Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

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Pilger
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Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Et petere auxilium a populo Romano quaestionem
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Nach dem wirtschafts- und neoliberalen Fehltritt „Das Soziale neu denken“ von 2003 hat die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz acht Jahre lang geschwiegen. Bleib ruhig dachte ich und betrachtete das Chaos, es könnte schlimmer kommen. Ich blieb ruhig und es kam schlimmer, viel schlimmer."Jetzt legt die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz nach:

Die deutschen Bischöfe - Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen - Chancengerechte Gesellschaft Leitbild für eine freiheitliche Ordnung 27. Juni 2011

Nach dem ersten lesen überfiel mich eine Art Schockstarre ich hatte nach dem Fehltritt „Das Soziale neu denken“ von 2003 mit einigen gerechnet, ich war vorbereitet, aber das was ich hier lesen musste, schlägt den Fass den Boden aus, ja dieser Text schlägt wie ich meine vielen Christen mit voller Wucht Mitten ins Gesicht.
kathweb.at hat geschrieben:Deutschland: Sozialethiker kritisieren bischöfliches Sozialpapier Soziale Probleme wie etwa zunehmend prekäre Beschäftigungsverhältnisse, gesellschaftliche Ungewissheit und soziale Ungleichheit lasse das Papier "an die liberale Gesellschaft nicht wirklich heran", mehr noch: "Im Grundton des Papiers werden soziale Ungleichheiten, Prekariat und verfestigte Armut teils als unvermeidlich dargestellt, teils individualisiert, nämlich ausschließlich auf den Mangel an Einsicht und Verständnis bei den Betroffenen zurückgeführt."...
http://www.kathweb.at/site/nachrichten/ ... 40161.html
In einer Sozialethischen Stellungnahme zum Impulstext „Chancengerechte Gesellschaft“ vom Montag, 27. Juni 2011 erklären:

Prof. Dr. BERNHARD EMUNDS Nell-Breuning-Institut der Hochschule Sankt Georgen ; Prof. em. DDr. KARL GABRIEL Universität Münster; PD Dr. HERMANN-JOSEF GROßE KRACHT TU Darmstadt, Institut für Theologie und Sozialethik; Prof. Dr. MATTHIAS MÖHRING-HESSE Universität Vechta
Sozialethische Stellungnahme zum Impulstext *Chancengerechte Gesellschaft* hat geschrieben:Mit ihrem Impulstext „Chancengerechte Gesellschaft“ positioniert sich die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz zugleich wirtschaftsliberal und konservativ, was zumindest früher einmal `neoliberal´ genannt wurde, …
http://www.sankt-georgen.de/nbi/fileadm ... i_2011.pdf
Als ich mich etwas detaillierter mit den Mitgliedern der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz befasste, traute ich meinen Augen nicht.

Ich entdeckte unter den Autoren Prof. Dr. Gert G. Wagner
Wagner ist Vorstandsvorsitzender des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Das wirft dann doch die Frage auf, ob jemand der, der Wirtschaft so eng verbunden ist, sich in einer bischöflichen Kommission objektiv und sich an christlichen nicht wirtschaftlichen Werten orientierend, zu Fragen der gesellschaftliche und sozialen Problematik äußern kann.
Ebenfalls waren mit Alois Glück (CSU - Politiker) und Cornelia Quennet-Thielen (CDU Politikerin /Staatssekretärin) zwei Repräsentanten der Union vertreten.

Also wagen wir einen Blick auf den Text, ich möchte nur wenige aber dafür sehr auffallende Stellen zitieren und kommentieren.

Seite 10

… Während aber die einen die neuen Chancen aktiv wahrnehmen können, gibt es andere, die diese Möglichkeiten entweder gar nicht haben oder sie nicht zu nutzen verstehen….

Mein Kommentar:

Also wäre es Aufgabe der Gesellschaft den Menschen die vorhandenen Chancen klar und deutlich aufzuzeigen. Wobei die Chancen auf der „Reise nach Rom“ gleichen, es gibt mehr Menschen als Chancen, wer am Schluss stehen bleibt, hat eben seine Chance nicht genutzt wobei von allen Anfang an klar ist, das am Ende des „Spiels“ nur einer die Chance nutzen konnte, alle anderen waren zu langsam und haben somit nicht verstanden ihre Chancen zu nutzen, Wobei natürlich am Anfang des „Spiels“ Chancengleichheit vorhanden war, Schon an diesen Punkt des Textes wird deutlich das, dass alleinige streben nach Chancengleichheit in einer sozialen Gesellschaft unzureichend ist.

Seite 14

…Für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit wurde ein Wandel vom versorgenden zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat vollzogen. Die arbeitsmarktpolitischen Reformen der jüngsten Vergangenheit haben bereits erkennbare Erfolge gezeigt und für viele die Chancen auf Integration in den Arbeitsmarkt erhöht…

Mein Kommentar:

Der Begriff „Wohlfahrtsstaat“ entspringt aus dem Neoliberalismus nur in der neoliberalen Ideologie gibt es einen „Wohlfahrtsstaat“ in dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist der Begriff „Sozialstaat“ verankert. Des Weiteren gibt es das Sozialstaatsprinzip. Ob die arbeitsmarktpolitischen Reformen ein erkennbarer Erfolg sind, ist je nach Blickwinkel des Betrachters unterschiedlich zu bewerten. Aus Sicht der Wirtschaft sind die Reformen ein Erfolg, die Löhne sind in den letzten Jahren bis zu 22 % eingebrochen.
Financial Times Deutschland19.07.2011, 20:10 hat geschrieben:Schwache Lohnentwicklung - Kalkulierte Kehrseite des Aufschwungs… Während der durchschnittliche Reallohn gegenüber 2000 um gerade mal 2,5 Prozent sank, sind die untersten Gruppen mit zehn bis 22 Prozent besonders betroffen. Sinkende Reallöhne sind inzwischen ein Charakteristikum der deutschen Wirtschaft, schwache Binnennachfrage bei starkem Export eingeschlossen. Vieles deutet darauf hin, dass die Arbeitsmarktreformen überreizt wurden…
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 81186.html
Die atypisch Beschäftigung ist auf 7.835.000 Personen angeschwollen die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird laut BA Bericht für Juni 2011 auf 2.893.341 Personen beziffert, zusätzlich waren laut BA Bericht 1.262.470 Personen in arbeitsmarktpolitischen Instrumenten beschäftigt, es gab laut BA Bericht im Juni 2011 --- 7.159.953 Leistungsempfänger (Rechtkreis SGB II/SGB III). Hingegen sich die Gewinne der Unternehmen und obere Einkommen sprunghaft nach oben entwickeln konnten. Die Betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in prekärer Beschäftigung , die jeden Tag früh aufstehen und zur Arbeit gehen müssen, werden diese Entwicklung nicht als Erfolg sondern als Kaufkraftverlust auch nicht als Zugewinn an Freiheit empfinden.


Seite 14

…… die sich abzeichnenden Finanzierungsdefizite in den Sozialversicherungen eine teilweise Abkehr vom Prinzip der Sicherung des Lebensstandards notwendig gemacht. Weitere Reformschritte in diese Richtung sind absehbar und erforderlich.

Mein Kommentar

Wie jetzt … zuerst werden die vermeintlich erkennbaren Erfolge der Reformen bejubelt und dann werden trotz (angeblich) steigender Beschäftigung abzeichnende Finanzierungsdefizite in den Sozialversicherungen beklagt die teilweise Abkehr vom Prinzip der Sicherung des Lebensstandards notwendig machen, beklagt. Die in die Forderung nach weiteren Reformschritten in diese Richtung (absehbar und erforderlich) münden. Wenn das so ist dann ist die Ausweitung der Niedriglohnsektoren der Minijobs und Bürgerarbeit sowie die Ausweitung der prekären Beschäftigung und der Zeit und Leiharbeit nicht der Weg der aus der Krise führt.


