Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

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Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Vermutlich ist das der Grund, daß die EU darüber nachdenkt, die Mitgliedschaft des IWF in der Troika zu beenden - von den Schwellen- und Entwicklungsländern kommt Widerspruch zur GR-Rettung:
Eine Gruppe von Schwellen- und Entwicklungsländern macht Front gegen weitere Hilfskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das überschuldete Griechenland. Die von Brasilien repräsentierte Ländergruppe verweigerte der jüngsten Freigabe neuer IWF-Kredite an das südeuropäische Euro-Land die Rückendeckung, wie Brasiliens Exekutivdirektor beim Fonds, Paulo Nogueira Batista, mitteilte.
(...)
Die von Brasilien geführte Gruppe von elf Ländern aus Lateinamerika und der Karibik im Exekutivdirektorium des Fonds enthielt sich bei der Abstimmung über die Freigabe weiterer Mittel der Stimme. "Die jüngsten Entwicklungen in Griechenland bestätigen einige von unseren schlimmsten Befürchtungen", sagte Brasiliens Vertreter Batista. Die Umsetzung der Reformprogramme sei in fast allen Bereichen unbefriedigend. Die Erwartungen zur Wachstums- und Schuldenentwicklung seien weiterhin durch übertriebenen Optimismus gekennzeichnet. Diese Kritik wird als Ausdruck wachsender Verärgerung auf Seiten der Schwellenländer über die Rolle des IWF in der Euro-Schuldenkrise gesehen.
IWF-Experten äußern in ihrem Länderbericht nach der jüngsten Prüfmission gleichfalls heftige Kritik an Umsetzungsmängeln bei den verabredeten Strukturreformen in Griechenland. Derzeit laufe die Gesundung der Staatsfinanzen vor allem über drastische und schmerzhafte Ausgabeneinschnitte. Was fehle, seien Reformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Es gebe eine "verspätete, zögerliche und stückweise Umsetzung von Strukturreformen".
http://www.teleboerse.de/nachrichten/La ... 95236.html

Daß diese - im Vergleich zu GR - armen Länder wenig Verständnis für die "GR-Rettung" haben, ist verständlich. Auch ihnen dürften die Statistiken der EZB zur Reichtumverteilung in der Euro-Zone nicht unbekannt sein.
Bemerkenswert auch, mit welcher Klarheit von diesen Ländern die Finger in die Wunde gelegt werden: Egal ob Privatisierungen oder Strukturreformen - überall hinkt man dem Zeitplan hinterher. Und die Europäer rechnen sich alles schön und vertrauen zur Not auf die angeblichen Öl- und Gasreserven... ;D

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Daraus:
Dieses Jahr erwartet uns ein bitteres Jubiläum: Am 1. November 1993 trat der Vertrag von Maastricht in Kraft.
Ich wette mal, daß man versuchen wird, dieses Jubiläum in D. mit Stillschweigen zu übergehen - ähnlich wie zum 01. 01. 2012 die zehnjährige Einführung des Euro-Bargeldes.

In der Peripherie mag das durchaus anders sein.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

"Wenn es ernst wird, muß man lügen" - diese Aussage stammt zwar von Juncker, aber auch Schäuble handelt danach:
Die offiziellen Zahlen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) über die deutschen Haftungsrisiken der „Euro-Rettung“ geben nicht die volle Wahrheit wieder. Darauf wird in Regierungskreisen hingewiesen, wie die F.A.Z. erfahren hat. Schäuble hat vergangene Woche in seinem Bericht an den Finanzausschuss des Bundestags zwar die Risiken aus den beiden Rettungsfonds Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) und Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) aufgelistet. Nicht darin eingerechnet sind aber Beiträge aus dem 21 eingerichteten Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM) mit 6 Milliarden Euro Volumen. Der deutsche Anteil an diesem von der EU-Kommission verwalteten temporären Hilfsfonds beträgt rund 2 Prozent. Hinzu kommen bilaterale Kredite an Griechenland, zu denen die Staatsbank KfW bislang 15,2 Milliarden Euro beigesteuert hat.

Rechnet man diese beiden Posten hinzu, haftet Deutschland mit rund 122 Milliarden Euro. In seiner jüngsten Übersicht im Internet gibt das Ministerium dagegen 95,3 Milliarden Euro an. Nicht berücksichtigt sind ferner in Schäubles Darstellung die gestundeten Zinsen für Darlehen an Krisenländer.
(...)
Das Ifo-Institut berechnet regelmäßig die maximalen Haftungssummen aus der Euro-Rettung. Dabei berücksichtigt das Münchner Institut nicht nur die Milliarden aus den Hilfsprogrammen, sondern auch die Verbindlichkeiten der Krisenländer im Target-System der Zentralbanken sowie die Staatsanleihekäufe der Notenbanken. Das Institut kommt auf eine maximale deutsche Haftung von 632 Milliarden Euro, falls die Währungsunion auseinanderbräche. Das Finanzministerium weist diese Rechnung scharf zurück.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 33836.html

Schon klar - die Target-Salden werden vom Finanzministerium und Regierung auch nur als "Verrechnungsposten" angesehen. Damit könnte man - im Falle des Auseinanderbrechens der Währungsunion oder dem Ausscheiden einzelner Länder - noch nicht einmal Forderungen geltend machen. Die in diese Länder exportierten Waren wären ihnen praktisch geschenkt worden.....

