Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

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Caviteño
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Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Am 18. Sept. d.J. können die Schotten darüber entscheiden, ob sie das Vereinigte Königreich verlassen und einen unabhängigen Staat gründen wollen. Je näher der Termin rückt, desto stärker werden die Drohgebärden der Parteien.

So haben englische Politiker jetzt darauf hingewiesen, daß Schottland - im Falle seiner Unabhängigkeit - das britische Pfund als Währung nicht länger behalten könne.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 52912.html
http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 552.html

Die Schotten revanchierten sich postwendend und wiesen darauf hin, daß die Staatsschulden dann ausschl. von England zu tragen wären:
Doch Nicola Sturgeon, die stellvertretende schottische Chefministerin und offizielle Leiterin der Unabhängigkeitskampagne, schlug sofort zurück. Sie erklärte, die Londoner Parteien hätten eine vollkommen absurde Position formuliert. Sie würden der eigenen Wirtschaft schaden, und sie blieben am Schluss alleine auf der gesamten Staatsschuld sitzen. Sturgeon drohte offen damit, dass Schottland nach der Separation keinen Penny der heute bei rund 8 Prozent des Bruttoinlandprodukts stehenden Staatsschuld übernehmen könnte. Das ist starker Tobak auf beiden Seiten. Sturgeon begründete ihre Drohung damit, dass das Schatzamt unlängst selbst festgestellt habe, dass die gesamten Schuldtitel des Vereinigten Königreichs rechtlich auf das Schatzamt in London lauteten, was im Fall einer Separation so bleiben würde. Sturgeon versicherte zwar, ein unabhängiges Schottland wolle seinen fairen Anteil an den Schulden übernehmen, «doch Verpflichtungen und Ansprüche gehen Hand in Hand».
http://www.nzz.ch/aktuell/international ... 1.18242161

Die Zeitung berichtet ebenfalls, daß die Meinungsumfragen seit einigen Wochen zugunsten der "Nationalisten" kippen
Meinungsumfragen in Schottland deuten seit einigen Wochen auf einen Umschwung zugunsten der Nationalisten hin. Sie gewinnen stetig an Boden, sind aber noch mindestens zehn Prozentpunkte vom Sieg entfernt. Das hat die Unionisten nervös gemacht. Premierminister Cameron raffte sich letzte Woche zu einer emotionalen Rede im Londoner Olympiastadion auf, mit der er um die Zugehörigkeit der Schotten warb. Doch schon eine Woche später wird seine durchsichtige Charmeoffensive durch hartherzige Drohungen zunichtegemacht.
Eine gute Zusammenfassung der Argumente für und gegen eine Unabhängigkeit Schottland's und der offenen Fragen hier. Folgende Punkte sind z.B. offen bzw. ungeklärt:
Die SNP hat die Aufstellung einer eigenen schottischen Armee angekündigt, die mit der dänischen vergleichbar sein und nur für humanitäre Einsätze und die Landesverteidigung eingesetzt werden soll. Der neue schottische Staat soll über Botschaften verfügen.
Eine ungeklärte Frage ist, welche Staatsform Schottland nach einer Unabhängigkeit erhalten würde. Während die SNP einen Beitritt zum Commonwealth unter Elisabeth II. und damit einen Status ähnlich Kanadas oder Australiens befürwortet, bevorzugt z. B. die Scottish Socialist Party eine schottische Republik.
Auch die Frage nach der offiziellen Währung nach der Unabhängigkeit ist weiterhin offen; diskutiert werden die Beibehaltung des Britischen Pfunds (SNP), der Beitritt zum Euroraum oder die Schaffung einer eigenständigen schottischen Währung. Ebenso ist die Frage nach einem möglichen EU-Beitritt Schottlands noch ungeklärt, wobei viele Schotten eine solche Mitgliedschaft vor allem ohne Zwang zur Übernahme des Euros befürworten, wie etwa im Falle Dänemarks, das trotz EU-Mitgliedschaft seine Landeswährung behalten hat. Ob eine EU-Mitgliedschaft automatisch mit der Unabhängigkeit einträte oder formale Beitrittsverhandlungen zur EU Schottlands oder gar Schottlands und des verbleibenden Vereinigten Königreichs nötig wären (falls nämlich auch der südliche Nachbar durch die Unabhängigkeit Schottlands die eigene EU-Mitgliedschaft verlöre), ist umstritten.
Nach einer Unabhängigkeit soll es eine schottische Staatsbürgerschaft und damit einen schottischen Pass geben. Unklar ist, ob die britische Regierung eine doppelte Staatsbürgerschaft zulassen würde. Ebenso unklar ist, ob bei einem Beitritt Schottlands zum Schengenraum zwischen Schottland und Großbritannien, und Irland, die beide keine Schengenstaaten sind, Grenzkontrollen eingeführt würden.
Ungeklärt ist weiterhin, wie die Pensionsansprüche und die Einzahlungen in die Sozialsysteme geregelt werden müssten und ob Institutionen wie z. B. der National Health Service (NHS) zunächst gemeinsam weitergenutzt würden. Die Überantwortung der Daten der Schotten von britischen Institutionen an schottische ist ebenfalls ungeklärt.
Eine weitere ungelöste Frage ist die Aufteilung der britischen Staatsschulden auf den britischen Reststaat und den schottischen Staat.
Zudem wäre der weitere Betrieb des britischen Atom-U-Boot-Hafens Faslane-on-Clyde in Schottland in Frage gestellt.
Sollte sich Schottland für die Unabhängigkeit entscheiden, könnte dies auf lange Sicht die Landkarte in Europa verändern. Die Katalonen haben bereits ein Referendum angekündigt. In Spanien könnten die Basken und Galicier, in Frankreich die Bretonen und Korsen und in Italien die Lombarden ebenfalls langfristig Kandidaten für eine Unabhängigkeitsbestrebung sein.
Die oben angesprochenen Fragen betreffen könnten künftig öfter nach einer Antwort verlangen. Die EU scheint jede Veränderung zu hassen, die nicht auf eine Machtstärkung der Zentrale hinausläuft. Den "neuen" Staaten wurde schon damit gedroht, daß sie sich - für eine EU-Mitgliedschaft - ganz hinten in der Schlange wieder anstellen und außerdem alle EU-Staaten zustimmen müßten, also z.B. England ein Vetorecht hätte (als Retourkutsche).

Ist das Entstehen weiterer Kleinstaaten wünschenswert? Wie wird das Referendum in Schottland nach Eurer Meinung ausgehen? Wie seht Ihr diese Tendenzen? Sind die neuen Staaten lebensfähig?

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Lisieux
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Lisieux »

Wie sich die Schotten entschheiden werden wir sehen. Kleinstaaterei ist keinesfalls wünschenswert, wenn sich die Schotten abschotten.
Wie will sich ein solcher Kleinstaat gegenüber Wirtschaftsmâchten wie den USA oder China behaupten? Es muss doch einen Weg geben europäische Vielfalt mit der gemeinsamen christlich fundierten europäisch abendländischer Kultur zu vereinen?

Daher ist ja mein Ansatz, durch eigenständige Regionen und nicht durch sich abschottende Nationalstaaten à la Schweiz. Ein vereintes Europa muss nicht ein bürokratisches Glühlampen und Ölkännchen uniformierendes sein sondern eines wo Menschen sich selbstbewusst zu ihrer Region und zu ihrem Kontinent bekennen.

Das hindert sie auch nicht darüberhinaus Weltbürger zu sein, manchmal wünschte ich mir es gäbe wirklich UFOS damit die Menschen zusammen rücken.

Wir haben doch nur diesen einen Planeten, erhalten wir ihn doch gemeinsam, es gibt so viele Aufgaben die man nur weltweit angehen kann, dafür braucht es ein Europa welches mit einer Stimme spricht und keine Straussenvogel Mentalität.

