Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

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Maurus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Oh, bitte! Diese Satz ist dem Professor vermutlich herausgerutscht und ist keine Glanzleistung: Europa ist auch Jahrhunderte gut ohne Internet, Schnellbahnnetz oder Zentralheizung ausgekommen. Dennoch würde diese Dinge keiner abschaffen wollen.
Für Deine Annahme, daß der Satz dem Professor herausgerutscht sei, gibt es im weiteren Verlauf der Meldung keinen Beleg. Ich nehme an, daß er es bewußt gesagt hat.
Meine Annahme war nur zu seinem Besten. Falls es voller Ernst war, ist es unwürdig.
Caviteño hat geschrieben:Im übrigen ist nicht alles was hinkt ein Vergleich und wenn man schon die Notwendigkeit des Euro vergleichen will, dann bitte nicht mit Dingen des alltäglichen Bedarfs, die sich bewährt haben.
Was ist denn ein "Ding des alltäglichen Bedarfs" und wie definiert man das? Ist das Internet ein "Ding alltäglichen Bedarfs" oder ein Schnellbahnnetz? Wie kommt man dann ohne aus?

Egal: Der Satz, man brauche etwas nicht, weil man es früher auch nicht gebraucht habe ist zwar in seiner absoluten Richtigkeit nicht von der Hand zu weisen, aber eben folgenreich. Auch Strom, fließend Wasser etc. hat man früher nicht gebraucht. Dennoch will man darauf wohl eher nicht verzichten. Das kann dann aber genausogut für andere Dinge gelten, die man früher nicht gebraucht hat, etwa ein Schnellbahnnetz oder eine Währungsunion. Ergo lässt sich mit dem Satz nichts beweisen und auch nichts fordern. Lediglich eine Möglichkeit wird aufgezeigt: Wie man auch ohne Strom weiterleben könnte, so könnte man natürlich auch ohne eine Währungsunion weiterleben. Das aber ist lediglich eine Trivialität.

Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Die ökonomische Elite hält den Euro hinderlich für den Aufschwung.
Das mag ja sein, aber ein Primat der Politik ist schon sinniger als ein Primat der Ökonomie. Auch wenn nicht immer das Optimum erreicht wird.
Es geht doch nicht um irgendein "Primat". Natürlich kann die Politik auch wirtschaftlich Unkluges machen, allerdings rächt es sich, gegen die Gesetze der Ökonomie zu verstoßen. Irgendjemand muß für alles bezahlen, das Geld kommt nicht aus dem Geldautomaten, sondern muß erwirtschaftet werden.
Natürlich bekommt man für alles eine Rechnung. Die Frage ist immer, ob es das wert ist. Und bei dieser Abwägung spielen eben nicht nur ökonomische Faktoren eine Rolle. Das Leben ist nicht nur Ökonomie. Der Kauf von Schnittblumen beispielsweise ist ökonomisch völlig unsinnig. Nach ein paar Tagen sind sie verwelkt und sowohl Geld also auch Produkt sind weg. Dieser ökonomische Nachteil wird aber dadurch aufgewogen, dass der Käufer seiner Frau damit eine Freude gemacht hat und ihm das die paar Euro wert waren.
Caviteño hat geschrieben:Das zeigt doch die Eurokrise: Wenn im Club Med jahrelang Party gefeiert wird, muß irgendwann bezahlt werden und dann ist das Gejammere groß. s. hierzu die Entwicklung der Staatsschulden von 2000 - 2014 - 2019. Dann werden auch die politischen Grundsätze über Bord geworfen (bail-out-Regel im Maastricht-Vertrag) - natürlich alles im "Primat der Politik".
Auch da gilt eine simple Abwägung: Währungsunion scheitern lassen oder nicht? Was spricht dafür, was dagegen? Wer kann denn mit Sicherheit behaupten, alle denkbaren Folge-Szenarien so sicher vorherzusagen, dass überhaupt eine sichere Abwägung erfolgen kann? Und wenn das nicht möglich ist, wer will dann behaupten, dass eine bestimmte Schlussfolgerung (z.B. Erhalt der Währungsunion) unter allen Umständen und unter Einbeziehungen aller (nicht nur der ökonomischen) Faktoren auf jeden Fall falsch war oder wäre?
Caviteño hat geschrieben: Wie sollen die Südländer ihre Schulden denn zurückzahlen? Das ist doch hoffnungslos und das wissen sowohl unsere Politiker als auch die dortige Bevölkerung.
Mag sein, aber wer glaubt denn, dass Deutschland seinen Schuldenberg von aktuell 2,15 Billionen Euro jemals abträgt? Das scheint nichtmal angedacht zu sein.
Caviteño hat geschrieben:Ein Blick auf die Relation der Staatsschulden zur Wirtschaftsleistung zeigt das deutlich:

Griechenland [103] - 175% - (138%)
Italien [108] - 135% - (122%)
Portugal [48] - 127% - (114%)
Irland [37] - 124% - (109%)
Zypern [60] - 122% - (98%)
Belgien [126] - 100% - (91%)
Spanien [59] - 99% - (102%)
Frankreich [57] - 96% - (88%)
Deutschland [60] - 75% - (59% - würde Erreichen des Maastricht-Zieles bedeuten!)
Nein, ein Blick auf diese Liste zeigt, dass die Schuldenquote sehr wohl auch kleiner werden kann. Vernünftiges Wirtschaften immer vorausgesetzt.
Caviteño hat geschrieben:Es hängt nicht nur am Willen, der vielleicht([Punkt] - ich habe da bei einigen Ländern ganz erhebliche Zweifel) vorhanden ist. Dazu kommt auch die vollkommen unterschiedliche Wirtschaftskultur.
Ich sehe wirklich keinen Grund, eine schicksalhafte (und damit unbeeinflussbare) Pleitestruktur der Mittelmeerstaaten anzunehmen. Jeder dieser Staaten könnte sich mit entsprechenden Programmen aus dem Sumpf ziehen. Es ist ja nicht so, dass sich Staaten nicht vom Ruin wieder erholen könnten, man denke an viele Ostblockstaaten aber auch an Asien. Was war denn da vor hundert Jahren?
Caviteño hat geschrieben:Im Euroverbund besteht aus Ländern, die nicht zueinander passen.
Was nicht ist, kann werden. Und klar, es kostet ein Saugeld. Man muss eben abwägen, ob es die Investition wert ist.

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taddeo
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von taddeo »

Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wie sollen die Südländer ihre Schulden denn zurückzahlen? Das ist doch hoffnungslos und das wissen sowohl unsere Politiker als auch die dortige Bevölkerung.
Mag sein, aber wer glaubt denn, dass Deutschland seinen Schuldenberg von aktuell 2,15 Billionen Euro jemals abträgt? Das scheint nichtmal angedacht zu sein.
Daß die Staatsschulden durch echte Tilgung, also Rückzahlung an die Gläubiger, verringert werden, ist ja auch nicht im Sinn des Erfinders - im Gegensatz zu uns Normalverbrauchern. Staaten "tilgen" ihre Schulden durch ganz andere Methoden. Die derzeitigen Minizinsen sind eine davon. Die ersparen dem Staat jährlich Milliarden an Ausgaben, indem vorhandene höherverzinsliche Schulden mit neuen, niedrigerverzinslichen beglichen werden. Außerdem haben die Gläubiger selbst ein Interesse daran, Schuldtitel zu halten, weil sie ebenfalls davon profitieren.

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Maurus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wie sollen die Südländer ihre Schulden denn zurückzahlen? Das ist doch hoffnungslos und das wissen sowohl unsere Politiker als auch die dortige Bevölkerung.
Mag sein, aber wer glaubt denn, dass Deutschland seinen Schuldenberg von aktuell 2,15 Billionen Euro jemals abträgt? Das scheint nichtmal angedacht zu sein.
Daß die Staatsschulden durch echte Tilgung, also Rückzahlung an die Gläubiger, verringert werden, ist ja auch nicht im Sinn des Erfinders - im Gegensatz zu uns Normalverbrauchern. Staaten "tilgen" ihre Schulden durch ganz andere Methoden. Die derzeitigen Minizinsen sind eine davon. Die ersparen dem Staat jährlich Milliarden an Ausgaben, indem vorhandene höherverzinsliche Schulden mit neuen, niedrigerverzinslichen beglichen werden. Außerdem haben die Gläubiger selbst ein Interesse daran, Schuldtitel zu halten, weil sie ebenfalls davon profitieren.
Eben, daneben gibt es noch weitere Methoden, beispielsweise die Steigerung der Einnahmen, wodurch die Zahlungen für die Tilgung von Schulden weniger ins Gewicht fällt. Das sind aber Instrumente, die den "Club-Med-Staaten" auch zur Verfügung stehen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Maurus hat geschrieben: Meine Annahme war nur zu seinem Besten. Falls es voller Ernst war, ist es unwürdig.

Egal: Der Satz, man brauche etwas nicht, weil man es früher auch nicht gebraucht habe ist zwar in seiner absoluten Richtigkeit nicht von der Hand zu weisen, aber eben folgenreich. Auch Strom, fließend Wasser etc. hat man früher nicht gebraucht. Dennoch will man darauf wohl eher nicht verzichten. Das kann dann aber genausogut für andere Dinge gelten, die man früher nicht gebraucht hat, etwa ein Schnellbahnnetz oder eine Währungsunion. Ergo lässt sich mit dem Satz nichts beweisen und auch nichts fordern. Lediglich eine Möglichkeit wird aufgezeigt: Wie man auch ohne Strom weiterleben könnte, so könnte man natürlich auch ohne eine Währungsunion weiterleben. Das aber ist lediglich eine Trivialität.
Natürlich kann man ohne Währungsunion weiterleben - das beweisen einige Staaten in Europa, die zur EU gehören, aber nicht zum Euro-Raum. Insofern hat der Professor schon Recht - lebensnotwendig oder sogar ein Fortschritt ist der Euro nicht unbedingt.
Ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Nicht-Euro-EU-Staaten zeigt, daß es sogar ein Vorteil sein kann - von Staaten, die weder zur EU noch zum Euro-Verbund nicht gehören, reden wir besser erst garnicht. ;D

Maurus hat geschrieben:
Natürlich bekommt man für alles eine Rechnung. Die Frage ist immer, ob es das wert ist. Und bei dieser Abwägung spielen eben nicht nur ökonomische Faktoren eine Rolle. Das Leben ist nicht nur Ökonomie.

Auch da gilt eine simple Abwägung: Währungsunion scheitern lassen oder nicht? Was spricht dafür, was dagegen? Wer kann denn mit Sicherheit behaupten, alle denkbaren Folge-Szenarien so sicher vorherzusagen, dass überhaupt eine sichere Abwägung erfolgen kann? Und wenn das nicht möglich ist, wer will dann behaupten, dass eine bestimmte Schlussfolgerung (z.B. Erhalt der Währungsunion) unter allen Umständen und unter Einbeziehungen aller (nicht nur der ökonomischen) Faktoren auf jeden Fall falsch war oder wäre?
Die politische Entwicklung zeigt, daß in den letzten Jahren die EU-Skepsis erheblich zugenommen hat. In vielen Staaten haben sich Anti-EU(ro)-Parteien gebildet. Die Schlußfolgerung ist wohl nicht verkehrt, daß dies auf die wirtschaftliche Entwicklung - bedingt durch den Euro - zurückzuführen ist.
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben: Wie sollen die Südländer ihre Schulden denn zurückzahlen? Das ist doch hoffnungslos und das wissen sowohl unsere Politiker als auch die dortige Bevölkerung.
Mag sein, aber wer glaubt denn, dass Deutschland seinen Schuldenberg von aktuell 2,15 Billionen Euro jemals abträgt? Das scheint nichtmal angedacht zu sein.
Angedacht wohl ab 217 - aber innerhalb der EU und im Euro-Verbund mit Politikern wohl kaum zu erreichen. Eine Entschuldigung findet man immer - mal die Kosten der Wiedervereinigung (Kohl), mal das Elbe-Hochwasser (Schröder), mal die Finanz- und Euro-Krise (Merkel).
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Ein Blick auf die Relation der Staatsschulden zur Wirtschaftsleistung zeigt das deutlich:

Griechenland [13] - 175% - (138%)
Italien [18] - 135% - (122%)
Portugal [48] - 127% - (114%)
Irland [37] - 124% - (19%)
Zypern [6] - 122% - (98%)
Belgien [126] - 1% - (91%)
Spanien [59] - 99% - (12%)
Frankreich [57] - 96% - (88%)
Deutschland [6] - 75% - (59% - würde Erreichen des Maastricht-Zieles bedeuten!)
Nein, ein Blick auf diese Liste zeigt, dass die Schuldenquote sehr wohl auch kleiner werden kann. Vernünftiges Wirtschaften immer vorausgesetzt.
Du solltest dann auch zitieren, daß es sich bei den Werten für 219 (also die in den eckigen Klammern) um projezierte (Traum-)Werte handelt. Außerdem hatte ich darauf hingewiesen, daß ein Schuldenabbau von 1% in 5 Jahren (entspricht ungefähr dem Durchschnitt der obigen Zahlen) ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2% bei unveränderter Schuldenhöhe (also ohne Neuverschuldung) bedeuten würde. Dieser Wert wurde selbst bei einer guten Konjunktur und hohen Steuereinnahmen in D. nicht erreicht.
Wenn man sich die Werte von GR anschaut - der Schuldenquote soll von 175% auf 138% innerhalb von fünf Jahren sinken - müßte man praktisch chinesische Wachstumswerte erreichen oder - man hat bereits einen neuen Schuldenschnitt einkalkuliert.

