Ungarn schafft "die Demokratie" ab

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Haiduk
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Aus Österreich meldete sich bislang nur der direkt betroffene GPA-Vorsitzender Franz C. Bauer zu Wort und sprach von einem "unglaublichen Gesetz, das uns alle betrifft".

Besonders kritikwürdig sei die Aufweichung des Informantenschutzes. "Damit ist in Ungarn das Redaktionsgeheimnis inexistent, es gibt keinen Informantenschutz mehr. Die ungarische Regierung stellt sich mit dieser Einführung der Zensur auf eine Ebene mit Diktaturen. Meinungsfreiheit ist damit in unserem Nachbarstaat beseitigt."
Das hier betrifft eigentlich die Debatte um die Wikileaks-Enthüllungen. Wenn Zeitungen etwas berichten und sich dann weigern, ihre Quellen offenzulegen, kann das natürlich mißbraucht werden. Ungarn ist nur konsequent, wenn es nun für quelloffene Medien eintritt.

http://kurier.at/nachrichten/259778.php
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Gamaliel
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Gamaliel »

Haiduk hat geschrieben:Wenn Zeitungen etwas berichten und sich dann weigern, ihre Quellen offenzulegen, kann das natürlich mißbraucht werden. Ungarn ist nur konsequent, wenn es nun für quelloffene Medien eintritt.
Sehr richtig!

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Robert Ketelhohn
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hier mal wieder ein Beispiel besonders dreister Manipulation durch die Systemmedien:
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ie-EU.html
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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Hier mal wieder ein Beispiel besonders dreister Manipulation durch die Systemmedien:
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ie-EU.html
Ein ekelhaftes Pamphlet. Und peinlicherweise genau der Beleg dafür, dass derlei Gesetze überfällig sind.
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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

http://www.zeit.de/politik/ausland/21 ... diengesetz
Ungarn wird sein neues Mediengesetz nicht ändern. "Wir denken nicht im Traum daran", sagte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán am späten Donnerstagabend im regierungsnahen Privatsender Hir TV. Es gebe in dem Gesetz keinen einzigen Passus, der nicht der Mediengesetzgebung "irgendeines" EU-Landes entspreche. "Ich bin nicht geneigt, mit zitternden Knien auf Parlamentsdebatten oder ein westliches Echo zu reagieren", sagte Orbán.
:klatsch:
Ausdrücklich ging der Regierungschef auf die Kritik deutscher Politiker ein. "Was die arme deutsche Bundeskanzlerin betrifft, so ist sie da hereingezogen worden", sagte Orbán. Angela Merkels Sprecher habe nur gesagt, dass ein EU-Staat EU-Normen einhalten müsse. Und "Ungarn tut dies auch", sagte er Orbán. Die Kritik des luxemburgischen Außenministers Jean Asselborn am Mediengesetz repräsentiere außerdem nicht den Standpunkt der Regierung.
:kugel: :daumen-rauf:
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Lioba
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Lioba »

Ich bin nicht unbedingt begeistert von so einem Gesetz.
Andererseits wird nur der seine Freiheit bewahren, der mit ihr umgehen kann.
Die Schwierigkeit liegt oft nicht darin, dass eine Zeitung zu einer bestimmten politischen Richtung tendiert- solange Fakten nicht gefiltert werden und man sauber argumentiert.
Was aber wenn sich die freie Presse selber ihr Grab schaufelt durch Geldgier, Sensationshascherei, schlampige Recherche, schlicht schlechten Journalismus?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Maurus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Maurus »

cantus planus hat geschrieben:Laut "Focus" scheint es genau um das zu gehen, was ich oben sagte:
Focus hat geschrieben:Das neue Mediengesetz sieht die Einrichtung eines sogenannten Medienrates vor, dem fünf Mitglieder der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz angehören sollen. Das Gremium soll Rundfunkbetriebe, Zeitungen und Zeitschriften, deren Berichte als „nicht politisch ausgewogen“ erachtet werden, mit hohen Geldbußen belegen dürfen. Journalisten müssen dem Gesetzentwurf zufolge zudem ihre Quellen offenlegen, wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit geht.

Das ungarische Parlament verankerte die Macht der umstrittenen Medienbehörde NMHH in der Verfassung. Demnach darf der Präsident der NMHH ohne parlamentarische Kontrolle Verordnungen und Vorschriften erlassen. Der Beschluss wurde mit der Zweidrittelmehrheit der regierenden rechtsnationalen Partei Fidesz gefällt.
Also: es wird einen Rat geben, der die Presse in gewissen Grenzen hält. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Wie Gamaliel sehr richtig anmerkte: die Auswüchse einer als nachgerade sakrosankt begriffenen Pressefreiheit sorgen nicht für mehr Demokratie, sondern schaffen im Gegenteil Chaos und Dekadenz. Wir können das an der Entwicklung in Deutschland sehr schön sehen. Hier wird nicht die Pressefreiheit abgeschafft, sondern seit Jahren der Souverän, das Volk!, entmachtet. Und kein Käseblatt kräht danach.

