Griechenland nach den Wahlen

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Was den Euro und die Versprechungen hinsichtlich seiner Stabilität angeht, nur so viel (siehe Bild unten). Frage: War damals nicht auch schon Merkel Chefin der CDU?


Bild
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:Was den Euro und die Versprechungen hinsichtlich seiner Stabilität angeht, nur so viel (siehe Bild unten). Frage: War damals nicht auch schon Merkel Chefin der CDU?
Nein - das war 1. DM-Spenden - Schäuble. Er ist am 16. 2. 2 zurückgetreten - nachdem er die Annahme der nicht deklarierten Spende zugeben mußte - von der er -angeblich- nichts gewußt hat:
Schäuble räumte am 1. Januar 2 ein, von dem inzwischen wegen Steuerhinterziehung verurteilten Waffenhändler Karlheinz Schreiber im Jahre 1994 eine Bar-Spende von 1. D-Mark für die CDU entgegengenommen zu haben. Am 31. Januar 2 gab er ein weiteres Treffen mit Schreiber im Jahr 1995 zu. Die Schatzmeisterei der CDU habe den Betrag als „sonstige Einnahme“ verbucht.
Er behauptete, dass er das Geld in einem Briefumschlag von Schreiber in seinem Bonner Büro persönlich empfangen habe. Diesen Umschlag habe er „ungeöffnet und unverändert“ an Brigitte Baumeister weitergeleitet. Später habe er erfahren, dass die Spende nicht „ordnungsgemäß behandelt worden“ sei. Die damalige CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister widersprach dieser Version Schäubles.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Sch%C3%A4uble

Im übrigen solltest Du nicht so nachtragend sein. Angela erfüllt mit der "Euro-Rettung" nur einen Kindheitstraum - sie hat schon früher kräftig geübt:

Bild

:breitgrins:

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Ewige Anleihe und Zahlung der Bankschulden mit Aktien der Banken - die Vorschläge werden immer dreister:
Die Kredite, die zur Stabilisierung des griechischen Bankensystems aufgenommen wurden, sollten gegen die Anteile des griechischen Staates an den Banken getauscht werden.
Die Forderungen des EFSF-Fonds aus der Bankenrettung betragen rund 3 Milliarden Euro, hinzu kommen 1,9 Milliarden Euro für weitere Rekapitalisierungen. Auch diese Mittel will die Regierung Tsipras in das Tauschgeschäft einbeziehen. Im Gegenzug soll der EFSF Anteile an den griechischen Banken erhalten, die allerdings nach Schätzungen aus Berliner Regierungskreisen nur 8 Milliarden Euro wert sein sollen. „41 gegen 8 Milliarden Euro, das wäre kein gutes Geschäft“, hieß es in Berlin.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/n ... 7413.html

Das spricht für die "Werthaltigkeit" des Staatsvermögens. GR weigert sich auch hier, entsprechenden Veräußerungen zuzustimmen. Dabei ist die gr. Eisenbahn chronisch defizitär und der Erwerb gr. Elektrizitätsunternehmen wurde wegen der hohen Gehaltsstrukturen und der streikbereiten Gewerkschaften von E.on dankend abgelehnt.

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lutherbeck
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von lutherbeck »

Man kann einfach nur soviel Geld ausgeben, wie man verdient;

die Griechen aber versuchen offensichtlich, diesen Grundsatz in den Orkus zu treten...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

lutherbeck hat geschrieben:Man kann einfach nur soviel Geld ausgeben, wie man verdient;

die Griechen aber versuchen offensichtlich, diesen Grundsatz in den Orkus zu treten...
:daumen-rauf: :klatsch:

Dazu eine gute Darstellung der bereits erfolgten Schuldenschnitte und den Plänen der neuen gr. Regierung:
Aus dem Scheitern Athens kann man nicht den Schluss ziehen, dass gutes Haushalten und Strukturreformen nicht zu Wachstum führen. Spanien, Irland und Portugal beweisen das Gegenteil. Man darf jedoch fragen, ob die Griechen Reformen überhaupt wollen. Statt den Reformpfad weiter zu gehen, will die tiefrot-braune Koalition Geschenke verteilen. Sie will den griechischen Beamtenapparat wieder aufblähen, die Privatisierungen stoppen sowie Renten und Mindestlohn kräftig aufstocken. Wie soll dadurch die Wirtschaft wachsen?
Selbst im sechsten Krisenjahr bezahlen Griechen nicht ordentlich ihre Steuern. In den letzten drei Monaten machten sich viele Wähler ihr eigenes Wahlgeschenk, indem sie kaum noch Immobiliensteuer zahlten, weil Tsipras versprach, diese Steuern zu senken. Nun fehlen Steuereinnahmen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro.
(...)
Da ein dritter Schnitt bei deutschen, französischen, italienischen und anderen Euro-Steuerzahler nicht gut ankäme, hat der griechische Finanzminister nun vor hundert Vertretern der Hochfinanz in London einen angeblich „smarten Weg“ für die nächste Umschuldung vorgestellt.
Bedienen will der Radikalsozialist nur die Forderungen von harten Gläubigern, also Privatinvestoren wie Banken, Hedgefonds oder den Internationalen Währungsfonds bevorzugen. Warum nur die? Das kam in London natürlich gut an, wie die Marktreaktionen zeigen. Dafür sollen die weichen Gläubiger, also die anderen Euroländer und der Euro-Rettungsfonds ausgenommen werden wie Weihnachtsgänse. Deren Kredite sollen getauscht werden in Anleihen, deren Bedienung vom Wachstum abhängt.
Die Europäische Zentralbank soll sogar ganz auf die Rückzahlung griechischer Schulden verzichten, indem sie diese in Ewigkeitsanleihen tauscht. Athen will zudem kurzfristige Schuldtitel auflegen, um frisches Geld zu besorgen. Diese Titel sollen griechische Banken bei der Zentralbank einreichen, um sich mit Notfallliquidität der EZB zu versorgen. Auch dieses Spiel könnte ewig dauern, denn es braucht eine Zweidrittelmehrheit im EZB-Rat, um den Geldhahn zuzudrehen.
Der Traum der Radikalsozialisten ist: Die EZB zahlt über ihre Notfallliquiditätshilfe und die Ewigkeitsanleihen alles, die Rückzahlung an sich selbst und auch die Tilgung für harte Gläubiger aus Wall Street. Das über die Notenpresse gezauberte Geld gibt man für Wahlgeschenke aus. So könnte in Athen das süße Leben auf Pump weitergehen – ohne Troika, ohne Reformprogramm und auf Kosten der Steuerzahler in Deutschland, Frankreich, Italien und anderer Euroländer.
(Hervorhebung von mir)

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/k ... 8268.html

Es zeigt - Griechenland ist noch immer nicht im Euro und einem modernen, auf Geldwertstabilität gerichteten Zentralbankensystem angekommen.