Lisieux

Wenzel
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Wenzel »

Lisieux hat geschrieben:Wie sich die Schotten entschheiden werden wir sehen. Kleinstaaterei ist keinesfalls wünschenswert, wenn sich die Schotten abschotten.
Zur Erhaltung der eigenen Kultur und Lebensart jedoch notwendig.
Lisieux hat geschrieben: Wie will sich ein solcher Kleinstaat gegenüber Wirtschaftsmâchten wie den USA oder China behaupten?
Die USA treten zwar als ein Staat auf, sind jedoch auch kein monolithischer Block. Abschottungs- und Abspaltungstendenzen gibt es auch in den USA. Die Probleme die dazu führen sind identisch zu denen in der EU - unterschiedliche Wirtschaftskraft, unterschiedliche Bevölkerungszusammensetzung ...
Die Wahrnehmung in Deutschland von China, wird doch ausschließlich von der Region um Peking bestimmt. "Der Himmel ist hoch - der Kaiser ist weit" - die Provinzen weit im Hinterland führen ein weitgehend von der Zentrale in Peking unabhängiges dasein.
Lisieux hat geschrieben: Es muss doch einen Weg geben europäische Vielfalt mit der gemeinsamen christlich fundierten europäisch abendländischer Kultur zu vereinen?
Die Vielfalt der christlich-abendländischen Kultur ist der sozialistischen EU-Bürokrake jedoch suspekt und wird deshalb kleinlich zusammengestrichen und gegängelt und durch nicht-europäische Kultur eingehegt.
Lisieux hat geschrieben: Daher ist ja mein Ansatz, durch eigenständige Regionen und nicht durch sich abschottende Nationalstaaten à la Schweiz. Ein vereintes Europa muss nicht ein bürokratisches Glühlampen und Ölkännchen uniformierendes sein sondern eines wo Menschen sich selbstbewusst zu ihrer Region und zu ihrem Kontinent bekennen.
Muß nicht - hat sich aber so entwickelt bzw. ist so angelegt gewesen ....
Lisieux hat geschrieben: Das hindert sie auch nicht darüberhinaus Weltbürger zu sein, manchmal wünschte ich mir es gäbe wirklich UFOS damit die Menschen zusammen rücken.
Die sozialistische-internationale Menschinnheit versus Ausserirdische :rollamboden: :rollamboden:
Lisieux hat geschrieben: Wir haben doch nur diesen einen Planeten, erhalten wir ihn doch gemeinsam, es gibt so viele Aufgaben die man nur weltweit angehen kann, dafür braucht es ein Europa welches mit einer Stimme spricht und keine Straussenvogel Mentalität.Lisieux
Da kommt auch wieder der sozialistische Einheitsbrei bei rum, fehlt nur noch, daß die Erde als Lebewesen "Gaia" bezeichent wird und es klingt komplett nach Eso. Europa hatte noch nie, hat nicht und wird nicht haben eine Stimme. Der Kontinent ist nicht homogen und einheitlich. Vielleicht werden die Europäer einmal einsehen, daß sie sich besser hätten abschotten sollen, gegen Armutseinwanderung und Co., aber dazu braucht es zunächst einmal eine Besinnung auf die eigenen Werte und die eigene Kultur und kein Mülti-külti-Zauber
Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium (Thomas von Aquin)
Westliche Wertegemeinschaft: Kinder- und Alten-Euthanasie, Genderwahn, Homoterror, Abtreibung, Ökowahn, Überwachungsmonströsität, political correctness ....

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Lisieux hat geschrieben:Wie sich die Schotten entschheiden werden wir sehen. Kleinstaaterei ist keinesfalls wünschenswert, wenn sich die Schotten abschotten.
Wie will sich ein solcher Kleinstaat gegenüber Wirtschaftsmâchten wie den USA oder China behaupten?
Ich verstehe die Bedenken nicht.
Zu den Zahlen: Schottland hat ca. 5,3 Mio Einwohner und ein BIP/Einwohner von ca. 33.000 €.

Das entspricht ungefähr der Bevölkerung von Norwegen (5 Mio Einwohner) und ist erheblich mehr als Island mit 320.000 Einwohnern. Bei beiden Ländern käme niemand auf die Idee, ihre Existenz in Frage zu stellen, weil sie sich gegenüber Wirtschaftsmächten wie den USA oder China nicht "behaupten" könnten. Wie "behaupten" sich Staaten überhaupt? Was ist darunter zu verstehen? Das habe ich schon mehrfach gefragt, aber nie eine Antwort erhalten.

Der Vergleich mit Norwegen ist ja nicht so abwegig, denn ebenso wie Norwegen verfügt Schottland über Ölreserven, würde an ein EU-Mitglied grenzen und wie Schweden gehört England weder zum Schengen-Verbund noch zum Euro. Auch bei der Förderung/Umstellung auf erneuerbare Energien muß Schottland einen Vergleich mit Norwegen nicht scheuen - 2020 soll der gesamte Strom aus erneuerbaren Energien (Windkraft) kommen.

Das Land wäre also durchaus überlebensfähig - was man von einigen Kleinstaaten in der EU und ihren Geschäftsmodellen (Bankdienstleistungen in LUX und Zypern, Wettbüros in Malta und Zypern) nicht unbedingt sagen kann.

Im übrigen dürften die von Dir angeführten Großmächte ihr "Radar" wohl mehr die entsprechend großen "Gegner" richten als auf Kleinstaaten. Letztere haben immer die Möglichkeit, es sich in einer Nische gemütlich zu machen - oder führen die Sonderregelungen der britischen Überseegebiete (Kanalinseln, Gibraltar) oder der Kleinststaaten (Andorra, Liechtenstein, San Marino, Monaco) bei der EU zu Sanktionen, wie sie jetzt gegenüber der Schweiz im Gespräch sind? Nein, denn die Zahlen sind zu unbedeutend. Liechtenstein ist Mitglied des EWR und hat trotzdem eine Beschränkung der Arbeitnehmer-Freizügigkeit mit der EU aushandeln können. Bei kleineren Einheiten ist man ehr geneigt, Zugeständnisse zu machen bzw. einen Kompromiß zu finden, weil die Zahlen sich kaum auswirken - und wer interessiert sich schon für die Personenfreizügigkeit mit Andorra oder San Marino :/

Steht die Schweiz (ebenso wie D.) wegen ihrer Exportüberschüsse am Pranger? :neinfreu: Sie rutscht unter der Beobachtungsgrenze weg.....
Das gleiche gälte vermutlich, wenn die Exportüberschüsse nicht D., sondern den einzelnen Regionen (BY, BW, NRW usw.) zugerechnet würden. Größe hat nicht immer nur Vorteile, sie kann auch mit Nachteilen verbunden sein - vor allem bei internationalen Beziehungen.

Christian
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Christian »

Caviteño hat geschrieben:Am 18. Sept. d.J. können die Schotten darüber entscheiden, ob sie das Vereinigte Königreich verlassen und einen unabhängigen Staat gründen wollen. Je näher der Termin rückt, desto stärker werden die Drohgebärden der Parteien.
Es wäre schön, wenn diese Wahl an einem 11 September stattfinden würde als andenken an die Freiheitsschlacht von Stirling Bridge...
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Christian hat geschrieben:
Es wäre schön, wenn diese Wahl an einem 11 September stattfinden würde als andenken an die Freiheitsschlacht von Stirling Bridge...
Die FAZ hatte einmal geschrieben, daß das wohl auch von den schottischen Nationalisten beabsichtigt war, aber am Widerstand Englands gescheitert ist.