Seite 18

…Wesentliche Freiheitsrechte des Menschen mussten bis ins 20. Jahrhundert hinein auch gegen den teilweise erbitterten Widerstand der Kirche errungen werden. So konnte der fatale Eindruck entstehen, die christliche Botschaft stehe im Widerspruch zum Freiheitsstreben des Menschen…

Mein Kommentar:

Allerdings sprechen die Verfasser hier nur von der Freiheit den Personalitätsprinzip und der Individualität der Herrschenden nicht aber von der sozialen Freiheit aller Menschen die durch ein bedingungsloses Bürgergeld erreichbar wäre aber den Zwang zur Arbeit im Niedriglohnsektor aufheben würde. Den Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in prekärer Beschäftigung bleibt deshalb die hochgepriesene der Freiheit des Personalitätsprinzip und der Individualität vorenthalten. Hingegen die christliche Botschaft eine Gleichwertigkeit im Freiheitsstreben aller Menschen einfordert.

Seite 19/20

… Dem Subsidiaritätsprinzip entsprechend ist der Einzelne dazu aufgerufen, das zu leisten, was er aus eigener Initiative und eigenen Kräften leisten kann. Hier trifft sich die Katholische Soziallehre mit den Denkern der liberalen Aufklärung. …

Mein Kommentar:

Bei Licht betrachtet ist das Subsidiaritätsprinzip ein sehr gefährliches Prinzip, weil die größere Einheit stehst der Überzeugung ist, dass der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, sein Aufgabe selbst zu meistern. Erst dieser Trugschluss der den Subsidiaritätsprinzip zugrunde liegt, ermöglicht Katastrophen wie sie zuletzt bei der Loveparade in Duisburg zu beklagen waren.
Oder die nukleare Katastrophe von Fukushima Die verantwortlichen Menschen waren in der kleinen Einheit nicht in der Lage die Aufgabe der Sicherheit der Atomkraftwerke gegen Erdbeben und Tsunami zu gewährleisten. Ebenso ist der Bildungsschwund und die lückenhafte Betreuung und Förderung der Schüler eine Folge des Subsidiaritätsprinzip. Kleinere Einheiten Schule/Kommunen/Eltern sind sehr schnell mit dem erwünschten Bildungsauftrag und der Sicherstellung von ausreichender Betreuung bzw. Förderung ihrer Kinder überfordert. Das Subsidiaritätsprinzip ist ein Relikt aus einer Zeit in der das globale denken und handeln noch nicht erforderlich war. In der Zeit der Globalisierung geht die Verantwortung zunehmend auf Zentralen der Bildung und einer zentralen Gewährleistung der Chancengerechtigkeit in einer global ausgerichteten Zivilgesellschaft über. Der einzelne die Familie oder einzelne Institution oder Kommunen sind mit diesen Aufgaben überfordert.
Chancengerechtigkeit in Bildung und Ausbildung ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft.


Rundumschläge nach dem Motto „nicht der Dieb sondern der Bestohlene ist schuld“

Seite 22

…Denn ein wesentlicher Grund für die unzureichende soziale Mobilität in unserer Gesellschaft liegt darin, dass vorhandene Chancen zum Aufstieg (z. B. durch Schulbildung) von den Betroffenen nicht wahrgenommen werden….

Seite 25/26

….Manche Eltern sind sich nicht bewusst, wie wichtig Erziehung, frühe Bildung und Sprachkompetenz für ihre Kinder sind. Sie erkennen Defizite der frühkindlichen Entwicklung nicht rechtzeitig, weil sie z. B. die unentgeltlichen Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehmen. Oft wissen Eltern nicht, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Betreuung ist und dass sie sich aktiv um sie bemühen müssen. Manche nehmen auch schlechte schulische Entwicklungen ihrer Kinder einfach hin….

Mein Kommentar:

Tja, selbst wenn alle Kinder gute schulische Entwicklungen erreichen, gibt es wieder Kinder die besser oder schlechter sind, der lauf der Welt …. Auch eine Fußball-WM kennt trotz Chancengerechtigkeit und den streben nach der bester Leistung, neben vielen Verlieren nur einen Gewinner. Das streben nach hoher Leistung ist gut für die Wirtschaft hingen dabei viele Menschen den so genannten „Burn-out“ erleiden. Die christliche Botschaft fordert gegenüber den schwächeren Barmherzigkeit und Solidarität.

Seite 30

….Viele Menschen verharren in geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen oder in Leiharbeit. Die Hoffnung, diese Beschäftigungen bildeten eine Brücke in Normalarbeitsverhältnisse, hat sich allzu oft nicht erfüllt. Diese Beschäftigten sind auf Dauer nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt selbständig zu erwirtschaften und hinreichende Rentenansprüche aufzubauen, so dass eine zunehmende Altersarmut absehbar ist. Gerade Minijobs sind für viele eine Falle auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitnehmer haben wegen der subventionierten geringfügigen Beschäftigung keinen Anreiz, eine Vollzeitbeschäftigung auszuüben. Die Arbeitgeber haben hingegen einen Anreiz, Arbeitsplätze zu niedrigen Löhnen anzubieten und reguläre Arbeitsverhältnisse in mehrere Minijobs aufzuspalten. Die Subventionierung atypischer Beschäftigungsverhältnisse geht somit zu Lasten regulärer Arbeitsverhältnisse….

Dazu noch einmal ein Zitat von Seite 14

…Die arbeitsmarktpolitischen Reformen der jüngsten Vergangenheit haben bereits erkennbare Erfolge gezeigt und für viele die Chancen auf Integration in den Arbeitsmarkt erhöht…

Mein Kommentar:

Ich würde das als paradoxen Zirkelschluss bezeichnen, zuerst sieht die bischöfliche Kommission „erkennbare Erfolge am Arbeitsmarkt, dann schreiben die gleichen Autoren „Die Arbeitnehmer haben wegen der subventionierten geringfügigen Beschäftigung keinen Anreiz, eine Vollzeitbeschäftigung auszuüben. Die Arbeitgeber haben hingegen einen Anreiz, Arbeitsplätze zu niedrigen Löhnen anzubieten und reguläre Arbeitsverhältnisse in mehrere Minijobs aufzuspalten. Die Subventionierung atypischer Beschäftigungsverhältnisse geht somit zu Lasten regulärer Arbeitsverhältnisse“

Natürlich darf auch die Forderung zur „Anhebung des Renteneintrittsalters“ Seite 32 nicht fehlen.

Seite 33

…Die Anhebung des Renteneintrittsalters ist ein wichtiger Schritt, das soziale Sicherungssystem generationengerecht auszugestalten…. Die „Rente mit 67“ allein wird jedoch nicht ausreichen, um nachfolgende Generationen wirksam vor finanzieller Überforderung zu schützen.

Nach dem Motto ICH - MIR – MEINS

Seite 36
Diese Chancen dürfen nicht nur formal bestehen, sondern jeder Einzelne muss sie auch tatsäch-lich wahrnehmen können. Wahrnehmen heißt dabei zweierlei: Chancen als solche zu be-greifen, sie aber auch zu er-greifen.

Seite 37

…Wer zum Wohl einiger gesellschaftlich Benachteiligter handeln und ihnen Freiheitsspielräume eröffnen will, steht oft in der Ge-fahr, die Freiheit vieler einzuschränken, die ihr Leben bereits selbst und verantwortungsbewusst gestalten….

Seite 38

Seit vielen Jahrzehnten ist Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“ das politische Leitmotiv der Bundesrepublik. Die Voraussetzung dafür ist aber zwischenzeitlich aus dem Blick geraten: „Chancen für alle“ ist die Grundlage, um allen Wege zur Teilhabe, zum sozialen Aufstieg und zum Wohlstand zu ermöglichen.

