her sein, dass du in Belgien/Flandern warst. Den Vlaams Blok gibt es sei 24 nicht mehr....

Heute gibt es dafür die gemäßigte Partei Vlaams Belang.
Natürlich gefällt das politische Programm nicht dem mainstream, aber was soll an den Forderungen "so was von rechts" sein :achselzuck:
Vlaams Belang tritt für die Unabhängigkeit Flanderns, eine Beschränkung der Zuwanderung und freie Marktwirtschaft ein. Weitere Programmpunkte sind:

Höheres Kindergeld, um Eltern einen Erziehungsurlaub zu ermöglichen und die Geburtenrate zu erhöhen
Umstellung des Rentensystems auf ein Kapitaldeckungsverfahren
Erhaltung des Bildungssystems (In der PISA-Studie 23 wurde das flämische Bildungssystem als das Beste bewertet.)
Kein EU-Beitritt der Türkei
Abschaffung von Anti-Diskriminierungs-Gesetzen mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit
Einführung einer Einheitssteuer (flat tax)
Aufhebung des Abtreibungs- und Sterbehilfegesetzes
Privatisierung von Staatsbetrieben

Eine multikulturelle Gesellschaft lehnt der Vlaams Belang ab, von Einwanderern wird die Assimilation an die flämische Kultur gefordert. Besonders die Zuwanderung aus muslimischen Ländern und die Etablierung des Islam wird als „drohende Islamisierung“ abgelehnt. Die Partei macht immer wieder mit anti-islamischen Parolen auf sich aufmerksam, Muslime werden insgesamt als kulturell rückständig und frauenfeindlich dargestellt. Außerdem steht die Partei der Europäischen Union kritisch gegenüber und beteiligt sich deshalb auf europäischer Ebene an der euroskeptischen Europäischen Allianz für Freiheit. Der Vlaams Belang arbeitet außerdem auch mit rechtspopulistischen und rechtsextremen Bewegungen in Deutschland wie Pro Köln, Pro NRW und Pro Deutschland zusammen. Im Qualitätsjournalismus wird der Vlaams Belang wegen seiner Fremdenfeindlichkeit kritisiert. Ihm werden „Hassparolen gegen Ausländer“ und „Rechtsextremismus“ vorgeworfen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vlaams_Belang

Was wir von der Einstufung durch den "Qualitätsjournalimus" zu halten haben, wissen wir doch spätestens seit der Migrantenkrise. Unterschieden sich die Programme der CDU und CSU denn so von den obigen Forderungen, bevor Merkel die Partei immer weiter nach links verschob? :nein:

Re: Katalonien

Verfasst: Montag 9. November 2015, 14:10
von RomanesEuntDomus
Dieter hat geschrieben: Es muss schon sehr lange her sein, dass du in Belgien/Flandern warst. Den Vlaams Blok gibt es sei 24 nicht mehr....

Heute gibt es dafür die gemäßigte Partei Vlaams Belang.
Der Vlaams Blok hat sich 24 anlässlich eines Gerichtsurteils aufgelöst, weil die Parteiführung erwartete, daß der Entzug der staatlichen Parteienfinanzierung oder gar ein Parteienverbot unmittelbar bevorstand. Auf dem letzten Vlaams-Blok-Parteitag wurde dann gleich die Nachfolgepartei Vlaams Belang gegründet. Die selben Leute, ähnliches Programm.

Der englische Wikipedia-Eintrag zum Vlaams Belang ( https://en.wikipedia.org/wiki/Vlaams_Belang ) zitiert folgende Aussage des Parteichefs Frank VanHecke:
"We change our name, but not our tricks. We change our name, but not our programme."
Man kann sie also durchaus noch Vlaams Blok nennen, und jeder weiß, was gemeint ist.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 3. Januar 2016, 20:25
von Marcus
In Katalonien wird wohl bald wieder gewählt werden:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 95253.html

Re: Katalonien

Verfasst: Dienstag 5. Januar 2016, 13:03
von overkott
Nächsten Sonntag wissen wir ein wenig mehr.

Re: Katalonien

Verfasst: Dienstag 5. Januar 2016, 13:58
von Dieter
overkott hat geschrieben:Nächsten Sonntag wissen wir ein wenig mehr.

Wieso?

Re: Katalonien

Verfasst: Dienstag 5. Januar 2016, 14:00
von Marcus
Weil dann die Frist zur Regierungsbildung abläuft.

Re: Katalonien

Verfasst: Dienstag 5. Januar 2016, 14:05
von Dieter
Marcus hat geschrieben:Weil dann die Frist zur Regierungsbildung abläuft.

danke!

Re: Katalonien

Verfasst: Dienstag 5. Januar 2016, 14:30
von overkott
Dieter hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Weil dann die Frist zur Regierungsbildung abläuft.

danke!
Also, nächsten Sonntag.

Re: Katalonien

Verfasst: Samstag 9. Januar 2016, 21:58
von Marcus
Es wird wohl nicht zu Neuwahlen kommen:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 589.html

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 10. Januar 2016, 08:03
von overkott
Heute wissen wir mehr: Es gibt eine neue Regionalregierung. Damit sind die Katalanen einer neu zu bildenden Zentralregierung jedenfalls einen Schritt voraus.

Re: Katalonien

Verfasst: Donnerstag 14. Januar 2016, 18:23
von Dottore Cusamano
Die Bevölkerung in Katalonien, die im übrigen - insbesondere in Barcelona und anderen Großstädten - auch aus Andalusierern, Galiciern, Kastiliern und anderen Spaniern besteht, ist in der Frage der Gründung eines unabhängigen Staates zutiefst gespalten.

Re: Katalonien

Verfasst: Donnerstag 14. Januar 2016, 18:57
von Dieter
Dottore Cusamano hat geschrieben:Die Bevölkerung in Katalonien, die im übrigen - insbesondere in Barcelona und anderen Großstädten - auch aus Andalusierern, Galiciern, Kastiliern und anderen Spaniern besteht, ist in der Frage der Gründung eines unabhängigen Staates zutiefst gespalten.

In Barcelona und anderen katalanischen Industriestädten spricht die Mehrheit der Bewohner spanisch.

Re: Katalonien

Verfasst: Freitag 15. Januar 2016, 16:08
von Dottore Cusamano
http://www.deutschlandfunk.de/katalonie ... _id=569811

Puigdemont ist bemerkenswert schnell in der Realität angekommen. Es istdoch immer wieder erfreulich zu sehen, dass die meisten Politiker, die irgendwann einmal in ein bedeutenderes Amt kommen (und nicht mehr nur ein "kleines gallisches Dorf" regieren), doch relativ rasch auf den harten Boden der Realität zurückkehren. Ich denke, dass (auch) erste Gespräche mit den - was den katalanischen Separatismus betrifft - eher skeptischen Wirtschafts- und Finanzeliten in Barcelona dazu beigetragen haben.

Re: Katalonien

Verfasst: Freitag 15. Januar 2016, 21:48
von Dottore Cusamano
Dieter hat geschrieben:
Dottore Cusamano hat geschrieben:Die Bevölkerung in Katalonien, die im übrigen - insbesondere in Barcelona und anderen Großstädten - auch aus Andalusierern, Galiciern, Kastiliern und anderen Spaniern besteht, ist in der Frage der Gründung eines unabhängigen Staates zutiefst gespalten.

In Barcelona und anderen katalanischen Industriestädten spricht die Mehrheit der Bewohner spanisch.
Es wäre besser statt des in Deutschland verbreiteten Begriffs "spanisch" die Bezeichnung "kastilisch" (castelllano) zu verwenden. Eine Sprache, die in Spanien 99,99 % der Bevölkerung sprechen kann und für 77 % davon auch die alleinige Muttersprache darstellt. Zugleich ist "Castellano" auch in den meisten lateinamerikanischen Staaten als Amtssprache (neben indogenen Sprachen) die herrschende Amtssprache. Diese Sprache benutzen auch Spanier (egal aus welcherm Landesteil sie stammen) immer zuerst ganz unwillkürklich, wenn sie in ihrem Gegenüber einen Landsmann vermuten, ohne zu wissen aus welcher Region er stammt. Kastilisch ist die "gemeinsame Sprache", die alle spanischen Staatsangehörigen beherrschen. Die Nutzung dieser Sprache hat nichts mit einer politischen Überzeugung zu tun.

Zugegebenermaßen nervt es aber einige Spanier (die nicht z.B. Kastilier oder Andalusier sind), dass im Ausland Kastilisch als "Spanisch" gilt, da ja z.B. Galicisch oder Katalanisch auch spanische oder iberoromanische Sprachen sind. Auch dies ist für einige Spanier ein (vielleicht oberflächlicher) Grund gegen Madrid zu opponieren oder "die da oben" zu ärgern.

Re: Katalonien

Verfasst: Freitag 15. Januar 2016, 22:16
von Dieter
Es gibt führende spanische Politike, die ganz bewusst von "Spanisch" sprechen, um zu signalisieren, dass es EINE Nationalsprache für alle Regionen Spaniens gibt.

Re: Katalonien

Verfasst: Samstag 10. Juni 2017, 11:15
von Caviteño
Nach dem Willen der Provinzregierung sollen die Bürger Kataloniens am 01. Oktober über die Unabhängigkeit abstimmen. Ob es dazu kommt, ist jedoch fraglich:

Streit um Kataloniens größten Wunsch

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 10:07
von Caviteño
Das Referendum hat heute morgen begonnen, aber die Polizei versucht mit allen Mitteln, es zu unterbinden. Die Situation ist angespannt.

Es kann sein, daß durch die Polizeimaßnahmen Menschen, die bisher einer Unabhängigkeit ablehnend oder neutral gegenüberstanden, zum Gegenlager wechseln. Ob Rajoy sich mit seiner kompromißlosen Haltung einen Gefallen getan hat, kann sehr wohl bezweifelt werden.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 14:23
von Caviteño
Die Macht der Bilder (vom Polizeieinsatz) - Abstimmung in Katalonien:

https://pbs.twimg.com/media/DLCegZtXUAEWDCR.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCehreWAAAxuC1.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCejFuX0AAfZKw.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCekhxW0AAaPhG.jpg

Inzwischen schießt die spanische (National-) Polizei mit Gummischrot auf Menschen, die abstimmen wollen bzw. sich der Beschlagnahme der Wahlurnen widersetzen. Das könnte sich als kontraproduktiv erweisen; keine gute Entscheidung von Rajoy.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 16:19
von Marcus
Schlimme Bilder... :( Das wird sicherlich die Sympathien für Madrid bzw. für den spanischen Zentralstaat nicht erhöhen... :nein:

Der letzte Ministerpräsident, der hierzulande mit ähnlicher Gewalt auch gegen friedliche Demonstranten im Stuttgarter Schlosspark vorging, verlor später aufgrund einer Wahlniederlage sein Amt. Und noch nicht einmal die CDU-Anhänger in BW trauerten ihm groß nah...

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 18:14
von Raphael
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 1. Oktober 2017, 14:23
Die Macht der Bilder (vom Polizeieinsatz) - Abstimmung in Katalonien:

https://pbs.twimg.com/media/DLCegZtXUAEWDCR.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCehreWAAAxuC1.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCejFuX0AAfZKw.jpg

https://pbs.twimg.com/media/DLCekhxW0AAaPhG.jpg

Inzwischen schießt die spanische (National-) Polizei mit Gummischrot auf Menschen, die abstimmen wollen bzw. sich der Beschlagnahme der Wahlurnen widersetzen. Das könnte sich als kontraproduktiv erweisen; keine gute Entscheidung von Rajoy.
Das sind Bilder, die man niemals in den Abendnachrichten der großen Fernsehsender sehen wird! :sauer:

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 18:59
von Lilaimmerdieselbe
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-se ... n-104.html
gibt es jetzt, vor 19.00 schon, man sieht zwar das Blut nicht direkt fließen, aber Polizeieinsätze und hört von jetzt schon ungefähr 90 Verletzten. Mir reichts.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 21:08
von Petrus
und - wo bleibt der spanische König?

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 21:11
von Caviteño
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Sonntag 1. Oktober 2017, 18:59
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-se ... n-104.html
gibt es jetzt, vor 19.00 schon, man sieht zwar das Blut nicht direkt fließen, aber Polizeieinsätze und hört von jetzt schon ungefähr 90 Verletzten. Mir reichts.
Inzwischen ist von über 400 Verletzten die Rede.

Die deutschen Medien sind da wahrlich keine gute Quelle. Während die intern. Nachrichtensender praktisch pausenlos aus Barcelona berichten, wird beim öffentl.-rechtl. Fernsehen das Thema in wenigen Minuten abgehakt. Wo sind die Brennpunkte, die sonst immer geschaltet werden?

Die Nachrichten heute sind der Super-GAU für Rajoy. PR-mäßig kann er nicht mehr gewinnen; die Sympathien sind jetzt auf Seiten der Katalanen.
Wieder ein Beispiel, wie abgehoben die politischen Eliten inzwischen geworden sind. Auch das Schweigen der EU und der Kanzlerin sind bezeichnend. Natürlich haben die Katalanen ein Faß aufgemacht, das vielen Staaten in der EU noch auf die Füße fallen könnte. Frankreich mit Korsika, IT mit der Lombardei, Belgien mit Flandern und der Wallonie, um nur einige zu nennen.

Die EU wird immer instabiler, die Brände nehmen zu. Wir leben interessanten Zeiten.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 21:14
von Sascha B.
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 1. Oktober 2017, 21:11
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Sonntag 1. Oktober 2017, 18:59
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-se ... n-104.html
gibt es jetzt, vor 19.00 schon, man sieht zwar das Blut nicht direkt fließen, aber Polizeieinsätze und hört von jetzt schon ungefähr 90 Verletzten. Mir reichts.
Inzwischen ist von über 400 Verletzten die Rede.

Die deutschen Medien sind da wahrlich keine gute Quelle. Während die intern. Nachrichtensender praktisch pausenlos aus Barcelona berichten, wird beim öffentl.-rechtl. Fernsehen das Thema in wenigen Minuten abgehakt. Wo sind die Brennpunkte, die sonst immer geschaltet werden?

Die Nachrichten heute sind der Super-GAU für Rajoy. PR-mäßig kann er nicht mehr gewinnen; die Sympathien sind jetzt auf Seiten der Katalanen.
Wieder ein Beispiel, wie abgehoben die politischen Eliten inzwischen geworden sind. Auch das Schweigen der EU und der Kanzlerin sind bezeichnend. Natürlich haben die Katalanen ein Faß aufgemacht, das vielen Staaten in der EU noch auf die Füße fallen könnte. Frankreich mit Korsika, IT mit der Lombardei, Belgien mit Flandern und der Wallonie, um nur einige zu nennen.

Die EU wird immer instabiler, die Brände nehmen zu. Wir leben interessanten Zeiten.
Und Deutschland mit Bayern.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 21:22
von Caviteño
Sascha B. hat geschrieben:
Sonntag 1. Oktober 2017, 21:14
Und Deutschland mit Bayern.
und ggfs. Baden-Württemberg....

Hier ein interessanter Artikel:

Spaniens Ministerpräsident ist in die katalanische Falle getappt
In Wahrheit ist Spaniens Regierung an diesem Sonntag die große Verliererin. Denn mit dem brachialen Vorgehen hat sie genau die Bilder produziert, die in die Argumentation der katalonischen Unabhängigkeitsbefürworter passen. Demnach ist ja der spanische Staat quasi eine Besatzungsmacht. Und was könnte besser zu dieser Vorstellung passen als von außen angerückte Sicherheitskräfte, die einfache Bürger in deren Heimatstadt angreifen? Der (gesichtslose) Polizist mit Vollvisierhelm und schwarzem Kampfanzug wie aus einem Science-Fiction-Film gegen die unbewaffnete Frau, die nur zu einer Abstimmung gehen will – das ist PR-mäßig für Madrid nicht zu gewinnen.

Re: Katalonien

Verfasst: Sonntag 1. Oktober 2017, 22:03
von Lilaimmerdieselbe
EU und Merkel haben sich sehr eindeutig schon vor Wochen positioniert: Sie werden keinen sich separierenden Staat ohne die Zustimmung Spaniens oder aus wem auch immer er sich gründet, anerkennen. Die katalanische Führung hat es nur einfach nicht geglaubt und behauptet, in spätestens einen Monat würde die EU ihre Meinung schon ändern.
Es gab für die Zentralregierung überhaupt keinen Grund, derartig Franco-mäßig zu reagieren. Jetzt haben sie dem katalanischen Mythos einen zweiten 18. Mai beschert. Der Innenminister gehört entlassen.

Re: Katalonien

Verfasst: Montag 2. Oktober 2017, 01:09
von Pilgerer
Es ist letztlich keine Rechts-, sondern eine Machtfrage. Durch Macht wurder der Kosovo Serbien abgenommen, durch Macht hat Spanien seine Einheit bisher bewahrt, und so wird das auch zum Ergebnis führen.

Re: Katalonien

Verfasst: Mittwoch 4. Oktober 2017, 15:09
von Caviteño
Zur Haltung der EU in der Katalonien-Frage zwei Gedanken:

Die EU in der katalanische Paradigmen-Falle

Der Autor untersucht des Verhältnis der EU zu von ihr bei passender Gelegenheit immer gelobten "Regionen" und stellt fest, daß es nicht einheitlich ist:
In die Provinzen wagte sich Brüssel immer nur dann vor, wenn es galt, renitente EU-Mitglieder auf Linie zu bringen, wie zuletzt der ungenierte Flirt Brüssels mit der schottischen Regionalregierung zeigte, der zu Recht als Nachtreten in Richtung London verstanden wurde. Man signalisierte zwar Schottland Verhandlungsbereitschaft im Fall des Brexit, in Richtung der Katalanen war man in Brüssel hingegen nicht so konziliant. Denn da sowohl „Rest-Spanien“ als auch Katalonien in der EU bleiben möchten, ist Brüssel der Status Quo allemal lieber, denn die spanische Regierung ist als Netto-Empfänger voll auf EU-Linie und aufgrund bestehender Abhängigkeiten geradezu handzahm. Ein Zustand, der im Fall der Katalanen, die ohne Zweifel in den exklusiven kleinen Club der Netto-Zahler aufrücken würde, nicht als gesichert gelten kann.
Der Autor stellt - zu Recht - die Frage, ob die britische Regierung bei einer ähnlich gewaltsamen Auflösung einer "Anti-Brexit"-Demonstration in London auch so nachsichtig behandelt worden wäre. Der EU verfügt über keine Regularien, sollten sich in einem Mitgliedsstaat Auflösungstendenzen zeigen. Man will den status quo bewahren, koste es, was es wolle.

Rajoy macht den Putin

Der Autor denkt darüber nach, was Rajoy machen will, wenn sich Katalonien für unabhängig erklärt.
Wird er klein beigeben? Oder wird er Katalonien kurzerhand besetzen? Wird er den „Separatisten“ den Guerillakrieg erklären wie Putin der Ukraine? Wird er die Provinz annektieren wie Putin die Krim? Alles ist möglich und das Schlimmste zu befürchten.
Der Autor sieht das Problem in der Abgehobenheit der politischen Elite. Ein Autonomiestatut war bereits vor Jahren ausgehandelt und wurde dann von Madrid auf Eis gelegt. Hybris brachte Rajoy dazu, die Forderungen der Katalanen nicht mehr ernstzunehmen. Er glaubt sich durch die spanische Verfassung im Recht, aber der Artikel stellt fest:
Volkes Wille kann nun einmal, äußert er sich so massiv wie am letzten Sonntag in Katalonien, sogar Gesetze außer Kraft setzen.
Was von der Mehrheit als falsch empfunden wird, weil es der Demokratie nicht länger entspricht oder zu entsprechen scheint, hat keinen Anspruch auf ewige Gültigkeit. Auch in Leipzig, in Prag und in Bukarest handelten die Aufständischen nicht nach den verfügten Regeln, als sie 1989 auf die Straße gingen. Wo sich die Politiker hinter Paragraphen verschanzen, sind sie schon angezählt. Zum Schluß bleibt ihnen nur noch die Gewalt.
Beide Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß die EU wieder nur den Entwicklungen in Katalonien hinterherhechelt, ohne gestaltend einzugreifen. Wie will eine solche Bürokratie auf die Herausforderungen weltweit reagieren, wenn sie in ihrem eigenen Bezirk noch nicht einmal vermittelnd eingreifen kann/will? :hmm:

Re: Katalonien

Verfasst: Donnerstag 5. Oktober 2017, 14:23
von HeGe
Spanien hofft auf Vermittelung der Kirche


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:pfeif:

https://www.youtube.com/v/Nf_Y4MbUCLY?start=28

Re: Katalonien

Verfasst: Donnerstag 5. Oktober 2017, 14:32
von Caviteño
HeGe hat geschrieben:
Donnerstag 5. Oktober 2017, 14:23
Spanien hofft auf Vermittelung der Kirche
Das kam mir auch schon in den Sinn. Schließlich konnte der Heilige Stuhl auch erfolgreich zwischen Argentinien und Chile vermitteln, als die sich um den Besitz von drei kleinen Inseln im Beagle-Kanal stritten.

https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A4ps ... e-Konflikt

https://www.domradio.de/themen/weltkirc ... g-von-1978

Wer sollte es auch sonst machen? EU und die Mitgliedsstaaten haben dankend abgewunken - zu Recht. Der König fällt seit seiner Rede aus - da bleibt nur der Vatikan, der von beiden anerkannt wird.

Re: Katalonien

Verfasst: Donnerstag 5. Oktober 2017, 14:52
von Lilaimmerdieselbe
Von den Katalanen? Ich habe bei meinen Barcelonaaufenthalten den Eindruck gewonnen, dass dort kaum jemand der Kirche irgendetwas zutraut, geschweigen denn ihr vertraut. Ich war geradezu schockiert von der offen zur Schau getragenen Kirchenfeindschaft, Santa Maria de Montserrat immer ausgenommen.