Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 15:12
Auffällig ist in jedem Falle, daß in den MSM ständig über den Versucher Russland spekuliert wird.
Andere Verursacher werden - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt. :hmm:

Dabei ist die erste Frage, die sich der der Kriminalist stellt: Cui bono? :detektiv:

Und den Russen nützt die Zerstörung der beiden Pipelines nix, aber gar nix! :doktor:

Sie zerstören nämlich nicht nur die Pipelines, sondern auch die Option, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Der Druck der Straße, der in Deutschland in den nächsten Monaten hätte entstehen können, läuft also ab sofort ins Leere. Es wäre also völlig Gaga, daß Russland der Zerstörung veranlaßt. :pfeif:
Außerdem würden sie damit ihr Eigentum zerstört haben, was sie mit immerhin ca. 10 Mrd. Euro errichtet haben. :vogel:
Die Zerstörung könnte auch als Machtdemonstration verstanden werden. Ich hatte das bereits hier ausgeführt. Damit wird -vielleicht- der Bevölkerung klar, wie verwundbar die deutsche Energieversorgung ist, auch wenn das Gas von befreundeten Staaten geliefert wird.

Sicherlich würde man dann zunächst die eigene Infrastruktur zerstören, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden. Eine Zerstörung der Europipe zwischen Deutschland und Norwegen hätte eine ganz andere Dimension - sowohl politisch als auch für die Gasversorgung hier.
Nordstream 1 gehört zwar zu 49% westlichen Gesellschaften, aber die haben ihre Beteiligung längst abgeschrieben. Alleineigentümer von Nordstream 2 ist Gazprom. Der Betrag von 10 Mrden hört sich zwar gewaltig an, aber für das 1. Halbjahr 2022 meldete Gazprom einen Gewinn von 41,6 Mrden €. So what?

Viel interessanter wird es sein, ob und wann die pipeline wieder repariert bzw. das Leck abgedichtet wird. Sollten die Stahlrohre längere Zeit mit dem salzigen Wasser aus dem Meer gefüllt sein, sind umfangreichere Reparaturen notwendig. Vielleicht wird die pipeline sogar unbrauchbar.

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 16:15
Nordstream 1 gehört zwar zu 49% westlichen Gesellschaften, aber die haben ihre Beteiligung längst abgeschrieben. Alleineigentümer von Nordstream 2 ist Gazprom. Der Betrag von 10 Mrden hört sich zwar gewaltig an, aber für das 1. Halbjahr 2022 meldete Gazprom einen Gewinn von 41,6 Mrden €. So what?
Trotzdem bleiben 10 Mrd. Euro eine gewaltige Summe! :pfeif:

Und die außerordentlich hohen Gewinne werden sich vermutlich nicht verstetigen lassen, sondern sind Resultat der besonderen weltpolitischen Lage. Kaufmännisch betrachtet ist es auf jeden Fall Wahnsinn, 25% des Gewinnes 'mal eben so "in die Luft zu jagen".
Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 16:15
Viel interessanter wird es sein, ob und wann die pipeline wieder repariert bzw. das Leck abgedichtet wird. Sollten die Stahlrohre längere Zeit mit dem salzigen Wasser aus dem Meer gefüllt sein, sind umfangreichere Reparaturen notwendig. Vielleicht wird die pipeline sogar unbrauchbar.
Ebend! :huhu:
Eine unbrauchbare Pipeline steht den Interessen Russlands diametral entgegen. :hmm:

Man sollte m.E. Putin für nicht so schlicht gestrickt halten, wie dies Scholz letztens im Bundestag äußerte:
"Wir tun das, weil wir das können!" :pfeif:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 17:04
Trotzdem bleiben 10 Mrd. Euro eine gewaltige Summe! :pfeif:

Und die außerordentlich hohen Gewinne werden sich vermutlich nicht verstetigen lassen, sondern sind Resultat der besonderen weltpolitischen Lage. Kaufmännisch betrachtet ist es auf jeden Fall Wahnsinn, 25% des Gewinnes 'mal eben so "in die Luft zu jagen".
Nein - erstens handelt es sich um den Gewinn eines Halbjahres und zweitens kommt der "Unfall" Gazprom entgegen. Gazprom hat die Gaslieferungen eingestellt, die Abnehmer können also die Schiedsgerichte anrufen und Schadenersatz verlangen. Uniper & Co müssen jetzt auf dem Spotmarkt Ersatz besorgen - und das ist teuer. Natürlich kann man die Beträge dem Vertragspartner, der seine Lieferverpflichtungen nicht erfüllt hat, in Rechnung stellen.
Ist allerdings die pipeline zerstört, kann Gazprom nicht liefern (selbst wenn es liefern möchte) ... und damit dürften auch die Schadenersatzforderungen der westlichen Firmen gegenstandslos werden.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 17:04
Ebend! :huhu:
Eine unbrauchbare Pipeline steht den Interessen Russlands diametral entgegen. :hmm:

Man sollte m.E. Putin für nicht so schlicht gestrickt halten, wie dies Scholz letztens im Bundestag äußerte:
"Wir tun das, weil wir das können!" :pfeif:
Eben nicht - s.o.
Außerdem dürfte der Betrag von 10 Mrd kaum ins Gewicht fallen, wenn man dadurch Unruhe und Angst im Westen schüren kann.
Für Putin ist der Anschlag eine win-win-Situation. Die nicht genutzte pipeline ist jetzt unbrauchbar - das erspart Gazprom Schadenersatzzahlungen. Nach dem Anschlag sind die Gaspreise, die sich zurückgebildet hatten, wieder gestiegen. Das bringt mehr Geld in die Kasse.

Ob die pipeline nach dem Ende des Krieges überhaupt noch einmal in Betrieb genommen und wenn ja, in welchem Umfang, steht -ebenso wie der Termin- in den Sternen. Sollte Putin sein Kriegsziel erreichen und die Ukraine zu einem Vasallenstaat umfunktionieren, werden die westlichen Sanktionen noch lange bestehen bleiben und man wird sich vom Handel mit Russland entkoppeln.

Im übrigen werden Gaslieferverträge langfristig abgeschlossen. Sie laufen teilweise über 30 Jahre, insbesondere, wenn sie mit hohen Investitionen (pipelines, LNG-Anlagen) verbunden sind. Deutschland sucht neue Lieferanten und schließt entsprechende Verträge. Sind die einmal unterzeichnet und werden erfüllt - wofür braucht man dann Nordstream noch? Erschwerend kommt hinzu, daß man langfristig auch auf Gas verzichten will - der Gasverbrauch soll also sinken. Welchen Wert hat dann noch eine pipeline?

