Griechenland nach den Wahlen

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Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Es ist schon beachtlich, welche Eiertänze tlw. in den deutschen Zeitungen aufgeführt werden, um GR im Euro zu behalten. Man kommt zur richtigen Analyse und erkennt, daß die Politiker einem Irrglauben anhängen. Nur beim Lösungsvorschlag unterliegt man dem gleichen Fehler:
Das Projekt Griechenland-Rettung wird in diesen Tagen schon fünf Jahre alt, und ein Ende ist nicht in Sicht. Um die eigenen Bürger und die reformwilligen Politiker in den anderen Krisenländern dauerhaft bei der Stange zu halten, haben die Euro-Retter um Kanzlerin Angela Merkel eine Fiktion geschaffen: dass nämlich die Griechenland-Hilfe nichts kostet, weil das Land die Rettungskredite auf Heller und Pfennig an seine öffentlichen Gläubiger zurückzahlen wird.
Diese Fiktion wird seit Jahren mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufrechterhalten. Die Zinsen, die Griechenland entrichten muss, wurden Zug um Zug ermäßigt, die Zahlungsziele gestreckt.
Ökonomisch betrachtet sind diese Maßnahmen nichts anderes als lauter kleine Schuldenschnitte, politisch gesehen haben sie jedoch den unschätzbaren Vorteil, dass sie von der Mehrheit der Bürger – und der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten – nicht als solche erkannt werden.
Dieses Mittel freilich haben die Europäer ausgeschöpft, noch viel weiter senken lassen sich die Zinsen nicht, und die Tilgungen sind schon größtenteils in die ferne Zukunft verschoben worden.
(...)
Die Realität ist bekanntlich eine andere. Es fehlt in Griechenland an dem Willen und der Fähigkeit, das Nötige zu tun, um das Kartenhaus zu stabilisieren. Und die griechische Wirtschaft steckt womöglich schon wieder in einer Rezession, am Dienstag erst hat die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose für 215 drastisch zurückgenommen.
Weitere Kredite an ein Land zu geben, dessen Schulden nicht tragfähig sind, wäre aber so, als würde man Geld in ein Fass ohne Boden schütten. Dem IWF, auch ein schwergewichtiger Kreditgeber Griechenlands, ist derlei fiskalische Unverantwortlichkeit gemäß den eigenen Statuten sogar schlichtweg verboten.
Dieser Analyse wird niemand widersprechen. Aber dann fordert man einen Schuldenverzicht, um Griechenland im Euro zu halten:
Sich endlich ehrlich zu machen und dem Bürger darzulegen, warum ein großzügiger Forderungsverzicht trotz allen verständlichen Widerwillens eher früher als später nötig wird, ist vor diesem Hintergrund allemal die vorzuziehende Lösung, gerade für die Bundesregierung. Diese Lösung wäre auch vermutlich die langfristig billigste – vor allem, wenn sie mit der glaubwürdigen Ansage verbunden würde, kein weiteres Geld hinterherzuschießen.
um anschließend wieder die Sachlage richtig zu analysieren:
Als dritte Alternative bliebe nur, sowohl weitere Kredite als auch einen Schuldenschnitt zu verweigern. Dann wäre ein "Grexit" unausweichlich. Griechenland wäre erst recht außerstande, seine Verbindlichkeiten zu bedienen, zumal eine neue griechische Währung fraglos stark abwerten würde, die Schulden aber weiter in Euro beglichen werden müssten.
http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... loren.html

Wie kann man nur glauben, daß GR nach einem Schuldenschnitt wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen wird?
Wie der Artikel selbst ausführt, sind Rückzahlungen und Zinszahlungen praktisch auf den St. Nimmerleins-Tag verschoben worden. Welche kassenmäßigen Auswirkungen hätte in solcher Schuldenschnitt, außer dem "guten Gefühl"?
:vogel: :patsch:

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Griechenland hat die Voraussetzungen geschaffen, um 3.9 Beamte wieder einzustellen:
Gleichwohl verabschiedete das griechische Parlament diese Woche – sozusagen am Vorabend einer brisanten Verhandlungsrunde mit den europäischen Kreditgebern vom 11. Mai – ein Gesetz mit dem unverfänglichen Titel «Demokratisierung des öffentlichen Sektors». Damit schuf das vom Bündnis der Radikalen Linken (Syriza) dominierte Parlament die Voraussetzung, die 39 Beamten wieder einzustellen, die im Zuge der Sparmassnahmen der konservativen Vorgängerregierung abgebaut worden waren; unter ihnen die 6 Putzfrauen der Steuerämter, die zum Symbol eines unfairen und von ausländischen Vögten aufgedrängten Spardiktats hochstilisiert wurden. Konsultationen mit den Kreditgebern fanden nach Aussagen von Innenminister Nikos Voutsis keine statt. Griechenland sei ein souveräner Staat, sagte er an die Adresse der Abgeordneten.
Der Vizeminister für Verwaltungsreform, Giorgos Katrougalos, erklärte derweil, jetzt werde in der öffentlichen Verwaltung die «Rechtmässigkeit wiederhergestellt», wie man dies im Wahlkampf versprochen habe. Wie der Stellenausbau finanziert werden soll, ist unklar. Mit pathetischen Tönen verteidigten Syriza-Parlamentarier den Beschluss, den öffentlichen Rundfunksender ERT, der wegen Nepotismus in Verruf geraten war, wieder zum Leben zu erwecken. 15 Mitarbeiter, die 213 ihre Stelle verloren, erhalten ein Recht auf Wiederbeschäftigung. Eine abgespeckte Version des Service public, der auf die abrupte Stilllegung von ERT folgte, genügt ihnen nicht. Man spricht von der Wiederherstellung der nationalen Würde
http://www.nzz.ch/international/europa/ ... 1.18538782

Während über die Anweisung an gr. Staatsbetriebe und Kommunen, alle Bargeldreserven bei der Zentralbank zu deponieren ausführlich berichtet wurde, findet sich Nachrichten über diesen Gesetzespassus nicht in der deutschen Presse. Das ist auch nachvollziehbar, denn so würde noch deutlicher werden, das Merkel ein Gefangener ihrer Aussage "Scheitert der Euro, scheitert Europa" ist. Sie muß alles tun, um GR im Euro zu halten, egal was es den deutschen und europäischen Steuerzahler kostet.

