Europawahl 2014

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Tritonus hat geschrieben:Du könntest Deine bahnbrechenden Erkenntnisse, die die wahre Natur der "lautesten Negativkritiker bzgl. Europa" schonungslos enthüllen, beispielsweise mal einigen zehntausenden perspektivlosen, hochgradig wütenden und entsprechend "lauten" Teilnehmern einer EU-kritischen Demonstration in Athen, Madrid, Lissabon oder an einem anderen Ort vortragen, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit dank EU-Nächstenliebe die 50-Prozent-Marke überschritten hat und die Zukunftsaussichten ziemlich düster sind. Aber lass vorsichtshalber den Motor Deines umweltfreundlichen Mittelklasseautos laufen, damit Du möglichst schnell da wegkommst, wenn Du Deinen Vortrag beendet hast.
Nordwestdeutsches Provinzkaff? Bahnbrechende Erkenntnisse? Wahre Natur? Besser betucht? :D ... :kugel: ... :freude: ... Du haust ja wieder einen raus. Schlägt Dir das Wetter aufs Gemüt?

Autsch, Tritonus, hab ich da Deinen Nerv getroffen? Sorryyyyyyy! Aber warum gleich so despektierlich? Und was hast Du gegen meine schöne Heimnat?

Aber es tut mir leid Dich enttäuschen zu müssen: Mein Kaff hier ist wirklich ein Kaff (trotzdem ein schönes) und tatsächlich kein Nabel der Welt, werter weltgewandter Mitforist.

Aber mal im Ernst: Du hast völlig Recht, es muss für die notleidenden Bevölkerungsteile im Süden unseres Kontinents einfach ein Hohn sein, wenn man sich hier bei uns in die gediegenden und christlich geprägten Wohlstandswindeln sch...t, wenn es darum geht, schwächere Strukturen auch unter evt. eigenem Verzicht zu unterstützen. Und ich bin wahrlich nicht gut betucht aber mir geht es zumindest soweit gut, dass ich mit sinnvollen wirtschaftlichen Maßnahmen leben könnte.

Und noch eins: Lies meine Beiträge bitte etwas aufmerksamer. Ich habe die Transferleistungen allein (Rettungsschirme und alles was dazu gehört) nicht als Allheilmittel der christlichen Nächstenliebe für die Eurokrise angepriesen. Eine Unterstützung ist nur durch eine handlungsfähige Politik in Europa möglich (die wir nicht haben - hier regieren Lobbyisten und Wirtschaftsführer) und dazu gehören durchaus (temporär) Transferleistungen. Und die christliche Nächstenliebe entsteht aus dem Verständnis heraus dafür und nicht nur aus dem sonntäglichen Kirchgang, aus dem Pochen auf Zurückführung in Kleinstaaterei, Verunglimpfung "fauler Südländer" (u.ä. Stammtischparolen). Bei letzterem könnte ich wirklich meinen Untermittelklassewagen laufen lassen, wenn ich dass vor Ort postulieren würde.

Also, viel Spaß beim Fahren der E-Klasse (oder vergleichbarem) in Deiner Metropole ;D .
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

In diesem Artikel wird dargelegt, daß der Euro nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus politischen Gründen eingeführt wurde. Die Befürworter der gegenwärtigen Europapolitik sollten sich einmal überlegen, ob nicht durch das bedingungslose Festhalten an der Gemeinschaftswährung das Gegenteil erreicht wird:
In diesem Sinne kommt die seit nunmehr sechs Jahren mal hell auflodernde, mal leise vor sich hinschwelende Krise den „Europäern“ in Brüssel und Berlin wie gerufen: Nur unter dem ungeheuren Druck jener Krise konnten und können Dinge wie die Bankenunion, eine gemeinsame Wirtschaftsregierung, der ESM oder auch eine Fiskalunion auf den Weg gebracht werden – zumeist in großer Zeitnot, oft genug zu unmöglichen Abstimmungszeiten und immer vor dem Hintergrund eines größtmöglichen Horrorszenarios, so dass es in den seltensten Fällen für die Öffentlichkeit und insbesondere für das Parlament ausreichend Möglichkeiten und Raum gab, die Vorschläge bzw. Gesetzestexte genau zu prüfen. Genau dies bestätigte Wolfgang Schäuble auch gegenüber der New York Times, die ihn in der Ausgabe vom 18. November 2011 mit den Worten zitierte: „Wir können eine politische Union nur durch eine Krise erreichen.“
Seine Natur als politisches Projekt macht den weiten Teil der politischen Klasse in der gesamten EU blind für die ökonomischen Realitäten der Gemeinschaftswährung: Der Euro nutzt Deutschland nicht – im Gegenteil schadet die vermeintliche Rettung der Gemeinschaftswährung massiv (Hans-Werner Sinn und andere haben dies eindeutig belegt). Dass der Euro auch den meisten übrigen Ländern schadet, belegen schon die Arbeitslosenquoten und massiven Rezessionen in Spanien, Italien, Griechenland und nicht zuletzt auch Frankreich hinreichend.
Da es sich aber eben um ein politisches Projekt handelt, werden die durchaus vernünftigen ökonomischen Antworten auf die Krise, welche ja vorhanden sind, bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls als rückwärts gewandete Nationalismen verunglimpft. Sowohl der Vorschlag, die Eurozone in einen Nord- und einen Südeuro aufzuteilen oder der Vorschlag, nationale Parallelwährungen einzuführen, würden signifikanten Besserungen bringen. Aber sie widersprechen dem eigentlichen Ziel der Euroeinführung, nämlich die politische Union zu erzwingen.
Genau dieses Ziel aber, so wird zunehmend deutlich, dürfte auch durch den Euro nicht zu erreichen sein. Denn die herrschende Krise, welche die Zustimmung der Nationalstaaten zur politischen Union erzwingt, entzieht dem entstehenden Superstaat zeitgleich die Zustimmung der Bevölkerung: Überall in Südeuropa gärt es – mit jedem Krisenjahr werden die dortigen „verlorenen Generationen“ größer und die Wut auf die von Brüssel und Berlin verordneten Spardiktate und der Unmut über den Verlust der eigenstaatlichen Souveränität wächst. Wie groß die Gefahr durch den sich radikalisierenden Protest ist, lässt sich wohl am besten in Frankreich und der dort stark gewachsenen Zustimmung zu den national gesinnten Sozialisten der Front National ablesen.
Das politische Establishment hat keinen Plan B zum Projekt eines europäischen Zentralstaats. Im Gegenteil, je mehr jenes Projekt in Schieflage gerät, desto mehr wird es forciert. Dieser Weg, weiter beschritten, wird am Ende nicht mehr zur relativ harmlosen und mit etwas zeitlichem Vorlauf durchaus handhabbaren Auflösung der Eurozone führen, sondern zu einem plötzlichen und chaotischen Zerfall. Denn ökonomische Gesetzmäßigkeiten lassen sich ebenso wie ökonomische Schieflagen nur eine gewisse Zeit lang ignorieren bzw. monetär übertünchen, niemals aber dauerhaft. Besagter Zerfall wird dann auch nicht mehr alleine die gemeinsame Währung betreffen, sondern die EU und den gemeinsamen Markt insgesamt.
Er wird zudem für eine neuerliche Spaltung der europäischen Völker und Gesellschaften sorgen. Gegenseitige Schuldzuweisungen und die Konzentration auf ebenso kurzfristige wie kurzsichtige nationale Eigeninteressen anstatt auf gemeinsame Interessen und verbindende Elemente werden eine vergiftete Atmosphäre aus Neid, Missgunst und Misstrauen schaffen – tragende Elemente, welche in den vergangenen 60 Jahre Frieden, Freiheit und wirtschaftliche Prosperität gedeihen ließen, würden so binnen kurzer Frist zerstört.
Deutliche Aussagen - auf Dauer wird sich der Euro nicht bestehen bleiben und je länger man seine geordnete Abwicklung hinauszögert, umso kostenspieliger wird es.
Man kann es ganz klar im Fall GR sehen: Dem ersten "Rettungspaket" folgte ein Schuldenschnitt für die privaten Gläubiger, dann ein zweites Rettungspaket. Bereits jetzt wird drittes Paket - alternativ eine Zinssenkung und/oder Zahlungsstreckung - gefordert. Auflagen, die gefordert wurden (Verschlankung des öffentl. Dienstes, Veräußerung von Staatsvermögen) werden wortreich umgangen bzw. nicht umgesetzt. Wären GR im Mai 2012 keine Kredite gewährt worden, hätten die Privatgläubiger zwar Verluste erlitten und die einige Banken hätten von den betroffenen Staaten aufgefangen werden müssen, aber das Thema wäre "vom Tisch". Das Erpressungspotential der Griechen, das durch die "Hilfe" und die Aussage von Frau Merkel, den Euro zu erhalten - "koste es, was es wolle" - bestände nicht mehr. Heute wird die Kanzlerin in Brüssel am Nasenring durch die Manege geführt, wenn erneut Hilfen für GR (oder ein anderes Land in Schieflage) verhandelt werden. Man konnte es im Fall Zyperns sehen: Plötzlich war ein Land, das unter 1% zur Wirtschaftskraft der EU beitrug, "systemrelevant" und mußte "gerettet" werden.