Leider dürfte es aber wieder einmal schwierig werden, der Bevölkerung die Auswirkungen der gr. Forderungen zu verdeutlichen. Da gibt es dann immer die Bilder über die "armen Griechen", die vor der Suppenküche anstehen müssen.
Allerdings wird verschwiegen, daß sie ihre Regierungen gewählt haben und ihnen auch die Vetternwirtschaft, Fakelaki und die Bürokratie nicht unbekannt waren. Sie müssen - ebenso wie die Deutschen, die auf Sirenentöne der staatstragenden Parteien zum Euro hereingefallen sind - die Folgen ihrer Wahlentscheidung tragen. Der eine zahlt mit Arbeitslosigkeit, der andere mit einem Verfall seiner Altersversorgung, der Währung und höherer Verschuldung.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

lutherbeck hat geschrieben:Man kann einfach nur soviel Geld ausgeben, wie man verdient;

die Griechen aber versuchen offensichtlich, diesen Grundsatz in den Orkus zu treten...
Langfristig gesehen ist es richtig, daß man nur soviel ausgeben kann, wie man verdient. Kurzfristiger gesehen kann man schon mal einen Kredit aufnehmen für was auch immer, aber der muss auch im Rahmen dessen bleiben, was man in einem gewissen Zeitraum wieder zurückzahlen kann einschliesslich der Zinsen.
Gegen diesen Grundsatz haben aber nicht nur die Griechen verstossen, sondern auch Deutschland und viele andere Länder. Ich sage das schon seit Jahren als bei uns immer die Rede von der Neuverschuldung war, die ja nichts anderes ist als die Altschulden mit neueren am Ende noch höheren Schulden zu tilgen. Das habe ich nicht nur als ehemaliges Mitglied des Steuerzahlerbundes gelernt, sondern als ganz normaler Bürger, der rechnen kann und muss. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch zu dem Thema, das ich vor vielleicht 15 Jahren mit einem Banker hatte, der meinte unsere Land könne immer noch mehr neue Schulden machen. Ich widersprach ihm schon damals. Heute sagt derselbe Mann etwas anderes. Manche Leute haben die Entwicklung aber damals schon vorhergesehen. Deutschland hat pro Kopf durchschnittlich auch rund 24.000 Euro Schulden. Wenn man das auf eine vierköpfige Familie umrechnet, sind das beinahe 100.000 Euro.
Wie sollen diese Schulden jemals getilgt werden? Durch die Inflation oder wie?

Man soll sich mal fragen, warum so viele Länder riesige Schulden machen. Wer macht denn die Schulden in dem Falle? Doch die Politiker, die tausend Gründe finden, Kredite aufzunehmen, vielfach auch nur damit sie ihre Versprechungen bei den Wählern anbringen können. Gelder einsparen ist da selten gefragt, weil jede Wählerklientel ihre eigenen Ansprüche anmeldet. Auf Dauer kann das nie gut gehen, was hier geschieht.
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Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Das ging schneller, als man zu hoffen wagte und bringt die gr. Regierung auf den Boden der Tatsachen zurück:
Denn die EZB akzeptiert ab kommender Woche keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheiten für Zentralbankkredite. Einen entsprechenden Beschluss fasste der EZB-Rat am Mittwochabend. Was sich nach einem technischen Detail anhört, schneidet die Banken des Krisenlandes von ihrer bisher wichtigsten Finanzierungsquelle ab. Und die Notenbank begründet dies recht offen mit dem Konfrontationskurs, den die Regierung um Ministerpräsident Alexis Tsipras gegenüber den übrigen Euro-Ländern fährt.
Schon bisher nahm die EZB griechische Bonds nur wegen einer Ausnahmegenehmigung an. Denn ihre Ratingnoten genügen eigentlich schon lange nicht mehr den Anforderungen der Zentralbank. Sie akzeptiert jedoch die Anleihen von Ländern mit EU-Hilfsprogrammen dennoch – solange diese Programme laufen und das gestützte Land die entsprechenden Bedingungen einhält.
Tsipras lehnt diese Bedingungen jedoch ausdrücklich ab und hat als eine seiner ersten Amtshandlungen die Beobachtermission der Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und EZB aus dem Land geworfen, die eigentlich über das Programm wachen soll. Daraus zog der EZB-Rat schneller Konsequenzen, als von vielen Beobachtern erwartet.
Es sei nicht mehr möglich anzunehmen, dass die derzeitige Programmüberprüfung in Griechenland erfolgreich abgeschlossen werde, heißt es in der Mitteilung des EZB-Rats. Deshalb habe man diese Entscheidung gemäß der gültigen Regeln des Eurosystems der Zentralbanken getroffen.
Damit sind die griechischen Banken größtenteils von den Geldtöpfen der EZB abgeschnitten. In der Regel verfügen sie nur begrenzt über andere bonitätsstarke Wertpapiere, die sie bei der Notenbank verpfänden könnten – und ohne entsprechende Sicherheiten gibt es dort keinen Kredit. Damit verlieren die Institute ihre wichtigste Finanzierungsquelle.
:klatsch: :klatsch: :daumen-rauf: :daumen-rauf:

http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... chuss.html
auch hier

Jetzt ist man in GR auf die Notfallversorgung durch ELA-Kredite angewiesen, die sind teurer und werden nicht unbegrenzt gewährt. Tsipras dürfte viel schneller mit der Wirklichkeit konfrontiert worden sein, als er es sich vorgestellt hat.
Die EZB hat richtig gehandelt. Wenn jemand seinen Träumen nachhängt und diese auf Kosten Dritter realisieren will, sollte man ihn so früh wie möglich aufwecken. Es wäre auch gegenüber anderen Ländern, die ärmer (Baltikum, Slowakei) sind als GR oder die sich dem Reformprozeß unterzogen haben (Spanien, Portugal, Irland), nicht zu vertreten gewesen, den Griechen eine Extrawurst zu braten. Sie können jederzeit den Euro verlassen - oder müssen halt die geschlossenen Vereinbarungen auch umsetzen.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Gespräch zwischen Schäuble und Varoufakis:
Varoufakis warb für ein Überbrückungsprogramm bis Mai, um dann endgültige Regeln festzulegen. „Wir wollen einen Pakt mit Europa schließen, mit dem wir uns ein für allemal einigen, damit die Schlagzeilen nicht immer von Griechenland bestimmt werden“, sagte Vaoufakis. Seine Regierung sei frisch gewählt, noch nicht einmal vereidigt – in einiger Zeit werde sie einen gangbaren Plan vorschlagen. Europa habe einen großen Fehler gemacht, als es das insolvente Griechenland wie ein Land behandelt habe, das nur zwischendurch nicht flüssig sei.
Jetzt sind sogar die Europäer selbst schuld, das sie den Griechen 21 geholfen haben - das Geschrei hätte ich mal hören mögen, wenn man damals - wie in der deutschen Bevölkerung gefordert - nicht gezahlt und GR in die Pleite entlassen hätte.