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben: http://www.nzz.ch/international/europa/ ... 1.18538782

Während über die Anweisung an gr. Staatsbetriebe und Kommunen, alle Bargeldreserven bei der Zentralbank zu deponieren ausführlich berichtet wurde, findet sich Nachrichten über diesen Gesetzespassus nicht in der deutschen Presse. Das ist auch nachvollziehbar, denn so würde noch deutlicher werden, das Merkel ein Gefangener ihrer Aussage "Scheitert der Euro, scheitert Europa" ist. Sie muß alles tun, um GR im Euro zu halten, egal was es den deutschen und europäischen Steuerzahler kostet.
Die Schweizer Medien berichten und kommentieren oftmals objektiver und sachlicher über dieses Thema als unsere "Qualitätsjournalisten", die meist von einander oder den Presseagenturen abschreibten.
Gestern erst wurde von so einem "Intelligenzbolzen" des SPON über den Absturz des Militärtransporters A4M nach wenigen Stunden des Geschehens geschrieben, man kenne die Ursachen noch nicht. Seit wann kennt man diese wenige Stunden nach dem Ereignis schon? Das wäre ja eine große Ausnahme. Andere Medien wie der DLF sagen meist dasselbe. Diese Leute werden auch noch für ihre Dummheit bezahlt von unserem Geld, wenn es sich um die Öff.-Rechtlichen handelt.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Heute findet wieder eine Tagung der Eurogruppe statt und es wird immer deutlicher, daß die "politische Elite" - was GR betrifft - wohl mit ihrem Latein am Ende ist. Jetzt scheinen sogar die Gläubiger eine Volksabstimmung akzeptieren zu wollen:
Angesichts der schleppenden Verhandlungen mit Griechenland über weitere Kredite wird nun offen über einen möglichen Volksentscheid im Land diskutiert. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble regte vorsichtig ein Referendum über die Reformen an. "Das wäre vielleicht sogar eine richtige Maßnahme, das griechische Volk entscheiden zu lassen", sagte der CDU-Politiker in Brüssel vor dem Treffen der Euro-Finanzminister.
http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... assen.html

Die Frage ist nur, worüber man abstimmen soll. Geht es nur um die Mitgliedschaft im Euroverbund, wäre das Ergebnis eindeutig. Will man aber auch über Sparmaßnahmen, Reformen und Steuererhöhungen abstimmen (und die wären für einen Verbleib Voraussetzung), dürfte das kaum möglich sein. Wie soll denn dann die Abstimmungsfrage formuliert werden? Man weiß ja auch nicht, ob die diskutierten Maßnahmen überhaupt greifen und welche Maßnahmen künftig nötig sein werden.
Ein anderer Punkt ist der Zeithorizont. Niemand weiß, wielange GR noch Mittel hat, um den Schuldendienst zu leisten.

Warum findet eigentlich in den Gläubigerländern keine Volksabstimmung statt, ob man sich für die Hellenen noch weiter ins Obligo begeben will? :pfeif: Die Frage ist doch eindeutig zu formulieren....

Um die sog. "Erfolgsgeschichte Europa und Euro" nicht zu beschädigen, scheint man auch über eine Parallelwährung, den sog. GEURO, nachzudenken. Vor wenigen Tagen hat der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, Tsipras und Varoufakis seinen Vorschlag einer Parallelwährung erläutert:

http://www.handelsblatt.com/wirtschaft- ... 59518.html

Seine Vorstellung kann man hier nachlesen:
Es gäbe damit zwei parallele Währungskreisläufe in Griechenland: den Euro-Kreislauf und den Geuro-Kreislauf. Ersterer würde durch die Euro-Einlagen von und -Kredite an Unternehmen aus dem Exportsektor gespeist. Der Euro-Kreislauf würde zunächst wegen der Begebung von Geuro schrumpfen, dann aber wieder wachsen, weil der Exportsektor dank seiner verbesserten Wettbe-werbsfähigkeit wieder höhere Einnahmen in Euro erzielen dürfte. Der Geuro-Kreislauf würde durch die Emission von Geuro durch die Regierung zur Finan-zierung des Primärdefizits gespeist. Es läge dann in der Hand der griechischen Regierung, die Begebung von Geuro durch eine Senkung des Primärdefizits zu verringern und so den Wechselkurs des Geuro gegenüber dem Euro zu stabilisieren.
Wenn also die Vernunft den Sieg davonträgt, könnte Griechenland offiziell Mit-glied der EWU bleiben, die notwendige Wechselkursabwertung durchführen, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, und künftig selbst durch die Emission von Geuros entscheiden, ob und in welchem Zeitraum es zu einer Hartwährung zurückkehren will, die gegenüber dem Euro stabil wäre. Letztend-lich könnte das Land sogar wieder komplett zum Euro zurückkehren, indem es Geuro gegen Euro zurückkaufte.
Es wird spannend in den nächsten Tagen.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Gute Karikatur - das Orakel hat gesprochen:

Bild

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte....

Nachtrag:
Der griechische Innenminister hat angekündigt, den im Juni fälligen Betrag an den IWF nicht zu überweisen:
Voutsis machte im Sender Mega TV deutlich, dass den Gesprächspartnern die Zeit davonrennt. "Die vier Raten für den IWF im Juni belaufen sich auf 1,6 Milliarden Euro." Doch dieses Geld werde nicht überwiesen, weil es nicht vorhanden sei. Der Innenminister widersprach damit jüngsten Äußerungen eines Regierungssprechers, wonach Griechenland seine kompletten Zahlungsverpflichtungen im kommenden Monat erfüllen wird.
http://de.reuters.com/article/topNews/i ... CW215524

Das wäre aber nicht weiter tragisch, da die Folgen nicht sofort eintreten würden:
Nächster Rückzahlungstermin beim IWF ist der 5. Juni. Spätestens bis dann muss die Regierung in Athen eine Teiltranche von knapp 3 Millionen Euro überweisen.

Verpasst Griechenland einen IWF-Zahlungstermin, kommt ein mehrstufiges Verfahren in Gang:

- Unmittelbar: Der IWF-Stab mahnt bei Griechenland an, unverzüglich zu zahlen. Die Regierung in Athen hat bis auf weiteres weder Zugang zu weiteren Ressourcen des Fonds noch wird sich die Organisation mit entsprechenden Anträgen befassen.

- Nach zwei Wochen: Das IWF-Management macht gegenüber dem zuständigen IWF-Gouverneur - derzeit Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis - noch einmal deutlich, wie ernst die Sache ist.