In den betroffenen Ländern führen diese "Rettungsaktionen" jedoch nicht zu Dankbarkeit, sondern zu Schmähungen über das "Diktat aus Berlin" (nicht [Punkt]). Die Deutschen eignen sich halt noch immer hervorragend als Buhmann in Europa - die Gründe dafür sind bekannt.
Wer glaubt, daß nach den Erfolgsmeldungen aus GR (Primärüberschuß) bzw. Portugal (Rückkehr an den Kapitalmarkt) Ruhe eingekehrt ist, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Die Krise ist systemisch, eine Einheitswährung zwischen den hochindustriealisierten Ländern in Norden Europas und südeuropäischen Ländern kann nicht funktionieren. Dazu kommen vollkommen entgegengesetzte wirtschaftshistorische Erfahrungen. In D. wird die Inflation gefürchtet, der Süden hat jahrzehntelang mit einer höheren Inflationsrate gelebt; nordeuropäische Länder haben eine aufwertende Währung als Vehikel zur Modernisierung und Effizienzsteigerung angesehen, der Süden lebte gut mit abwertenden Währungen; in D. setzt(e) der Staat die Rahmenbedingungen und ließ die Wirtschaft innerhalb dieser Grenzen agieren, der Süden kennt in erheblichem größerem Umfang den Staatsinterventionismus (letztes Beispeil Alstom); der Süden lernte, mit hohen Zinsssätzen zu leben, die auch gezahlt werden mußten, um die Anleger für die Währungsabwertungen zu entschädigen - die Zinsen im Norden waren niedrig.

Wagt sich jemand vorzustellen, was geschieht, wenn nach der Europawahl Frankreich taumelt?

TillSchilling

Re: Europawahl 2014

Beitrag von TillSchilling »

Maurus hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben: Du könntest Deine bahnbrechenden Erkenntnisse, die die wahre Natur der "lautesten Negativkritiker bzgl. Europa" schonungslos enthüllen, beispielsweise mal einigen zehntausenden perspektivlosen, hochgradig wütenden und entsprechend "lauten" Teilnehmern einer EU-kritischen Demonstration in Athen, Madrid, Lissabon oder an einem anderen Ort vortragen, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit dank EU-Nächstenliebe die 50-Prozent-Marke überschritten hat und die Zukunftsaussichten ziemlich düster sind.
Klar, an der Arbeitslosigkeit ist nicht die miserable Wirtschafts- und Bildungspolitik dieser Länder, sondern die EU schuld. Wie praktisch, wenn man für jedes Versagen immer einen gesichtslosen Strohmann als Schuldigen vorschicken kann.
An der Entstehung der katastrophalen wirtschaftlichen Situation im Süden Europas trägt natürlich auch die Währungsunion, die eingeführt wurde ohne ihre Konsequenzen zu verstehen, schuld. Darüber hinhaus tragen natürlich nicht nur nationale sondern eben auch europäische Politiker - und damit meine ich sowohl EU Politiker als auch die nationalen Politiker der einflussreichsten Staaten, besonders Frau Merkel und Herr Hollande - Schuld daran, dass diese Krise jetzt schon so lange währt und keine Ende abzusehen ist. Hätten die Amerikaner nicht fleißig Dollar gedruckt und die Weltwirtschaft am Laufen gehalten, wäre die Krise noch viel schlimmer ausgefallen und es würden auch in Europa hungernde Arbeitslosenheere durch die Landen ziehen wie in den USA der Depression der 1930er Jahre.

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

Sarandanon hat geschrieben: Aber mal im Ernst: Du hast völlig Recht, es muss für die notleidenden Bevölkerungsteile im Süden unseres Kontinents einfach ein Hohn sein, wenn man sich hier bei uns in die gediegenden und christlich geprägten Wohlstandswindeln sch...t, wenn es darum geht, schwächere Strukturen auch unter evt. eigenem Verzicht zu unterstützen. Und ich bin wahrlich nicht gut betucht aber mir geht es zumindest soweit gut, dass ich mit sinnvollen wirtschaftlichen Maßnahmen leben könnte.

Und noch eins: Lies meine Beiträge bitte etwas aufmerksamer. Ich habe die Transferleistungen allein (Rettungsschirme und alles was dazu gehört) nicht als Allheilmittel der christlichen Nächstenliebe für die Eurokrise angepriesen. Eine Unterstützung ist nur durch eine handlungsfähige Politik in Europa möglich (die wir nicht haben - hier regieren Lobbyisten und Wirtschaftsführer) und dazu gehören durchaus (temporär) Transferleistungen. Und die christliche Nächstenliebe entsteht aus dem Verständnis heraus dafür und nicht nur aus dem sonntäglichen Kirchgang, aus dem Pochen auf Zurückführung in Kleinstaaterei, Verunglimpfung "fauler Südländer" (u.ä. Stammtischparolen). Bei letzterem könnte ich wirklich meinen Untermittelklassewagen laufen lassen, wenn ich dass vor Ort postulieren würde.
Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meine Frage, warum die christliche Nächstenliebe von mir verlangt, den "notleidenden Bevölkerungsteilen im Süden unseres Kontinents" zu helfen, wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?

Im übrigen rechtfertigt die "Hoffnung" auf eine "handlungsfähige Politik (...), die wir nicht haben" mE kaum, hier bereits Opfer einzufordern, ohne das überhaupt Anzeichen erkennbar sind, die darauf hindeuten würden, daß sich eine solche Politik abzeichnen könnte. Es wird niemand daran gehindert, seiner persönlich empfundenen Verpflichtung nach christlicher Nächstenliebe durch direkte Hilfe nachzukommen - allerdings bleibt es mE auch jedem unbenommen anzunehmen, daß diese Hilfe in ein bodenloses Faß geschüttet wird.

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Caviteño hat geschrieben:Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meine Frage, warum die christliche Nächstenliebe von mir verlangt, den "notleidenden Bevölkerungsteilen im Süden unseres Kontinents" zu helfen, wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
"...., wenn sich die dortige Gesellschaft..." - Wer ist denn bitteschön "die ... Gesellschaft"? Es gibt dort notleidende Bevölkerungsteile, das sollte doch wohl unbestritten sein. Außerdem: Du bist doch Christ. Du kennst also die Antwort auf Deine Frage selbst. Und weiterhin Klischees bedienen hilft an dieser Stelle nicht weiter.
Caviteño hat geschrieben:Es wird niemand daran gehindert, seiner persönlich empfundenen Verpflichtung nach christlicher Nächstenliebe durch direkte Hilfe nachzukommen - allerdings bleibt es mE auch jedem unbenommen anzunehmen, daß diese Hilfe in ein bodenloses Faß geschüttet wird.
Von mir aus. Ich halte Dich doch von nichts ab.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Thomas_de_Austria
Beiträge: 1906
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Tritonus hat geschrieben:Eine interessante These, die leider mehr über den Urheber dieser These -- ich tippe mal auf einen dieser "besser betuchten Mittelständler", der sein nordwestdeutsches Provinzkaff unbewusst für den Nabel der Welt, die Tagesschau für eine Nachrichtensendung und EU-Rettungsschirme für eine Form von christlicher Nächstenliebe hält -- aussagt als über alles andere.

Du könntest Deine bahnbrechenden Erkenntnisse, die die wahre Natur der "lautesten Negativkritiker bzgl. Europa" schonungslos enthüllen, beispielsweise mal einigen zehntausenden perspektivlosen, hochgradig wütenden und entsprechend "lauten" Teilnehmern einer EU-kritischen Demonstration in Athen, Madrid, Lissabon oder an einem anderen Ort vortragen, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit dank EU-Nächstenliebe die 50-Prozent-Marke überschritten hat und die Zukunftsaussichten ziemlich düster sind. Aber lass vorsichtshalber den Motor Deines umweltfreundlichen Mittelklasseautos laufen, damit Du möglichst schnell da wegkommst, wenn Du Deinen Vortrag beendet hast.
Tritonus hat geschrieben:h ja, Tschuldigung, dann doch lieber noch mehr von den politisch und pseudotheologisch korrekten Strohmännern wie "die besser betuchten Mittelständler, die sich arg davor fürchten, dass sie sich in zwei Jahren evt. keinen neuen Audi A 6 oder die neuste Mercedes E-Klasse mehr leisten könnten" oder solche, die "in pure Panik um den sicheren Platz auf dem gediegenen Ledersofa vor dem 3-D-Flatscreen" verfallen.

Die Liste der "gesichtslosen Strohmänner", die in diesem Thread aufgebaut werden, könnte beliebig fortgesetzt werden. (Aber schön, dass Du es nun auch bemerkt hast.)
Man muss dafür nicht einmal speziell nach Griechenland, Portugal & Co. schauen: Unter den FPÖ-Wählern sind lt. Wähleranalysen die Arbeiter und kleinen Angestellten und denen mit einzig einem Lehrabschluss die mit Abstand größte Gruppe. Auch, wenn man sich nach den Wahlen ansieht, in welchen Bezirken der Städte die FPÖ in aller Regel mehrheitlich gewählt wurde: Lauter Problemgegenden, die armen Gegenden, dort, wo man u. a. besonders von der "Bereicherung" "profitiert", von diversen Sozialkürzungen und durch "Europa" bedingte Einsparungen etc. Dabei geht es mir gar nicht um die FPÖ: Dort, wo bspw. die KPÖ in Österreich zumindest irgendeine Bedeutung wenigstens bei diesen oder jenen Wahlen hat – das wären v. a. einige Gebiete in der Steiermark bzw. Graz –, fährt diese ziemlich EU-kritische Partei auch praktisch bei denselben Leuten die Gewinne ein. Ich weiß auch von Wählern, die je nach Wahl zwischen diesen beiden (!) hin und her wechseln, was auf den ersten Blick, wenn man nur auf die reine Ideologie schaut, überhaupt nicht zusammengeht.

Das Verbindende dabei ist aber immer, dass es sich nicht um gerade nicht um irgendwelche betuchten Mittelständler, Mercedes E 200-Fahrer o. dgl. handelt, sondern um Schichtarbeiter am Bau oder in der Fabrik, alleinerziehende Aldi-/Hoferverkäuferinnen usw., die sich gerade einmal in diesen schäbigen Gegenden irgendwelche Ein-Zimmer-Mietdreckslöcher leisten können. Bei denen von „Wohlstandswahrung“ zu schwadronieren, also bei Leuten, die entweder schon, für hiesige Verhältnisse, unten sind oder mit Müh' und Not versuchen, nicht abzurutschen, ist schon irgendwo auch Hohn.