Noch ein interessantes staatsrechtliches Problem:
Eine grundsätzliche staatsrechtliche Frage ist die, wer als eigentlicher Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland (im Folgenden einfach "Vereinigtes Königreich" genannt) zu gelten hat. Hier gibt es drei mögliche staatsrechtliche Szenarien:

„Sezession“: Die Unabhängigkeit Schottlands stellt eine Abspaltung Schottlands vom Vereinigtes Königreich dar. Das restliche Vereinigte Königreich ("Rest-Großbritannien") ist Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs und Schottland ist ein neu in die Welt getretener unabhängiger Staat, der alle internationalen Verträge neu aushandeln muss.
„Trennung“: Durch die Unabhängigkeit Schottlands bricht das Vereinigte Königreich in zwei Staaten auseinander. Beide sind mehr oder weniger gleichberechtigte Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs.
„Auflösung“: Das Vereinigte Königreich löst sich als Rechtssubjekt ganz auf und es entstehen zwei ganz neue Nachfolgestaaten. Schottland und "Rest-Großbritannien". Beide Staaten müssten bilaterale und internationale Verträge neu aushandeln.

Von diesen drei Möglichkeiten wurden sowohl von schottischer als auch gesamt-britischer Seite nur die ersten beiden ernsthaft diskutiert. Die britische Regierung vertritt den ersten Rechtsstandpunkt. Die schottische Regierung hat keine offizielle Stellungnahme zu dieser Frage abgegeben, aber in vielfachen öffentlichen Äußerungen über die internationale Einbindung eines unabhängigen Schottlands durchblicken lassen, dass sie den zweiten Standpunkt vertritt.
(...)
Eng mit der oben beschriebenen staatsrechtlichen Frage verbunden sind die Fragen nach dem Fortbestand internationaler Verträge. Das Vereinigte Königreich ist zur Zeit Vertragspartner bei annähernd 14. internationalen Verträgen, von denen etwa 1. bilateral und der Rest multilateral sind. Diese Verträge umfassen die verschiedensten Themenkreise wie z. B. Abkommen zum Handel, Fischerei, Zoll, Rechtshilfe, Transport, Postwesen, Verteidigung, Doppelbesteuerung, Patentrechten, etc. Rechtsexperten betonten, dass man nicht davon ausgehen könne, wenn sowohl Schottland als auch Rest-Großbritannien gleichermaßen Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs wären, dass diese Verträge automatisch weiter Gültigkeit hätten, ohne dass die Vertragspartner hierzu konsultiert würden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Referendum ... tober_212

Sollten sich die Schotten für eine Unabhängigkeit entscheiden, dürften sich spannende Diskussionen anschließen. Es würde mit Sicherheit nicht langweilig.
Allerdings sind die Fragestellungen ja nicht neu in Europa. Sie mußten auch bei der Aufteilung der Tschechoslowakei und Jugoslawien beantwortet werden.

Raphael

Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Eine grundsätzliche staatsrechtliche Frage ist die, wer als eigentlicher Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland (im Folgenden einfach "Vereinigtes Königreich" genannt) zu gelten hat. Hier gibt es drei mögliche staatsrechtliche Szenarien:

„Sezession“: Die Unabhängigkeit Schottlands stellt eine Abspaltung Schottlands vom Vereinigtes Königreich dar. Das restliche Vereinigte Königreich ("Rest-Großbritannien") ist Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs und Schottland ist ein neu in die Welt getretener unabhängiger Staat, der alle internationalen Verträge neu aushandeln muss.
„Trennung“: Durch die Unabhängigkeit Schottlands bricht das Vereinigte Königreich in zwei Staaten auseinander. Beide sind mehr oder weniger gleichberechtigte Rechtsnachfolger des Vereinigten Königreichs.
„Auflösung“: Das Vereinigte Königreich löst sich als Rechtssubjekt ganz auf und es entstehen zwei ganz neue Nachfolgestaaten. Schottland und "Rest-Großbritannien". Beide Staaten müssten bilaterale und internationale Verträge neu aushandeln.
Vernünftig wäre es wohl, wenn man den Staat als ein organisches Ding ansieht. Damit erschliessen sich die obigen drei Möglichkeiten im Wege der Analogie zu einem biologischen Organismus.

Bei einer Sezession stellt sich in der Tat die Frage, warum der sich abtrennende Teil des Staates keinerlei Rechtsfolgen aus seinem früheren "organischen Leben" tragen sollte.
Bei einer Auflösung stellt sich in der Tat die Frage, warum man davon ausgeht, daß beide Teile keinerlei Rechtsfolgen aus ihrem früheren "organischen Leben" tragen sollten.

Damit bleibt als vernünftigste Lösung das, was mit "Trennung" beschrieben wird.
In dieser Variante entsteht für beide Parteien kein rechtsfreier Raum, weil ja alle abgeschlossenen Verträge weiterhin gegen jeden gelten. Jedoch hätten beide neuen Staaten die Möglichkeit, bestehende Verträge in bilateralen Verhandlungen der veränderten Situation anzupassen.

Kompliziert wird wahrscheinlich nur das Finden eines Lastenverteilungsschlüssels bei der Übernahme alter Verpflichtungen (Staatschulden etc.). Aber auch da kann man sicherlich Maßstäbe finden, um diese Lasten gerecht aufzuteilen. :)

Paulus Minor
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Paulus Minor »

Apropos "Kleinstaaterei":

Von der Einwohnerzahl her befindet sich Schottland in einer Liga nicht nur mit Norwegen, sondern auch mit Dänemark, Finnland, Kroatien und der Slowakei.

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben: Damit bleibt als vernünftigste Lösung das, was mit "Trennung" beschrieben wird.
In dieser Variante entsteht für beide Parteien kein rechtsfreier Raum, weil ja alle abgeschlossenen Verträge weiterhin gegen jeden gelten. Jedoch hätten beide neuen Staaten die Möglichkeit, bestehende Verträge in bilateralen Verhandlungen der veränderten Situation anzupassen.

Kompliziert wird wahrscheinlich nur das Finden eines Lastenverteilungsschlüssels bei der Übernahme alter Verpflichtungen (Staatschulden etc.). Aber auch da kann man sicherlich Maßstäbe finden, um diese Lasten gerecht aufzuteilen. :)
Ich gehe auch davon aus, das eine "Trennung" - bei entsprechendem Ergebnis - die Lösung sein wird. Es ist natürlich verständlich (wenn auch nicht fair), daß die englischen Politiker die Unsicherheit zu ihren Gunsten auszunutzen versuchen und mit Drohungen (z.B. keine Nutzung des GBP als Währung in Schottland) agieren. Als Gegendruckmittel haben die Schotten - wie oben erwähnt - die Staatsschulden und die Basis für Atom-U-Boote auf ihrem Territorium. Die Verhandlungen werden sich sicher lange hinziehen, aber wenn beide Seiten mit dem typisch britischem Pragmatismus an die Sache herangehen, lassen sich für alle Fragen auch Lösungen finden. Dazu gehört mE aber nicht nur die Verteilung der Lasten, sondern auch der "assets", z.B. neben den Goldreserven oder Guthaben beim IWF usw. auch die britischen Botschaftsgebäude im Ausland.

Interessant ist, daß bei einer Trennung - wenn ich es richtig verstanden - beide Staaten Rechtsnachfolger wären. Es ist zwar zweifelhaft, wie sich dies auf die EU-Mitgliedschaft auswirken würde. Jedoch könnte sich das Thema von selbst erledigen: Wenn England die EU-Mitgliedschaft bei dem geplanten Referendumin 2017 aufkündigt, tritt einfach Schottland (als Rechtsnachfolger) an seine Stelle. ;D

@Paulus Minor
Das ist richtig. Allerdings hatte Lisieux die Frage gestellt, wie sich ein solcher "Kleinstaat" gegen die großen Mächte (USA, China) behaupten will. Die von Dir aufgeführen Staaten sind Mitglied der EU - bei Schottland wäre die Frage noch umstritten (s.o.). Deswegen hatte ich nur auf Norwegen und Island verwiesen, die sich auch "behaupten" - ohne Mitglied der EU zu sein.

