Gewalt und Erziehung/Pädagogik - vereinbar?

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Pit
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Gewalt und Erziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Einige Beiträge in einem anderen Thread aufgreifend, möchte ich einfach mal die Frage stellen, ob ihr Gewalt als erzieherische Maßnahme toleriert, angefangen beim "Klaps" bis hin zu schwereren Formen?

Gruß,Pit
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ich frage mich wirklich, wie die Kinder früher erwachsen geworden sind, als sich um so etwas noch niemand gekümmert hat. :roll:

Meiner Meinung nach kann ein kleiner Klapps von den Eltern auf die Wange oder den Hintern zum richtigen Zeitpunkt eine gute Wirkung haben. Selbstverständlich nur innerhalb allergeringster Grenzen.
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Pit
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Beitrag von Pit »

Wieso hat eine Ohrfeige noch nie geschadet?
Es ist auch körperliche Gewalt.
Wie soll ein Kind lernen, sozial zu handeln und eben bei Konflikten nicht auf Gewalt zu setzen, wenn die Eltern,Lehrer etc. mit negativem "Bespiel" vorangehen.
Erziehung ohne (!) Gewalt ist möglich, die Pfadfinder beweisen es seit 100 Jahren.

Gruß,Pit
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Erstens haben die Pfadfinder keinen Erziehungsauftrag, noch haben sie die ihnen anvertrauten Kinder zu schlagen. Das ist doch etwas völlig anderes, als bei den eigenen Eltern. Und ich habe nur von den eigenen Eltern gesprochen.

Mit deiner Aussage implizierst du, dass Kinder, die von ihren Eltern mal geohrfeigt wurden, nicht zu sozialem Handeln fähig sein werden. Wenn das der Fall wäre, sähe die Welt wohl noch düsterer aus, als sie es aus anderen Gründen schon ist. Zu früheren Zeiten war körperliche Züchtigung ein normales Mittel der Erziehung und die Kinder waren nicht gewalttätiger als heute, eher im Gegenteil.
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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Körperliche Strafen sollten in den Bereich der absoluten Ausnahmen gehören (wenn vorhandene Argumente nicht mehr ankommen) und aus meiner Sicht nicht aus mehr bestehen als aus einem Klaps, den man innerhalb von einer Minute schon nicht mehr spürt, und so also ein Auweis deutlicher Misbilligung aber nicht einer körprlichen Überlegenheit des Erwachsenen sein sollte.

Ergänzend: was manche Eltern, die ihre Kinder nicht schlagen, aber mit langanhaltendem (ein Tag oder länger) Liebesentzug bestrafen, bei denen anrichten, steht in keinem Verhältnis zum kleinen Schreckmoment eines Klapses

Gottes Segen,
tantum ergo

P.S. Das mit der Ohrfeige scheint mir nicht das richtige Mittel zu sein, da zu hart, trotzdem kommt es meiner Aufassung noch am nächsten
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

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Pit
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Beitrag von Pit »

HeGe hat geschrieben:Erstens haben die Pfadfinder keinen Erziehungsauftrag, noch haben sie die ihnen anvertrauten Kinder zu schlagen.
...
Ich habe es versehentlich etwas überspitz ausgedrückt, was ich sagen wollte, ist, daß´man nicht einerseits Kinder schlagen und ihnen andererseits sagen kann, sie sollen keine Gewalt anwenden.
Die Pfadfinder haben sehr wohl einen Erziehungsauftrag.
Da täuscht Du Dich ein wenig.
Natürlich sollen sie nicht den Eltern die Erziehung abnehmen, aber in dem die Pfadfinder im Sinne "B.P.s" versuchen, den Kindern auf ihrem Weg zu selbstverantwortlichen Menschen ein wenig zur Seite stehen, nehmen sie einen Erziehungsauftrag wahr.

Gruß,Pit
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Pit
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Beitrag von Pit »

tantum ergo hat geschrieben:Körperliche Strafen sollten in den Bereich der absoluten Ausnahmen gehören (wenn vorhandene Argumente nicht mehr ankommen) und aus meiner Sicht nicht aus mehr bestehen als aus einem Klaps, den man innerhalb von einer Minute schon nicht mehr spürt, und so also ein Auweis deutlicher Misbilligung aber nicht einer körprlichen Überlegenheit des Erwachsenen sein sollte.

...
Gottes Segen,
tantum ergo
...
...wobei dem Klaps - und nicht mehr - direkt eine klare Aussage folgen sollte, wieso es soweit kam.
Fatal ist es, wenn Eltern meinen, ihr Kind "züchtigen" zu müssen, ohne ihm zu sagen, warum.
Oder noch schlimmer:
Nichts sagen, aber mehrere Stunden später, "wenn dein Vater wieder da ist" setzt es Schläge.

Gruß,Pit
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Pit
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Beitrag von Pit »

HeGe hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, wie die Kinder früher erwachsen geworden sind, als sich um so etwas noch niemand gekümmert hat. :roll:
...
...in dem z.B. mein Vater (Jahrgang 33) als Student (!) das erste Mal ein ausführlicheres Gespräch mit seinem "alten Hern" führte, da ihm als Kind klar war, daß er "eh nichts zu sagen hatte." gegenüber seinem Vater und er noch als er verheiratet war, zur Schwiegermutter eine engere und herzlichere Beziehung hatte als zu seinem Vater.

Gruß,Pit
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Edi
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Beitrag von Edi »

Pit hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, wie die Kinder früher erwachsen geworden sind, als sich um so etwas noch niemand gekümmert hat. :roll:
...
...in dem z.B. mein Vater (Jahrgang 33) als Student (!) das erste Mal ein ausführlicheres Gespräch mit seinem "alten Hern" führte, da ihm als Kind klar war, daß er "eh nichts zu sagen hatte." gegenüber seinem Vater und er noch als er verheiratet war, zur Schwiegermutter eine engere und herzlichere Beziehung hatte als zu seinem Vater.

Gruß,Pit
Früher war die Erziehung oft zu autoritär, ja manchmal sogar brutal und heute ist es oft genau umgekehrt. Ich sehe das u.a. an Verwandten, da machen die Eltern/Grosseltern oft was die kleinen und grossen Kinder wünschen, selbst wenn es nicht gut für diese ist.
Die Oma hat als Kind ihren Vater als wenig liebevoll erlebt - überträgt das sogar noch auf den himmlischen Vater, indem sie hier Vergleiche anstellt, weil Sektierer das so lehren und denen nachgeschwatzt wird - und nunmehr kriecht sie ihren Enkelinnen und sicher auch bald dem neugeborenen Enkel irgendwo rein.

Als die antiautoritäre Erziehung noch mehr in Mode war als heute, hat mir eine Bekannte mal folgendes Erlebnis erzählt:
Sie fuhr im Zug, las eine Zeitung, neben ihr andere Leute und ihr gegenüber saß eine Frau, wohl eine Erzieherin, mit einem kleinen Jungen, der sich andern Fahrgästen gegenüber dauernd erfrechte. Welche hatten Blumen oder sonst etwas in der Hand und der Junge riss an denen herum. Die Erzieherin versuchte immer den Jungen davon freundlich abzuhalten, der kümmerte sich aber wenig um ihre Worte. Dann riß er meiner Bekannten die Zeitung aus der Hand. Der rutschte spontan die Hand aus und schon hatte der Junge einen Backenstreich. Auf das war er nicht gefasst, offenbar hatte er so etwas noch nie erlebt und er hielt Maul und Augen offen. Auch die Erzieherin war sprachlos. Man sieht also, dass es gelegentlich auch mal nötig sein kann, einen Backenstreich zu geben.
Jedenfalls gab der Junge danach die ganze Zeit Ruhe.
Zuletzt geändert von Edi am Montag 1. Dezember 2008, 18:00, insgesamt 5-mal geändert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Tja, Edi, das ist das andere Extrem, denn Kinder brauchen und möchten (!) Grenzen haben, nur, sie müssen auch wissen, warum es die Grenzen gibt.
Ein "Das darfst du nicht, weil es so ist!" oder "...weil ich das sage/so möchte!" ist unsinnig.
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Magnifikat
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Re: Gewalt und Eziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von Magnifikat »

Pit hat geschrieben:Einige Beiträge in einem anderen Thread aufgreifend, möchte ich einfach mal die Frage stellen, ob ihr Gewalt als erzieherische Maßnahme toleriert, angefangen beim "Klaps" bis hin zu schwereren Formen?
Die Frage ist überflüssig, weil in Deutschland körperliche Strafen in der Erziehung unzulässig sind.

"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."
BGB - § 1631 - Abschnitt 2

Ebenso könnte man fragen, ob die Kreuzgang-User Schwarzfahren tolerieren, angefangen beim Ausnahmefall bis hin zu schweren Formen ... :freude:

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Pit
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Re: Gewalt und Eziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von Pit »

Magnifikat hat geschrieben: ...
Die Frage ist überflüssig, weil in Deutschland körperliche Strafen in der Erziehung unzulässig sind.

"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."
BGB - § 1631 - Abschnitt 2
...
Sag das bitte noch mal deutlich einigen Usern hier, die eben das offenbar nicht wissen.
Das ist der Grund, warum ich den Thread eröffnet habe- und, weil es in der Bundesrepublik immer noch Eltern gibt, die meinen, "so ein Klaps hat noch nie geschadet!"
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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Die wenigsten Leute halten sich für schlecht erzogen.
Die Beobachtung die ich gemacht habe, ist, daß die, die von ihren Eltern nicht geschlagen wurden, sagen: "Schläge sind unnötig, aus mir ist auch was geworden".
Die, die geschlagen worden sind, sagen: "Das war schon richtig so, ich hatte das verdient, und aus mir ist auch was geworden".

Ich stehe der körperlichen Züchtigung ablehnend gegenüber, aber ich weiß nicht, ob man überhaupt so pauschale Aussagen über die Erziehung machen kann. Ich halte es durchaus für möglich, daß es Kinder gibt, bei denen eine Watschn im rechten Moment einen positiven Effekt haben kann.

Magnifikat
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Re: Gewalt und Eziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von Magnifikat »

Pit hat geschrieben:Sag das bitte noch mal deutlich einigen Usern hier, die eben das offenbar nicht wissen.
Das ist der Grund, warum ich den Thread eröffnet habe- und, weil es in der Bundesrepublik immer noch Eltern gibt, die meinen, "so ein Klaps hat noch nie geschadet!"
Darauf hab ich schon in einem anderen Thread hingewiesen.
Daraufhin sagte der Admin des Forums, dass er darauf sch**** und bekam von anderen dafür Applaus. :roll:

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Peti
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Beitrag von Peti »

Peti hat geschrieben: ...
Wer beim Strafen körperliche Gewalt (auch Klapse und Kopfnüsse) miteinplant, wird in schwachen Momenten leicht darüber hinausgeraten.
Hier, wie in allen anderen Lebensbereichen, muß man lernen, sich ohne Gewalt durchzusetzen. Und das erfordert viel mehr als starke Sprüche.
Ich glaube nicht, dass man in der Erziehung von Kindern Gewalt dosieren kann. Anderswo klappt das auch nicht, wenn man diese Hemmschwelle nicht einhält.
Auch wenn es das schon immer gegeben hat, ist das kein Rechtfertigungsgrund. Gewalt in der Partnerschaft oder in der häuslichen Altenpflege hat es auch immer schon gegeben.
Wenn wir Christen der Gewalt nicht abschwören, wer dann?

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Pit
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Beitrag von Pit »

Leguan hat geschrieben: ...
Ich stehe der körperlichen Züchtigung ablehnend gegenüber, aber ich weiß nicht, ob man überhaupt so pauschale Aussagen über die Erziehung machen kann. Ich halte es durchaus für möglich, daß es Kinder gibt, bei denen eine Watschn im rechten Moment einen positiven Effekt haben kann.
...so, wie weiter oben - als einen "Wink mit dem Zaunpfahl": bis hier und nicht weiter.
Aber dann muß eben auch die Erklärung kommen, warum!
Aber ansonsten, von dieser Ultima ratio abgesehen, bin ich auch gegen jede körperliche Züchtigung.
Bei den Pfadfindern habe ich es einmal erlebt, daß ein Junge - absolut "cool" einen anderen immer wieder ärgerte.
Fazit:
Er "durfte" am Morgen, Mittag und Abend den Spüldienst des Opfers im Zeltlager übernehmen- das (!) wirkte, weil er bei seinen Kumpels vorerst untendurch war.
Aber vorher musste er sich bei dem Opfer entschuldigen.
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Pit
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Re: Gewalt und Eziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von Pit »

Magnifikat hat geschrieben: ...
Darauf hab ich schon in einem anderen Thread hingewiesen.
Daraufhin sagte der Admin des Forums, dass er darauf sch**** und bekam von anderen dafür Applaus. :roll:
So [Punkt] kann man Nächstenliebe auch definieren, leider! :-)
:/
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Der Oligarch hat geschrieben:Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
Sprach's und schickte seine uniformierten Schergen, um die Kinder unwilliger Eltern mit Gewalt einzufangen und in seine Zwangsanstalt zu schleifen. Denn Gewalt ist es nur, wenn's andere tun.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Pelikan hat geschrieben:
Der Oligarch hat geschrieben:Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
Sprach's und schickte seine uniformierten Schergen, um die Kinder unwilliger Eltern mit Gewalt einzufangen und in seine Zwangsanstalt zu schleifen. Denn Gewalt ist es nur, wenn's andere tun.
Vieleicht sollten wir als Christen wieder mehr unsere Haltung zur Gewalt- auch zur psychischen - überdenken, denn auch Worte können "töten"!
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

HeGe hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, wie die Kinder früher erwachsen geworden sind, als sich um so etwas noch niemand gekümmert hat. :roll:
Und Don Bosco?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Pit hat geschrieben:
Pelikan hat geschrieben:
Der Oligarch hat geschrieben:Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
Sprach's und schickte seine uniformierten Schergen, um die Kinder unwilliger Eltern mit Gewalt einzufangen und in seine Zwangsanstalt zu schleifen. Denn Gewalt ist es nur, wenn's andere tun.
Vieleicht sollten wir als Christen wieder mehr unsere Haltung zur Gewalt- auch zur psychischen - überdenken, denn auch Worte können "töten"!
Nach einem Jahrhundert der Ideologien und der Gewalt, tut uns erneutes ein Nachdenken über die Inkarnation der Nächstenliebe gut.
Zuletzt geändert von overkott am Montag 1. Dezember 2008, 19:30, insgesamt 1-mal geändert.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Pit hat geschrieben:Wieso hat eine Ohrfeige noch nie geschadet?
Gruß,Pit
Na ganz einfach: Weil, je nach Wucht höchstens das Trommelfell platzen kann... 8) :mrgreen:

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphaela hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Wieso hat eine Ohrfeige noch nie geschadet?
Gruß,Pit
Na ganz einfach: Weil, je nach Wucht höchstens das Trommelfell platzen kann... 8) :mrgreen:
Dann schon lieber in einer Konzerthalle von einer Lautsprecherbox.....

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Die schwierige Frage - die in der Pädagogik immer noch nicht beantwortet werden kann - ist, wo Gewalt beginnt, und wo sie aufhört.

Körperliche Übergriffe sollten in jedem Fall geächtet werden, da man als mündiger Mensch dieses Recht auch ganz selbstverständlich beansprucht. Einen erwachsenen Menschen zu ohrfeigen, ist eine in mehreren Dimensionen wirkende Form der Erniedrigung. In meiner ersten Ausbildung hörte ich einmal den Vortrag einer Ordensschwester, die sehr deutlich über den Kommunikationsentzug als Strage sprach: wenn jemand plötzlich wütend verstummt und nichts mehr sagt - oft stunden- oder gar tagelang. Für ein Kind ist auch diese Strafe äußerst grausam, da sie kein absehbares Ende enthält und in jedem Fall willkürlich durch den Schweigenden verlängert werden kann - und sich jener durch sein Schweigen jeder Einigung von vornherein entzieht.

Doch wie soll man Fehlverhalten angemessen sanktionieren? Wie man sieht, ist das Problem schwierig.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Peti
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Beitrag von Peti »

cantus planus hat geschrieben:Die schwierige Frage - die in der Pädagogik immer noch nicht beantwortet werden kann - ist, wo Gewalt beginnt, und wo sie aufhört.
.
Der große Held der Gewaltlosigkeit bin ich auch nicht. Aber ein Sündenbewusstsein und den Willen zur Besserung wenn man hier gefehlt hat, das muß man schon verlangen.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Aus der Bibel:
"Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn züchtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, dann sollen Vater und Mutter ihn packen, vor die Ältesten der Stadt und die Torversammlung des Ortes führen und zu den Ältesten der Stadt sagen: Unser Sohn hier ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Verschwender und Trinker. Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen und er soll sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. (Dtn 21,18-21)

Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, / wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht. (Spr 13,24)

Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht; / wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er nicht sterben. (Spr 23,13)
Du schlägst ihn mit dem Stock, / bewahrst aber sein Leben vor der Unterwelt. (Spr 23,14)

Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, / verzage nicht, wenn er dich zurechtweist. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; / er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat. Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet. Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt? Würdet ihr nicht gezüchtigt, wie es doch bisher allen ergangen ist, dann wäret ihr nicht wirklich seine Kinder, ihr wäret nicht seine Söhne. Ferner: An unseren leiblichen Vätern hatten wir harte Erzieher und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben? (Hebr 12,5-9)

Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit. (Hebr 12,11)."


Heute sind wir ja viel weiter und fortschrittlicher. Wir haben uns von der Heiligen Schrift emanzipiert und an den Frücht(chen) ist der Erfolg der aufgeklärten Erziehung zu sehen: Alles ist besser, demokratischer, rücksichtvoller, respektvoller, fleißiger, leistungsmotivierter, gebildeter, intelligenter u.s.w. geworden.

Wir befinden uns auf dem Wege des unaufhaltsamen Fortschritts. Die Welt wird täglich besser, schöner & friedlicher.

Wir haben es weit gebracht und wir werden es noch weiter bringen!
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

regina 32
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Registriert: Donnerstag 12. Juni 2008, 17:49

Beitrag von regina 32 »

Meine Tochter (Autistin - leichter Fall) stelle völlig perplex vor ca. 2 Monaten fest:

(Wir waren bei Mc.Doof und haben dort gegessen.... Eine Mutter nebenan fuhr Ihre Kinder an, sie sollten jetzt sofort aufessen, sonst gäbe es Ärger....

"Du, Mama, es gibt doch Tatsächlich Mütter auf dieser Welt, die noch brutaler sind als [Punkt]" - Ist doch was :-)

Dabei hab ich mein Kind noch NIE grob angefasst, angeschrien, oder mit Liebesentzug bestraft... es geht auch ohne,

kunstmaler
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Gewalt und Eziehung/Pädagogik - vereinbar?

Beitrag von kunstmaler »

Wenn meine Mutter mir eine Ohrfeige gab - gingen ihr einfach die Nerven durch und ich vermute das geht anderen Eltern genauso.
Nicht so ungewöhnlich finde ich - Kinder testen auch mal ihre Grenzen aus und Eltern sind halt auch nicht perfekt.




(P.S: das ist mein erster Eintrag - ich hoffe der kommt "irgendwo" an)

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Eigentlich würde ich in der Umfrage den dritten Satz wählen:

Wer nicht hören will ...

aber die Fortsetzung müßte lauten: "... muß manchmal fühlen"

Es gibt in der Erziehung manchmal Momente, wo jegliche verbalen oder argumentativen Methoden falsch sind, weil sie nicht mehr wirken. Ich kann mich noch gut erinnern, als meine Tochter so drei, vier Jahre alt war, wollte sie unbedingt über die Straße laufen, obwohl gerade ein Auto dahergerauscht kam. Ich habe geschrien "Bleib da!", aber Töchterchen wußte es besser und hörte mal wieder nicht auf den Papa. Wenn ich sie da nicht mit einer gewissen Gewalt gepackt hätte, wo ich sie gerade erwischte (es hat offenbar auch wehgetan), wäre sie unter dem Wagen gewesen.
Kinder lernen aber auch dazu. Inzwischen kennen meine beiden schon an meinem Tonfall, wann es reicht.

Und wenn ich manchmal Kinder im Supermarkt sehe, die etwas nicht bekommen, was sie sich einbilden, und dann rumtoben, schreien, die Waren durcheinanderfetzen und so weiter - und die Supernanny steht daneben und sagt mit dem Tonfall einer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden "Jaqueline, sei jetzt bitte vernünftig" - dann würde ich gerne zuerst der Mutter eine scheuern und dann dem Kind. Aber man hat ja auch seinen Anstand.

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Edi
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Beitrag von Edi »

taddeo hat geschrieben:Und wenn ich manchmal Kinder im Supermarkt sehe, die etwas nicht bekommen, was sie sich einbilden, und dann rumtoben, schreien, die Waren durcheinanderfetzen und so weiter - und die Supernanny steht daneben und sagt mit dem Tonfall einer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden "Jaqueline, sei jetzt bitte vernünftig" - dann würde ich gerne zuerst der Mutter eine scheuern und dann dem Kind. Aber man hat ja auch seinen Anstand.
Ja, scheuern, kann man verstehen.

Ja, die moderne Erziehung. Vor etlichen Wochen kam ich nach Ende des Gottesdienstes in eine Freikirche, um einen Bekannten dort abzuholen. Nach Gottesdienstende sammeln sich die Leute immer noch in einem Raum, wo es Kaffee und Kuchen gibt. Dort war ich auch und saß auf einem Stuhl neben einem Tisch, neben mir der Bekannte, der noch etwas aß und trank und neben ihm zwei Buben, die immer mit dem Kuchen herumspielten, herumfuchtelten, sich einfach nicht benehmen konnten. Mein Bekannter schaute sie mit einen mißbilligenden Gesichtsausdruck an, das hatte aber keinen Erfolg. Die Mutter der Kinder befand sich wie sich nachher herausstellte nur wenige Meter von den Kindern am andern Ende der Tische und muss das gesehen haben. Ich schaute dem Treiben einige Minuten zu und als ich merkte, es hört nicht auf, erhob ich die Stimme mit einem ganz tiefen, donnernden Baß, dass alle im Raum es hören konnten und plötzlich war Ruhe eingekehrt und nun erschien auch die Mutter bei den Kindern, vorher sah sie nur dem Treiben zu.
Wie manche Mütter ihre Kinder erziehen bzw. nicht erziehen, das ist unmöglich.
Zuletzt geändert von Edi am Montag 1. Dezember 2008, 22:04, insgesamt 3-mal geändert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

kunstmaler
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Registriert: Montag 1. Dezember 2008, 20:27

absolut verständlich, taddeo

Beitrag von kunstmaler »

das habe ich auch schon bemerkt und wundere mich jedesmal.
Es kommt übrigens immer öfter vor.
Ist das die antiautoritäre Erziehung?

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Ab und zu ist so ein kleiner Klaps oder festes Zupacken genau das Richtige. So eine kleine, kurze körperliche Mißempfindung einem Kind weit weniger als andere, angeblich gewaltfreie Strafen.

Alternativen wären z.B. Lungenentzündungen (Kind will sich nicht anziehen), Überfahrenwerden (s.o.), verpaßte Termine (Kind bummelt), sowie der Verlust jedes Anstands und jeder Manieren (aufmüpfig, flegelhaft etc.)etc.

P.S.: Mein Kind muss bei Tisch sitzen bleiben und aufessen. Allerdings bekommt es erst mal auch nur sehr wenig auf den Teller, ggf. auch nur einen Löffel voll als Kostprobe einer noch unbekannten Speise.

Kinder sollten den Wert von Lebensmitteln lernen und dass man damit nicht herumspielt, sie nicht achtlos wegwirft. Wie viele der niedlichen Tiere vom Bauerhof, die unsere Kinder so lieben, müssen wohl allein für die Mülltonne sterben?

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