Damit klar wird, womit man es über weite Strecken zu tun hat. Gut, auch die werden sofort abqualifiziert: Lauter Blöde, die halt nicht wissen, was für Segnungen EU & die Politik der nationalen Systemparteien für alle bringen ...
(Nur, damit das auch klar ist: Ich zitiere Dich zustimmend.)
Zuletzt geändert von Thomas_de_Austria am Sonntag 11. Mai 2014, 18:15, insgesamt 1-mal geändert.

Tritonus
Beiträge: 1451
Registriert: Samstag 25. Juni 2011, 03:03

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Tritonus »

Sarandanon hat geschrieben:Autsch, Tritonus, hab ich da Deinen Nerv getroffen?
Ich sage Dir weiter unten, welchen.
Sarandanon hat geschrieben:Aber mal im Ernst: Du hast völlig Recht, es muss für die notleidenden Bevölkerungsteile im Süden unseres Kontinents einfach ein Hohn sein, wenn man sich hier bei uns in die gediegenden und christlich geprägten Wohlstandswindeln sch...t, wenn es darum geht, schwächere Strukturen auch unter evt. eigenem Verzicht zu unterstützen.
Hier kommen wir der Sache schon näher. Sehen wir uns doch mal ganz grob an, welche Gruppierungen man in Deutschland im weitesten Sinne als "EU-kritisch" bezeichnen kann:

1a. Die AfD.
1b. Teile der Union und/oder der FDP, die alle paar Jahre, oft zufällig vor irgendwelchen Wahlen, zu EU-Skeptikern mutieren.
2. Die Linke.
3. Ein halbes Dutzend Kleinparteien, über das ganze Spektrum verteilt von rechtsaußen über die Mitte bis linskaußen.
4. Ein nicht unerheblicher Teil der EU-Nichtwähler.

Spätestens jetzt müsste Dir eigentlich dämmern, dass Dein Reden über die "christlich geprägten Wohlstandswindeln" usw. beim besten Willen höchstens einen Teil der EU-Kritiker treffen kann.

Du musst ja nicht alle möglichen und völlig verschiedenartigen Kritikpunkte an der EU teilen -- einige meiner eigenen Punkte sehr grob angerissen: erhebliche Demokratiedefizite, ein Kultur-, Wirtschaftsmodell- und Ideologieimperialismus, der m.E. darauf hinausläuft, die europäischen Regionen und ihre Bewohner zu einer amorphen Masse werden zu lassen, in der regionale Unterschiede und kulturelle Besonderheiten nur geduldet werden, solange sie mit der gerade aktuellen Version der "europäischen Werte"® kompatibel sind, und der inzwischen auch schon mal in einem potenziellen Beitrittskandidaten einen Putsch gegen eine rechtmäßig gewählte Regierung unterstützt und gern auch ein paar Leichen in Kauf nimmt usw. usw. --, aber Du kannst vielleicht trotzdem verstehen, dass ich mich, wie Millionen andere EU-Kritiker auch, von Deinem verallgemeinernd ausgestreckten Zeigefinger ("kann sich die neueste Mercedes E-Klasse nicht leisten ...") diffamiert fühle.
Sarandanon hat geschrieben:... Verunglimpfung "fauler Südländer" (u.ä. Stammtischparolen). ...
???
Sarandanon hat geschrieben:Also, viel Spaß beim Fahren der E-Klasse (oder vergleichbarem) in Deiner Metropole ;D .
Habe ich noch gar nicht (sondern eine Karre der unteren Mittelklasse, die ich glücklicherweise letzten Monat noch einmal durch den TÜV gebracht habe). Mit dem Kauf der Bonzenschleuder und dem protzmäßigen Ausfahren derselben auf unserer luxuriösen Dorfstraße muss ich leider noch solange warten, bis Deine Transferleistung ;D bei mir eintrifft.

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Maurus »

TillSchilling hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben: Du könntest Deine bahnbrechenden Erkenntnisse, die die wahre Natur der "lautesten Negativkritiker bzgl. Europa" schonungslos enthüllen, beispielsweise mal einigen zehntausenden perspektivlosen, hochgradig wütenden und entsprechend "lauten" Teilnehmern einer EU-kritischen Demonstration in Athen, Madrid, Lissabon oder an einem anderen Ort vortragen, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit dank EU-Nächstenliebe die 50-Prozent-Marke überschritten hat und die Zukunftsaussichten ziemlich düster sind.
Klar, an der Arbeitslosigkeit ist nicht die miserable Wirtschafts- und Bildungspolitik dieser Länder, sondern die EU schuld. Wie praktisch, wenn man für jedes Versagen immer einen gesichtslosen Strohmann als Schuldigen vorschicken kann.
An der Entstehung der katastrophalen wirtschaftlichen Situation im Süden Europas trägt natürlich auch die Währungsunion, die eingeführt wurde ohne ihre Konsequenzen zu verstehen, schuld.
Über die Währungsunion haben wir hier aber nicht gesprochen. Und wenn: Sie wurde keinem Staat aufgezwungen. Im Gegenteil: Manche haben ihre Zahlen frisiert, um dazuzugehören. Diese können nicht erwarten, dass die anderen mit ihnen in den Abgrund rauschen.
TillSchilling hat geschrieben:Darüber hinhaus tragen natürlich nicht nur nationale sondern eben auch europäische Politiker - und damit meine ich sowohl EU Politiker als auch die nationalen Politiker der einflussreichsten Staaten, besonders Frau Merkel und Herr Hollande - Schuld daran, dass diese Krise jetzt schon so lange währt und keine Ende abzusehen ist. Hätten die Amerikaner nicht fleißig Dollar gedruckt und die Weltwirtschaft am Laufen gehalten, wäre die Krise noch viel schlimmer ausgefallen und es würden auch in Europa hungernde Arbeitslosenheere durch die Landen ziehen wie in den USA der Depression der 1930er Jahre.
Was ist der Unterschied zwischen der US-Politik und derjenigen der EU? Was macht die EZB denn anderes als Geld drucken, Leitzinsen senken und Garantien aussprechen?

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Tritonus hat geschrieben:Hier kommen wir der Sache schon näher. Sehen wir uns doch mal ganz grob an, welche Gruppierungen man in Deutschland im weitesten Sinne als "EU-kritisch" bezeichnen kann:

1a. Die AfD.
1b. Teile der Union und/oder der FDP, die alle paar Jahre, oft zufällig vor irgendwelchen Wahlen, zu EU-Skeptikern mutieren.
2. Die Linke.
3. Ein halbes Dutzend Kleinparteien, über das ganze Spektrum verteilt von rechtsaußen über die Mitte bis linskaußen.
4. Ein nicht unerheblicher Teil der EU-Nichtwähler.

Spätestens jetzt müsste Dir eigentlich dämmern, dass Dein Reden über die "christlich geprägten Wohlstandswindeln" usw. beim besten Willen höchstens einen Teil der EU-Kritiker treffen kann.

Wohl an, ich denke Du hast mich in meinen vorigen Beiträgen missverstanden. Mit "christlich geprägt" meine ich unsere heutige Gesellschaft. Denn auch wenns die meisten Möchte-Gern-Atheisten ungern zugeben, christlich geprägt sind sie alle miteinander (und nicht nur wir Gläubigen). Sie sind mMn quasi Nutznießer der "christlichen Errungenschaften". Dafür muss man nicht gewungener Maßen an Gott glauben. Somit zähle ich auch die Mitglieder und Anhänger der von Dir o.g. Klientel durchaus zu den "Wohlstandswindelträgern". Diese Art Mittelständler sind meistens "nichtproduzierend" sondern gehören einfach dieser Gesellschaftsschicht an. Natürlich kann und will ich nicht alle über einen Kamm scheren aber viele davon sind der Meinung, Strom kommt aus der Steckdose und das Geld aus dem Bankautomaten. Gerade diejenigen die diesem Wurstverein von AfD anhängen, sind die lautesten.
Tritonus hat geschrieben:Du musst ja nicht alle möglichen und völlig verschiedenartigen Kritikpunkte an der EU teilen -- einige meiner eigenen Punkte sehr grob angerissen: erhebliche Demokratiedefizite, ein Kultur-, Wirtschaftsmodell- und Ideologieimperialismus, der m.E. darauf hinausläuft, die europäischen Regionen und ihre Bewohner zu einer amorphen Masse werden zu lassen, in der regionale Unterschiede und kulturelle Besonderheiten nur geduldet werden, solange sie mit der gerade aktuellen Version der "europäischen Werte"® kompatibel sind, und der inzwischen auch schon mal in einem potenziellen Beitrittskandidaten einen Putsch gegen eine rechtmäßig gewählte Regierung unterstützt und gern auch ein paar Leichen in Kauf nimmt usw. usw. --, aber Du kannst vielleicht trotzdem verstehen, dass ich mich, wie Millionen andere EU-Kritiker auch, von Deinem verallgemeinernd ausgestreckten Zeigefinger ("kann sich die neueste Mercedes E-Klasse nicht leisten ...") diffamiert fühle.
Ich teile sogar den Großteil Deiner Vorbehalte. Einige hatte ich in meinen Beiträgen auch selbst schon zum Besten gegeben. Ich gebe auch zu, dass ich durchaus provoziert habe. Jedoch fühlen sich diejenigen zu Recht diffamiert, denen der Schuh passt oder zu Unrecht, die mich (wie es scheinbar in Deinem Fall war) missverstanden haben.
Tritonus hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:... Verunglimpfung "fauler Südländer" (u.ä. Stammtischparolen). ...
???
Damit habe ich ganz allgemein die Generation "Stammtisch" gemeint, die auf BLÖD-Niveau unsere südlichen Nachbarn vorurteilsbehaftet aburteilen. Du warst nicht gemeint.
Tritonus hat geschrieben:Habe ich noch gar nicht (sondern eine Karre der unteren Mittelklasse, die ich glücklicherweise letzten Monat noch einmal durch den TÜV gebracht habe). Mit dem Kauf der Bonzenschleuder und dem protzmäßigen Ausfahren derselben auf unserer luxuriösen Dorfstraße muss ich leider noch solange warten, bis Deine Transferleistung ;D bei mir eintrifft.
:D, Okay, ich geb mir Mühe. Aber bei der luxoriösen Dorfstraße werde ich trotzdem neidisch :breitgrins:
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meine Frage, warum die christliche Nächstenliebe von mir verlangt, den "notleidenden Bevölkerungsteilen im Süden unseres Kontinents" zu helfen, wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
"...., wenn sich die dortige Gesellschaft..." - Wer ist denn bitteschön "die ... Gesellschaft"? Es gibt dort notleidende Bevölkerungsteile, das sollte doch wohl unbestritten sein. Außerdem: Du bist doch Christ. Du kennst also die Antwort auf Deine Frage selbst. Und weiterhin Klischees bedienen hilft an dieser Stelle nicht weiter.
Gesellschaft = das Staatsvolk, das seine Regierung gewählt hat bzw. wählen kann und damit auch für die Folgen zu haften hat. Oder kann z.B. eine Parlament bzw. die Regierung irgendwo auf der Welt etwas ausgabenwirksam beschließen und dann die Rechnung an andere Staaten weiterreichen?