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TeDeum
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von TeDeum »

Wie sich solche Kleinstaaten behaupten können, zeigen doch Beispiele wie Singapur, Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz und viele mehr. Mir scheint eher, dass die Gleichung auf "je größer = umso schlechter für den Untertanen" hinauszulauft. Man ist nur noch eine Nummer. Je größer, desto undurchschaubarer und desto größer ist die Versuchung die Macht zu mißbrauchen! Entsprechend stehe ich jeglicher Machtkonzentration negativ gegenüber und freue mich, wenn die Schotten ihr Recht auf Souveränität einfordern.

Wären wir noch ein wenig katholischer, könnte man die gegenwärtige die Krise ja nutzen, um über ein Heiliges Römisches Reich 2.0 nachzudenken. Ein großes Ganzes aus vielen Kleinen. So verkehrt wäre das nicht.

Danke @ Caviteno für das Zusammentragen der Infos. Sehr interessant!! :klatsch:

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Peregrin
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Peregrin »

TeDeum hat geschrieben:Wie sich solche Kleinstaaten behaupten können, zeigen doch Beispiele wie Singapur, Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz und viele mehr.
Die Schweiz und Schottland sind ein bißchen größer, als Du zu glauben scheinst.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Pilgerer
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Pilgerer »

Peregrin hat geschrieben:
TeDeum hat geschrieben:Wie sich solche Kleinstaaten behaupten können, zeigen doch Beispiele wie Singapur, Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz und viele mehr.
Die Schweiz und Schottland sind ein bißchen größer, als Du zu glauben scheinst.
Wenn sie sich mit Island, den Färöern und Norwegen verbünden, sind sie noch größer. Im übrigen können sie im Freihandelsabkommen mit der EU bleiben, wie es Norwegen zum Beispiel über die EFTA tut. Ich finde es angenehm, dass die europäischen Grenzen offen sind. Das muss auch ohne den ganzen Bürokratieirrsinn (und Ideologieirrsinn) in Brüssel gehen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Welcher Kleinstaat nun größer ist, ist unerheblich. Von den Eurokraten und hier im Forum wird tlw. behauptet, daß auch große Länder wie D. oder F. sich zu "Europa" zusammenschließen müßten, um sich in der künftigen Welt zu "behaupten".
Traurig, wenn solche Aussagen nicht hinterfragt werden, denn D. spielt ja in einer Liga mit Japan, ist größer als Südkorea und die Einwohnerzahl liegt erheblich über der von Australien oder Neuseeland. Niemand käme jedoch auf die Idee, diesen Staaten ihren baldigen Untergang vorherzusagen, weil sie sich nicht "behaupten" können.

Das ganze Gerede von der unbedingten Notwendigkeit eines Vereinten Europas in der künftigen Welt, der Alternative "Zusammenschluß oder Untergang" ist plumpe Propaganda der Eurokraten, die leider viel zu oft nachgeplappert wird.

@Pilgerer:
Ich stimme Dir zu, daß es angenehm ist, die Grenzen ohne Kontrolle passieren zu können - obwohl mich das Vorzeigen des Personalausweises nie gestört hat und ob ich vor der Immigration oder am Gepäckband im Flughafen warte, ist letztlich auch egal.

Das Problem ist in meinen Augen, daß die offenen Grenzen auch Nachteile haben, die nicht sofort sichtbar sind. Zwischen den beteiligten Ländern müssen Übereinkommen bestehen, nach welchen Kriterien z.B. Visa für Drittstaatsangehörige erteilt werden, die sich ja dann im "grenzenlosen" Raum frei bewegen können. Bei diesen Übereinkommen können dann Vorhaben durchgesetzt werden, die z.B. aus Datenschutzgründen in einem Land nie eine parlamentarische Mehrheit finden würden. Ich hatte in diesem Zusammenhang schon auf die Datei über Fingerabdrücke für sämtliche Antragsteller eines Schengen-Visums hingewiesen.
Obwohl einheitliche Kriterien für die Schengen-Visaerteilung vorliegen, werden/wurden sie doch von den einzelnen Ländern unterschiedlich gehandhabt. Deswegen werden die Zahlen inzwischen nach Brüssel gemeldet, damit sichergestellt ist, daß z.B. bei der Deutschen Botschaft Manila die Ablehnungsquote nicht 15% und bei den Spaniern 5% beträgt. Es muß ja "vereinheitlicht" werden. Die Engländer haben eine Mitgliedschaft im Schengenraum abgelehnt und dies damit begründet, daß sie nicht wollen, daß "ein griechischer Konsularbeamter in Karachi Einreisevisa für England ausstellt."
Die deutschen Bischöfe sind anläßlich des Weltjugendtages in Köln beim Auswärtigen Amt vorstellig geworden und haben darauf gedrungen, einer relativ großen Anzahl phil. Jugendlicher die Teilnahme zu ermöglichen. Die Botschaft hatte wg. fehlender Rückkehrbereitschaft große Bedenken die Schengen-Visa auszustellen. Später stellte sich dann heraus, daß viele der Jugendlichen nicht zurückkehrten, sondern die Gelegenheit wahrnahmen, bei ihren Verwandten/Bekannten/Freunden in IT und ES zu bleiben.
Es hat also auch seinen Preis, wenn ein Staat eigene Hoheitsrechte (hier: Einreise in sein Staatsgebiet) aufgibt und durch andere Staaten erledigen läßt, die dann nach anderen Kriterien (z.B. sportl. oder intern. Großveranstaltung) entscheiden. Einfluß auf die Entscheidung hat man nicht - die Folgen fallen sehr wohl im eigenen Land an. :(

Die offenen Grenzen führen auch zur Notwendigkeit eines europ. Haftbefehls, der eigentlich eine Vereinheitlichung des Strafrechts notwendig machen würde (s. Zungenkuß-Problematik).

Es reicht eben nicht aus, einfach die Schlagbäume abzuschaffen. Es müssen auch Vorkehrungen geschaffen werden, daß in dem dann einheitlichen Reisegebiet auch in wichtigen Teilbereichen die gleichen Vorschriften für alle Beteiligten gelten.
Was wäre z.B., wenn für den Schengen-Raum beschlossen würde, daß alle Ein- und Ausreisen von EU-Bürgern in Drittstaaten lückenlos erfaßt würden? :/ Der Bundestag könnte sich gegen eine solche Vereinbarung nicht wehren, denn durch das Mehrheitsprinzip kann D. überstimmt werden. Die Regelung müßte umgesetzt werden.

Nichts im Leben ist kostenlos - auch die offenen Grenzen haben einen (versteckten) Preis. Man sollte ihn kennen, erst dann kann man entscheiden, ob man ihn bezahlen will.

Um wieder auf Schottland zu kommen:
Ich finde es gut, wenn einzelne Regionen ihre - ggfs. vor Jahrhunderten - verlorene Souveränität wieder einfordern oder zurückgewinnen. Gleiches gälte mE auch für die Staaten im Verhältnis zur EU. Schade ist es allerdings, daß sie diese gerade gewonnene Unabhängigkeit sofort wieder - zumindest teilweise - an den Moloch in Brüssel übertragen und sich dann mit Resten begnügen. Warum soll Schottland unabhängig von England werden, wenn Brüssel weiter vorschreiben kann, wie schottischer Whisky zu vermarkten ist und die Bohrlöcher in der Nordsee anzubringen sind. :hae?:

Pilgerer
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Pilgerer »

Caviteno hat geschrieben:Welcher Kleinstaat nun größer ist, ist unerheblich. Von den Eurokraten und hier im Forum wird tlw. behauptet, daß auch große Länder wie D. oder F. sich zu "Europa" zusammenschließen müßten, um sich in der künftigen Welt zu "behaupten".
Der Zusammenschluss könnte sogar fruchtbar sein, wenn der ideologische Überbau nicht wäre. Die EU ist überwiegend von den Staatsideologien Frankreichs und Belgiens geprägt worden. Warum muss jeder Mitgliedstaat sich dieser Ideologie unterordnen? Warum nicht mehr Vielfalt und nationale Freiheit + demokratische Eigenverantwortung der Völker? Gerade bei dem Gender-Wahn sehen wir, wie die EU eine ganz bestimmte Ideologie vertritt statt neutral zu sein.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Warum die Briten den Schotten das Pfund nicht gönnen.

Daraus:
Die Absage des britischen Finanzministeriums an eine Währungsunion mit einem unabhängigen Schottland hat einen schlichten Grund: Die Briten halten nichts von der schottischen Regierung.
(...)
Zudem sprechen die Ausgaben- und Steuerpläne der schottischen Regierung alles andere als eine Sprache der strengen Haushaltsdisziplin – ganz im Gegenteil. Als Beispiel führt Macpherson „ihre andauernd optimistischen Vorhersagen für die Einnahmen aus Nordsee-Öl" an, „die nicht nur den Schätzungen des Finanzministeriums, sondern auch mit dem Amt für Haushaltsdisziplin und anderen unabhängigen Experten über Kreuz liegen".
"Dieser Punkt ist von substanzieller Bedeutung", schreibt er. „Wenn die Enttäuschung der Erwartungen der Schotten ständig der fehlenden Einsicht der Briten in der Währungsunion angelastet würde, dann würden sich die Beziehungen zwischen den einzelnen Nationen verschlechtern und unerträglichen Druck auf das gemeinsame Währungsgebiet ausüben."
http://www.wsj.de/article/SB1142452 ... ernational

Den pragmatischen Briten muß man eines lassen: Sie haben aus den Fehlern des Euros gelernt und scheuen vor dem Experiment einer Währungsunion zurück. :klatsch:
Der deutschen "politischen Elite" wäre eine solche Einsicht zu wünschen.

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Ein interessanter Bericht aus Schottland - das Ergebnis ist offener denn je:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... ticle=true
Seit Ende der neunziger Jahre genießen die fünf Millionen Schotten weitreichende Autonomierechte. „Wir haben unser eigenes Rechtssystem, unser eigenes Bildungswesen, unser eigenes Sozialsystem, sogar unsere eigene Kirche“, bilanziert Salmonds Berater. „Im Grunde ist der Sprung in die staatliche Unabhängigkeit gar keine große Sache mehr.“ Warum dann aber die ganze Anstrengung, mit all den Unwägbarkeiten, von der Währung über die Verteidigungsfragen bis zu den ungeklärten internationalen Mitgliedschaften?
„Westminister hat uns Schotten von zwei wesentlichen Werten entfremdet“, sagt der Berater, „von der Idee eines sozialen Gemeinwesens und von Europa.“ Seit Margaret Thatcher ähnele Großbritannien mehr den Vereinigten Staaten als einem europäischen Land, argumentiert der Mann. „Wir wollen nicht mehr in unsinnige Kriege wie im Irak geschickt werden, wir wollen unser Geld nicht mehr in die Nuklearrüstung stecken, und wir wollen über unsere Steuern selbst entscheiden.“
(...)
Sozialwissenschaftler Eichhorn hält weder die Scharmützel um das Pfund noch die um die EU-Mitgliedschaft für kriegsentscheidend. Er hat herausgefunden, dass die Hälfte der Unentschiedenen am liebsten die sogenannte „Devo-max“ hätten. Ursprünglich hatte die SNP diese „maximale Dezentralisierung“, die irgendwo zwischen dem derzeitigen Status und einer staatlichen Unabhängigkeit angesiedelt wäre, ebenfalls zur Abstimmung stellen wollen. Aber Cameron setzte durch, dass die Wähler nur die eine Frage vorgelegt bekommen: „Soll Schottland ein unabhängiges Land werden?“ Der klare Blick in den Abgrund, so Londons Kalkül, würde die Schotten schon zurückschrecken lassen. Jetzt droht es doch knapp zu werden.
Barroso setzt die Schotten unter Druck, indem er einen Beitritt zur EU als "schwierig bis unmöglich" bezeichnet. Er vergrätzt damit die europa-freundlichen Schotten und setzt auf die Engländer, deren weitere EU-Mitgliedschaft nach dem Referendum in 217 keineswegs sicher ist. Aber vermutlich ist die EU-Elite so abgehoben, daß sie sich überhaupt nicht vorstellen kann, ein Land möchte freiwillig aus der Gemeinschaft ausscheiden. Man bewegt sich nur unter seinesgleichen und klopft sich gegenseitig auf die Schultern, weil man wieder etwas "vereinheitlicht" hat.
Vielleicht führt die Europa-Wahl im Mai zu einem Erwachen.

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Die NZZ untersucht die Auswirkungen eines Austritts Schottlands auf die übrigen Teile des Vereinigten Königreiches und die Republik Irland:
Das herannahende Referendum bewegt auch die Nachbarinsel. Die nordirischen Unionisten – die protestantische Mehrheit – brauchen für ihre Loyalität gegenüber der britischen Krone den schottischen Transmissionsriemen. Das sind ihre direkten Vettern und oftmals (presbyterianische) Glaubensgenossen. Sie wären nach einer schottischen Sezession zu einem schmerzhaften Umdenken gezwungen. Zudem scheint es wenig glaubwürdig, dass England und Wales, auf sich allein gestellt, gewillt wären, weiterhin zehn Milliarden Pfund pro Jahr nach Nordirland zu pumpen.
Auch die Republik Irland fürchtet ein Ja im September. Der Austritt Englands aus der EU würde dann plausibler, die herkömmliche Freizügigkeit auf der gesamten Inselgruppe stünde auf dem Spiel. Das schottische Referendum ist somit keine Spiegelfechterei: Die Inselgruppe im Nordatlantik erwartet tektonische Verschiebungen. Der schrumpfende Vorsprung der Unionisten legt nahe, dass sie sich eine attraktivere Argumentation zulegen sollten.
http://www.nzz.ch/aktuell/international ... 1.18248762

Zur Frage des britischen Pfundes als Währung auch für Schottland weist man auf interessante Parallelen in der Vergangenheit hin:
Ein ebenso hoher Anteil der Befragten hielt die Londoner Drohgebärde für einen Bluff. Tatsächlich verfügte die Republik Irland zwischen 1949 und 1979 zwar über eigene Banknoten, band ihre Währung aber paritätisch an das britische Pfund.
Es gibt also für die ersten Jahr(zehnt)e durchaus Alternativen. Man wäre dann zwar nicht im Direktorium der Bank of England vertreten und hätte keinen Einfluß auf die Geld- und Währungspolitik. Andererseits müßte man auch nicht sofort den Euro übernehmen und ob der in 4 Jahren noch besteht, ist fraglich.

Zur Aussage von Barroso betreffend einen EU-Beitritts des abgespaltenen Schottlands (s.o.) führt man aus:
Selbst der Präsident der EU-Kommission, Barroso, machte sich am letzten Sonntag einer Übertreibung schuldig. Er behauptete gegenüber der BBC, der EU-Beitritt eines unabhängigen Schottland wäre «ausserordentlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich». Etwas abstrus untermauerte er diese Überzeugung mit dem Verweis auf die spanische Weigerung, Kosovo anzuerkennen. Falls Barroso lediglich meinte, dass es einigen Mitgliedsländern der EU – mit Rücksicht auf ihre eigenen Probleme – schwerfiele, die Spaltung eines Partnerlandes zu sanktionieren, dann hat er sich erstaunlich ungeschickt ausgedrückt.
Verständlich, daß den Kommissaren jede Veränderung in der EU, die nicht zu mehr "Vergemeinschaftung" (= Machtzuwachs in Brüssel) führt, sehr suspekt ist. Allerdings fördern solche Aussagen nicht die Glaubwürdigkeit.

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

In weniger als hundert Tagen stimmt Schottland über die Unabhängigkeit ab. Ein Stimmungsbericht hier.
Die meisten Umfragen gehen ja davon aus, dass rund 45 Prozent der Schotten für Unabhängigkeit sind und 55 Prozent dagegen – wenn man die Unentschiedenen weglässt. In der allerletzten Umfrage, durch den «Herald» in Glasgow, ist die Differenz sogar noch weiter geschrumpft: 48 Prozent dafür, 52 Prozent dagegen. Das heisst, die SNP, die die Regierung stellt in Schottland, sieht sich ihrem Ziel näher denn je.
Man darf gespannt sein.

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

In gut sechs Wochen, am 18. 9., stimmt Schottland ab und die Stimmen, die eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich wünschen, scheinen lauter und stärker zu werden. Die Auswirkungen werden hier dargestellt:
Noch vor einem Jahr schien sicher, dass die meisten Schotten nicht an dem drei Jahrhunderte alten Status quo rütteln wollten. Im Frühjahr deuteten Umfragen erstmals einen Umschwung an, mittlerweile liegen Befürworter und Gegner fast gleichauf.
(...)
Schottland ist neben England, Wales und Nordirland zwar nur ein Staat der Union, aber seine Unabhängigkeit würde sie in eine tiefe Krise stürzen. Das Königreich würde auf einen Schlag ein Drittel seiner Landmasse und zwei Drittel seines maritimen Hoheitsgebietes verlieren. Vor allem müsste es auf die Öl- und Gasvorräte verzichten, die unter dem Meer lagern.
(...)
Ein Tourist wird kaum merken, dass eine so wichtige Entscheidung ansteht. Doch es rumort. Nachbarn zerkriegen sich. Fremde werden ausgegrenzt. Ich, der ich hier seit bald vier Jahrzehnten lebe, mit einer Schottin verheiratet bin, vier Kinder großgezogen habe und nun meine ersten Enkel zur Schule gehen sehe, wurde kürzlich von einer Bekannten angefahren: "Da kannst du gar nicht mitreden. Du verstehst uns Schotten nicht!" Die Dame ist Künstlerin und wie fast alle schottischen Künstler dem nationalistischen Sirenengesang des Ministerpräsidenten Alex Salmond von der SNP erlegen.
(...)
Der Minister kommt auf "das in Schottland besonders ausgeprägte Bewusstsein für soziale Verantwortung und Gerechtigkeit" zu sprechen. Es finde nirgendwo seinesgleichen. Dies falle mit einem natürlichen Reichtum zusammen, der das Land für ungeahnten Überfluss prädestiniere. Nach der Unabhängigkeit werde jede Familie jährlich um 2. Pfund wohlhabender sein.(...) Der Minister holt zum entscheidenden Schlag aus. Sollten die Schotten jetzt nicht den Mut aufbringen, ihre Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen, erklärt er ernst, würden sie sich für immer dem Spott und der Verachtung Englands ausliefern.
http://www.zeit.de/214/31/schottland-u ... abstimmung

Schottland möchte - im Falle seiner Unabhängigkeit - gern Mitglied der EU werden (oder bleiben). Das könnte durchaus die geplante Abstimmung über den EU-Verbleib (Rest-) GB beeinflussen, denn die europafreundlichen Schotten würden an der Abstimmung nicht mehr teilnehmen.....

Auch die Auswirkungen auf andere Länder (Spanien/Katalonien - Belgien/Flandern - Italien/Lombardei) sind im Falle einer Unabhängigkeit Schottlands wahrscheinlich.

Dieter
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Dieter »

Langfristig wird es ein Europa der Regionen geben: Schottland, Wales, Flandern, Bayern, Tirol, Katalonien, Galizien usw. Dort wird man seine regionale Identität pflegen. Die Zuständigkeiten dieser Regionen werden weiter ausgebaut werden.

Daneben wird es den riesigen EU-Einheitsstaat geben mit allen Vor- und Nachteilen.

Je mehr die Arbeitsplätze gefährtet sind und je mehr die Menschen während der Arbeit an ihren Computern sitzen, desto mehr werden sie in ihrer Freizeit das Regionale pflegen ("Laptop und Lederhose").

Schottland kann also ruhig unabhängig werden. Das Land wird sich daran nur einige Jahre erfreuen können. Dann wird sich auch Schottland in die EU hin auflösen.

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Problematisch für die Briten ist auch, dass ihr einziger für die mit Atomwaffen bestückten Uboote ausgebaute Hafen in Schottland liegt.

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Linus
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Linus »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Problematisch für die Briten ist auch, dass ihr einziger für die mit Atomwaffen bestückten Uboote ausgebaute Hafen in Schottland liegt.
Hab gestern in der Presse gelesen, aß die Schotten die atombetriebne Ubootflotte (angeblich eh nur ein schiff) loswerden wollen.
Daran scheiterts wohl nicht.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

Linus hat geschrieben:
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Problematisch für die Briten ist auch, dass ihr einziger für die mit Atomwaffen bestückten Uboote ausgebaute Hafen in Schottland liegt.
Hab gestern in der Presse gelesen, aß die Schotten die atombetriebne Ubootflotte (angeblich eh nur ein schiff) loswerden wollen.
Daran scheiterts wohl nicht.
Aus dem von mir verlinkten Artikel:
Allein aus Kostengründen wäre es nicht möglich, den Hafen und seine angegliederte Nuklearstruktur in England neu aufzubauen. Ihn zu verlieren wäre ein großer außenpolitischer Machtverlust. Die USA betreiben gegenwärtig zwölf mit ballistischen Raketen bestückte U-Boote, Russland vermutlich zehn, Frankreich und Großbritannien je vier. Wenn Europa bei internationalen militärischen Manövern allein auf die französische Flotte angewiesen wäre, verlöre der Kontinent erheblich an globalem Einfluss.
Dass ein unabhängiges Schottland politisch irrelevant wäre, braucht außerhalb seiner Grenzen niemanden zu kümmern. Doch das, was von Großbritannien übrig bliebe, wäre ein wirtschaftlich, militärisch und diplomatisch angeschlagener Rumpfstaat. Das europäische Dreieck aus angelsächsischem Freihandel, deutschem Korporatismus und französischem Staatsdenken wäre angeschlagen; die Verteidigungsstrategie der Nato ebenso.
(Hervorhebung von mir)

Wahrscheinlich würde Schottland schnell versuchen, Mitglied der NATO zu werden/zu bleiben, das "Vertrauen" zu Putin dürfte nach den letzten Ereignissen auch einer nüchterneren Betrachtung gewichen sein:
Ministerpräsident Salmond mag sich einbilden, er habe eine gute Beziehung zum Kreml, seit er ausgerechnet während der Krimkrise Präsident Putins Wiederherstellung des russischen Nationalstolzes lobte. Doch Putin bewies im vergangenen halben Jahr auch im strategisch wichtigen Nordseeraum um Schottland seine wachsenden Ambitionen. Erst kreuzte ein mit Marschflugkörpern gerüstetes russisches Schlachtschiff vor der Küste, das nach einer Konfrontation mit einer gefechtsbereiten britischen Fregatte wieder abzog. Dann flogen russische Kampfflugzeuge den Luftraum an – wie im Kalten Krieg.
Quelle: oben verlinkter ZEIT-Artikel

Eine Mitgliedschaft in der NATO könnte aber an die Bedingung der weiteren Nutzung des Flottenstützpunktes Faslane durch die Royal Navy als NATO-Streitmacht gebunden sein - insoweit sehe ich da auch kein Problem (insbesondere bei finanziellen Ausgleichszahlungen....).

Caviteño
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

In rund sechs Wochen wird abgestimmt, das Rennen wird knapp und die Beteiligung hoch (8%). Ein interessanter Aspekt ist die künftige Positionierung in "Europa".
EU-Kommissionspräsident Barroso hatte damit gedroht, dass ein Beitritt eines unabhängigen Schottlands zur EU «extrem schwierig» wäre. Was für einen Einfluss hat die Haltung der EU auf den Abstimmungskampf?

Die EU spielt eine Rolle, nur sind die Vorzeichen umgekehrt. Der britische Premier David Cameron hat den Briten versprochen, 217 über den Austritt der EU abzustimmen. Die Schotten sind aber grundsätzlich pro-europäisch. Sollten die Briten den Austritt aus der EU beschliessen, könnten die Schotten also wider Willen auch aus der EU ausgeschlossen werden. Die Separatisten argumentieren deswegen paradoxerweise, dass ein Ja zur Unabhängigkeit auch ein Ja zum Verbleiben in der EU bedeutet.
http://www.srf.ch/news/international/je ... um-es-geht

Die WELT sieht sogar, daß - ein Scheitern des Unabhängigkeitsreferendums und ein Austritt von GB aus der EU vorausgesetzt - die Frage in wenigen Jahren wieder auf der Tagesordnung stehen könnte:
Für die Blöße, die er sich in dieser Frage gab, rächte sich Salmond, indem er Darling auf den ungewissen Ausgang des britischen Referendums über ein Ja oder Nein zu Europäischen Union ansprach, das für 217 angesetzt ist. Schottland werde aufgefordert, so sagte er, in der Union mit Großbritannien zu bleiben, während sich das gleiche Land drei Jahre später womöglich entschließt, die EU zu verlassen.
Hinter diesem Argument, das war herauszuhören, steckte eine unausgesprochene Drohung: Selbst wenn die regierende SNP den Volksentscheid vom 18. September verliert, wird sie 217, falls Großbritannien Nein zur EU sagt, auf ein erneutes Referendum zur schottischen Unabhängigkeit pochen. Denn die Schotten drängen nach Brüssel und wollen sich davon nicht durch eine euroskeptische Elite in London abdrängen lassen.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... gkeit.html

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kleine_therese
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von kleine_therese »

Wäre nach einer Abspaltung Schottlands das Vereinigte Königreich eigentlich noch das Vereinigte Königreich? Das Partizip "vereinigt" bezieht sich doch nicht auf Wales und Nordirland, sondern auf die Vereinigung der Königreiche Schottland und England...

...fragt sich möglicherweise irrend die kleine_therese

TillSchilling

Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von TillSchilling »

kleine_therese hat geschrieben:Wäre nach einer Abspaltung Schottlands das Vereinigte Königreich eigentlich noch das Vereinigte Königreich? Das Partizip "vereinigt" bezieht sich doch nicht auf Wales und Nordirland, sondern auf die Vereinigung der Königreiche Schottland und England...

...fragt sich möglicherweise irrend die kleine_therese
Hier irrt die kleine Therese. Der Name des Landes ist "The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland". Das Wort "United" ist erst seit der Vereinigung des Landes mit Irland Teil des Namens:
The Principality of Wales was joined to England in 1536, forming the Kingdom of England. In 177, the kingdoms of Scotland and England were united to form the Kingdom of Great Britain. In 181, the Irish and British parliaments were combined to form the United Kingdom of Great Britain and Ireland.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_Kingdom

England, Wales und Nordirland könnten sich also weiterhin als vereinigtes Königreich bezeichnen. Allerdings ohne Schottland wohl nicht mehr als das vereinigtes Königreich von Grossbritannien.

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kleine_therese
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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von kleine_therese »

TillSchilling hat geschrieben:
kleine_therese hat geschrieben:Wäre nach einer Abspaltung Schottlands das Vereinigte Königreich eigentlich noch das Vereinigte Königreich? Das Partizip "vereinigt" bezieht sich doch nicht auf Wales und Nordirland, sondern auf die Vereinigung der Königreiche Schottland und England...

...fragt sich möglicherweise irrend die kleine_therese
Hier irrt die kleine Therese. Der Name des Landes ist "The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland". Das Wort "United" ist erst seit der Vereinigung des Landes mit Irland Teil des Namens:
The Principality of Wales was joined to England in 1536, forming the Kingdom of England. In 177, the kingdoms of Scotland and England were united to form the Kingdom of Great Britain. In 181, the Irish and British parliaments were combined to form the United Kingdom of Great Britain and Ireland.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_Kingdom

England, Wales und Nordirland könnten sich also weiterhin als vereinigtes Königreich bezeichnen. Allerdings ohne Schottland wohl nicht mehr als das vereinigtes Königreich von Grossbritannien.
Dank für diese hilfreichen Informationen, eigentlich gar nicht so schwer aufzufinden!

Gleichwohl: Auch ohne Schottland befände sich ein Teil des dann verkleinerten Vereinigten Königreiches auf der Insel Großbritannien, mithin wäre weiterhin die Bezeichnung "Vereinigtes Königreich von Großbritannien und xyz" berechtigt. Auch die "Vereinigten Staaten von Amerika" dürfen sich rechtens so nennen, obgleich sie nicht ganz Amerika (nicht einmal dessen nördlichen Teil) umfassen.

Gar köstlich übrigens hilft jenen, die der Sprache der Angeln und Sachsen mächtig sind, der Digitalfilm unter dem folgenden Netzverweis: http://www.youtube.com/watch?v=rNu8XDBSn1

...meint empfehlend die kleine_therese

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

kleine_therese hat geschrieben: Gar köstlich übrigens hilft jenen, die der Sprache der Angeln und Sachsen mächtig sind, der Digitalfilm unter dem folgenden Netzverweis: http://www.youtube.com/watch?v=rNu8XDBSn1

...meint empfehlend die kleine_therese
Wohl kaum, denn die Sprache der Angeln und Sachsen hat mit dem heutigen Englisch wenig gemein:
Altenglisch, selten auch Angelsächsisch (Eigenbezeichnung: Ænglisc), ist die älteste schriftlich bezeugte Sprachstufe der englischen Sprache und wurde bis Mitte des 12. Jahrhunderts geschrieben und gesprochen. Das Altenglische entstand, als die Angeln, Jüten, Friesen und Sachsen sich ab ca. 45 in Britannien ansiedelten. Für Sprecher des modernen Englisch ist diese Sprache ohne gezieltes Erlernen nicht mehr verständlich. Sie ist eine eng mit dem Friesischen und Niederdeutschen verwandte westgermanische Sprache und gehört der Gruppe der germanischen Sprachen an, einem Hauptzweig der indoeuropäischen Sprachfamilie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Angels%C3% ... he_Sprache

Aber vielleicht gab es bei kleine_therese auch ein neues Pfingstwunder

glaubt Caviteño

PS: Berichte doch mal.

