Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

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taddeo
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von taddeo »

phylax hat geschrieben:(Gibts hier eigentlichen einen Strang für depperte Medien?)
Das fragst Du in einem Internetforum? :auweia: Dem Inbegriff für depperte Medien??? :hmm: :glubsch:

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phylax
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von phylax »

Zeitungen finde ich immer noch eindrücklicher.
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Maurus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wow, das Steuerrecht muß sich in den letzten Jahren geändert haben, jetzt werden sogar Verluste besteuert - wenn man den Aussagen von "Uli" Glauben schenken sollte:
Das steht doch da nirgends. Er hat auch Gewinne gemacht, die muss er versteuern. Wenn er die Kohle Jahre später wieder verzockt, dann ändert das doch an der Steuerpflichtigkeit für frühere Erträge nichts.
Das steht zwar nirgendwo in seinem "Interview", aber er erweckt den Eindruck. Er erzählt nur von seinen Verlusten, erwähnt aber nicht die Gewinne.

Nur Spekulationsgeschäfte innerhalb eines Jahres waren bis 28 steuerpflichtig und konnten mit den in diesem Zeitraum angefallenen Verlusten verrechnet werden - danach wurde die zeitliche Begrenzung aufgehoben, d.h. Verluste aus 29 könnten z.B. mit Gewinnen aus 212 verrechnet werden.
Da er aber nach eigenen Angaben "gezockt" hat, dürfte die Spekulationsfrist auch im Zeitraum vor 29 keine Rolle gespielt haben - von Ausnahmefällen abgesehen. Es hätte zur Fairness gehört, wenn "Uli" auch von seinen Gewinnen, da zur Selbstanzeige geführt haben und sich offensichtlich im siebenstelligen Bereich bewegen, erzählt hätte - und nicht nur, daß er "schlecht schlafen" kann. Vielleicht glaubt er, daß dies zu einer Strafminderung führen kann - aber das ist zweifelhaft:
Drogen und Alkohol führen vor Gericht mitunter zu verminderter Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit. Wäre dies bei einem börsensüchtigen Uli Hoeneß auch vorstellbar?

Nur, wenn in Folge pathologischen Spielverhaltens schwerste Persönlichkeitsveränderungen nachweisbar sind oder die Taten unter Entzugserscheinungen begangen wurden, ist eine verminderte Schuldfähigkeit in Erwägung zu ziehen. Dann wäre eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder - besser, aber nach der Rechtsprechung bisher noch nicht möglich - in einer Entziehungsanstalt denkbar.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/fon ... 71566.html

Man sollte sich den Link bis zum Urteil bookmarken - es geht halt um eine Ikone in Bayern..... :pfeif:

HeGe
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von HeGe »

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Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Da kann man sich schon fragen, ob der Haftbefehl nicht wieder vollzogen werden muß - wegen Verdunkelungsgefahr:
Am Samstag hatte er noch den Meistertitel mit Bayern München gefeiert, am Montag ging er bereits in Chur seinen Geschäften nach. Geschäften? Uli Hoeness, der aufgrund ­seiner Selbstanzeige wegen seiner Steueraffäre seit Tagen die Schlag­zeilen der deutschen Medien beherrscht, wurde am Montag in Begleitung einer weiteren Person in der Bündner Hauptstadt gesichtet.
Bekannt ist, dass er sich gerne auf der Lenzerheide, wo seine Familie zwei Ferienwohnungen besitzt, aufhält. Weshalb er aber um 11.45 Uhr den Hauptsitz der Graubündner Kantonalbank (GKB) betrat, wo er eine gute Stunde verbrachte, ist nicht bekannt. Naturgemäss nahm die GKB auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» ­keine Stellung.
http://www.suedostschweiz.ch/wirtschaft ... eness-chur

Um evtl'en "Jagd-Legenden" auf "Uli" vorzubeugen: Die Meldung und das Foto kommen vom einem Schweizer Lokalblatt, weder Springer-Presse noch Spiegel haben ihn dort gesehen....