Antwort auf meine Frage = sorry, nein. Ich bin nicht sicher, ob die christliche Nächstenliebe nicht zunächst den Einsatz eigener Mittel erfordert. Falls die nicht vorhanden oder ausreichend sind, müßte dann nicht die eigene Schicksalsgemeinschaft zunächst helfen - insbesondere wenn dort noch genug "zu holen" ist?

Klischees = welche wurden denn in meinen Beiträgen bedient?
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Es wird niemand daran gehindert, seiner persönlich empfundenen Verpflichtung nach christlicher Nächstenliebe durch direkte Hilfe nachzukommen - allerdings bleibt es mE auch jedem unbenommen anzunehmen, daß diese Hilfe in ein bodenloses Faß geschüttet wird.
Von mir aus. Ich halte Dich doch von nichts ab.
Das war eigentlich mehr für Dich gedacht - ich kenne die Schwierigkeiten bzw. Unmöglichkeiten "notleidenden" Personen zu helfen (auf den PH) zur Genüge. Die zweifelsfrei guten Absichten und das Prinzip "Hoffnung", daß es sich um "Hilfe zur Selbsthilfe" handelt, reicht meist nicht und wird schon nach kurzer Zeit von der traurigen Wirklichkeit eingeholt. Wahrscheinlich sieht man das erst dann deutlicher, wenn man direkt davon betroffen ist, davor läßt man sich schnell vom Prinzip Hoffnung und den Glauben, an das Gute im Menschen leiten.

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:Das Verbindende dabei ist aber immer, dass es sich nicht um gerade nicht um irgendwelche betuchten Mittelständler, Mercedes E 200-Fahrer o. dgl. handelt, sondern um Schichtarbeiter am Bau oder in der Fabrik, alleinerziehende Aldi-/Hoferverkäuferinnen usw., die sich gerade einmal in diesen schäbigen Gegenden irgendwelche Ein-Zimmer-Mietdreckslöcher leisten können. Bei denen von „Wohlstandswahrung“ zu schwadronieren, also bei Leuten, die entweder schon, für hiesige Verhältnisse, unten sind oder mit Müh' und Not versuchen, nicht abzurutschen, ist schon irgendwo auch Hohn.
Ich scheine in einer nichtverständlichen Sprache zu schreiben :achselzuck: Wo habe ich etwas von den unteren Schichten geschrieben? Von dem einfachen Arbeiter, der sich seinen Lebensunterhalt hart verdienen muss? Dieser ist zunächst einmal unzufrieden mit seinen nationalen Gegebenheiten. Deswegen mag er sich bei Dir zu Haus zum Wählen der FPÖ hinreißen lassen. Ich zähle diese Menschen allerdings eher zu denjenigen, die nicht wählen gehen werden, weil sie sich für die EU zumeist gar nicht interessieren. Sie fühlen sich in erster Linie von ihrem Staat im Stich gelassen.

Ich habe einzig und allein eine bestimmte Gruppe der bürgerlich gut situierte Mittelschicht gemeint. Hier bei uns im Lande sind das die eingelullten Mutti-Wähler, die an deren nichtssagenden Aussagen und politischen Phlegmatismus glauben ("Deutschland geht es gut")
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Caviteño hat geschrieben:Gesellschaft = das Staatsvolk, das seine Regierung gewählt hat bzw. wählen kann und damit auch für die Folgen zu haften hat.
Aha, und das würdest Du auch im Falle unserer Regierung so für Dich in Anspruch nehmen?
Caviteño hat geschrieben:Oder kann z.B. eine Parlament bzw. die Regierung irgendwo auf der Welt etwas ausgabenwirksam beschließen und dann die Rechnung an andere Staaten weiterreichen?
Tja, ich denke, die EU ist da wohl einzigartig. Allein, wenn aus den anderen Staaten heraus der Ruin durchaus mitbetrieben und forciert wurde, kann man diese in einer solchen Gemeinschaft schon in Mit-Verantwortung nehmen. Die Frage ist nur, warum dann nur die Steuerzahler und nicht die eigentlichen Verusacher (Banken, Wirtschaft) mit ins Boot holen. Das muss auf jeden Fall kritisiert werden. Aber ich wiederhole mich nochmals: Unbedingende Transferzahlungen hatte ich nicht im Sinn.
Caviteño hat geschrieben:Antwort auf meine Frage = sorry, nein. Ich bin nicht sicher, ob die christliche Nächstenliebe nicht zunächst den Einsatz eigener Mittel erfordert. Falls die nicht vorhanden oder ausreichend sind, müßte dann nicht die eigene Schicksalsgemeinschaft zunächst helfen - insbesondere wenn dort noch genug "zu holen" ist?
Ja, stimmt auffallend. Darin steckt auch ein Riesenkinken. Aber kann man die Menschen dort in ihrem Schlamassel erstmal sitzen lassen, obwohl die Kapitalflüchtlinge sich um ihre Landsleute einen Dreck scheren?
Caviteño hat geschrieben:Klischees = welche wurden denn in meinen Beiträgen bedient?
Caviteño hat geschrieben:..., wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
Caviteño hat geschrieben:Wahrscheinlich sieht man das erst dann deutlicher, wenn man direkt davon betroffen ist, davor läßt man sich schnell vom Prinzip Hoffnung und den Glauben, an das Gute im Menschen leiten.
Wenn man, ohne dies naiv zu betrachten, nicht mehr an das Gute im Menschen glauben kann, ist die Hoffnung und damit die Menschheit verloren und die Inhalte des christlichen Glaubens ad absurdum geführt
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

TillSchilling

Re: Europawahl 2014

Beitrag von TillSchilling »

Maurus hat geschrieben: Über die Währungsunion haben wir hier aber nicht gesprochen. Und wenn: Sie wurde keinem Staat aufgezwungen. Im Gegenteil: Manche haben ihre Zahlen frisiert, um dazuzugehören. Diese können nicht erwarten, dass die anderen mit ihnen in den Abgrund rauschen.
Alle Neumitglieder der EU der letzten 20 Jahre mussten sich verpflichten den Euro einzuführen. Ausserdem gibt es einfach eine besondere Verantwortung der beiden Staaten, Frankreich und Deutschland, die sich das ganze ausgedacht haben. Diese beiden Staaten - wenn sie in eine Richtung gehen - führen Europa. Ihr könnt nicht einfach eure Verantwortung für Europa ablehnen.
Maurus hat geschrieben: Was ist der Unterschied zwischen der US-Politik und derjenigen der EU? Was macht die EZB denn anderes als Geld drucken, Leitzinsen senken und Garantien aussprechen?
Die Geldpolitik der EZB ist die letzten Jahre unter Draghi - Gott sei Dank - besser, sprich expansiver, geworden. Das kam aber viel zu spät und geht auch nicht weit genug. Im Moment ist die Inflationsrate in Euroland viel zu niedrig. Die Fed und die BoE haben mehr getan. Heuer sind ein Drittel der Schulden des britischen Staats im Besitz der BoE, also des Staates. Diese müssen und werden nie zurückgezahlt werden. In USA und UK ist die Krise vorbei, in Europa wird sie sich noch lange hinziehen und sollte es aus externen Gründen (Zusammenbruch des Immobilienmarkts Chinas zum Beispiel) wieder zu einer wirtschaftlichen Flaute kommt, wird es unglaublich schwierig bis unmöglich. Das wäre alles nicht nötig gewesen.

Benutzeravatar
Quasinix
Beiträge: 774
Registriert: Samstag 8. Mai 2010, 15:44
Wohnort: Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Quasinix »

TillSchilling hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Über die Währungsunion haben wir hier aber nicht gesprochen. Und wenn: Sie wurde keinem Staat aufgezwungen. Im Gegenteil: Manche haben ihre Zahlen frisiert, um dazuzugehören. Diese können nicht erwarten, dass die anderen mit ihnen in den Abgrund rauschen.
Alle Neumitglieder der EU der letzten 20 Jahre mussten sich verpflichten den Euro einzuführen. Ausserdem gibt es einfach eine besondere Verantwortung der beiden Staaten, Frankreich und Deutschland, die sich das ganze ausgedacht haben. Diese beiden Staaten - wenn sie in eine Richtung gehen - führen Europa. Ihr könnt nicht einfach eure Verantwortung für Europa ablehnen.
Den "Euro" haben sich Politiker ausgedacht, die leider erst der Herrgott zur Verantwortung ziehen wird. Die "besondere Verantwortung" haben diese und nicht wir als Bevölkerung. Uns hat keiner gefragt, weder zur EU noch zum Euro. Unsere Verantwortung besteht vielmehr darin, diesen Unsinn so schnell wie möglich abzustellen. Ein erster Schritt dazu ist das Kreuzchen an der richtigen Stelle in 2 Wochen.
TillSchilling hat geschrieben:In USA und UK ist die Krise vorbei
Für wen oder was stehen denn diese Kürzel? Sicher nicht für die USA, die mit 1¾ Beinen über dem Abgrund hängen...
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