Benutzeravatar
Jakobgutbewohner
Beiträge: 1781
Registriert: Donnerstag 21. Januar 2021, 15:47
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Am Mittwoch kündigte Gazprom wiederum an, weder das Schweizer Schiedsgericht noch andere internationale, vertraglich vereinbarte Streitschlichtlichtungsstellen anzuerkennen, die in „feindlichen Staaten“ lägen, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben.
https://ansage.org/gazprom-will-keine-m ... iew-zahlen
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 20:24
Am Mittwoch kündigte Gazprom wiederum an, weder das Schweizer Schiedsgericht noch andere internationale, vertraglich vereinbarte Streitschlichtlichtungsstellen anzuerkennen, die in „feindlichen Staaten“ lägen, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben.
https://ansage.org/gazprom-will-keine-m ... iew-zahlen
Danke für den Hinweis, denn ähnliches wollte ich soeben schreiben. 8)

Die Verhandlungen bei den internationalen Schiedsgerichten sind eher mit Verhandlungen auf orientalischen Bazaren zu vergleichen. Was auch immer da Ergebnis sein sollte, stellt sich darüber hinaus stets die Frage der Durchsetzbarkeit der Ansprüche. :hmm:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 18:56
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 17:04
Trotzdem bleiben 10 Mrd. Euro eine gewaltige Summe! :pfeif:

Und die außerordentlich hohen Gewinne werden sich vermutlich nicht verstetigen lassen, sondern sind Resultat der besonderen weltpolitischen Lage. Kaufmännisch betrachtet ist es auf jeden Fall Wahnsinn, 25% des Gewinnes 'mal eben so "in die Luft zu jagen".
Nein - erstens handelt es sich um den Gewinn eines Halbjahres und zweitens kommt der "Unfall" Gazprom entgegen. Gazprom hat die Gaslieferungen eingestellt, die Abnehmer können also die Schiedsgerichte anrufen und Schadenersatz verlangen. Uniper & Co müssen jetzt auf dem Spotmarkt Ersatz besorgen - und das ist teuer. Natürlich kann man die Beträge dem Vertragspartner, der seine Lieferverpflichtungen nicht erfüllt hat, in Rechnung stellen.
Ist allerdings die pipeline zerstört, kann Gazprom nicht liefern (selbst wenn es liefern möchte) ... und damit dürften auch die Schadenersatzforderungen der westlichen Firmen gegenstandslos werden.
Warum sollten die Preise langfristig so pervers hoch bleiben?
Langfristig bestimmt der Knappheitsgrad des Gutes den Preis und der Gas-Weltmarkt ist keineswegs monopolistisch strukturiert.
Caviteño hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 18:56
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 17:04
Ebend! :huhu:
Eine unbrauchbare Pipeline steht den Interessen Russlands diametral entgegen. :hmm:

Man sollte m.E. Putin für nicht so schlicht gestrickt halten, wie dies Scholz letztens im Bundestag äußerte:
"Wir tun das, weil wir das können!" :pfeif:
Eben nicht - s.o.
Außerdem dürfte der Betrag von 10 Mrd kaum ins Gewicht fallen, wenn man dadurch Unruhe und Angst im Westen schüren kann.
Für Putin ist der Anschlag eine win-win-Situation. Die nicht genutzte pipeline ist jetzt unbrauchbar - das erspart Gazprom Schadenersatzzahlungen. Nach dem Anschlag sind die Gaspreise, die sich zurückgebildet hatten, wieder gestiegen. Das bringt mehr Geld in die Kasse.

Ob die pipeline nach dem Ende des Krieges überhaupt noch einmal in Betrieb genommen und wenn ja, in welchem Umfang, steht -ebenso wie der Termin- in den Sternen. Sollte Putin sein Kriegsziel erreichen und die Ukraine zu einem Vasallenstaat umfunktionieren, werden die westlichen Sanktionen noch lange bestehen bleiben und man wird sich vom Handel mit Russland entkoppeln.

Im übrigen werden Gaslieferverträge langfristig abgeschlossen. Sie laufen teilweise über 30 Jahre, insbesondere, wenn sie mit hohen Investitionen (pipelines, LNG-Anlagen) verbunden sind. Deutschland sucht neue Lieferanten und schließt entsprechende Verträge. Sind die einmal unterzeichnet und werden erfüllt - wofür braucht man dann Nordstream noch? Erschwerend kommt hinzu, daß man langfristig auch auf Gas verzichten will - der Gasverbrauch soll also sinken. Welchen Wert hat dann noch eine pipeline?
Rohstoffproduzenten sind prinzipiell daran interessiert, ihre Rohstoffe zu verkaufen. Jetzt "höhere Ziele" zu konstruieren - Machtdemonstration et al. - erscheint daher willkürlich.

Das Best-Case-Szenario für Russland wäre gewesen, wenn North Stream I und II in Betrieb genommen worden wären. Dann wäre das Gas in Richtung Westen und die "Kohle" dafür in Richtung Osten geflossen. Außerdem wäre es ein eminent wichtiger politischer Erfolg für Putin gewesen, wenn Deutschland aus schierer Not gezwungen gewesen wäre, seine Sanktionen zurück zu nehmen. Diese Chance würde durch die Sabotage am eigenen Eigentum zerstört! :vogel:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8686
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Marion »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 21:19
:vogel:
Die Russen müssen wirklich ein Vogel haben. Die haben ja ein Atomkraftwerk übernommenen, sich reingesetzt und dann feste drauf geschossen.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 21:19
Warum sollten die Preise langfristig so pervers hoch bleiben?
Langfristig bestimmt der Knappheitsgrad des Gutes den Preis und der Gas-Weltmarkt ist keineswegs monopolistisch strukturiert.
Stimmt - allerdings muß das Gas vom Erzeuger zum Verbraucher transportiert werden und da liegt im Augenblick das Problem.
Ein großer Teil des russischen Gases wurde über pipelines nach Europa verkauft. Der Käufer fällt aus. Europa besorgt sich das fehlende Gas aus dem Nahen Osten und aus den USA. Wie wird es transportiert? Durch LNG-Tanker - und deren Zahl ist begrenzt. Die Werften sind auf mehrere Jahre ausgebucht.
Selbst wenn der Gaspreis sinken sollte -die Transportkosten bleiben auf absehbare Zeit hoch.

