Naturrecht

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Tipheret
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Re: Naturrecht

Beitrag von Tipheret »

DAS. ChrissCross, sind für mich - nimm es mir bitte nicht übel - so richtige Macho-Aussagen!

Was ist den,von der Tatsache der "Beschwernis" evtl.zahlreichen Geburten ( die Übrigens durch die Handlungsweise des Mannes gleich groß sein können) abgesehen, anders an der verwerflichen Handlungsweise des Mannes zur Frau?????

Beide verhalten sich falsch - nur bei Mann "drückt man ein Auge zu"?????

Wenn das "Naturrecht" sein soll, dann ist es hochgradig unqualifizierter Schwachsinn, den sich Menschen ausgedacht haben müssen, die KEINE Frauen sind und vermutlich mit diesen Riesenprobleme haben.

Frag' mal - so Du hast - Deine Frau zu dem Thema, aber zieh Dich vorher "warm an" [Punkt]
Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende
quidquid agis, prudenter agas et respice finem

Raphael

Re: Naturrecht

Beitrag von Raphael »

Tipheret hat geschrieben:DAS. ChrissCross, sind für mich - nimm es mir bitte nicht übel - so richtige Macho-Aussagen!

Was ist den,von der Tatsache der "Beschwernis" evtl.zahlreichen Geburten ( die Übrigens durch die Handlungsweise des Mannes gleich groß sein können) abgesehen, anders an der verwerflichen Handlungsweise des Mannes zur Frau?????

Beide verhalten sich falsch - nur bei Mann "drückt man ein Auge zu"?????

Wenn das "Naturrecht" sein soll, dann ist es hochgradig unqualifizierter Schwachsinn, den sich Menschen ausgedacht haben müssen, die KEINE Frauen sind und vermutlich mit diesen Riesenprobleme haben.

Frag' mal - so Du hast - Deine Frau zu dem Thema, aber zieh Dich vorher "warm an" [Punkt]
Sag 'mal, Tipheret, Du gibst doch an, Akademiker zu sein, oder? :roll:

Hast Du schon einmal etwas von der akademischen Maxime sine ira et studio gehört? :hmm:

Pilgerer
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Re: Naturrecht

Beitrag von Pilgerer »

Die "Basics" des Naturrechts finden sich schon in 1. Mose 9 in der Gestalt der noachidischen Gebote: "3 Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben. 4 Allein esst das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben ist! 5 Auch will ich euer eigen Blut, das ist das Leben eines jeden unter euch, rächen und will es von allen Tieren fordern und will des Menschen Leben fordern von einem jeden Menschen. 6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht. "
Die noachidischen Gebote sind für alle Menschen ausnahmslos gültig, weil Gott den Bund mit Noah als (geistigen) Stammvater der Menschheit schloss. Laut jüdischer Tradition gehören zu diesen Geboten:
1. nicht Götzenanbetung betreiben
2. nicht Gott lästern
3. nicht morden
4. nicht Ehebruch und nicht Inzucht treiben
5. nicht stehlen
6. nicht Fleisch von einem noch lebenden Tier essen
7. Gerechtigkeit üben
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Robert Ketelhohn
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Re: Naturrecht

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Robert Ketelhohn
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Re: Naturrecht

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pilgerer hat geschrieben:in der Gestalt der noachidischen Gebote
Dies pharisäische Konstrukt ist aus kirchlicher Sicht ganz und gar zurückzuweisen; es hat auch keinen Grund in der Schrift. – Abgesehen davon ist die Begründung des Naturrechts, wovon wir hier reden, eine philosophische, nicht gesetzt noch offenbart. Darum gehen Schriftgründe hier in die Irre und führen vom Thema ab.
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Juergen
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Re: Naturrecht

Beitrag von Juergen »

Warum darf ein Mann mehrere Frauen, aber eine Frau nicht mehrere Männer haben?

Ein Biologe - fern ab jeglicher rechlicher Betrachtung - würde vielleicht so antworten:

Ein Mann ist in der Lage, mit mehreren Frauen gleichzeitig viele Nachkommen zu zeugen und den Bestand der Sippe zu sichern;
Eine Frau kann max. einmal gleichzeitig schwanger werden, es macht demnach keinen Sinn, wenn sie mehrere Männer hat.


Wenige Männchen im Rudel von vielen Weibchen ist im Tierreich eine "natürliche" Sache.
Freilich kann man daraus in normalen Situationen nicht viel für den Menschen ableiten. – Bei einer Gruppe Schiffbrüchiger mit 20 Frauen und 2 Männern auf einer einsamen Insel, sähe das vielleicht anders aus.
:roll:
Gruß Jürgen

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Tipheret
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Re: Naturrecht

Beitrag von Tipheret »

Der Verlauf - auch dieses - Threads erinnert mich an verschiedene Gespräche, die ich u. a. mit Zeugen Jehovas geführt habe.
Konkrete Fragen - so wie meine nach dem Widerspruch der Beurteilung von Mehrfachehen - nach der unterschiedlichen Wertung des Verhaltens von Männer oder Frauen werden NICHT beantwortet, sondern man zitiert mehr und mehr die immer gleichen Thesen, nämlich GLAUBENSSÄTZE, die die konkrete Frage nicht beantworten, sondern lediglich eigene Glaubensvorstellungen bekunden.

Oder, vorzugsweise von immer den gleichen, vorgebrachte "persönliche" Rückfragen, die die konkret gestellte Frage nicht beantwortet, sondern vom Kernthema ablenken.

Auch das "Zuwerfen" mit Literatur beantwortet keine Frage, aber trotzdem DANKE, den "Grundriss" konnte ich jetzt archivieren und hoffentlich bald in Ruhe durcharbeiten.

Hat jemand eine Antwort - oder lassen wir das unbeantwortet stehen?

Tipheret

P.S.: Au weia Juergen, Dein "biologischer Hinweis"aus Deinem Mund(Deiner Taste) ist schon abenteuerlich.
Wir sind doch MENSCHEN und nicht etwa, wie die Atheisten sagen, "nackte Affen" - Oder wie ist Deine Antwort einzuordnen???
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Juergen
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Re: Naturrecht

Beitrag von Juergen »

Wenn der Mensch nicht mehr ist als "nackte Affen", dann ist meine Erklärung doch nicht ganz falsch.

Wenn der Mensch aber "mehr" ist – und hierbei ziele ich nicht auf ein Mehr im Sinne eines Mehrkönnens, Mehrwissens, mehr Hirnmasse ab, sondern auf ein fundamentales Mehr, – dann passt die Erklärung natürlich nicht.
Gruß Jürgen

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Fridericus
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Re: Naturrecht

Beitrag von Fridericus »


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Tipheret
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Re: Naturrecht

Beitrag von Tipheret »

Juergen hat geschrieben:Wenn der Mensch aber "mehr" ist – und hierbei ziele ich nicht auf ein Mehr im Sinne eines Mehrkönnens, Mehrwissens, mehr Hirnmasse ab, sondern auf ein fundamentales Mehr, – dann passt die Erklärung natürlich nicht.
Schön, wennwir uns wenigstens darin einig sind.

Die Frage beantwortet das aber nicht wirklich.

Gibt es eine unterschiedliche Bewertung aus dem "Naturrecht" der gleichen Unrechtstat von Mann und Frau?
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Juergen
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Re: Naturrecht

Beitrag von Juergen »

Tipheret hat geschrieben:Gibt es eine unterschiedliche Bewertung aus dem "Naturrecht" der gleichen Unrechtstat von Mann und Frau?
Ja,
es wurde schon oft genug gesagt, daß Du bei Thomas von Aquin nachlesen sollst, aber Du tust es ja nicht.
Polygamie verstößt - nach Thomas - nur gegen die sekundären Zwecke der Ehe, nicht aber gegen den primären Zweck
während Polyandrie sowohl gegen den primären als auch die sekundären Zwecke der Ehe verstößt.

Siehe dazu:
In IV Sent., d. 33, q. 1, a. 1, sol. hat geschrieben: Pluralitas ergo uxorum neque totaliter tollit neque aliqualiter impedit primum finem, cum unus vir sufficiat pluribus uxoribus fecundandis, et educandis filiis ex eis natis; sed secundum finem etsi non totaliter tollat, tamen multum impedit, eo quod non facile potest esse pax in famiila ubi uni viro plures uxores iunguntur, cum non possit unus vir sufficere ad satisfaciendum pluribus uxoribus ad votum; et quia communicatio plurium in uno officio causat litem, sicut figuli corrixantur ad invicem, et similiter plures uxores unius viri.
…ad 8 hat geschrieben:Unum virum habere plures uxores non est contra prima praecepta legis naturae, ut dictum est; sed unam uxorem habere plures viros est contra prima praecepta legis naturae, eo quod per hoc quantum ad aliquid totaliter tollitur, et quantum ad aliquid impeditur bonum prolis, quod est principalis matrimonii finis. In bono autem prolis intelligitur non solum procreatio; sed etiam educatio, ut supra dictum est. Ipsa enim procreatio prolis, etsi non totaliter tollitur ... tamen multum impeditur ... Sed educatio totaliter tollitur; quia ex hoc quod una mulier plures maritos haberet, sequeretur incertitudo prolis respectu patris, cuius cura necessaria est in educando.
Gruß Jürgen

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christian12
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Re: Naturrecht

Beitrag von christian12 »

Juergen hat geschrieben:Warum darf ein Mann mehrere Frauen, aber eine Frau nicht mehrere Männer haben?
Wenn eine Frau mehrere Männer hätte, wäre ja auch unsicher, wer der Vater eines Kindes dieser Frau ist. Andersrum ist die Sache aber immer klar.

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Robert Ketelhohn
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Re: Naturrecht

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Juergen hat geschrieben:Warum darf ein Mann mehrere Frauen, aber eine Frau nicht mehrere Männer haben?
Es geht hier ums Naturrecht und nicht um bescheuerte Einzelthesen, die zu diskutieren uns gewisse kabbalistische Nehemoth hier einflüstern wollen. Fallt darauf nicht herein.
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Juergen
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Re: Naturrecht

Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Warum darf ein Mann mehrere Frauen, aber eine Frau nicht mehrere Männer haben?
Es geht hier ums Naturrecht und nicht um bescheuerte Einzelthesen, die zu diskutieren uns gewisse kabbalistische Nehemoth hier einflüstern wollen. Fallt darauf nicht herein.
Das ist mit schon klar.
Gerade die Überlegungen zur Mehrehe sind von den verschiedenen Denkern in der Regel auch als (provokative) Gedankenexperimente bzw. Gedankenspiele ersonnen worden. Kaum einer kam auf die Idee dort irgendwelche Anregungen zu gesetzgeberischen Aktionen geben zu wollen.
Gruß Jürgen

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Tipheret
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Re: Naturrecht

Beitrag von Tipheret »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es geht hier ums Naturrecht und nicht um bescheuerte Einzelthesen, die zu diskutieren uns gewisse kabbalistische Nehemoth hier einflüstern wollen. Fallt darauf nicht herein.
Hervorhebungen durch mich Danke R. K., darauf fällt mir ein passendes Zitat ein :
Plutarchs Praecepta rei publice gerendae hat geschrieben:“Wer im großen das Recht will, darf das Unrecht im kleinen nicht scheuen.” Daß das ein Tyrannenwort ist, sieht man leicht.
Ich weiß, was ich von Eueren Argumenten zu halten habe: ABSTAND
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Juergen
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Re: Naturrecht

Beitrag von Juergen »

Da hätte ich doch was für Dich:

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Gruß Jürgen

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Fridericus
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Re: Naturrecht

Beitrag von Fridericus »

Juergen hat geschrieben:
Tipheret hat geschrieben:Gibt es eine unterschiedliche Bewertung aus dem "Naturrecht" der gleichen Unrechtstat von Mann und Frau?
Ja,
es wurde schon oft genug gesagt, daß Du bei Thomas von Aquin nachlesen sollst, aber Du tust es ja nicht.
Polygamie verstößt - nach Thomas - nur gegen die sekundären Zwecke der Ehe, nicht aber gegen den primären Zweck
während Polyandrie sowohl gegen den primären als auch die sekundären Zwecke der Ehe verstößt.

Siehe dazu:
In IV Sent., d. 33, q. 1, a. 1, sol. hat geschrieben: Pluralitas ergo uxorum neque totaliter tollit neque aliqualiter impedit primum finem, cum unus vir sufficiat pluribus uxoribus fecundandis, et educandis filiis ex eis natis; sed secundum finem etsi non totaliter tollat, tamen multum impedit, eo quod non facile potest esse pax in famiila ubi uni viro plures uxores iunguntur, cum non possit unus vir sufficere ad satisfaciendum pluribus uxoribus ad votum; et quia communicatio plurium in uno officio causat litem, sicut figuli corrixantur ad invicem, et similiter plures uxores unius viri.
…ad 8 hat geschrieben:Unum virum habere plures uxores non est contra prima praecepta legis naturae, ut dictum est; sed unam uxorem habere plures viros est contra prima praecepta legis naturae, eo quod per hoc quantum ad aliquid totaliter tollitur, et quantum ad aliquid impeditur bonum prolis, quod est principalis matrimonii finis. In bono autem prolis intelligitur non solum procreatio; sed etiam educatio, ut supra dictum est. Ipsa enim procreatio prolis, etsi non totaliter tollitur ... tamen multum impeditur ... Sed educatio totaliter tollitur; quia ex hoc quod una mulier plures maritos haberet, sequeretur incertitudo prolis respectu patris, cuius cura necessaria est in educando.
Im von Robert oben verlinktem "Grundriss zu Vorlesungen über Rechtsphilosophie" von Zoepfl liest man dazu auch:
Zoepfl, Heinrich: Grundriss zu Vorlesungen über Rechtsphilosophie, S. 201 f., §. 115. Arten der Ehe. Monogamie. Polygamie. hat geschrieben:Häufig wird behauptet, dass die Ehe ihrem Wesen nach Monogamie sei, weil sich die Persönlichkeit als ausschliessende Einzelheit in das Verhältnis hingebe, dessen Innigkeit nur aus ungetheilter Hingebung der Persönlichkeit hervorgehe. Allein diese Ansicht wurzelt nur in der nationalen Sitte und den Lebensverhältnissen der europäischen und hieraus hervorgegangenen amerikanischen, bez. christlichen Völker, aber nicht in der allgemeinen Sittlichkeit. Das allgemein Sittliche in der Ehe beruht nur darin, dass die Verbindung als eine bleibende unter Anerkennung einer vernünftigen Autorität (oder eines Gesammtwillens) in dem Willen des Mannes eingegangen ist, d. h. dass die Idee der Verbindung die Gründung einer Familie ist. Hierlin liegt auch die Unterscheidung der Ehe vom Concubinat u. dergl.
Der Begriff der Ehe schliesst also vernunftrechtlich die Polygamie nicht aus, sofern sie Polygynie, Vielweiberei ist; diese kann in manchen Erdtheilen sogar klimatisch bedingt, oder bei dem Missverhältniss der männlichen und weiblichen Bevölkerung unvermeidlich sein. Wohl aber ist der vernunftrechlichen Auffassung die Polyandrie, Vielmännerei, zuwider und wird von allen civilisirten Nationen verworfen, weil hier von einer Herrschaft eines vernünftigen Geistes nicht die Rede sein kann. Historisch findet man die Polyandrie auch nur bei ganz verkümmrten Völkern; im Alterthum in Irland, noch jetzt in einigen Gegenden von Afrika und auf einigen Südsee-Inseln.
Es wäre schön, wenn Du einmal auf die Antworten, die man Dir gibt eingehen könntest.
Zuletzt geändert von Fridericus am Donnerstag 31. Januar 2013, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Administrator
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Re: Naturrecht

Beitrag von Administrator »

Es geht hier um die Begründung eines Naturrechts an sich.
Es geht nicht um die Ehe.

kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Der Begriff Naturrecht zitiert aus dem k.u.k. Eulenspiegelglossar:

+

Das Naturrecht [lat. "ius naturae", zusammengesetzt aus "ius" = Recht und "natura" = Natur; auch "ius naturale" = natürliches Recht; überpositives Recht; Naturrecht; auch "Recht(e) Gottes"] ist das universell gültige Ordnungsprinzip, dessen Grundgesetz unabhängig vom Zutun oder von einer Einlassung des Menschen existiert.

Als höchstrangige Rechtsquelle legitimiert es alles untergeordnete Recht, bzw. untergeordnetes Recht legitimiert sich aus dem Naturrecht.

Das Lehramt der römisch-katholischen Kirche unterscheidet zwischen "ius divinum" (göttliches Recht, vgl. CIC c. 22, 24 § 1, 98 § 1), und "ius mere ecclesiasticum" (kirchliches Recht).

Das "ius divinum" ist das Recht, das sich unmittelbar auf den Willen Gottes zurückführen lässt. Es ist nicht nur allem Recht übergeordnet und über alle Zeiten hinweg gültig, sondern auch dem übrigen kirchlichen Recht übergeordnet und kann daher vom kirchlichen Gesetzgeber weder abgeändert noch annulliert werden.

Das ius divinum wird nach CIC 199 unterteilt in "positiv-göttliches Recht" (ius divinum positivum = "Offenbarungsrecht") und "natürliches göttliches Recht" ("ius divinum naturale" oder "ius naturale" = "Naturrecht").

Die Normen des Naturrechts gelten ausnahmslos für alle Menschen und gründen in der göttlichen Schöpfungsordnung. Sie können mit den Mitteln der Vernunft, aus der Beobachtung der Natur und durch schlussfolgerndes Denken erkannt werden (vgl. "Widerruf des Bautain").

Das göttliche Recht hat Vorrang vor dem menschlichem Recht, wobei die "Rechte Gottes" und das "menschliche Recht" eine einheitliche Rechtsordnung bilden sollen, deshalb kann der Ordo der "Missa" der Tradition nicht durch einen neuen ersetzt werden.

In der staatlichen Gesetzgebung müssen in dem Bemühen um gerechte gesetzliche Regelungen sowohl das "ius divinum positivum" als auch das "ius divinum naturale" in ihrer Eigenschaft als "Rechte Gottes" berücksichtigt werden.

+
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Petrus
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Re: Naturrecht

Beitrag von Petrus »

Administrator hat geschrieben:
Donnerstag 31. Januar 2013, 16:39

Es geht nicht um die Ehe.
na - dann halt nicht.

kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Zum Begriff Troll im Zusammenhang mit dem Naturrecht hier ein Auszug aus dem k.u.k. Eulenspiegelglossar

+

Der Begriff Troll wurde ursprünglich von Wikingersiedlern in Schottland als Sammelbegriff für okkulte (versteckte) Wesen verwendet, die ihren Minderwertigkeitskomplex durch irrlichternde Störungen kompensieren. Sie sollten gemieden werden, anstatt sie zu "füttern". (...) Vom Naturrecht /1 her eignen sich nicht nur der liturgische und der private Exorzismus als probate Abwehrmittel sondern auch der stille Einsatz von Weihwasser. (...)

+

/1 Naturrecht 》 viewtopic.php?p=922460#p922460
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Robert Ketelhohn
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Re: Naturrecht

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:freude:
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kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Im Westen lässt die iPhone Produktion der kapitalistischen Firma Apple im kommunistischen China nicht nur die für Kommunismus und Kapitalismus gleichermaßen bekannten faschistoiden Züge naturrechtsfeindlicher Gesinnung vermuten, sondern sie liefert hierfür Beweise:

die iPhone Produktion funktioniert via Quasi-Hartz4 in chinesischen Konzentrationslagern, in die sich die Menschen "freiwillig" begeben, u.a. weil sie mit dem altbekannten Spruch betrogen werden: "Arbeit macht frei"

So sieht die Produktion der kapitalistischen Firma Amerika im kommunistischen China des Jahres 2017 aus: 

"Der Arbeitslohn beträgt etwa 450 Dollar pro Monat bei 10 bis 12 Arbeitsstunden pro Tag und 6 Arbeitstagen je Woche incl. Minimalkost, incl. Logis in 8 Betten-Zimmern und Sammelwaschraum. Die Turn-Over-Rate beträgt 2 bis 4 Wochen. Treppenhäuser und Fenster sind mit Anti-Suizid-Netzen ausgestattet. Alle Mitarbeiter sind sehr freundlich." /1

Auch damit ist der Beweis erbracht, dass der globale Plan von Kapitalismus und Kommunismus denselben Zwecken dient, d.h. China und Amerika sind glücklich in Marxens Kapital vereint

Dank der von China vermittels amerikanischer Spezialisten und der global und national verzweigten Propaganda-NGOs, v.a. UN, WHO, RKI und ihrer in den Massenmedienkanälen psycholinguistisch angestossenen CV-Hypnose und der damit verbundenen Kriminalisierung ihrer angstfreien Gegner ist zu erwarten, dass dieses ideologische Gewinnmaximierungsmodell nach Europa ausgeweitet wird und zwar selbstverständlich leicht nachvollziehbar aus vorgeblich "ökonomischen" Gründen - in Wirklichkeit jedoch soll Europas naturrechtliches Erbe samt und sonders eingestampft werden.

Hierzu rät der über mehrere Generationen hinweg gepflegte katholizistische Klerikalmarxismus selbstverständlich kräftig zum Mitstampfen und zwar aus Gründen der Übernächstenliebe.

Die Staatskirche in der verbotenen Stadt und ihre Wasserträger allüberall jenseits der grossen Mauer sind also nichts anderes, als die Hebel zur Beseitigung des Naturrechtes und somit der Wahlfreiheit, und somit zur Beseitigung der Moral zugunsten der Vision von Karl Marx von seinem Shetland-Ponyhof auf Erden. Es scheint also nicht zu verwundern, dass der Araber als Verteiler des Schwarzen Afghanen ganz oben auf der chinesischen Umerziehungswunschliste zum gerechten Ausgleich für die einstmals an die Briten verlorene Opiumherrschaft steht.

Am Ende werden wohl die Blockwarte der demokratischen Klappsmühle vor dem ewigen Richter mit ihren Achseln zucken und zusammen mit ihren auf Kadavergehorsam getrimmten Gleichschrittloyolanern sagen: "Wir haben doch nur Befehle ausgeführt, wir sind unschuldig!"...

... Das sind sie NICHT!

Die Weiterentwicklung zur absoluten Dystopie aufzuhalten, bzw. den Niedergang der Moral aufzuhalten, bleibt der vom Naturrecht /2 her gebotene Dauerappell an den gesunden Menschenverstand.

/1 YT-Video "This man worked undercover in a Chinese iPhone factory"
(https://m.youtube.com/watch?v=5ItLIywwepY [Abruf: 10. September 2021])

/2 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Das Naturrecht trotzt demokratischem Trotz

Kurz vor Weihnachten des Jahres 2019 erhielt ich zum Zweck der Vorbereitung auf eine VWL-Klausur eine Linkliste zu einschlägiger Literatur sowie VWL-Podcasts und YT-Videos.

Mit Prüfungen ist das natürlich immer so eine Sache, denn angesichts der schier unermeßlichen Fülle des anempfohlenen Stoffes muss zwangsläufig eine Auswahl im Hinblick auf einen Schwerpunkt vorgenommen werden. Also sortierte ich die Liste nach Schwerpunkten. Schliesslich erkannte ich, dass es einmal mehr um das Thema EZB ging, mithin Zentralbanken, mithin das private Ausleihen von "Schuldscheinen" seitens der Druckmaschineneigentümer an die Staaten der Welt zu durchschaubaren Zwecken. Mich aber interessierte nach Abschluss der Vorbereitung v.A., welche "Moral" von der mir bisher bekannten Volkswirtschaftsgeschichte übrigbleiben könnte, und stiess dabei auf Unerwartetes,...

...und das kam so:

Auf der Suche nach in professoralen Ohren möglichst gescheit klingenden Antworten bin ich zunächst meinem Lieblingsvorurteil aufgesessen, dass nämlich überhaupt gar keine Moral übrig bleiben könne, denn was auch immer Supermario bis zu seinem Abgang in dem von ihm so schön handsignierten Edelpapier geraucht hat, er war im Fernsehen immer so beneidenswert cool, weshalb ich mich dann aber fragen musste, wieso er das eigentlich immer sein konnte?

Am 26. Juli 2012 trat Mario Draghi vor die in London versammelte und aus bekannten Gründen zitternde Finanzwelt mit einer Rede /1, die kürzer als üblich war. Zunächst versprach er, dass es "auf Dauer eine Fiskalunion, eine Finanzunion, eine wirtschaftliche Union und eine politische Union in der Eurozone geben werde, was die Pleite einzelner Staaten unmöglich machen würde". Aber das war nicht wirklich neu. Neu war, dass er den Euro als "unumkehrbar" bezeichnete. Er sagte, dass das "politische" Kapital, das in den Euro investiert worden sei, einfach zu groß sei, als dass ihn die "politischen" Entscheidungsträger wieder kollabieren lassen würden.

Hier musste ich innehalten. Dieser eine Satz entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als phänomenale Nebelkerze, denn gerade "politisches" (Human-) "Kapital" haben Banker schon immer (z.B. in Deutschland 1945) bedarfsweise und nach Belieben in den Orkus der Geschichte gekickt. Mario Draghi hat in dieser Rede zum damals brennenden Thema Bankenrettung zwei Dinge völlig ohne Verwendung des Konjunktivs kommuniziert:
1. Ihr Politiker werdet kuschen und
2. allen andern geschieht nichts!

Ich übersetze demzufolge den obigen Satz wie folgt: "Das Kapital, das in den Euro investiert worden ist, ist einfach zu groß, als dass ihn die wahren Entscheidungsträger ihn wieder kollabieren lassen können." Abschliessend signalisierte Herr Draghi zur Freude der Finanzwelt, dass die EZB alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um einen Kollaps zu verhindern. Wörtlich sagte er: "Im Rahmen unseres Mandats ist die EZB bereit, alles zu tun, was notwendig ist, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird genug sein!"

"Und glauben Sie mir, es wird genug sein!"

...da ist er, dieser Wahnsinnssatz. Damit mein Sermon aber nicht allzu langatmig ausfällt, nähere ich mich zügig abschliessend jenem Stoff, aus dem der mittelalterlich feuchte Traum der Alchemisten bestand: Gold, und immer wieder Gold und zwar nach Belieben produzierbar bis zum St. Nimmerleinstag: infolge dieser Intention wähne ich das offene Geheimnis dieses m.E. genialen Ex-EZ-Bankers wie folgt: 

an welches Geld auch immer die Menschen glauben, das werden sie auch lieben, und solange sie es lieben, kann es wirklich und real und gefahrlos nach Belieben produziert werden ohne irgendwelche Menetekel der zweifellos erfahrenen aber armen Old-School-Economics fürchten zu müssen: ja, ich meine den Euro, wobei sowohl die Stellen vor, als auch jene nach dem Komma im Grunde beliebig und unendlich erweiterbar sind, will meinen, es kann Supermario und seinen Hebeln gleichgültig sein, wieviel Anleihen und noch mehr Geld und noch viel mehr Geld benötigt wird um egal wessen Fell zu retten, d.h. der Euro wird auf jeden Fall massenweise gedruckt werden, und solange die Politik brav übers Stöckchen springt, können die Interessen der paar globalen Druckmaschineneigentümer nicht angetastet werden!

Wer hätte das gedacht, dass die White Anglo Saxon Protestants nebst Paten und 5. Kolonne seit Beginn ihrer Sammlungsbewegung mit ihrem Schlachtruf wider Naturrecht und Kirche mithilfe des von Luther angestossenen Drucktechnik-Hypes zur quasi-alchemistischen Druckhoheit eines "Goldes der Zukunft" gelangen würden, welches im Grunde nur aus Farbe und Holz besteht. Für die währungsökonomisch erforderliche Knappheit, sozusagen als "Feigenblatt" um nicht vor den Old-School-Economics entblösst dazustehen, sorgen u.a. der militärisch-industrielle Komplex und sein "Staat", der das Volk auf Spur hält mit Angst vor dem bösen Wolf /2.

Aber machte dies "sub specie aeternitatis" auch Sinn? Ich glaube ja, denn alle aristotelisch-thomistisch gefundene Sekundärmaterie gehört Gott, der die Macht verleiht, wem Er will. Schliesslich ist Er in Seiner Eigenschaft als Verursacher der Eigentümer, und der Staat ist Sein Treuhänder über jene Kohle mit der die Besitztümer der Nutzniesser möglichst beheizt aber nicht verheizt werden sollten, und die Ecclesia ist Anwalt und Treuhänder zugleich zur Verwaltung Seiner geistigen Schätze der Ewigkeit zur Durchsetzung der Rechte Gottes im Naturrecht - ius naturae - /3 wie im Himmel so auf Erden.

Momentan verbringt bekanntlich der Dompteur der Old-School-Economics seinen Ruhestand als Dompteur demokratischen Trotzes zu Roma als Doppeltes Lottchen neben dem anderen Supermario "Jump'n'Run", während sowohl Europa als auch die EU beide weiter nach dem Stein der Weisen suchen, jeweils, wie es demokratischem Trotz entspricht, an der falschen Stelle. Es wird also niemandem auffallen, wenn einst, im Jahre 2025 Zar Wladimir von orthodoxen Gnaden leise das eurasische Kaiserreich von Lissabon bis Vladivostok ausrufen wird. Dann darf in den Staatsruinen der deutschen Föderation womöglich wieder offen darüber geredet werden, wie sie ihren geistigen Niedergang, den sie den vergangenen, mannigfaltigen angloamerikanischen "Nannydiensten" zu verdanken haben, aufhalten wollen.

/1 Mario Draghi's famous speech on July 26, 2012 at UKTI's Global Investment Conference over the 'irreversibility' of the euro and ECB's preparedness to do 'whatever it takes' to preserve on YT: (EN) "Und glauben Sie mir, es wird genug sein!"
(https://m.youtube.com/watch?v=hMBI50FXDps [Abruf: 14. September 2021])

/2 YT-Video, Corona oder die Angst der Schafe vor dem Wolf
(https://m.youtube.com/watch?v=OdDMySyHD0E [Abruf: 14. September 2021])

/3 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Neuzeitliche Räuberei

Beim Naturrecht geht es um die Rechte dessen, der alles erschaffen hat UND um die Rechte des Menschen. Beides ist im Dekalog nachzulesen: die ersten drei Gebote des Dekalogs betreffen die Rechte Gottes und die letzten sieben die Rechte des Menschen.

Für Räuber jedoch gibt es weder Staat noch Religion, noch Gebote - es ist ihnen vollkommen gleichgültig, wessen "Schäufelchen" sie im "Sandkasten" an sich reissen, um den "Sand" mit dem alle spielen, in geklauten "Eimerchen" zu bunkern.

Neuzeitliche Räuber tarnen sich sowohl mit Sozialismus als auch mit Kapitalismus - beides sind Derivate des Marxismus. Der Raub des Eigentums im Sozialismus ist ebenso naturrechtswidrig wie der Raub des Eigentums im Kapitalismus (siehe Rerum Novarum /2).

Wenn aber eine (Pharma-)Sekte es schaffte, den Kirchenstaat zu kapern, um die globalen Katholiken unter dem Vorwand der Nächstenliebe naturrechtswidrig unter Social-Score-Kontrolle zu verimpfen zur marxistischen Sklaverei der Planwirtschaft (Raub des Eigentums = Eigentumslosigkeit), dann hätten wir ein sehr spezielles Tyrannis-Problem.

Die Kirche als Anwältin des Naturrechtes hat dem Staat in die Speichen zu greifen, sobald dieser gegen das Naturrecht verstösst.

Wenn aber Staat UND Religion gekapert wurden, dann ist glasklar, was zu tun und was zu unterlassen ist:

"Wenn keine menschliche Hilfe gegen den Tyrannen gefunden werden kann, muss man sich an den König aller, an Gott wenden, der das grausame Herz des Tyrannen bekehren oder es in einen elenden Zustand versetzen kann,… Aber damit das Volk diesen Nutzen von Gott verdient, muss es von der Sünde befreit werden, denn zur Bestrafung der Sünden erhalten die Gottlosen mit göttlicher Erlaubnis die Macht, da es im Buche Hiob heißt, dass Gott ‚den heuchlerischen Menschen dazu bringt, wegen der Sünden des Volkes zu herrschen‘. /3 Wir müssen daher den Fehler beseitigen, damit die Wunde der Tyrannei aufhört." /4

Solange es seitens der nationalen Ordnungskräfte in punkto ius naturae keinen Konsens gibt, wird die Tyrannis fortschreiten.

_____
/1 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460

/2 Enzyklika Rerum Novarum, "Ungerecht ist, was gegen das Naturrecht des Privateigentumes gerichtet ist"
(http://www.kathpedia.com/index.php?titl ... _gerichtet [Abruf: 28. Oktober 2021])

/3 Hiob 34, 30

/4 Thomas Aquinas, „De Regno“, I, 6
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Über das Naturrecht nachdenken

(ein überliefertes Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn wer beginnt, nur eine einzige Stunde über das Naturrecht /1 nachzudenken)

"Ich, Nabuchodonosor, lebte sorglos in meinem Hause und glücklich in meinem Palaste.

Da hatte ich ein Traumgesicht, das mich erschreckte, ...

Und es ging von mir der Befehl aus, dass alle Weisen Babylons vor mich geführt würden, damit sie mir kundtäten, was der Traum zu bedeuten habe. ...

bis zuletzt Daniel vor mein Antlitz trat, ...

diesem legte ich den Traum vor:

'...alle Weisen meines Reiches vermögen mir die Deutung nicht anzugeben; doch du kannst es, weil du den Geist der heiligen Götter besitzest.'

Da begann Daniel, dessen Name Baltassar ist, bei sich schweigend etwa eine Stunde lang nachzudenken und seine Gedanken beunruhigten ihn.

Der König aber redete ihn an und sprach:

'Baltassar! Lass dich durch den Traum und seine Deutung nicht beunruhigen.'

Baltassar antwortete und sprach:

'Mein Gebieter, der Traum gelte denen, welche dich hassen, und seine Deutung deinen Feinden:

der Baum, den du geschaut hast, der hoch und stark war, dessen Höhe bis zum Himmel emporreichte und der über die ganze Erde hin gesehen ward, dessen Gezweige sehr schön, dessen Früchte überaus reichlich waren, von dem alles Nahrung erhielt, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und auf dessen Zweigen die Vögel des Himmels weilten, der bist du, o König, der du groß und mächtig geworden bist, denn deine Größe ist gewaltig geworden und reicht bis an den Himmel und seine Macht bis an die Grenzen der ganzen Erde.

Dass aber der König einen Wächter, einen Heiligen, vom Himmel herniederkommen sah, der rief:

'Haut den Baum um und vernichtet ihn, doch den Stumpf samt seinen Wurzeln lasset in der Erde; eine Fessel von Eisen und Erz werde ihm im Grün des Feldes angelegt, dass er vom Taue des Himmels benetzt werde, und mit den wilden Tieren habe er seine Speise, bis sieben Zeiten über ihn dahingegangen sind!'

so ist dies die Deutung des Beschlusses des Allerhöchsten, der über meinen Gebieter, den König, ergangen ist:

man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen
und bei dem Vieh und den wilden Tieren wird dein Aufenthalt sein;
du wirst Gras fressen wie ein Rind
und wirst vom Taue des Himmels benetzt werden
und so werden sieben Zeiten über dich dahingehen,

bis du erkennst,
dass der Allerhöchste
über das Königtum der Menschen Macht hat

und es verleiht,

wem Er will!

Dass Er aber befahl, den Wurzelstock des Baumes stehen zu lassen, bedeutet, dass dein Königtum dir verbleiben soll,

nachdem du erkannt hast,

dass der Himmel die Herrschaft übt!

Darum, o König, lass dir meinen Rat gefallen:

Löse dich von deinen Sünden durch Almosen
und von deinen Missetaten durch Barmherzigkeit gegen die Bedrängten,
so wird er vielleicht deine Sünden verzeihen.'

Dies alles kam über den König Nabuchodonosor. Als er nach Verlauf von zwölf Monaten auf der Burg von Babylon wandelte, hob der König an und sprach:

'Ist dies nicht das große Babylon, das ich zur Wohnung des Königs durch meine starke Macht und zur Verherrlichung meines Glanzes gebaut habe?'

Doch noch war das Wort in des Königs Munde, da ertönte eine Stimme vom Himmel herab:

'Dir, o König Nabuchodonosor, wird gesagt:
dein Königtum soll dir genommen werden
und man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen
und bei den wilden Tieren wird dein Aufenthalt sein;
du wirst Gras fressen wie ein Rind
und sieben Zeiten werden über dich dahingehen,

bis du erkennst,

dass der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat,

und es verleiht,

wem er will!'

Zu derselben Stunde ging das Wort an Nabuchodonosor in Erfüllung:
er ward aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen,
fraß Gras wie ein Rind
und sein Leib ward vom Taue des Himmels befeuchtet, bis ihm das Haar wuchs wie Adlerfedern und die Nägel wie Vögelkrallen.

Nach Ablauf der Tage aber erhob ich, Nabuchodonosor, meine Augen zum Himmel und mein Verstand ward mir zurückgegeben.

Da pries und verherrlichte ich den Allerhöchsten
und lobte den, der in Ewigkeit lebt,
denn Seine Macht ist eine ewige
und Seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht!
Alle Bewohner der Erde sind neben Ihm nichts zu achten,
denn nach seinem Willen verfährt Er
sowohl mit den Mächten des Himmels,
wie mit den Bewohnern der Erde,
und niemand ist,
der Seiner Macht widerstehen
und Ihm sagen dürfte: warum hast Du das getan?

Zu derselben Zeit kehrte mir der Verstand wieder und ich gelangte wieder zur Würde und zur Herrlichkeit meiner Herrschaft und ich erhielt meine frühere Gestalt wieder.

Meine Großen und meine Statthalter suchten mich auf und setzten mich wieder über mein Reich und noch größere Herrlichkeit ward mir zuteil.

Darum lobe und verherrliche und preise ich, Nabuchodonosor, nun den König des Himmels,
denn alle Seine Taten sind wahrhaft
und Seine Wege gerecht,
und die in Hoffart wandeln, vermag Er zu demütigen!" /2

_____
/1 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460

/2 Allioli-Vulgata 1914, Das Buch Daniel, Kap. 4, 15 - 34.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Naturrecht und causa finalis

- Versuch einer naturrechtlichen Ursachendeutung -

Die Erklärung der Existenzursache alles Seienden findet im Kontext des Naturrechtes /1 ihre wesentliche Bedeutung, insoweit die Ursachenebenen der Materie im Sinne der aristotelischen Thomistik berücksichtigt werden.

Die einzelnen Disziplinen der Wissenschaften beschäftigen sich i.d.R. mit zwei Ursachenebenen, nämlich mit den materiellen Bestandteilen eines Gegenstandes und mit deren Bearbeitung. Solche Ursachenbetrachtung wird mit dem Begriff Materialismus belegt in der Bedeutung der dem Naturrecht zuwiderlaufenden Verzweckung der Materie. Zur naturrechtlichen Legitimation im Umgang mit Materie wird geschlussfolgert, die Ursachenbetrachtung der Materie vervollständigen zu müssen. Was der Materialismus mit Materie meint, beschreibt Thomas von Aquin als materia secunda, als Sekundärmaterie. Materie im ursprünglichen Sinne sei dagegen noch gänzlich unbestimmt - zwar existierend, jedoch sozusagen in einer Warteposition auf eine Möglichkeit hin als Materie in Potenz, dies sei die materia prima.

In ihrer Vollständigkeit wird die materia secunda im Kontext von vier Ursachenebenen beschrieben:

Die vier Ursachen anhand des Holztisches: /2

1. Materialursache

Da der Tisch vollständig aus Holz besteht, ist Holz seine Materialursache.

Wie jede andere Sekundärmaterie ist Holz wesentlich durch seine Potentialität bestimmt. Holz hat zwar mehrere Potentialitäten, kann aber nur bestimmten Dingen als Materialursache dienen mit den ihrem Wesen nach jeweils bestimmten Zielursachen, z.B. Tisch, Stuhl, Regal, aber auch Papier, Karton u.s.f.. Dagegen ist Holz seiner Möglichkeit nach nicht dazu bestimmt zu Fell oder zu einem Stromkabel zu werden.

2. Formursache

Die Formursache eines Dinges (auch Formalursache) ist das, was die verschiedenen Teile eines Gegenstandes zu einer ziel- bzw. zweckorientiert organisierten Einheit mithin Ganzheit formt, was sich existenziell auf das so genannte Wesentliche auswirkt: die Formursache bestimmt also das Wesentliche, also die Substanz, mithin die substanzielle Form, welche das Wesen ist, bzw. die Wesenheit eines Dinges.

Die ganz bestimmte Anordnung der Bestandteile des Tisches zusammen mit dieser besonderen Form der Tischplatte mit den Tischbeinen und den speziellen Verbindungsteilen usw. machen das Wesen genau dieses einen Tisches aus, d.h. erst durch die Form wird bewirkt, dass Holz in einer bestimmten Zielursache als Tisch und nicht als Stuhl verwendet wird, und dass Holz in seiner Formursache genau dieser bestimmte Tisch ist mit genau dieser seinem Wesen nach bestimmten Zielursache, zum Beispiel "Esstisch für zwölf Personen" und eben nicht als "Beistelltisch für ein Sofa".

3. Wirkursache

Die Wirkursache des Tisches ist die Person, die den Tisch herstellt, also der Tischler, und schliesst den Vorgang der Bearbeitung mit ein: der Tischler hat die Form des Tisches in seinem Geiste vorgebildet und wirkt auf die Formursache im Hinblick auf die Zielursache ein und im Hinblick auf die Formursache wirkt er auf die Materialursache Holz ein.

Dass die Form im Geist des Tischlers vorgebildet ist, verweist gewissermaßen auf die Verschränkung zwischen Geist, Materie und Form. Die Wirkursache muss immer von außen kommen, denn kein Tisch entsteht durch sich selbst oder durch zufälliges Zusammenfallen der Teile, sondern wird von außen, in diesem Fall durch den Tischler verursacht immer im Hinblick auf die vorher bestimmte Zielursache.

4. Zielursache

Die wichtigste Ursache und Voraussetzung für die anderen drei Ursachen ist die Zielursache, auch Final- oder Zweckursache genannt. Erst aufgrund der Zielursache auf die hin der Tisch projektiert, mithin im Geiste vorgebildet ist, wird die Materialursache ausgewählt und die Formursache bestimmt, woraus sich die Wirkursache, also die Tätigkeit des Tischlers ergibt. Ein Tisch, der als Zielursache die Verwendung als Esstisch besitzt, kann zwar die gleiche Materialursache haben wie ein Beistelltisch, aber er hat eine andere Formursache. Ein Tisch, der als Zielursache die Verwendung als Arbeitstisch für einen Schmid besitzt, kann sich von einem Esstisch in der Materialursache unterscheiden durch z.B. Metall anstatt Holz. Auch die Höhe eines Arbeitstisches als Formursache wird festgelegt im Hinblick auf die Zielursache, dass nämlich ein Mensch daran z.B. sitzend oder stehend arbeiten kann.

Hylemorphe Kreation - Das Bewusstsein als Verbindung zwischen Materie und Geist

Die Zielursache belegt die Verbindung zwischen Materie und Geist. Weder Materialursache noch Wirkursache existieren ohne Zielursache, d.h. Materialursache und Wirkursache sind immer auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet, auf das hin die Wirkursache vermittels der Formursache wirkt. Diese Gesetzmässigkeit betrifft alles Seiende. Die gewonnene Erkenntnis der Zielgerichtetheit allen Seins ist wiederum die wesentliche Ursache des Naturrechtes (ius naturae), denn natura, alle Natur muss aus ihrer Beobachtung schlussfolgernd Zielgerichtetheit beinhalten, und im Naturrecht geht es darum, dass die Natur ihr Ziel erreicht. Genau dieses sei das letzte Ziel und zugleich die erste Ursache allen Seins: causa finalis.

Zielgerichtetheit setzt einen Plan, also eine bewusste Vorstellung dessen, was erreicht werden soll mithin Bewusstsein voraus: die Zweckursache kann in sich kein Bewusstsein besitzen, hat also kein Wissen um ihren Zweck: das menschliche Herz hat den Zweck, Blut in alle Teile des Körpers zu pumpen, und zu diesem Zweck sind der anatomische Aufbau und die physiologischen Kausalprozesse des Herzens perfekt angemessen, ohne dass das Herz darum "weiß". Die Medizin setzt die Kenntnis um die Funktion des Herzens bei allen Untersuchungen und Therapien voraus. Was aber wäre eine Funktion ohne Ziel und Zweck, was wären Ziel und Zweck der natura ohne causa finalis, und was wäre causa finalis ohne Bewusstsein?

Fazit:

Anhand der vorgefundenen Natur der Dinge lassen sich erste Ursache und letztes Ziel allen Seins als causa finalis erschliessen. Zielgerichtetheit allen Seins ist wesentlicher Bestandteil des Naturrechtes. Im bewussten Blick auf die Ursache der Materie kann erkannt werden, dass ein Jemand alles Sein bewusst ins Da-Sein ruft, und zwar im Hinblick auf das zu suchende Ziel: Er ruft: "Ich-Bin-Da!" Seine Schöpfung antwortet: "Danke!"

_____
/1 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460

/2 Vgl. scholastiker.blospot.com, "Vier Ursachen, ein Beispiel",
(http://scholastiker.blogspot.com/2011/0 ... spiel.html [Abruf: 21. November 2021).
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Die Bedeutung der Hoffnung im Naturrecht

Das uralte Buch Hiob /1 ist das wichtigste Buch für den ultimativ leidvoll geprüften Beduinen (wir würden ihn heute als „Araber“ bezeichnen) dessen Archetyp der Wanderer ist. Wer noch nie etwas von der Hoffnung schlechthin gehört hat, der sollte es zuerst lesen oder sich von den Alten berichten lassen, wie sie dem finstersten Kellerloch ihres Lebens entronnen sind und deshalb ihrem Schöpfer in seiner Eigenschaft als Weltenlenker - jeder auf seine Weise - den Lobpreis anstimmen.

Aber auch der nach langem Suchen sesshaft Gewordene vermag etwas Empathie zu empfinden, wenn er die Monologe wider den scheinbar stumm gewordenen Geber alles Guten liest. Beide aber haben mit dem Zweifel an Gott wesentlich weniger zu tun, als der auf den Trotz wider das Naturrecht - ius naturae - /2 konditionierte Demokrat mit seinem manischen Zwang zur absoluten Ab- und Versicherung seiner selbst und seiner Scholle, die er „Leben“ nennt. Wenn es aber dann doch eines Tages um sein nacktes Überleben geht, dann verbleiben ihm wie dem Wanderer nur die Hoffnung, dass es weitergeht, dass er weiter geht, zum Beispiel indem er weiterliest:

das existenzielle Können von Hoffnung, also das, was das Hoffen schlechthin meint, bringen wir nicht aus uns selbst heraus zustande, weshalb Hoffnung eine Tugend genannt wird, denn jede der Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe ist ein Geschenk. Und eben weil also Tugend Geschenk ist, deswegen kann der Mensch nicht für etwas be- und verurteilt werden, was er an Glaube, Hoffnung, Liebe NICHT besitzt.

Geschenke aber müssen erwartet, gewissermaßen "erbeten" sein, sonst können sie nicht als solche erkannt werden.

Die Erwartung eines Geschenkes setzt im Gegensatz zum Glauben das Wissen voraus, dass der Schenkende über die erwartete Sache verfügt. Eine unerbetene Übereignung aber kann im strengen Sinne nicht Geschenk sein, sondern befindet sich qualitativ auf der Ebene der Ent-Sorgung.

Daraus ergibt sich eine grundlegend existenzielle Schlussfolgerung: „Der Mensch bewegt sich im Kraftfeld einer über-menschlichen Wirklichkeit. Nur von dort her vermag er Auskunft auf sein Heil zu empfangen. Die Fähigkeit, selbst noch inmitten der Katastrophe, eines glücklichen Endes, eines endgültigen Gelingens der persönlichen Existenz gewiss zu sein, kann nur dann zuteil werden, wenn wir uns jenem Über-Natürlichen öffnen, was die Kirche „göttliches Einwirken“ nennt.“ /3

„Die Hoffnung greift über die Existenz des leibhaftigen Bestandes des ‚Hiesigen‘ hinaus. Platon spricht von der Hoffnung, als ‚auf Rückkehr zur heilen Urgestalt angelegtes Streben, welches an die Bedingung der Einweihung geknüpft ist‘, und Einweihung ist eine theologische Kategorie.“ /3 Ohne Theologie aber bleibt der Begriff Hoffnung der Willkür des Diesseits in einer künstlichen Fixierung des Präsens ausgesetzt mit den beiden Implikationen Verzweiflung und Vermessenheit.

Alle Hoffnung aber muss in finaler Konsequenz logisch auf die Zukunft ausgerichtet sein, auf ein Jenseits der Gegenwart, und was kann jenseitiger sein als der Zustand einer Existenz jenseits des Todes.

„In der Hoffnung auf das Heil, nämlich auf jenes Heil, das als alles umfassendes Glück, als über-menschlich geschenktes Heil erwartet wird, gewinnt der Mensch eine Zukunft. Er gewinnt ein dermaßen grosses Quantum an Zukunft, dass demgegenüber die Vergangenheit eines noch so als reich und glückhaft erfahrenen Lebens schlichtweg als ‚wenig‘ erscheinen muss.“ /3

Die Hoffnung ist und hält und macht jung.

„Nicht zu verzweifeln ist ein sich empirisch auf die Wirklichkeit auswirkender Zustand.“ /3 „Gott ist jünger als alle!“ /4 „Die Spannkraft der geschenkten Hoffnung strahlt in das reale Leben aus. Nichts verbürgt so sehr ewige Jugend wie die theologische Tugend der Hoffnung - die gelassene Tapferkeit des Vertrauens in das kommende Glück. Verjüngung, innere Jugendlichkeit und Hoffnung sind einander zugeordnet. Jung sein ist die Ursache der Hoffnung, denn die Jugend hat viel Zukunft und wenig Vergangenheit. Hoffnung gibt dem Menschen eine Jugendlichkeit die tiefer reicht als das bloss physisch Vitale.“ /3

Die Nichthoffnung

Als Antipoden der Hoffnung stehen Verzweiflung und Vermessenheit. Sie zerstören als Nichthoffnung, die Jugendlichkeit des Menschen.

- Verzweiflung ist die vergreisende Vorwegnahme der Nichterfüllung.
- Vermessenheit ist die infantilisierende Vorwegnahme der Erfüllung.

Verzweiflung
zeitigt deshalb Vergreisung, weil sie ein Nachgeben gegenüber dem allzumenschlichen Sicherheitsbedürfnis ist, das die Spannung auf dem Weg zum Glück, welche als vermeintlich unerträglicher Zustand des Noch nicht erfahren wird, nicht auszuhalten vermag.

Vermessenheit
zeitigt Infantilisierung wegen der Wiederholung der vermeintlichen Sicherheit eines vergangenen Glückszustands, der ebenso die Spannung auf dem Weg zum vollkommeneren Glück aufhebt wie die Verzweiflung.

Das Kindische in der Vermessenheit zeigt sich in der Vorspiegelung des verlorenen Glücks der Kindheit. Sie zeigt sich im Verhalten infantil im nachtrauernden Rückgriff auf die Unbeschwertheit und Hoffnung der irreversibel vergangenen Kindheit und im trotzigen Vorgriff auf ein selbst gewillkürtes Glück, das ihm nicht zukommt. Infantiles Verhalten Erwachsener offenbart aber nicht nur Trauer über eine nicht mehr erlebte Gegenwart, sondern demonstriert, ja zelebriert geistige Rückständigkeit durch trotzigen Stillstand.

Der infantile Archetyp für Trotz gegen den Fortschritt, mithin Trotz gegen das Weitergehen, kann schon im Supermarkt beobachtet werden: die Mutter will zahlen, aber das Kleinkind will unbedingt noch das Glück im Vorgriff auf den roten Kaugummi ertrotzen im Widerstand gegen das von der höheren Instanz erforderte Weitergehen. Würde die höhere Instanz den trotzigen Vorgriff mit dem geforderten Gegenstand belohnen, dann ergäbe sich hieraus die fatale extrinsische Motivation /5, für den Rest des Lebens durch Trotz das Glück auf eine erhoffte Belohnung der Zukunft eigenwillig vorwegnehmen zu müssen. Unwiderstanden muss sich solche Infantilität in den Registern des Charakters festsetzen. Somit würde der Fortschritt des Menschen im Hinblick auf das Glück, mithin die Möglichkeit Hoffnung von einer höheren Instanz zu erbitten, nahezu verunmöglicht, woraus die pädagogisch richtige Konsequenz folgt: Trotz muss zwingend Widerstand der höheren Instanz zeitigen und zwar zugunsten der Hoffnung!

Beide, Vermessenheit und Verzweiflung, verweigern sich dem Geschenk der theologischen Tugend der Hoffnung. Beide sind Symptome für das Nichtwahrhabenwollen, dass der Mensch ein „Viator“ ist, ein „Wanderer von Schöpfungs wegen“ /3 und zwar in Richtung einer über-physisch erwarteten, allumfassenden Wirklichkeit eines Glücks, welches so unermesslich sein muss, dass es über alle in dieser Welt physikalisch und psychisch erfahr- und artikulierbare Sinnenhaftigkeit hinausreichen muss. Und genau aus diesem Grund existiert der Tod gleichsam als fest in den Blick zu nehmender und als positiv zu erkennender Bezugspunkt, sozusagen als Anfrage an den aktuellen Stand der persönlichen Hoffnung in jedem Lebensalter, als Gradmesser der Hoffnung des Wanderers auf dem Weg zum Ziel, das in jenem unermesslichen Glück besteht, welches sich in seiner Unermesslichkeit nur darum auszuweisen vermag, da es eben über eine sich der eigenen Kontrolle entziehende und unabwendbare „Sprungmarke“ (Tod) zwingend hinausreichen muss.

Verweiflung aber und die Vermessenheit verhindern das Erreichen des Glücks, weil sie den unabwendbaren Tod ignorieren. Zwar bewegen sich der Verzweifelte und der Vermessene widerwillig auf den unabwendbaren Tod zu, aber sozusagen mit dem Blick rückwärts auf die in der Vergangenheit real glückhaft erlebten Momente (im Supermarkt) hin, und seitwärts, im hypnotisch fixierten Blick auf die immer verfügbaren, irrlichternden Vorspiegelungen des Glücks anderer, vermittels der durch die Massenmedien induzierten virtuellen Phantasien und ihrer von professionellen Gurus vorgespiegelten Blendwerke, die samt und sonders für den Moment der Betrachtung eine ebenso unbefriedigende Realität vermitteln, wie ein Fix Heroin, zwei Gläser Wodka oder der One-Night-Stand.

Vermessenheit und Verzweiflung deuten den Tod als absolutes Ende des in der Vergangenheit erfahrenen Glücks, welches für eine Zukunft danach deshalb nicht mehr erwartbar sein kann, weil der Tod als Ende der gesamten menschlichen Existenz gedeutet wird, und darin besteht der Grundirrtum, denn das vom Startpunkt seines Erschaffens unabwendbare Weiterexistieren bis in Ewigkeit ist eine Tatsache, die sich aus dem Grammatischen Gottesbeweis /6 ergibt.

Infolgedessen ist hieraus ableitbar, dass der Tod als Wegmarke im menschlichen Weiterexistieren dient und, dass der Mensch in seiner Eigenschaft als geistiges Wesen gehalten ist, die Antwort zu finden auf die ihm dauerhaft vorgelegten, wesentlichen Fragen: „Wo komme ich her? - Wo gehe ich hin?“

Der Mensch ist also ein Werdender, ein nach vorne-oben Strebender, ein auf das immer noch grössere, immer noch höhere Glück hin Ausgerichteter, ein Wanderer. Jenes Glück ist gemeint, das alles in Vollkommenheit umfasst: Heilung, Schönheit, Gesundheit, Jugend, Heiligung.

Dieses Ziel aber, dieser vollkommene Grad des Heiles wird Zeit des Lebens als noch nicht gänzlich erreicht erfahren. Diese noch nicht seiende Wirklichkeit muss als beständige Anfrage seines Schöpfers an den Menschen als seine Kreation interpretiert werden, gleichsam als "Dauer-Ping", als Anfrage, die die Antwort des Menschen erfordert: "Ich bin der hier und jetzt und heute Seiende: Deine Kreation im Hinblick auf das Glück, auf das Heil". Diese Antwort signalisiert dem Sender der Hoffnung die Bereitschaft des Empfängers.

Das Noch nicht des allumfassenden Heiles ist die eigentliche Struktur, die eigentliche Verfassung des Wanderers. Insoweit diese Struktur, mithin Verfassung ignoriert wird, zeigt sich der Mensch als Nicht-Wanderer, als in statischer Vermessenheit Stehengebliebener, da er das Glück entweder als trügerisches Glück des Reichtums oder als Tod in der Vergreisung der Verzweiflung vorwegnimmt.

Die Hoffnung aber will erwartet, ersehnt, erbeten werden. Die Erwartung eines Geschenks setzt aber das Wissen voraus, dass der Schenkende über die erwartete Sache verfügt. Hoffnung aber kann nur vom Verursacher, mithin Verfüger allen Lebens geschenkt werden, und solche Hoffnung im Auftrage des Verursachers allen Lebens zu vermitteln, hat die katholische Kirche vermittels der Sakramente zur Aufgabe.

Jener Schöpfer ist derselbe, der uns alle erschaffen hat. Um des Geschenkes der Hoffnung teilhaftig zu werden, erbitten wir von Ihm vermittels der Kirche den Glauben, weil wir keinen besitzen!

Aber mit dem Glauben der Kirche ist nicht Fideismus gemeint, ein blindes Fürwahr- oder Fürmöglichhalten, sondern eine Anforderung an die Vernunft, denn "schlussfolgerndes Denken kann mit Sicherheit die Existenz Gottes und seine unendliche Vollkommenheit beweisen. Der Glaube, ein Geschenk des Himmels, folgt der Offenbarung erst nach." /7

Verfügen wir dann über solchen Glauben, dann vermögen wir die Hoffnung zu erbitten, weil wir keine besitzen!

Und haben wir dann die Hoffnung, werden wir vom Verursacher allen Lebens auch die Liebe erbitten, weil wir keine besitzen!

Wozu aber noch die Liebe erbitten?

Weil wir nur vermittels der Tugend der Liebe sogar angesichts des Risikos der Ablehnung bereit sein werden, anderen von der Hoffnung zu zeugen, die uns erfasst hat - ganz entgegengesetzt zu jenem früheren, uralten egoistischen Habenwollen (des roten Kaugummis), was die Kirche überaus treffend Hab-Sucht nennt, die nur das Ego zum Ziel hat. So gross ist die dem Menschen zugeeignete Freiheit, dass er zwischen guter Wahl und böser Wahl entscheiden darf, ja muss. Was aber wird uns in unserer Wahl überzeugen angesichts so vieler gleissender Verheissungen vorgeblich perfekter Pläne für Erfolg und kurzfristiges Glück? Es ist nicht der perfekte „Plan“, der uns überzeugt, sondern es ist die Liebe, die den anderen, den Nachbarn in den Fokus nimmt anstatt das Ego. Durch die Liebe sieht man sich plötzlich veranlasst den „Orbit“ zu wechseln, vom Kreisen um sich selbst weg, hin zum „Orbit“ der diskreten Verfügungsbereitschaft zugunsten des Nachbarn.

Oben wurde gesagt: „weil Tugend Geschenk ist, deswegen kann der Mensch nicht für etwas be- und verurteilt werden, was er an Glaube, Hoffnung, Liebe NICHT besitzt.“ Die Selbstverurteilung zum Nichtglück erfolgt erst aufgrund der trotzigen Nichtinanspruchnahme eines bereitgestellten Geschenks, weil man dessen Geber und Seine Rechte und somit auch die eigenen naturrechtlichen Rechte und Pflichten bewusst ablehnt.

Beginnt aber der Mensch gegen alle inneren und äusseren Widerstände den Glauben an die Hoffnung willentlich zu erbitten und macht er die Erfahrung sie dann sogar zu erhalten (denn auch der Geber alles Guten ist frei in Seinen Entscheidungen), dann findet er sein Glück und seine Freiheit im Festhalten an der Hoffnung, und zwar jetzt nunmehr wider alle Vermessenheit und Verzweiflung und wider eine Welt, die trotzig den Tod als Glücksverhinderer denunziert.

Das Glück solcher Freiheit geht einher mit wahrer, natürlicher, d.h. naturrechtlich legitimer Souveränität, denn im unbedingten Festhalten an der ihm geschenkten Tugend Hoffnung besiegt der Mensch alle Vermessenheit und Verzweiflung; er besiegt den Tod!

Die Hoffnung schlechthin spricht der Araber Hiob im Namen aller mit Zweifel Angefochtenen aus:
"Wenn Er mich auch tötet - ich werde auf Ihn hoffen." /8

______
/1 Das Buch Hiob
(https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/ijob1.html [Abruf 1. Januar 2022]).

/2 Das Naturrecht: viewtopic.php?p=922460#p922460

/3 Pieper, Josef, Hörbuch, "Hoffnung und Hoffnungslosigkeit", Originalaufnahme, Audio .MP3, 30 Min..

/4 Aurelius Augustinus, de genesi ad litteram VIII, 26, 48.

/5 Zum Begriff extrinsische/intrinsische Motivation vgl. Michalik, Sara, "Kinder richtig erziehen – Die Schattenseiten von Lob und Belohnung",
(http://eltern-raten-eltern-forum.de/kin ... -erziehen/ [Abruf 16. Januar 2022]).

/6 Spaemann, Robert, "Der Grammatische Gottesbeweis", Vortrag von Prof. Dr. Robert Spaemann, gehalten am 6.12.2004 an der Hochschule für Philosophie in München unter dem Titel "Rationalität und Gottesglaube", auch zitiert auf Kreuzgang.org am 13. August 2021.

/7 Papst Gregor XVI. legte Prof. Bautain im Jahre 1840 den Satz wider den Fideismus zur Unterschrift vor: „Schlussfolgerndes Denken kann mit Sicherheit die Existenz Gottes und seine unendliche Vollkommenheit beweisen. Der Glaube (der Kirche), ein Geschenk des Himmels, folgt der Offenbarung erst nach.“ Prof. Bautain hat schliesslich unterschrieben..

/8 Hiob 13,15
(https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/b ... 13.html#15 [Abruf 1. Januar 2022]).
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Re: Naturrecht

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Donnerstag 3. Februar 2022, 21:41
Feindbestimmung.
DW Deutsche Welle auf Twitter am 2. Feb. 2022 um 3:01 nachm. hat geschrieben: Der Glaube an das Naturrecht verhindere nicht nur die selbstkritische Betrachtung, sondern auch die Erneuerung der Struktur der Kirche, schreibt DW-Gastkolumnist @agoerlach vom Carnegie Council for Ethics.
Das Naturrecht entzieht sich jedwedem korachitischen Trotz, ganz gleich wie er seine Gewandung gestaltet. Die Kirche in ihrer Eigenschaft als Anwältin des Naturrechtes benötigt weder einen Konsens ihrer Feinde noch einen Konsens ihrer Freunde zur Behauptung der Existenz des Naturrechtes /1. Wie die Geschichte Korachs zeigt, sorgt Gott selbst für die Durchsetzung seiner Rechte. An der aktuellen Entwicklung der illegitimen Herrschaftsformen kann man das Gottesgericht ablesen - es beginnt bei den eigenen Leuten und endet auf den fernsten Inseln.

/1a Das Naturrecht: viewtopic.php?p=922460#p922460
/1b Über das Naturrecht nachdenken: viewtopic.php?p=924750#p924750
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Das naturrechtlich legitime Verhältnis zwischen Papst und Politik

Gregor VII. war klein und nichtig von Gestalt. Als man ihn zum Papst krönte, waren ihm die weiten Gewänder seiner Vorgänger schlaff, gleich lahmen Flügeln über seine schmalen Schultern herabgefallen, aber in seinen großen Augen saß ein Herrscher nicht von dieser Welt, und wenn er den Namen unseres Herrn aussprach, so war es, als würde die Glocke von St. Peter bis ans Ende der Welt vernommen.

Er wollte zuerst nicht einwilligen, daß man den Sohn Baruch Leonis unter die Katechumenen einreihte, und als der Diakon, welchem die Sorge über die Katechumenen oblag, voll Freude über die große und wichtige Bekehrung zu ihm kam, wies er ihn erst kurzerhand ab.

Aber am anderen Morgen sah man ihn bei der heiligen Messe heftiger als sonst weinen – dieser Papst brachte das heilige Opfer nie ohne Tränen dar -, so, daß die Gräfin von Tuscien, welche damals zu Roma weilte, sich an jenen Tag zurückerinnert sah, als der deutsche Salier Königsjüngling Heinrich IV. auf ihrer Burg Canossa um die Absolution geheuchelt hatte.

Ebendort hatte der Heilige Vater morgens bei der Messe so heftig geweint, und diese Tränen hatten der Gräfin damals den Mut gegeben, für den Gebannten zu bitten.

Man war aber auch hier in Roma im Fall des Leoniers um ihre Fürsprache bemüht, denn sie hatte nicht nur alle ihre Länder und Besitztümer, sondern auch alle Kräfte ihrer Seele dem Heiligen Petrus zu eigen gegeben, und sein Nachfolger besaß auf Erden kein grösseres Vertrauen als zu ihr.

Um also nun die Entscheidung des Papstes hinsichtlich des alle Erdenzeit fortdauernden Verhältnisses zwischen Papst und Politik zu verinnerlichen, ist stets vorausgesetzt, die Tragweite des Inhaltes jenes Gespräches zu erfassen, welches sich zwischen dem Heiligen Vater Gregor VII. und der Gräfin von Tuscien entspann:

Der Heilige Vater zur Gräfin: „Denkt Ihr noch an die Tage von Canossa?“

Der Gräfin Antlitz war zart, aber mutig wie das eines Jünglings; es stand Freude darinnen, weil sie den Gedanken des Heiligen Vaters schon zuvor begegnet war, denn ihr Eifer hätte ihn gern in allen Stücken erraten und verstanden. Sie antwortete: „Heiliger Vater, Ihr weintet heute am Altar, wie damals“

Der Heilige Vater: „Aber wißt Ihr auch, weshalb Wir weinten?“ Und hinzufügend, in seinen großen Augen plötzlich entflammend: „Sie sagen, der Salier habe zu Canossa den Politiker in Uns mit dem Priester überwunden. Christus aber ist Unser Zeuge: nicht der Politiker in Uns hat damals zuerst widerstrebt, sondern gerade der Priester widerstrebte!“

Die Gräfin, den klaren Blick traurig fragend emporrichtend, antwortete indes sehr demütig, denn sie hatte bisher geglaubt, was alle glauben: „Heiliger Vater, Eure Magd ist nicht mächtig Eurer Tiefen.“

Er sah sie mild an, denn es war keiner seiner Tiefen mächtig. Alsbald aber veränderte sich das Antlitz des Papstes, als hebe man einen Schleier vom Kelch seiner Seele.

Die Gräfin bebte plötzlich flüsternd vor Ehrfurcht: „Es ging in Canossa um die Heiligkeit des Bußsakraments.“

Die Stimme des Heiligen Vaters setzte an zum Spruch in die Dauer:

„Es ging um die Heiligkeit des Bußsakraments – es geht immer um die Heiligkeit der Sakramente. Auch wenn es um die Politik geht, geht es um die Ehre des Sakraments, denn die Ordination Unserer Bischöfe ist sakramental, und auch die Salbung des Kaisers ist heilig. Immer geht es um unseren Herrn Jesus Christus allein! Und doch konnten Wir in Canossa das Sakrament nicht schützen, denn die Vorschrift, die Uns zur Spende der Absolution gegeben ist, war erfüllt, wenngleich Unser Herz wußte… . So will denn unser Herr Jesus Christus unter der Sünde dieser Welt leiden bis ans Ende ihrer Tage!“
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kukHofnarr
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Re: Naturrecht

Beitrag von kukHofnarr »

Die Autorität des Souveräns

Die von Gott ausgehende und vom Papst bestätigte Salbung zur Autorität des Souveräns ist unumstösslich. Sie scheint untrennbar mit dem Jetzt des heutigen Karfreitags verbunden zu sein, und zwar vom ältesten Karfreitag an, dessen Existenz unserer Schwäche geschuldet ist:

ich finde es immer wieder berührend, wie einfühlsam Gott auf jedes seiner "Früchtchen" einwirkt. Zum Beispiel, hat es von den Männern nur einer bis zum Ende durchgehalten, das war der, den Jesus am meisten liebte, was ein Hinweis darauf ist, von woher uns die Durchhaltekraft zukommt. Von den Frauen waren es dreihundert Prozent mehr Menschen, die dabei blieben, die übrigens allesamt Maria hiessen, m.E. als diskreter Hinweis auf die drei archetypischen Weisen, wie Frauen lieben, nachdem sie ihren ewigen König endgültig erkannt haben...

Heute aber, mit dem Abstand von zweitausend Jahren möchte man am liebsten triumphalistisch wähnen, dass es damals nicht Johannes, sondern ein Jesuit namens Kephas war, der standhaft und unverrückbar wie ein Fels, seinem Herrn und Meister anhangte, Ihn wie ein echter Ritter mit dem Schwert verteidigte und breite Breschen in die übermächtig dichte Phalanx der Feinde schlug, und sich mutig ins Getümmel warf, bis zur letzten Patrone kämpfend, und der sich todesmutig als Agent hinter die feindlichen Linien schlich, um den Widerstand zum Zweck der Realisierung eines Gottesstaates auf Erden auf raffinierteste Weise zu organisieren, um den Feind auszurotten, zu eliminieren, zu verrnichten getreu seines Gelöbnisses zur Heiligung...

...nein, nicht etwa der eigenen Heiligung, sondern der Heiligung der Mittel zum Zweck. ...

...exakt an dieser Stelle, nämlich an der Achillesferse soldatischer Denkweise katholizistischer Prägung muss ich den Triumphalismus maximal brutal ausbremsen:

freilich, "gezückt" hat Petrus sein Schwert schon, aber es reichte halbherzigerweise lediglich für das Abtrennen einer Ohrmuschel, die peinlicherweise auch noch sofort und vor aller Augen des zu liebenden Feindes mit dem Gehörgang des Verletzten wieder verbunden, sprich ihrem Besitzer zurückgegeben wurde, auf dass dieser und die Umstehenden durch diese Begebenheit zu Hörenden werden mögen...

Aber noch interessanter im Hinblick auf die damit einsetzende "Zeitschleife" wäre es gewesen, wenn Petrus mit voller Wucht den Kopf des Malchus von oben bis unten gespalten hätte, oder von rechts nach links halbiert, oder von links nach rechts...

Was ich damit sagen will, ist dies:

Diese kurze, historisch überlieferte und den Verlauf der weiteren Weltgeschichte maximal beeinflussende Karfreitagsszene, richtet sich im Hinblick auf die Heilung der von uns allen zu verantwortenden Geschichte unmittelbar gegen sämtliche triumphalistischen Miliziae katholizistischer, protestantischer und sonstiger Geheimbünde der Neuzeit, seien sie geistig-militanter oder real-militanter Art, was beides dasselbe ist.

Vermutlich führte Petrus, der Fischer, anfänglich das Schwert mit sich als Machtfetisch, ohne zum Umgang damit berufen zu sein und darüberhinaus ohne im Umgang damit geübt zu sein. Genau von daher meine ich die Aufeinanderverwiesenheit von Kirche und Staat im Verteidigungsfall zu sehen: der katholische Kultdiener "bleibt bei seinem Leisten" indem er das Schwert des katholischen Laien segnet zur Verteidigung der Rechte Gottes im Naturrecht -ius naturae- /1, d.h. ein so geführtes Schwert tut, was es von Ewigkeit her soll:

"In diesem Zeichen" kämpfen Kaiser, Könige und Soldaten legitim wie in der Schlacht von Lepanto, bis der Bosheit die Grenze gesetzt ist, bis dieselbe eingesperrt ist in ein kontrolliertes und psycho-logisch betreutes "Biotop". Wer hier jedoch die Aufforderung Jesu entgegenhielte, dass wir doch aber eigentlich "einander lieben sollen, wie Er uns geliebt hat", der möge sich bitte jenen Liebesdienst Jesu vom letzten Sonntag (Palmsonntag) in Erinnerung rufen, in dem Er höchstselbst Stricke zu Geisseln band, den Tempel "reinigte" und den Feigenbaum verfluchte. "Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen." (Mt 21, 44 Allioli-Vulgata 1914)

Wesentlich daraus ist die Erkenntnis,
1. dass die katholische Exekutive eindeutig nicht dem Klerus obliegt sondern dem katholischen Laien, und
2. dass die katholische Exekutive das Schwert nicht zur Aufrechterhaltung faschistischen Bündlertums zu führen hat, sondern ausschliesslich in der gezügelten Zurückhaltung in der Furcht des Herrn!

Warum aber hat Jesus Kephas, jenem Kleriker in Ausbildung das Tragen des Schwertes nicht verboten?

Meines Erachtens liess Gott dieses Verhalten aus pädagogischen Gründen zu, dass nämlich Petrus und später die Fürstbischöfe ein Schwert mit sich führen, um der Kirche mithin Kephas in Seiner väterlichen Geduld im Verlaufe einer Moebiusschleife von tausenden von Jahren zu verdeutlichen, mithin einsichtig zu machen, was es wirklich heisst, das ewige Königreich der Herzen zu verteidigen, was es heisst, ein katholischer Kleriker zu sein und was es demgegenüber heisst, ein katholischer Soldat zu sein.

Daraus folgt, dass es unbedingt nötig ist, jene historischen Bezugspunkte zu finden im Hinblick auf die Heilung jener Ohren, die im Verlaufe der Geschichte abgeschlagen wurden, die aber von Gott dazu gedacht waren, zum Hören da zu sein.

Um aber das Verhalten und die Funktion Petri zu verstehen, denke ich, bedarf es der Kenntnis von der Psyche des Minderwertigkeitskomplexes der beiden Sauli aus dem alten und neuen Bund, weil ich hier eine Koinzidenz wähne in der Art und Weise der Berufung durch den Höchsten, von Dessen Adressaten der Kampf um das richtige Verhältnis zwischen "Autorität", "Kampf" und "Leiden" überliefert ist. Vielleicht ist die Funktion von Petrus auch als Schnittstelle jenes Strangs der Moebiusschleife zu verstehen, der die Abgründe hinter menschlich interpretiertem "Anstand" mithin Heuchelei offenbart, jene Abgründe, die durch bewusstes Eintreten in dieselben geheilt werden wollen, und dieses "bewusste Eintreten" halte ich für die mutigste und ehrenhafteste Tat, die einem katholischen Laien mit dem Segen des katholischen Klerus auf Erden möglich ist, und solche Tat hat uns Der, Dem wir zu ewigem Dank verpflichtet sind, vorexerziert:

Karfreitag ist immer

Man möchte meinen, dass am Marterpfahl weder Platz ist für charismatistischen noch fideistischen Triumphalismus. Betrachtet man aber mit dem Abstand von zweitausend hintereinander verabfolgten Gründonnerstagen, Kreuzwegen und Heilungen Malchi die Kreuzigungsgruppe etwas genauer, dann muss man sich als katholisch werden Wollender mithin Gottes Freund werden Wollender zunächst lösen von der allzu klammernden Perspektive an liebgewordene Lehrplaneinheiten aus dem modernistischen Religionsunterricht, denn...

von der staatlichen Ideologie zur Sedierung der Schlafschafe werden sowohl der katholische Klerus als auch wir katholischen Laien nur dann verschont, wenn man geistigerweise in Dauerumklammerung des Kreuzesstammes verbleibt kurz unterhalb der blutüberströmten Füsse unseres Königs. Dies, denke ich, ist die einzige Perspektive, von der ich überzeugt bin, dass sie dauerhaft den Eindruck dessen in uns einzubrennen vermag, was Jesus gemeint hat, als Er sagte, dass Sein Reich nicht von dieser Welt sei und dass Sein Reich ein inwendiges Reich sei, denn...

unser Herr Jesus Christus hält mit uns jedes einzelne der uns zugedachten Leiden aus - und zwar zur Besserung der anderen.

Wenn nach diesem Grundsatz einer für den anderen da ist - ohne Palaver, Tricks und Mittel zum Zweck - dann werden die Wünsche des Herrengebetes erfüllt, dann ist das Reich Gottes bereits Realität.

___
/1 Das Naturrecht: https://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=922460#p922460
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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