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Caviteño »

TillSchilling hat geschrieben: Der Name des Landes ist "The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland". Das Wort "United" ist erst seit der Vereinigung des Landes mit Irland Teil des Namens:
The Principality of Wales was joined to England in 1536, forming the Kingdom of England. In 177, the kingdoms of Scotland and England were united to form the Kingdom of Great Britain. In 181, the Irish and British parliaments were combined to form the United Kingdom of Great Britain and Ireland.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_Kingdom

England, Wales und Nordirland könnten sich also weiterhin als vereinigtes Königreich bezeichnen. Allerdings ohne Schottland wohl nicht mehr als das vereinigtes Königreich von Grossbritannien.
Darüber scheint es aber auch wohl abweichende Meinungen zu geben:
Die elementarste Frage ist, mit welchem neuen Namen Rumpf-Britannien leben müsste. Für die Regierung in London gibt es in dieser Hinsicht keinen Zweifel: Ihr Land wäre weiterhin Great Britain, Grossbritannien, das Vereinigte Königreich.
Das halten Fachleute wie der Oxforder Politologe Jeremy Waldron aber für einen Irrtum. Mit dem Vereinigten Königreich von Grossbritannien und Nord­irland wäre Schluss, meint Waldron, weil Britannien, der Verbund Englands mit Schottland, nicht länger existierte. Alles, was bliebe, wäre das Vereinigte Königreich von England, Wales und Nord­irland. Kurz: UK-EWNI statt GB.
Der Rechtsexperte Carlton Christensen hält sogar die Rede vom Vereinigten Königreich für illusionär, da sich dieser Begriff ursprünglich auf die drei Königreiche England, Schottland und Irland bezog. Wales und Nordirland seien ja nie Königreiche gewesen, argumentiert Christensen. Wales sei, administrativ gesehen, sogar nur ein Teil Englands. So bliebe nach einem Abgang Schottlands bloss das Königreich England mit der Provinz Ulster als Anhängsel übrig. Kein UK – und auch kein Britannien mehr.
und auch der Union Jack wird in Frage gestellt:
So schlimm, trösten sich die Briten, die gern Briten bleiben wollen, werde es ja wohl nicht werden. Auch ihre Fahne, den altvertrauten Union Jack, werde ­ihnen schon niemand streitig machen wollen. Ganz so einfach, entgegnet das Britische Institut für Fahnen und ­Flaggen, sei die Sache allerdings nicht. Denn die britische Flagge ist eine Kombination aus Englands rechtwinklig-­rotem St.-Georgs-Kreuz, Irlands rot-diagonalem St.-Patricks-Kreuz und dem weissen schottischen St.-Andrews-Kreuz auf seinem blauen Grund. Dürfte man also das Blau beibehalten, wenn Schottland sein Kreuz mit sich nähme?
http://www.derbund.ch/ausland/europa/Au ... y/22785423

Allerdings scheinen wohl die neuesten Umfragen darauf hinzudeuten, daß diese Fragen nicht gelöst werden müssen, weil sich keine Mehrheit für eine Unabhängigkeit abzeichnet.

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von kleine_therese »

Caviteño hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben: Der Name des Landes ist "The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland". Das Wort "United" ist erst seit der Vereinigung des Landes mit Irland Teil des Namens:
The Principality of Wales was joined to England in 1536, forming the Kingdom of England. In 177, the kingdoms of Scotland and England were united to form the Kingdom of Great Britain. In 181, the Irish and British parliaments were combined to form the United Kingdom of Great Britain and Ireland.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_Kingdom

England, Wales und Nordirland könnten sich also weiterhin als vereinigtes Königreich bezeichnen. Allerdings ohne Schottland wohl nicht mehr als das vereinigtes Königreich von Grossbritannien.
Darüber scheint es aber auch wohl abweichende Meinungen zu geben:
Die elementarste Frage ist, mit welchem neuen Namen Rumpf-Britannien leben müsste. Für die Regierung in London gibt es in dieser Hinsicht keinen Zweifel: Ihr Land wäre weiterhin Great Britain, Grossbritannien, das Vereinigte Königreich.
Das halten Fachleute wie der Oxforder Politologe Jeremy Waldron aber für einen Irrtum. Mit dem Vereinigten Königreich von Grossbritannien und Nord­irland wäre Schluss, meint Waldron, weil Britannien, der Verbund Englands mit Schottland, nicht länger existierte. Alles, was bliebe, wäre das Vereinigte Königreich von England, Wales und Nord­irland. Kurz: UK-EWNI statt GB.
Der Rechtsexperte Carlton Christensen hält sogar die Rede vom Vereinigten Königreich für illusionär, da sich dieser Begriff ursprünglich auf die drei Königreiche England, Schottland und Irland bezog. Wales und Nordirland seien ja nie Königreiche gewesen, argumentiert Christensen. Wales sei, administrativ gesehen, sogar nur ein Teil Englands. So bliebe nach einem Abgang Schottlands bloss das Königreich England mit der Provinz Ulster als Anhängsel übrig. Kein UK – und auch kein Britannien mehr.
und auch der Union Jack wird in Frage gestellt:
So schlimm, trösten sich die Briten, die gern Briten bleiben wollen, werde es ja wohl nicht werden. Auch ihre Fahne, den altvertrauten Union Jack, werde ­ihnen schon niemand streitig machen wollen. Ganz so einfach, entgegnet das Britische Institut für Fahnen und ­Flaggen, sei die Sache allerdings nicht. Denn die britische Flagge ist eine Kombination aus Englands rechtwinklig-­rotem St.-Georgs-Kreuz, Irlands rot-diagonalem St.-Patricks-Kreuz und dem weissen schottischen St.-Andrews-Kreuz auf seinem blauen Grund. Dürfte man also das Blau beibehalten, wenn Schottland sein Kreuz mit sich nähme?
http://www.derbund.ch/ausland/europa/Au ... y/22785423

Allerdings scheinen wohl die neuesten Umfragen darauf hinzudeuten, daß diese Fragen nicht gelöst werden müssen, weil sich keine Mehrheit für eine Unabhängigkeit abzeichnet.
Hochinteressant, danke für diese wertvollen Informationen und Netzverweise!

... meint dankend die kleine_therese

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Hubertus »

Caviteño hat geschrieben:und auch der Union Jack wird in Frage gestellt:
So schlimm, trösten sich die Briten, die gern Briten bleiben wollen, werde es ja wohl nicht werden. Auch ihre Fahne, den altvertrauten Union Jack, werde ­ihnen schon niemand streitig machen wollen. Ganz so einfach, entgegnet das Britische Institut für Fahnen und ­Flaggen, sei die Sache allerdings nicht. Denn die britische Flagge ist eine Kombination aus Englands rechtwinklig-­rotem St.-Georgs-Kreuz, Irlands rot-diagonalem St.-Patricks-Kreuz und dem weissen schottischen St.-Andrews-Kreuz auf seinem blauen Grund. Dürfte man also das Blau beibehalten, wenn Schottland sein Kreuz mit sich nähme?
http://www.derbund.ch/ausland/europa/Au ... y/22785423

Allerdings scheinen wohl die neuesten Umfragen darauf hinzudeuten, daß diese Fragen nicht gelöst werden müssen, weil sich keine Mehrheit für eine Unabhängigkeit abzeichnet.
Immerhin könnte man dann Wales im neuen Union Jack zu einem Plätzchen verhelfen: *klick*
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: Verläßt Schottland des Vereinigte Königreich?

Beitrag von Sarandanon »

Bemerkenswert. Ausländer haben Wahlrecht beim Referendum:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 89565.html
Spiegel Online hat geschrieben:"Soll Schottland ein unabhängiges Land werden?" Diese Frage müssen die Schotten beim Referendum am 18. September mit Ja oder Nein beantworten. Wahlberechtigt sind auch alle EU-Bürger über 16 Jahre, die ihren Wohnsitz in Schottland haben. Zehntausende Deutsche können so über die Aufspaltung des Vereinigten Königreichs mit entscheiden - eine große Verantwortung.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

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