Im übrigen ändert ein hoher Preis auch nichts an meiner Aussage zu den drohenden Schadensersatzzahlungen - und das war der Punkt, auf den ich hingewiesen habe.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 21:19
Rohstoffproduzenten sind prinzipiell daran interessiert, ihre Rohstoffe zu verkaufen. Jetzt "höhere Ziele" zu konstruieren - Machtdemonstration et al. - erscheint daher willkürlich.
Kann man mE nicht so sehen. Russland ist Kriegspartei und diese Rolle dürfte für den Präsidenten und das Land wichtiger sein als künftige Rohstofflieferungen. Unsicherheit zu säen ist da wichtiger als die Exporterlöse, die vielleicht einmal in der Zukunft anfallen könnten.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 21:19
Das Best-Case-Szenario für Russland wäre gewesen, wenn North Stream I und II in Betrieb genommen worden wären. Dann wäre das Gas in Richtung Westen und die "Kohle" dafür in Richtung Osten geflossen. Außerdem wäre es ein eminent wichtiger politischer Erfolg für Putin gewesen, wenn Deutschland aus schierer Not gezwungen gewesen wäre, seine Sanktionen zurück zu nehmen. Diese Chance würde durch die Sabotage am eigenen Eigentum zerstört! :vogel:
Das sind Wunschträume.
Du schreibst doch selbst, daß Putin "nicht einfach gestrickt" ist. Glaubst Du, der hätte ernsthaft mit einer Rückkehr des status quo ante gerechnet? Er hat sich wohl verkalkuliert.
Erst greift er - wie TeDeum schrieb - mit einer "Friedensarmee" die stark befestigte Ukraine an. Hat hier die Aufklärung versagt oder hing man einem Bild nach, daß die seine Truppen wie damals GI's in Paris empfangen würden?
Warum hat man die hohen Devisenguthaben bei westlichen Banken nicht abgezogen und so zugelassen, daß sie eingefroren werden konnten?
Hat man wirklich damit gerechnet, daß "der Westen" diesmal einig war und Sanktionen verhängt hat?

Wenn Putin nicht "einfach gestrickt" ist, dann wußte er, daß Deutschland - egal wie groß die Not würde - nicht aus der Phalanx ausscheren würde, weil es das nicht konnte. Deutschland hätte auf viele Jahre sein Ansehen "im Westen" verloren. Wenn es "billiges" Gas aus Russland bezogen hätte, müßte es diesen Vorteil teuer bezahlen - denn bei jeder Gelegenheit würde man in Brüssel darauf hinweisen, wer damals aus der Sanktionsfront ausgebrochen ist.

Putin wußte auch, daß man das Volk hier ruhig stellen wird, in dem man Geld druckt und es verteilt. Die Anfänge sehen wir und so wird das weitergehen. Corona war die Trockenübung. Auch da wurde Geld ohne Ende verteilt. "Bleibt zu Hause - wir bezahlen Euch" - so war doch die Devise. Denk doch nur an diesen spot:

#Besondere Helden

Egal wie der Krieg ausgehen wird, Russland ist für die nächsten Jahre als Geschäftspartner "verbrannt". Jedes Unternehmen wird sich ernsthaft überlegen, dort einen cent zu investieren, wenn sich der Vertragspartner einfach über vertragliche Vereinbarungen hinwegsetzt und z.B. die Vereinbarungen zu den Schiedsgerichten einfach ignoriert, weil sie ihm nicht passen. Russland wird für westliche Unternehmen zum paria und inzwischen sind solche Kriterien wichtig. Jedes Unternehmen muß heute einen Bericht über Nachhaltigkeit usw. veröffentlichen und viele Kapitalsammelstellen investieren nicht mehr in Unternehmen, die Umweltvorgaben nicht ernst nehmen. Russland droht, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Festzuhalten bleibt, daß man Putin eine ganze Menge an Irrationalität attestieren müßte, wenn die Sabotage an den Pipelines auf seinen Befehl hin geschehen sein sollte.

Auf der anderen Seite kann man anderen potentiellen Gas-Lieferanten ein gehöriges Maß an Rationalität attestieren, wenn diese die Sabotage initiiert bzw. verübt haben sollten. Der größte Profiteur werden wohl die USA sein, die nun ihr Fracking-Gas an die Deutschen liefern können, wie sie es schon seit Jahren vorhatten. Nur war ihnen mit North Stream I und II ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Deshalb hatten sie die ganzen letzten Jahre gegen die Pipelines gestänkert und den Bau tlw. sogar sanktioniert; als wenn es sich um einen Gaslieferkrieg gehandelt hätte. :hmm:
Und daß die Amis ihre wirtschaftlichen Interessen notfalls mit Gewalt durchsetzen haben nicht zuletzt die beiden Irak-Kriege bewiesen.
Der ehemalige Berater von Merkel, Brigadegeneral Vad, ließ in einer Gesprächsrunde bei Bild verlauten, daß die Navy Seals durchaus in der Lage wären, eine solche Operation durchzuführen.
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 23:02
Auf der anderen Seite kann man anderen potentiellen Gas-Lieferanten ein gehöriges Maß an Rationalität attestieren, wenn diese die Sabotage initiiert bzw. verübt haben sollten. Der größte Profiteur werden wohl die USA sein, die nun ihr Fracking-Gas an die Deutschen liefern können, wie sie es schon seit Jahren vorhatten. Nur war ihnen mit North Stream I und II ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Deshalb hatten sie die ganzen letzten Jahre gegen die Pipelines gestänkert und den Bau tlw. sogar sanktioniert; als wenn es sich um einen Gaslieferkrieg gehandelt hätte. :hmm:
Bis 2015 - also bis zur Vertragsunterzeichnung von Nordstream II - bestand in den USA ein Exportverbot für Frackinggas. Nordstream I war da schon lange in Betrieb. Im übrigen fehlte es damals an der gesamten Infrastruktur - klar, wenn ein Exportverbot besteht, baut niemand Anlagen zur Gasverflüssigung.
Unter Barack Obama kam die Wende für die Branche. 2015 hob der damalige US-Präsident das Ausfuhrverbot für Frackinggas auf. Danach konnten die Förderunternehmen Gas zu höheren Preisen im Ausland verkaufen, vor allem in Asien. Auch Technologie und Infrastruktur spielten eine wichtige Rolle. Für den Transport per Tanker wird das Erdgas bei minus 160 Grad Celsius zu Flüssiggas oder Liquified Natural Gas (LNG) heruntergekühlt. Dafür braucht es spezielle Anlagen, die erst gebaut werden mussten. Einige der inzwischen sieben US-Terminals in Texas und Louisiana waren ursprünglich für den Import geplant gewesen und konnten umgewidmet werden.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-07/ ... d-russland

Warum werden die USA in der Lage sein, Russland abzulösen und ihr Gas zu verkaufen? Ganz einfach - weil Deutschland weiter am Frackingverbot festhält und seine eigenen - nicht geringen - Gasvorräte im Boden läßt. Die würden für einige Jahrzehnte den russischen bzw. US-Import vollständig ersetzen können. Man begibt sich - worauf der obige Artikel verweist - sehenden Auges in die nächste Abhängigkeit:
Der amerikanischen Industrie hatte das zunächst günstige Frackinggas einen Wettbewerbsvorteil gebracht. Den wollen ihre Vertreter nicht kampflos aufgeben. Seit Monaten fordert der Verband Industrial Energy Consumers of America, ein Zusammenschluss großer Produktionsbetriebe, von Präsident Joe Biden eine Exportbeschränkung für Erdgas.
Bislang ist Biden nicht auf die Forderungen eingegangen. (...)
Sollte Trump 2024 erneut als Präsidentschaftskandidat antreten und gewinnen, dürfte er keine Hemmungen haben, die Gaslieferungen ins Ausland zu stoppen, wenn es America First dient.
Aber Hauptsache "wir" sind weiter die Guten und verzichten auf Frackinggas - das ist ja igitt... und die Grünen erleiden keinen Gesichtsverlust. Dafür nehmen "wir" lieber Arbeitslosigkeit und Industrieabwanderung in Kauf.