TillSchilling

Re: Europawahl 2014

Beitrag von TillSchilling »

Quasinix hat geschrieben: Für wen oder was stehen denn diese Kürzel? Sicher nicht für die USA, die mit 1¾ Beinen über dem Abgrund hängen...
Die Wirtschaft der USA wachsen mit 2.3% pro Jahr, die Wirtschaft Grossbritanniens mit über 3%. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone liegt bei .5%

http://www.tradingeconomics.com/

Pollux
Beiträge: 314
Registriert: Montag 16. September 2013, 11:55

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Pollux »

Cath1105 hat geschrieben:
Pollux hat geschrieben:
Cath1105 hat geschrieben:Katja Kipping möchte, so spricht sie auf dem Parteitag der Linken, Menschen, denen nichts heilig ist in Europa.
Wo hast Du das denn aufgeschnappt??? :fieselschweif:
Phoenix Live-Berichtserstattung.
Phoenix Live-Berichterstattung so verkürzt wiederzugeben ist schon eh Schmarren :fieselschweif:

Pollux
Beiträge: 314
Registriert: Montag 16. September 2013, 11:55

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Pollux »

Sarandanon hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben:Du könntest Deine bahnbrechenden Erkenntnisse, die die wahre Natur der "lautesten Negativkritiker bzgl. Europa" schonungslos enthüllen, beispielsweise mal einigen zehntausenden perspektivlosen, hochgradig wütenden und entsprechend "lauten" Teilnehmern einer EU-kritischen Demonstration in Athen, Madrid, Lissabon oder an einem anderen Ort vortragen, dort wo die Jugendarbeitslosigkeit dank EU-Nächstenliebe die 50-Prozent-Marke überschritten hat und die Zukunftsaussichten ziemlich düster sind. Aber lass vorsichtshalber den Motor Deines umweltfreundlichen Mittelklasseautos laufen, damit Du möglichst schnell da wegkommst, wenn Du Deinen Vortrag beendet hast.
Nordwestdeutsches Provinzkaff? Bahnbrechende Erkenntnisse? Wahre Natur? Besser betucht? :D ... :kugel: ... :freude: ... Du haust ja wieder einen raus. Schlägt Dir das Wetter aufs Gemüt?

Autsch, Tritonus, hab ich da Deinen Nerv getroffen? Sorryyyyyyy! Aber warum gleich so despektierlich? Und was hast Du gegen meine schöne Heimnat?

Aber es tut mir leid Dich enttäuschen zu müssen: Mein Kaff hier ist wirklich ein Kaff (trotzdem ein schönes) und tatsächlich kein Nabel der Welt, werter weltgewandter Mitforist.

Pollux:
Auf jeden Fall ist die ernsthafte Wirtschafts- und Fianzkrise noch längst nicht überwunden.Die Ökonomen streiten sich ob wir eher eine Deflation oder eine Inflation zu erwarten haben.Da muss Herr Schäuble schon ganz schön rudern. Hoffentlich kommt er nicht ins Schwimmen. :koch:

Aber mal im Ernst: Du hast völlig Recht, es muss für die notleidenden Bevölkerungsteile im Süden unseres Kontinents einfach ein Hohn sein, wenn man sich hier bei uns in die gediegenden und christlich geprägten Wohlstandswindeln sch...t, wenn es darum geht, schwächere Strukturen auch unter evt. eigenem Verzicht zu unterstützen. Und ich bin wahrlich nicht gut betucht aber mir geht es zumindest soweit gut, dass ich mit sinnvollen wirtschaftlichen Maßnahmen leben könnte.

Und noch eins: Lies meine Beiträge bitte etwas aufmerksamer. Ich habe die Transferleistungen allein (Rettungsschirme und alles was dazu gehört) nicht als Allheilmittel der christlichen Nächstenliebe für die Eurokrise angepriesen. Eine Unterstützung ist nur durch eine handlungsfähige Politik in Europa möglich (die wir nicht haben - hier regieren Lobbyisten und Wirtschaftsführer) und dazu gehören durchaus (temporär) Transferleistungen. Und die christliche Nächstenliebe entsteht aus dem Verständnis heraus dafür und nicht nur aus dem sonntäglichen Kirchgang, aus dem Pochen auf Zurückführung in Kleinstaaterei, Verunglimpfung "fauler Südländer" (u.ä. Stammtischparolen). Bei letzterem könnte ich wirklich meinen Untermittelklassewagen laufen lassen, wenn ich dass vor Ort postulieren würde.

Also, viel Spaß beim Fahren der E-Klasse (oder vergleichbarem) in Deiner Metropole ;D .

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Maurus »

TillSchilling hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Über die Währungsunion haben wir hier aber nicht gesprochen. Und wenn: Sie wurde keinem Staat aufgezwungen. Im Gegenteil: Manche haben ihre Zahlen frisiert, um dazuzugehören. Diese können nicht erwarten, dass die anderen mit ihnen in den Abgrund rauschen.
Alle Neumitglieder der EU der letzten 20 Jahre mussten sich verpflichten den Euro einzuführen.
Irland, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal gehören der EU schon viel länger als 20 Jahre an. Zudem hätte jeder der EU-Staaten die Möglichkeit gehabt, im Vertrag von Maastricht eine entsprechende Klausel durchzusetzen, nach der sie nicht zum Beitritt verpflichtet sind. Großbritannien und Dänemark haben das schließlich auch getan.
TillSchilling hat geschrieben:Ausserdem gibt es einfach eine besondere Verantwortung der beiden Staaten, Frankreich und Deutschland, die sich das ganze ausgedacht haben. Diese beiden Staaten - wenn sie in eine Richtung gehen - führen Europa. Ihr könnt nicht einfach eure Verantwortung für Europa ablehnen.
Die Krise beruht im Wesentlichen darauf, dass die Staaten ihre vertraglichen Pflichten nicht eingehalten haben, mit denen sie eigentlich versprochen hatten, sich an bestimmte Schuldengrenzen zu halten. Dazu waren diese Staaten weder von Deutschland noch von Frankreich gezwungen worden. Auch hier können sich die Länder nicht von ihrer eigenen Verantwortung lösen. Dass D und F dem ganzen nicht tatenlos zusehen können, ist sicher korrekt, aber es hat ja nun kein Staat etwas davon, wenn auch andere in Schieflage geraten. Und Hilfe setzt zumindest voraus, dass der in Not geratene Staat die entsprechenden Bedingungen schafft, unter denen eine Hilfe keine Endlosaktion wird. Wenn ein Schiff sinkt, dann kann und sollte man natürlich die Leckpumpe anwerfen. Aber man sollte auch die Löcher dicht machen, denn irgendwann kommt der Tag, an dem die Leckpumpe schlapp macht.
TillSchilling hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Was ist der Unterschied zwischen der US-Politik und derjenigen der EU? Was macht die EZB denn anderes als Geld drucken, Leitzinsen senken und Garantien aussprechen?
Die Geldpolitik der EZB ist die letzten Jahre unter Draghi - Gott sei Dank - besser, sprich expansiver, geworden. Das kam aber viel zu spät und geht auch nicht weit genug. Im Moment ist die Inflationsrate in Euroland viel zu niedrig. Die Fed und die BoE haben mehr getan. Heuer sind ein Drittel der Schulden des britischen Staats im Besitz der BoE, also des Staates. Diese müssen und werden nie zurückgezahlt werden. In USA und UK ist die Krise vorbei, in Europa wird sie sich noch lange hinziehen und sollte es aus externen Gründen (Zusammenbruch des Immobilienmarkts Chinas zum Beispiel) wieder zu einer wirtschaftlichen Flaute kommt, wird es unglaublich schwierig bis unmöglich. Das wäre alles nicht nötig gewesen.
Wir werden ja sehen, was sich da als richtig erweist.
Zuletzt geändert von Hubertus am Montag 12. Mai 2014, 05:58, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat: Urheber korrigiert.

Benutzeravatar
Quasinix
Beiträge: 774
Registriert: Samstag 8. Mai 2010, 15:44
Wohnort: Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Quasinix »

@Maurus/Admin: Bitte den Urheber des letzten Zitats im vorangehenden Beitrag auf "Till Schilling" korrigieren, ich sehe das genau andersrum!

- Erledigt (i.V.).

Hubertus als Mod.
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

Benutzeravatar
Quasinix
Beiträge: 774
Registriert: Samstag 8. Mai 2010, 15:44
Wohnort: Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Quasinix »

TillSchilling hat geschrieben:
Quasinix hat geschrieben: Für wen oder was stehen denn diese Kürzel? Sicher nicht für die USA, die mit 1¾ Beinen über dem Abgrund hängen...
Die Wirtschaft der USA wachsen mit 2.3% pro Jahr, die Wirtschaft Grossbritanniens mit über 3%. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone liegt bei .5%

http://www.tradingeconomics.com/
Ist das nicht mit Nullzinsen erkaufter, kreditfinanzierter Konsum, der im Falle steigender Zinsen zum nächsten Knall führt?

