Piusderdritte hat geschrieben:Maurus,
ganz so einfach würde ich die Sache nicht sehen!
1)Welchen militärischen Sinn macht es für Assad jetzt Giftgas einzusetzen wo er z.Zt. eh überlegen ist und ständig Gebiete zurück gewinnt?
Das weiß ich doch nicht. Ich behaupte auch gar nicht, dass Assad das getan hat. Ich schließe es aber auch nicht aus. Auch wenn klar ist, dass die Rebellen wenigstens größtenteils Verbrecher sind, heißt das ja noch nicht, dass Assad ein Engel ist. Für ihn spricht allerdings, dass Syrien zuvor ein stabiler Staat war, wenn auch autokratisch und mit dubiosem Sicherheitsapparat*. Nach ihm wird definitiv das Chaos kommen, insbesondere falls ein westliches Besatzungsregime errichtet würde. Denn bei den rivalisierenden Banden, auf die man sich da jedenfalls stützen müsste, gäbe es denselben Effekt wie in Afghanistan.
Des Weiteren sind solche Logikanalysen ("warum hätte er sollen...") immer von dem Nachteil behaftet, dass es eben Logikanalysen sind. Sie können irrationales Verhalten nicht erklären, zweifellos aber gibt es irrationale Entscheidungen. In diesem Fall kommt noch dazu, dass uns viele Faktoren unbekannt sind. Die Theoretiker hier haben es doch mit abgekarteten Spielen, also wieso sollte nicht mal Assad der Spieler sein? Er setzt Chemiewaffen ein, um einen Militäreinsatz zu provozieren. Gleichzeitig kann er sicher sein, dass die westliche Bevölkerung den Krieg nicht will und es aus Russland und Co genügend Gegenpropaganda gibt, die den Krieg zweifelhaft erscheinen lässt. So kann er die westlichen Politiksysteme destabilisieren. Wenn's nicht hinhaut, geht er eben in ein nettes Exil.
Piusderdritte hat geschrieben:2) Giftgas waren in den letzten 5-6 Kriegen immer der Anlaß für den Kriegsbeginn. Erwisenermaßen haben die Amerikaner immer gelogen! Das die Amis lügen das sich die Balken biegen sollte wohl den Dümmsten mittlerweile klar sein.
Richtig, nur sind die Amerikaner gar nicht die Urheber des Vorwurfs. Der Theoretiker wird natürlich einwenden: Alles nur Trick. Man lässt andere lügen und schlägt dann "notgedrungen" zu. Freilich hat Obama gar nicht erkennen lassen, einen Krieg in Syrien zu wollen. Wieder meldet sich der Theoretiker: Alles nur Trick. In Wirklichkeit will er natürlich und wartet nur auf einen günstigen Moment. Und natürlich will er nicht als Kriegstreiber dastehen. Kann sein. Kann aber auch nicht sein.
Piusderdritte hat geschrieben:3) Im Grunde geht es um den Iran, der schon seit 1990 in 2 Jahren die A-Bombe fertig haben solllte.
Dem Iran kann das doch nur recht sein. Gut, er verliert vielleicht einen Verbündeten. Aber der Westen wird sich ohne Zweifel wieder diskreditieren, der Iran kann anschließend Russland enger an sich binden, das ebenfalls einen Verbündeten verloren hat. Der Gewinner des Irakkriegs von 2003 war ja auch schon der Iran, der durch den Wegfall des großen Feindes Saddam zu einer Regionalmacht am Golf aufgestiegen ist. Die mit den USA verbündeten Araberstaaten decken sich ja nicht aus Spaß mit milliardenteurem Kriegsgerät ein. Die haben Schiß, unter iranischen Einfluss zu geraten.
*) In Nahost und anderswo steht der Nachweis immer noch aus, ob eine Demokratie nach westlichen Maßstäben überhaupt möglich ist.