Die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz lässt viele weiße Flecken zurück, zum teil bleiben sehr tragische Entwicklungen unerwähnt, so vermisse ich, um nur ein Beispiel anzusprechen, eine klare Aussage zu den exorbitant hohen Anstieg des Burnout-Syndrom „ausbrennen“ bzw. Ausgebranntsein. Das ist ein Zustand ausgesprochener Erschöpfung dieser vor allem durch erheblichen Leistungsstress/druck erzeugt wird. Ein zweites wäre die ethische Einordnung zu den Manager und Spekulanten-verhalten der letzten Jahre durch das die immer noch nicht bewältigte Krise (Staatsschulden in der EU) ausgelöst wurde
Sozialethische Stellungnahme zum Impulstext „Chancengerechte Gesellschaft hat geschrieben: Schließlich halten wir es für problematisch, dass die katholische Kirchenleitung mit dem neuen Text ihre Abkehr vom Sozialwort der Kirchen besiegelt….. Bereits vor acht Jahren mit dem Text „Das Soziale neu denken“ ließen die Bischöfe das Sozialwort in der Schublade verschwinden; mit „Chancengerechte Gesellschaft“ schließen sie diese nun auch ab ….Umso dringlicher sind aus unserer Sicht die Forderungen aus der kirchlichen Basis, in den nächsten Monaten einen neuen ökumenischen Konsultationsprozess zu starten, aus dem dann auch wieder ein neues Sozialwort der Kirchen hervorgehen sollte.
http://www.sankt-georgen.de/nbi/fileadm ... i_2011.pdf
Folgende Persönlichkeiten - Schriftgelehrte-, haben bei der Erarbeitung des Impulstextes in der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz mitgewirkt. Leider bilden diese Persönlichkeiten eine bestimmte Elite aber nicht die Mitte der Gesellschaft ab - Gewerkschaftsvertreter fehlen ebenso wie die politische Opposition oder Vertreter der Sozialverbände.

Die Autoren der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz :

Prof. Dr. Jörg Althammer ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) Jahrgang 1962
Prof. Dr. Franz-Josef Bormann ist Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie (Theologische Ethik I.) an der Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Jahrgang 1965)
Prof. Dr. Heinz Bude ist Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie Universität Kassel Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften (Jahrgang 1954)
Alois Glück (CSU - Politiker) ZdK-Präsident (Jahrgang 1940)
Prof. Dr. Nils Goldschmidt Professur im Lehrgebiet Sozialpolitik und Sozialverwaltung an der Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften (Jahrgang 1970)
Ethik in Neoliberalismus und Katholischer Soziallehre Prof. Dr. Nils GOLDSCHMIDT (München): Die Wirtschaftsethik der päpstlichen Sozialenzykliken
Prof. Dr. Gerhard Kruip seit 30. August 2006 ist Kruip Universitätsprofessor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz. (Jahrgang 1957)
Prof. Dr. Stefan LeibfriedProfessor für politische Soziologie mit Schwerpunkt Politikfeldanalyse und Sozialpolitik an der Universität Bremen im Institut für Politikwissenschaft des Fachbereichs Sozialwissenschaften, zugleich Sprecher des Sonderforschungsbereiches (597) "e;Staatlichkeit im Wandel"e; und Ko-Direktor des Zentrums für Sozialpolitik, der Bremen International Graduate School of Social Sciences der Universität Bremen (Feld "e;Welfare State"e;) (Jahrgang 1944)
Cornelia Quennet-Thielen CDU PolitikerinStaatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (Jahrgang 1957)
Dr. Matthias Meyer – eindeutige Zuordnung ist nicht möglich - eventuell Matthias Meyer - Leiter des Bereichs Kirche und Gesellschaft im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Rödder Professor für neueste Geschichte an der Johannes-Gutenberg-. Universität Mainz (Jahrgang 1967)
Prof. Dr. Gert G. Wagner Univ.-Prof. Dr. rer. oec. Gert G. Wagner ist Vorstandsvorsitzender des DIW Berlin, Lehrstuhlinhaber für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der TU Berlin, sowie Max Planck Fellow am MPI fuer Bildungsforschung (Berlin). (Jahrgang 1953)
Dr. Ursula Weidenfeld Wirtschaftsjournalistin (Jahrgang 1962)

Statistik:

Freiheit ein Begriff ?

Ich habe in den 38 Seiten langen Text das Wort Freiheit 66 + 6
also 72-mal gefunden, gefolgt von Freiheitliche/n/r 16; Freiheitsspielräume 6; Freiheitsräume 2; Freiheitserungenschaften 2, Freiheitsmöglichkeiten 1, Freiheitsbegriff 1, Freiheitsentfaltung 1, Freiheitsdynamik 1, Freiheitsansprüche 1, Freiheitsrechte 1, Freiheitsstreben 1, Freiheitskonzept 1

Gerechtigkeit eine Forderung ?

Chancengerechtigkeit 12, Gerechtigkeit 5, Generationsgerechtigkeit 3, Gerechtigkeitsgrundsätze, Beteiligungsgerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit, Befähigungsgerechtigkeit, Gerechtigkeitsprinzip und ein einziges mal erscheint das Wort Ungerechtigkeit allerdings „nur eine gefühlte Ungerechtigkeit“

Gott – Freiheit und Gerechtigkeit

Gott wird zweimal erwähnt und weitere 6-mal sind Wortverbindungen mit „Gott“ zu finden.

Barmherzigkeit --- null --- Treffer

Mein Fazit:

Der von der bischöflichen Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen vorgelegte Text entspringt der „konservativen Ideologie“ des Neoliberalismus der sich vor allem auf das Leistungsprinzip und das Recht des Stärkeren oder Mächtigen stützt. Die Besetzung der bischöflichen Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen legt eine Kumpanei zwischen bischöflichen Klerus, Wirtschaftswissenschaftlicher Elite der neoliberalen/konservativen Ideologie und konservativer Politik offen. Der Schulterschluss zwischen Klerus, Wirtschaftswissenschaftlicher Elite der neoliberalen/konservativen Ideologie und der konservativen Politik, wird wie seit Jahrhunderten auf den Rücken der einfachen Menschen gestaltet. Für mich ist das Sozialwort kein Sozialwort sondern ein Orientierungstext zu mehr wirtschaftlicher Leistung und Gewinnmaximierung. Stellenweise erinnert mich der Text an den Tanz um das goldene Kalb. Nur sehr wenige Passagen des Textes erinnern an sozialdemokratische Grundideen , am auffälligsten ist ,das im Impulstext der bischöflichen Kommission sehr oft das Wort „Freiheit“ aber nie das Wort „Barmherzigkeit“ zu finden ist. Die Aufgabe der Kirche ist aber nicht nach "freiheitlichen/liberalen oder gar neoliberalen Wirtschafts-/Gesellschaftsordnungen" zu streben, sondern die ewige und unabänderliche Wahrheit zu verkünden, der Menschheit den Weg zum Himmelreich zu zeigen und sie hierbei durch die Sakramente zu begleiten.

Meine Meinung:

Der Text der bischöflichen Kommission suggeriert den Leser/innen das es in einer sozialen und christlichen Gesellschaft ausreichen würde, allen die hungrig, durstig, fremd, obdachlos, nackt oder krank sind die Chancengleichheit zu ermöglichen, damit sie selbst dafür sorgen können, das sie Essen, Getränke, Kleidung, Wohnung und Gesundheit kaufen können. Die anderen sind aber durch die Freiheit des Menschen aus der Pflicht entlassen. Dafür zu sorgen, dass jeder der zu wenig hat, das bekommt was er/sie benötigt. Die Forderungen Jesus übersteigen, meiner Meinung nach, die Grundsicherung der physischen Existenzgrundlagen. ich sehe im christlichen Menschenbild die Gleichwertigkeit aller Menschen, neben der physischen Existenzgrundlage, muss eine volle Teilhabe aller Menschen an den sozialen und kulturellen Gesellschaftsleben von einer durch christliche Werte geprägten Gesellschaft ermöglicht werden. Die christliche Nächstenliebe darf meiner Meinung nach nicht in dem Streben nach individueller Freiheit enden, sondern beinhaltet immer die Solidarität gegenüber den Nächsten. Die Forderung nach Chancengerechtigkeit ist für Christen zu kurz gegriffen, das christliche Menschenbild fordert zuerst Barmherzigkeit gegenüber den schwächeren und eine Beteiligungsgerechtigkeit aller Menschen. Diese zum Beispiel durch gesetzliche Mindestlöhne oder einen Bürgergeld zu gewährleisten ist. Die sekundären Interessen der Wirtschaft rücken bei einen christlichen Menschenbild anderes als in den Impulstext der bischöflichen Kommission, immer hinter die primären Interessen der Menschlichkeit.
Die letzten Worte sollen die Worte Jesus sein:
Evangelium nach Matthäus 13,10-17.
….Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen. An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile. Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört….

Veni veni Domine Iesu
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Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."

