Ewald Mrnka hat geschrieben:Torsten hat geschrieben:Caviteño hat geschrieben:Aber die Deutschen träumen von einem "Weiter so...." - und zahlen.
Alles Traumtänzer hier. Gut, dass wir Dich hier haben, der wenigstens versucht,
uns wachzurütteln.
Sieh es mir bitte nach, ich habe etwas hemmungslos formuliert und unzulässig verallgemeinert. Natürlich ist mir bewußt, daß nicht alle Deutschen Traumtänzer sind............."wachrütteln" oder "aufklären" ist eh nicht meine Absicht; derlei ergibt sich im historischen Prozeß quasi von "ganz alleine."
Der Vorwurf war ja an mich gerichtet und im Gegensatz zu Dir bin ich durchaus der Auffassung, daß man bei einem
Wahlergebnis([Punkt]) (nur zur Erinnerung: darum ging es und nicht um irgendwelche soziologischen Aussagen) von ca. 90% für die Euro-Rettungsparteien schon davon sprechen kann, daß das "Volk" - also hier "die Deutschen" ein "Weiter so..." wünschen. Klammert man im übrigen die AfD aus, deren Haltung zum Euro ja auch nicht eindeutig ist (zunächst strikte Durchsetzung des Maastrichtvertrages, wenn nicht - dann Austritt der Südländer, wenn nicht - dann Nordeuro, wenn nicht - dann DM) hat sich bei den Europawahlen fast eine Volkskammermehrheit für die Beibehaltung des Euros ausgesprochen.
Im übrigen stammt der Ausdruck "Traumtänzer" nicht von mir. Bei jeder Entscheidung sollte man sich der Kosten, die sie verursacht, bewußt sein und wenn man bereit ist, diese zu zahlen oder zu akzeptieren, ist doch die (Wahl)Entscheidung von einem anderen nicht bemängeln. Das ist jedenfalls meine Vorstellung. Aber man wird ja in der Diskussion noch auf die Kosten hinweisen dürfen, oder?
Du hast natürlich Recht, daß man langfristig gegen wirtschaftliche Gesetze keine Politik machen kann. Die wirtschaftlichen Pleiten der Ostblock-Länder vor ca. 25 Jahren, von Argentinien vor gut zehn Jahren und in der jüngsten Zeit von Griechenland, sollten eigentlich für jeden einleuchtend sein.
Nur - je später man die unausweiglichen Konsequenzen zieht, desto teurer wird es. Wäre GR im Mai 2012 von Frau Merkel und Herrn Sakorzy in die Drachme entlassen worden, hätte es kein zweites Rettungspaket gegeben und von gr. Target-II-Salden wäre auch nichts (mehr) bekannt.
Pollux hat geschrieben:
Die Kritik an den par ordre de mufti getroffenen, nicht demokratisch kontrollierten Entscheidungen der hohen Kommissare in Brüssel ist nicht unberechtigt.Europa und die im Eiltempo vollzogene Vereinigung ungleicher Volkswirtschaften, das erinnert an eine Sturzgeburt. Die Folgen werden wir noch zu spüren bekommen, aber was Juncker und Schulz programmatisch in Fernsehsendungen an berechtigter Kritik konstatierten, lässt hoffen, dass in Zukunft Kurskorrekturen vorangetrieben werden so weit es die bunte Zusammensetzung des Europäischen Parlaments zulässt.
Welche Kurskorrekturen sollen das denn sein? Mehr Rechte wieder an die Mitgliedsstaaten zurückzugeben würde doch - nach Ansicht der Berufseuropäer - einen Rückschritt bedeuten. Der Weg geht doch zu Vergemeinschaftung - und die kann nur "von oben" veordnet werden.
Erschreckend fand ich
diesen Artikel. Herr Prof. Straubhaar, Leiter des HWWI, plädiert darin, GB einfach aus der EU ziehen zu lassen, wenn sie nicht dazugehören wollen.
Nun kann man über die britischen Forderungen nach Rückübertragung nationaler Hoheitsrechte zwar anderer Meinung sein. Ich finde es allerdings befremdlich, daß man GB "keine Träne nachweint", aber Länder wie GR oder Zypern um jeden Preis (koste es, was es wolle) in der EU (und noch teurer: im Euroraum) halten will.
Natürlich erwähnt Straubhaar zu Recht, daß der Finanzsektor in GB zu aufgebläht ist. War das in Zypern denn anders? Wie sieht es denn in Luxemburg aus? Auch die von ihm bemängelte geringe industrielle Fertigung in GB dürfte noch immer höher sein als z.B. die von GR oder PT - von IRL, das seine Geschäftsansiedlungen den vielen Steuervergünstigungen verdankt, reden wir besser nicht.
GB "winkend" aus der EU zu verabschieden und stattdessen weitere "Habenichtse" aufzunehmen, das halte ich jedenfalls für keine gute Idee.
Ich glaube daher nicht, daß die Lösungsansätze, die Juncker und/oder Schulz verfolgen wollen, zu einer Wiederbelebung der Subsidiarität führen würden. Einen Rückbau der EU mit mehr nationalen Konsequenzen, der bei den Wahlen deutlich in einigen Ländern (GB, F, DK) gewünscht wird, kann es mit diesem politischen Personal nicht geben. Stattdessen sehen diese Personen nur, daß die Fehler behoben werden können, indem noch mehr zusammengelegt und geregelt wird. Nach der Bankenunion (letzte Stufe: gemeinsame Einlagensicherung) wird man sich einer gemeinsamen Arbeitslosenversicherung (von F. bereits vorgeschlagen) zuwenden... und daß die Gesundheit eines Griechen weniger wert sein soll als die eines Deutschen oder Dänen, daß kann im Binnemarkt ja wohl auch nicht zulässig sein...
Irgendwo habe ich einmal gelesen: Die EU ist ein Verein, der dafür da ist, die Probleme zu lösen, die es ohne ihn nicht gäbe.
In weiten Bereichen ist diese Aussage richtig.