Einfach "vernünftiges Wirtschaften" vorauszusetzen ist da ein bißchen wenig und ausschließlich Hoffnung. Das gr. Beispiel, daß nach einem Schuldenschnitt innerhalb kurzer Zeit wieder der alte Stand erreicht und übertroffen wurde, berechtigt eigentlich nicht, auf "vernünftiges Wirtschaften" (im dt. Sinne) rechnen.
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Es hängt nicht nur am Willen, der vielleicht([Punkt] - ich habe da bei einigen Ländern ganz erhebliche Zweifel) vorhanden ist. Dazu kommt auch die vollkommen unterschiedliche Wirtschaftskultur.
Ich sehe wirklich keinen Grund, eine schicksalhafte (und damit unbeeinflussbare) Pleitestruktur der Mittelmeerstaaten anzunehmen. Jeder dieser Staaten könnte sich mit entsprechenden Programmen aus dem Sumpf ziehen. Es ist ja nicht so, dass sich Staaten nicht vom Ruin wieder erholen könnten, man denke an viele Ostblockstaaten aber auch an Asien. Was war denn da vor hundert Jahren?
In 1 Jahren sind wir alle tot....
Davon abgesehen - wieder das Prinzip Hoffnung. Die Staaten könnten..., wenn vernünftig wirtschaften..., usw. usf.
Die Wirtschaftsstrukturen und die Wirtschaftsgeschichte in D. und in anderen Staaten sind zu unterschiedlich. Während die Südstaaten jahrzehntelang mit einer höheren Inflation gut leben konnten, ist "Inflation" für D. aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen nicht akzeptabel.
Wie sollen sich denn die Südstaaten von einem Ruin innerhalb des Euros erholen - im Wettbewerb mit D.? Das Beispiel GR zeigt es doch. Das gilt jedenfalls solange, wie sie im Euro sind und damit für sie der gleiche Außenwert gilt wie für D.. Sie können doch dann nur geringere Löhne und/oder bessere Produktionsvorgänge den Wettbewerb bestehen. Darauf kann man natürlich hoffen... Es ist allerdings schwer vorstellbar, daß sich die dortige Bevölkerung mit dauerhaften Einschnitten in ihren Lebensstandard abfinden wird - jedenfalls wenn ich mir die Proteste in den Ländern dort anschaue.
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Im Euroverbund besteht aus Ländern, die nicht zueinander passen.
Was nicht ist, kann werden. Und klar, es kostet ein Saugeld. Man muss eben abwägen, ob es die Investition wert ist.
Hoffnung!
Es führt zu erheblichen Wohlstandsverlusten in D. - man arbeitet für den Süden. Die Kosten für den Norden sind bekannt - aber der Wert, den man erhält/ erhalten soll ist mehr als unbestimmt.

Die Kosten eines Euro-Zerfalls für D. wurden vom ifo-Institut mit 356 Mrden € berechnet. Bei einem "Weiter so" kann man hoffen, daß sich jetzt alles zum Guten wendet und keine weiteren Beträge anfallen - es können aber auch noch erheblich mehr und höhere Zahlungen fällig werden. - Die letzten Entwicklungen durch die bereits eingeleitete Bankenunion (mit künftiger gemeinsamer Einlagensicherung) und die bereits angedachte Vergemeinschaftung der Arbeitslosenversicherung (erster Schritt bis zur "Vergemeinschaftung der Sozialversicherungssysteme :hmm: ) zeigen in die Richtung wachsender Transferzahlungen, ohne daß einmal die Chance bestehen würde, von entsprechenden Ausgleichszahlungen der Südländer zu profitieren.

Die bisherigen "Brandmauern", die gezogen wurden, um "vernünftiges Wirtschaften" zu erzwingen, zeigen wenig Wirkung:
Die bereits verabschiedete Fiskalunion wird schon wieder von Italien und Frankreich in Frage gestellt - die abgegebenen Versprechen sind nichts wert. Portugal wurde mit großem Tam-tam aus dem Rettungsschirm entlassen, nur um wenige Wochen später bei einer Bankenpleite wieder mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Griechenland rechnet sich schön (kennt man aus Erfahrung) und will weitere Schuldenerleichterungen.
Der ESM - ursprünglich zur "Staatenrettung" gedacht - kann auch zur "Bankenrettung" genutzt werden. Zwar sollen die Bedingungen streng sein, aber wer glaubt das denn - es sei denn, man hofft.....

Für wirtschaftlich properierende Länder ist eine Mitgliedschaft im Euroverbund nicht attraktiv. Schweden wird den Euro nicht einführen, obwohl es im Gegensatz zu Dänemark dazu verpflichtet wäre. Die größeren osteuropäischen Volkswirtschaften (Polen, Tschechei, Ungarn) zeigen ebenfalls kein Interesse für einen Beitritt.
Wenn ein Politiker in den Nicht-EU-Staaten Schweiz oder Norwegen einen EU- und Euro-Beitritt betreiben wollte, würde er in diesen Ländern als "reif für die Anstalt" angesehen werden. Selbst in Island ist man von einem EU und Euro-Beitritt abgerückt, nachdem man die Wirtschaftskrise aus eigener Kraft bewältigen konnte.
Attraktiv ist die Mitgliedschaft nur für ärmere Länder, z.B. auf dem Balkan - die EU zieht Kostgänger aber keine Zahler an.

Innerhalb der EU wächst die Widerstand in den einzelnen Ländern. In vielen Ländern gibt es Anti-EU(ro) Parteien, die es tlw. zu beachtlicher Stärke gebracht haben (in Süden: Frankreich, Italien, GR, im Norden Finnland, GB, NL, tlw. auch BEL). Noch nie war die Stimmung zwischen den Völkern so gespannt wie seit Beginn der Eurokrise - egal ob "Faule Griechen" oder "Viertes Reich".

Welches ist also der Gegenwert, den die nordeuropäischen Länder für ihren Wohlstandsverzicht erhalten könnten? Wohl kaum ein besseres Verstehen der Völker untereinander und auch beim Wohlstand, den der Euro bringen sollte, sind Zweifel angebracht. Dazu muß man nur auf die Sparbuchzinsen und den Außenwert beim Urlaub in einem Nicht-Euro-Land schauen....
Man kann natürlich hoffen, daß sich alles zum Guten entwickelt - wahrscheinlich werden aber die ökonomischen Gesetze dazu führen, daß der Euroverbund in der jetzigen Zusammensetzung keinen Bestand haben wird. Vielleicht kann er geplant abgewickelt werden anstatt unkontrolliert auseinander zu brechen.
taddeo hat geschrieben: Daß die Staatsschulden durch echte Tilgung, also Rückzahlung an die Gläubiger, verringert werden, ist ja auch nicht im Sinn des Erfinders - im Gegensatz zu uns Normalverbrauchern. Staaten "tilgen" ihre Schulden durch ganz andere Methoden. Die derzeitigen Minizinsen sind eine davon. Die ersparen dem Staat jährlich Milliarden an Ausgaben, indem vorhandene höherverzinsliche Schulden mit neuen, niedrigerverzinslichen beglichen werden. Außerdem haben die Gläubiger selbst ein Interesse daran, Schuldtitel zu halten, weil sie ebenfalls davon profitieren.
Du gehst davon aus, daß die jetzigen Minizinsen ein Naturgesetz sind und auch künftig bestehen bleiben. Man muß kein Prophet sein, um dies zu bezweifeln. In den USA und in GB wird bereits in relativ kurzer Zeit mit einer Anhebung der Zinsen gerechnet. Im übrigen unterscheiden sich die Methoden nicht. Auch Du als Privatperson kannst Deinen Hypothekenkredit nach Ablauf preiswerter refinanzieren, ebenso wirkt für Dich eine höhere Inflationsrate schuldtilgend. Der einzige Unterschied ist, daß Staaten aufgrund ihrer Schuldstruktur laufend alte Kredite mit neuen Krediten zurückzahlen. Ähnlich ist es allerdings bei einer Privatperson, wenn sie kein Festzinsdarlehn aufgenommen hat.

Im Unterschied zur Forderung gegen eine Privatperson/ein Unternehmen konnte man den "Profit" der Inhaber von Staatsanleihen im Frühjahr 212 gut beobachten, als sie im Rahmen der "Griechenland-Rettung" auf ca. 7% ihrer Forderungen verzichten durften. Der alte Satz "Leih niemals einem Fürsten Geld" hatte wieder seine Berechtigung bewiesen... ;D

Warum sollten intern. Anleger künftig weiter in "unsicheren" Euro-Ländern investieren, wenn sie höhere Zinsen in den USA oder GB bekommen? - Ja, ich kenne das Argument der hohen US-Verschuldung, aber im Gegensatz zu vielen Ländern im Euro-Bereich haben die USA noch keinen Staatsbankrott hingelegt.... :breitgrins:
Maurus hat geschrieben: Eben, daneben gibt es noch weitere Methoden, beispielsweise die Steigerung der Einnahmen, wodurch die Zahlungen für die Tilgung von Schulden weniger ins Gewicht fällt. Das sind aber Instrumente, die den "Club-Med-Staaten" auch zur Verfügung stehen.
Sie stehen den "Club-Med-Staaten" zur Verfügung - die Frage ist, inwieweit diese davon Gebrauch machen wollen. Wenn ich die Berichte über die gr. Steuerverwaltung lese, dürfte es auch an der Durchsetzungsmöglichkeit entsprechender Gesetze fehlen. Die gute Absicht reicht nicht - man muß sie auch durchsetzen können (und wollen).

PS:
Gibt es dort inzwischen ein Kataster in GR oder baut man das noch immer auf?

Nachtrag:
Gerade meldet die WELT, daß EZB-Präsident Draghi die Europäer auffordert, kräftig Schulden zu machen:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... ecken.html

Ein gutes Beispiel der unterschiedlichen Wirtschaftskulturen der Italiener und der Deutschen. Wie soll da eine Währungsunion funktionieren? :achselzuck:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Sehr guter Artikel in der NZZ zur wirtschaftlichen Situation in D. - die Fassade ist brüchig:
In den letzten Monaten haben sich jedoch immer mehr Risse in Deutschlands schöner Fassade aufgetan. Oberflächlicher Ausdruck davon ist die Politik der seit Herbst 2013 regierenden grossen Koalition. Wie dies meistens der Fall ist, lässt man in guten Zeiten die Zügel schleifen. Union und SPD meinen, dem Land einen wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsel und eine rückwärtsgewandte Politik zumuten zu können.
(...)
Der Boom verdeckte auch, dass sich unter der Fassade grössere, nur notdürftig zugekleisterte Bruchlinien verbergen.
In erster Linie betrifft dies das Thema Europa und die Bewältigung der Euro-Schuldenkrise. Die Probleme der Währungsunion kamen gegen Sommer 2012 hin an einen Punkt, an dem eine weitere Vergemeinschaftung unumgänglich erschien, um ein Auseinanderbrechen des Währungsraums zu verhindern. Die Politik brachte aber weder den Willen noch die Kraft für eine solche Vergemeinschaftung auf. In dieser Situation sprang die Europäische Zentralbank (EZB) ein und führte die Vergemeinschaftung mit ihrem Staatsanleihen-Kaufprogramm OMT durch die Hintertür ein. Seither hat sich die Situation im Währungsraum entspannt.
Jedoch besitzt die EZB keine demokratische Legitimation für diese Politik der faktischen Umverteilung zwischen Ländern. Wenn es eine solche geben soll, müssen die Bürger Europas etwas dazu zu sagen haben. Nicht nur die deutsche Regierung muss sich deshalb längerfristig zwischen zwei Optionen entscheiden . Entweder man unterlegt die europäische Transferunion mit einer demokratischen Legitimation in Form eines europäischen Zentralstaats. Oder man muss die Währungs- und Geldpolitik wieder zurück in den nationalen Rahmen führen und die Währungsunion zumindest teilweise zurückbauen. Diese Entscheidung fürchtet Berlin wie der Teufel das Weihwasser – aus nachvollziehbaren Gründen. Aber wenn man sich nicht entscheidet, wird die institutionelle Inkongruenz zwischen Geld- und Fiskalpolitik früher oder später wieder zu Spannungen führen, die das europäische Haus erschüttern.
(Hervorhebung von mir)

Wer einen - (vielleicht) funktionierenden - Euro will, muß auch "Ja" zu einem europäischen Einheitsstaat sagen - mit einem innereuropäischen Finanzausgleich zwischen Nord- und Süd, gleichen Steuersätzen. gleicher Sozialversicherung usw. usf.. Es darf wohl bezweifelt werden, das eine solche Politik in D. mehrheitsfähig wäre und andere EU-Länder zu einer notwendigen Kompetenzübertragung (vor allem im Haushaltsrecht) bereit sind. Die Kritik einiger Südländer bzgl. der "Einmischung" der Troika ist allen bekannt. Sollte das bei einer EU-Haushaltsbehörde anders sein? :nein:

Im weiteren wird geht man auf die - unter Klimaschutzgesichtspunkten gescheiterte - Energiewende und den demographischen Wandel ein:
Auch ist das EEG zu einem enormen Umverteilungsprogramm angewachsen – grösser etwa als der Länderfinanzausgleich. Trotzdem trägt die Energiewende praktisch nichts zum Klimaschutz bei, weil sich das Problem der CO2-Emissionen nur im globalen Rahmen lösen lässt.
Eigentlich sollte die Kanzlerin doch aus eigener Erfahrung wissen, das planwirtschaftliche Methoden nicht zum Erfolg führen....