Raphael

Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Raphael »

Was schwebt Dir denn vor, Pilger? :hmm:
Noch mehr sozialistische Umverteilung als sie sowieso schon existent ist?

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Raphael hat geschrieben:Was schwebt Dir denn vor, Pilger? :hmm:
Noch mehr sozialistische Umverteilung als sie sowieso schon existent ist?
Vielen Dank, Raphael, gerne beantworte ich Deine Fragen.

Frage Raphael: „Was schwebt Dir denn vor, Pilger?“

Im 21. Jahrhundert sollte ein Impulstext einer Kommission der deutschen Bischöfe, zu sozialen Fragen in der Gesellschaft, nicht aus dem Wolkenkuckucksheim des Elfenbeinturms der Wissenschaft entspringen. Schon gar nicht nach den Wünschen oder Vorstellungen der neoliberalen Wirtschaftsideologen und wertkonservativer/liberaler Politiker verfasst sein, die den Ohren der Wirtschaft/Manager schmeicheln. Sondern die Grundlage eines Impulstexts zu sozialen Fragen in der Gesellschaft der deutschen Bischöfe sollte möglichst in der Vernunft und auf einem breiten Fundament der Gesellschaft angesiedelt sein. Die Aufgabe der Kirche ist, das soziale im christlichen Weltbild von unten nach oben zu denken.

Frage Raphael: Noch mehr sozialistische Umverteilung als sie sowieso schon existent ist?

Das grundlegende christliche Menschenbild ist eine solidarische und soziale Umverteilungsforderung, zugunsten der Schwachen und Kranken aber eben auch zugunsten der weniger gebildeten oder den Menschen die weniger Begabung/Talente als andere besitzen.

Mehr zum Thema Burn-out-Syndrom Planet Wissen - Burn-out-Syndrom
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Mirjanin
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Mirjanin »

Pilger hat geschrieben: Das grundlegende christliche Menschenbild ist eine solidarische und soziale Umverteilungsforderung, zugunsten der Schwachen und Kranken aber eben auch zugunsten der weniger gebildeten oder den Menschen die weniger Begabung/Talente als andere besitzen.
Interessanter Punkt. Woran machst du diese "Umverteilungsforderung" fest und wie soll diese Umverteilung vonstatten gehen?
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

Raphael

Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Raphael »

Pilger hat geschrieben:Die Aufgabe der Kirche ist, das soziale im christlichen Weltbild von unten nach oben zu denken.
Das liest sich zunächst einmal gut, ist aber doch - wie Du möglicherweise zugeben wirst - sehr abstrakt!

Es darf ruhig ein bißchen konkreter werden, z.B.:
Wie weit reicht das Subsidiaritätsprinzip?
Ist Eigentum Diebstahl oder erforderliches Rechtsinstitut für den Wohlstand in einer Volkswirtschaft?
Wie kann man Arbeitnehmer am Gewinn eines Unternehmens beteiligen, ohne daß die unternehmerische Leistung ungebührlich geschmälert wird?

iustus
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Zum Thema "Chancengerechte Gesellschaft":

http://www.faz.net/artikel/C31151/konze ... 7194.html

Daraus:
Der Chefreport

Von wegen nur ein Elitezirkel: Immer mehr Aufsteiger schaffen es von ganz unten nach ganz oben an die Vorstandsspitzen der großen Konzerne. Die Bildung macht es in vielen Fällen möglich.(...)

"Bildung, Bildung, Bildung", antworten die Top-Manager auf die Frage, wie sie es aus gewöhnlichen Verhältnissen nach oben geschafft haben. So brachte es Norbert Reithofer (Sohn eines Bergarbeiters im bayerischen Penzberg) erst zur Assistentenstelle an der Hochschule und danach zum BMW-Chef. So errang Frank Appel (der Vater war Vertreter für eine Shampoofirma) Doktor- und CEO-Titel bei der Deutschen Post. Und so entkam sein Vorstandskollege Ken Allen der Bergarbeiterwelt des Vaters, eines Kumpels in Leeds.

Bunt gemischt ist heute die Riege der Dax-Vorstände. Das bestätigen Headhunter wie Christine Stimpel, Deutschland-Chefin von Heidrick & Struggles: "Es hilft, wer zu Hause bestimmte Werte mitbekommt - das ist aber keine Frage des Geldes." Hilfsarbeitersöhne, Journalistentöchter, natürlich auch reichlich Juristennachwuchs sitzen allesamt auf Chefsesseln. Der dänische Teil der SAP-Doppelspitze ist Sohn eines Piloten, sein amerikanischer Kollege hat einen Handwerker in New York zum Vater. "Der Mythos von der alles entscheidenden Herkunft ist so überholt wie der Glaube, die besten Geschäfte würden auf dem Golfplatz gemacht", sagt Personalberater Heiner Thorborg. (...)

"Wir sollten stolz darauf sein, wie durchlässig die deutsche Wirtschaft ist, nach oben wie nach unten", sagt deshalb Headhunter Christoph Zeiss, der gerade Ex-Bundesbankchef Axel Weber, einen Lehrersohn, zur Schweizer UBS gelotst hat. Aufstiegshungrige Mittelschichtskinder hätten hierzulande deutlich bessere Chancen als etwa in Großbritannien oder Frankreich. Typisch sind Lebensläufe wie der von Infineon-Chef Peter Bauer: Vater gewöhnlicher Angestellter in der Siemens-Werbeabteilung, Mutter Hausfrau. Als Judo-Trainer und Mathe-Nachhilfe verdient Bauer sein erstes Geld, früh angestachelt vom Ehrgeiz, "etwas Technisches zu studieren". Ein Gegenbeispiel mehr für die landläufige These: Die Herkunft macht's. (...)

Nun wird niemand bestreiten, dass die Startbedingungen unterschiedlich sind, dass manches Talent vergeudet wird, weil niemand seine oder ihre Fähigkeiten erkennt. Wer aber die gröbsten Hürden genommen hat - Abitur, Studium, erster Job -, der dürfe die Herkunft heutzutage nicht mehr als Ausrede für unerfüllte Karriereträume anführen, sagt Dieter Rickert, Altmeister der Headhunter: "Wer Hirn im Kopf hat und einen Arsch in der Hose, der wird auch was."

iustus
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Pilger hat geschrieben:Das grundlegende christliche Menschenbild ist eine solidarische und soziale Umverteilungsforderung, zugunsten der Schwachen und Kranken aber eben auch zugunsten der weniger gebildeten oder den Menschen die weniger Begabung/Talente als andere besitzen.
Eine Umverteilungsforderung ja, da stimme ich Dir zu. Aber dazu darf es keinen gesetzlichen Zwang geben. Der, der zwei Hemden hat, muss aus freien Stücken eines abgeben und motiviert bleiben, weiter für die Hemden zu arbeiten.

Einen gesetzlichen Zwang zur Umverteilung hatten wir im real existierenden Kommunismus. Das Ergebnis ist bekannt.

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Mein Anliegen ist, das die bischöfliche Kommission zu sozialen Frage in der Gesellschaft eine Position vertritt, die aus Sozialethische Sicht nicht mit den christlichen Menschenbild sondern mit den Zeitgeist der Menschen übereinstimmt.
Es geht also nicht um die konkrete politische Ausgestaltung des christlichen Menschenbild sondern um die innerkirchlichen Definition der Grundpfeiler auf denen eine bischöfliche Kommission zu sozialen Frage in der Gesellschaft Rahmenbedingungen formuliert, die einen mit Menschlichkeit durchwirkten Impulstext verfasst, der die sozialen Frage in der Gesellschaft in dem 21. Jahrhundert analysiert. Die Frage die sich nun in die Kirche und an die Bischöfe stellt ist, sind die Grundpfeiler des sozialen Denken zuerst die Belange der Wirtschaft oder zuerst die Belange des Menschen?
Sozialethische Stellungnahme zum Impulstext „Chancengerechte Gesellschaft“ hat geschrieben:Dazu zitiere ich noch einmal die Sozialethische Stellungnahme zum Impulstext „Chancengerechte Gesellschaft“