Zudem wird, laut Bericht, weder Zensur geübt noch freie Presse abgeschafft: im Gegenteil soll dieser Rat über ausgewogene Berichterstattung wachen. Auch das halte ich für positiv, zumal lediglich Geldbußen vorgesehen sind.
Die Frage ist halt, was der Rat unter "ausgewogener Berichterstattung" versteht.

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Peregrin
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Peregrin »

Maurus hat geschrieben: Die Frage ist halt, was der Rat unter "ausgewogener Berichterstattung" versteht.
So "ausgewogen" wie jetzt bringen es die allemal hin.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Maurus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Maurus »

Peregrin hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Die Frage ist halt, was der Rat unter "ausgewogener Berichterstattung" versteht.
So "ausgewogen" wie jetzt bringen es die allemal hin.
Mich würden mal die Kommentare interessieren, die hier stünden, wenn die Merkel-Regierung so ein Gesetz machte.

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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

In meinem Fall: dasselbe.
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lifestylekatholik
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von lifestylekatholik »

Maurus hat geschrieben:Mich würden mal die Kommentare interessieren, die hier stünden, wenn die Merkel-Regierung so ein Gesetz machte.
Hier gibt’s die Forenkommentare, als die Niedersächsische Landesregierung eine ähnliche Idee hatte.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Maurus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Maurus »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Mich würden mal die Kommentare interessieren, die hier stünden, wenn die Merkel-Regierung so ein Gesetz machte.
Hier gibt’s die Forenkommentare, als die Niedersächsische Landesregierung eine ähnliche Idee hatte.
Erhellend. Danke.

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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Nein. Das ist nicht vergleichbar. Gegen den niedersächsischen Unsinn habe ich mich klar ausgesprochen, weil es hier nicht um Sachlichkeit oder "ausgewogene Berichterstattung" ging, sondern tatsächlich um ungenierte Pressezensur. So sollte nur noch positiv über Migration etc. berichtet werden. Das schlägt ja nun wirklich dem Faß den Boden aus!

Ich kann im Augenblick nichts an dem ungarischen Gesetz erkennen, dass in dieselbe Richtung ginge.
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Torsten
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Torsten »

cantus planus hat geschrieben:Ich kann im Augenblick nichts an dem ungarischen Gesetz erkennen, dass in dieselbe Richtung ginge.
Stimmt. In Niedersachsen ist es beim Unsinn geblieben. ;)

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Maurus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Maurus »

cantus planus hat geschrieben:Nein. Das ist nicht vergleichbar. Gegen den niedersächsischen Unsinn habe ich mich klar ausgesprochen, weil es hier nicht um Sachlichkeit oder "ausgewogene Berichterstattung" ging, sondern tatsächlich um ungenierte Pressezensur. So sollte nur noch positiv über Migration etc. berichtet werden. Das schlägt ja nun wirklich dem Faß den Boden aus!

Ich kann im Augenblick nichts an dem ungarischen Gesetz erkennen, dass in dieselbe Richtung ginge.
Es ist doch wohl klar, das mit "ausgewogener Berichterstattung" im Endeffekt Hofberichterstattung über die Regierungsarbeit gemeint ist. In der Methodik ist das von der niedersächsischen Idee nicht sonderlich verschieden.

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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Du setzt etwas voraus, für das ich derzeit keinen Beleg sehe.
Ich stimme dir ja zu, dass ein solches Gesetz dergestalt instrumentalisiert werden könnte. Aber ich schrieb weiter vorne ja auch, dass wir - namentlich in Deutschland - auch ziemliche Schräglagen in der Berichterstattung haben. Ohne ein solches Gesetz, wohlgemerkt.
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Maurus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Maurus »