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Maurus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Meine Annahme war nur zu seinem Besten. Falls es voller Ernst war, ist es unwürdig.

Egal: Der Satz, man brauche etwas nicht, weil man es früher auch nicht gebraucht habe ist zwar in seiner absoluten Richtigkeit nicht von der Hand zu weisen, aber eben folgenreich. Auch Strom, fließend Wasser etc. hat man früher nicht gebraucht. Dennoch will man darauf wohl eher nicht verzichten. Das kann dann aber genausogut für andere Dinge gelten, die man früher nicht gebraucht hat, etwa ein Schnellbahnnetz oder eine Währungsunion. Ergo lässt sich mit dem Satz nichts beweisen und auch nichts fordern. Lediglich eine Möglichkeit wird aufgezeigt: Wie man auch ohne Strom weiterleben könnte, so könnte man natürlich auch ohne eine Währungsunion weiterleben. Das aber ist lediglich eine Trivialität.
Natürlich kann man ohne Währungsunion weiterleben - das beweisen einige Staaten in Europa, die zur EU gehören, aber nicht zum Euro-Raum. Insofern hat der Professor schon Recht
Das habe ich doch selbst auch gesagt. Das ist aber kein Argument, das auch tatsächlich zu tun. Insofern ist es ein unbrauchbares Argument.

Caviteño hat geschrieben:Die politische Entwicklung zeigt, daß in den letzten Jahren die EU-Skepsis erheblich zugenommen hat.
Sicher. Die Bürokraten geben sich ja auch alle Mühe.
Caviteño hat geschrieben:In vielen Staaten haben sich Anti-EU(ro)-Parteien gebildet. Die Schlußfolgerung ist wohl nicht verkehrt, daß dies auf die wirtschaftliche Entwicklung - bedingt durch den Euro - zurückzuführen ist.
Das ist in meinen Augen eher ein Katalysator, zumal die ersten Euroskeptiker im EU-Parlament meines Wissens von der Insel kamen, auf der es gar keinen Euro gibt. Der Ursprung dürfte die unsinnige Bevormundung und Gleichmacherei der EU auch auf den Gebieten sein, auf denen niemand zuvor überhaupt einen Regelungsbedarf gesehen hat. Wenn mein Land der EU beitritt und ich plötzlich durch eine Verordnung meinen Käse nicht mehr so produzieren darf, wie mein Betrieb das seit 120 Jahren macht, dann finde ich das logischerweise nicht lustig.
Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Mag sein, aber wer glaubt denn, dass Deutschland seinen Schuldenberg von aktuell 2,15 Billionen Euro jemals abträgt? Das scheint nichtmal angedacht zu sein.
Angedacht wohl ab 2017 - aber innerhalb der EU und im Euro-Verbund mit Politikern wohl kaum zu erreichen.
Diese Entwicklung betrifft den Bund (1,2 Bio € Schulden). Nicht Länder und Gemeinden. Und selbst bei einer Tilgungsrate von 10 Mrd € jährlich dauert es 120 Jahre, bis der Schuldenberg abgetragen ist. Jeder weiß aber, dass diese Tilgungen bei der nächsten Krise, ja selbst bei einer Eintrübung des Wachstums wieder Makulatur sind. Insofern ist es zwar zu begrüßen, dass der Bund in starken Jahren tatsächlich mal tilgt, anstatt selbst dann noch neue Schulden zu machen, aber das nun ein Projekt der Rückzahlung aller Schulden bis auf null beginnt, davon ist wohl nicht auszugehen.
Caviteño hat geschrieben: Wenn man sich die Werte von GR anschaut - der Schuldenquote soll von 175% auf 138% innerhalb von fünf Jahren sinken - müßte man praktisch chinesische Wachstumswerte erreichen
Möglich. Und? Schwach entwickelte Regionen können natürlich schon aufgrund ihres Rückstands ein höheres Wachstum generieren.
Caviteño hat geschrieben:Einfach "vernünftiges Wirtschaften" vorauszusetzen ist da ein bißchen wenig und ausschließlich Hoffnung. Das gr. Beispiel, daß nach einem Schuldenschnitt innerhalb kurzer Zeit wieder der alte Stand erreicht und übertroffen wurde, berechtigt eigentlich nicht, auf "vernünftiges Wirtschaften" (im dt. Sinne) rechnen.
Ja, aber jetzt bist du schon bei der Realpolitik. Zuvor hast du rundheraus ausgeschlossen, dass eine Rückführung der Schuldenquote überhaupt möglich sei.
Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Ich sehe wirklich keinen Grund, eine schicksalhafte (und damit unbeeinflussbare) Pleitestruktur der Mittelmeerstaaten anzunehmen. Jeder dieser Staaten könnte sich mit entsprechenden Programmen aus dem Sumpf ziehen. Es ist ja nicht so, dass sich Staaten nicht vom Ruin wieder erholen könnten, man denke an viele Ostblockstaaten aber auch an Asien. Was war denn da vor hundert Jahren?
In 100 Jahren sind wir alle tot....
Die Staaten bestehen aber vermutlich immer noch. An morgen zu denken, ist nicht verkehrt.
Caviteño hat geschrieben:Davon abgesehen - wieder das Prinzip Hoffnung. Die Staaten könnten..., wenn vernünftig wirtschaften..., usw. usf.
Es geht mir wie schon ausgeführt darum, eine Determination der Südstaaten zu schlechtem Wirtschaften abzuweisen. Dass dort schlecht gewirtschaftet wurde und wird, ist offensichtlich. Genauso offensichtlich ist aber, dass es auch anders ginge. Das ist letztlich eine Frage des politischen Gestaltungswillens. Damit ist nicht gesagt, dass das morgen oder übermorgen kommt. Ich bin kein Naivling. Nur dass es unmöglich ist und daher bestimmte Konsequenzen zu ziehen sein, dass halte ich für falsch.
Caviteño hat geschrieben:Wie sollen sich denn die Südstaaten von einem Ruin innerhalb des Euros erholen - im Wettbewerb mit D.?
Naja, als ob noch kein Emporkömmling der deutschen Wirtschaft Probleme gemacht hätte. In Deutschland werden die wirtschaftlichen Erfolge entsprechende Lohnforderungen und bessere soziale Absicherungssysteme für Arbeitnehmer nach sich ziehen. Spätestens nach 2016, wenn eine Koalition von SPD, Grünen und Linken die Geschicke Deutschlands lenken wird, wird eine Entwicklung in diese Richtung geschehen. Schon jetzt leistet sich die Bundesrepublik ein 16 Mrd € teures Rentenpaket. Das wird ohne die "Bremser" von der CDU immer weiter zunehmen und auf eine Eliminierung des mit der Agenda 2010 angestoßenen dynamischen Arbeitsmarkts hinauslaufen, dem Deutschland seine aktuellen wirtschaftlichen Erfolge verdankt.
In diese Lücke kann ein Staat wie Griechenland bei entsprechende Bauernschläue ohne weiteres einspringen. Er muss nur die dynamischen Regelungen für Firmengründungen und Arbeitsverträge schaffen, die die transnationalen Konzerne so sehr lieben.

Caviteño hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Im Euroverbund besteht aus Ländern, die nicht zueinander passen.
Was nicht ist, kann werden. Und klar, es kostet ein Saugeld. Man muss eben abwägen, ob es die Investition wert ist.
Hoffnung!
Es führt zu erheblichen Wohlstandsverlusten in D. - man arbeitet für den Süden. Die Kosten für den Norden sind bekannt - aber der Wert, den man erhält/ erhalten soll ist mehr als unbestimmt.
Dieses Land ist stinkreich. Und seine politische und ökonomische Einflussnahme kostet eben. Die US-Amerikaner, die ja nicht gerade Antikapitalisten sind, wissen das wohl.
Caviteño hat geschrieben:Bei einem "Weiter so" kann man hoffen, daß sich jetzt alles zum Guten wendet und keine weiteren Beträge anfallen - es können aber auch noch erheblich mehr und höhere Zahlungen fällig werden. -
Liest man alte Threads hier, so kann man dort nicht selten lesen, dass der Zusammenbruch des Euro nur noch eine Frage der Zeit ist. Bislang ist es dazu nicht gekommen. Was ist denn deine Auffassung, wieso Staaten wie D trotz des Risikos den Euro lieber behalten wollen? Ist das wahnhafter Altruismus, oder Verrücktheit?

Caviteño hat geschrieben:Für wirtschaftlich properierende Länder ist eine Mitgliedschaft im Euroverbund nicht attraktiv. Schweden wird den Euro nicht einführen, obwohl es im Gegensatz zu Dänemark dazu verpflichtet wäre. Die größeren osteuropäischen Volkswirtschaften (Polen, Tschechei, Ungarn) zeigen ebenfalls kein Interesse für einen Beitritt.
Naja, in der Krise kann das nun nicht verwundern.

Caviteño hat geschrieben:Welches ist also der Gegenwert, den die nordeuropäischen Länder für ihren Wohlstandsverzicht erhalten könnten?
[/quote]

Diese Länder verzichten nicht auf Wohlstand. Du redest, als seien das Drittweltländer. Offensichtlich herrscht bei diesen Staaten eine größere Einsicht in die Notwendigkeit eines großen gemeinsamen Marktes vor, als bei dir. Wer Recht hat, kann man letztlich schlecht sagen, aber die Staatenkonglomerat, das "Deutschland" noch 1815 war, hat ein solcher Markt auch ziemlich genutzt. Insofern ist die These jedenfalls nicht von vornherein von der Hand zu weisen. Die anderen Weltgegenden warten doch nicht auf die Europäer. Sie werden sie irgendwann überflügeln, wenn hier keine entsprechende Fortschrittspolitik betrieben wird. Ein Land mit 80 Mio Einwohnern kann keine Wirtschaftsleistung generieren, die gegen ein ähnlich entwickeltes Land mit 1,5 Mrd Einwohnern auch nur annähernd konkurrieren könnte. Die Verhandlungen mit den USA über eine Freihandelszone sind letztlich auch eine Frucht dieser Überlegungen.

Mit überkommenen Strukturen schafft man sich sicher eine Behaglichkeit, die den Leuten wichtig ist, keine Frage. Ihr Fehlen ist ein Problem, die Sehnsucht nach der Einfachheit früherer Tage überaus verständlich. Aber die Weltgeschichte interessiert sich dafür nicht. Die Welt dreht sich weiter und die Abläufe werden komplexer. Wer sich da nicht bewegt, der bleibt eben zurück. Der Platz an der Sonne ist für Europa ebenso wenig determiniert, wie der Zusammenhand von Südländern und schlechter Wirtschaftspolitik.

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:
Auch ist das EEG zu einem enormen Umverteilungsprogramm angewachsen – grösser etwa als der Länderfinanzausgleich. Trotzdem trägt die Energiewende praktisch nichts zum Klimaschutz bei, weil sich das Problem der CO2-Emissionen nur im globalen Rahmen lösen lässt.
Eigentlich sollte die Kanzlerin doch aus eigener Erfahrung wissen, das planwirtschaftliche Methoden nicht zum Erfolg führen....
Die (von der Bevölkerung im Ergebnis gewünschte) Energiewende ist (neben der neuen Rentenpolitik) auch so ein unsinniges Projekt, dessen Kosten mir wesentlich bedenklicher erscheinen, als die der Euro-Problematik. Vom fraglichen Nutzen ganz zu schweigen.

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Torsten
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Torsten »

Verbrechen lohnt sich doch

Wie im kleinen, so im (ganz) großen. Der ganze Kapitalismus ist ein Verbrechen.
Kommt er doch der Natur des Menschen am nächsten. Aber immer schon gab es auch die Religion. Und dann der Punkt, den Gott mit einem Kreuz markierte.

Bodenlose Dummheit, nicht daran zu glauben ..

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Heute wird voraussichtlich ein neues Kapital in der "Euro-Rettung" aufgeschlagen: Die EZB wird erklären, daß sie bereit ist, auch Wertpapiere niedriger Bonität (Ramsch-Papiere) zu kaufen. Damit soll vor allem die Kreditvergabe in den Olivenstaaten angekurbelt werden. Als Zeichen kann man werten, daß diese wichtige Sitzung des EZB-Rates in Neapel stattfindet.....

Das Programm ist hoch umstritten. Der Vertreter der Bundesbank - der diesmal mit abstimmen darf - ist natürlich dagegen. Es ist ein gutes Geschäft für die bisherigen Besitzer dieser (fast) wertlosen Anleihen, die den Schrott nun günstig bei der EZB abladen dürfen und sich auf Kosten des europäischen (vornehmlich: deutschen) Steuerzahlers sanieren. Ob sie die Gelder, die sich für ihren Schrott erhalten, nun als Kredite wieder ausleihen, um die Konjunktur in ihren Ländern anzukurbeln, darf wohl bezweifelt werden.
Es gibt relativ sichere und weniger sichere Tranchen von Kreditverbriefungen. Kauft die Notenbank nur die sicheren Stücke, geht sie kaum Risiken ein, kann aber nicht das gewünschte Volumen erreichen. Darum will sie auch an die stärker ausfallgefährdeten heran. Um die Risiken in der eigenen Bilanz zu minimieren, fordert sie dafür allerdings öffentliche Garantien. Weil sich die Staaten dagegen sperren, bleibt abzuwarten, ob Draghi in Neapel eine Lösung aus dem Hut zaubern kann, die das Dilemma löst. Kurz vor der Sitzung verdichteten sich die Spekulationen, dass Draghi sich dafür einsetzen wird, auch Kreditpakete aus Griechenland und Zypern zu kaufen, die über ein schlechteres Rating verfügen als die Notenbank normalerweise selbst als Sicherheit akzeptiert.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 82813.html

Natürlich werden bereits erste Stimmen in D. laut, die dieses Ankaufprogramm maroder Anleihen als nicht verfassungsgemäß ansehen:
Kritik dürfte programmiert sein, falls die Notenbank Wertpapiere mit einem Rating ankauft, die nicht einmal die Standards erfüllen, die sie selbst von Banken als Sicherheiten akzeptiert. Der frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio hatte in der Vorwoche schon angekündigt, dass es Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des ABS-Programms geben könnte.
Quelle: s.o.

Passend dazu wird bekannt, daß von einigen (welche - da darf man dreimal raten) Staaten vom EuGH verlangt wird, das laufende Vorlageverfahren bzgl. des Staatsanleihen-Kaufprogramm aus 212 zu nutzen, dem BVerfG seine Grenzen aufzuzeigen:
Und zumindest zwei der Euro-Staaten, die zu dem Verfahren Stellung genommen haben, halten es für geboten, die selbstbewussten deutschen Verfassungshüter endlich in ihre Schranken zu weisen. Ein solches nationales Verfahren widerspreche den EU-Verträgen, poltert die spanische Regierung in ihrem Schriftsatz, den die "Welt am Sonntag" einsehen konnte. Dies möge der EuGH dem Verfassungsgericht entsprechend bescheiden.
Auch Italiens Regierung argumentiert, dass ausschließlich der EuGH beurteilen dürfe, ob sich die übrigen EU-Organe an die Verträge halten. Am meisten aber empört die Italiener, dass sich Karlsruhe "das letzte Wort" in der Sache vorbehalten habe. "Der Gerichtshof kann aber nicht unter der Voraussetzung angerufen werden, dass seine Entscheidung für die Auslegung nicht endgültig und bindend ist", heißt es in der Stellungnahme aus Rom. Im Klartext: Das Verfassungsgericht hätte klarstellen müssen, dass es den Spruch aus Luxemburg auf alle Fälle akzeptiert.
Sollten sich die Europarichter auf diesen Pfad einlassen, wäre das Kriegsbeil ausgegraben zwischen den beiden mächtigsten Gerichtshöfen des Kontinents.
Es ginge um die faktische Entmachtung des Verfassungsgerichts in Europafragen. Und es hätte kaum kalkulierbare Folgen für die EZB-Politik. Denn wenn das Karlsruher Begehren schlicht als unzulässig abgewiesen und die Bedenken der Richter nicht beachtet würden, wäre das Verfassungsgericht herausgefordert, das OMT-Programm zum Verstoß gegen das Grundgesetz zu erklären.
Dann dürften Bundesregierung, Bundestag und Bundesbank an diesem Programm nicht mehr mitwirken – wobei auch Juraprofessoren nicht recht wissen, wie das in der Praxis aussehen soll. Viele Verfassungsrechtler erwarten daher, dass der EuGH diesen großen Knall vermeiden will.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... lbank.html

Die Verhandlung ist am 14. 1. 214 - das Urteil soll bis zum Jahresende gesprochen werden. Man darf gespannt sein, zumal die Absicht der EZB den Regierungen mit ihren - umstrittenen - Maßnahmen Zeit für Reformen zu kaufen, nicht das gewünschte Ergebnis zeigt:
Denn sowohl aus Italien als auch aus Frankreich gab es am Mittwoch neue schlechte Nachrichten: Die Schuldenspirale dreht sich in beiden Ländern weiter, die ohnehin mageren Wachstumsaussichten in Italien rutschen ins Negative. All das führt zu einer Gesamtsituation, in der die Luft im Euroraum zunehmend dünn wird: Die Schwäche der beiden großen Volkswirtschaften strahlt weit über die Ländergrenzen hinaus, die Vertrauensindikatoren für die Konjunkturentwicklung sacken ab.
Selbst der früheren Wachstumslokomotive Deutschland droht zumindest vorübergehend die Luft auszugehen. Und die Mittel der Geldpolitik scheinen weitestgehend erschöpft. Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt immer mehr billiges Geld in die Welt – trotzdem sinkt die Inflation in Europa, Wachstumsimpulse bleiben aus. Am heutigen Donnerstag wird die EZB bekanntgeben, auch Kreditpakete mit „Ramsch“-Rating aufzukaufen.
Beispiel Italien: Ausgerechnet mit den ungünstigen Konjunkturdaten begründet die dortige Regierung, dass frühere Haushaltsziele nicht eingehalten werden. Ohne neue Schulden kein Wachstum, heißt es. Aber was, wenn trotz höherer Schulden kein Wachstum kommt? Die Regierung hatte noch im April gehofft, 214 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von ,8Prozent zu erreichen, im kommenden Jahr sogar 1,3 Prozent. Zur Stützung der Konjunktur beschloss die damals neu angetretene Regierung des Ministerpräsidenten Matteo Renzi einen Einkommensteuerabschlag von bis zu 8 Euro im Monat für Kleinverdiener. Mittlerweile muss Renzi aber zugeben, dass Italiens Wirtschaft der erhoffte neue Schwung fehlt. Renzis Schatzminister legt jetzt seinen, Haushaltsdaten für 214 einen Rückgang des BIP von ,3 Prozent zugrunde und rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem realen Wachstum von ,5 Prozent.
(...)
Frankreich ist die zweite Großbaustelle in Europa. Auch dort hat sich die Konjunktur eingetrübt, in diesem Jahr wächst die Wirtschaft nach Schätzung der Regierung nur um ,4 Prozent. Deshalb verfehlen die Haushaltpolitiker auch dort ihre Schlüsselziele. Auch für das kommende Jahr rechnet die Regierung nur mit 1, Prozent Wachstum und für 216 mit 1,7 Prozent – doch auch das sei noch zu optimistisch, findet der dem französischen Rechnungshof unterstellte Expertenrat für öffentliche Finanzen. Das Gremium äußerte sich am Mittwoch zu dem am gleichen Tag vorgestellten Haushaltsplan der Regierung für 215.
Die Sozialisten bekräftigen darin ihre zuvor genannten Sparziele. Infolge der konjunkturbedingt schwachen Steuereinnahmen wollen sie nicht darüber hinausgehen – das erinnert an die italienische Argumentation. So steigt die Neuverschuldung Frankreichs in diesem Jahr von 4,3 auf 4,4 Prozent; 215 soll sie nur auf 4,3 Prozent zurückfallen. Erst 217 wollen die Franzosen die 3-Prozent-Grenze von Maastricht unterschreiten – zwei Jahre später als geplant. Die staatliche Gesamtverschuldung steigt bis 216 daher auf den Rekordwert von 98 Prozent des BIP.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... ageIndex_2

Da kann Frau Merkel noch so sehr Reformen anmahnen - warum sollte sich die ital. oder franz. Regierung den Unmut ihrer streikfreudigen Bevölkerung zuziehen, wenn man sich Geld bequem aus den Geldautomaten mit den Aufschriften "ESM" oder "EZB" holen kann (und diese immer wieder von einem Fahrzeug mit Berliner Kennzeichen aufgefüllt werden)? :D Mit ihrer umstrittenen Äußerung "Stirbt der Euro, stirbt Europa" hat sie sich aller Handlungsalternativen beraubt - die deutsche Zahlungspflicht ist damit "alternativlos".

Aber auch in D. stottert die Konjunktur - die bisher angenommenen Wachstumszahlen könnten sich - ähnlich wie alles in der "Euro-Rettung" - als Hoffnung entpuppen. Wie will Schäuble dann seinen Haushaltsausgleich schaffen - nachdem kurz nach den Wahlen neue Sozialprogramme (Rente mit 63) aufgelegt wurden und evtl. Haushaltsüberschüsse sofort verfrühstückt wurden? :hmm:
An weitere notwendige Einazhlungen in bzw. eine Fälligkeit der Bürgschaften aus dem ESM, den Verlust aus einer Auflösung der Target-II-Salden oder weitere bilaterale Kredite an die Euro-"Partner" wagt man überhaupt nicht zu denken.... :auweia:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Zum Prozeß i.S. "Euro-Rettung" vor dem EuGH:
Die Welt: Sie haben beklagt, dass die Kläger in dem Verfahren benachteiligt würden. Woran machen Sie das fest?

Kerber: Bei EZB und Europäischer Kommission werden doppelt so lange Schriftsätze zugelassen wie von den anderen Parteien. Sie erhalten doppelt so viel Zeit für ihre Plädoyers wie die deutschen Verfassungsbeschwerdeführer. Letzteren wurde nicht einmal erlaubt, auf die überlangen Schriftsätze von EZB und Kommission zu antworten. Ist das faire Prozessführung?
und weitere deutliche Worte:
Die Welt: Müssen sich EZB-Kritiker wie Sie nicht fragen lassen, was die Alternative zu Draghis Politik gewesen wäre, als im Sommer 212 diverse große Euro-Länder mit dem Rücken zur Wand standen?

Kerber: Gewiss hat bereits Draghis Zusage, alles zur Rettung des Euro zu tun, die Lebenszeit der Euro-Zone in der gegenwärtigen Zusammensetzung verlängert. Doch hat dies nichts geändert an den grundlegenden Problemen einer Währungsunion von wirtschaftlich heterogenen, nicht konvergenten und zudem wirtschafts- und finanzpolitisch souveränen Staaten. Dieses Konzept wird nicht auf Dauer funktionieren. Es geht nur um die Frage, wie und wann das Europrojekt abgewickelt wird. Die Frage des Ob ist bereits von ökonomischer Vernunft beantwortet.

Die Welt: Sie halten den Vertrag von Maastricht also für gescheitert. Woran liegt das denn aus Ihrer Sicht?

Kerber: Die deutsche Vertragstreue gegenüber Frankreich war stets naiv. Die Hoffnung auf Einhaltung des Maastricht-Vertrages durch die Pariser Machthaber aller Couleurs veranschaulicht die bundesdeutsche Unkenntnis des dortigen politischen Systems. Dessen Eliten wollten keine stabilitätsorientierte Währungsunion, sondern lediglich die Abschaffung der D-Mark. Die Verzichtspolitik der Kohl-Regierung verkannte diese Absichten völlig. Dass man die faktische Revision des Maastricht-Vertrages nun nolens volens akzeptiert, veranschaulicht das mangelnde Selbstbewusstsein deutscher Politik.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... echts.html

Frankreich hat sein Ziel (Abschaffung der DM) erreicht und wird Merkel auch zwingen, für seine Schulden zu bürgen/zahlen (über Anleihekäufe der EZB, ESM-Kredite usw. usf....) D. bekommt eine Weichwährung, die langfristig gegenüber anderen Währungen abwerten wird. Dabei hat die dauernde Aufwertung der DM die deutsche Industrie gezwungen, sich nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen und durch Innovationen ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
Die „Südländer“ der Euro-Zone fordern lautstark und unermüdlich die Produktion immer mehr neuen Geldes. Fatalerweise ist der Chef der EZB, Mario Draghi, ein archetypischer Freund der italienischen Oper, einer ihrer zuverlässigsten Sachwalter. Außerdem wurde ja auch der EZB-Rat der Segnungen der Demokratie teilhaftig – Entscheidungen im Sinne der Transferempfänger sind daher jederzeit sichergestellt. Das ist insofern wunderbar, weil Griechenland, Spanien, Italien, Portugal und Frankreich bekanntlich entschieden zu teuer produzieren und deshalb nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Quantitative easing, Weichwährungspolitik und Wechselkursverschlechterung werden diese Länder also der Notwendigkeit entheben, schmerzhafte, strukturelle Maßnahmen auf nationaler Ebene zu ergreifen. Alles wird gut – dank der genialen Politik der Geldsozialisten von der EZB.
Einige klitzekleine Schönheitsfehler bleiben freilich: Den Außenwert der europäischen Währung zu verschlechtern, führt einerseits zur Konservierung ineffizienter Strukturen in den maroden Staaten, und andererseits beschert es den Bürgern – europaweit – massive Kaufkraftverluste.
http://ef-magazin.de/214/1/1/5827-wa ... otenpresse

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Die New York Times zitiert aus den Sitzungsprotokollen der EZB zur Rettung der zypriotischen Banken. Wie zu erwarten hatte insbesondere Bundesbankpräsident Weidmann erhebliche Bedenken:
The New York Times has reviewed governing council minutes dating from May 212 to January 213 — just two months before the controversial Cyprus bailout.
And these strains, particularly between Germany, an economic powerhouse, and smaller eurozone countries like Cyprus and Greece are frequently laid bare during these meetings, internal documents reveal.
Mr. Weidmann, the tough-talking Bundesbank head, had long styled himself as the institution’s bailout scold. The minutes show him sharply opposing E.C.B.-backed rescues of the French-Belgian lender Dexia and smaller banks in Ireland, Greece and Spain.
In January 213, just two months before the Cyprus rescue package, Mr. Weidmann repeated his complaint that the E.C.B. was putting itself at risk in propping up Cyprus Popular Bank — which subsequently changed its name to Laiki Bank.
Moreover, Mr. Weidmann said that the value of the collateral posted at the central bank was inflated — which, if true, would allow it to secure more credit.
This was a powerful charge as it questioned whether the Cyprus central bank, under its new governor, Panicos Demetriades, was trying to play down the bank’s problems in order to keep it alive.
To buttress his claim, Mr. Weidmann told his colleagues that the E.C.B.’s own risk analysts had concluded that the assets that Cyprus Popular had posted at its central bank were overstated by about €1.3 billion.
Mr. Demetriades rejected the claim, according to the minutes, and said that his risk experts had a better understanding of the assets in question than their counterparts in Frankfurt.
Christian Noyer, the head of the French central bank, said that he was “very much concerned” by the aggressive way that the Cyprus central bank was valuing the collateral, adding that it “doubled the risk” for the E.C.B.
Klaas Knot of the Dutch central bank also chimed in, saying the collateral issue made him feel “very uncomfortable.”
Not that much, it would turn out.
Under a section in the minutes called “solvency information,” the governing council noted that it had received a draft report from the asset management company Pimco that said the bank needed about €1 billion in fresh cash — or about 1 times its capital at the time.
“If E.L.A. was provided without adequate collateral, this would be a grave issue,” Mr. Weidmann concluded, according to the minutes, as he pushed for the loans to be withdrawn.
Mr. Weidmann asked what the governing council proposed to do about the issue, according to the documents.
http://dealbook.nytimes.com/214/1/17/ ... blogs&_r=

Die EZB übernimmt im Rahmen der Bankenunion die Aufsicht über die größeren Kreditinstitute in der Eurozone. Aufgrund der Protokolle kann man sich gut vorstellen, wie sie sich demnächst bei Fragen von Bankenschließungen verhalten wird. Man wird "retten" so lange es irgendwie geht; dafür werden die südeuropäischen Notenbankpräsidenten schon sorgen. Denn zahlen muß schließlich die Minderheit der nordeuropäischen Länder - von denen einige zudem auch noch von Zeit zu Zeit ohne Stimmrecht sind.

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Rin nicht ganz unbekannter deurscher Manager om Interview (ab der 4. Minute):

http://www.youtube.com/watch?v=nUb4XHayOfo
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

"Draghis deutsches Dilemma" - eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Beziehungen der EZB zum ihrem größten Anteilseigner:
Anfang Oktober schickte EZB-Präsident Mario Draghi seinen "Aussenminister" Benoit Coeure in heikler Mission nach Berlin. Im Kanzleramt sollte der Franzose Draghi mehr Gehör verschaffen und die Stimmung sondieren: für den Geschmack des EZB-Chefs hatten zuvor zu viele Politiker der Grossen Koalition ganz offen Kritik am Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) geübt, nicht zuletzt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Ohne Unterstützung aus Deutschland, der grössten Volkswirtschaft der Währungsunion, das weiss Draghi, wird die Luft für die EZB dünn. Deshalb schickte er seinen besten Mann vom Main an die Spree.
Die Botschaft, die der von den Beratern von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekam, war allerdings nicht sonderlich ermutigend. Merkel selbst würde sich zwar weiter zurückhalten mit öffentlicher Kritik an Draghis Kurs. Aber sollte der Italiener die Tabus der Deutschen brechen, und zur Stützung der schwächelnden Konjunktur in der Währungsunion gar massenhaft Staatsanleihen aufkaufen, dann würde es schwierig werden, die Gegenreaktion in Deutschland einzufangen.
(...)
Mit dem massenhaften Aufkauf von Staatsanleihen - von Fachleuten "Quantitative Easing" genannt - wäre ein deutsches Tabu gebrochen. In Merkels engstem Kreis fürchten viele, dass das der gerade erstarkenden europakritischen Alternative für Deutschland (AfD) in die Hände spielen würde. Für die EZB und Draghi wäre es ein Desaster, sollten sie die Unterstützung Merkels verlieren.
(...)
Dass das Verhältnis von Draghi und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann noch nie leicht war, ist hingegen allseits bekannt. Weidmann hat immer wieder öffentlich Kritik an Draghis Politik geübt. Sein Widerstand gegen die Entscheidung der EZB, im Fall der Fälle auch unbegrenzt Staatsanleihen ausgewählter Euro-Krisenländer zu kaufen, ist nur ein Beispiel. Doch in den zurückliegenden Monaten ist der Graben zwischen den beiden Antipoden in der europäischen Geldpolitik nochmal um einiges tiefer geworden, berichten Insider, die beide Männer gut kennen.
(...)
Doch Draghis wirkliches Problem heisst Wolfgang Schäuble. Der deutsche Finanzminister hat sich zu einem der grössten Kritiker der EZB gemausert. In Berlin wird dafür nicht zuletzt das Erstarken der AfD verantwortlich gemacht, derer sich die CDU vor allem bei der Europapolitik erwehren muss.
"Die Bedrohung durch die AfD ist ein neuer Faktor, der dabei eine Rolle spielt", sagt ein hochrangiges Regierungsmitglied, das die neuen Töne Schäubles kritisch sieht. Für Ex-EZB-Chefvolkswirt Stark sind sie hingegen Wasser auf die Mühlen: "Unter normalen Umständen würde ich sagen, Schäubles kritische Kommentare sind unangemessen. Aber die EZB agiert ausserhalb ihres Mandats, missbraucht ihre Macht und Unabhängigkeit und unterminiert ihre Glaubwürdigkeit."
Ein Beispiel für das zerrüttete Verhältnis zwischen Bundesbank und EZB dürften auch die der Presse zugespielten Protokolle über die "Zypern-Rettung" sein. Wahrheitswidrig hatte die EZB darin behauptet, der Zentralbankrat hätte die Kreditgewährung einmütig genehmigt - obwohl die Bundesbank dagegen stimmte.

Obwohl sie den Einzug in den Bundestag bei der letzten Wahl nur knapp verfehlt hat, dürften die guten Ergebnisse bei den Landtagswahlen im Osten die Politiker zu der Erkenntnis gebracht haben, daß es sich bei der AfD wahrscheinlich nicht um ein vorübergehendes Phänomen handeln könnte. Studien sagen bereits eine Änderung der Parteienlandschaft voraus.
Bei der Asylgesetzgebung und den Republikanern war es ähnlich: Erst die Erfolge der Partei bei Landtags- und Europawahlen führten zu einer Änderung der Asylgesetzgebung. Die AfD sorgt nun dafür, daß es nicht zu einem sofortigen Ausverkauf der deutschen Interessen an "Europa" kommt. Man muß sich nur einmal vorstellen wie Schäuble reagieren würde, gäbe es keine Partei wie die AfD.

Eine einheitliche Zentralbank für ganz Europa kann nicht funktionieren, denn die wirtschaftlichen Hintergründe und Kulturen sind zu unterschiedlich. Für Südeuropäer stellen vertragliche Vereinbarungen nur Absichtserklärungen dar, die jederzeit widerrufen können und/oder nicht eingehalten werden müssen. Der ital. Tausendsassa Renzi zerreißt schon jetzt die Vereinbarungen des Stabilitätspaktes und will sein stolzes Italien (ohne ausgeglichenes Budget) nicht durch "Holländer und andere Sparkünstler" bevormunden lassen.

Wie soll aber eine Währungsunion funktionieren, wenn solche Unterschiede in der wirtschaftlichen Mentalität vorhanden sind? :achselzuck: :hmm: :/

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Caviteño hat geschrieben: Wie soll aber eine Währungsunion funktionieren, wenn solche Unterschiede in der wirtschaftlichen Mentalität vorhanden sind? :achselzuck: :hmm: :/
Die Antwort liefert Prof. Sinn und plädiert für eine Abschaffung des Fiskalpaktes, da dieser sowieso F und I nicht eingehalten wird. Stattdessen wird ein Haftungsmodell vorgeschlagen (wie es ja im Grunde im immer noch gültigen Maastricht-Vertrag vorgesehen war). Sinn verweist in diesem Zusammenhang auf die USA, wo auch weder Zentralregierung (hier: vergleichbar EU), noch andere Bundesstaaten oder die FED (= EZB) einem Pleitestaat helfen würden:
Der französische Ministerpräsident Manuel Valls und sein italienischer Kollege Matteo Renzi haben trotzig erklärt, dass sie den 212 neu vereinbarten Fiskalpakt nicht einhalten werden und wieder mehr Schulden machen wollen. Der Fiskalpakt war die Gegenleistung, die man Deutschland für dessen Zustimmung zum kollektiven Rettungsschirm ESM gegeben hatte. Er eine enge Obergrenze für das strukturelle Budgetdefizit vor und verlangt, die Schuldenquote jährlich um ein Zwanzigstel des Abstandes zu 6% des BIP zu kürzen. Tatsächlich wird die französische Schuldenquote von 212 bis zum Ende dieses Jahres von 91% auf 96% gestiegen sein und jene Italiens gar von 127% auf 135%. Die faktische Kündigung des Fiskalpaktes durch Valls und Renzi sollte Anlass geben, über die Konstruktion der europäischen Währungsunion nachzudenken.
(...)
Die USA verfolgen demgegenüber das Haftungsmodell. Wenn ein Teilstaat wie derzeit Kalifornien, Illinois oder Minnesota am Rande der Pleite steht, geht niemand davon aus, dass andere Staaten oder der Bundesstaat zu Hilfe kommen oder dass gar die Federal Reserve Bank der USA die Staatspapiere des gefährdeten Staates absichert oder erwirbt. Anders als die EZB kauft die Fed keine Papiere der Teilstaaten des US-Systems. Vielmehr besteht Konsens, dass im Konkursfall die Investoren Verzicht leisten müssen. New York musste 1975 seine zukünftigen Steuereinnahmen verpfänden, um zahlungsfähig zu bleiben.
(...)
Die Kündigung des Fiskalpaktes durch Frankreich und Italien zeigt in aller Deutlichkeit, dass das Sozialisierungsmodell auch in Europa nicht funktioniert. Deshalb sollte die EZB sich den Regeln der Fed anpassen und ihr OMT-Programm kassieren, das nach Meinung des deutschen Verfassungsgerichtes ohnehin nicht im Einklang mit den EU-Verträgen steht. Ferner sollte eine Goldtilgung der Target-Schulden eingeführt werden, wie sie in den USA bis 1975 für die Tilgung der Salden zwischen den Distrikten des Federal-Reserve-Systems üblich war. Vielleicht sollte man auch den Fiskalpakt zur Disposition stellen. Diese Maßnahmen werden den Investoren glaubhaft klarmachen, dass sie bei einem drohenden Konkurs nicht auf eine Rettung mit der Druckerpresse hoffen können, und sie veranlassen, höhere Zinsen zu verlangen oder Kredite gar nicht erst zu vergeben. Das wird die Disziplin der Schuldenländer stärken und Europa vielleicht gerade noch rechtzeitig vor einer Schuldenlawine bewahren.
http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/p ... 214d.html

Die Forderung, Target-Salden mit Goldlieferungen auszugleichen, dürfte eine abschreckende Wirkung zeigen. Ich habe nie verstanden, warum man die Goldreserven Athens - mögen sie auch noch so gering sein - nicht als Pfand für die Kredite gefordert hat.

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Schlimmer als Kopfabschneiden :breitgrins: :

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 2921.html
Kann aber auch den weiteren Verfall des Goldpreises nicht aufhalten.....

http://www.wallstreet-online.de/nachric ... wochenende

Da dürften für die Goldfans bzw. die Anhängern einer (teil-)goldgedeckten Währung das Referendum in der Schweiz am 1. Advent wichtiger sein.

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ar26
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von ar26 »

@ caviteño
Warum sprichst Du von Verfall. Als ich eines schönen Augusttages im Jahr 2007 in Erwartung des Kommenden einige Goldmünzen erwerben wollte, waren die halb so teuer wie heute. Es pegelt sich ein, im Ergebnis wird man feststellen, daß der Goldpreis zu Beginn des 21. Jahrhunderts signifikant gestiegen ist.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

ar26 hat geschrieben:@ caviteño
Warum sprichst Du von Verfall.
Weil der Goldpreis innerhalb von gut zwei Jahren um ca. ein Drittel gefallen ist - von 1.350 € auf 950 €.
Das mag eine Gegenbewegung zur vorherigen Überhitzung gewesen sein. Andererseits wurde/wird Gold immer als "sicherer Hafen" oder "Notgroschen" gesehen. Die Eurokrise mag 2012 (höchster Goldpreis) als "gelöst" angesehen worden sein. Warum der Goldpreis aber nicht bei Ausbruch der Ukraine-Krise gestiegen ist, kann ich jedenfalls nicht verstehen. Auch die Ereignisse in Südost-Asien mit der wachsenden militärischen Kraft Chinas sowie die gegenwärtigen Gefahren durch den sinkenden Ölpreis (erhebliche finanzielle Schwierigkeiten für Russland, Venezuela, Iran mit der Gefahr von Staatsbankrotten) müßten den Goldpreis eigentlich nach Norden und nicht nach Süden bewegen.
ar26 hat geschrieben: Als ich eines schönen Augusttages im Jahr 2007 in Erwartung des Kommenden einige Goldmünzen erwerben wollte, waren die halb so teuer wie heute. Es pegelt sich ein, im Ergebnis wird man feststellen, daß der Goldpreis zu Beginn des 21. Jahrhunderts signifikant gestiegen ist.
Günstige Einstiegszeitpunkte wirst Du bei vielen Wertpapieren oder Geldanlagen finden - auch eine Verdoppelung innerhalb von sieben Jahren ist keine seltene Ausnahme. Leider kann niemand sagen, wie sich die Anlagen in der Zukunft entwickeln und daß der Goldpreis zu Beginn des 21. Jhd. gestiegen ist, heißt weder, daß es so weitergeht noch das er nicht wieder fallen kann. Ob und wie tief er noch fällt, wissen wir alle nicht. Daß der Goldpreis während der Ukraine-Krise jedenfalls nicht durch die Decke gegangen ist, läßt für mich(!) die Schlußfolgerung zu, daß er bei einer ruhigeren politischen Lage nicht unbedingt haussieren wird.

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Hubertus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Hubertus »

Diesmal aber ganz bestimmt. Ganz ehrlich! Fest versprochen! :D

"Merkel verspricht: Steuerzahler müssen "nie wieder" für Pleite-Banken haften"
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Hubertus hat geschrieben:Diesmal aber ganz bestimmt. Ganz ehrlich! Fest versprochen! :D

"Merkel verspricht: Steuerzahler müssen "nie wieder" für Pleite-Banken haften"
aus dem verlinkten Artikel:
Zudem sei ein Fahrplan vereinbart worden, um bis 216 auch eine bessere Aufsicht über sogenannte Schattenbanken, also Hedgefonds und anderer Kredithändler außerhalb der regulären Bankenwelt, zu erreichen.
Hoffentlich wissen das die Chinesen auch und halten sich dran. Der dortige Markt für "Schattenbanken" ist der größte der Welt und von ihm geht eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems aus:
Im Mittelpunkt des seit mehreren Wochen turbulenten Geschehens stehen chinesische Schattenbanken. Gemeint sind damit vor allem die Geschäfte, die die staatlich kontrollierten Banken des Landes - viele zählen zu den größten der Welt - außerhalb ihrer Bilanzen tätigen. Eine zentrale Rolle in diesem grauen Kapitalmarkt kommt so genannten Wealth Management Trusts ("Treuhandfonds") und anderen sportlich arrangierten Wealth Management Products (WMPs) zu. Sie locken Anleger, oft vermögende Investoren und Institutionelle, zunehmend aber auch Kleinsparer, mit hohen Renditeversprechen, die typischerweise zwischen acht bis zehn Prozent jährlich liegen. Das entspricht einem Mehrfachen der aktuellen Bankzinsen in China und ruft Anleger, denen es oft an Alternativen für ihr Erspartes mangelt, auf den Plan. Das eingesammelte Kapital verleihen die Anbieter dann nach Gutdünken, wobei konsequentes Risikomanagement vernachlässigt wird. Viele Kredite gingen und gehen an Unternehmen mit schlechter Bonität und/oder schlechtem Management. So weit, so mau.
Das eigentliche Problem liegt indes woanders: Geht etwas schief, droht also ein Kreditausfall, müssten eigentlich die Investoren Verluste hinnehmen. Das ist schmerzhaft, allerdings ein normales und dem Wesen nach gesundes Ereignis an den Kapitalmärkten. Chinas Regierung fürchtet platzende Kredite jedoch aus zwei Gründen. Zum einen ziehen Ausfälle den Zorn der Sparer auf Staatsbanken und Staat nach sich und schüren Unruhe in der Gesellschaft. Zum anderen will China eine mögliche Kettenreaktion im Finanzsystem verständlicherweise im Ansatz ersticken.
Kommt mir bekannt vor.
Auch die Finanzkrise 28ff wurde durch Zweckgesellschaft (sog. Special Purpose Vehicle) ermöglicht, weil die entsprechenden Forderungen/Verbindlichkeiten nicht in den Bilanzen des Hauptinstituts auftauchten.
In dem Artikel wird dann weiter auch auf die Ähnlichkeiten verwiesen; der große Unterschied ist allerdings nicht beruhigend:
Die Parallelen zwischen der frühen Subprime-Krise ab etwa Hochsommer 27 und der aktuellen Situation in China sind jedenfalls frappierend: erstens großzügig verfügbare Kredite, gepaart mit einem dramatischen Schuldenanstieg in kurzer Zeit; zweitens ein Duo aus Regierung und Notenbank, das Wachstum auf Pump duldet, sogar gutheißt; drittens die Einbeziehung von staatlich direkt oder indirekt kontrollierten Finanzgiganten - in den USA Government-Sponsored Entities (GSEs) wie FreddieMac und FannieMae, in China die Staatsbanken. Eine Gemengelage, die nichts Gutes verheißt.
(...)
Das Platzen der Kreditblase in den USA, dessen dramatischen Höhepunkt die Lehman-Pleite am 15. September 28 markierte, hatte gravierende Folgen, die bis heute nachwirken. Sie lief für Anleger aber insofern glimpflich ab, als die USA und Westeuropa ein weitgehend transparentes Finanzsystem und freie Medien aufweisen: Wenigstens wusste man, was geschah. China hingegen, die zweite wirtschaftliche Supermacht, operiert weitgehend intransparent, was den Schock einer finanzsystemischen Krise und die damit verbundene Verunsicherung multiplizieren könnte.
http://www.boerse-online.de/nachrichten ... 4627/1

Man darf getrost davon ausgehen, daß das Wort der Kanzlerin keine Geltung hat, wenn deutsche Banken aufgrund einer Finanzkrise in China wackeln - denn damit hat man nicht rechnen können......

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Erst war es nur die unbedeutende Skatbank, dann die Commerzbank und jetzt trifft es auch die Volksbanken:
Mit der Düsseldorfer WGZ Bank erhebt ein weiteres Geldinstitut Strafzinsen für einzelne Großkunden. Ein Sprecher der Bank sagte der „Rheinischen Post“ (Freitag): „Die WGZ Bank berechnet ausschließlich institutionellen Kunden - und davon nur einem geringen Teil - negative Zinsen. Andere Kundengruppen werden derzeit nicht belastet.“
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/mei ... 78143.html

Die WGZ ist die Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen.
Man darf hier getrost von einer Salamitaktik ausgehen. Zunächst sind es nur einzelne Großkunden, dann wird der Kreis immer wieder erweitert bis man - bedauerlich, bedauerlich - auch bei den mittleren und kleinen Kunden angekommen ist.

Im übrigen trifft es auch den sog. "kleinen Mann" sofern er sein Geld den großen Kapitalsammelstellen (Versicherungen, Investmentfonds oä) anvertraut hat. Denn die sind - als Großkunden mit 7stelligen Bankbeständen - mit Sicherheit betroffen (oder hätte jemand bei der Skatbank Kunden vermutet, die dort mehr als 5. € anlegen :nein: )

Entsprechend auch ein Kommentar von Holger Steltzner in der FAZ.
Es ist kein Zufall, dass im Dienste von Wall Street, Silicon Valley und Washington die Abschaffung von Bargeld gefordert wird. Die Logik dahinter: Nur der gläserne Steuerbürgerkonsument ist ein Guter. Er kann bestens geschröpft, verführt und bei Bedarf auch noch enteignet werden.

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Ewald Mrnka
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Ewald Mrnka »

Am besten ist heute das Geld unter der Matratze aufgehoben.

Da hat man immer Zugriff darauf und hat Cash, selbst wenn die Banken geschlossen sind (schließen) und die Automaten nichts mehr ausspucken.

Aber klar: Sicherheiten gibt es auch hier nicht, denn der moderne demokratische Staat vermag immer BürgerInnenunabhängiger zu agieren.
Von dessen Möglichkeiten die Untertanen abzuziehen, auzuplündern & zugleich zu entmündigen, konnten absolutistische Monarchien & Diktaturen noch nicht einmal träumen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Am besten ist heute das Geld unter der Matratze aufgehoben.
(...)
Aber klar: Sicherheiten gibt es auch hier nicht, denn der moderne demokratische Staat vermag immer BürgerInnenunabhängiger zu agieren.
Wie wahr!

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist allerdings seit dem Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien stark gestiegen - insofern eine gefährliche Alternative. Einen Zusammenhang mit der Absicht der Regierungen und der Banken, die Bargeldverwendung zu beschränken, möchte ich trotzdem nicht herstellen. :breitgrins:

Es sei jedoch auch an die Euro-Bargeldeinführung am 01. 01. 2002 erinnert. Da fielen nicht wenige Zeitgenossen auf, die ihre Ersparnisse bar aufbewahrt hatten und sich beim Umtausch ihres Geldes einigen unangenehmen Fragen (Geldwäsche, Steuerhinterziehung) stellen mußten.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

In der Schweizer Presse wird beobachtet, daß die Wirkung von Draghi's Ankündigungen nachläßt:
Ein paar kernige Sätze des EZB-Chefs an einem Bankenkongress in Frankfurt haben den Europreis in Dollar auf 1.245 gedrückt. Zuvor lag der Preis der Gemeinschaftswährung noch über der Grenze von 1.25 Dollar. Der wichtigste Grund für die Bewegung war seine Botschaft, «alle zur Verfügung stehenden Mittel ohne unangemessene Verzögerung» zu nutzen, um die Lage in der Eurozone zu verbessern. Insbesondere, um ein Abgleiten in die Deflation zu verhindern.
Die Botschaft von Draghi gleicht stark jener, mit der es ihm im Juli 212 gelang, die sich rasant verschlechternde Lage in der Eurozone zu beruhigen – ein Staatsbankrott von Peripherieländern wurde damals angesichts drastisch steigender Zinskosten hoch wahrscheinlich. Der Satz, der das Wunder bewirkt hat, war, dass die EZB alles tun werde, was nötig ist, um den Erhalt der Eurozone zu gewährleisten.
(...)
Trotz der Ähnlichkeit der Worte Draghis von heute Morgen ist diesmal doch alles anders. Die geringe Abschwächung der Währung als Folge der Rede bedeutet letztlich nicht viel, gemessen an den Hauptproblemen der Währungsunion. Sie bedeutet umso weniger, als der Euro sich seit dem Frühjahr ohnehin schon stark entwertet hat, als die Gemeinschaftswährung noch 1.4 Dollar gekostet hat. Die Währungsabschwächung ist der bisher einzige sichtbare Erfolg der seither weiter stark gelockerten Geldpolitik der EZB.
Der Vergleich zum Sommer 212 und zum Frühjahr dieses Jahres macht daher vor allem deutlich, dass die Wirkung von Draghis Hauptwaffe immer geringer wird: Versprechungen über all die noch bereitstehenden Möglichkeiten seiner Bank zu machen.
(...)
Das Problem von Mario Draghi ist aber, dass die Instrumente tatsächlich immer mehr ausgehen. Und bei denen, die ihm verbleiben, regt sich bereits in der Diskussion darüber schon jetzt erheblicher Widerstand, vor allem im mächtigsten Euroland Deutschland.
(...)
Draghis Worte von heute und die Reaktion der Devisenmärkte sind kein Beleg für einen noch immer grossen Einfluss des EZB-Chefs, sondern einer für seine Ohnmacht.
http://www.derbund.ch/wirtschaft/konjun ... y/35991

Einen differenzierteren Blick auf eine mögliche Deflation von Roland Tichy:
Weihnachten, Kinders, da wird`s was geben diesmal! Endlich haben die Menschen zwar nicht wesentlich mehr Geld in der Tasche – aber mehr Kaufkraft. Viele Preise sinken. Öl- und Benzinpreis sinken; eine Tankfüllung ist um 6 € billiger zu haben. Selbst die Nebenkosten beim Wohnen sinken; spätestens ab Januar gibt´s für viele Mieter satte Rückzahlungen für die aus heutiger Sicht überhöhten Strom- und Heizkostenvorauszahlungen. Gemüse, Obst, Salat – alles billiger; und wer nicht essen will, sondern wischen: Preise für Tabletts und Smartphones sinken um 5 Prozent.
Das ist die gute Nachricht – endlich kommen wir in den Genuss einer Entwicklung, die Deflation heißt: Die Preise sinken.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Es ist sogar eine Katastrophe, sagt die Europäische Zentralbank. Die EZB freut sich nicht über Deflation – sie bekämpft sie. Mit allen Mitteln – neuerdings sogar mit Negativzinsen. Denn sie will, dass die Inflation jährlich um zwei Prozent steigt. Dieses Ziel ist nicht mehr erreichbar. Aber ist das so schlimm? Es wäre schlimm, wenn das Szenario stimmen würde, das hinter diesem Geldmengenziel steckt: Wenn alles billiger wird, dann hören die Konsumenten auf, zu kaufen, weil ja nächste Woche alles billiger wird. Und dann hören die Firmen auf zu produzieren, weil sie mit den dauernd sinkenden Preisen nicht mithalten können. Nur die Schulden bleiben hoch und müssen verzinst werden. Das ruiniert die Wirtschaft. Soweit die Theorie, basierend auf Erfahrungen aus den USA aus den 2er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Deshalb bekämpft die EZB die Deflation.
Aber wenn man genauer hinschaut – warum sinken die Preise? Die Strompreise sinken, weil wir einen regnerischen Sommer hatten. Das bedeutet, es wurde weniger Solarstrom produziert, und da Solarstrom vom Verbraucher bezuschusst wird, heißt die Lösung: Weniger Sonnenstrom – niedrigere Stromkosten. Die Energiepreise sinken auf breiter Front, weil Kohle aus den USA billigst zu haben ist – dort kommt ungeheuerlich viel Erdgas durch Fracking und versaut die Preise für jede andere Energieform. Obst und Gemüse wird billiger, weil Russland als Antwort auf das Embargo lieber in die eigenen sauren Äpfel beißt als ins Bodenseeobst. Das ist für die Bauern belastend.
Aber ist es irgendeine Katastrophe für die deutsche Wirtschaft, für Arbeitsplätze oder für wen auch immer, wenn importierte Energie billiger wird, Subventionen für die Solarbonzen fallen oder Smartphones aus China und Taiwan billiger werden? Wer leidet darunter, wenn Urlaubsflüge billiger werden, weil gesparte Treibstoffkosten aufs Ticket verbilligend durchschlagen?
Niemand leidet, alle gewinnen. Deflation ist eben nicht Deflation
(...)
Das Problem ist die EZB. Sie faselt von der Gefahr einer Deflation, die es so bedrohlich nicht gibt. Ihr eigentliches Ziel ist ein anderes: Wegen der angeblich mörderischen Deflation hat sie die Zinsen auf Null gesenkt. Das ist gut für die Staaten, die damit ihre gigantische Staatsverschuldung leichter finanzieren können.
(...)
Es ist vielmehr Mario Draghi und seine EZB, die mit gezinkten Karten spielen. Sie sind nicht die Vertreter der Bürger, sondern der Schuldenstaaten, die sie auf Teufel komm raus finanzieren wollen und müssen.
http://www.rolandtichy.de/daili-es-sent ... -deflation

Zur Erinnerung: Es war Frau Merkel, die dem damaligen Chef der Bundesbank, Weber, nicht ausreichend unterstützte und damit den Posten des EZB-Chefs für Herrn Draghi freimachte. Dann darf man sich auch nicht wundern, wenn jetzt die Rechnung (z.B. in Form von Negativzinsen) präsentiert wird.

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Peregrin
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Peregrin »

Hubertus hat geschrieben:Diesmal aber ganz bestimmt. Ganz ehrlich! Fest versprochen! :D

"Merkel verspricht: Steuerzahler müssen "nie wieder" für Pleite-Banken haften"
Ehrlichkeit u.ä. ist für Merkel überhaupt keine Kategorie, die redet prinzipiell nur taktisch.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Der Containerhafen von Piräus wurde vor fünf Jahren von Chinesen übernommen. Inzwischen kann man eine Bilanz ziehen und die bestätigt (leider) nur das, was Wirtschaftswissenschaftler hier schon seit Jahren sagen:

Zunächst die Erfolge:
Aber vor dem Investment der Chinesen litt der Containerhafen unter seiner Ineffizienz und der veralteten Infrastruktur. 28, ein Jahr bevor Cosco kam, wurden in Piräus gerade mal 433.582 Container verladen. Im vergangenen Jahr hatte sich diese Menge mehr als versiebenfacht auf 3,16 Millionen Container – 8 Prozent davon ist Cosco zu verdanken.
„Wir sind erfolgreich in Piräus“, sagt Fu Cheng Qiu, Chef der Piräus-Tochter von Cosco. Damals 29, als Cosco gekommen sei, seien die Aussichten nicht so toll gewesen, sagt er: „Es gab die Finanzkrise, wir hatten kein Geschäft.“
Nach jahrelangen Gesprächen zwischen griechischen und chinesischen Vertretern verpflichtete sich Peking, Griechenland zu einem Drehkreuz für chinesische Exporte zu machen. 28 bot Cosco 49 Millionen Euro für eine 3-jährige Konzession. Einige Vertreter aus der Industrie und der Regierung, die mit dem Deal vertraut waren, sagen, das Angebot sei fünf Mal so hoch gewesen wie der damalige Marktwert der Konzession.
und hier die Nachteile oder die Gründe, warum es in Griechenland nicht aufwärts geht:
Im Oktober 29, als Cosco die Kontrolle über das Container-Terminal übernahm, begann die immer kampfbereite griechische Hafenarbeiter-Gewerkschaft – gestützt von der bald ins Amt kommenden sozialistischen Regierung, die wenige Tage später die Wahlen gewinnen sollte – einen sechswöchigen Streik, der den Hafen lähmte. Wegen des Streiks lagen rund 4.5 Container wochenlang unbearbeitet am Terminal und bremsten die ohnehin schon wacklige Wirtschaft.
Die griechische Regierung, Cosco und die Hafenbehörde von Piräus einigten sich schließlich auf ein Abkommen, um den Arbeitsfrieden wiederherzustellen. Cosco wurde erlaubt, seinen Teil des Container-Terminals ohne Rücksicht auf den Tariflohn zu betreiben. Die meisten Cosco-Arbeiter sind jetzt über eine externe, nicht tarifgebundene Beschäftigungsagentur angestellt.
Sie verdienen um die 1.2 Euro im Monat – mehr als der griechische Durchschnitt, aber nur ein Drittel dessen, was gewerkschaftlich organisierte Arbeiter noch vor fünf Jahren verdienten und weniger als Kollegen bei der direkten Konkurrenz bekommen.
(Hervorhebung von mir)

http://www.wsj.de/nachrichten/SB114157 ... ernational

Es ist natürlich schmerzhaft, von den hohen - allerdings unproduktiven - Löhnen der Vergangenheit auf wettbewerbsfähige Löhne zurückgestuft zu werden. Allerdings bestehen für die Unternehmen aufgrund der EU und der Globalisierung genügend Möglichkeiten auf preiswertere Standorte auszuweichen. Das dies für die Containerindustrie ganz besonders gilt, dürfte jedem einleuchten. Schließlich ist es vollkommen egal, ob ein für Mitteleuropa bestimmter Container in GR, in Süditalien, in Spanien oder in Antwerpen aus- bzw. umgeladen wird. Die zählt nur Effizienz und Zuverlässigkeit (= wenige Streiks).

Im übrigen: Die Chinesen gehen schon seit einigen Jahren auf "Einkaufstour" in Europa - man kauft technisches know-how, das man aufgrund des abwertenden Euros auch preiswert erwerben kann. Wo in der mittleren Zukunft dann die Arbeitsplätze sind, kann sich jeder selbst vorstellen.....

Die Fortsetzung des obigen Artikels findet sich hier. In dem Artikel wird dargelegt, daß die hohen Löhne im Süden der EU auch zu entsprechenden Rentenanwartschaften geführt haben, die aufgrund der Krise und der Abwanderung der jungen Generation nicht mehr erfüllt werden können:
Das griechische Sozialsystem steht vor dem Kollaps. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Die Rücklagen der Rentenversicherer sanken in den vergangenen Jahren dramatisch ab. Insgesamt reduzierten sie sich um 21,5 Milliarden Euro in nur fünf Jahren. Zeitgleich aber erreichen immer mehr Griechen das Renteneintrittsalter. Die Ersteller der Studie gehen davon aus, dass das griechische Rentensystem ab 216 zusammenbricht und bis zum Jahr 25 mehr als eine Billion Euro fehlen wird – rund das Sechsfache des griechischen Bruttoinlandsprodukts.
Ursächlich hierfür sind neben der rapide zunehmenden Alterung der griechischen Gesellschaft natürlich die Wirtschaftskrise: Es fehlt an Nachwuchs in vernünftig bezahlten Beschäftigungsverhältnissen, der in die Rentenkassen einzahlen könnte.
Der kommende Kollaps der griechischen Sozialsysteme ist mitnichten alleiniges Problem der griechischen Rentner. Denn wenn die Sozialkassen kollabieren, müsste der griechische Staat den seit Jahren verzögerten und verschleppten Bankrott doch noch verkünden. Dann aber würde auch das Pyramidenspiel, welches die EU mit ihren Rettungsschirmen und Garantien aufgebaut hat, kollabieren – die Deutschen würden dann die Rechnung präsentiert bekommen und ganz erstaunt feststellen, dass die Dauerrettung von maroden Staaten richtig teuer ist. Es wäre das berühmte Ende mit Schrecken.
(...)
Aber leider ist Griechenland kein Einzelfall. Das Korsett der europäischen Gemeinschaftswährung verschärft überall die ohnehin schon bestehende Rentenproblematik. Gerade im Süden altert die Gesellschaft extrem schnell – Italien wird bereits in wenigen Jahren den fragwürdigen Titel „ältestes Land Europas“ erringen.
In Spanien und Portugal sieht es ähnlich aus. Zeitgleich fehlen gerade diesen Ländern aufgrund der durch den Euro ausgelösten Wirtschaftskrise die jungen Beitragszahler – kein Wunder, liegen die Jugendarbeitslosenquoten schließlich bei 5% und darüber. Wer von den Jungen kann, verlässt diese Länder. Hierdurch verschärft sich die Situation mittelfristig noch einmal. Über die Altersarmut, die den Zurückgebliebenen jener Generation bevorsteht, will man gar nicht nachdenken müssen.
Doch wer soll derart gewaltige Transferleistungen stemmen können? Schließlich besteht die Problematik überall. Gewiss, ganz gleich ob Spanien, Griechenland, Italien oder auch Frankreich, überall schielen die Regierungen begehrlich auf das vermeintlich reiche Deutschland. Nur kann Deutschland nicht die Sozialsysteme der EU-Mitglieder retten, es ist ja bereits mit seinem eigenen völlig überfordert.
Unter diesen Gesichtspunkten macht auch die abschlagfreie Rente mit 63 Sinn - es ist ja schließlich besser, die noch vorhandenen geringen Reserven den eigenen Beitragszahlern zukommen zu lassen, als sie als Solidaritätszahlung in den Süden überweisen zu müssen......

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Peregrin
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Peregrin »

Vielleicht sollte die Bundesbank sich einmal mit den Logistikern aus Holland austauschen:
http://diepresse.com/home/wirtschaft/in ... s-USA-heim
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Das war auch nicht anders zu erwarten - bei dem Kommissionspräsidenten:
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sagte der Süddeutschen Zeitung und weiteren europäischen Blättern, er habe "die Wahl getroffen, nicht zu sanktionieren". Die Kommission werde an diesem Freitag klare Bewertungen für die von den Euro-Ländern eingereichten Haushaltspläne für 215 abgeben. "Aber die finalen Entscheidungen über Konsequenzen haben wir auf März, April verschoben", sagte Juncker in seinem ersten Interview seit dem Amtsantritt.
Mit dieser Entscheidung kommt Juncker Frankreich und Italien, zwei der größten Volkswirtschaften der Euro-Zone, sehr weit entgegen. Die sozialistische Regierung in Paris bekommt trotz ihrer Ankündigung, erst 217 die erlaubte Neuverschuldung wieder einhalten zu können, erneut mehr Zeit. Zudem entgeht sie vorerst Strafen in Milliardenhöhe, die der Stabilitäts- und Wachstumspakt bei dauerhaften Verstößen gegen die Regeln vorsieht. Auch Italien wird geschont. Die Regierung von Matteo Renzi macht mehr Schulden als gestattet sind. Brüssel müsste deshalb eigentlich ein Strafverfahren einleiten. Dem Vernehmen nach zeigt sich die Kommission gegenüber weiteren fünf Ländern milde.
Juncker sagte, es wäre einfach gewesen, jetzt schon Sanktionen zu verhängen. "Wir haben Regeln, Strafen, Sanktionen". Er habe sich anders entschieden, um die Länder selber erklären zu lassen, wie sie ihre Haushalte in Ordnung bringen. Hintergrund sind Beschwerden aus den Hauptstädten, die EU-Kommission diktiere, wie nationale Haushaltspläne auszusehen hätten; sie greife damit in nationale Hoheiten ein.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/e ... -1.2242453

Die Bundeskanzlerin gab Geld und Garantien, es wurden "Rettungsfonds" geschaffen und die Regierung glaubte sich mit dem durchgesetzten Stabilitäts- und Fiskalpakt auf dem richtigen Weg. Warnungen, daß der Pakt nicht eingehalten und nur der öffentlichen Beruhigung dienen würde, wurden ignoriert bzw. lächerlich gemacht. Jetzt zeigt es erneut, daß die notorischen "Querulanten" mit ihren Befürchtungen Recht behalten haben/werden - oder wer glaubt nach der obigen Ankündigung von Juncker noch an schmerzhafte Konsequenzen bei fiskalischem Fehlverhalten eines Landes :D :kugel:

Ich wage noch eine weitere Vorhersage: Der Juncker-booster - also sein Programm iHv 315 Mrden € zur Schaffung von 1,3 Mio neuen Arbeitsplätzen - wird ebenso erfolgslos bleiben wie die Vorgaben des Stabilitäts- und Fiskalpaktes. Das Geld wird versickern und am Ende bleiben nur höhere Schulden. Glücklicherweise werden es nur 15 Mrden sein - Juncker will nämlich das machen, was er den Banken vorgeworfen hat: seinen Einsatz hebeln. :breitgrins:

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Auch darüber sollte sich jeder Gedanken machen, der die Sirenengesänge der Politiker und Wissenschaftler zur Abschaffung oder erheblichen Einschränkung der Bargeldnutzung (z.B. in Italien < 1. €) hört:
Tatsächlich wird so natürlich weder die organisierte Kriminalität besiegt noch ein höheres Steueraufkommen generiert. Stattdessen wird der vollständig gläserne Bürger geschaffen. Was immer er einnimmt, was immer er ausgibt: Der Staat sieht es, der Staat kontrolliert es.
(...)
In solch einem System Widerstand zu leisten, wäre ob des ungeheuren Risikos kaum mehr vorstellbar: Widerspenstigen Bürgern kann hier mit einem einzigen Mausklick der gesellschaftliche Boden entzogen werden. Während den Protesten im Oktober dieses Jahres in Hongkong schlossen einige Banken Kunden aus, die an den Protesten teilgenommen hatten.
In einer bargeldlosen Gesellschaft wäre dies gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Ohne Konto wäre es unmöglich, Essen zu kaufen oder eine Wohnung anzumieten. Die Mobilität wäre sofort ebenso enorm eingeschränkt wie die Fähigkeit zu kommunizieren. Ein effektiveres Sanktions- und Drohpotential ist kaum vorstellbar.
http://www.geolitico.de/214/11/29/mit- ... -diktatur/

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

In Italien sind jetzt alle Oppositionsparteien gegen den Euro. Berlusconi hat bereits einen Plan:
Berlusconi will die geldpolitische Souveränität zurückgewinnen, indem er zu Hause eine Parallelwährung einführt, die frei gegenüber dem Euro gehandelt wird. Löhne und Gehälter und natürlich auch die Preise in den Geschäften würden in dieser neuen Währung ausgeschrieben.
Man würde alte Euros und die neuen italienischen Euros zunächst eins zu eins umtauschen. Danach würde die neue Währung freigegeben, worauf ihr Wechselkurs sofort einbrechen würde, wahrscheinlich um 3 bis 5 Prozent. Die italienische Wirtschaft wäre mit einem Schlag wieder wettbewerbsfähig.
Für den Rest der Eurozone wäre ein solcher Austritt Italiens das schlimmste aller Krisenszenarien. Das Land ist seit dem Eintritt in den Euro effektiv nicht mehr gewachsen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Die Jugendarbeitslosigkeit erschreckend.(...)
Ein Austritt aus dem Euro würde rein technisch das italienische Problem mit einem Schlag lösen. Die Firmen wären wieder wettbewerbsfähig. Man würde die Staatsschulden ebenfalls in die neue Währung konvertieren, denn sonst würde sich der Akt nicht lohnen. Die ausländischen Eigentümer italienischer Staatspapiere würden einen Verlust hinnehmen müssen.
Ob der Euro nach einem italienischen Austritt überhaupt überleben kann, ist alles andere als klar. Das europäische Finanzsystem wäre zu dem Zeitpunkt akut gefährdet. Die Märkte würden möglichweise darauf spekulieren, dass andere Länder ebenfalls das Weite suchen. Will Frankreich weiterhin an Deutschland gekettet sein, wenn Italien den Euro verlässt? Die Antwort ist möglicherweise sogar Ja. Nur kann man sich dessen nicht sicher sein, denn die Situation wäre dann sehr unübersichtlich.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 594.html

Wenn der erste Stein fällt, wird es ganz schnell gehen und mit dem Euro zu Ende sein.

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:In Italien sind jetzt alle Oppositionsparteien gegen den Euro. Berlusconi hat bereits einen Plan:
Berlusconi will die geldpolitische Souveränität zurückgewinnen, indem er zu Hause eine Parallelwährung einführt, die frei gegenüber dem Euro gehandelt wird. Löhne und Gehälter und natürlich auch die Preise in den Geschäften würden in dieser neuen Währung ausgeschrieben.
Man würde alte Euros und die neuen italienischen Euros zunächst eins zu eins umtauschen. Danach würde die neue Währung freigegeben, worauf ihr Wechselkurs sofort einbrechen würde, wahrscheinlich um 3 bis 5 Prozent. Die italienische Wirtschaft wäre mit einem Schlag wieder wettbewerbsfähig.
Für den Rest der Eurozone wäre ein solcher Austritt Italiens das schlimmste aller Krisenszenarien. Das Land ist seit dem Eintritt in den Euro effektiv nicht mehr gewachsen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Die Jugendarbeitslosigkeit erschreckend.(...)
Ein Austritt aus dem Euro würde rein technisch das italienische Problem mit einem Schlag lösen. Die Firmen wären wieder wettbewerbsfähig. Man würde die Staatsschulden ebenfalls in die neue Währung konvertieren, denn sonst würde sich der Akt nicht lohnen. Die ausländischen Eigentümer italienischer Staatspapiere würden einen Verlust hinnehmen müssen.
Ob der Euro nach einem italienischen Austritt überhaupt überleben kann, ist alles andere als klar. Das europäische Finanzsystem wäre zu dem Zeitpunkt akut gefährdet. Die Märkte würden möglichweise darauf spekulieren, dass andere Länder ebenfalls das Weite suchen. Will Frankreich weiterhin an Deutschland gekettet sein, wenn Italien den Euro verlässt? Die Antwort ist möglicherweise sogar Ja. Nur kann man sich dessen nicht sicher sein, denn die Situation wäre dann sehr unübersichtlich.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 594.html

Wenn der erste Stein fällt, wird es ganz schnell gehen und mit dem Euro zu Ende sein.
Wer kauft denn unter solchen Umständen jetzt überhaupt noch italienische Staatsanleihen?

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Maurus hat geschrieben:Wer kauft denn unter solchen Umständen jetzt überhaupt noch italienische Staatsanleihen?
Alle diejenigen, die der Auffassung sind, daß man Italien nicht fallen lassen wird und glauben - falls es doch passieren sollte - "gerettet" zu werden.
Im übrigen ist das Risiko überschaubar, wenn die EZB unter ihrem Präsidenten Draghi im nächsten Jahr mit dem Aufkauf von Staatsanleihen beginnen wird. Bis dahin kann man noch Zinsen (hoch sind die zwar auch nicht mehr, aber es gibt mehr als bei Bundesanleihen) kassieren und dann seine Schrottpapiere bei der EZB (und damit letztendlich beim Steuerzahler) abladen.

Für mich stellt sich eine andere Frage:
Was geschieht, wenn tatsächlich eine Partei die Regierung stellt, die den Austritt aus dem Euroraum betreibt? Undenkbar ist das nicht, denn ob die Ausgabenprogramme wirken, ist fraglich.
Man kann versuchen, die Probleme mit Geld zuzukleistern - das macht man schon seit Jahren - aber wirklich geholfen hat das wohl nicht und führt zu ganz anderen Problemen - wie selbst besonnene Wirtschaftslenker wie Nikolaus von Bomhard andeuten.
„Die Einschätzung der Risiken, denen wir uns ausgesetzt sehen, ist in meinen Augen zu wohlwollend. Die Lage ist viel ernster, als viele glauben. Die Kollateralschäden dessen, was die Zentralbanken derzeit in Europa unternehmen, sind groß“
Im Süden hohe Arbeitslosigkeit und im Norden Vernichtung der Ersparnisse durch finanzielle Repression - ob die Währung den Spagat lange aushalten kann und die Bevölkerung nicht rebellieren wird?

Ähnlich auch hier:
Ein Wirtschaftsabschwung in Europa mündet letztendlich in Lohnkürzungen. Und diese werden die Bürger der Eurozone nicht gleichgültig hinnehmen, so Chaney. "Sie werden als Reaktion darauf Partei-Vertreter aus dem extrem rechten und linken Spektrum wählen und ihnen so den Sprung in die Regierungen ermöglichen", sagt Chaney. In der Folge werden die bereits herrschenden Spannungen zwischen den Euroländern noch grösser, und dies ist denkbar schlecht für die Zukunft des Euro und der europäischen Idee als Friedensprojekt, so der Chefökonom.
Nationalistische Tendenzen sind seit einiger Zeit spürbar. So stieg die rechtspopulistischen französischen Partei Front National bei den Europawahlen zur stärksten Kraft auf. Ende September zog sie zudem erstmals in den französischen Senat ein. Auch in Deutschland hat die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) Aufwind.
Die Euro-kritischen Parteien in IT (s.o.), in Spanien (podemos), in Finnland (Wahre Finnen) und auch in NL und Belgien wurden nicht erwähnt.

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