Bisher war nur von einem Konto bei der Vontobel Bank die Rede - sollte "Uli" auch bei anderen Banken noch Konten haben, die er dem deutschen Fiskus vorenthalten hat? :(

"Verzockt" hat er sich wohl mit Telekom-Aktien, obwohl die Telekom seit 22 Hauptsponsor des Fußballvereins ist, der künftige Vorstandsvorsitzende Höttges Mitglied dem Aufsichtsrat des FC Bayern München angehört und Hoeneß als Werbebotschafter für die Gesellschaft auftrat. Immerhin ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht wegen Insiderinformationen sondern "nur" wegen Steuerhinterziehung.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/ver ... 8834.html

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Gallus
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Gallus »

Naja, wenn es in Chur ein kritischer Termin gewesen wäre, dann wäre er doch vermutlich mit Sonnenbrille und Hut herumgelaufen und nicht so ganz offen, oder?

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Der Beitrag von Nigel Farage im Europäischen Parlament zu Steuerhinterziehung und -vermeidung:

http://www.youtube.com/watch?v=BQryLd2M ... r_embedded

hier in deutscher Übersetzung:
http://www.kamelopedia.mormo.org/11756/e ... ussel.html

Auch das sollte einmal thematisiert werden:
Und ich hoffe, dass sich die Steuerzahler Europas das jetzt anhören. Wenn wir uns die EU-Beamten anschauen, die für die Europäische Kommission und das Europäische Parlament arbeiten, dann finden sich in der höchsten Gehaltskategorie Menschen, die ein Nettoeinkommen von knapp über GBP 1. [EUR 117.3] pro Jahr verdienen. Und dennoch zahlen sie nach EU-Regeln nur 12% Steuern. Das ist ein Steuerbetrug riesigen Ausmaßes.
Und Herr Barroso, zu Ihnen würde ich sagen: Ja wie kann das als fair erachtet werden? Was sollen die Menschen, die sich durschlagen müssen – in der Eurozone sind 16 Millionen Menschen arbeitslos –, von diesen Institutionen halten, wo den Menschen nicht nur riesige Summen an Geld gezahlt werden, sondern ihnen auch noch Steuer- und Rentenvorteile in einem Ausmaß gewährt werden, die weltweit einzigartig sind? Ich würde also vorschlagen, dass man hier ein bisschen weniger von diesem hohen moralischen Ton anschlägt.

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Torsten
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Torsten »

Und die Lösung für die westlichen Regierungen ist, dass sie einige der Lektionen von Großbritannien und Amerika aus den 8er Jahren lernen: Senken Sie die Steuern, vereinfachen Sie die Steuern, und dann gibt es für all jene, die sich an das Gesetz halten wollen, auch keinen Grund, Steuerparadiese zu nutzen.
"All jene, die sich an das Gesetz halten wollen .." Ich als Bürger Europas habe die zynische Auffassung von Herrn Farage gehört. Der passt in dieses Parlament wie die Faust aufs Auge.

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Pit
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Pit »

Torsten hat geschrieben: ....
"All jene, die sich an das Gesetz halten wollen .." Ich als Bürger Europas habe die zynische Auffassung von Herrn Farage gehört. Der passt in dieses Parlament wie die Faust aufs Auge.
Tja, als überzeugt-prtaktizierender Katholik stelle ich mir durchaus die Frage,ob es hierzulande jede Steuer und insbesondere ein sehr kompliziertes Steuerrecht geben muss, aber die Frage,ob ich per se Steuern zahle,stellt sich mir angesichts des Solidaritätsprinzips erst garnicht.
Steuerhinterziehung ist kriminell und wortwörtlich a-sozial.
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Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Pit hat geschrieben:
Tja, als überzeugt-prtaktizierender Katholik stelle ich mir durchaus die Frage,ob es hierzulande jede Steuer und insbesondere ein sehr kompliziertes Steuerrecht geben muss, aber die Frage,ob ich per se Steuern zahle,stellt sich mir angesichts des Solidaritätsprinzips erst garnicht.
Steuerhinterziehung ist kriminell und wortwörtlich a-sozial.
Was willst Du denn? Ein einfaches Steuerrecht bietet viele Schlupflöcher - das ist es doch, worüber viele Länder in Europa klagen. Deutschland hat seit 1973(!) bereits ein Außensteuergesetz, mit dem ziemlich erfolgreich die Verlagerung von Einkünften in Steueroasen vermieden wird. Natürlich ist das Gesetz nicht perfekt, ist angesichts der Materie höchst kompliziert und enthält viele Generalklauseln, über die es immer wieder Streit gibt.