Ob die USA gegen Nordstream II waren, weil sie ihr Frackinggas verkaufen wollen oder weil Polen und andere Länder eine Isolierung in der Energieversorgung und ausfallende Transitgebühren befürchteten und in Washington Druck gemacht haben - das ist noch die Frage. Es war ja nicht so, daß Nordstream II in der EU Jubelstürme ausgelöst hat. Selbst der "enge Partner" Frankreich ging auf Distanz zu dem Vorhaben. Das Trump damals - unter dem Gelächter von Außenminister Maas - vor genau der jetzigen Situation gewarnt hat, ist wohl auch vergessen. Aber das kann man natürlich auch als Ankündigung werten, daß die USA die pipeline schon immer in die Luft jagen wollten. :D :kugel:
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 23:02
Der ehemalige Berater von Merkel, Brigadegeneral Vad, ließ in einer Gesprächsrunde bei Bild verlauten, daß die Navy Seals durchaus in der Lage wären, eine solche Operation durchzuführen.
Hat er denn auch gesagt, daß die Russen über die gleichen Möglichkeiten verfügen? Oder glaubst Du, daß die Russen dazu nicht in der Lage wären, weil sie z.B. keine Unterwasserdrohnen haben? :D

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 05:38
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 23:02
Auf der anderen Seite kann man anderen potentiellen Gas-Lieferanten ein gehöriges Maß an Rationalität attestieren, wenn diese die Sabotage initiiert bzw. verübt haben sollten. Der größte Profiteur werden wohl die USA sein, die nun ihr Fracking-Gas an die Deutschen liefern können, wie sie es schon seit Jahren vorhatten. Nur war ihnen mit North Stream I und II ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Deshalb hatten sie die ganzen letzten Jahre gegen die Pipelines gestänkert und den Bau tlw. sogar sanktioniert; als wenn es sich um einen Gaslieferkrieg gehandelt hätte. :hmm:
Bis 2015 - also bis zur Vertragsunterzeichnung von Nordstream II - bestand in den USA ein Exportverbot für Frackinggas. Nordstream I war da schon lange in Betrieb. Im übrigen fehlte es damals an der gesamten Infrastruktur - klar, wenn ein Exportverbot besteht, baut niemand Anlagen zur Gasverflüssigung.
Das Exportverbot bestand, weil die USA im eigenen Land weniger Erdöl und Erdgas förderten als sie selber verbrauchten.
Durch den massiven Ausbau von Fracking hat sich diese Situation grundlegend geändert. Die Aufhebung des Exportverbotes folgte simpler ökonomischer Logik: Aus Importinteressen wurden Exportinteressen.

Du erinnerst Dich: It's the economy, stupid! 8)
Caviteño hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 05:38
Unter Barack Obama kam die Wende für die Branche. 2015 hob der damalige US-Präsident das Ausfuhrverbot für Frackinggas auf. Danach konnten die Förderunternehmen Gas zu höheren Preisen im Ausland verkaufen, vor allem in Asien. Auch Technologie und Infrastruktur spielten eine wichtige Rolle. Für den Transport per Tanker wird das Erdgas bei minus 160 Grad Celsius zu Flüssiggas oder Liquified Natural Gas (LNG) heruntergekühlt. Dafür braucht es spezielle Anlagen, die erst gebaut werden mussten. Einige der inzwischen sieben US-Terminals in Texas und Louisiana waren ursprünglich für den Import geplant gewesen und konnten umgewidmet werden.

https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-07/ ... d-russland

Warum werden die USA in der Lage sein, Russland abzulösen und ihr Gas zu verkaufen? Ganz einfach - weil Deutschland weiter am Frackingverbot festhält und seine eigenen - nicht geringen - Gasvorräte im Boden läßt. Die würden für einige Jahrzehnte den russischen bzw. US-Import vollständig ersetzen können. Man begibt sich - worauf der obige Artikel verweist - sehenden Auges in die nächste Abhängigkeit:
Der amerikanischen Industrie hatte das zunächst günstige Frackinggas einen Wettbewerbsvorteil gebracht. Den wollen ihre Vertreter nicht kampflos aufgeben. Seit Monaten fordert der Verband Industrial Energy Consumers of America, ein Zusammenschluss großer Produktionsbetriebe, von Präsident Joe Biden eine Exportbeschränkung für Erdgas.
Bislang ist Biden nicht auf die Forderungen eingegangen. (...)
Sollte Trump 2024 erneut als Präsidentschaftskandidat antreten und gewinnen, dürfte er keine Hemmungen haben, die Gaslieferungen ins Ausland zu stoppen, wenn es America First dient.
Aber Hauptsache "wir" sind weiter die Guten und verzichten auf Frackinggas - das ist ja igitt... und die Grünen erleiden keinen Gesichtsverlust. Dafür nehmen "wir" lieber Arbeitslosigkeit und Industrieabwanderung in Kauf.

Ob die USA gegen Nordstream II waren, weil sie ihr Frackinggas verkaufen wollen oder weil Polen und andere Länder eine Isolierung in der Energieversorgung und ausfallende Transitgebühren befürchteten und in Washington Druck gemacht haben - das ist noch die Frage. Es war ja nicht so, daß Nordstream II in der EU Jubelstürme ausgelöst hat. Selbst der "enge Partner" Frankreich ging auf Distanz zu dem Vorhaben. Das Trump damals - unter dem Gelächter von Außenminister Maas - vor genau der jetzigen Situation gewarnt hat, ist wohl auch vergessen. Aber das kann man natürlich auch als Ankündigung werten, daß die USA die pipeline schon immer in die Luft jagen wollten. :D :kugel:
Das Fracking-Verbot in Deutschland kann man den Amis natürlich nicht anlasten. Dieses geht zu Lasten der ideologisch verbohrten Grünen. :pirat:
Aber da ist wohl das letzte Wort noch nicht gesprochen:
Selbst in den MSM konnte Prof. Vahrenholt mittlerweile für eine Aufhebung werben. Auch Merz ist bereits darauf angesprochen worden und verwies lediglich auf die geltende Rechtslage. Ein "niemals-mit-uns" hätte sich anders angehört. :huhu:
Caviteño hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 05:38
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 29. September 2022, 23:02
Der ehemalige Berater von Merkel, Brigadegeneral Vad, ließ in einer Gesprächsrunde bei Bild verlauten, daß die Navy Seals durchaus in der Lage wären, eine solche Operation durchzuführen.
Hat er denn auch gesagt, daß die Russen über die gleichen Möglichkeiten verfügen? Oder glaubst Du, daß die Russen dazu nicht in der Lage wären, weil sie z.B. keine Unterwasserdrohnen haben? :D
Wie bereits weiter oben geschildert: Die Interessenlage der Russen ist eine völlig andere!