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Ein Topberater von Finanzminister Schäuble, der Chef des Wissenschaftlichen Beirats im Finanzministerium, Prof. Konrad, "fürchtet, dass sich das Gefälle in der wirtschaftlichen Dynamik innerhalb Europas erheblich verstärkt. Im Krisenfall solle Deutschland aussteigen."
Die Welt: Sollte Griechenland zumindest temporär aus dem Euro aussteigen?
Konrad: Nein. Die dann wegen der Währungsabwertung höheren Auslandsverbindlichkeiten würden das Land erdrücken. Wenn man die Währungsunion aufbrechen will, sollte man dies an der Nordgrenze tun. Wenn, dann muss Deutschland aus dem Euro raus.

Die Welt: Deutschland soll zum dritten Mal Europa in die Luft sprengen? Das wird keine Bundesregierung je tun.
Konrad: Der Euro ist nicht Europa. Europa sollten wir retten, nicht den Euro! Deutschland kann zwar aus politischen Gründen aus dem Euro nicht selbst aussteigen. Die anderen Länder könnten Deutschland aber dazu drängen. Dazu kann es kommen. Die wirtschaftlichen Zustände werden in einigen Ländern unerträglich. Dazu treten politische Unruhen. Und wenn Deutschland und ein paar andere starke Länder die Währungsunion verlassen, wird der Euro abwerten und die südeuropäischen Länder kämen wirtschaftlich wieder auf die Beine.

Die Welt: Der Preis dafür ist der Ruin der deutschen Exportwirtschaft.
Konrad: Sie könnte sogar gestärkt daraus hervorgehen. Sie hat die regelmäßigen Aufwertungen der D-Mark in früheren Jahrzehnten immer wieder gemeistert und wurde so fit für den Wettbewerb. Heute hat sie es da besser. Aber die Fähigkeit, auf Herausforderungen zu reagieren, geht dabei verloren. Und das ist gefährlich.
(...)
Die Welt: Zurück in die Gegenwart: Neben Griechenland werden wohl auch Portugal und Zypern, vielleicht auch Irland bald weitere Rettungspakete benötigen. Kann Deutschland die drohenden Belastungen schultern?
Konrad: Das Ausland stilisiert Deutschland zum zögerlichen Hegemon. Das ist eine Fehleinschätzung. In der jüngst veröffentlichten Vermögensstatistik in Europa hat Deutschland weit unterdurchschnittlich abgeschnitten. Die Politik und die Medien haben diese Ergebnisse heruntergespielt. Wir müssen aber akzeptieren: Deutschland ist klein im Verhältnis zur EU. Und Deutschland ist relativ zu seinen Nachbarn in den vergangenen 15 Jahren deutlich ärmer geworden.
(Hervorhebung von mir)

Wie waren noch einmal die Aussagen der Politiker zu Beginn der Eurokrise:
"Wir" profitieren doch vom Euro! - "Wir" i.S. von "Politikerkaste" ist natürlich richtig - für die Bevölkerung gilt wohl das Gegenteil.

Eine andere Entwicklung zeichnet sich bereits ab:
Konrad: Deutschland wird in den nächsten Jahren weiter von der Krise profitieren und einen Zuzug von Fachkräften erleben. So entstehen auf der einen Seite leistungsfähige Zentren in Europa und auf der anderen Seite ganze Gebiete voller Rentner und Transferempfänger. Europa gerät so in eine Mezzogiorno-Situation. Was das bedeutet, kann man seit Jahrzehnten in Italien beobachten. Dort muss der reiche Norden den armen Süden mit großen Sozialtransfers unterstützen. Gern tut man das nicht einmal innerhalb Italiens. Angesichts dieser Spannungen droht dem Euro das Aus.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... etten.html

Die Situation Ende der 5'iger und Anfang der 6'iger Jahre könnte sich wiederholen. Damals kamen über die Anwerbeabkommen mit den heutigen Peripheriestaaten Arbeitssuchende nach D., weil es in ihren Ländern keine Arbeit gab. Die Kinder oder Enkel der damaligen "Gastarbeiter" müssen sich u.U. wieder auf den Weg nach Norden machen.....

maliems
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von maliems »

Caviteño hat geschrieben:Die Situation Ende der 50'iger und Anfang der 60'iger Jahre könnte sich wiederholen. Damals kamen über die Anwerbeabkommen mit den heutigen Peripheriestaaten Arbeitssuchende nach D., weil es in ihren Ländern keine Arbeit gab. Die Kinder oder Enkel der damaligen "Gastarbeiter" müssen sich u.U. wieder auf den Weg nach Norden machen.....
Das finde ich eigtl. recht sympatisch. Multi-Kulti im nationalen Bereich finde ich weit gesünder als die kulturelle Verfremdung, die die Deutschen unter sich mit Homo-Ehe, Frauenförderung u Gender usw. fabrizieren.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Folgende Info zum Staatsbankrott Griechenlands:
Bernd Lucke hat geschrieben:1. Griechenland hat im Mai 2010 ein erstes Rettungspaket von 110 Mrd Euro erhalten (80 Mrd Euro durch bilaterale Kredite der Eurozone und 30 Mrd Euro vom IWF). Im FAZ-Gespräch am 24.7.10 kündigte Herr Schäuble an, dass die Rettungsschirme für Griechenland drei Jahre laufen. Danach sei Schluss. Auch Herrn Schäubles damalige Ankündigungen, er sehe eine gewisse Entspannung in Griechenland und die Defizitreduktion sei nicht wachstumsfeindlich, zeichnen ihn als wahren Fachmann aus. (Griechenlands Schuldenquote ist von damals 110% auf jetzt 170% gestiegen, obwohl zwischenzeitlich ein Schuldenschnitt von 100 Milliarden Euro stattgefunden hat. Das "Wachstum" war durchgängig negativ und hat zum Verlust von einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts geführt.)