Bei vielen Fragen geht es doch nicht um Steuerhinterziehung, sondern um legale Steuergestaltung. Noch ist es in D. nicht soweit, daß man seine Lebens- und Vermögensplanung so auszurichten hat, daß die Tatbestände der Steuergesetze verwirklicht werden.
In der letzten Zeit gingen z.B. die sog. "Goldfinger-Fälle" durch die Presse. Personen (ab Einkommen im siebenstelligem Bereich) konnten durch Goldhandelsgesellschaften in GB ihre hiesige Steuerlast drücken. Der Versuch, dieses Steuersparmodell durch eine Gesetzesänderung zu kippen, scheiterte im Bundesrat. Die rot-grüne Mehrheit blockierte das Jahressteuergesetz 2013 und man war nicht willens, einige unstrittige Teile auszugliedern und mit einem neuen Gesetz zu verabschieden.

Insofern dürfte die gegenwärtige Aufregung der politischen "Elite" über legale Steuergestaltungen wohl dem Wahlkampf geschuldet sein. Fehlt wirklich Geld, wird die Mehrwertsteuer um einige Prozentpunkte erhöht - dann ist wieder genug zum verjuxen da.

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:
Und die Lösung für die westlichen Regierungen ist, dass sie einige der Lektionen von Großbritannien und Amerika aus den 80er Jahren lernen: Senken Sie die Steuern, vereinfachen Sie die Steuern, und dann gibt es für all jene, die sich an das Gesetz halten wollen, auch keinen Grund, Steuerparadiese zu nutzen.
"All jene, die sich an das Gesetz halten wollen .." Ich als Bürger Europas habe die zynische Auffassung von Herrn Farage gehört. Der passt in dieses Parlament wie die Faust aufs Auge.
Natürlich - bei niedrigen Steuersätzen sinkt der Anreiz zu legaler Steuervermeidung, weil die Kosten für Anwälte, (Schein-)Gesellschaften usw. die Steuerersparnis übersteigen.

Im übrigen ist Herr Farage im Europäischen Parlament mit seiner UKIP ziemlich isoliert - und wenn die Briten die EU-Austritt beschließen sollten, wirst Du nicht mehr das Vergnügen haben, ihn zu hören....

Raphael

Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:
Und die Lösung für die westlichen Regierungen ist, dass sie einige der Lektionen von Großbritannien und Amerika aus den 8er Jahren lernen: Senken Sie die Steuern, vereinfachen Sie die Steuern, und dann gibt es für all jene, die sich an das Gesetz halten wollen, auch keinen Grund, Steuerparadiese zu nutzen.
"All jene, die sich an das Gesetz halten wollen .." Ich als Bürger Europas habe die zynische Auffassung von Herrn Farage gehört. Der passt in dieses Parlament wie die Faust aufs Auge.
Es ist schon "komisch", wenn der Kritiker des Zynismus beschuldigt wird, wo doch diejenigen, welche von ihm kritisiert wurden, in Wahrheit die Zyniker par excellence sind. :patsch:

Hochbezahlte Bürokraten, denen von Nigel Farage mit zugegebenermaßen spitzer Zunge vorgehalten wird:
Nigel Farage hat geschrieben:Aber nun soll keiner behaupten, dass ich Erfolg nicht anerkenne, wenn ich darauf stoße. Und ich bin mir sicher, dass die Bürger Europas laut jubeln und klatschen werden, dass die Beamten sie nun von der massiven und tödlichen Gefahr von Olivenöl in Dippschalen befreit haben. Das haben Sie alle gut gemacht!“
Treffer versenkt! :daumen-rauf:

maliems
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von maliems »

Pit hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben: ....
"All jene, die sich an das Gesetz halten wollen .." Ich als Bürger Europas habe die zynische Auffassung von Herrn Farage gehört. Der passt in dieses Parlament wie die Faust aufs Auge.
Tja, als überzeugt-prtaktizierender Katholik stelle ich mir durchaus die Frage,ob es hierzulande jede Steuer und insbesondere ein sehr kompliziertes Steuerrecht geben muss, aber die Frage,ob ich per se Steuern zahle,stellt sich mir angesichts des Solidaritätsprinzips erst garnicht.
Steuerhinterziehung ist kriminell und wortwörtlich a-sozial.
ja. und Steuergeld-Versenkung in Fässern ohne Boden ist es auch (asozial). Das gehört zusammen.