Und nur zur Erinnerung:
Die Amis hören auch die Mobil-Telefone ihrer Verbündeten ab und lassen ihren Außenminister vor dem UN-Sicherheitsrat die ganze Welt belügen, wenn sie in einen Krieg ziehen wollen.
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. :roll:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Benutzeravatar
Libertas Ecclesiae
Moderator
Beiträge: 3053
Registriert: Montag 15. Juni 2009, 10:46

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Trigema-Chef Wolfgang Grupp:

„Der Amerikaner steuert alles im Hintergrund“
Der Trigema-Boss Wolfgang Grupp versteht nicht, warum die Deutschen plötzlich Wladimir Putin als Todfeind betrachten. Er glaubt, dass die USA im Hintergrund alles steuern und die einzigen Gewinner dieses Krieges sind.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Benutzeravatar
martin v. tours
Beiträge: 3471
Registriert: Sonntag 2. November 2008, 21:30

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Klar titelt der Focus gleich mit ....Wolfgang Grupp verwirrt mit Aussage....
Wichtig -solche Aussagen müssen gleich richtig eingeordnet werden damit der Michel von Anfang an weiß: das ist Quatsch.
"Umstritten" ist auch so ein beliebtes Framing-Werkzeug der veröffentlichten Meinung.

Ich habe den Focus früher öfters gelesen und auch andere Printmedien.
Insofern hat der Ukrainekonflikt auch etwas Gutes und Geldsparendes - ich habe seit Monaten kein einziges Printerzeugnis mehr gekauft.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

Schulevonathen
Beiträge: 196
Registriert: Dienstag 21. April 2020, 19:48

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Schulevonathen »

Tja, ein Unterhosenfabrikant ist auch der perfekte Interviewpartner für ein geopolitisches Thema.

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Schulevonathen hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 10:31
Tja, ein Unterhosenfabrikant ist auch der perfekte Interviewpartner für ein geopolitisches Thema.
Er ist auf diesem Gebiet sicherlich ein Dilettant; wie viele andere auch! :emil:

Wovon man aber wohl ausgehen darf ist, daß es eine ehrliche Meinung ist, die immerhin mit ca. 80 Jahren Lebenserfahrung unterlegt ist. :unbeteiligttu:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 06:40
Wie bereits weiter oben geschildert: Die Interessenlage der Russen ist eine völlig andere!

Und nur zur Erinnerung:
Die Amis hören auch die Mobil-Telefone ihrer Verbündeten ab und lassen ihren Außenminister vor dem UN-Sicherheitsrat die ganze Welt belügen, wenn sie in einen Krieg ziehen wollen.
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. :roll:
Natürlich ist es im Interesse Russlands, seine Rohstoffe zu verkaufen, sei es Öl, Gas oder andere. Aber seinen Ruf als zuverlässiger Lieferant hat es nun einmal verloren. Das war doch auch der Argument, warum man sich bedenkenlos von Russland als Gaslieferanten abhängig gemacht hat. Man hat immer darauf hingewiesen, daß die Russen vertragstreu sogar während der Spannungen des Kalten Krieges in den 60'iger Jahren geliefert haben. Aber diesen Ruf hat Putin jetzt verspielt und es wird lange, lange dauern, bis Russland sich davon erholt hat.

Nur ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, Russland zieht sich aus der Ukraine zurück, räumt die besetzten Gebiete incl. der Krim und zahlt sogar noch Entschädigung. Der Westen hebt die Sanktionen auf. Glaubst Du, daß man zu einem Handel wie früher zurückkehren und ca. 60% oder mehr des gesamten Gases aus Russland beziehen würde? :nein: - denn der gute Ruf eines verläßlichen Lieferanten ist weg.

Deutschland und andere Staaten werden ihre Bezugsquellen diversifizieren und sind dabei auch schon einen guten Schritt vorangegangen. Deswegen sticht auch das Argument nicht, die USA hätten die pipeline zerstört, um ihr fracking-Gas verkaufen zu können. Sie verkaufen ihr Gas bereits und springen - zumindest teilweise in die Lücke - die in jedem Fall bestehen bleibt, selbst wenn Russland wieder Gas liefern kann bzw. wird. Die Deutschen gieren danach. Ist Biden nach Berlin geflogen und hat gebeten, das US-Gas abzunehmen oder waren es Scholz und Habeck, die in vielen Ländern als Bittsteller aufgetreten sind und eine besonders tiefe Verbeugung vor dem örtlichen Potentaten machten?

Deutschland hat keine Alternative. Es kann weder -auch wenn der Winter sehr streng wird- aus der Phalanx der westlichen Länder ausscheren und die Sanktionen einseitig aufheben noch wird es die Gasmenge aus Russland abnehmen (können), die früher geliefert wurde. Man muß bei den USA (und in anderen Ländern) kaufen, weil der Mut fehlt, die eigenen Vorkommen auszunutzen.

Lachender Gewinner sind andere Länder - nicht nur die USA. Aber sie können nur lachen, weil sich Deutschland einer Energiewende verschrieben hat, aus Kohle und Atom gleichzeitig aussteigen will und Gas als Brückentechnologie einsetzt. Man hat keine Bedenken, das fracking-Gas aus den benachbarten NL zu beziehen, weigert sich aber, die eigenen Quellen zu nutzen. Das ist verlogen!

Im übrigen waren es nicht nur die Grünen, sondern alle Altparteien, mit der Union und Merkel an der Spitze und vehement unterstützt von den Medien. Alle haben die Energiewende als "alternativlos" gehalten - welche Anmaßung und trotzdem wurden sie von 80% gewählt.
Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn die FfF-Kids mal eine kalte Bude und keinen Strom fürs handy haben und Papier für die Zeitungen wegen des Strommangels nicht hergestellt werden kann. Sollte dann auch noch der Strom in den Rundfunkgebäuden abgeschaltet werden, hätten die 80% endlich einmal Zeit, nachzudenken...

Ach so -nur zur Erinnerung: Wer hat denn einen Cyberangriff auf die IT des Bundestages durchgeführt? Anschließend mußte das gesamte System ausgetauscht werden.
Außerdem: Woher wissen wir, daß andere Nachrichtendienste (incl. BND) nicht das Gleiche tun?

