Weltkrieg: Wer war schuld?

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Robert Ketelhohn
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Re: Weltkrieg: Wer war schuld?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Freitag 30. Juli 2021, 19:48
Auf Facebook gibt es dazu eine kleine Folgediskussion:

Oha, Mist. Zugangsbeschränkt. Na, dann meinen Beitrag von dort:
Ich habe die Diskussion nicht verfolgt und auch keine Zeit, das nachzuholen. Dennoch meinen Senf dazu in sechs Punkten:
1. Das Präventionsmotiv spielt subjektiv auf deutscher Seite zweifellos eine wichtige Rolle (cf. e.g. Nolte). Wie stark und bei wem in der Staats- und Militärführung, ist insgesamt schwer zu beurteilen und vielleicht nicht aufklärbar.
2. Faktisch-militärisch spricht wenig dafür, daß ein solches Präventionsmotiv berechtigt war, wo denn vorhanden. (Gegen „Suworow“ spricht zu viel.)
3. Rußlands Abwehrkampf war trotz viel ideologischer Rhetorik und der üblen Rolle mancher Politkommissare bei der Truppe viel mehr eben Abwehrkampf als „bolschewistischer Eroberungsfeldzug“.
4. Der Sieg ist für Rußland heute ein klassischer nationaler Geschichtsmythus (was für die Identität eines Volks notwendig ist, ganz unabhängig von Faktizität; dieser russische Mythus ist aber sicher realitätsnäher als etwa jener der Französischen Revolution).
5. Daß den Deutschen die Besatzer solche Geschichtsmythen abtrainiert und ausgebrochen haben (etwa Bismarcks Groß-Preußen als „2. Reich“ in Fortsetzung des „Alten“ oder Heiligen Römischen Reichs und selbsternannte Preußen-„Kaiser“ als ebenbürtige Nachfolger der römisch-fränkischen Kaiser), ist die tiefere Ursache, weshalb das deutsche Volk heute nahezu wehrlos unterzugehen scheint.
6. Hinsichtlich der Kriegsursachenforschung scheint mir wichtiger, (a) beide Weltkriege als zwei Etappen eines einzigen zu begreifen und (b) sich dem angelsächsischen Interesse am Zusammenprall der Deutschen und der Russen zuzuwenden. Interessant könnte dabei auch sein, welche Rolle es spielte, daß in Rußland nicht Bronstein, der Mann der Wallstreet (und damit der City of London), Lenins Nachfolge antrat, sondern Stalin, dessen Paranoia vielleicht auch nicht ganz ohne Anhalt in der Realität war.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

kukHofnarr
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Re: Weltkrieg: Wer war schuld?

Beitrag von kukHofnarr »

Pilgerer hat geschrieben:
Donnerstag 24. Januar 2013, 14:55
Wie war es wirklich? Wer hatte eurer Meinung nach die meiste Schuld am Weltkrieg?
Die Wirklichkeitsfrage ist die entscheidende Frage.

Einige der immer noch tiefer bohrenden Mitglieder der Narrengilde behaupten im freitäglichen Stuhlkreis hart näckig, die ultimative Ursache des Krieges sei die "Habsucht" und meinen damit selbstredend die der anderen, und ich behaupte genau so näckig und dazu mit einem breiten Grinsen, dass es einzig und alleine meine eigene Heuchelei sei - was ich nebenbei bemerkt für die Ursache halte, weshalb ich es niemals über den Blechglöckchenstatus hinaus schaffen werde :narr:

Also noch mal von vorne:

Die Väter sagen zum Thema Habsucht, dass es sich dabei um Nichtvertrauen handele, wenn man nämlich nicht mehr auf Den vertraute, Der der Geber alles Guten sei, und uns in allen Seinen Zu-Fällen und auch Verweigerungen wohl gesonnen wäre, d.h. zum Zweck unserer Besserung.

Er ist es also, der für unser leibliches Wohl sorgt.

Zu dieser Ursachenbestimmmung ergänzen sie das leidenschaftliche Bestreben, sich immer weiter ausbreiten zu wollen.

Habsucht als Ursache für das sich immer weiter ausbreiten Wollen? Ja, schon,

aber

davor steht doch ursächlich das Misstrauen gegen Gott und gegen den Menschen und deren natürlichen Rechte im Dekalog mithin im Naturrecht /1.

Krieg...
- erscheint demnach erst als Folge auf das Nichtvertrauen auf Sein gegebenes Wort mithin Versprechen (!), dass Er für uns sorgt, wenn wir nur "Sein Reich suchen";
- folgt aus dem nicht wahr haben Wollen, dass wir dem Schöpfer Himmels und der Erde gegenüber verantwortlich sind für die uns übertragenen Dienste, sondern dass wir uns vermessentlich als "Beherrscher" und "Strippenzieher" definieren.

Schuld?

Die Schuld am Krieg seit der Auferstehung unseres Herrn verorte ich nicht so sehr bei den Unwissenden oder bei den irrenden bzw. verbogenen "Gewissen", sondern viel eher bei jenen, die Sein Wort zwar klar vernommen haben, ja sogar in ihren Äusserlichkeiten glauben machen, dass sie Ihm anhangen, aber real nicht nach dem handeln, was Er sagt, sondern ganz im Gegenteil, dass sie sogar aktiv zunächst im Verborgenen und schliesslich ganz offen all jene kreuzigen, die die Wahrheit verteidigen.

In diesem unmittelbaren Zusammenhang der Gegenwart halte ich dafür, dass man sich beständig Thomas v. Aquin in Erinnerung und daher Tag und Nacht den Himmel um Beistand an ruft. Thomas schreibt:

"Wenn man keine menschliche Hilfe gegen den Tyrannen finden kann, muss man sich an den König aller wenden, an Gott [der das grausame Herz des Tyrannen bekehren oder ihn in einen elenden Zustande versetzen kann ...]. Aber damit das Volk es verdient, diese Wohltat Gottes zu erlangen, muss es sich von der Sünde losmachen, denn es ist zur Bestrafung der Sünden mit göttlicher Erlaubnis die Macht den Gottlosen gegeben, [da] es im Buche Hiob heißt, dass Gott "den heuchlerischen Menschen wegen der Sünden des Volkes zum Herrscher macht" (Hiob 34,30). Man muss also die Schuld wegnehmen, damit die Plage der Tyrannei aufhört." /2

Wir wissen also, was wir gerechterweise zu erwarten haben, wenn wir uns nicht bekehren zur richtigen Haltung Dem gegenüber, Der alle Macht über Himmel und Erde hat.

Fazit zur Wirklichkeitsfrage:

1. Krieg ist nichts anderes als die Kreuzigung der Wahrheit.

2. Die Ursache von Krieg ist die Heuchelei.

3. Die Folge von Heuchelei ist Tyrannis.

___
/1 Das natürliche Recht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460
/2 Thomas von Aquin, De Regno, I, 6., zitiert hier im KG auf der Suche nach dem, was "Gerechter Krieg" sei: viewtopic.php?p=929734#p929734
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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