9. Erwerbsarbeit wird in dem Papier als eine notwendige Bedingung für gesellschaftliche Zugehörigkeit identifiziert. Probleme bestimmter Arbeitsverhältnisse (z.B. Minijobs) werden zwar angesprochen. Nicht weiter reflektiert wird das dahinter liegende grundlegende Problem, dass eben nicht nur fehlende Erwerbsarbeit, sondern zunehmend auch prekäre Erwerbsarbeit Menschen aus den normalen gesellschaftlichen Zusammenhängen ausgrenzt, mithin desintegriert. Für ein Papier, das sich selbst unter das Leitwort der Freiheit stellt, ist darüber hinaus überraschend, dass es nicht mit einem Wort reflektiert, wie denn die gerühmte Freiheit in die Erwerbsarbeit kommen kann und nicht nur `außen vor bleibt´. Darüber, dass der offenkundig geschätzte `aktivierende Sozialstaat´ gerade im Bereich der Arbeitsförderung die Freiheit der von ihm Geförderten und Geforderten drastisch einschränkt, bereitet den Autoren des Papiers noch nicht einmal ein Rechtfertigungsproblem.
Dialogprozeß der DBK: 2011-2015
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Mirjanin
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Mirjanin »

iustus hat geschrieben: Eine Umverteilungsforderung ja, da stimme ich Dir zu. Aber dazu darf es keinen gesetzlichen Zwang geben. Der, der zwei Hemden hat, muss aus freien Stücken eines abgeben und motiviert bleiben, weiter für die Hemden zu arbeiten.

Einen gesetzlichen Zwang zur Umverteilung hatten wir im real existierenden Kommunismus. Das Ergebnis ist bekannt.
Das deckt sich weitgehend mit dem, was Papst Leo XIII. in "Rerum Novarum" schrieb. Er beschäftigte sich damals mit den aufkommenden sozialistischen Ideologien. Er beschreibt, dass Umverteilung Staaten "in völlige Auflösung" führe.

Er führt aus, es liege "auf der Hand, dass die Absicht, welche den Arbeiter bei der Übernahme seiner Mühe leitet, keine andere als die ist, dass er mit dem Lohn zu irgendeinem persönlichen Eigentum gelange". Wenn Sozialisten ihm diese Ergebnisse abnehmen, dann machen sie seine Lager nur wieder ungünstiger. Denn sie entzögen ihm das Recht, seinen erworbenen Lohn nach eigenem Gutdünken anzulegen und berauben ihn der Aussicht, sein Vermögen zu vergrößern. Mit dem Wegfall des "Spornes zu Strebsamkeit und Fleiß" versiegten bei allem zwangsläufig sogar die Quellen des allgemeinen Wohlstandes. Deswegen, schlußfolgert Papst Leo XIII., müsse Privateigentum unangetastet bleiben. Privater Besitz sei eine "Forderung der Natur" und selbst älter als der Staat. Deswegen schützten ihn auch die Zehn Gebote.

Jetzt kommt der interessante Teil: (wie du bereits schriebst, iustus) Nur wenn der Besitz größer sei als für den eigenen Unterhalt nötig, dann trete eine Pflicht ein, "vom Überfluss den notleidenden Mitbrüdern Almosen zu spenden." Dies folge aus der christlichen Liebe. Es verstoße aber "gegen Recht und Billigkeit", wenn ein Staat vom Vermögen seiner Untertanen einen übergroßen Anteil als Steuer einziehe.

Zusammenfassend:Teilen ja, aber nicht durch Zwang, sondern basierend auf Freiwilligkeit und aufrichtig empfundener Nächstenliebe.
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

iustus
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

@Mirjanin

Vielen Dank!

Ich bin ja begeistert, dass das, was mich mein Opa als kleines Kind mit seinen Worten (bzw. der Bezugnahme auf die "zwei Hemden") gelehrt hat, eine Kernaussage von Leo XIII. in Rerum Novarum ist.

Ja, die alten Christdemokraten meiner Großelterngeneration waren noch bewundernswert!

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Mirjanin hat geschrieben:
iustus hat geschrieben: Eine Umverteilungsforderung ja, da stimme ich Dir zu. Aber dazu darf es keinen gesetzlichen Zwang geben. Der, der zwei Hemden hat, muss aus freien Stücken eines abgeben und motiviert bleiben, weiter für die Hemden zu arbeiten.

Einen gesetzlichen Zwang zur Umverteilung hatten wir im real existierenden Kommunismus. Das Ergebnis ist bekannt.
Das deckt sich weitgehend mit dem, was Papst Leo XIII. in "Rerum Novarum" schrieb. Er beschäftigte sich damals mit den aufkommenden sozialistischen Ideologien. Er beschreibt, dass Umverteilung Staaten "in völlige Auflösung" führe.

Er führt aus, es liege "auf der Hand, dass die Absicht, welche den Arbeiter bei der Übernahme seiner Mühe leitet, keine andere als die ist, dass er mit dem Lohn zu irgendeinem persönlichen Eigentum gelange". Wenn Sozialisten ihm diese Ergebnisse abnehmen, dann machen sie seine Lager nur wieder ungünstiger. Denn sie entzögen ihm das Recht, seinen erworbenen Lohn nach eigenem Gutdünken anzulegen und berauben ihn der Aussicht, sein Vermögen zu vergrößern. Mit dem Wegfall des "Spornes zu Strebsamkeit und Fleiß" versiegten bei allem zwangsläufig sogar die Quellen des allgemeinen Wohlstandes. Deswegen, schlußfolgert Papst Leo XIII., müsse Privateigentum unangetastet bleiben. Privater Besitz sei eine "Forderung der Natur" und selbst älter als der Staat. Deswegen schützten ihn auch die Zehn Gebote.

Jetzt kommt der interessante Teil: (wie du bereits schriebst, iustus) Nur wenn der Besitz größer sei als für den eigenen Unterhalt nötig, dann trete eine Pflicht ein, "vom Überfluss den notleidenden Mitbrüdern Almosen zu spenden." Dies folge aus der christlichen Liebe. Es verstoße aber "gegen Recht und Billigkeit", wenn ein Staat vom Vermögen seiner Untertanen einen übergroßen Anteil als Steuer einziehe.

Zusammenfassend:Teilen ja, aber nicht durch Zwang, sondern basierend auf Freiwilligkeit und aufrichtig empfundener Nächstenliebe.
Papst Leo XIII. (Vincenzo Gioacchino Pecci) wurde 2. März 1810 geboren von 1878 bis 1903 war er Leo XIII Papst der römisch-katholischen Kirche gestorben ist er am 20 Juli 1903.

Die Entwicklung der katholischen Soziallehre der katholischen Kirche begann mit der Enzyklika Rerum Novarum (1891) von Papst Leo XIII. und deren zu runden Jahrestagen herausgegebenen Folgeenzykliken
Quadragesimo anno (1931) von Papst Pius XI.,
Mater et Magistra (1961) von Papst Johannes XXIII. und
Laborem exercens (1981) sowie Centesimus annus (1991) von Papst Johannes Paul II.
Zuletzt 2009 Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI. gezählt.

Seit Papst Leo XIII. hat sich sehr viel verändert, vom Kaiserreich bis zur globalisierten Weltwirtschaft, diese Veränderung in Politik und Gesellschaft wurden durch die Folgeenzykliken der folgenden Päpste fortentwickelt.

Dennoch zitiere ich die Worte von Papst Leo XIII. aus der Enzyklika Rerum Novarum von 1891 die nach wie vor Gültigkeit besitzen.
Papst Leo XIII. hat in der Enzyklika Rerum Novarum hat geschrieben:
Die Almosenpflicht
[/url]
19 Eine wichtige und tiefgreifende Lehre verkündet die Kirche sodann über den Gebrauch des Reichtums, eine Lehre, welche von der heidnischen Weltweisheit nur dunkel geahnt wurde, die aber von der Kirche in voller Klarheit hingestellt und, was mehr ist, in lebendige praktische Übung umgesetzt wird. Sie betrifft die Pflicht der Wohltätigkeit, das Almosen. Diese Lehre hat die Unterscheidung zwischen gerechtem Besitz und gerechtem Gebrauch des Besitzes zur Voraussetzung. Das Privateigentum gründet sich, wie wir gesehen haben, auf die natürliche Ordnung, und dieses Recht zu gebrauchen, ist nicht bloß erlaubt, sondern es ist auch im gesellschaftlichen Dasein eine Notwendigkeit. "Es ist erlaubt", so drückt der hl. Thomas es aus, "daß der Mensch Eigentum besitze, und es ist zugleich notwendig für das menschliche Leben".[10] Fragt man nun, wie der Gebrauch des Besitzes beschaffen sein müsse, so antwortet die Kirche mit dem nämlichen heiligen Lehrer: "Der Mensch muß die äußern Dinge nicht wie ein Eigentum, sondern wie gemeinsames Gut betrachten und behandeln, insofern nämlich, als er sich zur Mitteilung derselben an Notleidende leicht verstehen soll. Darum spricht der Apostel: ,Befiehl den Reichen dieser Welt, daß sie gerne geben und mitteilen".[11] Gewiß ist niemand verpflichtet, dem eigenen notwendigen Unterhalt oder demjenigen der Familie Abbruch zu tun, um dem Nächsten beizuspringen. Es besteht nicht einmal die Verbindlichkeit, des Almosens wegen auf standesgemäße und geziemende Ausgaben zu verzichten. "Denn niemand ist", um wieder mit St. Thomas zu sprechen, "verpflichtet, auf unangemessene Weise zu leben".[12] Ist der Besitz jedoch größer, als es für den Unterhalt und ein standesgemäßes Auftreten nötig ist, dann tritt die Pflicht ein, vom Überflusse den notleidenden Mitbrüdern Almosen zu spenden. "Was ihr an Überfluß habet, das gebet den Armen", heißt es im Evangelium.[13] Diese Pflicht ist allerdings nicht eine Pflicht der Gerechtigkeit, den Fall der äußersten Not ausgenommen, sondern der christlichen Liebe, und darum könnte sie auch nicht auf gerichtlichem Wege erzwungen werden. Sie erhält indes eine Bekräftigung, mächtiger als die durch irdische Gesetzgeber und Richter, von seiten des ewigen Richters der Welt, der durch vielfache Aussprüche die Mildtätigkeit empfiehlt: "Es ist seliger geben, als nehmen",[14] und der Gericht halten wird über Spendung und Verweigerung der Almosen an seine Armen, so als wäre sie ihm geschehen: "Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan".[15] Das Gesagte läßt sich also kurz so zusammenfassen: Wer irgend mit Gütern von Gott dem Herrn reichlicher bedacht ,wurde, seien es leibliche und äußere, seien es geistige Güter, der hat den Überfluß zudem Zweck erhalten, daß er ihn zu seinem eigenen wahren Besten und zum Besten der Mitmenschen wie ein Diener der göttlichen Vorsehung benütze. "Wem also Einsicht verliehen ist", sagt der hl. Gregor der Große, "der verwende sie zu nutzbringender Unterweisung, wer Reichtum erhalten hat, sehe zu, daß er mit der Wohltätigkeit nicht säume; wer in praktischen Dingen Erfahrung und Übung besitzt, verwende sein Können zum Besten der Mitmenschen".[16]
Im Zusammenhang gelesen, ergibt sich ein ganz anderer Grundtenor, als die von Mirjanin angeführten Zitatfragmente erahnen lassen. Papst Papst Leo XIII fordert dann doch
… „Es ist seliger geben, als nehmen", und der Gericht halten wird über Spendung und Verweigerung der Almosen an seine Armen, so als wäre sie ihm geschehen: "Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"…. oder …“wer Reichtum erhalten hat, sehe zu, daß er mit der Wohltätigkeit nicht säume;“….

Ich würde dann aber doch die aktuelle Enzyklika Caritas in Veritate (2009) von Papst Benedikt XVI. für die Bewertung und Beantwortung der sozialen Fragen der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts empfehlen.
Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

iustus hat geschrieben:@Mirjanin

Vielen Dank!

Ich bin ja begeistert, dass das, was mich mein Opa als kleines Kind mit seinen Worten (bzw. der Bezugnahme auf die "zwei Hemden") gelehrt hat, eine Kernaussage von Leo XIII. in Rerum Novarum ist.

Ja, die alten Christdemokraten meiner Großelterngeneration waren noch bewundernswert!
Was genau begeistert dich an der "Almosenpflicht" die Papst Leo XIII. in Rerum Novarum einfordert?

Falls Dir von den alten Christdemokraten deiner Grosselterngeneration gelehrt wurde, das du nur aus freien Stücken anderen Dir wohlgefälligen Menschen helfen musst, wäre das eine Irrlehre. Denn eine Kernaussage von Papst Leo XIII. in Rerum Novarum ist, die Almosenpflicht Papst Leo XIII: lehrt … „Es ist seliger geben, als nehmen", und der Gericht halten wird über Spendung und Verweigerung der Almosen an seine Armen, so als wäre sie ihm geschehen: "Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan"…. oder …“wer Reichtum erhalten hat, sehe zu, daß er mit der Wohltätigkeit nicht säume;“….

Für die politisch Verantwortlichen eines Staates heisst das, der Sozialstaat und das Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes greift erst, wenn die gelehrte "Almosenpflicht" nicht oder nicht ausreichend erfüllt wird. Zu Grunde gelegt ist das Medianeinkommen (Medianwert) einer Gesellschaft. Der Sozialstaat muss laut Grundgesetz mit Gesetzen dafür sorgen das alle Bürger das haben, was sie zum Leben und zur Teilnahme an sozialen - kulturellen - politischen Gesellschaft-leben benötigen.(BVerfG, 1 BvL 1/09 vom 9.2.2010,) Damit ich auch von allen richtig verstanden werde, ich spreche von einen Sozialstaat und einer "sozialer Marktwirtschaft" wie diese bis ca. 1990 verstanden wurden.
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

@Pilger,

es ist Eines, auf die Pflicht hinzuweisen, das abzugeben, was über das Nötige hinausgeht.

Es ist ein Enderes, den Arbeitern das abzunehmen, was über das Nötige hinausgeht.

Da habe ich Leo XIII. schon ganz richtig verstanden.

Ich weiß, dass es die Pflicht gibt (die der Herr vorgibt), abzugeben. Aber ich bin dagegen, die Arbeiter zur Erfüllung dieser Pflicht zu zwingen.

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Pilger hat geschrieben:
Im Zusammenhang gelesen, ergibt sich ein ganz anderer Grundtenor, als die von Mirjanin angeführten Zitatfragmente erahnen lassen.
Keineswegs.

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

iustus hat geschrieben: es ist Eines, auf die Pflicht hinzuweisen, das abzugeben, was über das Nötige hinausgeht.

Es ist ein Enderes, den Arbeitern das abzunehmen, was über das Nötige hinausgeht.
Und noch einmal deutlicher:

Wenn der Gesetzgeber den Arbeitern das abnimmt, was über das für ihren Unterhalt Nötige hinausgeht und es denen gibt, die arbeiten könnten, aber nicht arbeiten, damit auch diese das für ihren Unterhalt Nötige haben, dann fragen sich die Arbeiter in aller Regel: Weshalb soll ich überhaupt arbeiten?

Das führt dann dazu, dass keiner mehr arbeitet, außer ein paar wenigen Idealisten, denen der Lohn nicht der einzige Ansporn ist, zu arbeiten.

Wenn ich mit Sozis diskutiere, weisen diese meist darauf hin, dass doch grundsätzlich jeder Arbeit wolle. Das glaube ich nicht. Grundsätzlich will jeder einen Arbeitsplatz, aber "arbeiten" nicht.

Aus den Erfahrungen von 40 Jahren Kommunismus-Sozialismus sollten wir eigentlich gelernt haben.

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Pilger hat geschrieben: Bei Licht betrachtet ist das Subsidiaritätsprinzip ein sehr gefährliches Prinzip, weil die größere Einheit stehst der Überzeugung ist, dass der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, sein Aufgabe selbst zu meistern. Erst dieser Trugschluss der den Subsidiaritätsprinzip zugrunde liegt, ermöglicht Katastrophen wie sie zuletzt bei der Loveparade in Duisburg zu beklagen waren.
Oder die nukleare Katastrophe von Fukushima Die verantwortlichen Menschen waren in der kleinen Einheit nicht in der Lage die Aufgabe der Sicherheit der Atomkraftwerke gegen Erdbeben und Tsunami zu gewährleisten. Ebenso ist der Bildungsschwund und die lückenhafte Betreuung und Förderung der Schüler eine Folge des Subsidiaritätsprinzip. Kleinere Einheiten Schule/Kommunen/Eltern sind sehr schnell mit dem erwünschten Bildungsauftrag und der Sicherstellung von ausreichender Betreuung bzw. Förderung ihrer Kinder überfordert. Das Subsidiaritätsprinzip ist ein Relikt aus einer Zeit in der das globale denken und handeln noch nicht erforderlich war. In der Zeit der Globalisierung geht die Verantwortung zunehmend auf Zentralen der Bildung und einer zentralen Gewährleistung der Chancengerechtigkeit in einer global ausgerichteten Zivilgesellschaft über. Der einzelne die Familie oder einzelne Institution oder Kommunen sind mit diesen Aufgaben überfordert.
Chancengerechtigkeit in Bildung und Ausbildung ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft.
Wenn ich so etwas lese, wird mir bang. Der Kommunismus feiert hier fröhliche Urständ:

Die Kinder den Eltern wegnehmen, weil die IMMER (und nicht nur in Einzelällen) überfordert sind, das Schulwesen zentralisieren (weil Berlin anscheinend bessere Lehrvorgaben macht als München), bis hin zur Organisation von großen Vergnügungsveranstaltungen. Am besten sollte überhaupt alles von Berlin oder besser Brüssel oder noch besser von Moskau aus organisiert werden.

Denn in größeren Einheiten und Organisationen sitzen ja immer Fachleute, die alles bestens richten.

:vogel:

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

iustus hat geschrieben: Wenn ich so etwas lese, wird mir bang. Der Kommunismus feiert hier fröhliche Urständ:

Die Kinder den Eltern wegnehmen, weil die IMMER (und nicht nur in Einzelällen) überfordert sind, das Schulwesen zentralisieren (weil Berlin anscheinend bessere Lehrvorgaben macht als München), bis hin zur Organisation von großen Vergnügungsveranstaltungen. Am besten sollte überhaupt alles von Berlin oder besser Brüssel oder noch besser von Moskau aus organisiert werden.

Denn in größeren Einheiten und Organisationen sitzen ja immer Fachleute, die alles bestens richten.

:vogel:
Drei persönliche Punkte.

1. Ich fürchte, du hast nicht einmal einen kleinen Schimmer was Kommunismus bedeutet. Ich habe den Eindruck, Du rufst nur immer Kommunismus, wenn Dir etwas nicht gefällt.

2. Die Kritik an den Eltern habe nicht ich geäußert sondern die bischöfliche Kommission:

Seite 25/26
….Manche Eltern sind sich nicht bewusst, wie wichtig Erziehung, frühe Bildung und Sprachkompetenz für ihre Kinder sind. Sie erkennen Defizite der frühkindlichen Entwicklung nicht rechtzeitig, weil sie z. B. die unentgeltlichen Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehmen. Oft wissen Eltern nicht, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Betreuung ist und dass sie sich aktiv um sie bemühen müssen. Manche nehmen auch schlechte schulische Entwicklungen ihrer Kinder einfach hin….

3. Viele Entscheidungen im Besonderen im Bezug auf den Euro (Finanz-Wirtschaftspolitik) werden in Europa zentral getroffen, ist das Deiner Meinung nach Kommunismus oder notwendig?
Wird in einer globalisierten Welt, die Bildung und Ausbildung nicht auch zum globalen Wert?
Komm bald Herr Jesu
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Die bischöfliche Kommission spricht im Gegensatz zu Dir völlig zu Recht von "Manchen" Eltern und davon, dass Eltern "oft" nicht wissen, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Betreuung ist.

Zieht sie auch den Schluss, das Subsidiaritätsprinzip im Bereich der Kindererziehung aufzugeben?

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von iustus »

Pilger hat geschrieben: 3. Viele Entscheidungen im Besonderen im Bezug auf den Euro (Finanz-Wirtschaftspolitik) werden in Europa zentral getroffen, ist das Deiner Meinung nach Kommunismus oder notwendig?
Das Subsidiaritätsprinzip besagt bekanntlich nicht, dass überhaupt keine größeren Einheiten tätig werden dürfen, sondern dass sie nur dann tätig werden dürfen, wenn die kleineren es nicht schaffen.

Ob das wirklich bei allen Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, der Fall ist, lasse ich einmal dahinstehen ...

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Mirjanin
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Mirjanin »

Pilger macht mir Angst :aengstlich:
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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Peregrin
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Peregrin »

Pilger hat geschrieben:Viele Entscheidungen im Besonderen im Bezug auf den Euro (Finanz-Wirtschaftspolitik) werden in Europa zentral getroffen, ist das Deiner Meinung nach Kommunismus oder notwendig?
Das klappt ja auch so prächtig, daß demnächst alle Läden leer sind.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Peregrin
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Peregrin »

Mirjanin hat geschrieben:Pilger macht mir Angst :aengstlich:
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Peregrin hat geschrieben:
Mirjanin hat geschrieben:Pilger macht mir Angst :aengstlich:
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Wer sich in seiner Torheit liebt, wird nicht zur Weisheit vordringen.
Augustinus Aurelius, (354 - 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger
Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."

Raphael

Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Raphael »

Pilger hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
Mirjanin hat geschrieben:Pilger macht mir Angst :aengstlich:
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Wer sich in seiner Torheit liebt, wird nicht zur Weisheit vordringen.
Augustinus Aurelius, (354 - 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger
Gib Du 'mal lieber konkrete Antworten auf konkrete Fragen, bevor Du Dich hier mit den fremden Federn des Augustinus schmückst!

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Pilger
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

Raphael hat geschrieben: Gib Du 'mal lieber konkrete Antworten auf konkrete Fragen, bevor Du Dich hier mit den fremden Federn des Augustinus schmückst!
Für mich liegt die Antwort auf Deine Frage konkret und kristallklar offen, denn der Wunsch eines Menschen, das Notwendige zu besitzen, hat noch keinen Menschen geschadet, die Struktur der Sünde entsteht erst, wenn der Mensch nach Dingen strebt die er nicht wirklich braucht. Keine Gesellschaft wurde durch das streben nach gesunder Nahrung, sauberen Wasser reiner Luft, oder vollendeter Kunst ins Verderben gestürzt, sondern Gesellschaften nehmen immer dann Schaden, wenn die Gier nach Sex, Gold, Schätzen, Arbeitssklaven, Macht unverdientem Ruhm und der Hang zu grundloser Überheblichkeit zur allgemeinen Norm erhoben wird.

Das christliche Menschenbild stellt das Gemeinwohl und den Gemeinsinn einer Gesellschaft über einen übersteigerter Individualismus mit seiner ausgeprägten Betonung des Wertes der Selbstverwirklichung und der unbegrenzbaren Freiheit des Menschen. In einer säkularisierten, permissiven, pluralistischen Gesellschaft darf sich die katholische Kirche und das christliche Menschenbild dem Zeitgeist nicht unkritisch unterordnen, das Primat der Ethik muss gegenüber der Wirtschaftsordnung und der neoliberalen Ideologie aufrecht erhalten werden.
Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."

Raphael

Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Raphael »

Pilger hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Pilger hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
Mirjanin hat geschrieben:Pilger macht mir Angst :aengstlich:
Gib Du 'mal lieber konkrete Antworten auf konkrete Fragen, bevor Du Dich hier mit den fremden Federn des Augustinus schmückst!
Für mich liegt konkret und kristallklar offen, das der Wunsch eines Menschen, das Notwendige zu besitzen, noch keinen Menschen geschadet hat, die Struktur der Sünde entsteht erst, wenn der Mensch nach Dingen strebt die er nicht wirklich braucht. Keine Gesellschaft wurde durch das streben nach gesunder Nahrung, sauberen Wasser reiner Luft, oder vollendeter Kunst ins Verderben gestürzt, sondern Gesellschaften nehmen immer dann Schaden, wenn die Gier nach Sex, Gold, Schätzen, Arbeitssklaven, Macht unverdientem Ruhm und der Hang zu grundloser Überheblichkeit zur allgemeinen Norm erhoben wird.