Peduli
Beiträge: 1569
Registriert: Dienstag 26. Juli 2022, 04:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Peduli »

Caviteño hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 12:52
Natürlich ist es im Interesse Russlands, seine Rohstoffe zu verkaufen, sei es Öl, Gas oder andere. Aber seinen Ruf als zuverlässiger Lieferant hat es nun einmal verloren. Das war doch auch der Argument, warum man sich bedenkenlos von Russland als Gaslieferanten abhängig gemacht hat. Man hat immer darauf hingewiesen, daß die Russen vertragstreu sogar während der Spannungen des Kalten Krieges in den 60'iger Jahren geliefert haben. Aber diesen Ruf hat Putin jetzt verspielt und es wird lange, lange dauern, bis Russland sich davon erholt hat.

Nur ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, Russland zieht sich aus der Ukraine zurück, räumt die besetzten Gebiete incl. der Krim und zahlt sogar noch Entschädigung. Der Westen hebt die Sanktionen auf. Glaubst Du, daß man zu einem Handel wie früher zurückkehren und ca. 60% oder mehr des gesamten Gases aus Russland beziehen würde? :nein: - denn der gute Ruf eines verläßlichen Lieferanten ist weg.
Das ist sicherlich richtig! :daumen-rauf:

Nur wenn man das 'mal weiterdenkt, ist es es letztlich ein Argument gegen die These, Putin habe die Pipelines zerstören lassen. Er zerstört schließlich nicht nur faktisch die Pipelines selber, sondern auch die Möglichkeit, in Zukunft wieder als vertragstreuer Lieferant am Markt auftreten zu können.
Caviteño hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 12:52
Deutschland und andere Staaten werden ihre Bezugsquellen diversifizieren und sind dabei auch schon einen guten Schritt vorangegangen. Deswegen sticht auch das Argument nicht, die USA hätten die pipeline zerstört, um ihr fracking-Gas verkaufen zu können. Sie verkaufen ihr Gas bereits und springen - zumindest teilweise in die Lücke - die in jedem Fall bestehen bleibt, selbst wenn Russland wieder Gas liefern kann bzw. wird. Die Deutschen gieren danach. Ist Biden nach Berlin geflogen und hat gebeten, das US-Gas abzunehmen oder waren es Scholz und Habeck, die in vielen Ländern als Bittsteller aufgetreten sind und eine besonders tiefe Verbeugung vor dem örtlichen Potentaten machten?

Deutschland hat keine Alternative. Es kann weder -auch wenn der Winter sehr streng wird- aus der Phalanx der westlichen Länder ausscheren und die Sanktionen einseitig aufheben noch wird es die Gasmenge aus Russland abnehmen (können), die früher geliefert wurde. Man muß bei den USA (und in anderen Ländern) kaufen, weil der Mut fehlt, die eigenen Vorkommen auszunutzen.

Lachender Gewinner sind andere Länder - nicht nur die USA. Aber sie können nur lachen, weil sich Deutschland einer Energiewende verschrieben hat, aus Kohle und Atom gleichzeitig aussteigen will und Gas als Brückentechnologie einsetzt. Man hat keine Bedenken, das fracking-Gas aus den benachbarten NL zu beziehen, weigert sich aber, die eigenen Quellen zu nutzen. Das ist verlogen!

Im übrigen waren es nicht nur die Grünen, sondern alle Altparteien, mit der Union und Merkel an der Spitze und vehement unterstützt von den Medien. Alle haben die Energiewende als "alternativlos" gehalten - welche Anmaßung und trotzdem wurden sie von 80% gewählt.
Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn die FfF-Kids mal eine kalte Bude und keinen Strom fürs handy haben und Papier für die Zeitungen wegen des Strommangels nicht hergestellt werden kann. Sollte dann auch noch der Strom in den Rundfunkgebäuden abgeschaltet werden, hätten die 80% endlich einmal Zeit, nachzudenken...

Ach so -nur zur Erinnerung: Wer hat denn einen Cyberangriff auf die IT des Bundestages durchgeführt? Anschließend mußte das gesamte System ausgetauscht werden.
Außerdem: Woher wissen wir, daß andere Nachrichtendienste (incl. BND) nicht das Gleiche tun?
Derzeit können wir nur spekulieren, wer denn die Sabotage verübt hat. :achselzuck:
Die Pro- und Contra-Argumente müssen nach wie vor noch gesammelt werden.

Tatsächlich kommen auch andere Verursacher in Frage:
  • Den Polen war schon die erste Pipeline ein Dorn im Auge und die zweite erst recht. Allerdings traue ich den Polen die Chuzpe nicht zu, dann ein solches Unterfangen "aus eigenem Saft" in die Tat umzusetzen.
    Auch dann nicht, wenn sie plötzlich aus Chauvinismus Reparationsforderungen wegen dem 2. Weltkrieg in Billionenhöhe stellen.
  • Die Balten und die Ukrainer haben derzeit mit anderen Problemen zu kämpfen, als daß sie sich sowas auch noch aufhalsen würden.
to be completed
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Caviteño
Beiträge: 12637
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Caviteño »

Peduli hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 15:06
Nur wenn man das 'mal weiterdenkt, ist es es letztlich ein Argument gegen die These, Putin habe die Pipelines zerstören lassen. Er zerstört schließlich nicht nur faktisch die Pipelines selber, sondern auch die Möglichkeit, in Zukunft wieder als vertragstreuer Lieferant am Markt auftreten zu können.
Nicht unbedingt. Die pipeline ist ja nicht zerstört, sie hat "nur" ein oder zwei Lecks. Deswegen habe ich ja darauf hingewiesen, daß es interessant ist, ob und ggfs. wie schnell die pipeline repariert wird. Alleineigentümer von Nordstream 2 ist Gazprom, bei Nordstream 1 hält man 51%. In beiden Fällen entscheidet also Gazprom, ob und wann repariert wird.
Das eine Reparatur möglich ist, wird wohl niemand bezweifeln. Je später sie erfolgt, desto länger sind die Rohre mit Salzwasser gefüllt und könnten Schaden nehmen. Dann wird es zwar aufwendiger und kostspieliger - aber eine Nutzung der pipeline wird weiterhin möglich sein.

Natürlich gibt es viele Länder, die technisch in der Lage wären, eine solche pipeline zu zerstören. Sie liegt "nur" 70 m tief - für professionelle Taucher ist das kein Problem und für Unterwasserroboter oder - drohnen erst recht nicht.
Es bleibt aber die Frage, wer eine pipeline zerstört, durch die im Augenblick kein Gas mehr fließt? Für das westliche Bündnis ging von der pipeline keine "Gefahr" aus, denn eine einseitige Beendigung der Sanktionen durch Berlin oder andere EU-Staaten ist undenkbar. Ich glaube, von einer solchen Entscheidung geht wohl niemand aus - obwohl sie natürlich immer lautstark gefordert wird. Warum sollten die USA, Polen oder ein anderes westliches Land eine pipeline zerstören
- durch die im Augenblick kein Gas mehr fließt;
- die (Nordstream 2) wohl nie in Betrieb genommen wird;
- und bei der die Wiederaufnahme der Nutzung (Nordstream 1) "in den Sternen steht".