- Nach einem Monat: IWF-Chefin Christine Lagarde unterrichtet den IWF-Vorstand (Executive Board) offiziell über einen Zahlungsverzug.

- Nach zwei Monaten: Lagarde übermittelt dem Board eine offizielle Beschwerde wegen des Zahlungsverzugs.

- Nach drei Monaten: Der Fonds veröffentlicht eine formelle Erklärung. Darin wird festgestellt, dass Griechenland von jeglichen Hilfen und Rückgriffen auf IWF-Mitteln abgeschnitten sein wird - bis die versäumten Zahlungspflichten erfüllt sind.
http://www.cash.ch/news/top_news/rss/gr ... 326778-771

Es darf auch bezweifelt werden, daß die EZB GR in diesem Fall alle Kredite versagen wird. Solange Merkel nicht bereit ist, einen Schlußstrich zu ziehen, geht die Hampelei weiter....

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cantus planus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von cantus planus »

Natürlich hampelt Merkel weiter. Zum einen, weil sie muss, und zum anderen, weil sie will. Seit wann wird uns eigentlich die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands gleich für die kommende Woche angekündigt? Das bemisst sich mittlerweile in Jahren. Und Griechenland existiert nach wie vor, ebenso wie der Euro und seine Krise.

Man darf nie vergessen, was Schäuble über die Krise sagte: sie sei notwendig, um die politische Einheit Europas voranzutreiben. Alles läuft perfekt nach Plan, und vor allen jenseits irgendeiner Kontrolle. Die Sache mit den Notstandsgesetzen hat schon mehrfach funktioniert; allerdings kam bisher nie etwas Gutes dabei heraus.

Wir haben eine Krise, die vornehmlich politisch interessant ist, nicht wirtschaftlich. Diesen Denkfehler machen viele. Zu viele!
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cantus planus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von cantus planus »

P.S.: Es wissen alle Beteiligten, dass erstens das Geld weg ist, und zweitens Griechenland die europäischen Forderungen nicht erfüllen kann. Und zwar in mindestens zwei Generationen nicht. Das ist vollkommen unmöglich.
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maliems
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von maliems »

Ich war heute bei Verwandten zu Besuch, bei Leuten, die durchaus "kritisch" sind, weil sie schon unterscheiden können zwischen veröffentlichter Meinung und Wahrheit.

Enttäuschend für mich: Die wissen wohl, dass in Griechenland sehr viel nicht stimmt, aber sie bilden sich ein, dass das keine Auswirkung auf D und die dt. Renten hat, und wenn, dann nur unwesentlich.

unglaublich.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

maliems hat geschrieben:Ich war heute bei Verwandten zu Besuch, bei Leuten, die durchaus "kritisch" sind, weil sie schon unterscheiden können zwischen veröffentlichter Meinung und Wahrheit.

Enttäuschend für mich: Die wissen wohl, dass in Griechenland sehr viel nicht stimmt, aber sie bilden sich ein, dass das keine Auswirkung auf D und die dt. Renten hat, und wenn, dann nur unwesentlich.

unglaublich.
Was erwartest Du in einem Land, in dem in den Schulen zwar das Versmaß gelehrt oder bzgl. der "Umwelt" Projektwochen gemacht werden, in dem den Schülern aber grundlegende wirtschaftliche Kenntnisse vorenthalten werden? In einem Land, in dem mehr Menschen den Sportteil als den Wirtschaftsteil der Tageszeitung lesen und die zwar mühelos die 18 Bundesligavereine (einschl einer großen Anzahl der dort beschäftigen Spieler) aufzählen können, aber kaum mehr als die Hälfte die DAX-Unternehmen (geschweige denn ihre Vorstandsvorsitzenden) beim Namen kennen. :pfeif:

Dieser Artikel beschreibt die Schwierigkeiten von Merkel sehr passend. Der IWF besteht auf weiteren Reformen in GR, vorher gibt es kein Geld.
Weicht der Deal von diesen Vorgaben ab, revidiert der Fonds seine Annahmen für Wachstum und Staatseinnahmen nach unten. Dann gingen im Gegenzug die Schulden nach oben, Athen bräuchte mehr Hilfe, um die neuen Löcher zu stopfen. Irgendwer müsste das bezahlen. Der IWF meint seit Monaten, es müssten die Europäer sein, indem sie auf einen hohen Teil ihrer Milliardenforderungen verzichten.
Was wiederum der Kanzlerin besonders wehtut. Denn in ihrer Amtszeit war das eigentlich nicht vorgesehen. Politisch könnte sie vermutlich vermitteln, dass Griechenland noch mehr Zeit für die Rückzahlung seiner Schulden braucht. Dass die Zinsen noch niedriger sein müssen für die Hilfskredite, was de facto auch ein Schuldenschnitt ist.
Aber echte Abschreibungen wären nicht vermittelbar. Dennoch sind sie aus Sicht von Experten wohl unvermeidlich, wenn die griechische Wirtschaft wegen mangelnden Reformeifers nur einen Prozentpunkt langsamer wächst und einen deutlich geringeren Etatüberschuss einfährt.
"Bleibt das Wachstum jährlich um einen Prozentpunkt und der Primärüberschuss um drei Prozentpunkte hinter den Zielen zurück, akkumuliert sich über fünf Jahre ein Fehlbetrag von knapp 40 Milliarden Euro", sagt Christian Schulz von der Berenberg Bank. Die Brüsseler Denkfabrik Bruegel geht davon aus, dass sich mit einer Verlängerung der Laufzeiten und niedrigeren Zinsen die Schuldenlast auf nur um bis zu 32 Milliarden Euro verringern ließe.
Die Lücke, die sich hier womöglich auftut, ließe sich nur durch einen offenen Forderungsverzicht finanzieren. Erstmals müsste richtiges Geld aus der Bundeskasse fließen statt nur Bürgschaften – Merkels Alptraum.
Aber anders geht es in diesem Szenario nicht, wenn die Kanzlerin den IWF an Bord und die Griechen im Euro halten will. Denn die großen Länder des Westens haben noch ein anderes Problem. Sie haben die IWF-Regeln im Fall Griechenlands schon extrem gedehnt. Ein kleines Land bekommt übergroße Kredite. Nun muss sich der Fonds zumindest an seine Auflagen halten.
Dazu kommt noch, das in Spanien und Portugal in diesem Jahr gewählt wird. In Spanien scheint die eurokritische Partei podemos bei den heutigen Kommunalwahlen stark hinzugewonnen zu haben. Wie will Rajoy seine Austeritätspolitik verteidigen, wenn er (und die übrigen Chefs der Eurogruppe) bei GR einknicken? :achselzuck: Wie sollen die baltischen Länder oder die Slowakei ihrer Bevölkerung erklären, für die reicheren Griechen zahlen zu müssen? :achselzuck:

Nicht nur in Spanien werden die euro(pa)-kritischen Kräfte stärker. In Polen hat heute der europa-kritische Kandidat Duda gewonnen, der mehr Eigenständigkeit der Mitgliedsstaaten verlangt - ebenso wie Cameron, der den Verbleib seines Landes in der EU in dieser Frage von einem Referendum abhängig macht. Warum sollten bei einem Austritt der Briten nicht auch andere nord- und osteuropäische Länder mit diesem Gedanken liebäugeln? Eine nordeuropäische Freihandelszone könnte auf gleicher Augenhöhe mit der maroden (Rest-)EU über Marktzugänge verhandeln.....

Die spanische Presse meldet, das Merkel ein notwendiges drittes Hilfspaket für GR ggfs. mit Hilfe der Vertrauensfrage durch den Bundestag peitschen will. Wenn sie wirklich zu diesem Disziplinierungsmittel greifen muß, ist es mit ihrer Mehrheit in der Fraktion nicht mehr weit her - im Volk hat sie diese in der Griechenlandfrage eh schon verloren.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Prof. Sinn hat sich mit der griechischen Tragödie beschäftigt; die Studie kann hier eingesehen werden. Er räumt mit der immer wieder zu hörenden Mär auf, daß die "GR-Rettung" nur den Banken diente und beziffert die Verschuldung des Landes auf ca. 325 Mrden €, ein Betrag, der trotz seiner unvorstellbaren Größe (ca. 30.000/Grieche) weder einen Aufschwung noch eine Besserung gebracht hat. Bei einem Euro-Austritt hält er die seit einiger Zeit diskutierte Parallelwährung für keine gute Lösung.
Griechenland hat bis Ende März 2015 insgesamt 325 Mrd. Euro an Krediten von den Rettungseinrichtungen der EU, dem IWF und der EZB erhalten, und doch ist die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch wie vor fünf Jahren, als die fiskalischen Rettungsaktionen begannen. Dies liegt an der sogenannten Holländischen Krankheit. Je mehr Geld fließt, desto geringer sind die Anreize, die exzessiven Preissteigerungen in den ersten Jahren des Euro wieder rückgängig zu machen und den steinigen Weg zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit zu gehen.
Auch die griechische Bevölkerung hat von den Rettungskrediten profitiert. Gerechnet vom Krisenbeginn, wurden die öffentlichen Kredite zu etwa einem Drittel zur Finanzierung des griechischen Leistungsbilanzdefizits, zu einem Drittel für die Schuldentilgung und zu einem Drittel für eine griechische Kapitalflucht ins Ausland eingesetzt. Griechenland hat zudem erhebliche Vorteile aus der künstlichen Absenkung der Zinsen für seine Auslandskredite erzielt. Diese Vorteile könnten in realer Rechnung für die Jahre 2008 bis 2014 bei etwa 50 Mrd. Euro gelegen haben. Im Jahr 2014 lag der griechische Gesamtkonsum im privaten und öffentlichen Sektor bei knapp 114% des Nettonationaleinkommens.
Die griechischen Banken haben in den letzten Monaten für etwa 80 Mrd. Euro ELA-Kredite der griechischen Notenbank erhalten. Die ELA-Kredite, die nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit des EZB-Rates hätten verhindert werden können, gingen weit über das Maß hinaus, für das die griechische Notenbank bei einem Konkurs des Staates und einer Entwertung der von den Banken eingereichten Pfänder haften kann. Mit ihrer Hilfe gelang es, die Kapitalflucht griechischer Bürger, die ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit brachten, durch öffentliche Kreditmittel der Staatengemeinschaft zu kompensieren und so den Drohpunkt bei den Verhandlungen mit eben dieser Staatengemeinschaft stark zu verbessern. Das könnte der Grund dafür sein, dass die griechische Regierung bei den Verhandlungen auf Zeit gespielt hat.
Sollte es zum Austritt kommen, wäre es wichtig, so rasch wie möglich ein neues gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, damit alle Preisschilder sowie alle Miet-, Kredit- und Lohnkontrakte im Gleichschritt abgewertet werden können, um die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft wiederherzustellen. Ein schleichender Übergang zur neuen Währung auf dem Umweg über eine Verwendung staatlicher Schuldscheine, die nicht gesetzliches Zahlungsmittel sind, würde zwar die Zahlungsfähigkeit der griechischen Regierung notdürftig sichern, er wäre aber kein Beitrag zur Lösung des Wettbewerbsproblems. Verschiedene ökonometrische Studien deuten darauf hin, dass ein Wirtschaftsaufschwung bereits ein bis zwei Jahre nach einer Abwertung und einem Schuldenschnitt beginnen könnte.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Lesenswert - ein Bericht aus GR:
Solange die Bürger Griechenlands keine Gegenleistung für ihre Steuern erhalten, solange es keine Steuergerechtigkeit und keine sozial ausgewogene Politik gibt, solange Politiker das Transparenz- und Leistungsprinzip meiden wie die Pest, solange Geldströme das Klientelwesen auch weiterhin nähren, solange sich für alles und jeden eine Lobby findet, nur nicht für das Gemeinwohl, solange eine ganze Gesellschaft auf ihre Vorteile, Privilegien, Boni und Vergünstigungen pocht und besteht, die Rentner und Staatsangestellten, die Politiker, Freiberufler, Gewerkschafter, die Bauern, Lkw-Fahrer und Kioskbesitzer, die Kirche, die Fußballvereine und die panhellenische Vereinigung der Hasenjäger, so lange werden die Menschen mit aller Kraft und Kreativität alles daran setzen, Reformen zu umgehen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... ageIndex_2

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Edi
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:Lesenswert - ein Bericht aus GR:
Solange die Bürger Griechenlands keine Gegenleistung für ihre Steuern erhalten, solange es keine Steuergerechtigkeit und keine sozial ausgewogene Politik gibt, solange Politiker das Transparenz- und Leistungsprinzip meiden wie die Pest, solange Geldströme das Klientelwesen auch weiterhin nähren, solange sich für alles und jeden eine Lobby findet, nur nicht für das Gemeinwohl, solange eine ganze Gesellschaft auf ihre Vorteile, Privilegien, Boni und Vergünstigungen pocht und besteht, die Rentner und Staatsangestellten, die Politiker, Freiberufler, Gewerkschafter, die Bauern, Lkw-Fahrer und Kioskbesitzer, die Kirche, die Fußballvereine und die panhellenische Vereinigung der Hasenjäger, so lange werden die Menschen mit aller Kraft und Kreativität alles daran setzen, Reformen zu umgehen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... ageIndex_2
Griechenland ist durch und durch korrupt, nicht nur die früheren Regierungen wie u.a. auch der verlinkte Artikel ausführt.
Ich habe einen Vetter, der vor Jahren in GR bei einer Firma, die einen deutschen Inhaber hatte, gearbeitet hat. Der hat das auch bestätigt und mir u.a. als Beispiel gesagt, der gr. Zoll wollte immer Bakschisch haben, sonst bekomme die Firma Waren vom Zoll erst sehr verspätet freigegeben. Sein Chef habe da aber nicht mitgemacht.

Es gibt ja in jedem Land Korruption, aber in GR scheint das wie in manchen Entwicklungsländern zu sein, wo man erst mal zusätzlich zahlen muss, bevor man eine eigentlich kostenlose oder auch gebührenbehaftete Leistung bekommt.
Ob die Orthodoxe Kirche dort nicht auch an dem ganzen System beteiligt ist?
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Niels
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Niels »

Edi hat geschrieben: Es gibt ja in jedem Land Korruption,
Eben. Und wohl nicht nur dort: Stichwort "Fifi", äh "Fifa"
:zirkusdirektor:

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Niels hat geschrieben:
Edi hat geschrieben: Es gibt ja in jedem Land Korruption,
Eben. Und wohl nicht nur dort: Stichwort "Fifi", äh "Fifa"
:zirkusdirektor:
Zwischen dem was normalerweise unter "Korruption" verstanden und dem Vorgang, der von der OECD mit dem Begriff "grease" oder "speed money" umschrieben wird, liegt wohl doch ein Unterschied. In den meisten Ländern Nord- und Mitteleuropas sowie in den Ländern der angelsächsischen Welt muß kein Geld bezahlt werden, daß ein Staatsdiener sich bequemt, seiner gesetzlichen Aufgabe überhaupt nachzukommen. Aus diesem Grunde wird die Zahlung dieser Beträge auch nicht als Bestechung angesehen. Leider gibt es nun einmal Länder, in denen
nimmt die Polizei nur dann eine Anzeige an, wenn man vorher zahlt,
die Feuerwehr fängt erst nach Zahlung mit den Löscharbeiten an,
gesetzlich vorgeschriebene Bescheinigungen werden erst nach Zahlung ausgestellt
und in den staatlichen Krankenhäusern sieht man ohne Zahlung keinen Arzt, obwohl die Gesundheitsvorsorge kostenlos ist oder von einer Versicherung bezahlt wird.
Die Aufzählung ließe sich problemlos fortsetzen und von der dort dann häufig käuflichen Justiz oder den vorgesetzten Stellen kann man keine Unterstützung erwarten.

Davon zu unterscheiden sind mE Vorgänge, bei denen sich jemand durch Zahlung einen Vorteil verschafft, der ihm sonst nicht zustehen würde.
Wenn die Berichte in dem verlinkten Artikel stimmen, gehört GR wohl mehr zu der Ländergruppe, in denen nicht nur Korruption, sondern auch "speed money" zur Lebenswirklichkeit gehören.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Die FAZ berichtet heute über Unstimmigkeiten zwischen Schäuble und Merkel: Während Schäuble weiterhin den "harten Hund" gibt, ist Merkel aus "übergeordneten politischen Gründen" viel weicher im Verhandeln mit der griechischen Regierung. :pfeif:
Jeder hätte es kommen sehen können ..............
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:Die FAZ berichtet heute über Unstimmigkeiten zwischen Schäuble und Merkel: Während Schäuble weiterhin den "harten Hund" gibt, ist Merkel aus "übergeordneten politischen Gründen" viel weicher im Verhandeln mit der griechischen Regierung. :pfeif:
Jeder hätte es kommen sehen können ..............
In dem Artikel wurde u.a. erwähnt, daß das jüngste gr. Kompromißpapier dem Finanzministerium nicht vorliegt. Schäuble - der Varoufakis der deutschen Regierung. Mich wundert nur, daß er sich das noch antut. Würde er ausscheiden, bekäme Merkel vielleicht nur über die Vertrauensfrage noch eine Mehrheit bei einer neuen Griechenabstimmung, aber auch nur vielleicht.

Merkel will wohl nicht als diejenige darstehen, die die Griechen aus dem Euro geboxt hat. Das wird natürlich von den Griechen sofort ausgenutzt - Tsipras lehnt das Kompromißangebot der Gläubiger ab:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 3189.html

Neben den immer wieder vorgebrachten "übergeordneten politischen Gründen" GR nicht in die Arme Putins zu drängen und den Euro unumkehrbar zu machen, liest man inzwischen auch einen anderen:
Ein aus dem Euroverbund ausgeschiedenes Griechenland könnte nach einer Abwertung wirtschaftlich erfolgreich sein und so eine Leuchtturmfunktion für andere Länder haben, die unter dem Euro leiden. Mit einer eigenen Währung muß man sich nicht dem Anpassungsdruck der nordeuropäischen Länder unterordnen, sondern kann - wie früher - die Geldpolitik weitgehend selbst bestimmen.
Angesichts der Wahlerfolge euro(pa)-kritischer Parteien in vielen Südländern fürchtet man dann den Anfang des Endes einer "immer enger werdenden EU" - eine Forderung, die Cameron ebenfalls erhebt.

PS:
Der FAZ-Artikel ist inzwischen online:

Schäuble von Merkel abgekanzelt

Tritonus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tritonus »

Caviteno hat geschrieben:Lesenswert - ein Bericht aus GR:
[...]
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... ageIndex_2
Caviteno hat geschrieben:Was erwartest Du in einem Land, in dem in den Schulen zwar das Versmaß gelehrt oder bzgl. der "Umwelt" Projektwochen gemacht werden, in dem den Schülern aber grundlegende wirtschaftliche Kenntnisse vorenthalten werden? [...] :pfeif:
Noch habe ich die Hoffnung nicht verloren, denn immerhin kennen die meisten Schüler wenigstens den Unterschied zwischen einem "Bericht" und so einem geschwätzigen und im Grunde vollkommen nichtssagenden FAZ-Seitenfüller mit dem unverkennbarem "Hitparade-der-Volksmusik"-Touch, bei dem man nicht weiß, ob er ernst gemeint ist oder ob er nur den langatmigen Vorspann zu einer Blasentee-Werbung bildet:
[...] Wenn Rena Voria, 44 Jahre, aus dem Fenster ihres Hauses blickt, spürt sie Dankbarkeit und Glück. Sie ist umgeben von Bergen, mit Wildblumen überwachsenen Feldern und knorrigen Olivenbäumen. Fünf Gehminuten von ihrem Haus entfernt liegt Krieza, ein typisches Dorf, winzig und verschlafen, 25 Einwohner, eine Handvoll Straßen, ein Klempnergeschäft, zwei Metzger, ein Rathaus und eine Kirche, auf der Störche nisten. [...]

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Tritonus hat geschrieben: Noch habe ich die Hoffnung nicht verloren, denn immerhin kennen die meisten Schüler wenigstens den Unterschied zwischen einem "Bericht" und so einem geschwätzigen und im Grunde vollkommen nichtssagenden FAZ-Seitenfüller mit dem unverkennbarem "Hitparade-der-Volksmusik"-Touch, bei dem man nicht weiß, ob er ernst gemeint ist oder ob er nur den langatmigen Vorspann zu einer Blasentee-Werbung bildet:
Die Kenntnis hilft aber auch nicht, wirtschaftliche Sachverhalte zu beurteilen. ;D

Ob der Bericht "nichtssagend" ist, lasse ich mal dahingestellt. Gerade wenn Du die Hoffnung nicht verloren hast, sollte der Bericht Dir eigentlich zu denken geben, vor allem, wenn man ein wenig weiter liest, als das obige Zitat:
Bis heute hat der Staat keinen exakten Überblick über seinen Grund und Boden, seine Küste, Berge, Seen und auch nicht über seinen Wald. Er weiß nicht, wo sein Eigentum beginnt und wo es endet. Größe, Lage, Nutzung, Art und Besitztitel von Immobilien verlieren sich im Ungefähren. Und damit auch eine exakte Bemessungsgrundlage der Grundsteuer. Seit der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich 1830 werkelt Griechenland an einem Kataster. Er ist bis heute nicht fertiggestellt. „Besitztitel werden aus dem Nichts geschaffen“, erklärt Rena. Alles; was es dazu bedarf, sind ein Notar und ein Eintrag ins Grundbuch.
Wer ein Stück Land in Besitz nehmen will, für die Enkelkinder oder den Bau eines Ferienhauses, rodet es, pflanzt Ölbäume darauf, zieht einen Zaun und zaubert Zeugen herbei, die notariell versichern, dass das Grundstück seit Adam und Eva Privatbesitz ist. Mit dem anschließenden Grundbucheintrag verwandelt es sich rechtskräftig in Eigentum. Geschätzte 180 000 Hektar Land sind illegal in Besitz.
Das fehlende Kataster war schon bei Beginn der Krise vor fünf Jahren ein Thema in der hiesigen Presse und die interessierte Öffentlichkeit in D. konnte so etwas nicht glauben. Bisher ging ich davon aus, daß man nun zumindest mit Hochdruck daran arbeitet, wußte allerdings nicht, daß man es dort seit fast 200 Jahren nicht schafft.

Die Bedeutung dieser Information für die gegenwärtige Krise erschließt sich jedoch nur dann, wenn man weiß, daß größere Investitionen (vom Privatmann bis zum "global player") nur erfolgen, wenn Eigentumsverhältnisse klar sind und es ein funktionierendes Verwaltungs- und Justizwesen gibt. Genau diese Mängel werden in dem "nichtssagenden Bericht" anhand von Beispielen dargestellt. Egal ob Inkompetenz der Behördenmitarbeiter, Fakelaki-Mentalität oder Ineffizienz im Justizwesen, der Bericht geht auf alle diese Hemmnisse für eine wirtschaftliche Entwicklung ein.

Das man das noch erklären muß zeigt einmal mehr, wie schlecht die Vermittlung wirtschaftlicher Kenntnisse in den Schulen erfolgt.

maliems
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von maliems »

Caviteño hat geschrieben:Lesenswert - ein Bericht aus GR:
Solange die Bürger Griechenlands keine Gegenleistung für ihre Steuern erhalten, solange es keine Steuergerechtigkeit und keine sozial ausgewogene Politik gibt, solange Politiker das Transparenz- und Leistungsprinzip meiden wie die Pest, solange Geldströme das Klientelwesen auch weiterhin nähren, solange sich für alles und jeden eine Lobby findet, nur nicht für das Gemeinwohl, solange eine ganze Gesellschaft auf ihre Vorteile, Privilegien, Boni und Vergünstigungen pocht und besteht, die Rentner und Staatsangestellten, die Politiker, Freiberufler, Gewerkschafter, die Bauern, Lkw-Fahrer und Kioskbesitzer, die Kirche, die Fußballvereine und die panhellenische Vereinigung der Hasenjäger, so lange werden die Menschen mit aller Kraft und Kreativität alles daran setzen, Reformen zu umgehen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... ageIndex_2
Sehr guter Gedanke. Gilt in abgeschwächten Maße natürlich auch für D. Ich zahle meine Steuern ziemlich ehrlich, aber ich werbe in meinem Kollegenkreis kontinuierlich für den Gedanken, dass die Steuerunehrlichkeit (ob in Gr oder in D) ihren Grund in der Verschwendungssucht des Staates hat.

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Jetzt scheint sogar Juncker der Kragen zu platzen; er lehnt ein Gespräch mit Tsipras ab. Interessant ist der Grund:
„Der griechische Ministerpräsident hat für 11 Uhr ein Telefongespräch angefragt, aber Juncker hat abgelehnt, weil es keine Fortschritte in den Gesprächen gibt“, sagte ein Kommissionsvertreter am Samstag. Als Grund führte er an, dass die Regierung in Athen eine für Donnerstag zugesagte Liste mit Reformvorschlägen noch nicht vorgelegt habe: „Es gab keine neuen Entwicklungen und damit auch nichts zu diskutieren.“
(Hervorhebung von mir)

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 32731.html

Ich bin ziemlich sicher, daß die Volksseele noch mehr kochen würde, wenn alle Tricks und Verzögerungstaktiken der gr. Regierung publik würden.

Isidor_von_Sevilla
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

Und weiter geht's:
dpa hat geschrieben:Gerichtshof: Rentenkürzungen in Griechenland sind verfassungswidrig

Die im Rahmen des Sparprogramms vor drei Jahren verhängten Rentenkürzungen in Griechenland sind nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes in Athen verfassungswidrig und müssen zurückgenommen werden. Nach Schätzungen der griechischen Finanzpresse muss der Staat nun pro Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro mehr aufbringen.
Damit hat der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras ein weiteres großes Problem. Das Urteil des höchsten Verwaltungsgerichtes des Landes betrifft nach Medienberichten die Renten des privaten Sektors. Wie es aus Kreisen der Regierung am Donnerstag hieß, will das Finanzministerium zunächst das schriftliche Urteil abwarten. Die Regierung werde auf alle Fälle die Vorgaben der Verfassung einhalten.
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Jetzt wird es interessant.
Nicht die Frage stellt sich, ob Frau Merkel weitere Mrden deutscher Steuergelder in GR verbrennt - das kann man seit gestern an der Börse sehen und die Antwort lautet "Ja"!

Ich bin auf die Reaktion anderer Länder gespannt. Zur Erinnerung: Auch in Portugal hatte das Verfassungsgericht Sparmaßnahmen bei den Rentnern und den Beamten kassiert; trotzdem hat Portugal dann andere Einschnitte vorgenommen.

http://www.sueddeutsche.de/politik/stre ... -1.18483

Die Griechen genießen offensichtlich Narrenfreiheit bei der EU und bei Frau Merkel und können ungeniert auf den Bundeshaushalt zugreifen.
In der heutigen FAZ ist ein Beitrag von Jürgen Stark (der Chefvolkswirt der EZB, der nach Axel Weber hinwarf, weil er die Politik der Kanzlerin nicht mehr vertreten konnte), in dem er eindeutig Stellung bezieht. Er schreibt dort ua:
Nicht das Ausscheiden eines Landes wie GR gefährdet die Währungsunion, sondern dessen Verbleib um jeden Preis. Denn dies bedeutet die weitere ungebremste Erosion des neuen institutionellen Rahmens der Währungsunion. Das ist der Sprengsatz für die Währungsunion.
Aber den Mut, den Griechen die Tür zu zeigen (am besten gleich auch aus der EU) hat niemand. Stattdessen werden mit Nullzinsen die Sparvermögen entwertet, mit Bürgschaftsverpflichtungen die Zukunft künfitger Generationen verpfändet und statt Frieden wächst der Haß zwischen den europäischen Völkern. Alles nur, weil Frau Merkel die "Griechenrettung" für alternativlos hält und nicht eingestehen will, daß der Euro gescheitert ist.

Tritonus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tritonus »

Ein Blick von außen:
Why Greece Must Leave

[... ] Greece should get out as fast as it can, all member countries should, especially the poorer ones. There is no benign or even economically viable future for any of them in the Union. A future inside the union is infinitely more frightening than one outside.

What is evident by now is that the troika creditors don’t come to the table to negotiate, they come to impose their will. And those countries that carry the most debt are most vulnerable to the threats flung across the table. If you don’t get out, in time Germany will decide what you can eat, what your children learn in school, and how you are to behave. [...]

( http://www.zerohedge.com/news/215-6-1 ... must-leave )
Caviteño hat geschrieben:Jetzt wird es interessant.
Nicht die Frage stellt sich, ob Frau Merkel weitere Mrden deutscher Steuergelder in GR verbrennt - das kann man seit gestern an der Börse sehen ...
:D :kugel: :freude: Erklär mir das mal bitte! Was genau kann man denn seit gestern an der Börse sehen? :D :freude: :kugel:

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Tritonus hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Jetzt wird es interessant.
Nicht die Frage stellt sich, ob Frau Merkel weitere Mrden deutscher Steuergelder in GR verbrennt - das kann man seit gestern an der Börse sehen ...
:D :kugel: :freude: Erklär mir das mal bitte! Was genau kann man denn seit gestern an der Börse sehen? :D :freude: :kugel:
Schau Dir den Verlauf in dieser Woche an. Zu Beginn der Woche erhebliche Verluste und seit das Gespräch der "Chefs" avisiert wurde, steigen die Kurse. In den Börsenberichten kannst Du ua lesen:
Daneben gibt es neue Spekulationen über eine Annäherung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. In Athen sorgt das für eine kräftige Erholung der Kurse um durchschnittlich 7 Prozent. Der französische Finanzminister Michel Sapin glaubt, dass ein Einigung in den nächsten Tagen möglich ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande und Griechenlands Premier Alexis Tsipras hatten am Mittwochabend versucht, die Blockade bei der Frage der Reformen zu durchbrechen.
http://www.teleboerse.de/marktberichte/ ... 76616.html

Ähnliche Berichte auch in anderen börsenrelevanten Medien.

Das ist auch nachvollziehbar. Ausländer halten eine 2/3 Mehrheit an den DAX-Unternehmen und sind damit die Hauptteilnehmer am Markt.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/cfo ... 66927.html

Im Gegensatz zu den deutschen Wohnbevölkerung sind sie nicht von den (künftigen) Belastungen der Griechenrettung betroffen, profitieren aber andererseits davon, wenn der Euro nicht in Turbulenzen gerät oder abwertet. Eine Abwertung würde auch zu einem Wertverlust ihrer Anlagen führen. Daran haben sie natürlich kein Interesse. Das könnte auch der Grund sein, daß angelsächsische Politiker und Wirtschaftslenker auf eine Unterstützung GR drängen - wer verbucht schon gern Verluste? :breitgrins:

Tritonus
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Tritonus »

Solche kleinen Dellen sind doch völlig normal und sagen rein gar nichts über echte wirtschaftliche Zusammenhänge aus. Egal was Deine "Berichte" :kugel: in "börsenrelevanten Medien" :D da so berichten.

Unten zwei Beispiele (Chartausschnitte) aus dem letzten Jahr, die mir gerade zufällig in die Hände fielen, weil sie und viele andere ähnliche im letzten Jahr dutzendfach gesammelt und genussvoll kommentiert wurden: um die Aktienkurse weltweit innerhalb von ein paar Minuten mal so richtig absacken zu lassen, genügte es schon, Herrn A.F.Rasmussen, damals NATO-Generalsekretär, einen kurzen Auftritt in der Öffentlichkeit zu gönnen und ihn ans Mikro zu lassen. Wenn er aufgehört hatte zu kläffen, dann erholten sich die Kurse ganz schnell wieder ganz von allein ...

http://www.zerohedge.com/sites/default/ ... _NATIO.jpg
http://www.zerohedge.com/sites/default/ ... _nato2.jpg

-----

Nachtrag: Der DAX ist gerade innerhalb weniger Minuten um 1 Punkte nach unten gerauscht. Was sagen denn die "börsenrelevanten Medien" dazu? Oder hat jemand auf fallende Kurse spekuliert und dann mal kurz Rasmussen an die Öffentlichkeit gelassen?

Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Tritonus hat geschrieben:
Nachtrag: Der DAX ist gerade innerhalb weniger Minuten um 1 Punkte nach unten gerauscht. Was sagen denn die "börsenrelevanten Medien" dazu? Oder hat jemand auf fallende Kurse spekuliert und dann mal kurz Rasmussen an die Öffentlichkeit gelassen?
Nee, der IWF hat die Gespräche verlassen..... :breitgrins:

Dieses Ereignis hätte ja eigentlich zu einem weitaus größeren Rutsch führen müssen, aber man geht weiter von einer "Rettung" aus:
Auf „technischer“ Ebene hat sich in den vergangenen Tagen überhaupt nichts bewegt. Der IWF hat deshalb am Donnerstag sein Verhandlungsteam aus Brüssel abgezogen, was an den Börsen für alarmierte Reaktionen sorgte. Die europäischen Gesprächspartner Athens sind nicht weniger frustriert. Sie wären schon froh, wenn überhaupt eine Einigung zu Stande käme, die gewissen Mindestanforderungen entspricht, die also Zusagen für die Renten- und Steuerreformen eine Selbstverpflichtung Athens für einen Primärüberschuss (also einen positiven Haushaltssaldo ohne Zinszahlungen) enthält.
Eine solche Vereinbarung zwischen Athen und den Institutionen muss bis zum Treffen der Eurogruppe vorliegen.
(...)
Klar ist, dass mit einer solchen Lösung wichtige Streitfragen ausgeblendet oder vertagt würden. So wird sich der IWF auf keinen Kompromiss einlassen, der gegen seine eigenen Regeln verletzt. Konkret dürfte der Fonds von den Eurostaaten eine Zusicherung verlangen, dass diese alle Risiken übernehmen, die sich aus den absehbar geringen griechischen Primärüberschüssen der kommenden Jahre ergeben. Der IWF kann sich nur weiter beteiligen, wenn die Eurostaaten dafür sorgen, dass die Tragfähigkeit der griechischen Staatsschuld wiederhergestellt wird. Konkret bedeutet das, dass die Europäer die für Athen ohnehin sehr günstigen Zins- und Rückzahlungskonditionen noch weiter aufweichen müssten. Da hier der Spielraum begrenzt ist, käme auf die Staaten mittelfristig doch jener Schuldenschnitt zu, den sie unbedingt vermeiden möchten.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... ageIndex_2

MaW: Der IWF wird sich an den Rettungseuropäern schadlos halten. Letztere werden auch die 1,5 Mrden € bezahlen, die den gr. Rentnern gestern gerichtlich zugesprochen wurden.

Natürlich wäre mir ein Grexit lieber, aber da sehe ich leider keine Anzeichen - egal, was die Presse schreibt.

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Juergen
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Juergen »

Darauf erst mal einen Suflaki :sauf:
Gruß Jürgen

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Caviteño
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Caviteño »

Die Finanzmärkte sehen nicht den 3. Juni sondern den 2. Juli als das entscheidende Datum:
Deshalb fokussieren sich die wichtigsten Akteure auf nur noch ein finales Datum, den 2. Juli 215. An diesem Tag wird die Skizze zu Ende gezeichnet, die das Schicksal Griechenlands in vier Szenarien darstellt.
Am 2. Juli läuft eine 3,5 Milliarden Euro schwere Anleihe aus. Ist bis dahin keine Einigung mit den Kreditgebern erreicht, droht der Staatsbankrott, der das Land ins Chaos und damit aus dem Euro treiben könnte. Denn Athen dürfte kaum das Geld zusammenbringen, um diese Mega-Anleihe zurückzuzahlen.
Für die Finanzmärkte handelt es sich bei dem 2. Juli auch insofern um eine harte Terminfrist, als der Gläubiger der Papiere ausgerechnet die Europäische Zentralbank (EZB) ist. Die dürfte im Fall des Zahlungsverzugs die Finanzierung der griechischen Banken einschränken oder ganz einstellen.
(...)
Zwar muss Athen bereits Ende Juni 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen. Doch ein Zahlungsverzug gegenüber dem IWF wird von den Märkten nicht als wirklich spielentscheidend angesWehen.
http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/ ... ksals.html

Dann hat Frau Merkel ja noch ein wenig Zeit, bevor das Geld wieder Richtung Süden fließt.....

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overkott
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Wie lange wird eigentlich die Koalition in Griechenland halten? Bis Montag?

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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von overkott »

Positiver Wochenstart: Der Sonntag hat mit seinen Vorzeichen für die heutigen Verhandlungen die Börse beflügelt.

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Juergen
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Juergen »

Die Rettung Griechenlands kommt dank der EU aus China und Japan.

Blogbeitrag in »Heikes Blog«: http://heikesanders.blogspot.de/215/6 ... japan.html
(Für weitere Infors dem dort angegebenen Link zum Fotomagazin folgen sowie den weiteren im Fotomagazin angegebenen Links.)
vgl. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia ... nformation
Gruß Jürgen

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Sarandanon
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Re: Griechenland nach den Wahlen

Beitrag von Sarandanon »

Ich habe mich die ganze letzte Woche gefragt, was dieses Schmierentheater, dass sich in Brüssel Griechenlandgiepfel nannte, eigentlich bewirken sollte? Aber es gibt tatsächlich Menschen in unserem Land, die ernsthaft geglaubt haben, dass man dort real um Lösungen ringt. Dabei stand die Verlängerung der Alimentierung natürlich längst fest.

http://www.spiegel.de/forum/wirtschaft/ ... 288-1.html
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

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