Ganz klar dagegen Schäuble:
Über die neue, links geführte griechische Regierung sagte Schäuble, er glaube, dass manche angekündigte Maßnahmen „nicht unbedingt in die richtige Richtung“ gehe: „Nichts spricht gegen Wahlversprechen, aber wenn sie zu Lasten Dritter ausgesprochen werden, sind sie möglicherweise nicht realistisch“.
Varoufakis schien sich bei Schäuble "lieb Kind" machen zu wollen, schließlich ist die Korruptionsbekämpfung unstrittig und wurde schon immer gefordert. Sie sollte in eine EU-Land eigentlich selbstverständlich sein. Schäuble wies ihn dann deutlich auf die bisherigen Versäumnisse hin:
6 bis 7 Prozent des Reformprogramms stimmen wir zu“, sagte Varoufakis. Es fehlten aber entscheidende Regeln gegen Korruption. Sein Land sei in einer „Notsituation“ und Deutschland sei vielleicht das Land, dass die Lage am besten verstehen könne, warb Varoufakis um Unterstützung. „Wir brauchen Deutschland an unserer Seite.“
(...)
Er unterstütze aber die Pläne der neuen griechischen Regierung, die Wohlhabenden in Griechenland stärker zu besteuern. Deutschland habe schon früher Hilfe bei der Ausbildung von Finanzbeamten angeboten, die Griechen hätten die Hilfe aber leider nicht angenommen. Das Hilfsangebot gelte aber weiterhin.
Korruptionsbekämpfung - fehlt es an Regeln oder fehlt es an nicht korrumpierten Beamten und Richtern? Vermutlich gilt das Letztere, denn Regeln lassen sich schnell verabschieden - so man denn will.
Warten wir einmal ab, das Angebot bzgl. der Finanzbeamten angenommen wird.
Viel Hoffnung, das sich etwas ändert, muß man nicht haben, denn man will zwar Hilfe (am besten wohl in bar), aber natürlich soll die gr. Mentalität berücksichtigt werden:
Keine Einigung erzielt - das war auch das Fazit des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Seine Botschaft lautet: „Griechenland ist ein Partner in der Lösungsfindung“. Selbstverständlich werde man auch vor der eigenen Haustür kehren. Bei der Bekämpfung von Steuerflucht und Gier sei auch die Unterstützung der europäischen Partner gefragt, betonte er. Allerdings sei es problematisch, wenn andere Länder der neuen Regierung Griechenlands die Besonderheiten der griechischen Mentalität erklären wollten.
http://www.wallstreet-online.de/nachric ... denschnitt

Die Formulierung bzgl. der gr. Mentalität kann sehr wohl als Aufforderung verstanden werden, das Ratschläge nicht erwünscht sind - man könne es schon allein. Nur beim Geld muß man Hilfe haben - ausgeben kann man es allein.....

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Euro-Chef Dijsselbloem gibt GR noch eine Frist von 1 Tagen, um sich zu entscheiden:
Die Eurozone erhöht den Druck auf die neue Regierung in Athen, konkrete Vorschläge zur Lösung ihrer Schuldenprobleme vorzulegen. Die Finanzminister des Währungsgebiets wollen am Mittwoch in einer Sondersitzung einen Tag vor dem EU-Gipfel darüber beraten. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem gab Griechenland eine Frist bis zum 16. Februar, um sich den Sparvorgaben der Gläubiger zu unterwerfen.
(...)
Ein Treffen von Varoufakis und dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte am Donnerstag keine Annäherung gebracht: Während der Deutsche auf eine Einhaltung früherer Reformzusagen dringt, will der Grieche ein neues Konzept ausarbeiten, das auch eine Umstrukturierung der Staatsschulden enthalten soll. Das endende Programm war bereits um zwei Monate verlängert worden.
Am einfachsten wäre es, Athen würde um einen weiteren Aufschub bitten. Dies wäre jedoch heikel, weil die neue Regierung damit die bisherigen Reformvereinbarungen faktisch anerkennen würde.
http://www.msn.com/de-at/nachrichten/ot ... ar-AA938pO

So hatte sich das Syriza und die neue gr. Regierung wahrscheinlich nicht vorgestellt. Wenn man sich wirklich nicht "bewegen" will, könnte es - wie in Zypern - zu einem bank-run und Kapitalverkehrskontrollen kommen. Die Targetsalden steigen bereits:
Die Target-Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber dem Eurosystem haben im Januar deutlich um 54 Mrd. Euro auf 515 Mrd. Euro zugenommen. Es handelt sich damit um einen der größten Anstiege seit Ausbruch der Finanz- und Eurokrise; nur im September 211 und im März 212 waren die Zunahmen mit 59 Mrd. bzw. 69 Mrd. noch größer. „Dahinter verbirgt sich aller Wahrscheinlichkeit nach eine massive Kapitalflucht aus Griechenland“, erklärt ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Ausländische Investoren und griechische Vermögensbesitzer dürften ihr Kapital aufgrund der mit dem Wahlausgang gestiegenen Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands und den Verbleib des Landes in der Währungsunion ins sichere Ausland gebracht haben.
und wer zahlt? :hmm:
Um ihr Geschäft fortführen zu können, beschaffen sich die vom Kapitalabzug betroffenen griechischen Kreditinstitute die fehlende Liquidität über Refinanzierungskredite von der griechischen Zentralbank. Ohne diese Liquidität fände die Kapitalflucht rasch ihre Grenze durch die Insolvenz der Banken“, sagt Sinn. In diesem Zusammenhang verweist er auf den gerade beschlossenen Ersatz der bisherigen Refinanzierungskredite, die im Übermaß in Anspruch genommen worden waren, durch die neuen Notfallkredite im Umfang von 6 Mrd. Euro. Das frisch gedruckte Geld wird über das Zahlungsverkehrssystem „Target“ des Europäischen Zentralbankensystems unter anderem an deutsche Kreditinstitute überwiesen, wodurch die Target-Forderungen der Deutschen Bundesbank ansteigen. „Die Hilfen der EZB dienen also dazu, den Vermögenseigentümern Griechenlands und ausländischen Anlegern die Flucht zu erlauben. Der Sachverhalt ist einer Konkursverschleppung im Privatrecht ähnlich“, ergänzt Sinn.