2. Im Juli 2011 beschloss die Euro-Gruppe ein zweites Griechenlandpaket in Höhe von 109 Mrd Euro (plus 50 Mrd Euro "freiwillige" Privatgläubigerbeteiligung). EU-Ratspräsident van Rompuy erwartete, dass damit alle finanziellen Bedürfnisse Griechenlands bis 2014 abgedeckt seien (hier). Die Umsetzung dieses Pakets verzögerte sich aber und als der Bundestag im Februar 2012 darüber beschloss, hatte man das Volumen bereits auf 130 Mrd Euro erhöht (plus 100 Mrd Euro "freiwilliger" Schuldenschnitt). Im November 2012 wurde das Paket erneut um 47 Mrd Euro auf nunmehr 177 Mrd Euro erhöht.

3. Seit langem sind sich alle Experten einig, dass Griechenland einen Schuldenschnitt braucht - nur die Bundesregierung leugnet dies hartnäckig (hier). Derzeit hat Griechenland einen Schuldenstand von 350 Mrd. Euro. Der Schuldendienst muss aus dem sog. Primärüberschuss geleistet werden, der jüngst auf 2,6 Mrd Euro beziffert wurde (hier). Während die Bundesregierung dies als einen Erfolg feierte, reicht der Primärüberschuss offenkundig noch nicht einmal aus, um Zinsen von auch nur 1% zu zahlen - von Tilgung ganz zu schweigen. Vielmehr liegt die sog. Schuldentragfähigkeit Griechenlands unter realistischen Annahmen bei deutlich unter 100 Mrd Euro, d. h. Griechenland ist eindeutig völlig überschuldet.

4. Heute verkündet Herr Schäuble (hier), dass Griechenland 2014 ein drittes Hilfspaket braucht. Angesichts der Notwendigkeit eines Schuldenschnitts (ein Euphemismus für einen Staatsbankrott) ist ein drittes Griechenlandpaket von Anfang an eine Schenkung, denn Kredite kann Griechenland ja nicht zurückzahlen. Wie groß diese Schenkung sein wird, wird vor der Bundestagswahl kaum bekannt gegeben werden. Aber klar ist, dass auch die früheren Griechenlandhilfen mit dem Schuldenschnitt faktisch sehr weitgehend zu Schenkungen werden. Bitte weisen Sie in Gesprächen mit Wählern ausdrücklich darauf hin, dass die Behauptung, Griechenland erhalte weitere Kredite, schlicht falsch ist. Es handelt sich um Schenkungen, da keinerlei Hoffnung auf Rückzahlung besteht.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Zu Punkt 4 - s.a. heute in einem Kommentar der FAZ:
Zum Ehrlich-Machen gehört nämlich auch das Eingeständnis: Wer neues Geld verleiht, auf dessen Rückzahlung wenig Hoffnung besteht, hat in Wirklichkeit schon auf die alten Schulden verzichtet.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 481.html

Weitaus perfider ist es mE, daß die Finanzierung jetzt aus dem EU-Haushalt erfolgen soll hier
Das hat für die "Euro-Retter" folgende Vorteile:
1. Man muß nicht die Parlamente bemühen, in denen sich Widerstand formiert. Dies gilt insbesondere für den Fall, daß bei den Wahlen in D. und/oder A. "europakritische" Parteien gewählt werden sollten und damit die Gefahr besteht, daß jede "Rettung" mit einer großen Debatte im Parlament verbunden ist. Die jetzt dort sitzenden Abnicker könnten evtl. nachdenklich werden....
2. Man hat den ungeliebten IWF draußen, der mit seinem - unpolitischem - Beharren auf Erfüllung der Vereinbarungen die "Rettung" verzögert.
3. Man muß keine neuen Vereinbarungen abschließen, die von den Nachfahren des listenreichen Odysseus traditionsgemäß sowieso nur unterlaufen werden. Dann muß man sich auch nicht mehr rechtfertigen, wenn die Gelder trotzdem ausgezahlt werden.
4. Die Geldvergabe erfolgt praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit - wer interessiert sich schon für die Haushaltsverabschiedung im Europäischen Parlament? :hmm:
5. Da es sich um sog. "Strukturhilfen" handeln soll, die nicht zurückgezahlt werden müssen, wird der Schuldenstand GR nicht weiter erhöht. Es handelt sich um Schenkungen. Der Bevölkerung wird dann dargelegt, daß auch andere Länder "Strukturhilfen" erhalten (haben).
6. Selbst bei den Wahlen kann der Souverän die GR-Schenkungen nicht mehr stoppen - zuständig ist dafür "Europa".

Wieder ein weiterer Schritt zur Abschaffung Deutschlands....

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Hubertus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Hubertus »

"Euro-Retter verschweigen die wahre Lage in Griechenland"

Daraus:
Die Verschuldungsquote dürfte in diesem Jahr auf fast 176 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. [...] Fast kein Experte glaubt, dass sich Griechenland unter diesen Bedingungen wieder am Kapitalmarkt Geld leihen kann. [...] Mit anderen Worten: Die Griechen brauchen früher oder später einen weiteren Schuldenerlass.
Spannend, wie die BRegierung so kurz vor der Wahl mit solchen Meldungen umgehen wird. :detektiv:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Torsten
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Torsten »

spon hat geschrieben:Griechische Medien: "Schäuble droht uns mit neuer Hilfe"

"Sie sind gescheitert und wollen uns wieder retten - Schäuble droht uns mit neuer Hilfe", schrieb etwa die linksgerichtete Zeitung "Efimarida ton Syntakton". Das neue Hilfsprogramm werde mit weiteren harten Sparmaßnahmen verbunden sein, prognostizierte das Blatt.
Und das nicht nur in Griechenland. Die Liquidität muss fließen, und zwar ins Kasino. Womit dort die heiße Luft produziert wird, an der die sogenannte Realwirtschaft wie eine Gondel an einem Ballon hängt, der ständig mit neuen und immer mehr Schulden gefüllt werden muss, um ein Wachstum zu simulieren, das von der menschlichen Arbeit nicht mehr getragen wird. Aufgrund des Abbaus und der Entwertung von Erwerbsstellen im Rahmen von Rationalisierung und Produktivitätszuwachs, die ihrerseits ihre Ursache im Wettbewerb haben, und für immer weniger, dafür höher qualifizierte und besser bezahlte, oder aber für immer mehr Billiglohnstellen sorgen. Das Grundproblem ist der Sinn und Zweck der Arbeit. Die "Liturgie" des Kapitalismus.

