Sehr interessanter Artikel, der sich mit dem Absturz der SPD und der Hinwendung vieler ihrer Wähler zur AfD befaßt:
Bodenkontakt verloren - Die SPD und das verratene Zukunftsversprechen
Der Autor verweist darauf, daß die NSDAP insbesondere von Abwanderung "linker" Wähler profierte, während die christliche Mitte stabil blieb. Die "Linke" konnte ihr "Versprechen an die Unterprivilegierten, ihnen und ihren Kindern Stück für Stück eine bessere Welt zu schaffen", nicht mehr glaubwürdig vertreten. Gleiches gelte nun für die SPD, sie habe einen Verlust an Glaubwürdigkeit.
Da das Zukunftsversprechen immer gekoppelt war und gekoppelt sein muss an ein in sich stabiles Gesellschaftssystem mit festen Regeln und Verhaltensmustern, wurde durch die unkontrollierte Zuwanderung genau dieses Versprechen als nicht mehr einhaltbar erkannt. Es geht dabei nicht nur – wie von manchen „Linken“ gern unterstellt – um konkrete Ängste proletarischer Geringverdiener um den eigenen Arbeitsplatz. Es geht dabei um das Fundament der eigenen Zukunftsperspektive an sich, die erschüttert wird dadurch, dass in manchen Innenstädten kulturfremde Personen längst dominieren, dass sich Personengemeinschaften bilden, die nicht nur ihre eigene, fremde Kultur offen ausleben, sondern auch den Anspruch erheben, diese Kultur zum künftigen Maßstab der Gesellschaft zu machen. Es geht darum, dass durch die Zuwanderung jenes manifeste Fundament, das als unverzichtbare Basis des Zukunftsversprechens begriffen wird, zu zerfallen scheint.
Die Abwehrreaktionen, insbesondere die dauernden Hinweise auf die "Nazi"Zeit bzw. -Begriffe seien vollkommen kontraproduktiv meint der Autor:
Die Tatsache, dass diese nationale Präferenz des Selbsterhalts von den früheren Vertretern des Zukunftsversprechens nun außerdem noch als „rechtsextremistisch“ auf eine Ebene mit den ethnorassistischen Vorstellungen jener NSDAP gestellt wird, bewirkt bei den Enttäuschten nicht den von den Anklagenden erwünschten Abkehreffekt, sondern befördert vielmehr die Hinwendung zur politischen Alternative, weil der ohnehin durch den Betroffenen konstatierte Verrat an sich und seinesgleichen nun noch mit der Diffamierung als Verräter durch die von ihm selbst als Verräter empfundenen Politiker gekrönt wird.
Ein Schutzreflex gegenüber den "unwägbaren Fremdeinflüssen, die als Gefahr für die eigene Zukunft und mehr noch die der Kinder erkannt werden", sei weder nationalistisch noch gar rassistisch, meint der Autor. Die SPD schaufele mit der Stigmatisierung ihrer frühren Wähler ihr eigenes Grab meint der Autor und verweist dazu auf die Umfrage des SPON, der eine entsprechende Wählerwanderung belegt.
Für mich sind die Aussagen in dem Artikel nachvollziehbar. Meine Heimatstadt - eine SPD-Hochburg mit bayerischen Zahlen - hat die höchste Arbeitlosenquote in Westdeutschland und gleichzeitig eine der höchsten AfD-Ergebnisse bei der letzten BT-Wahl. Man hörte immer wieder den Vorwurf, daß die SPD inzwischen von Lehrern, Erziehern, Sozialarbeitern und anderen Personen vorwiegend aus dem öffentl. Dienst "gekapert" worden sei, die noch nie "malocht" hätten. Für die alten Mitglieder sind die sozialen Ereignisse (Grünkohlessen, Karneval, Grillen) noch der Grund für ihre Mitgliedschaft, an den Wahlständen sieht man sie selten.
Da muß man sich auch nicht wundern, wenn es immer weiter abwärts geht bei den Umfragen.