Auch die Gasverkäufer können kein Interesse daran haben, denn das Gas wird ihnen aus den Händen gerissen. Gaslieferverträge werden für einen längeren Zeitraum geschlossen und von daher sind die neuen Lieferanten "auf der sicheren Seite." Man hat zahlungskräftige Abnehmer und vermutlich hohe Preise durchgesetzt - was will man mehr? Warum sollte ihre Regierung eine nicht genutzte pipeline zerstören - zumal man immer damit rechnen muß, daß so etwas nicht unentdeckt bleibt.

Anders sieht es mE für Russland aus. Die pipeline war im Augenblick ziemlich wertlos, sie brachte kein Geld. Eine gezielte Zerstörung (vielleicht sogar so, daß eine schnelle Reparatur möglich ist) macht aber jedem klar, welches Steigerungspotential möglich ist. Es kann ja nicht nur Gaspipelines treffen. Viel verwundbarer sind die Unterseekabel zwischen Europa und den USA, die für Telefon und Internet wichtig sind.

In den Zeiten des kalten Krieges gab es Gedankengänge, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Dazu sollte eine kleine Atombombe über einem unbewohnten Gebiet zur Explosion gebracht werden. Damit wollte man seine Entschlossenheit unterstreichen. Könnte es jetzt nicht ähnlich sein und man mit weiteren Schritten - auch außerhalb der Ukraine - droht? :achselzuck: :hmm:

Gerade gesehen:

Jetzt kommt es auf jede Pipeline an
Derzeit importiert Deutschland viel Strom aus Skandinavien, und voraussichtlich auch im kommenden Jahr. „Wenn eine große Stromleitung beschädigt ist, kann es schnell brenzlig werden“, sagt er. Auch hier gelte wie beim Gas: In einem normalen Jahr wäre es nicht tragisch, wenn eine Leitung ausfällt. „Aber auch im Strom ist alles auf Kante genäht.“
Durch den Wegfall russischer Gaslieferungen kommt es umso mehr auf die übrigen Quellen an. Damit werden die restlichen Anlagen wichtiger und gefährdeter als zuvor: Das reicht von den normalen Gasleitungen unter Wasser über Stromkabel bis hin zu Knotenpunkten und Ladestationen wie für Flüssiggas.
An Strom aus Skandinavien hatte ich nicht gedacht - der kommt auch noch hinzu. Tja - wer nur auf Sonne und Wind setzt.... :D

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Der Aussenminister Russlands erklärte heute, dass "die Angelsachsen die bedingungslose Unterordnung des gesamten kollektiven Westens" erreicht hätten und die EU "ihre Ambitionen auf strategische Autonomie endgültig verloren" habe. Video dazu auf Odyssee
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Benutzeravatar
martin v. tours
Beiträge: 3471
Registriert: Sonntag 2. November 2008, 21:30

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von martin v. tours »

Alles was er sagt stimmt.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Stimmt.

Was bedeutet es, dass die EU ihre Ambitionen auf strategische Autonomie endgültig verloren hat, und was bedeutet es, wenn Lawrow das sagt, und v.a. was bedeutet es, wenn Lawrow das ausgerechnet heute sagt?
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Die heutige Präsidentenrede in Moskau endet im Schlussatz mit einem Bekenntnis zum Synkretismus. Russland wird als die bessere Demokratie dargestellt, aber genau DARIN liegt das Problem!

"...betonen, dass einer der Gründe für die jahrhundertelange Russophobie und den unverhohlenen Zorn der westlichen Eliten auf Russland gerade darin liegt, dass wir uns während der kolonialen Eroberungen nicht ausrauben ließen und die Europäer zu einem Handel zum gegenseitigen Nutzen zwangen. Dies wurde erreicht, indem in Russland ein starker zentralisierter Staat geschaffen wurde, der sich auf der Grundlage der großen moralischen Werte der Orthodoxie, des Islams, des Judentums und des Buddhismus, der russischen Kultur und des russischen Wortes, das für alle offen ist, entwickelt und gestärkt hat."

Und was steht dem naturrechtlich legitim (!) entgegen? Charles III. Rex Fidei Defensor Dei Gratia.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Benutzeravatar
Jakobgutbewohner
Beiträge: 1781
Registriert: Donnerstag 21. Januar 2021, 15:47
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Jakobgutbewohner »

kukHofnarr hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 22:11
Die heutige Präsidentenrede in Moskau endet im Schlussatz mit einem Bekenntnis zum Synkretismus.
In meiner Deutung führt da ein Staatsoberhaupt die "moralischen Werte" der im Inland bedeutend vorhandenen Religionen in kultureller Hinsicht auf.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Nein.

Der russische Staat hat sich (!) gestärkt (!) auf der Grundlage (!) der moralischen Werte (!) der Orthodoxie, des Islams, des Judentums und des Buddhismus.

Das ist Synkretismus.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7872
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von holzi »

kukHofnarr hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 23:03
Das ist Synkretismus.
Das ist zunächst einmal Rhetorik!

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Nein.

Das ist die Wiedergabe dessen, was Putin im Schlussatz sagte. Allenfalls könntest Du behaupten, es handele sich um eine Fehlinterpretation.

Hier noch einmal das Zitat:

"Dies wurde erreicht, indem in Russland ein starker zentralisierter Staat geschaffen wurde, der sich auf der Grundlage der großen moralischen Werte der Orthodoxie, des Islams, des Judentums und des Buddhismus, der russischen Kultur und des russischen Wortes, das für alle offen ist, entwickelt und gestärkt hat."

Komprimiert:

Der russische Staat hat sich gestärkt auf der Grundlage der moralischen Werte der Orthodoxie, des Islams, des Judentums und des Buddhismus.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Cassian »

kukHofnarr hat geschrieben:
Freitag 30. September 2022, 22:11
Und was steht dem naturrechtlich legitim (!) entgegen? Charles III. Rex Fidei Defensor Dei Gratia.
Hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

Ach da schau her, Du bist ja auch noch da :freude:

Ob es Dir oder mir oder anderen gefällt oder nicht: es existieren nuneinmal hier im Westen gewisse Voraussetzungen für die Herausgabe eines legitimen Tauschmittels - oder ist mir da im Osten etwas entgangen? Etwa der Silberrubel mit der Aufschrift "Wladimir Rex Fidei Defensor Dei Gratia"?