Da es nicht Aufgabe der Steuerzahler Europas sein kann, griechischen und ausländischen Kapitalanlegern die Flucht zu ermöglichen, sollte die Gegenfinanzierung durch die EZB sofort hart begrenzt werden. Dann ist Griechenland gezwungen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, um die Banken zu retten. Diesen Schritt hat man in Zypern im Frühjahr 213, ein Jahr zu spät, durchgeführt. Auf diese Weise gelang es der zyprischen Notenbank im Jahr 212, ein halbes Sozialprodukt aus der Druckerpresse zu ziehen, um ausländischen und einheimischen Anlegern die Flucht zu finanzieren. Diesen Fehler darf die EZB nicht wiederholen.
(Hervorhebung von mir)

http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/p ... laims.html

Natürlich findet man das in dieser Deutlichkeit in der deutschen Presse kaum wieder. Hier lobt man die Entscheidung der EZB, die Ramschpapiere aus GR nicht mehr als Sicherheit zu akzeptieren - eine Frage, die sich nie gestellt hätte, wenn man den ursprünglichen Anforderungen (A-Rating) treu geblieben wäre. Aber da sich die Kreditwürdigkeit GR laufend weiter verschlechterte und das Land einen - verdeckten - Konkurs hinlegte, mußte man anpassen. Wie üblich in der EU - immer weiter abwärts.....

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lutherbeck
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von lutherbeck »

Wer zahlt?

Na, Schland natürlich...

:narr:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

maliems
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von maliems »

Heißt das also, Tsipras geht nicht aufs Ganze, weil er die eigenen Banken schützen will? Wenn ja, ist der Sozialismus auch nicht mehr, was er einmal war.[/quote]

So isses. Ich sehe inzwischen die neue Regierung positiv. Schuldenschnitt ist mir egal. Aber: Schnitt vom alten politischen Korruptions-Establischment kommt positiv.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

lutherbeck hat geschrieben:Wer zahlt?

Na, Schland natürlich...

:narr:
Die erste Regierungserklärung von Tsipras wird in den europ. Hauptstädten nicht zu Freudenstürmen geführt haben.
Tsipras lehnt eine Verlängerung des laufenden EU-Hilfsprogramms strikt ab. Das „Memorandum“, wie man in Griechenland die Kreditvereinbarungen nennt, sei durch die Entscheidung der Wähler am 25. Januar „abgeschafft“, sagte Tsipras. Er will den Sparkurs beenden und die meisten Reformen zurückdrehen. „Es ist die unumstößliche Entscheidung unserer Regierung, unsere Wahlversprechen in vollem Umfang umzusetzen“, sagte Tsipras.
(...)
Zugleich will er aber die Arbeitsmarktreformen zurückdrehen, Tausende entlassene Staatsdiener wieder einstellen und den Mindestlohn von 586 auf 751 Euro erhöhen. Der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer soll auf 12. Euro erhöht werden.
Zur Frage der Finanzierung:
Auch im ohnehin gespannten Verhältnis zu Deutschland zeichnen sich neue Dissonanzen ab: Tsipras nannte es die „historische Aufgabe“ der neuen Regierung, von Berlin deutsche Reparationszahlungen für die Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg einzufordern. Die neue Regierung werde auch die Rückzahlung einer Zwangsanleihe fordern, die das Deutsche Reich während der Besatzung bei der Bank von Griechenland aufgenommen hatte. Es sei Griechenlands „Pflicht vor der Geschichte“, diese Forderungen zu verfolgen, so der Premier unter großem Beifall seiner Abgeordneten. Die Reparationsfrage gehört zu Tsipras‘ Lieblingsthemen. Griechische Widerstandsorganisationen beziffern die Forderungen auf rund 16 Milliarden Euro –die Hälfte der griechischen Staatsschulden. Die Bundesregierung lehnt jede Diskussion über das Thema ab.
http://www.handelsblatt.com/meinung/kom ... 45338.html

Statt Berlin zieht er es vor, zunächst nach Wien zu fahren und sich dort vorzustellen; besser kann er seine Mißachtung der größten Gläubigernation nicht zeigen. Merkel ist aber auch selbst Schuld. Mit ihrem Satz der "Alternativlosigkeit" und den letzten Äußerungen, das man GR im Euro halten will, hat sie Tsipras erlaubt, ihr auf der Nase zu tanzen.

Die Meinung, das GR für den Euro lebensnotwendig ist, hat Finanzminister Varoufakis am Sonntag vertreten.

http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_ar ... 15_54728

Er kann sich vermutlich nicht vorstellen, das sich die "Trauer" über ein Ausscheiden GR in engen Grenzen halten würde.

In seinem Buch "Kampf der Kulturen" rechnet Huntington GR nicht zum "westlichen", sondern zum orthodoxen Kulturkreis. Dies führt nach seiner Auffassung zu den Schwierigkeiten des "Westens" mit GR:
Huntington - Kampf der Kulturen hat geschrieben: Griechenland ist nicht Teil des westlichen Kulturkreises, aber es war die Wiege der klassischen Kultur, die wiederum eine wichtige Quelle der westlichen Kultur war. In ihrem Widerstand gegen die Türken haben die Griechen sich in der Geschichte immer wieder als Vorhut des Christentums verstanden. Im Unterschied zu Serben, Rumänen oder Bulgaren ist ihre Geschichte eng mit der Geschichte des Westens verflochten. Trotzdem ist Griechenland zugleich eine Anomalie, der orthodoxe Außenseiter in westlichen Organisationen. Es ist nie ein bequemes Mitglied der EU oder der NATO gewesen und hat Schwierigkeiten gehabt, sich auf die Grundsätze und Gepflogenheiten in beiden Organisationen einzustellen. Von Mitte der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre wurde es von einer Militärjunta beherrscht und konnte der Europäischen Gemeinschaft erst nach seinem Übergang zur Demokratie beitreten. Griechische Spitzenpolitiker scheinen es oft bewußt darauf anzulegen, von westlichen Normen abzuweichen oder westliche Regierungen gegen sich aufzubringen. Das Land war ärmer als andere Mitglieder der EG und der NATO und verfolgte oft eine Wirtschaftspolitik, die den in Brüssel herrschenden Standards Hohn zu sprechen schien. Der Ratsvorsitz Griechenlands in der Union 1994 war für andere Mitglieder eine große Strapaze, und Stimmen in Westeuropa bezeichnen privat die Mitgliedschaft Griechenlands in der EU als Fehler.
In der Welt nach dem Kalten Krieg ist die Politik Griechenlands zunehmend von der des Westens abgewichen. Seine Blockade Makedoniens wurde von westlichen Regierungen energisch abgelehnt und führte dazu, daß die Europäische Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof die Verurteilung Griechenlands betrieb. Bei den Konflikten im früheren Jugoslawien verfolgte Griechenland eine andere Politik als die wichtigsten westlichen Mächte, unterstützte aktiv die Serben und verstieß eklatant gegen die von der UNO verhängten Sanktionen gegen Serbien. Mit dem Ende der Sowjetunion und der kommunistischen Bedrohung sieht Griechenland gemeinsame Interessen mit Rußland in der Opposition gegen den gemeinsamen Feind, die Türkei. Es hat Rußland eine bedeutende Präsenz im griechischen Teil Zyperns eingeräumt, wo Russen wie Serben mit Rücksicht auf die »gemeinsame östlich-orthodoxe Religion« willkommen sind. 1995 gab es auf Zypern etwa 2 Unternehmen in russischem Besitz, es erschienen russische und serbokroatische Zeitungen, und die griechisch-zypriotische Regierung war dabei, große Mengen an Waffen von Rußland zu kaufen. Auch erkundete Griechenland zusammen mit Rußland die Möglichkeit, Erdöl aus dem Kaukasus über eine bulgarisch-griechische Pipeline unter Umgehung der Türkei und anderer muslimischer Staaten ans Mittelmeer zu transportieren. Insgesamt hat die griechische Außenpolitik eine stark orthodoxe Ausrichtung gewonnen. Griechenland wird ohne Frage weiterhin formelles Mitglied der NATO und der Europäischen Union bleiben, aber genauso zweifellos wird in dem Maße, wie sich jener Prozeß der kulturellen Umgestaltung intensiviert, diese Mitgliedschaft matter, bedeutungsloser und für alle Beteiligten schwieriger werden. Während des Kalten Krieges Gegner der Sowjetunion, entwickelt sich Griechenland nach dem Kalten Krieg zum Partner Rußlands.
Das Buch erschien vor fast 2 Jahren - 1996! Die Probleme mit dem Land waren also bekannt. Trotzdem wurde es - nicht nur von Schröder, sondern auch mit den Stimmen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion - in den Euroverbund aufgenommen.
Die oa Sicht legt nahe, daß die EU noch weitere Schwierigkeiten mit GR haben wird, wenn eine Verlängerung oder gar Verschärfung der Sanktionen zur Entscheidung ansteht.

Ich glaube nicht, daß die jetzige Politikergeneration die Kraft hat, die Fehler ihrer Vorgänger zu korrigieren und GR zumindest in die Freiheit einer eigenen Währung zu entlassen.

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lutherbeck
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von lutherbeck »

Sollte Europa zu schwach zu einer notwenigen Reinigung sein, wird eine andere Form der Katharsis kommen...
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lutherbeck
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von lutherbeck »

Jetzt wird klarer wie GR zu Geld kommen will:

mit Reparationszahlungen von Schland!

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... 4276,d.ZGU

Wie wäre es einfach mal mit harter Arbeit? :vogel:
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Yeti
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Yeti »

Insgesamt hat die griechische Außenpolitik eine stark orthodoxe Ausrichtung gewonnen.
Sag ich ja, panorthodoxer Wahn, aber lediglich das Gewand ist religiös bzw. konfessionell.
lutherbeck hat geschrieben:Jetzt wird klarer wie GR zu Geld kommen will:

mit Reparationszahlungen von Schland!

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... 4276,d.ZGU

Wie wäre es einfach mal mit harter Arbeit? :vogel:
Na, so wird's ihnen nicht gelingen. Dick und Doof sind Proleten. Und wenn der Steuerhinterzieher Juncker Griechenland als Vehikel für seinen Machtkampf mit Merkel missbraucht, wird er bald sehen können, woher er das Geld für die Folgen seiner Kriterienaufweichung herbekommt.
#gottmensch statt #gutmensch

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben: Der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer soll auf 12.000 Euro erhöht werden.
Dieser Betrag wäre bei uns auch angemessen, aber wir haben nur 8354 Euro. Darüber fängt schon die Steuer an. GR kann sich das alles leisten, was bei uns nicht geht.
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Yeti hat geschrieben:
Insgesamt hat die griechische Außenpolitik eine stark orthodoxe Ausrichtung gewonnen.
Sag ich ja, panorthodoxer Wahn, aber lediglich das Gewand ist religiös bzw. konfessionell.
So ist es. Ein Vetter von mir war längere Zeit in einer Firma, die einen deutschen Chef hatte, in GR. Der Chef hat die Bakschisch-Zahlungen nie mitgemacht, wurde dann aber auch immer mal wieder vom gr. Zoll behindert, indem der Zoll Lieferungen nicht so schnell freigab und anderes mehr. Korruption ist in GR offenbar an der Tagesordnung.
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Yeti »

Grexit-Planspiele: Briten wappnen sich für griechischen Euro-Austritt

Griechenland-Poker: Tsipras schickt Börsen mit Kampfrede auf Talfahrt

Da geschieht etwas. Da kündigt sich etwas an. Sehr unheilvoll für Griechenland.

Griechischer Außenminister Kotzias: "Wir sind arm, aber gleichberechtigt"
Kotzias: Griechenland sitzt in der Mitte eines Dreiecks. Oben die Ukraine, links unten Libyen und rechts unten Nahost, nur 300 Kilometer von uns entfernt. Alle Gebiete sind destabilisiert. Was passiert, wenn Griechenland, etwa durch zu großen Druck in Finanzfragen, auch destabilisiert wird? Dann wird eine Linie von Russland hinunter über die Ukraine entstehen, über den Balkan und bis in den Nahen Osten und Nordafrika, eine große Sichel, die Millionen von Immigranten nach Europa bringen könnte. Dann wäre ganz Europa destabilisiert. Wir sagen: Der Frieden und die Gerechtigkeit in der Ukraine sind genauso wichtig wie die Stabilität Europas.
Das soll wohl sowas wie Erpressung sein. Aber womit? Griechenland winkt doch schon jetzt ebenso wie Italien die Flüchtlinge einfach nach Norden durch.
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

EZB handelt zu Lasten der Steuerzahler
Nur noch Lumpen am Werk.

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ichen.html

"So gesehen betreibt die EZB in Griechenland bereits eine Konkursverschleppung zu Lasten der Steuerzahler der Eurozone. Letztlich sind es die Bürger anderer Euro-Staaten, die - ohne gefragt zu werden - auf eigenes Risiko Ersatzkredite beisteuern, die es den reichen Griechen und ausländischen Investoren erlauben, sich aus dem Staube zu machen.

Deshalb müssen die Notfallkredite, die die Europäische Zentralbank Griechenland gewährt, auf 42 Milliarden Euro begrenzt werden, wenn man es mit der Haftung der griechischen Notenbank ernst meint. Die griechische Regierung sollte zugleich Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, um ihre Banken solvent zu halten - und um zu verhindern, dass noch mehr Kapital das Land verlässt. Die zyprische Fluchthilfe sollte sich nicht wiederholen."

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/h ... .2342951-2
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben: Der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer soll auf 12. Euro erhöht werden.
Dieser Betrag wäre bei uns auch angemessen, aber wir haben nur 8354 Euro. Darüber fängt schon die Steuer an. GR kann sich das alles leisten, was bei uns nicht geht.
Noch deutlicher wird es, wenn man sich die Steigerungsrate anschaut. Bisher betrug der Grundfreibetrag nämlich 5. € in GR. In D. müßte man dann den Grundfreibetrag von 8.354 € auf ca. 2. € erhöhen.....
Im übrigen ist das nur ein geringfügiger Aspekt der Sozialismusspielereien, die Syriza plant. Obwohl GR verkrustet ist, sind noch weitere Eingriffe des Staates geplant:

- der Einfluß der Regierung auf den - von "Europa" garantierten - Bankenrettungsfond soll erweitert werden;
- der "Ausverkauf" öffentlichen Eigentums soll gestoppt werden;
- Gelder des Arbeitsministerium werden zur Schaffung neuer Arbeitsplätze verwandt;
- "Arme" sollen kostenlose Wohnungen, Strom, Krankenversorgung erhalten;
- der Mindestlohn wird um 28% erhöht;
- das Rentenalter wird nicht weiter angehoben;
- die Immobiliensteuer wird abgeschafft - das ist die, die effektiv mit der Stromrechnung eingezogen wird;
- entlassene AN werden im öffentl. Dienst wieder eingestellt.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 19157.html

Bezahlt wird das alles durch eine "Reichensteuer". Wie einfach die für GR zu erheben ist, wird hier geschildert:

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ichen.html

Ein Fiskus, der bisher schon nicht fähig war, eine korrekte Steuererhebung im eigenen Land vorzunehmen, will international Steuern eintreiben... :D :kugel: :freude:

Aber - glücklicherweise - zeigt sich, daß die Meldungen über einen Grexit oder ein "chicken game" verfrüht sind. Man arbeitet bereits an einem 1-Punkte-Plan und wird natürlich alles tun, um GR im Euro zu halten. Wichtig vor allem: Die Troika ist Geschichte!

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... arden.html

Wetten, daß man wieder Mrden nach GR transferiert... :ja: :pfeif:
Es ist schon beachtlich, daß die deutschen und nordeuropäischen Politiker überhaupt kein Ehrgefühl haben und sich wie eine Zuchtkuh im Nasenring durch die Manege der lachenden Griechen führen lassen.
Warum hat man eigentlich nicht die Nerven, setzt sich - wie geplant - am 12. 2. mit vor der Brust verschränkten Armen an den Tisch, hört sich die Forderungen der Griechen an und bewegt sich seinen Kopf von links nach rechts (statt wie vermutlich von oben nach unten).... :hmm:

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Gamaliel
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Gamaliel »

Griechenland baut eine russische Drohkulisse auf

Daraus:
Als radikalster Wortführer im Kampf um europäische Milliarden präsentiert sich derzeit der neue griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos, der am Dienstag Russland als alternativen Geldgeber ins Spiel gebracht hat.

Ziel sei zwar nach wie vor ein Abkommen mit der EU, aber falls Deutschland hart bleibe, müsse sich sein Land nach Alternativen umsehen, sagte Kammenos. "Das wären am besten die USA, aber es könnten auch Russland oder China oder andere Länder sein."
[...]
Der Gedanke, dass Moskau einen Keil in die Euro-Zone treibt, könnte die Regierungen in Paris und vor allem in Berlin womöglich zu Zugeständnissen bewegen.

Raphael

Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Raphael »

Gamaliel hat geschrieben:Griechenland baut eine russische Drohkulisse auf

Daraus:
Als radikalster Wortführer im Kampf um europäische Milliarden präsentiert sich derzeit der neue griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos, der am Dienstag Russland als alternativen Geldgeber ins Spiel gebracht hat.

Ziel sei zwar nach wie vor ein Abkommen mit der EU, aber falls Deutschland hart bleibe, müsse sich sein Land nach Alternativen umsehen, sagte Kammenos. "Das wären am besten die USA, aber es könnten auch Russland oder China oder andere Länder sein."
[...]
Der Gedanke, dass Moskau einen Keil in die Euro-Zone treibt, könnte die Regierungen in Paris und vor allem in Berlin womöglich zu Zugeständnissen bewegen.
Mit solchen Überlegungen sollte sich Panos Kammenos besser zurückhalten, denn
1. wird "der Westen" sich nicht erpressen lassen und
2. haben sowohl Putin als auch die chinesischen Diktatoren bessere Anlagemöglichkeiten für ihre Milliarden als ein "griechisches Faß ohne Boden".

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holzi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von holzi »

Raphael hat geschrieben:Mit solchen Überlegungen sollte sich Panos Kammenos besser zurückhalten, denn
1. wird "der Westen" sich nicht erpressen lassen und
2. haben sowohl Putin als auch die chinesischen Diktatoren bessere Anlagemöglichkeiten für ihre Milliarden als ein "griechisches Faß ohne Boden".
nachdem der Westen momentan alles tut, Russland zu ärgern, könnte es Putin einige seiner Milliarden an Dollars wert sein, auch mal die EU zu piesacken. So gesehen kann das eine durchaus lukrative Geldanlage sein.

Raphael

Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Raphael »

holzi hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Mit solchen Überlegungen sollte sich Panos Kammenos besser zurückhalten, denn
1. wird "der Westen" sich nicht erpressen lassen und
2. haben sowohl Putin als auch die chinesischen Diktatoren bessere Anlagemöglichkeiten für ihre Milliarden als ein "griechisches Faß ohne Boden".
nachdem der Westen momentan alles tut, Russland zu ärgern, könnte es Putin einige seiner Milliarden an Dollars wert sein, auch mal die EU zu piesacken. So gesehen kann das eine durchaus lukrative Geldanlage sein.
Würde Putin aus diesem Grunde Griechenland unterstützen, würde er politisch irrational handeln. Putin hat in der Vergangenheit jedoch keinesfalls politisch irrational gehandelt, also wird er jetzt nicht damit anfangen. Oder kennst Du ein solches Beispiel seiner Irrationalität?

Auch wenn der Westen in seiner Propaganda Putin gerne als irrational hinstellt, muß Putin das in Wirklichkeit noch lange nicht sein.

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holzi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von holzi »

Rational wäre es aber, den einst so monolithischen EU-Block gegen Russland aufzubrechen, auch wenn er den Support bezahlen müsste.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Darüber wird nicht groß in der deutschen Presse berichtet, zeigt es doch: "Wenn man will, kann man wieder auf die Beine kommen."
Portugal folgt dem Beispiel Irlands und will Hilfskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) vorzeitig zurückzahlen.
Es gehe um die Summe von 14 Milliarden Euro in den nächsten zweieinhalb Jahren, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums am Dienstag in Lissabon. Man habe einen Antrag bei den EU-Partnern eingereicht, die dem Vorhaben zustimmen müssen.
Im Januar hatte Finanzministerin Maria Luis Albuquerque betont, das Land habe dafür die nötigen Mittel. Kurz zuvor hatte die Regierung in Lissabon bei der Emission langlaufender Staatsanleihen 5,5 Milliarden Euro eingenommen.
Portugal hatte im Rahmen eines Euro-Hilfsprogramms ab 211 rund 78 Milliarden Euro an Krediten erhalten. Dazu trug der IWF ein Drittel bei. Im vergangenen Jahr hatte Portugal den Rettungsschirm verlassen. Die vorzeitige Rückzahlung ist Bankexperten zufolge sinnvoll, weil sich das Land wegen der niedrigen Zinsen derzeit günstig am Kapitalmarkt refinanzieren kann.
http://www.cash.ch/news/top_news/rss/po ... 292572-771

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Wünsche der griechischen "Partner" bei den Iren und Portugiesen auf offene Ohren stoßen - von den baltischen Staaten oder der Slowakei, die ärmer als die Griechen sind, ganz abgesehen. Auch in Portugal wurden die Gehälter und Renten gesenkt und die Steuern erhöht, klaglos hat die Bevölkerung das akzeptiert (ebenso wie die Deutschen, deren Altersvorsorge in den Süden gescheffelt wird).

Ähnlich auch hier
Die Bildung irgendeiner Art von Südfront der Euro-Krisenländer ist für die bürgerliche Regierung in Portugal kein Thema. Zwar müsse die EU daran interessiert sein, Griechenland zu helfen, sagte Ministerpräsident Passos Coelho am Wochenende. Dies könne aber nicht auf jede beliebige Art geschehen.
Coelho erinnerte daran, dass Griechenland nach zwei Hilfsprogrammen nicht bei null beginne. Seit Beginn der Schuldenkrise sei das Land immer als Einzelfall behandelt worden. Manche Lösungen, wie etwa die Umstrukturierung der Schuld, seien nur dort zur Anwendung gekommen. Manche Lösungen müssten, sobald sie gefunden seien, für alle gelten, sagte der Ministerpräsident. Er räumte ein, dass nach Griechenland auch Portugal und Irland in den Genuss von besseren Konditionen für ihre Notkredite der externen Troika gekommen seien.
In Portugal stossen die jüngsten griechischen Rufe nach Neuverhandlung der Schulden aber auf Widerspruch. Ende Januar, kurz nach dem Syriza-Wahlsieg, hatte Coelho das Programm des nunmehrigen Ministerpräsidenten, Tsipras, als Kindergeschichte klassifiziert. Im portugiesischen Parlament verwarf er auch die Idee einer Konferenz über einen Erlass oder eine Umstrukturierung der Schuld. Dies sei «keine begeisternde Perspektive» für Portugal, Irland oder Spanien, die ihre Probleme mit eigenen Anstrengungen gelöst hatten.
Die portugiesische Regierung hatte recht entschlossen das im Jahr 211 vereinbarte dreijährige Hilfsprogramm der Troika umgesetzt und der Bevölkerung harte Opfer abverlangt. Jedwelche Nachsicht für Griechenland könnte die Unvermeidbarkeit der Opfer infrage stellen und bei der Parlamentswahl, die bis spätestens Mitte Oktober dieses Jahres stattfinden muss, die Oppositionsparteien begünstigen.
(Hervorhebung von mir)

Widerstand scheint also nicht nur von Schäuble zu kommen, auch andere Länder wollen den Griechen nicht mehr Zugeständnisse machen. Es ist auch verständlich, daß sie sich dann hinter D. verstecken. Hoffentlich bleibt Schäuble hart - auch um den Preis eines Grexit. Das deutsche "Investment" ist sowieso verloren, das Geld wird man nie wiedersehen. Jeder Deutsche ist mit ca. 1. € beteiligt, die man dann im Wege einer Sonderabgabe (ggfs. Kürzung der Renten, Gehälter oder Sozialleistungen) einziehen sollte. So kann unter das "Griechen-Abenteuer" ein Schlußstrich gezogen werden und jedem wird die Höhe der Unterstützung für den "Partner" deutlich vor Augen geführt. Besser jetzt ein Ende als sich noch die nächsten Jahr(zehnt)e erpressen lassen. Die Rechnung wird kommen und sie wird immer höher ausfallen.

Ob Putin bei seiner desolaten finanziellen Lage Mrden in ein Faß ohne Boden schüttet, bleibt abzuwarten. Ein Wechsel der Griechen zu ihren orthodoxen Brüdern würde zwar ihre Flexibilität zeigen - allerdings fragt sich dann auch jeder, was eigentlich mit seinem "Investment" passiert, wenn man nicht mehr Geld "rüberschieben" will oder kann......

Raphael

Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Raphael »

holzi hat geschrieben:Rational wäre es aber, den einst so monolithischen EU-Block gegen Russland aufzubrechen, auch wenn er den Support bezahlen müsste.
Wobei die Frage bleibt, ob da Griechenland der richtige Ansatzpunkt ist. Meines Erachtens ist Griechenland mittlerweile nicht mehr systemrelevant; zumindest wirtschaftspolitisch. Auch ein GREXIT würde den Euro nicht in den Abgrund stoßen können. Es wird ein bißchen Wackeln und Zittern an den Börsen geben, aber dann wird man sich auf die Wirtschaftsleistung der Griechen besinnen, die wimre bei ca. 2% des Euroraumes liegt.

Ansonsten (= allgemeinpolitisch) gebärdet sich der Westen sowieso monolithisch gegenüber Russland. Und mit dem eventuellen GREXIT ist ein Austritt aus der EU und der NATO nicht zwangsläufig verbunden. Es gibt also viele Fäden zu kappen, bevor Griechenland tatsächlich einen Lagerwechsel vollziehen kann (könnte). :ja:

Auf dem Hintergrund würden ein paar russische Milliarden nicht viel ausrichten können .............

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben:
Ansonsten (= allgemeinpolitisch) gebärdet sich der Westen sowieso monolithisch gegenüber Russland. Und mit dem eventuellen GREXIT ist ein Austritt aus der EU und der NATO nicht zwangsläufig verbunden. Es gibt also viele Fäden zu kappen, bevor Griechenland tatsächlich einen Lagerwechsel vollziehen kann (könnte). :ja:

Auf dem Hintergrund würden ein paar russische Milliarden nicht viel ausrichten können .............
Die Griechen können aber durch ihr Veto eine Verschärfung der Sanktionen gg. Russland verhindern - insofern habe sie durchaus Einfluß.
"Alle schütteln nur den Kopf", sagte ein deutscher Diplomat. Das gilt auch für die Russland-Politik Athens. Die Nachsicht gegenüber Wladimir Putin verbindet extrem Linke und extrem Rechte auch dort. Zwar hatte Athen den jüngsten Beschluss der EU-Außenminister für weitere Sanktionen mitgetragen, doch die "Putin-Verehrer" beunruhigen Berliner Diplomaten. Der Lackmustest – der für Donnerstag geplante Beschluss des Europäischen Rates für neue Sanktionen – ist wegen den Gipfels in Minsk aufgeschoben.
Die Hinwendung der griechischen Regierung zu Russland sei vor allem ideologisch, emotional oder biografisch bedingt – und weniger sachpolitisch, heißt es in deutschen Regierungskreisen. Von der Sowjetsozialisierung von Syriza-Kadern ist die Rede. Gefährlich aber sei diese Nähe, weil sie die bisher mit viel Mühe einheitlich gewahrte Linie der EU im Ukraine-Krieg gefährde.
Im Auswärtigen Amt herrscht Sorge, ob es dabei bleibt oder ob Athen (und Budapest) diese Front einstürzen lässt. Das würde die Differenzen zwischen den nach entschlossenem Handeln rufenden Polen und Balten und Deutschland vergrößern.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... erung.html

Athen kann sehr wohl eine Politik der Verzögerung betreiben und sich seine Zugeständnisse (z.B. die Minderung des - angeblich hohen - gr. Gemüse- und Obstexportes nach Russland) fürstlichst entlohnen lassen. Da kennt man sich schließlich aus und weiß, wie man noch ein paar zusätzliche Mrden - unberechtigt - einstreichen kann. Dafür müßte Putin noch nicht einmal seine sinkenden Devisenreserven weiter abschmelzen - zahlen würden die "Europäer".

Es ist schon beschämend, wie sich die "politische Elite" vorführen läßt - man sollte nur noch Mitleid haben.

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Da fragt man sich - sind die griechischen Vertreter tatsächlich so unbedarft bzw. unfähig oder wollen sie bewußt provozieren...
Lange hatte es ausgesehen, als stimme Griechenland einem Entwurf für eine Erklärung zu, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Sie sollte den Weg ebnen für technische Gespräche mit EU-Vertretern über eine Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms, schon am Donnerstag sollten sie stattfinden. Finanzminister Wolfgang Schäuble war in diesem Glauben am späten Mittwochabend nach Berlin abgereist.
Doch kaum war Schäuble fort, zog Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis seine Zustimmung wieder zurück
- und Dijsselbloem konnte kurz darauf nur noch das Scheitern der Verhandlungrunde verkünden. "Wir werden unsere Gespräche am Montag fortsetzen", sagte er. Am 16. Februar treffen die Finanzminister der Euro-Gruppe in Brüssel wieder aufeinander - also nicht einmal zwei Wochen, bevor das Hilfsprogramm der Europäer für Griechenland ausläuft.
(Hervorhebung von mir)

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 18.html

Warten, bis Schäuble den Raum verlassen hat und dann sagen: "April, April..." - damit macht man sich keine Freunde beim Hauptgläubiger. Wahrscheinlich wollte Varoufakis nicht von Schäuble verbal abgewatscht werden, als er seinen Rückzieher zu Protokoll gab.

Es ist schon bemerkenswert, welche Freiheiten sich in ein Land mit einer Bevölkerungszahl von 1 Mio gegenüber den übrigen über 3 Mio Bewohnern der Eurozone herausnimmt und mit welcher Selbstverständlichkeit hier Sonderregelungen gefordert werden.

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Für die deutsche Industrie wäre ein "Grexit" kein Problem:
Athen importiert heute fast ein Drittel weniger Waren als noch 28, das entspricht einem Rückgang von rund 25 Milliarden Euro. Die deutschen Exporte nach Griechenland sind im gleichen Zeitraum sogar um fast 8 Prozent gesunken.
Banken und Versicherungen haben sich aus Griechenland zurückgezogen. "Vor diesem Hintergrund und unter der Voraussetzung, dass es keinen Dominoeffekt gibt, wären nur eine geringe Anzahl deutscher Unternehmen von einem Austritt Griechenlands aus der EU betroffen", sagt Anton Börner vom Außenhandelsverband BGA.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... -egal.html

Ob Tsipras das auch weiß.... :hmm:

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Als ein Benehmen von Halbstarken stuft die FAZ die "Verhandlungstechnik" der gr. Regierung ein und äußert zugleich die Frage, wer eigentlich bereit sei, den Griechen den Geldhahn zuzudrehen.
Kaum hatte in der Nachtsitzung am Donnerstagmorgen Bundesfinanzminister Schäuble den Raum verlassen, kassierte sein Kollege aus Athen die gemeinsam beschlossene unverbindliche Erklärung zu Griechenland wieder ein, um noch mehr finanzielle Zugeständnisse zu fordern. Wie eine Gruppe Halbstarker toben sich die Griechen in Brüssel aus. Einerseits versetzen sie damit das bemüht kollegiale Aufsichtspersonal der Erziehungsanstalt Eurogruppe in Angst und Schrecken. Andererseits sorgen sie für einhellige Ablehnung. Warum machen sie das? Offenbar sind sie sicher, dass die Euroländer weiterzahlen, egal, was passiert.
Die in dem Artikel angesprochene Karikatur in der Parteizeitung von Syriza:

Bild
Pünktlich zur Zuspitzung der Krise erschien in „Avgi“ nun eine Karikatur von Schäuble in Wehrmachtsuniform. Schäuble sagt dort: „Wir bestehen darauf, Seife aus eurem Fett zu machen – wir verhandeln nur über Düngemittel aus eurer Asche.“
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/euro ... ageIndex_2

Ach ja - der Euro garantiert Frieden und Freundschaft in Europa.
(Worte der Großen Kanzlerin)

Raphael

Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Raphael »

Meine Vermutung ist, daß der griechischen Führung der "Arsch auf Grundeis" geht, weil sie selber wissen, daß es keine wirkliche Lösung für ihr Problem gibt. Selbst eine erneute Veränderung der Zahlungskonditionen wäre ja lediglich eine kosmetische Operation, aber keine Beseitigung des Grundproblems.

Das Verhalten der griechischen Führung erinnert sehr stark an eine - wie die Psychologen es nennen - Übersprungshandlung:
Der Zwerg Griechenland baut sich vor dem Riesen Euro-Land auf und schreit "Du widerlicher Winzling! Rück sofort mehr Kohle 'raus!"
Tatsächlich ist das Schreien jedoch mehr der eigenen Konzeptlosigkeit geschuldet, die damit kaschiert werden soll, als einem wirklichen Glauben an den Erfolg dieser "Operation".

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