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Die ersten Auswertungen der Unterlagen über Steueroasen, die vor einiger Zeit der Presse zugespielt wurde, wurden jetzt im Internet veröffentlicht. Ihre Aussage ist jedoch stark eingeschränkt, da zwar die Namen der Briefkastenfirmen und ihrer Begünstigten, jedoch weder Kapital, Gewinne oder andere persönliche Daten veröffentlicht werden.

http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 5514.html

Hier geht es zur Abfrage:

http://offshoreleaks.icij.org/search

Um einen "Einstieg" zu finden kann man einen gebräuchlichen Vornamen eingeben und sich dann mit einer der aufgeführten Personen beschäftigen. Man kan auch "Germany" eingeben und alle Einträge mit Bezug auf D. werden gelistet. Es ist ganz interessant sich die Verbindungen der dann angezeigten off-shore-Gesellschaften anzusehen, jedoch fehlt das Wichtigste: die Zahlen! :(

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Der Wahlkampf beginnt und damit kommen die "cum-ex-deals" der Banken wieder in die Schlagzeilen. Die Süddeutsche berichtet heute, daß die britische Großbank Barclays den deutschen Fiskus jahrelang um 28 Mio € jährlich geschädigt habe.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/a ... -1.17348

Die Geschichte der "cum-ex-deals" und die Hintergründe hat die WELT vor wenigen Tagen veröffentlicht und dabei auch dargelegt, wer für die miserablen Gesetzesfassungen verantwortlich war: Nein, nicht die Abgeordnete, die nicht über die Fachkenntnis verfügen, obwohl genügend Juristen und Steuerberater im Bundestag sitzen und Pfötchen auf Weisung ihrer Führung heben. Es war die Minsterialbürokratie und die Bankenlobby, die den Gesetzentwurf lieferte:
Branchenkenner und Finanzbehörden schätzen, dass dem Steuerzahler durch sogenannte Cum-Ex-Geschäfte ein Schaden von mehr als zwölf Milliarden Euro entstanden ist. Die Summe ist so groß, weil sich nicht nur Banken offenbar hemmungslos auf Kosten der Steuerzahler bereicherten, sondern auch, weil die Politik so wenig dagegen unternahm.
(...)
Die Banken entdeckten bereits Ende der 9er-Jahre eine Lücke bei der Besteuerung von Dividenden, die sie für lukrative Geschäfte auf Kosten der Steuerzahler nutzten. So gab es bis 212 einen toten Winkel im Abwicklungssystem für Wertpapiergeschäfte, der es ermöglichte, durch den Verkauf einer Aktie kurz vor dem Dividendenstichtag für nur einmal gezahlte Kapitalertragsteuer mehrere Steuergutschriften zu erhalten.
Der Trick funktionierte so: Ein Händler verkaufte zunächst die Aktie in einem Moment, in dem er sie noch gar nicht besaß – ein sogenannter Leerverkauf. Aufgrund der Trägheit der Abwicklungssysteme ist dann rund 48 Stunden lang nicht klar, wer der Eigentümer des Wertpapiers ist, und es werden zwei Steuergutschriften ausgestellt.
(...)
"Es ist denkbar, dass sich Investoren durch geschickte Gestaltungen die Steuer mehr als fünf Mal erstatten ließen", sagt Heribert Anzinger, Professor am Institut für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung der Universität Ulm. Wirtschaftsprüfer und Anwälte bestätigen dies.
Die Banken konnten ihr Spiel so lange treiben, weil die Politik so lange zögerte, gegen das Schlupfloch vorzugehen. Seit 22 wusste das Bundesfinanzministerium von den fragwürdigen Geschäften. Ab 25 waren auch die Bundesländer eingeweiht.
Doch der damalige Finanzminister Hans Eichel (SPD) unternahm nichts. Laut Informationen aus der Finanzverwaltung diskutierten die Politiker durchaus einen Weg, die Lücke sofort und vollkommen dicht zu machen, doch sie trauten sich nicht.
(...)
Zwar hatte der Bankenverband offiziell selbst auf die Lücke hingewiesen, doch gleichzeitig initiierte er hinter verschlossenen Türen ein Szenario mit der Aussage, dass bei einer zu strengen Regulierung der ganze Wertpapierhandel endgültig nach London ginge.
Der Verband selbst legte einen Gesetzesentwurf vor, den er für verkraftbar hielt. Bund und Länder waren jedoch nur wenig an dem Thema interessiert, berichten Beteiligte. "Das ist unfassbar, weil es ganz offensichtlich um sehr viel Geld ging", heißt es aus dem hessischen Finanzministerium.
(...)
Als der Druck immer größer wurde, brachte 26 der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) dann doch ein Gesetz auf den Weg. Doch das machte alles nur noch schlimmer: Er übernahm mehrere Passagen des Gesetzesvorschlags der Bankenlobby.
Doch der war völlig veraltet, da er auf dem Stand des Jahres 22 basierte.
Und das Gesetz vernachlässigte ein wichtiges technisches Detail: Seit 24 waren auch Banken aus dem europäischen Ausland zur Wertpapierabwicklung in Deutschland berechtigt.
So konnten die "Cum-Ex"-Geschäfte über diesen Umweg fröhlich weitergehen. Noch schlimmer: Das Finanzministerium wies in seiner Gesetzesbegründung sogar auf die Möglichkeit hin, indem es schrieb, durch die neue Regelung würden die Steuerausfälle durch Doppelanrechnungen nur "verringert".
Und lieferte de facto eine Anleitung, wie die Geschäfte weiterhin möglich waren. "Nachdem das Finanzministerium so offen auch noch auf die Möglichkeit hingewiesen hatte, stiegen noch mehr Investoren in das Geschäft ein", berichtet ein Wirtschaftsprüfer fassungslos.
(Hervorhebung von mir)

http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... ei-zu.html

Gegen die "cum-ex-deals" sind die beiden Finanzminister der SPD, Eichel und Steinbrück, nicht energisch vorgegangen. Und da von diesen Geschäften auch noch die WestLB profitierte (saß Steinbrück dort nicht im Aufsichtsrat ;D ) wird es sich die CDU nicht nehmen lassen, dies Steinbrück vorzuwerfen - 12 Mrden € sind schließlich kein Pappenstiel.

Bei Milliardenverlusten für den Fiskus nicht tätig werden, aber Rentner und kleine Sparer jagen.....

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Torsten
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:Bei Milliardenverlusten für den Fiskus nicht tätig werden, aber Rentner und kleine Sparer jagen.....
Denen fehlt eben das Erpressungspotential. Die Wählerstimme wäre ein solches, aber es wird ja nicht genutzt. Es werden immer die die gleichen gewählt, oder eben gar nicht mehr.

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Die WestLB hat mehr sechs Mrden € in Steueroasen versenkt.....

http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 32664.html

Die Rolle von Herrn Steinbrück wird in diesem Zusammenhang auch noch zu klären sein.

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Eine steigende Anzahl von US-Amerikanern verzichtet auf ihren blauen Paß. Sie sind aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit auch dann in den USA steuerpflichtig, wenn sie dort keinen Wohnsitz haben. Weitere Nachteile müssen sie in Kauf nehmen, weil die USA mit "FACTA" praktisch einen automatischen Informationsaustausch einführten. Das führt dazu, daß das Interesse der Schweizer Banken an einer Kontoführung für diese Personengruppe gering ist.

http://www.handelszeitung.ch/politik/am ... als-huerde

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martin v. tours
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von martin v. tours »

Nur mal so zum Nachdenken:
Bei Steuerhinterziehung sind sich immer alle einig. Besonders wenn es die grossen Fische sind.
Klar, das sind die Bösen.
Aber wo fängt es eigentlich an?
Kennt nicht jeder jemanden, der ganz froh ist etwas (Handwerker, Haushalts oder Pflegehilfe etc..) ohne Rechnung zu erledigen ?
Ich denke nur an die vielen Häuslebauer. Ohne Schwarzarbeit gäbe es so manchen Traum von Haus wohl nicht.
Das ist ja auch Steuerhinterziehung .
Und wie sieht es eigentlich mit Steuerverschwendung aus?
Ist ein Politiker(in) der sich seinen Dienstwagen in den Urlaub nachkommen lässt, oder mal eben mit der Flugbereitschaft zu seiner Liebsten in den Urlaub fliegt nicht genau so schlimm wie ein Hoeneß ?
Der eine wird als Sündenbock durchs Mediale Dorf getrieben, die anderen sitzen ein paar Jährchen im Bundestag ab und gehen dann mit einer wohlverdienten Rente :würg: in Pension, die ein normaler arbeitender Mensch niemals erreichen könnte.

Da fällt mir immer eine Geschichte ein die ich nur sinngemäss wiedergeben kann:
Alexander der Grosse hatte ein Piratenschiff aufbringen lassen und den Seeräuber gefangen nehmen lassen. Der sagte zu ihm:
Eigentlich machen wir beide das selbe, Dich nennt man aber König, mich aber Pirat.

Also wo zieht Ihr die Grenze und warum ?
Die arme Oma, die sich die Waschmaschine ohne Rechung reparieren lässt ist o.k. , aber der "Manager im Anzug mit der Limousine der Geld in die Schweiz bringt ist ein Verbrecher ?
Fakt ist für mich: Ein Staat der seinen Bürgern soviel Steuern und Abzüge aufbürdet wie dieser ist für mich ungerecht und ich habe für jeden Verständnis der sich versucht dagegen zu wehren.

martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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Juergen
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Juergen »

martin v. tours hat geschrieben:Da fällt mir immer eine Geschichte ein die ich nur sinngemäss wiedergeben kann:
Alexander der Grosse hatte ein Piratenschiff aufbringen lassen und den Seeräuber gefangen nehmen lassen. Der sagte zu ihm:
Eigentlich machen wir beide das selbe, Dich nennt man aber König, mich aber Pirat.
Augustinus gibt die schon ältere Geschichte bzw. den Dialog zwischen Alexander und dem Piraten Dynoides in de civitate dei wieder.

Ich mache es mit einem Schiff und werde Dieb genannt
Du machst es mit vielen Schiffen und heißt Imperator.

(Auch aus dem Kopf wieder gegeben. Hab die Stelle gerade nicht zuhanden)



NACHTRAG
Da isset ja:
http://www.thelatinlibrary.com/augustine/civ4.shtml

Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia? quia et latrocinia quid sunt nisi parua regna? Manus et ipsa hominum est, imperio principis regitur, pacto societatis astringitur, placiti lege praeda diuiditur. Hoc malum si in tantum perditorum hominum accessibus crescit, ut et loca teneat sedes constituat, ciuitates occupet populos subiuget, euidentius regni nomen adsumit, quod ei iam in manifesto confert non dempta cupiditas, sed addita inpunitas. Eleganter enim et ueraciter Alexandro illi Magno quidam comprehensus pirata respondit. Nam cum idem rex hominem interrogaret, quid ei uideretur, ut mare haberet infestum, ille libera contumacia: Quod tibi, inquit, ut orbem terrarum; sed quia <id> ego exiguo nauigio facio, latro uocor; quia tu magna classe, imperator.
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1922-3.htm

Was sind überhaupt Reiche, wenn die Gerechtigkeit fehlt , anderes als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anderes als kleine Reiche. Sie sind eine Schar von Menschen, werden geleitet durch das Regiment eines Anführers, zusammengehalten durch Gesellschaftsvertrag und teilen ihre Beute nach Maßgabe ihrer Übereinkunft. Wenn eine solche schlimme Gesellschaft durch den Beitritt verworfener Menschen so ins große wächst, daß sie Gebiete besetzt, Niederlassungen gründet, Staaten erobert und Völker unterwirft, so kann sie mit Fug und Recht den Namen „Reich“ annehmen, den ihr nunmehr die Öffentlichkeit beilegt, nicht als wäre die Habgier erloschen, sondern weil Straflosigkeit dafür eingetreten ist. Hübsch und wahr ist der Ausspruch den ein ertappter Seeräuber Alexander dem Großen gegenüber getan hat . Auf die Frage des Königs, was ihm denn einfalle, daß er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: „Und was fällt dir ein, daß du den Erdkreis unsicher machst? aber freilich, weil ich es mit einem armseligen Fahrzeug tue, nennt man mich einen Räuber, und dich nennt man Gebieter, weil du es mit einer großen Flotte tust.“
Gruß Jürgen

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Torsten
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Torsten »

martin v. tours hat geschrieben:Also wo zieht Ihr die Grenze und warum ?
Die arme Oma, die sich die Waschmaschine ohne Rechung reparieren lässt ist o.k. , aber der "Manager im Anzug mit der Limousine der Geld in die Schweiz bringt ist ein Verbrecher ?
Fakt ist für mich: Ein Staat der seinen Bürgern soviel Steuern und Abzüge aufbürdet wie dieser ist für mich ungerecht und ich habe für jeden Verständnis der sich versucht dagegen zu wehren.
Die Grenze sehe ich zwischen dem Mangel und dem Überfluss. Es sind zwei Seiten einer Medaille, die von Unehrlichkeit geprägt ist. Vorne aus Gier, hinten aus Not. Aber nur die Gier hat Folgen für die Not. Der prägnante Unterschied zwischen der Oma und dem Manager ist, dass die Oma für ihr Geld/ihre Rente gearbeitet hat. Das Geld, was die "großen Fische" hinterziehen, ist größtenteils Geld, für das andere gearbeitet haben. Und genau das haben sie mit den Politkern gemeinsam.

Ist das einigermaßen nachvollziehbar?

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martin v. tours
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von martin v. tours »

Ist klar Torsten.
Vom Herzen her, sehe ich es ähnlich.
Aber wie immer im echten Leben, wo ist der Übergang?
Ähnlich wie bei der Frage z.B. der Reichensteuer.
Ab wann ist man reich und wer entscheidet das?
Wenn man z.b. ab 100 000,- Euro Jahreseinkommen reich bist, bist Du dann mit 99.999 Euro arm?
Sicher nicht, aber wie schafft man Gerechtigkeit ?
Fragen über Fragen.

Im Kern geht es doch darum:
Jedem klar denkenden Menschen muss klar sein das ein Staat Steuern erheben muss um seine Aufgaben erfüllen zu können.
Im Idealfall sollte daher dann auch jeder Bürger seine Steuern (gerne?) bezahlen.
Erlebt der Bürger aber die Verwendung der Steuergelder als Ungerecht und vielfach falsch, schwindet seine Bereitschaft Steuern zu bezahlen.
Niemand würde sich an der Imbissbude eine Currywurst für 29.90 kaufen, weil er sofort sieht das Preis und Wert nicht übereinstimmen.
Wir brauchen ein Steuersystem bei dem Preis und Wert wieder stimmen.
Und vor allem wieder Tugenden wie:
Anstand, Pflichtgefühl und Ehrlichkeit - auf Seiten der Steuerzahler UND auf Seiten der Steuerverwender.
martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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Juergen
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Juergen »

martin v. tours hat geschrieben:Niemand würde sich an der Imbissbude eine Currywurst für 29.90 kaufen, weil er sofort sieht das Preis und Wert nicht übereinstimmen.
Hier in der Stadt gibt es Currywurst mit Blattgold (oder gab es?). Preis liegt irgendwo bei 8 Euro oder so. Dazu dann ein Glas Champagner…
Gruß Jürgen

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Torsten
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Torsten »

martin v. tours hat geschrieben:Ist klar Torsten.
Vom Herzen her, sehe ich es ähnlich.
Aber wie immer im echten Leben, wo ist der Übergang?
Ähnlich wie bei der Frage z.B. der Reichensteuer.
Ab wann ist man reich und wer entscheidet das?
Wenn man z.b. ab 100 000,- Euro Jahreseinkommen reich bist, bist Du dann mit 99.999 Euro arm?
Wieso vom Herzen? Das sind Fakten. Der Kapitalismus lebt von der Ausbeutung. Es gibt Menschen, die verdienen ihr Geld. Und es gibt Menschen, die eignen sich einen Teil des Geldes an, was andere verdienen. Eben nicht als Steuern sondern als Profit. Wäre das nicht so, dann gäbe es viele Erwerbsstellen gar nicht. Der Großteil der Arbeit lebt von und für die Kapitalvermehrung. Der Rest wird von Steuern finanziert, die auf diese Arbeit und auch den Profit erhoben werden.

Wenn du in dieser Gesellschaft zu denen gehörst, die Geld nur aus ihrer eigenen Arbeit erhalten, z.B. als abhängig Beschäftigte, dann bist du arm dran, leidest aber noch keine Not. Die tritt dann ein, wenn du, aus welchen Gründen auch immer, erwerbslos bist. Reich bist du, wenn du dich von der Last der Arbeit befreien kannst, ohne dadurch Not zu leiden. Armut und Reichtum sind im Grunde unnatürliche Zustände. Wobei die Armut(die materielle Not) eine natürlichen Ursache haben kann. Durch Krankheit, die dafür sorgt, dass du auf Solidarität angewiesen bist. Oder durch Naturkatastrophen, wo ganze Regionen dann unsere Solidarität fordern. Es gibt keine natürliche Ursache für Reichtum. Niemand ist so gesund und stark oder intelligent, dass er Tausend oder Millionen Mal mehr an Mitteln besitzen kann, als ein anderer. Das geht nur über "die Pseudo-Naturgesetze einer blinden Gesellschaftsphysik".

Caviteño
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Caviteño »

Die Staatsanwaltschaft hat gegen Hoeneß Anklage erhoben:

http://www.handelsblatt.com/sport/fussb ... 69814.html

Hinter schwedische Gardinen muß "Ulli" wohl nicht, denn - wie bereits vor einigen Tagen berichtet wurde - liegt die hinterzogene Steuer im strafbefangenen Zeitraum unter der magischen Grenze von 1 Mio €.
Nach Informationen des SPIEGEL scheint die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung beantragen zu wollen. Zudem solle der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern München AG eine Geldstrafe von 72 Tagessätzen zahlen, was einer weiteren Freiheitsstrafe von zwei Jahren entspricht.
In der Münchner Justiz bemüht man offenbar eine Vorschrift des Strafgesetzbuches, die es dem Gericht erlaubt, diese Geldstrafe bei der Bewährung auszuklammern. Denn bei einer Gesamtstrafe von mehr als zwei Jahren ist eine Bewährung ausgeschlossen
Die angestrebte Milde für Hoeneß erklärt sich auch dadurch, dass wohl nur ein Teil seines Steuervergehens als strafbar gewertet wird: So soll die Hinterziehung von gut 2,3 Millionen der insgesamt rund 3,2 Millionen Euro geschuldeten Steuern angeblich verjährt sein, weil die entsprechende Steuerschuld länger als fünf Jahre zurückliege.
Der strafrechtlich relevante Anteil betrüge dann nur knapp 9. Euro. Damit läge Hoeneß' Vergehen unterhalb einer brisanten Grenze: Der Bundesgerichtshof hatte Anfang 212 bekräftigt, dass bei Steuerhinterziehung über einer Million Euro keine Bewährungsstrafe mehr möglich sein soll.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/fc ... 1965.html

Zumwinkel läßt grüßen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein bayerisches Volksidol eine Haftstrafe antreten müßte.......

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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von HeGe »

Caviteño hat geschrieben:Zumwinkel läßt grüßen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein bayerisches Volksidol eine Haftstrafe antreten müßte.......
In einem Land, in dem täglich tausende Kindsmörderinnen und ihre Helfer straffrei ausgehen, kann mich so etwas kaum mehr aufregen.
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von umusungu »

HeGe hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Zumwinkel läßt grüßen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein bayerisches Volksidol eine Haftstrafe antreten müßte.......
In einem Land, in dem täglich tausende Kindsmörderinnen und ihre Helfer straffrei ausgehen, kann mich so etwas kaum mehr aufregen.
jeder sucht sich seine Straftatbestände selber aus-

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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Protasius »

umusungu hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Zumwinkel läßt grüßen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein bayerisches Volksidol eine Haftstrafe antreten müßte.......
In einem Land, in dem täglich tausende Kindsmörderinnen und ihre Helfer straffrei ausgehen, kann mich so etwas kaum mehr aufregen.
jeder sucht sich seine Straftatbestände selber aus-
Steuerhinterziehung ist ein Vergehen gegen das Eigentum, Abtreibung eines gegen das Leben. Das sind beides wichtige Güter, aber das Leben steht höher als das Eigentum, wie man daran sieht, daß das fünfte vor dem siebten Gebot kommt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Vir Probatus »

Das Hoeneß erst gar nicht rein muss, aber Mollath drin bleibt sagt doch genug darüber aus, wie es um Deutschland und die Justiz bestellt ist.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Raphael »

umusungu hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Zumwinkel läßt grüßen. Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein bayerisches Volksidol eine Haftstrafe antreten müßte.......
In einem Land, in dem täglich tausende Kindsmörderinnen und ihre Helfer straffrei ausgehen, kann mich so etwas kaum mehr aufregen.
jeder sucht sich seine Straftatbestände selber aus-
Dem Gleichgültigen ist alles gleich gültig! :würg:

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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Maurus »

Ich frage mich ja eher, woher diese Sehnsucht nach dem Fall der Idole kommt und dieses Verlangen, sie auch gleich im Gefängnis und anschließend in der Gosse zu sehen. Fühlt man sich dan besser?

Vir Probatus
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Re: Steuerhinterziehung: Volkssport oder Elitenzeitvertreib?

Beitrag von Vir Probatus »

Maurus hat geschrieben:Ich frage mich ja eher, woher diese Sehnsucht nach dem Fall der Idole kommt und dieses Verlangen, sie auch gleich im Gefängnis und anschließend in der Gosse zu sehen. Fühlt man sich dan besser?

Was für den einen ein Idol ist, kann für einen Anderen auch ein Idiot sein.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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