Das christliche Menschenbild stellt das Gemeinwohl und den Gemeinsinn einer Gesellschaft über einen übersteigerter Individualismus mit seiner ausgeprägten Betonung des Wertes der Selbstverwirklichung und der unbegrenzbaren Freiheit des Menschen. In einer säkularisierten, permissiven, pluralistischen Gesellschaft darf sich die katholische Kirche und das christliche Menschenbild dem Zeitgeist nicht unkritisch unterordnen, das Primat der Ethik muss gegenüber der Wirtschaftsordnung und der neoliberalen Ideologie aufrecht erhalten werden.
Dieser Wortschwall ist das Gegenteil von einer konkreten Antwort, sondern vielmehr ideologisierter Soziologensprech! :daumen-runter:

Ich darf daran erinnern, daß bereits im Dekalog Eigentum als Rechtsgut festgelegt ist. Wenn der Staat also aufgrund von anderen Rechtsgütern in die Rechtssphäre des Bürgers eingreifen will, bspw. bei der Besteuerung oder bei den Sozialabgaben, dann reicht dieser Soziologensprech nicht aus, um eine gute Begründung zu liefern.

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von lifestylekatholik »

Raphael hat geschrieben:Dieser Wortschwall ist das Gegenteil von einer konkreten Antwort, sondern vielmehr ideologisierter Soziologensprech! :daumen-runter:
Vor allem ist er agrammatisch. Pilger scheint keine höhere Bildung genossen zu haben. Es ist peinlich, dass er so ein Wortgeklingel macht, da an jeder Ecke deutlich wird, dass er es nicht beherrscht. Er wäre 1. glaubwürdiger und 2. verständlicher, wenn er sich bemühte, in einfachen, klaren Sätzen und mit einfachen, verständlichen Worten zu reden.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Pilger »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Dieser Wortschwall ist das Gegenteil von einer konkreten Antwort, sondern vielmehr ideologisierter Soziologensprech! :daumen-runter:
Vor allem ist er agrammatisch. Pilger scheint keine höhere Bildung genossen zu haben. Es ist peinlich, dass er so ein Wortgeklingel macht, da an jeder Ecke deutlich wird, dass er es nicht beherrscht. Er wäre 1. glaubwürdiger und 2. verständlicher, wenn er sich bemühte, in einfachen, klaren Sätzen und mit einfachen, verständlichen Worten zu reden.
Ich bin für konstruktive und sachlich bezogene Kritik hinsichtlich meiner Meinungsäusserungen zum Diskussionsthema immer offen und bereit daraus zu lernen.

Aber wenn jemand als selbsternannter "Oberlehrer" ein argumentum ad hominem anführt, ohne sich auch nur mit einem Wort zum Diskussionsthema zu äussern, gehe ich davon aus, das er dies als eine Kunst der rabulistischen Strategie (Wortklauberei - ist die beabsichtigte einseitige und kleinliche Auslegung von Begriffen, Texten , Rechtschreibung und Grammatik durch die deren Sinn auf ihre ursprüngliche Bedeutung reduziert wird,) nützt. Als ein Instrument des Unfriedens einsetzt. Wer dialektisch rabulisiert, will unter allen Umständen recht behalten und den anderen in Misskredit bringen.
argumentum ad hominem (lateinisch „Beweisrede zum Menschen“) wird ein Argument verstanden, in dem die Position oder These eines Streitgegners durch einen Angriff auf persönliche Umstände oder Eigenschaften seiner Person angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht, wie bei einem argumentum ad populum die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen. Es kann in der Rhetorik auch bewusst als polemische und unter Umständen auch rabulistische Strategie eingesetzt werden.
lifestylekatholik, wie ist Deine Meinung im Bezug zur Sozialethik/ christliche Sozialethik ?
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von martin v. tours »

Hallo Pilger
In deinem Text ist mir die Formulierung aufgefallen:
... Sünde entsteht erst, wenn der Mensch nach Dingen strebt die er nicht wirklich braucht.....

Wenn sich deine Argumentation auf diese Aussage aufbaut,dann : Danke schön!
WER soll/darf/muss denn entscheiden was der Mensch wirklich braucht?
Klar Nahrung brauchen wir, aber muss sie auch gut schmecken? Hauptsache sie stilt den Hunger und damit ist der Zweck erfüllt.
Es gibt so viele Dinge die der Mensch nicht braucht: Schmuck,Kleidung die über Funktionskleidung hinausgeht, Kosmetik,Alkohol, Urlaub im Ausland....
Es gebe noch viele Dinge die vielleicht für DICH unnötig sind, jemandem anderen aber viel bedeuten.
Schau Dir ALLE kommunistischen Paradiese an, die der Mensch jemals auf dieser Erde versucht hat zu erschaffen- sie wurden zur Hölle auf Erden.
Gott beschütze uns vor allen jakobinischen Besserwissern.(besonders denen mit christlichem Tarnanstrich)

martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

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lifestylekatholik
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von lifestylekatholik »

martin v. tours hat geschrieben:WER soll/darf/muss denn entscheiden was der Mensch wirklich braucht?
Na, die Arbeiterkartelle, oder hast du nie Rocker gelesen?
Quelle hat geschrieben:Die anarchosyndikalistischen Gesellschaft koordiniert die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige als selbstständige und autonome Glieder des allgemeinen Wirtschaftens. Sie vernetzt die Gesamtproduktion und Versorgung im Sinne Aller, aufgrund gegenseitiger und freier Vereinbarung.

Vollversammlungen und deren Delegierte sind die Mittel zur Entscheidungsfindung und Beschlußfassung. Statt Diktatur oder Stellverteterpolitik durch Parlamente tritt die direkte Demokratie. Die Produktion wird an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet, und eine gerechte, gleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sowie von Bildung, Kultur, Gesundheitswesen usw. findet statt. Der Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen Aller und die Menschenrechte werden respektiert.

Anarchosyndikalismus bedeutet nicht nur Gewerkschaftskampf und eine gewaltfreie Gesellschaftsordnung. Damit entsteht eine andere Ethik und Philosophie, Kultur, positive Utopien als Vorraussetzung zur Veränderung, und eine entsprechende Praxis. Es gilt, Organisierung von unten gemeinsam mit möglichst vielen Menschen weiterzuentwickeln, und dabei die gemachten Erfahrungen einzubeziehen. Die Verteidigung der Weiterentwicklung benötigt auch Abwehrkämpfe, zB. gegen Entgarantierung von sozialen Errungenschaften, gegen Unterdrückung von Minderheiten, gegen Patriarchat, Rassismus und Faschismus. Sie bedeutet aber auch Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik, zB. an versteckten Machtmechanismen von Individuen und Gruppen, und/ oder Strukturen.

AnarchosyndikalistInnen organisieren sich heute in allen sie direkt betreffenden Lebensbereichen, also auch im Stadtteil, in verschiedensten sozialen und gesellschaftlichen Initiativen von Menschen, die das Leben frei, selbstbestimmt und solidarisch gestalten wollen. Sie werden zunehmend wichtiger in einer Welt, die eine neue, bessere Ordnung dringend benötigt.
Zweimal drei macht vier widdewiddewitt ...
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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martin v. tours
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von martin v. tours »

Das ganze Geschreibsel ist doch Gehirnmasturbation von Menschen die noch nie körperlich gearbeitet haben.
Die Befreier und Beglücker der Massen, waren selten Teil der Masse.Es mag schon auch solche gegeben haben,aber die meisten Revolutionäre die ich kenne, waren "Intellektuelle" und verwöhnte Bubi`s wohlhabender Eltern.
martin v. tours
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Re: Chancengerechte Gesellschaft -Sozialethische Stellungnahme

Beitrag von Torsten »

Der rechte Abschied von der Politik
Constantin Seibt 06.08.2011

Charles Moore ist Konservativer bis in die Knochen. Er war 20 Jahre lang Chefredakteur strenger und konservativer Zeitungen, zuletzt des «Telegraph». Er konvertierte zum Katholizismus, ist ein beliebter Gast des Papstes und der offizielle Biograf von Margaret Thatcher. Vorletzte Woche schrieb Moore eine Kolumne, die sein ganzes Leben in Frage stellt.

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