Aber was nicht ist, könnte durchaus noch werden!
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Benutzeravatar
TeDeum
Beiträge: 580
Registriert: Montag 8. Juli 2013, 09:07

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von TeDeum »

Wer die Pipelines gesprengt hat, bleibt vermutlich ungewiss. Biden tat entsprechend deutbare Äußerungen im Januar. Die USA versuchten schon den Bau seinerzeit zu stoppen. Auf den ersten Blick scheint es den USA in die Hände zu spielen.

Andererseits lässt sich eine russische „false flag“ Operation nicht ausschließen. Schließlich wurde der Kreml zuletzt nicht müde zu betonen, dass man endgültig mit dem Westen gebrochen habe und das es kein „zurück“ mehr geben werde. Nord Stream 2 wurde ja auf Bemühen der deutschen Regierung gebaut - nicht der russischen Regierung!

Mich irritiert ein anderes Detail. Nämlich das Leute, die sonst jedes Hinterfragen offiziell verkündeter Tatsache sofort als undiskutable „Verschwörungstheorie“ geißeln, plötzlich selbst eine aufstellen. Also die Nord-Stream-Sprengung als russische false flage Operation. Diesen Aspekt finde ich, gelinde gesagt, recht erheiternd. :D

Das wichtige Ereignis der letzten Wochen aber war nicht die Nord Stream Verschrottung. Sondern die gestrige Rede Putins. Wer die Chance hat, sie sich komplett anzusehen, sollte es tun. Es gibt sie mit Sicherheit irgendwo mit deutschen oder englischen Untertiteln.

Diese Rede dürfte einige Leute in Brüssel und Washington vor Wut kochen lassen. Denn hier wurden offiziell Dinge angesprochen, die sich Staatsleute im Rest der Welt sich bisher nur hinter vorgehaltener Hand sagen trauten.

Einige wesentliche Punkte heraus:

- Er benennt die „Angelsachsen“ (USA / UK) seit Jahrhunderten als Treiber von Kolonialismus, Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt. In den schrecklichen 90ern habe man Russland zwar „Partner“ genannt, aber wie eine Kolonie behandelt. Man sei also selbst damit vertraut.

- Er erwähnt die bis heute dauernde US-Okkupation von Ländern wie Deutschland, Japan und Südkorea. Er erwähnt explizit, dass deren schwache Führer nur US-Marionetten sind. (Servus, Olaf!)

- Er erwähnt die US-Atombomben auf Japan und auch explizit die Einäscherung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg wie z.B. Dresden und weist damit auf die moralische Verkommenheit der angelsächsischen Führung hin.

- Er spricht von der Kolonisation und Unterdrückung von vielen Ländern, wie Indien, China usw.. Über die Unterdrückung, Erpressung, das Ausplündern, die Lügen. Wieder der Verweis auf die „Angelsachsen“ als Treiber.

- Putin fragt die Menschen in Russland, ob sie statt Mama und Papa künftig „Elter 1“ und „Elter 2“ genannt werden wollen. (das wird im Westen einige zur Weißglut treiben …) Er greift die gesamte Genderpolitik im Westen an.

- Er erwähnt, dass Papiergeld wie der Dollar und der Euro Menschen nicht ernähren könne. Eine Anspielung auf die künstliche Geldschöpfung im Westen, das durch nichts gedeckt sei (d.h. keine Industriekapazitäten, Gold o.ä.). Eine interessante Aussage und vielleicht als versteckter Hinweis gedacht? („Wir kennen eure größte Schwäche“)

------------------------------------------------------------------------------

Ich hätte gerne Maus gespielt in Brüssel oder Washington. Diese Rede war harter Tobak. Wie werden sie darauf reagieren? Diese Rede muss sie rasend vor Wut gemacht haben. Putin benennt sie in aller Öffentlichkeit als ein scheinheiliges Monster, das stets versuche, sich selbst als Heiligen darzustellen.

Die Rede wird bzw. zündet bereits in der nicht-westlichen Welt. Indien, China, Afrika, Südamerika …die Reaktionen in sozialen Medien explodieren. In diesen Ländern ist die Erinnerung an die schlimme Zeit der Kolonisierung hellwach. In den Augen dieser Menschen spricht Putin genau das aus, was sich bisher kein Politiker offen zu sagen traute, aber worüber jeder in diesen Ländern sprach. Das wird Russland weiteren Respekt in diesen Ländern einbringen und darf natürlich als Einladung zu einem gemeinsamen Kampf gegen die Kolonisatoren verstanden werden.

Womit rechne ich?

- Wenn man im Westen bisher einen Regime Change in Moskau wollte, dann dürfte sich der Wunsch seit gestern vervielfacht haben :D

- Eine "Farbenrevolution" wird aber schwer, nachdem die üblichen Organisatoren wie Spirit of America und andere NGOs rausgeworfen wurden. Bleiben vielleicht noch Sabotageakte (z.B. auf Pipelines) und Anschläge. Man wird sicher versuchen, ethnische und religiöse Konflikte innerhalb des Landes zu stärken.

- Der Westen wird Länder weltweit unter massiven Druck setzen, sich gegen Russland abzuschotten und weiterhin versuchen eine Art ökonomische Blockade rund um Russland zu errichten. Ich erwarte verstärkte Bemühungen um Regime Change in Ländern, die sich bislang dem verweigerten. Von der Türkei bis Südafrika.

- Es wird zu einem neuen kalten Krieg kommen, einer Aufteilung der Welt in zwei Lager. Aber ich erwarte einen viel häßlicheren, böseren und hasserfüllteren Krieg im Vergleich zum ersten Kalten Krieg.

Wie habt ihr die Rede aufgenommen?

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Cassian »

kukHofnarr hat geschrieben:
Samstag 1. Oktober 2022, 00:01
Ob es Dir oder mir oder anderen gefällt oder nicht: es existieren nuneinmal hier im Westen gewisse Voraussetzungen für die Herausgabe eines legitimen Tauschmittels - oder ist mir da im Osten etwas entgangen? Etwa der Silberrubel mit der Aufschrift "Wladimir Rex Fidei Defensor Dei Gratia"?

Aber was nicht ist, könnte durchaus noch werden!
:vogel:

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von kukHofnarr »

:nuckel:
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8686
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Der Staatsstreich in der Ukraine und seine Folgen

Beitrag von Marion »

TeDeum hat geschrieben:
Samstag 1. Oktober 2022, 11:00
...

Das wichtige Ereignis der letzten Wochen aber war nicht die Nord Stream Verschrottung. Sondern die gestrige Rede Putins. Wer die Chance hat, sie sich komplett anzusehen, sollte es tun. Es gibt sie mit Sicherheit irgendwo mit deutschen oder englischen Untertiteln.
....
Ein Video mit der deutschen Simultanübersetzung wurde von RT DE übertragen:
https://odysee.com/@RTDE:e/putin-unterz ... russland:4
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema