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Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Freitag 25. November 2011, 17:13
von Niels

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Freitag 25. November 2011, 17:27
von Melody
Mmmh.
Marwig weist jegliche Nähe zu Neonazi-Gedankengut von sich. „Wir wollen unsere Geschichte nicht verstecken. Deswegen haben die Gemeindevertreter beschlossen, die Glocke an dieser Stelle aufzubauen“, hatte er dem „Flensburger Tageblatt“ gesagt.
Ich bin eigentlich auch dafür, die Geschichte nicht zu verstecken.

Mich nervt das.

Das ist nun mal ein Teil unserer Geschichte, den die meisten noch nicht mal persönlich erlebt haben. Ja, und?
Sollen wir uns jetzt auf ewig für etwas schämen und Buße tun, womit wir nichts zu tun haben?

Ich wäre dafür, dass Deutschland es irgendwann schafft, seine Geschichte zu verarbeiten und in einer gesunden Form damit umzugehen und zu akzeptieren, ohne sich dafür zu verstecken und ständig mit einer scheinbaren Tüte über dem Kopf herumzulaufen, so wie man das jedem Menschen raten würde, der mal ein Trauma erlebt hat.
Vielleicht sollte Deutschland als ganzes eine Psychotherapie zur Geschichtsbewältigung machen?! :achselzuck:

Und, nein, ich habe noch nie NPD gewählt...

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Freitag 25. November 2011, 18:41
von lifestylekatholik
Melody hat geschrieben:Vielleicht sollte Deutschland als ganzes eine Psychotherapie zur Geschichtsbewältigung machen?!
»Deutschland ist größer als die Bundesrepublik.« :breitgrins:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Freitag 25. November 2011, 19:06
von Linus
lifestylekatholik hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Vielleicht sollte Deutschland als ganzes eine Psychotherapie zur Geschichtsbewältigung machen?!
»Deutschland ist größer als die Bundesrepublik.« :breitgrins:
Wie? Maas-Memel-Etsch-Belt? :blinker:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Freitag 25. November 2011, 19:44
von Pelikan
Ich finde es faszinierend, durch welche Mechanismen das Heidentum nach und nach in die alten Strukturen zurücksickert. Hier spricht natürlich kein Ministerpräsident, der etwas "nicht akzeptabel" findet (dafür gäbe es ja auch gar keine gesetzliche Grundlage), sondern ein Priester, der kultische Unreinheit feststellt, weil die streng normierten Riten, die die bösen Geister fernhalten sollten, verletzt wurden. Nun müssen die Sünder ihre Stellung in der Gemeinschaft durch die vorgeschriebenen Reinigungsakte wiedererlangen. Eine Goldgrube für Anthropologen.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Samstag 26. November 2011, 00:13
von Tritonus
Linus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Vielleicht sollte Deutschland als ganzes eine Psychotherapie zur Geschichtsbewältigung machen?!
»Deutschland ist größer als die Bundesrepublik.« :breitgrins:
Wie? Maas-Memel-Etsch-Belt? :blinker:
Nein, Mallorca. Da sind die Deutschländer Würstchen in der Mehrheit.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Samstag 26. November 2011, 01:01
von ad_hoc
lifestylekatholik hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Vielleicht sollte Deutschland als ganzes eine Psychotherapie zur Geschichtsbewältigung machen?!
»Deutschland ist größer als die Bundesrepublik.« :breitgrins:
Wir lassen uns nicht BRDigen. :D

Gruß, ad_hoc

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Sonntag 22. Juli 2012, 16:12
von Niels
"Evgeny Nikitin sollte als erster Russe eine Hauptrolle bei den Bayreuther Festspielen singen. Jetzt hat er seinen Auftritt abgesagt — wegen Tätowierungen, die als Nazisymbole gedeutet werden": http://www.welt.de/kultur/article18353 ... th-ab.html

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Sonntag 22. Juli 2012, 16:25
von Juergen
Jau,
in der Finnischen Luftwaffe gibt es - wenn man solcher Logik folgt - auch viele Nazis
--> http://en.wikipedia.org/wiki/Training_A ... _Air_Force

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 10:29
von Niels
"In Braunau steht ein Haus zu viel": http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 181.html

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 13:13
von civilisation
Als nächsten Schritt denken die dort sicher auch an die Umbenennung der Stadt.

:roll:

Probleme haben die ...

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 17:05
von Linus
ich glaub ich kauf mir demnächst das da: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage von Henryk M. Broder

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Sonntag 30. September 2012, 07:33
von Granuaile
Niels hat geschrieben:"In Braunau steht ein Haus zu viel": http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 181.html
Dem FAZ-Artikel kann entnommen werden, dass Hitlers Geburtshaus im Eigentum einer Privatperson steht, jedoch die Republik Österreich seit den 197er-Jahren Mieterin und die Stadt Braunau Untermieterin des Hauses seien. Interessant zu wissen wäre, was Österreich und Braunau dazu bewogen hatte, solche Mietverhältnisse einzugehen. Wurde nicht gerade dadurch aus einem Privathaus, in welchem im Lauf der Zeit viele gute wie schlechte Menschen ein- und ausgingen (ehemaliges Gasthaus) und eben auch einmal ein Kind geboren wurde, das später zum Verbrecher wurde, eine öffentliche Institution gemacht. Bestand oder besteht die Gefahr, dass die private Eigentümerschaft das Haus in verantwortungsloser Weise verwendet, wenn nicht Republik und Stadt ihre Finger drin haben?

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 4. Februar 2013, 07:41
von Niels
Irrsinnige Straßenumbenennungspläne durch Bürgerentscheid gestoppt: http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/O ... ebnis.html
Das Ergebnis
Bürgerentscheid im Stadtbezirk II

Hier finden Sie das Ergebnis zu der Frage des Bürgerentscheids im Stadtbezirk II vom 3. Februar 213:

„Sind Sie dafür, dass die Von-Seeckt-Straße und die Von-Einem-Straße ihre Namen weiterhin behalten sollen?“

Die Frage wurde zu 79,7% mit ja beantwortet.

Die notwendige Mindeststimmenanzahl (6.829 Stimmen) wurde erreicht.

Das Quorum von 15% ergibt sich aus §26 Abs.7 der Gemeindeordnung NRW, da im Stadtbezirk II der Stadt Essen über 5. und bis zu 1. Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet sind.
:daumen-rauf:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 4. Februar 2013, 08:37
von Wenzel
Niels hat geschrieben:Irrsinnige Straßenumbenennungspläne durch Bürgerentscheid gestoppt: http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/O ... ebnis.html
Das Ergebnis
Bürgerentscheid im Stadtbezirk II

Hier finden Sie das Ergebnis zu der Frage des Bürgerentscheids im Stadtbezirk II vom 3. Februar 213:

„Sind Sie dafür, dass die Von-Seeckt-Straße und die Von-Einem-Straße ihre Namen weiterhin behalten sollen?“

Die Frage wurde zu 79,7% mit ja beantwortet.

Die notwendige Mindeststimmenanzahl (6.829 Stimmen) wurde erreicht.

Das Quorum von 15% ergibt sich aus §26 Abs.7 der Gemeindeordnung NRW, da im Stadtbezirk II der Stadt Essen über 5. und bis zu 1. Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet sind.
:daumen-rauf:

Dann ist der Wirr-irr-Sinn zumindest gestoppt :daumen-rauf:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Sonntag 10. März 2013, 16:12
von Juergen
Wie so ein Straßennamenfall

Umbenennung der Maria Kahle Straße in Olsberg
Dazu ein Leserbrief: http://www.sauerlaender-heimatbund.de/S ... Cordes.pdf
Hier etwas zu dem dort erwähnten Briefwechsel: http://www.sauerlaender-heimatbund.de/h ... kahle.html

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 11. März 2013, 18:12
von Pit
Gesunder Umgang mit der Geschichte ja, aber wenn Du argumentierst:
"Das ist ...Teil unserer Geschichte!"
dann frage ich mich, ob man die Hitlerbüsten in den deutschen Amtstuben auch hätte stehen lassen sollen?
Ich finde es gut,dass z.B. die Nürnberger das Parteitagsgelände stehen liessen mitsamt den Gebäuden und allem.
Aber es ist heute eine Gedenkstätte, die auf den NS-Wahn hinweisst.
Und deswegen bin ich der Meinung,dass in diesem Fall eine Glocke,deren Inschrift ebenso wie die daneben angebrachte Tafel den NS-Wahn verherrlicht,auf einen Soldatenfriedhof mit Gefallenen des II.WK nichts verloren hat.
Melody hat geschrieben:Mmmh.
...
Das ist nun mal ein Teil unserer Geschichte, den die meisten noch nicht mal persönlich erlebt haben. Ja, und?
Sollen wir uns jetzt auf ewig für etwas schämen und Buße tun, womit wir nichts zu tun haben?
...

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 11. März 2013, 18:48
von Pit
Juergen,das wusste ich nicht, denn aus dem Artikel geht nicht genau hervor,was auf der Tafel steht.
So- in diesem Zusammenhang - wird aber deutlich,dass sich die Bewohner von der NS-Ideologie distanzieren, die Glocke aber behalten, da sie Teil der Geschichte ist.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2016, 23:36
von Niels
"In Dresden erklang die Sprache des Dritten Reiches": https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... iches.html
Das behauptet zumindest der Schreiberling Thomas Schmid laut Überschrift. Wenn man alles 1:1 im Sinne von Herrn Schmid "übersetzt", wird aus "Merkel weg" konsequenterweise "Hitler weg". Spätestens da merkt jeder Dusseldepp, dass da was nicht stimmen kann. Denn damals wären alle, die solche Plakate entweder ausgerollt oder auch nur dabeihatten, einkassiert worden.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 4. Oktober 2016, 23:46
von ar26
Niels hat geschrieben:"In Dresden erklang die Sprache des Dritten Reiches": https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... iches.html
Das behauptet zumindest der Schreiberling Thomas Schmid laut Überschrift. Wenn man alles 1:1 im Sinne von Herrn Schmid "übersetzt", wird aus "Merkel weg" konsequenterweise "Hitler weg". Spätestens da merkt jeder Dusseldepp, dass da was nicht stimmen kann. Denn damals wären alle, die solche Plakate entweder ausgerollt oder auch nur dabeihatten, einkassiert worden.
Es waren in dem Video einige unflätige Begriffe zu hören. Diese würde man aber auch von orientalischen Jungendgangs in Berlin zu hören bekommen, jene Stadt, in die der Autor sogleich geflüchtet ist. Ich frage mich, wo der Autor war, als ich vor ein paar Wochen in Berlin beim Marsch fürs Leben war und mir ähnliches anhören musste. Klarer Fall von quod licet non licet.

PS: Dem NS würde ich keinen dieser Begriffe zuordnen. Aber wenn die Argumente fehlen, wird der NS-Vergleich bemüht.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 10:42
von Niels
"Die Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. Sie empfiehlt, zwölf Straßen umzubenennen": http://www.badische-zeitung.de/freiburg ... 9768.html
212 gab die Stadt Freiburg die wissenschaftliche Überprüfung der 13 Straßennamen in Auftrag. Damit ist Freiburg die erste deutsche Stadt, die eine derartige, vollumfängliche Untersuchung aller Straßennamen initiiert hat. Die Ergebnisse wurden heute Vormittag vorgestellt. Der Kommission unter Vorsitz des emeritierten Freiburger Geschichtsprofessors Bernd Martin gehörten sieben Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, im Kern Historiker, sowie Archivare an. Die Kommission tagte insgesamt 18 Mal, ihr zugearbeitet und Fakten recherchiert hat der Historiker Volker Ilgen.
Wieviel der Spaß die Allgemeinheit gekostet hat, erfährt man leider nicht. :roll:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 11:06
von Juergen
Niels hat geschrieben:"Die Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. Sie empfiehlt, zwölf Straßen umzubenennen": http://www.badische-zeitung.de/freiburg ... 9768.html
212 gab die Stadt Freiburg die wissenschaftliche Überprüfung der 13 Straßennamen in Auftrag. Damit ist Freiburg die erste deutsche Stadt, die eine derartige, vollumfängliche Untersuchung aller Straßennamen initiiert hat. Die Ergebnisse wurden heute Vormittag vorgestellt. Der Kommission unter Vorsitz des emeritierten Freiburger Geschichtsprofessors Bernd Martin gehörten sieben Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, im Kern Historiker, sowie Archivare an. Die Kommission tagte insgesamt 18 Mal, ihr zugearbeitet und Fakten recherchiert hat der Historiker Volker Ilgen.
Wieviel der Spaß die Allgemeinheit gekostet hat, erfährt man leider nicht. :roll:
Daraus:
Entscheidende Kriterien für die Bewertungen der Kommission waren Bezüge zur:
Verfolgung von Minderheiten
zu Diktatur
Militarismus
Nationalismus
Chauvinismus
Kolonialismus (wobei es in Freiburg keine Straßennamen mit Bezügen dazu gibt)
und Antisemitismus.
Unter die zu ändernden Straßen fällt dann denn auch: Martin-Heidegger-Weg
Welcher Grund greift dort? Vielleicht Chauvinismus wegen des Satzes mit der Peitsche und der Frau? :hmm:

Aber in der Kategorie B (keine Umbenennung aber Anhängen einer Erläuterungstafel) trifft es dann auch Fichte, Wagner etc.

:roll:

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Samstag 8. Oktober 2016, 12:35
von Caviteño
Niels hat geschrieben:"In Dresden erklang die Sprache des Dritten Reiches": https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... iches.html
Das behauptet zumindest der Schreiberling Thomas Schmid laut Überschrift. Wenn man alles 1:1 im Sinne von Herrn Schmid "übersetzt", wird aus "Merkel weg" konsequenterweise "Hitler weg". Spätestens da merkt jeder Dusseldepp, dass da was nicht stimmen kann. Denn damals wären alle, die solche Plakate entweder ausgerollt oder auch nur dabeihatten, einkassiert worden.
Dazu meint Wolfgang Herles:
Nehmen wir als weiteres Exempel den einfachen deutschen Hauptsatz: Merkel muss weg. Die Leute in den Festsälen und in den meisten Redaktionsstuben wollen in ihm pure Hetze erkennen. Sie argumentieren kurz: Man könne die komplexen Probleme dieses Landes nicht reduzieren auf die Figur der Kanzlerin. Wer fordere, dass jemand aus dem Amt „entfernt“ werde, nähere sich der unmenschlichen Sprache der Nazis an. Wer Merkel weg haben wolle, sei ein geistiger Brandstifter, der das Geschäft von Pegida/AfD betreibe. So schlicht, so falsch.
(...)
Zugegeben, man muss die Kanzlerin nicht als „Volksverräterin“ schmähen, um ihre Leistung zum Wohle des Deutschen Volkes für bescheiden zu halten. Wenn der eben zitierte Großpublizist und Ex-Straßenkämpfer Thomas Schmid aber das „Merkel-muss-weg-Milieu“ mit dem vor einer Potsdamer Moschee abgelegten Schweinekopf in Verbindung bringt, irrt er gewaltig. Mehr noch: Er denunziert alle Merkelgegner als Gegner einer diskursfähigen Demokratie. Das ist nicht bloß falsch, sondern fatal.
Einfach formuliert: Die AfM (Alternative für Merkel) ist weitaus größer als die AfD. Wer die gegenwärtige Regierungschefin für ein Verhängnis hält, hat mit Pegida und Petry noch lange nichts am Hut. Es gibt zwischen den Apologeten der Merkel-Regierung und den AfD-Anhängern ein drittes Milieu. Es wird von den etablierten Parteien (zumal außerhalb Bayerns, wo Seehofer bellt, nur nie beißt) so wenig repräsentiert wie von der AfD. Dieses wachsende, bürgerliche, zwischen liberal und konservativ schillernde Milieu, ist fast so etwas wie die dunkle Materie im deutschen Kosmos. Unsichtbar und doch vorhanden. Viele dieser Bürger (ein entwertetes Wort – sind doch jetzt alle nur noch Menschen) leihen ihre Stimme der AfD, schweigend und mit flauem Gefühl oder aus Wut, die wenigsten aus Überzeugung. Bei weitem aber nicht alle tun es. Kein Meinungsforscher kann uns sagen, wie viele ehemalige Wähler der CDU, SPD, auch der Grünen, nicht AfD, sondern gar nicht mehr gewählt haben. Die Abnahme der Nichtwähler wird zwar der AfD als Erfolg angerechnet. Aber es geht nicht nur um die Summe viel umfangreicherer, komplexerer Wählerwanderungen. Das dritte Milieu – die dunkle Materie – wächst, fühlt sich politisch heimatlos und sprachlos. Der AfD fehlen Persönlichkeiten aus den akzeptierten Eliten, mit dem sich liberal-konservative Nichtwähler identifizieren könnten. Die Sprache dieser Partei stößt ebenso ab wie ihr rechter Nationalismus. Es stößt aber auch Merkels urdeutsche Gesinnungsethik ab. Ist das etwa kein Nationalismus? Die Kanzlerin hat Europa mehr geschadet als das völkische Geschwätz der Rechten.
Deutschlands dunkle Materie, Merkel und Duckmäuser

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 06:25
von Hubertus
Granuaile hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:"In Braunau steht ein Haus zu viel": http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 181.html
Dem FAZ-Artikel kann entnommen werden, dass Hitlers Geburtshaus im Eigentum einer Privatperson steht, jedoch die Republik Österreich seit den 197er-Jahren Mieterin und die Stadt Braunau Untermieterin des Hauses seien. Interessant zu wissen wäre, was Österreich und Braunau dazu bewogen hatte, solche Mietverhältnisse einzugehen. Wurde nicht gerade dadurch aus einem Privathaus, in welchem im Lauf der Zeit viele gute wie schlechte Menschen ein- und ausgingen (ehemaliges Gasthaus) und eben auch einmal ein Kind geboren wurde, das später zum Verbrecher wurde, eine öffentliche Institution gemacht. Bestand oder besteht die Gefahr, dass die private Eigentümerschaft das Haus in verantwortungsloser Weise verwendet, wenn nicht Republik und Stadt ihre Finger drin haben?
"Hitlers Geburtshaus wird nun doch abgerissen"

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 08:30
von Siard
Noch fehlen wohl gewisse rechtliche Grundlagen.
Die Entscheidung halte ich für falsch – und sie wird Braunaus Ruf auch nicht verbessern.
Mit dem gleichen Argument kann man gleich die ganze Stadt niederreißen.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 4. Dezember 2017, 14:40
von Niels
"Supermarktkette Real löst Proteststurm aus": https://www.welt.de/vermischtes/article ... m-aus.html
:glubsch:
Und dann verweist im Kommentarbereich noch jemand auf Hugo Boss.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Montag 4. Dezember 2017, 16:07
von Schwenkelpott
Zur "Hitler-Glocke" in der Evangelischen Kirche von Herxheim am Berg:

https://www.rnz.de/nachrichten/metropol ... 20600.html

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2018, 17:40
von Schwenkelpott
Schwenkelpott hat geschrieben:
Montag 4. Dezember 2017, 16:07
Zur "Hitler-Glocke" in der Evangelischen Kirche von Herxheim am Berg:

https://www.rnz.de/nachrichten/metropol ... 20600.html

Die unendliche Geschichte um die "Hitler-Glocke" geht weiter:
Die Rheinpfalz hat geschrieben:Herxheim am Berg: Hitler-Glocke soll hängen bleiben
Die sogenannte Hitler-Glocke soll im Kirchturm der Protestantischen Kirche St. Jakobus in Herxheim am Berg hängen bleiben. Dafür hat sich der 13-köpfige Gemeinderat am Montagabend vor über 80 Zuhörern im Dorfgemeinschaftshaus ausgesprochen.
Die Rheinpfalz hat geschrieben:Zentralrat der Juden nach Votum zu Hitler-Glocke fassungslos
Die Rheinpfalz hat geschrieben:„Hitler-Glocke“: Abstimmung ungültig
[...]
Wegen eines formalen Fehlers bei der Abstimmung muss das Votum nach Recherchen der RHEINPFALZ wiederholt werden.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2018, 18:08
von Petrus
Geschichte interessiert mich.

In den siebziger Jahren (damals war ich Theologie-Student) habe ich mitgearbeitet an einem interdisziplinären (Theologie, Germanistik, Theaterwissenschaft) Seminar zum Thema "Kult des Nationalsozialismus". Da habe ich mir Zeitschriften kommen lassen aus der Staatsbibliothek. Noch heute erinnere ich mich an die Zeitschriften, in Packpapier verpackt, die ich dann im Lesesaal aufschnüren mußte, unter vielem "psst-"Gezisch der anderen. Ich hatte mich dann an die Lesesaalaufsicht gewandt, die sagte dann: "Nein, der muß das hier auspacken."

Gelesen habe ich die Kirchen-Zeitschrift der Bremischen Kirche (Landesbischof war damals der Herr Heidemann, ein Ober-Nazi). Und vieles gefunden über Adolf-Hitler-Glocken. (Adolf-Hitler-Kirchen gab es übrigens nur aus einem Grunde nicht: der sog. "Führer" hatte sich das verbeten. Er hatte das copyright.)

Da hatte ich gelesen, über die Adolf-Hitler-Glocken. Da dachte ich mir damals: Ob irgendwo noch 'ne Adolf-Hitler-Glocke hängt?

Nun, nach Jahrzehnten, sehe ich meine Vermutung bestätigt.

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Mittwoch 28. Februar 2018, 18:23
von Petrus
Umgang mit der Vergangenheit.

Die Meiserstrasse in München wurde umbenannt in Katharina von Bora Strasse (Katharina Luther, geb. von Bora) hatte die Juden wohl sehr gehasst).

Das Meiser-Haus in Neuendettelsau wurde umbenannt in Wilhelm-von-Pechmann-Haus.

Das finde ich doch schön (ich meine, die haben bis heute nicht kapiert, was die da gemacht haben).

Eins verbindet mich mit Wilhelm von Pechmann: Ja, der auch :)

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Donnerstag 1. März 2018, 08:51
von Niels
Petrus hat geschrieben:
Mittwoch 28. Februar 2018, 18:23
Die Meiserstrasse in München wurde umbenannt in Katharina von Bora Strasse
Da bin ich oft mit dem Fahrrad hergefahren. Und jedesmal habe ich mich gewundert, wieso es in München eine Katharina-von-Bora-Str. gibt (die im übrigen recht kurz ist).

Re: Umgang mit der Vergangenheit

Verfasst: Donnerstag 1. März 2018, 10:05
von Petrus
nun, die Umbenennung wurde, soweit ich weiß, vorangetrieben von der Evang.-Luth. Hochschule Neuendettelsau (vulgo: Nowodettelsibirsk, von uns Studenten damals so genannt). Die wollten sich wohl einen Namen machen. nuja. Die Landeshauptsadt München hat dann (sehr weise) gesagt: Nuja - wen Ihr das unbedingt wollt, dann machen wir das halt.

Meine persönliche Meinung: Der Landesbischof Hans Meiser hat die "intakte" Landeskirche (es gab damals nur zwei, Bayern und Württemberg) über das Gespenst des Nationalsozialismus gerettet. Das haben die Nazis wohl dann auch erkannt. Von denen wurde er dann in Hausarrest genommen. In der (heutigen) Meiserstrasse. Dann hat er vom Balkon aus gepredigt. Dann sind die fränkischen evang.-luth. Bauern mit dem Zug nach Berlin gefahren. In die Reichskanzlei. ich weiß nicht, wie das genau ablief. Aber: ich stelle mir vor, fränkische Bauern mit ihren genagelten Stiefeln in der Reichskanzlei in Berlin).

Dann wurde der Hausarrest aufgehoben.

Was ich auch noch weiß: Der Aufhänger dieser Sache ist wohl ein Büchlein, was Hans Meiser geschrieben hat, in den zwanziger Jahren, auch gegen die Juden. Das war die Zeit - damals.

Auch mein Großvater, der Johann Heinrich X, Gemeinschaftsprediger seines Zeichens (nein, nicht Hensoltshöhe, sondern Ansbach-Nürnberg-Hof) (seine Diensttagebücher sind erhalten), hat 1933 in sein Dienst-Tagebuch geschrieben: Nun wird eine Zeit kommen, die keiner jemals gesehen hat. Wie wahr. Doch anders, als gedacht. Später wurde er dann zu GeStaPo vorgeladen, weil er nicht aufhörte, zu sagen und zu predigen, daß bitte nach wie vor - das steht so in der Bibel - die Juden das auserwählte Volk Gottes seien. Man hat ihn dann laufen lassen, weil man ihn für einen religiösen Spinner hielt. Was er nicht war. Ich kannte ihn. gut.

so.

p.s. "Unsere" "Familienbibel" (Luther 1911) befindet sich in meinem Besitz und meinem Eigentum. Die ist mir kostbar. Mein Großvater hat wohl die Bibel auch zum Lesen ausgeliehen.

handschriftliches Zitat, auf dem Vorsatzblatt:

"geliehen. Zum Gebrauch. Zurückzugeben an:

Heinrich X (mit Adresse)"

soviel zu meinem Umgang, mit meiner Vergangenheit.