Z.B. Otmar Issing warnte schon Ende 213 vor der nächsten Blase:

http://www.heute.de/us-notenbank-fed-fe ... 48948.html

Und die Schuldenkrise haben die USA absolut nicht im Griff.
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

Benutzeravatar
Quasinix
Beiträge: 774
Registriert: Samstag 8. Mai 2010, 15:44
Wohnort: Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Quasinix »

Hier eine interessante Musterrechung - bereits 135.000 Stimmen könnten für einen Sitz reichen:

http://landesverband.bayernpartei.de/20 ... mehr-wert/
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Gesellschaft = das Staatsvolk, das seine Regierung gewählt hat bzw. wählen kann und damit auch für die Folgen zu haften hat.
Aha, und das würdest Du auch im Falle unserer Regierung so für Dich in Anspruch nehmen?
Natürlich, das ist doch Demokratie. Deswegen versuche ich ja auch die Gründe, die gegen ein "Weiter so" sprechen, hier darzulegen. Mir ist schon bewußt, daß man als Staatsbürger nur zwei Möglichkeiten hat:
a) bei den Wahlen das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen und zu versuchen, andere zu überzeugen, das ebenfalls zu tun;
b) im Fall der Euro-Problematik entsprechende private Vorkehrungen zu treffen.
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Oder kann z.B. eine Parlament bzw. die Regierung irgendwo auf der Welt etwas ausgabenwirksam beschließen und dann die Rechnung an andere Staaten weiterreichen?
Tja, ich denke, die EU ist da wohl einzigartig. Allein, wenn aus den anderen Staaten heraus der Ruin durchaus mitbetrieben und forciert wurde, kann man diese in einer solchen Gemeinschaft schon in Mit-Verantwortung nehmen. Die Frage ist nur, warum dann nur die Steuerzahler und nicht die eigentlichen Verusacher (Banken, Wirtschaft) mit ins Boot holen. Das muss auf jeden Fall kritisiert werden. Aber ich wiederhole mich nochmals: Unbedingende Transferzahlungen hatte ich nicht im Sinn.
Auch die gegenwärtigen Transferzahlungen sind an Bedingungen geknüpft - die dann immer wieder aufgeweicht werden. Wer mit "Der Euro ist unsere Währung. Er wird verteidigt, koste es, was es wolle" Politik macht, begibt sich aller Handlungsalternativen und fordert die anderen Länder förmlich zu einer "moral hazard" Politik auf. Warum sollte man der eigenen Bevölkerung Opfer zumuten, wenn der Nachbar schon signalisiert hat, daß er - um vermeintlich Höheres zu retten - bereit ist, Hilfe zu leisten. :hmm:
Im übrigen wurden im Falle GR die privaten Gläubiger mit ca. 7% ihrer Forderungen zur Sanierung des gr. Staatshaushaltes herangezogen. Politisch wurde die Mitverantwortung für die Schulden anderer Staaten ausdrücklich ausgeschlossen - ich verweise insofern auf das oben von mir verlinkte Wahlplakat der CDU.
Es ist schon bemerkenswert, daß genau dieses Szenario (hohe Schulden in anderen Staaten mit anschließender Haftung anderer Länder) von den Euro-Gegner bereits vor Euro-Einführung an die Wand gemalt wurde. Deswegen hat man die - später unwirksame - bail-out-Klausel geschaffen. Man sieht daran, daß die Aussagen der "Europäer" nur optimistisch und zweckbestimmt sind. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, der gegenwärtig vehement widersprochenen gemeinsamen Einlagensicherung der Sparerguthaben ein ähnliches Schicksal vorherzusagen.
Aus Solidarität wird dann das deutsche Einlagensicherungssystem zur Stützung spanischer oder griechischer Banken herangezogen werden - wetten, das..... :ja:

Die Auswirkung von Auflagen, die notwendig sind, wenn es - nach Deinen Worten - nicht zu "unbedingenden Transferzahlungen" kommen soll, sind doch gegenwärtig im Süden zu sehen. Noch nie war das Bild Deutschland's dort so schlecht wie nach der Hilfe in Mrden-Höhe. Wie willst Du das denn vermeiden? Mit Aufrufen an die Vernunft? :D
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Antwort auf meine Frage = sorry, nein. Ich bin nicht sicher, ob die christliche Nächstenliebe nicht zunächst den Einsatz eigener Mittel erfordert. Falls die nicht vorhanden oder ausreichend sind, müßte dann nicht die eigene Schicksalsgemeinschaft zunächst helfen - insbesondere wenn dort noch genug "zu holen" ist?
Ja, stimmt auffallend. Darin steckt auch ein Riesenkinken. Aber kann man die Menschen dort in ihrem Schlamassel erstmal sitzen lassen, obwohl die Kapitalflüchtlinge sich um ihre Landsleute einen Dreck scheren?
Warum haben die Iren ihre Steuersätze nicht erhöht und stattdessen andere angebettelt?
Hier wäre mehr Druck von seiten der Geberländer wünschenswert gewesen, bevor man den Griff in den eigenen Haushalt erlaubt.
Im übrigen - wie willst Du denn die Arbeitslosigkeit in GR oder ES mit christlicher Nächstenliebe bekämpfen?
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Klischees = welche wurden denn in meinen Beiträgen bedient?
Caviteño hat geschrieben:..., wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
Ich hatte doch in meinen Beiträgen auf die 13. und 14. Gehälter in Portugal, deren Abschaffung durch das Verfassungsgericht blockiert wurden, als Beispiel hingewiesen. Auch die niedrigen Steuersätze in Irland wurden erst vor wenigen Wochen im Rahmen der Diskussion über unfaire Steuerpraktiken und -sätze thematisiert.
Es handelt sich hierbei nicht um Klischees, sondern um Tatbestände, die jederzeit nachgelesen werden können und wohl auch nicht ernsthaft zu bestreiten sind.
Wir können uns natürlich auch noch einmal die Rentenhöhe in Europa anschauen:
Dies lässt sich zumindest aus einer vergleichenden Studie der Wirtschaftsorganisation OECD („Pensions at a Glance“) ableiten, die vor allem auf Daten aus dem Jahr 21 beruht. Demnach liegt der Wert der Rentenansprüche in Deutschland - ungeachtet der Schwierigkeit, nationale Alterssicherungssysteme zu vergleichen - unter dem Durchschnitt aller OECD-Länder, was Renteneintrittsalter, Rentenbezugsdauer und Rentenhöhe angeht.
Ein wichtiges Kriterium für die Bemessung des Werts von Rentenansprüchen ist die sogenannte Ersatzquote. Dabei handelt es sich um den Anteil, den die Altersrente im Verhältnis zum Einkommen in der Erwerbsphase erreicht. In Spanien liegt die Netto-Ersatzquote für einen männlichen Durchschnittsverdiener, der mit 65 Jahren in Ruhestand geht, nach der OECD-Tabelle bei gut 84 Prozent, in Italien bei gut 76 Prozent, in Griechenland sogar bei mehr als 11 Prozent.
Das heißt: Ein Grieche bezieht mehr Rente, als er im Schnitt an Einkommen verdiente. Hier wirkt sich auch die Art der Rentenberechnung aus. Während nach der deutschen Rentenformel das ganze Arbeitsleben die Rentenhöhe beeinflusst, sind es in Griechenland nur die Verdienste in den letzten fünf Jahren, in Spanien die in den letzten 15 Jahren vor dem Ruhestand. Diese sind meist höher als in frühen Berufsjahren.
Die Ersatzquoten der Südländer übersteigen den OECD-Durchschnittswert von 69 Prozent deutlich. Unter dem Schnitt liegt dagegen Frankreich mit gut 6 Prozent. Für Deutschland weist die Statistik eine Netto-Ersatzquote von knapp 58 Prozent aus. Damit liegt Deutschland (vor Schweden, Großbritannien und Irland) auf den hinteren Plätzen in der Rangliste.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 6222.html

Immer noch Klischees oder Unkenntnis Deinerseits :pfeif:
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wahrscheinlich sieht man das erst dann deutlicher, wenn man direkt davon betroffen ist, davor läßt man sich schnell vom Prinzip Hoffnung und den Glauben, an das Gute im Menschen leiten.
Wenn man, ohne dies naiv zu betrachten, nicht mehr an das Gute im Menschen glauben kann, ist die Hoffnung und damit die Menschheit verloren und die Inhalte des christlichen Glaubens ad absurdum geführt
Man kann auch den Satz der Bibel: "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen" nehmen. Die Früchte der Eurorettung waren bisher nicht so, daß sich ein weiterer Verzehr dieser Frucht anbietet.

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

TillSchilling hat geschrieben: Die Geldpolitik der EZB ist die letzten Jahre unter Draghi - Gott sei Dank - besser, sprich expansiver, geworden. Das kam aber viel zu spät und geht auch nicht weit genug. Im Moment ist die Inflationsrate in Euroland viel zu niedrig. Die Fed und die BoE haben mehr getan. Heuer sind ein Drittel der Schulden des britischen Staats im Besitz der BoE, also des Staates. Diese müssen und werden nie zurückgezahlt werden. In USA und UK ist die Krise vorbei, in Europa wird sie sich noch lange hinziehen und sollte es aus externen Gründen (Zusammenbruch des Immobilienmarkts Chinas zum Beispiel) wieder zu einer wirtschaftlichen Flaute kommt, wird es unglaublich schwierig bis unmöglich. Das wäre alles nicht nötig gewesen.
Ob eine expansive Geldpolitik a la USA gut oder schlecht ist, darüber kann man sehr wohl streiten.
Die Bundesrepublik hat in der Vor-Euro-Zeit sehr gute Erfahrungen mit einer auf Inflationsbekämpfung angelegten Geldpolitik durch die Bundesbank gemacht - die Schweiz tut das heute noch, die Stärke der Schweizer Währung beruht darauf.

Jedes Land hat andere wirtschaftshistorische Erfahrungen - eine Inflation ruft in D. die gleichen Befürchtungen hervor wie eine Deflation in den USA. Die kritiklose Übernahme anglo-amerikanischer Empfehlungen würden diese unterschiedlichen Erwartungen nicht berücksichtigen. Deswegen paßt auch der Euro nicht als Währung für den z. Zt. bestehenden Euro-Raum.

Der Kauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank ist mit sehr guten Gründen der EZB in ihren Statuten verboten. Natürlich kann der Staat sich Ausgaben leisten, die aus dem Steueraufkommen nicht gedeckt werden (können oder sollen) und dann Kredite aufnehmen. Das Beispiel der Mefo-Wechsel im Dritten Reich sollte allerdings jedem klar machen, daß nur eine Refinanzierung auf dem Kapitalmarkt eine Gewähr dafür bietet, daß die Kreditwürdigkeit des Staates zutreffend beurteilt wird.

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Caviteño »

Auf der Seite findet Beppo Grillo findet man diese Karikatur:

Bild

Die WELT schreibt dazu:
Der italienische Politiker Beppe Grillo hat eine neue Variante der Nazi-Anfeindungen gegen EU-Parlamentspräsident Martin Schulz in die Welt gesetzt. Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi habe nicht „völlig falsch“ gelegen, als er Schulz 23 als „Kapo“ bezeichnet - und damit mit einem KZ-Wächter verglichen - habe, hieß es am Sonntag auf Grillos Internet-Blog.
Grillo brachte Schulz zugleich in Verbindung mit Comic-“Sturmtruppen“ - und bezeichnete ihn als „Krapo“, eine Zusammenziehung aus Kapo und „crapun“. Dabei handelt es sich um ein italienisches Dialektwort, das einen großen Kopf bezeichnet und häufig auf den italienischen Diktator Benito Mussolini angewendet wurde.
(...)
Auf Grillos Blog ist ein künstlich erstelltes Bild von Schulz zu sehen, auf dem dieser in Nazi-Manier den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi auspeitscht.
http://www.faz.net/aktuell/politik/euro ... 34954.html

Aber nur durch die EU und den Euro ist der Frieden und die Freundschaft zwischen den europ. Völkern gesichert :D :breitgrins:

Die Franzosen haben inzwischen die Briten als eurokritische Nation abgelöst:
Kurz vor der Europawahl erreicht der EU-Frust neue Höhen: Eine länderübergreifende Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov für die "Welt" hat ergeben, dass nur 39 Prozent der Briten für einen Verbleib ihres Landes in der EU sind. 38 Prozent würden bei einem Referendum dagegenstimmen.
(...)
Doch nun zeigt die repräsentative YouGov-Studie, dass die EU-Ablehnung in einer anderen Nation noch größer ist: In Frankreich – Gründungsmitglied und Kernland der Europäischen Union – würden nur 34 Prozent der Befragten bei einem Referendum für einen Verbleib der Grande Nation in der EU stimmen. Ein Drittel würde "Non" ankreuzen.
(...)
Eine riesige Diskrepanz zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den Bürgern offenbart die Studie an einem weiteren Punkt: Länderübergreifend ist es nur eine kleine Minderheit der Befragten, die eine "tiefer integrierte EU, die einen größeren Anteil der Entscheidungen trifft", begrüßt.
Nur drei Prozent der befragten Briten entscheiden sich für diese Option; zwölf Prozent sind es in Frankreich. Auch hierzulande bejahen nur elf Prozent der Befragten eine tiefere Integration. Sollten die Bürger diese Einstellung zum Hauptkriterium ihrer Wahlentscheidung machen, stünde dem EU-Parlament eine größere Personalfluktuation ins Haus.
Nun zeigte spätestens die öffentliche Diskussion zur Euro-Krise, dass viele Europäer überhaupt keine Lust haben, mit Leuten aus ganz anderen Ecken des Kontinents eine Art Staat zu bilden. Die Studie stützt nun die These, dass sich EU-ablehnende Haltungen in weiten Teilen der Bevölkerung verstetigen.
Durch die Wahlerfolge EU-kritischer und nationalistischer Parteien bekommen diese Einstellungen auch öffentlich mehr Beachtung: EU-Kritik spielt sich nicht mehr nur in Kneipen oder Internetforen ab, sondern wird von Politikern und etablierten Medien geübt – und ist so Teil des politischen Diskurses geworden.
(Hervorhebung von mir)

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... eiben.html

Man scheint wohl allmählich zu erkennen, daß es eben kein europäisches Staatsvolk gibt, das Voraussetzung für die "Vereinigten Staaten von Europa" wäre. Dem Finnen ist der Grieche bzw. dem Deutschen ist Portugiese insbesondere dann ziemlich egal, wenn es um das "Teilen" geht und er für die von anderen gemachten Schulden zahlen soll. Wer die gegenwärtigen Diskussionen um den deutschen Finanzausgleich verfolgt, kann darin eigentlich nichts überraschendes finden.

Nachtrag:
Dieser Artikel des Cicero beschäftigt sich mit der UKIP. Interessant für mich das Zitat einer Rede des Labour-Abgeordnete Tony Benn im Unterhaus anläßlich der Debatte über den Maastricht-Vertrag:
„The rights that are entrusted to us are not for us to give away. Even if I agree with everything that is proposed, I cannot hand away powers lent to me for five years by the people of Chesterfield. I just could not do it. It would be theft of public rights.”
Ein solches Verantwortungsbewußtsein würde man sich mitunter auch von den im Bundestag nickenden Abgeordneten wünschen.

Pollux
Beiträge: 314
Registriert: Montag 16. September 2013, 11:55

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Pollux »

Caviteño hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Gesellschaft = das Staatsvolk, das seine Regierung gewählt hat bzw. wählen kann und damit auch für die Folgen zu haften hat.
Aha, und das würdest Du auch im Falle unserer Regierung so für Dich in Anspruch nehmen?
Natürlich, das ist doch Demokratie. Deswegen versuche ich ja auch die Gründe, die gegen ein "Weiter so" sprechen, hier darzulegen. Mir ist schon bewußt, daß man als Staatsbürger nur zwei Möglichkeiten hat:
a) bei den Wahlen das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen und zu versuchen, andere zu überzeugen, das ebenfalls zu tun;
b) im Fall der Euro-Problematik entsprechende private Vorkehrungen zu treffen.
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Oder kann z.B. eine Parlament bzw. die Regierung irgendwo auf der Welt etwas ausgabenwirksam beschließen und dann die Rechnung an andere Staaten weiterreichen?
Tja, ich denke, die EU ist da wohl einzigartig. Allein, wenn aus den anderen Staaten heraus der Ruin durchaus mitbetrieben und forciert wurde, kann man diese in einer solchen Gemeinschaft schon in Mit-Verantwortung nehmen. Die Frage ist nur, warum dann nur die Steuerzahler und nicht die eigentlichen Verusacher (Banken, Wirtschaft) mit ins Boot holen. Das muss auf jeden Fall kritisiert werden. Aber ich wiederhole mich nochmals: Unbedingende Transferzahlungen hatte ich nicht im Sinn.
Auch die gegenwärtigen Transferzahlungen sind an Bedingungen geknüpft - die dann immer wieder aufgeweicht werden. Wer mit "Der Euro ist unsere Währung. Er wird verteidigt, koste es, was es wolle" Politik macht, begibt sich aller Handlungsalternativen und fordert die anderen Länder förmlich zu einer "moral hazard" Politik auf. Warum sollte man der eigenen Bevölkerung Opfer zumuten, wenn der Nachbar schon signalisiert hat, daß er - um vermeintlich Höheres zu retten - bereit ist, Hilfe zu leisten. :hmm:
Im übrigen wurden im Falle GR die privaten Gläubiger mit ca. 7% ihrer Forderungen zur Sanierung des gr. Staatshaushaltes herangezogen. Politisch wurde die Mitverantwortung für die Schulden anderer Staaten ausdrücklich ausgeschlossen - ich verweise insofern auf das oben von mir verlinkte Wahlplakat der CDU.
Es ist schon bemerkenswert, daß genau dieses Szenario (hohe Schulden in anderen Staaten mit anschließender Haftung anderer Länder) von den Euro-Gegner bereits vor Euro-Einführung an die Wand gemalt wurde. Deswegen hat man die - später unwirksame - bail-out-Klausel geschaffen. Man sieht daran, daß die Aussagen der "Europäer" nur optimistisch und zweckbestimmt sind. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, der gegenwärtig vehement widersprochenen gemeinsamen Einlagensicherung der Sparerguthaben ein ähnliches Schicksal vorherzusagen.
Aus Solidarität wird dann das deutsche Einlagensicherungssystem zur Stützung spanischer oder griechischer Banken herangezogen werden - wetten, das..... :ja:

Die Auswirkung von Auflagen, die notwendig sind, wenn es - nach Deinen Worten - nicht zu "unbedingenden Transferzahlungen" kommen soll, sind doch gegenwärtig im Süden zu sehen. Noch nie war das Bild Deutschland's dort so schlecht wie nach der Hilfe in Mrden-Höhe. Wie willst Du das denn vermeiden? Mit Aufrufen an die Vernunft? :D
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Antwort auf meine Frage = sorry, nein. Ich bin nicht sicher, ob die christliche Nächstenliebe nicht zunächst den Einsatz eigener Mittel erfordert. Falls die nicht vorhanden oder ausreichend sind, müßte dann nicht die eigene Schicksalsgemeinschaft zunächst helfen - insbesondere wenn dort noch genug "zu holen" ist?
Ja, stimmt auffallend. Darin steckt auch ein Riesenkinken. Aber kann man die Menschen dort in ihrem Schlamassel erstmal sitzen lassen, obwohl die Kapitalflüchtlinge sich um ihre Landsleute einen Dreck scheren?
Warum haben die Iren ihre Steuersätze nicht erhöht und stattdessen andere angebettelt?
Hier wäre mehr Druck von seiten der Geberländer wünschenswert gewesen, bevor man den Griff in den eigenen Haushalt erlaubt.
Im übrigen - wie willst Du denn die Arbeitslosigkeit in GR oder ES mit christlicher Nächstenliebe bekämpfen?
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Klischees = welche wurden denn in meinen Beiträgen bedient?
Caviteño hat geschrieben:..., wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
Ich hatte doch in meinen Beiträgen auf die 13. und 14. Gehälter in Portugal, deren Abschaffung durch das Verfassungsgericht blockiert wurden, als Beispiel hingewiesen. Auch die niedrigen Steuersätze in Irland wurden erst vor wenigen Wochen im Rahmen der Diskussion über unfaire Steuerpraktiken und -sätze thematisiert.
Es handelt sich hierbei nicht um Klischees, sondern um Tatbestände, die jederzeit nachgelesen werden können und wohl auch nicht ernsthaft zu bestreiten sind.
Wir können uns natürlich auch noch einmal die Rentenhöhe in Europa anschauen:
Dies lässt sich zumindest aus einer vergleichenden Studie der Wirtschaftsorganisation OECD („Pensions at a Glance“) ableiten, die vor allem auf Daten aus dem Jahr 21 beruht. Demnach liegt der Wert der Rentenansprüche in Deutschland - ungeachtet der Schwierigkeit, nationale Alterssicherungssysteme zu vergleichen - unter dem Durchschnitt aller OECD-Länder, was Renteneintrittsalter, Rentenbezugsdauer und Rentenhöhe angeht.
Ein wichtiges Kriterium für die Bemessung des Werts von Rentenansprüchen ist die sogenannte Ersatzquote. Dabei handelt es sich um den Anteil, den die Altersrente im Verhältnis zum Einkommen in der Erwerbsphase erreicht. In Spanien liegt die Netto-Ersatzquote für einen männlichen Durchschnittsverdiener, der mit 65 Jahren in Ruhestand geht, nach der OECD-Tabelle bei gut 84 Prozent, in Italien bei gut 76 Prozent, in Griechenland sogar bei mehr als 11 Prozent.
Das heißt: Ein Grieche bezieht mehr Rente, als er im Schnitt an Einkommen verdiente. Hier wirkt sich auch die Art der Rentenberechnung aus. Während nach der deutschen Rentenformel das ganze Arbeitsleben die Rentenhöhe beeinflusst, sind es in Griechenland nur die Verdienste in den letzten fünf Jahren, in Spanien die in den letzten 15 Jahren vor dem Ruhestand. Diese sind meist höher als in frühen Berufsjahren.
Die Ersatzquoten der Südländer übersteigen den OECD-Durchschnittswert von 69 Prozent deutlich. Unter dem Schnitt liegt dagegen Frankreich mit gut 6 Prozent. Für Deutschland weist die Statistik eine Netto-Ersatzquote von knapp 58 Prozent aus. Damit liegt Deutschland (vor Schweden, Großbritannien und Irland) auf den hinteren Plätzen in der Rangliste.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 6222.html

Immer noch Klischees oder Unkenntnis Deinerseits :pfeif:
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wahrscheinlich sieht man das erst dann deutlicher, wenn man direkt davon betroffen ist, davor läßt man sich schnell vom Prinzip Hoffnung und den Glauben, an das Gute im Menschen leiten.
Wenn man, ohne dies naiv zu betrachten, nicht mehr an das Gute im Menschen glauben kann, ist die Hoffnung und damit die Menschheit verloren und die Inhalte des christlichen Glaubens ad absurdum geführt
Man kann auch den Satz der Bibel: "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen" nehmen. Die Früchte der Eurorettung waren bisher nicht so, daß sich ein weiterer Verzehr dieser Frucht anbietet.
Danke lieber caviteno, ich sehe hier ist viel Sachverstand versammelt. Ich bin begeistert. :breitgrins: :klatsch:

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Sarandanon »

Caviteño hat geschrieben:Auch die gegenwärtigen Transferzahlungen sind an Bedingungen geknüpft - die dann immer wieder aufgeweicht werden. Wer mit "Der Euro ist unsere Währung. Er wird verteidigt, koste es, was es wolle" Politik macht, begibt sich aller Handlungsalternativen und fordert die anderen Länder förmlich zu einer "moral hazard" Politik auf.

Ich bin der Meinung, dass der Euro tatsächlich verteidigt werden muss. Aber ich denke, ich wiederhole mich erneut, wenn ich schreibe, dass dafür politische und fiskalische Handlungsfähigkeit in der EU hergestellt werden muss. Was ich damit sagen will ist, dass ich mit den aktuellen Rettungsversuchen nicht zufrieden bin.
Caviteño hat geschrieben:Warum sollte man der eigenen Bevölkerung Opfer zumuten, wenn der Nachbar schon signalisiert hat, daß er - um vermeintlich Höheres zu retten - bereit ist, Hilfe zu leisten. :hmm:
Noch so ein Klischee (s.u.).
Caviteño hat geschrieben:Es ist schon bemerkenswert, daß genau dieses Szenario (hohe Schulden in anderen Staaten mit anschließender Haftung anderer Länder) von den Euro-Gegner bereits vor Euro-Einführung an die Wand gemalt wurde.
Das sehe ich im Prinzip ebenso. Die Einführung des Euros mit der Brechstange (insbesondere in speziellen Ländern) war ein Fehler, der sich ordentlich gerächt hat.
Caviteño hat geschrieben:Die Auswirkung von Auflagen, die notwendig sind, wenn es - nach Deinen Worten - nicht zu "unbedingenden Transferzahlungen" kommen soll, sind doch gegenwärtig im Süden zu sehen. Noch nie war das Bild Deutschland's dort so schlecht wie nach der Hilfe in Mrden-Höhe. Wie willst Du das denn vermeiden? Mit Aufrufen an die Vernunft? :D
Wer sagt denn, dass ich das schlechte Deutschlandbild vermeiden will? Die Länder, die in der EU am finanzstärksten sind ziehen nunmal die informelle Führung an sich. Das sowas nicht reibungslos abgehen kann ist doch wohl völlig klar. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die deutsche Wirtschafts- und Bankenlobby vor der Krise ordentlich an diesen südlichen Ländern verdient haben und dies in der Krise immer noch tun. Ich würde auch nicht alles auf die Goldwaage legen, was da so alles in den örtlichen Medien postuliert wird. Die Bevölkerung wird dort übel von durchaus böswilligen und machtgeifernden Populisten gegen uns ausgespielt.
Caviteño hat geschrieben:Im übrigen - wie willst Du denn die Arbeitslosigkeit in GR oder ES mit christlicher Nächstenliebe bekämpfen?
:hmm: , ich hab gerade mal nachgeschaut, wo ich das geschrieben habe. Konnte es nirgends finden. 8)

Spaß beiseite: Pollux hat Recht, Du hast ordentliche Argumente bzgl. Deiner Euro- und EU-Kritik. Und ich gebe zu, dass meine bescheidene Bildung wohl nicht ausreicht, um alles zu diesem Thema zu durchblicken. Allerdings habe ich geschrieben, dass die christliche Nächstenliebe ersteinmal in der Form praktiziert werden sollte, dass man trotz aller gegenseitiger Verunglimpfungen Verständnis für die Probleme der Menschen dort vor Ort entwickeln sollte bevor man an den Stammtisch geht. Ich habe nicht gemeint, dass damit bereits die Lösung aller Schwierigkeiten initiiert ist.
Caviteño hat geschrieben:Es handelt sich hierbei nicht um Klischees, sondern um Tatbestände, die jederzeit nachgelesen werden können und wohl auch nicht ernsthaft zu bestreiten sind.

Immer noch Klischees oder Unkenntnis Deinerseits :pfeif:
Nein, ich bin tatsächlich so blöd :roll: . Ich erwarte keine Bestätigung dieser Einlassung ;D . Trotzdem vielen Dank für die Details.

Klischees sind nicht immer unwahr. Aber das schablonenhafte Wiederholen dieser Vorwürfe bringt uns konstruktiv tatsächlich so nicht weiter. Nichts anderes wollte ich damit ausdrücken.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Europawahl 2014

Beitrag von overkott »

Wähler in Europa stehen vor der Qual der Wahl. Das Kippen der Minderheitsklausel gibt kleinen Parteien größere Chancen und streut damit das Wählerinteresse. Die direkte Wahl des Präsidenten der EU-Kommission könnte im Gegenteil als möglicher Richtungsentscheid den Fokus auf die großen Parteien legen. Diese Option ist jedoch völlig offen. Die Kanzlerin möchte sich das Heft des Handels nicht aus der Hand nehmen lassen. Für die Bayern stellt sich ohnehin nicht die Frage: Ferber oder Juncker?

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Linus »

http://www.rekos.at/cms/MELDung_254214.pdf

interessantes Bild auf Seite 2 vom Herrn Schulz
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Europawahl 2014

Beitrag von overkott »

Ferber will sich auf Juncker nicht einzuschießen. Dabei könnte er ihn vor sich hertreiben wie einen Ball ins Tor. Seehofer achtet mehr auf den Ton, als auf den Mann.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Europawahl 2014

Beitrag von overkott »

Die bayerischen Wähler wollen wissen, ob Ferber Juncker in der Europolitik auch richtig kontrolliert. Es geht doch in erster Linie um Bürokratieabbau, nicht allein darum, wer den Chefsessel wärmt. Wie steht Juncker zur Halbierung?

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Europawahl 2014

Beitrag von Torsten »

Linus hat geschrieben:http://www.rekos.at/cms/MELDung_25042014.pdf

interessantes Bild auf Seite 2 vom Herrn Schulz
welt.de hat geschrieben:So überwand EU-Parlamentspräsident Schulz seine Alkoholsucht
[...]
Nach einer Knieverletzung, die ihn als Jugendlicher die angestrebte Fußballkarriere kostete, griff er demnach schon in jungen Jahren zur Flasche.
Er macht eine Buchhändler-Lehre, doch seine Alkoholsucht kostet ihm den Job. Als die Zwangsräumung seiner Wohnung droht, so "Bild" weiter, greift er nach einem letzten Strohhalm und ruft im Juni 1980 seinen Bruder an. Der Krankenhausarzt hatte seinen alkoholkranken Bruder gewarnt, er solle sich nur melden, wenn er wirklich bereit dazu wäre, mit dem Trinken aufzuhören. Gemeinsam überwinden sie schließlich die Sucht.
Schulz rührt bis heute keinen Tropfen an.
Aufgrund einer Knieverletzung, die ihm die ach so gelliebte Karriere kostet, greift er zur Flasche, und rührt anschließend bis heute keinen Tropfen mehr an? Gott bewahre, dass der Kommissionspräsident wird.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Europawahl 2014

Beitrag von overkott »

Jetzt muss Seehofer als Trainer aufpassen. Zieht Ferber am richtigen Mann vorbei? Vor ihm liegt außer dem Tor nur noch die Abseitsfalle.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema