Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

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Juergen
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Juergen »

marcus-cgn hat geschrieben:Wir erinnern uns noch an das Bild von Franziskus abgenutzter Soutane. Heute wurde in einem Artikel in der "Welt" (24.9.) eine kleine Episode von der Reise nach Rio (2013) berichtet: Man hatte den Koffer des Papstes bereits ins Flugzeug gebracht, da wollte Franziskus auf dem Rollfeld wissen, wo der Koffer sei. Bereits an Bord wurde gemeldet. Dann solle man ihn wieder raus holen. Gesagt, getan. Der Koffer wurde wieder aus dem Flugzeug geholt und zu Franziskus gebracht. Jetzt konnte er ihn selber ins Flugzeug tragen. Am nächsten Tag stand in der Zeitung wie bescheiden der Mann ist, er trägt sein Gepäck selbst.
Im Original:
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... -Haus.html

Zurück zum Fiat 500, mit dem der Papst vorfuhr. Er demonstriert hervorragend die konsumkritische Haltung des bescheidenen Papstes, der andernorts einen Renault 4 benutzte. Und ist auf der anderen Seite ein sehr bewusstes Detail der Selbstinszenierung, mit der Franziskus bei der ersten Auslandsreise vier Monate nach seiner Wahl begann. Damals, im Juli 2013, ging es nach Rio de Janeiro, und die Journalisten warteten an Bord der Alitalia-Maschine, als der Papst den Flughafen in Rom erreichte und Mitarbeiter nach seinem Aktenkoffer fragte.

Den habe man schon an Bord gebracht. Er wolle ihn selbst ins Flugzeug bringen, sagte Franziskus. Nicht nötig, er sei ja schon dort. "Sie verstehen mich nicht", insistierte der Papst laut seinem Biografen Paul Vallely. "Gehen Sie ins Flugzeug. Holen Sie die Tasche. Und bringen Sie sie bitte hierher zurück." Wenige Minuten später ging der Papst an Bord, und beobachtende Journalisten hatten ihr erste Story: "Schaut mal, er trägt seine Tasche selbst!" Eine zentrale Botschaft war damit gesetzt.

„Schmierenkomödie “ ist in der That ein treffender Ausdruck dafür.
Gruß Jürgen

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marcus-cgn
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von marcus-cgn »

Ich habe die Bilder ja gestern Abend in den Nachrichten gesehen und das Vorfahren in dem winzigen Auto hatte tatsächlich etwas Komödiantisches an sich. Es wirkt unecht und kann leicht zu einem Anti-Symbol werden. Davon abgesehen ist die konsumkritische Botschaft des Papstes nicht zu Ende gedacht: Wenn jeder seinem Beispiel folgen würde und der Markt für BMW, Mercedes, Audi oder Porsche einbricht könnte die deutsche Wirtschaft schnell auf das Niveau von Burkina Faso zusammenschrumpfen. Dann würden vielleicht weniger Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, weil keiner mehr nach Europa kommen möchte, aber Arbeitslosigkeit, Not und Mangel in momentan noch intakten Industrieregionen kann wohl kaum das sein, was das Oberhaupt der katholischen Kirche den einfachen Arbeitern wünschen möchte. Die demonstrativ zur Schau getragene Bescheidenheit zielt in letzter Konsequenz aber in diese Richtung. Man sagt nicht umsonst Reichtum verpflichtet. Auch Franziskus kann nicht ändern, dass der Vatikanstaat (noch) ein relativ reiches Land ist.

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Gallus
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Gallus »

marcus-cgn hat geschrieben:Die demonstrativ zur Schau getragene Bescheidenheit zielt in letzter Konsequenz aber in diese Richtung. Man sagt nicht umsonst Reichtum verpflichtet. Auch Franziskus kann nicht ändern, dass der Vatikanstaat (noch) ein relativ reiches Land ist.
Genau das. Ein Software-Milliardär, der sich eine Yacht für 300 Millionen bauen lässt, sichert damit ein paar Dutzend Werftarbeitern für einige Jahre ein gutes Einkommen. Es gibt gar nicht so viele Varianten von Konsum, die per se unmoralisch sind. Drogen, Prostitution und Güter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden, klar. Aber sonst?

Klar kann man dann immer noch sagen: Hätte der Milliardär das Geld der Caritas gespendet, wäre das besser gewesen. Aber ist es besser, Beschäftigte in Wohlfahrtsbürokratien zu finanzieren als Beschäftigte in Unternehmen? Und wieso?

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Sempre
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Sempre »

press.vatican.va hat geschrieben:Un Cardinale amico mi ha raccontato che è andata da lui una signora, molto preoccupata: molto cattolica, un po’ rigida, la signora, ma buona, buona, cattolica, e gli ha chiesto se era vero che nella Bibbia si parlava di un anticristo. E lui le ha spiegato. E’ anche nell’Apocalisse, no? E poi, se era vero che si parlava di un antipapa … “Ma perché mi fa questa domanda?”, ha chiesto il Cardinale. “Perché io sono sicura che Papa Francesco è l’antipapa”. “E perché? - chiede quello - Perché ha questa idea?”. “Eh, perché non usa le scarpe rosse!”. E’ così, storico… I motivi per pensare se uno è comunista, non è comunista… Io sono certo che non ho detto una cosa in più che non sia nella Dottrina sociale della Chiesa. Nell’altro volo [di ritorno dal viaggio in America Latina], una Sua collega – non so se è qui, mi corregga – m’ha detto, quando sono andato a parlare ai Movimenti popolari, ha detto: “Lei ha teso la mano a questo Movimento popolare - più o meno era così la cosa -, ma la Chiesa, La seguirà?”. E io ho detto: “Sono io a seguire la Chiesa”, e in questo credo di non sbagliare, credo di non avere detto una cosa che non sia nella Dottrina sociale della Chiesa. Le cose si possono spiegare. Forse una spiegazione ha dato un’impressione di essere un pochettino più “sinistrina”, ma sarebbe un errore di spiegazione. No. La mia dottrina, su tutto questo, sulla Laudato si’, sull’imperialismo economico e tutto questo, è quella della Dottrina sociale della Chiesa. E se è necessario che io reciti il “Credo”, sono disposto a farlo!
Übersetzung von katholisches.info: „Gegenpapst?“, „Kommunist?“, „Ist der Papst katholisch?“

Daraus:
[...] [Papst Franz:] „Ein befreundeter Kardinal erzählte mir, daß ihn eine sehr besorgte Frau aufsuchte, eine sehr katholische, etwas strenge, aber gut katholische Frau. Sie fragte ihn, ob es wahr sei, daß in der Bibel von einem Antichrist gesprochen werde und er erklärte es ihr. Und in der Offenbarung: Ist es wahr, daß von einem Gegenpapst gesprochen wird, daß der Antichrist der Antipapst ist? ‚Aber warum fragen sie mich das?‘ fragte der Kardinal. ‚Weil ich sicher bin, daß Papst Franziskus der Gegenpapst ist‘ ‚Warum diese Frage? Wie kommen Sie auf diese Idee?‘ ‚Weil er nicht die historischen roten Schuhe verwendet.‘ Der Grund, das zu denken war, weil er nicht die roten Schuhe trägt. Der Grund zu denken, ob einer Kommunist ist, oder nicht Kommunist ist ...

[...]

Und wenn es notwendig ist, daß ich das Glaubensbekenntnis aufsage, dann bin ich bereit es zu tun. Alles klar?“

Vir Probatus
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Vir Probatus »

Gallus hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Die demonstrativ zur Schau getragene Bescheidenheit zielt in letzter Konsequenz aber in diese Richtung. Man sagt nicht umsonst Reichtum verpflichtet. Auch Franziskus kann nicht ändern, dass der Vatikanstaat (noch) ein relativ reiches Land ist.
Genau das. Ein Software-Milliardär, der sich eine Yacht für 300 Millionen bauen lässt, sichert damit ein paar Dutzend Werftarbeitern für einige Jahre ein gutes Einkommen. Es gibt gar nicht so viele Varianten von Konsum, die per se unmoralisch sind. Drogen, Prostitution und Güter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden, klar. Aber sonst?

Klar kann man dann immer noch sagen: Hätte der Milliardär das Geld der Caritas gespendet, wäre das besser gewesen. Aber ist es besser, Beschäftigte in Wohlfahrtsbürokratien zu finanzieren als Beschäftigte in Unternehmen? Und wieso?
Die Caritas ist da ein denkbar schlechtes Beispiel. Alle die in meinem Bekanntenkreis mit dem Thema Altenpflege zu tun haben, sagen einhellig, dass jeder private Pflegedienst bessere Leistungen abliefert als die Caritas. Die finanziert ihre Bürokratie.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Siard
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Siard »

Vir Probatus hat geschrieben:Die Caritas ist da ein denkbar schlechtes Beispiel. Alle die in meinem Bekanntenkreis mit dem Thema Altenpflege zu tun haben, sagen einhellig, dass jeder private Pflegedienst bessere Leistungen abliefert als die Caritas. Die finanziert ihre Bürokratie.
Auch wenn ich sonst die Caritas sehr zweifelhaft finde, war (an meinem letzten Wohnort in der Bundesrepublik) die Altenpflege besser, als die der dort vorhandenen Privaten.

CIC_Fan

Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von CIC_Fan »

Vir Probatus hat geschrieben:
Gallus hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Die demonstrativ zur Schau getragene Bescheidenheit zielt in letzter Konsequenz aber in diese Richtung. Man sagt nicht umsonst Reichtum verpflichtet. Auch Franziskus kann nicht ändern, dass der Vatikanstaat (noch) ein relativ reiches Land ist.
Genau das. Ein Software-Milliardär, der sich eine Yacht für 300 Millionen bauen lässt, sichert damit ein paar Dutzend Werftarbeitern für einige Jahre ein gutes Einkommen. Es gibt gar nicht so viele Varianten von Konsum, die per se unmoralisch sind. Drogen, Prostitution und Güter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden, klar. Aber sonst?

Klar kann man dann immer noch sagen: Hätte der Milliardär das Geld der Caritas gespendet, wäre das besser gewesen. Aber ist es besser, Beschäftigte in Wohlfahrtsbürokratien zu finanzieren als Beschäftigte in Unternehmen? Und wieso?
Die Caritas ist da ein denkbar schlechtes Beispiel. Alle die in meinem Bekanntenkreis mit dem Thema Altenpflege zu tun haben, sagen einhellig, dass jeder private Pflegedienst bessere Leistungen abliefert als die Caritas. Die finanziert ihre Bürokratie.
was die altenpflege betrifft ist das hier leider auch der fall

FidesVeritas
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von FidesVeritas »

Schade, ich finde, dass dieser Strang im Brauhaus besser aufgehoben war. Es war doch gut überlegt und diskutiert worden, als der Strang dorthin verschoben worden war.
Ausdrücklich sollte dieser Strang - wegen zu weit gehender Kritik am amtierenden Papst - nicht im katholischen Teil des Forums sein. Im Brauhaus war hingegen sichergestellt, dass alles gesagt werden konnte, ohne den Kreuzgang insgesamt in ein schlechtes Licht zu rücken.
Und jetzt wieder alles rückgängig machen???

CIC_Fan

Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von CIC_Fan »

warum den die Änderung????

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holzi
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Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von holzi »

Im Parlatorium ist der Platz für freie - und weitgehend unmoderierte - Diskussionen. Dachte ich zumindest.

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Hubertus
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Registriert: Montag 3. Mai 2010, 20:08

Re: Malachias' Rache - Der weiße Mann in Rom

Beitrag von Hubertus »

Strang wegen Überlänge geschlossen.
Fortsetzung: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=77853#p77853

Hubertus als Mod.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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