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Maurus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Maurus »

Was mich daran interessieren würde ist, wie es sein kann, dass ein Land auch dann nicht auf die Beine kommt, wenn es Kredite/Schuldenerlasse in einer Höhe erhalten hat, die das BIP deutlich übersteigen. Als Nichtökonom kann ich das irgendwie nicht wirklich nachvollziehen :achselzuck:.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:Was mich daran interessieren würde ist, wie es sein kann, dass ein Land auch dann nicht auf die Beine kommt, wenn es Kredite/Schuldenerlasse in einer Höhe erhalten hat, die das BIP deutlich übersteigen. Als Nichtökonom kann ich das irgendwie nicht wirklich nachvollziehen :achselzuck:.
Nun, das ist relativ einfach zu erklären:
Man stelle sich vor Jemand hat wenig Geld, aber gibt viel Geld aus.
Das Geld, was dieser Jemand ausgibt, hat er sich von freundlichen (in Torstens Terminologie: gierigen) Geldgebern geliehen. Die Ausgaben von diesem Jemand werden - und dies ist eine wichtige Unterscheidung - konsumiert und (leider) nicht investiert. Mithin ist das Geld nach der Konsumption weg. Hätte der Jemand investiert, wäre ein zukünftiger Ertrag entstanden, mit dem Jemand die Kredite (und die Zinsen) hätte zurückzahlen können.

Irgendwann merken die Geldgeber, daß Jemand die Kredite nicht (mehr) zurückzahlen kann. Also gehen sie hin und betteln die EZB und darüber hinaus noch die europäischen Länder an, ihnen doch die gewährten Darlehen abzukaufen (Stichwort: ESM, EFSF). Diese gewährten Darlehen werden den (Alt-)Kreditgebern auch abgekauft. Dadurch ändert sich jedoch die wirtschaftliche Situation des Jemand in keinster Weise, denn es findet lediglich ein Gläubigerwechsel statt. Auf einen Teil - aber eben nur einen Teil - der Kredite wurde auch verzichtet: siehe bei Lucke unter Punkt 2. (Schuldenschnitt).

Jemand fährt aber ungehindert fort, bei wenig Geld in der Schatulle, viel Geld zu rein konsumptiven Zwecken auszugeben. Daher ändert sich unterm Strich an der katastrophalen Lage der Volkswirtschaft vom Jemand nix! :pfeif:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben: Jemand fährt aber ungehindert fort, bei wenig Geld in der Schatulle, viel Geld zu rein konsumptiven Zwecken auszugeben. Daher ändert sich unterm Strich an der katastrophalen Lage der Volkswirtschaft vom Jemand nix! :pfeif:
Richtig, GR lebt seit Jahren ganz erheblich über seine Verhältnisse und besorgte sich das Geld zuerst von Kapitalmärkten und jetzt von den übrigen europäischen Steuerzahlern.
Beim 1. Schuldenschnitt wurden nur die privaten Darlehnsgeber "rasiert", die Kredite der öffentlichen Hand fielen nicht darunter und die Wertpapiere, die die EZB am Sekundärmarkt gekauft hatte und eigentlich in den Schuldenschnitt mit eingezogen werden müßten, bekamen eine neue Wertpapierkennnummer (WKN). Diese WKN fand sich dann nicht in der Aufstellung des gr. Parlaments über die Wertpapiere, die einem "freiwilligen" Schuldenschnitt unterzogen werden sollten. "Freiwillig" sollte der Schuldenschnitt deswegen sein, um Probleme mit den CDS (Credit Default Swaps = Kreditausfallversicherungen) zu vermeiden.....

Der Schuldenstand ist seit dem 1. Schuldenschnitt im Frühjahr 212 weiter gestiegen sind und man "braucht" noch dauernd neue Kredite.

Bild

Z.. Zt. stehen praktisch keine Kreditrückzahlungen an. Die Wertpapiere, die die Gläubiger aufgrund des Schuldenschnitts erhalten haben, laufen noch lange. Somit fließen alle "Hilfsgelder" in den gr. Konsum - sei es als Renten- oder Gehaltszahlungen im öffentlichen Dienst. GR ist eben nicht bereit, einen großen Teil des überbesetzten öffentlichen Dienstes auf die Straße zu setzen. Maßnahmen, die den Strukturwandel beschleunigen würden, stoßen auf den erbitterten Widerstand der Betroffenen und man fängt natürlich schon wieder an, zu tricksen:
Aber wie sieht die Realität aus? Beim Primärüberschuss scheint Griechenland auf einem gutem Weg. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag das Plus bei 2,6 Milliarden Euro. Aufs Jahr gerechnet entspräche das einem Wert von 1,5 Prozent des BIP. Zum Vergleich: Ursprünglich war mit einem Primärdefizit von 3,1 Milliarden Euro gerechnet worden.
Experten führten die positive Entwicklung darauf zurück, dass Athen seit Monaten nur noch die dringendsten Rechnungen bezahlt.
http://www.focus.de/finanzen/news/staat ... 77565.html

Die Lage ist hoffnungslos. Selbst wenn die EU verstärkt helfen wollte, kann sie dieses nicht:
Es gilt seit jeher als Problem, dass Griechenland nicht in der Lage ist, Projekte auf die Beine zu stellen, die die Förderkriterien der EU-Fonds erfüllen. Schäubles Sprecher erinnerte am Mittwoch daran, dass deshalb aus dem in diesem Jahr ablaufenden EU-Finanzrahmen Mittel von 13,4 Milliarden Euro nicht nach Griechenland abgeflossen sind. Eine Senkung der Kofinanzierungsquote hätte auf den griechischen Staatshaushalt ohnehin geringen Einfluss. Schon jetzt muss Griechenland nur 5 Prozent des Gesamtbetrags für die Kofinanzierung bereitstellen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 41536.html

Man kann dort zwar zusätzliche Olivenhaine nach Brüssel melden, um Geld zu kassieren - wenn aber Investitionsprojekte gefördert werden sollen (jeder größere Radweg in D. wird mit Kofinanzierung der EU erstellt, wie den Hinweistafeln zu entnehmen ist), scheint es sich auszuwirken, daß ein Teil der Beamten wohl nicht nach Fähigkeit sondern nach Partei- oder Familienbuch eingestellt wurde.

Innerhalb der Eurozone hat GR nicht den Hauch einer Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Wie soll das denn funktionieren? Im Tourismus steht es mit anderen Destinationen, die häufig preiswerter sind und ebenso Sonne und Meer bieten, im Wettbewerb. Das größte börsennotierte Unternehmen (ein Getränkeabfüller) hat inzwischen seinen Sitz nach Zug (CH) und seine Börsennotierung nach London verlegt. Warum sollte ein ausl. Unternehmen bei solchen Vorgaben Investitionen in GR in Erwägung ziehen? :hmm:

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Torsten
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Torsten »

telepolis hat geschrieben:Internationales Kapital verlässt Asien
Rainer Sommer

[...]
Seit sich die Anzeichen verdichten, dass China auf ein Phase mit schwächerem Wachstum zusteuert und aus den USA erste Andeutungen kommen, die superlockere Geldpolitik werde ein wenig gestrafft, verlagern internationale Investoren ihre Gelder mit zunehmender Dynamik aus den "aufstrebenden Volkswirtschaften" ("Emerging Markets") insbesondere Asiens zurück in die entwickelten Märkte.
[...]
Nachdem in den letzten vier Jahren 3.900 Milliarden Dollar an internationalen Geldern in die Emerging Markets geflossen sind und die asiatischen Notenbanken (ohne China und Japan!) seit 2009 laut Citigroup rund 900 Milliarden Dollar an Währungsreserven angehäuft und dafür das Äquivalent in einheimischer Währung in Umlauf gebracht haben, zeigen sich mittlerweile die üblichen Folgen des billigen Geldes.

So kam es in den letzten vier Jahren zu einem erheblichen Anstiegs der öffentlichen und besonders der privaten Verschuldung, die mit teilweise dramatischen Immobilien-Preissteigerungen verbunden waren, die in Hong Kong, Singapur und Südkorea bereits zu deutlich sichtbaren Immobilienblasen geführt haben. Gleichzeitig stiegen die Einzelhandelsumsätze in Emerging Asia zwischen 2008 und 2012 jährlich im Schnitt um 8,8 Prozent, was die Exporteure aus den USA, Japans und der Eurozone darüber hinweggeholfen hat, dass die Zuwächse hier im Schnitt nur bei 0,9 Prozent gelegen hatten.
[...]
Während die Notenbanken mittlerweile überall in Asien (abgesehen von Japan) dazu übergegangen sind, ihre Geldpolitik zu straffen, um Kapitalflucht und Währungsabwertungen entgegenzutreten, und das Auslandskapital zurückgeht, sinken auch die Exporteinnahmen.
[...]
Wenn aber weder Exportüberschüsse, noch eine expansive Geldpolitik oder ausländische Gelder für eine weitere Kreditexpansion zur Verfügung stehen, dürften wohl nicht nur sehr rasch diejenigen Kreditnehmer ans Licht kommen, die ihre Kredite bislang aus neuen Krediten bedient oder damit überteuerte Vermögenswerte finanziert haben, sondern es müsste auch die kreditfinanzierte Nachfrage nach Konsumgütern aus den westlichen Industriestaaten versiegen.
Das ist insgesamt eine ziemlich beunruhigende Entwicklung. Nicht nur, weil bspw. China für VW mittlerweile ein wichtigerer Markt ist als Europa. Das Kapital, was zurückströmt, sucht ja nach Anlagemöglichkeiten. Und damit werden mit Sicherheit keine Industriestädte in Griechenland oder anderswo aus dem Boden gestampft. Weil vom Lohnniveau her Asien trotzdem konkurrenzlos bleibt. Das heißt, die Kuh muss an anderer Stelle gemolken werden. Über die weitere Privatisierung öffentlicher Daseinsvorsorge. Begründet wird der Ausverkauf mit der Schuldenlast der öffentlichen Haushalte. Die sich daraus ergab, jahrzehntelang "über die Verhältnisse gelebt zu haben". Und alle schweigen ehrfürchtig und schämen sich ihrer Verschwendungssucht, während die Herren der neuen Ordnung wie Götter in Helikoptern über ihre Köpfe hinwegbrausen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben: Das ist insgesamt eine ziemlich beunruhigende Entwicklung. Nicht nur, weil bspw. China für VW mittlerweile ein wichtigerer Markt ist als Europa. Das Kapital, was zurückströmt, sucht ja nach Anlagemöglichkeiten. Und damit werden mit Sicherheit keine Industriestädte in Griechenland oder anderswo aus dem Boden gestampft. Weil vom Lohnniveau her Asien trotzdem konkurrenzlos bleibt.
Wenn Du dies liest, lieber Torsten, wirst Du sehen, daß die Entwicklung - was Europa und D. betrifft - noch weitaus beunruhigender ist, als Du es vermutest:
Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht Volkswagen, Daimler oder BMW eine neue Fabrik in China einweihen. Was in Fernost an neuen Kapazitäten entsteht, könnte in Westeuropa bald verschwinden. VW investiert zwar 3,6 Milliarden Euro in das Stammwerk Wolfsburg, aber das sind nur 7 Prozent der gesamten Investitionen des Konzerns von 50 Milliarden Euro. Der Löwenanteil fließt ins Ausland.
Die Produktion folgt dem Markt. „Wir gehen davon aus, dass es in den kommenden Jahren in immer mehr Ländern protektionistische Tendenzen geben wird, die uns zu schaffen machen. Dies führt auch dazu, dass wir in den Schwellenländern verstärkt über lokale Produktion wachsen“, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer. Nur die luxuriösesten Karossen werden noch direkt aus Deutschland nach China geliefert, weil die Kunden der S-Klasse oder Porsche-Käufer noch Wert legen auf „Made in Germany“.
Es sind nicht nur die Autohersteller (und -zulieferer), die verstärkt in China produzieren. Auch Dienstleistungen werden ausgelagert.
Ich hatte schon von dem arbeitslosen Zahntechniker aus Hamburg berichtet, der in Manila Chef eines Dentallabors mit 300 Angestellten ist und für deutsche Zahnärzte arbeitet. Andere Beispiele auf den PH sind deutsche Call-Center, die Deutsche Bank läßt einen Teil ihrer Buchführung dort erledigen und Henkel hat dort auch eines der drei Shared Service Center, in denen bestimmte Aufgaben weltweit erledigt werden. Aus dem englischsprachigen Bereich ist das outsourcing noch viel größer, weil Englisch dort auch Amtssprache ist und der Unterricht in den Schulen bzw. Unis überwiegend in dieser Sprache stattfindet. Unser Enkel arbeitet im call-center für Barclays. Gehalt ca. 300 € - für phil. Verhältnisse ein Spitzengehalt.

Du solltest Kapital nicht immer Spekulation oä gleichsetzen. Durch die Investitionen der internationalen Unternehmen werden dort Arbeitsplätze geschaffen, wo sie notwendiger sind als hier. Wie sonst willst Du 1 Mio junge Menschen, die auf den PH jährlich aus den Universitäten und High Schools in den Arbeitsprozeß entlassen werden, beschäftigen? :hmm: Bevor Du also wieder "Profitgier" oä geißelst, mach doch mal einen Vorschlag, wo die jungen Leute arbeiten sollen.

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Die englische Sicht der Dinge - verpackt in einem song:

Desolution Euro

mit deutschen Untertiteln.

Auch dort fragt man sich, warum D. nicht die Veranstaltung verläßt.....

Piusderdritte
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Piusderdritte »

Und etwas für die "Lateiner" :
Evangelium der Banken im Landtag
http://www.youtube.com/watch?v=zJrZEYQSZgE

:freude:
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Mit der Durchführung und den Auswirkungen einer Parallelwährung im Euroraum - am Beispiel GR - beschäftigt sich dieser Artikel.
Die Parallelwährung fungiert hier als Substitut für das Ausscheiden eines Krisenlandes aus der Euro-Zone, das prinzipiell dieselben ökonomischen Effekte nach sich ziehen würde, wenn nicht das Ausscheiden, und sei es auch nur temporär, als politisches Tabu unter dem Stichwort der „politischen Gesichtswahrung“ öffentlich als anti-europäischer Integrationsrückschritt klassifiziert würde.
Früher oder später wird man zu dieser oder einer ähnlichen Lösung greifen müssen, denn auch die bisher angemahnten Reformen in GR werden nicht dazu führen, daß das Land auf Dauer so wettbewerbsfähig sein wird wie die Länder Nordeuropas.

Piusderdritte
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Piusderdritte »

Falschgeldsystem: die breite Masse ignoriert es, weil die Leute nicht glauben können, daß sie von allen Beteiligten betrogen werden

Haben Sie bei unserem Geldsystem ein undefiniertes, zunehmend schlechtes Gefühl?

Warten Sie darauf, in der Systempresse (Tagesschau, Focus, FAZ, Welt, Stern, Bild, Spiegel, Süddeutsche, etc.) eine “überzeugende, klare Linie” zum Geldsystem zu erfahren, nach der Sie sich anschließend richten können?

Wenn Sie zu dieser Bevölkerungsgruppe gehören, dann bitte lesen Sie die folgende kurze Geschichte:

http://martin-schweiger.com/213/8/26/ ... nicht-ist/

;) ;)
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!

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Edi
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Piusderdritte
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Piusderdritte »

Globlale Inflation hat begonnen: Das Finanzsystem kippt

Die dramatischen Zusammenbrüche in den jungen Volkswirtschaften der Welt sind Vorboten für den Crash des Weltfinanzsystems. Der Schulden-Tsunami rollt an. Er wird zu einer Inflation des Zorns gegen jene führen, die sich die Ausbeutung der Welt zum Ziel gemacht haben. Das Ende wird schmerzhaft sein, sagt Marc Faber. Christine Lagarde spricht vom Dammbruch, gegen den Verteidigungs-Linien errichtet werden müssen. Doch die Angreifer handeln aus Notwehr: Millionen Menschen beginnen, gegen das Finanzsystem zu rebellieren. Die Lage kippt.

http://www.deutsche-mittelstands-nachri ... /8/54242/

Leider nur schlechte Nachrichten vom Finanzsystem, und das schon seit über 5 Jahren!
:bedrippelt:
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Vortrag von Prof. Hankel:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... wjetunion/

Er wirbt darin für einen europ. Parallelgeld-Standard - Euro plus nationale Währung
Der Euro könnte auch in einem re-nationalisierten Europa seine Funktion als Recheneinheit und Bezugsbasis für die innereuropäischen Wechselkurse („numéraire“) beibehalten. Er würde zur Weiterentwicklung des alten „ECU“ (European Currency Unit) aus der Vor-Euro-Zeit. Jeder Bürger hätte ein Wahlrecht, in welcher Währung er sein Vermögen hält: in Euro oder nationaler Währung.
In Abwertungsländern sichert der Euro sein Vermögen, denn der Euro wertet nicht ab. In Aufwertungsländern wie Deutschland gäbe es in aufgewerteter D-Mark einen Inflations-Ausgleich; Hauptgewinner wäre der Fiskus: Er könnte seine Euro-Schulden in D-Mark verbilligt tilgen. Die deutsche Ex­portwirtschaft käme kaum zu Schaden; bei einem durchschnittlichen Import-Gehalt (Rohstoffe, Energie, Vorleistungen von fast 5% je Export-Einheit) würde sie wesent­lich an Kostenentlastung und Wettbewerbsstärke gewinnen – wie bei allen früheren D-Mark-Aufwertungen auch. Die EU gewönne durch diesen „Doppel-Standard“ an inne­rer Stärke. Jedes Land könnte seine Krise aus eigener Kraft und mit eigenen Instru­menten (Zins, Wechselkurs, Reformen) überwinden. Das Diktat der „Troika“ wäre be­endet.
Der Graben zwischen Euro- und Nicht-Euroländern verschwände. Außenseiter wie Schweiz, Norwegen oder Russland könnten beitreten.
(Hervorhebung von mir)

Wenn die Politiker lesen, daß sie auf einen Schlag weniger Schulden haben, besinnen sie sich vielleicht doch noch.

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Hubertus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Hubertus »

Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Piusderdritte
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Piusderdritte »

Deutschland im Tiefschlaf
http://www.youtube.com/watch?v=S1QWxZsc9cU

es lohnt sich auf jeden Fall dieses Video komplett anzuschauen!
;)
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!

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Hubertus
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Hubertus »

Prof. Dr. Hans-Werner Sinn: Die Zukunft des Euro

http://www.youtube.com/v/F_A_cYMORUI
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Hubertus hat geschrieben:Prof. Dr. Hans-Werner Sinn: Die Zukunft des Euro
:daumen-rauf:

Besonders gut sein Hinweis am Ende über die ökonomischen Gesetze, von denen die Politiker glauben, sie außer Kraft setzen zu können.
Ich bin einmal gespannt, ob es in der nächsten Legislaturperiode zu einer Verkleinerung der Euro-Zone kommt oder ob bis 2017 noch viel mehr Geld verbrannt wird......

maliems
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von maliems »

Hab s gerade ganz gesehen u das meiste, nicht alles (da bräuchte ich Nachfragen) verstanden.

Genial war dieses ökonomische Gesetz Mancur Olson.

Leider wollte ich es gerade bei wikipedia vertiefen, aber da versteh ich s nu wirklich viel weniger als bei Sinn.

hab mal gerade bestellt:

Die Logik des kollektiven Handelns: Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen. 5. Aufl. Mohr Siebeck, Tübingen 2004.

vllt besser als wiki

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Piusderdritte hat geschrieben:Deutschland im Tiefschlaf
http://www.youtube.com/watch?v=S1QWxZsc9cU

es lohnt sich auf jeden Fall dieses Video komplett anzuschauen!
;)
Jau, alle sind blöd, nur der Verfasser dieses Filmchens nich'! :patsch:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Die Bundesregierung räumt jetzt ein, daß sich in GR bis Ende 214 eine Milliardenlücke ergeben kann:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/f ... -1.176618

Natürlich soll das neue Geld ohne Sparauflagen fließen:
Ministerpräsident Antonis Samaras will dabei neue Sparauflagen unbedingt vermeiden, heißt es in der Zeitung Kathimerini.
Quelle: s.o.

und GR geht davon aus, daß die Krise noch 2 (i.W. zwanzig) Jahre dauert (und man solange auf "Hilfe" angewiesen sein wird)

http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 3392.html

Natürlich will man sich nicht außen vorschreiben lassen, ob und wann man seinen "Staatsbesitz" verkauft, obwohl man erheblich hinter dem Zeitplan zurückliegt.

Ein passender Kommentar dazu in der FAZ:
Kaum kommt ein bedenkenswerter Vorschlag, wie Griechenland selbst zur Rettung aus dem Schuldensumpf beitragen könnte, folgt aus Athen ein kategorisches Nein. Die Privatisierung von Grundstücken, Gebäuden oder gar ganzen Inseln soll nicht in die Hände ausländischer Profis gelegt werden.
Das zeigt, in welche Falle die „Euro-Retter“ sich längst gebracht haben: Sie müssen darum betteln, dass sich überschuldete Staaten am Riemen reißen - und nicht jene darum, dass ihnen immer weitere Milliarden überwiesen werden.
In dieselbe Richtung weist das Selbstlob der hellenischen Regierung, sie habe mit ihren Reedern die Zahlung von Steuern „verabredet“. Als wäre es eine Gnade gegenüber den Geberländern, dass nun auch endlich die eigenen Milliardäre ein Scherflein beisteuern müssen.
(Hervorhebung von mir)

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 55534.html

Wie lange wollen sich unsere Politiker von den Südländern eigentlich im Nasenring durch die europäische Manege führen lassen? :hae?:

In Portugal lehnte das Verfassungsgericht jetzt erneut die Sparmaßnahmen bei den Beamten ab. Sicherlich, die Arbeitszeit wurde von 35 auf 4 Stunden/Woche erhöht, in D. beträgt sie je nach Land 41 Stunden und mehr - und ein 13. und 14. Gehalt (wie in Portugal) ist auch unbekannt.
Müssen solche Staaten eigentlich noch weiter mit deutschen Steuergeldern alimentiert werden. :hmm:

Caviteño
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Caviteño »

Das Dilemma Deutschlands - oder der Spagat zwischen Euro und Europa:
Deutschland hat vielmehr im Euro-Raum wieder jene halbhegemoniale Stellung inne, die schon die Lage des Bismarckreiches in Europa kennzeichnete. Einerseits ist es zu stark, um sich in die Institutionen der Währungsunion einzufügen, und zu mächtig, um dort als Gleicher unter Gleichen zu agieren. Andererseits aber, das wird zunehmend deutlich, ist das Land auch zu schwach, um im Rest der Euro-Zone die deutsche Politik durchzusetzen.
Vor allem wird es nicht gelingen, anderen Ländern dauerhaft eine nachhaltige Haushaltspolitik aufzuzwingen, die deren politischen und ökonomischen Traditionen und Mentalitäten widerspricht. Es droht vielmehr die Isolierung Deutschlands. Nicht nur der Bundesbankpräsident ist im Rat der EZB isoliert. Auch die Kanzlerin wirkt im Europäischen Rat inzwischen oft genug recht einsam. Die Bundesregierung steht mit ihrer Strategie der Krisenbewältigung durch Schuldenbegrenzung innerhalb der Euro-Zone mittlerweile allein auf weiter Flur.
Finanzielle Solidität und europäische Einigung befinden sich erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte miteinander in Widerspruch. Statt eine stabile Währung zu exportieren, hat die Bundesrepublik die Folgewirkungen geldpolitischer Schwäche von ihren europäischen Nachbarn importiert. Statt mit der Aufgabe der D-Mark die europäische Einigung unumkehrbar zu machen, ist mit dem Euro der Fortgang des Integrationsprozesses so ernsthaft wie nie zuvor in Frage gestellt.
Statt mit der Währungsunion ein für alle Mal aus den Zwängen der halben Hegemonie und der drohenden Isolierung zu entkommen, stellen sich die Fragen von Vormacht und Ausgrenzung Deutschlands in Europa heute in verschärfter Form.
und der Artikel endet mit einem Plädoyer für einen engeren "Nord-Verbund" (Nord-Euro?):
Größe und Wirtschaftskraft unseres Landes wären in einem weiteren und lockereren Verbund, der auch Großbritannien, Schweden, Dänemark, Polen und die anderen ostmitteleuropäischen Staaten gleichberechtigt einschließt, leichter auszutarieren und für alle Beteiligten erträglicher zu gestalten als in einem wirtschaftlich und fiskalisch festgezurrten, engeren Euroraum mit süd- und westeuropäischer Schlagseite, in dem Deutschland einerseits übermächtig erscheint, sich aber andererseits in einer ständigen Minderheitenposition und Isolationsgefahr befindet.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... liert.html

Allerdings werden sich die zwei, drei Länder, die sich in der gleichen mißlichen (Euro-)Lage befinden wie D. (also NL, FIN, A) auf einen entsprechenden Schritt aus Berlin warten.

Piusderdritte
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Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Piusderdritte »

But right now, people continue to believe that the same idiots that created all of these problems, namely the central banks, are going to somehow get us out of it with the exact same policies that got us into it, only at a much higher (aggressive) level of pursuing those policies.
http://kingworldnews.com/kingworldnews/ ... _Soar.html

Frei übersetzt: Die Menschen glauben, daß die gleichen "Idioten" (Zentral Banken) die uns die Probleme eingebrockt haben, mit exact der selben Politik, nur auf einem höhren Level, auch wieder aus dem Schlamasel raus bekommen.

Das ist ungefähr vergleichbar als wenn die Feuerwehr mit Benzin löschen würde!

;)
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken II

Beitrag von Raphael »

Piusderdritte hat geschrieben:
But right now, people continue to believe that the same idiots that created all of these problems, namely the central banks, are going to somehow get us out of it with the exact same policies that got us into it, only at a much higher (aggressive) level of pursuing those policies.
http://kingworldnews.com/kingworldnews/ ... _Soar.html

Frei übersetzt: Die Menschen glauben, daß die gleichen "Idioten" (Zentral Banken) die uns die Probleme eingebrockt haben, mit exact der selben Politik, nur auf einem höhren Level, auch wieder aus dem Schlamasel raus bekommen.

Das ist ungefähr vergleichbar als wenn die Feuerwehr mit Benzin löschen würde!

;)
Die zitierte Einlassung ist "völlig Banane", denn die Zentralbanken sind nun wahrlich nicht die Auslöser der Krise gewesen! :patsch:
Sie sind lediglich eine Gruppe von Akteuren bei der bislang versuchten Krisenbewältigung.
Ob sie diese bei diesen Versuchen immer klug vorgegangen sind, darüber kann man streiten, aber man sollte nicht einen Feuerwehrmann dafür verantwortlich machen, wenn der von einem fremden Dritten gelegte Brand nicht unter Kontrolle gebracht wird und "das Haus abbrennt".

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