cantus planus hat geschrieben:Du setzt etwas voraus, für das ich derzeit keinen Beleg sehe.
Ich stimme dir ja zu, dass ein solches Gesetz dergestalt instrumentalisiert werden könnte.
Die Erfahrung lehrt, dass Machthaber Medienkontrolle für ihre Zwecke einsetzen. Ungarn wird da keine Ausnahme sein.
Aber ich schrieb weiter vorne ja auch, dass wir - namentlich in Deutschland - auch ziemliche Schräglagen in der Berichterstattung haben. Ohne ein solches Gesetz, wohlgemerkt.
Das ist hier aber hauptsächliche eine Frage der Konzentration der Medienkonzerne und der jeweiligen Familien. Zwar gibt es hier auch Medien, die man zurecht als Staatsfunk bezeichnen könnte, aber die Einflussmöglichkeiten der Regierung sind eben wesentlich geringer. Trotzdem nutzen sie ihn aus, siehe den Fall Brender. Sie tun, was immer ihnen im Rahmen der Gesetze erlaubt ist. Daher halte ich es für keine gute Idee, einer Regierung ein Instrument in die Hand zu geben, mit dem sie unter dem Vorwand, die Berichterstattung sei "nicht ausgewogen" gegen die Medien vorgehen können.

Caviteño
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Caviteño »

Interview mit dem Herausgeber einer deutsch-sprachigen Wochenzeitung in Ungarn über das neue Mediengesetz.
Er bezeichnet die westliche Kritik als überzogen.
Also alles übertriebene Hysterie?

Ich sehe weniger in dem Mediengesetz als in den ungarischen Zuständen ein Problem. Pressefreiheit ist kein Selbstzweck. Unter den acht Jahre lang regierenden Sozialisten gab es eine umfassende Pressefreiheit. Sie konnte aber nicht verhindern, dass sich die politische Klasse und ihnen nahestehende Kreise auf Kosten des Gemeinwohls hemmungslos bereicherten, während das ihnen anvertraute Land an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs glitt. Wo waren all die Mahner und selbsternannten Ungarnfreunde, als das Land acht Jahre lang immer tiefer im Sumpf von Korruption und Misswirtschaft versank? Ich finde es heuchlerisch, gerade jetzt oberlehrerhaft den Zeigefinger zu heben, wo sich eine Regierung - zugegeben: teilweise sehr unbeholfen und laienhaft - anschickt, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
http://www.faz.net/s/RubE9EEF84AC1E4A3 ... ntent.html

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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Mein Reden.
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Haiduk
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Caviteño hat geschrieben:Interview mit dem Herausgeber einer deutsch-sprachigen Wochenzeitung in Ungarn über das neue Mediengesetz.
Er bezeichnet die westliche Kritik als überzogen.
Scheinbar kennt bislang auch niemand den Wortlaut dieses Gesetzes. Aus dem FAZ-Interview:
Kennen Sie das neue Gesetz im Wortlaut?

Nein, und da bin ich sicher keine Ausnahme. Die heftigen Reaktionen um das eben erst in Ansätzen bekannte ungarische Mediengesetz erinnern mich an die Hysterie um den ehemaligen Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin und seinen späteren Bestseller. Noch bevor sich dessen Kritiker überhaupt die Mühe machten, es zu lesen oder überhaupt zur Hand zu nehmen, wurde es von ihnen massiv zerrissen.
Auch Bernd Posselt weist als außenpolitischer Sprecher der CSU im Europaparlament darauf hin, daß bisher kaum etwas über dieses Gesetz bekannt ist.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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cantus planus
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Es ist in der EU seit langem üblich, dass man souveräne Staaten rücksichtslos auf Linie zwingt, ohne die Sachlage zu kennen.
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Torsten
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Torsten »

Haiduk hat geschrieben:Scheinbar kennt bislang auch niemand den Wortlaut dieses Gesetzes.

Auch Bernd Posselt weist als außenpolitischer Sprecher der CSU im Europaparlament darauf hin, daß bisher kaum etwas über dieses Gesetz bekannt ist.
Es ist zu vermuten, dass die Verfasser des Gesetzes selber sich bisher nur über den Grundrahmen im klaren sind, und erst einmal in der praktischen Anwendung des Gummiparagraphen schauen müssen.

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Haiduk
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Hier die sehr ausführliche Stellungnahme Ungarns vom 23. Dezember zu der Kritik am Mediengesetz.

Auf die Kritik wird u.a. mit Verweisen auf ähnlich geartete Mediengesetze in anderen EU-Staaten reagiert. Um entscheiden zu können, ob diese Gesetze wirklich vergleichbar sind, muß man wohl Fachmann auf dem Gebiet der Medienkontrolle sein :umkuck:
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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Petur
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Petur »

Haiduk hat geschrieben:Angeblich schafft man in Ungarn gerade "die Demokratie" ab:

«Ungarns Regierung schafft die Demokratie ab»

Ungarn: Presse so wenig frei „wie in Weißrussland“

Hier ein zwar anti-klerikaler, aber dennoch informativer Artikel:

Urbi et Orbán: Der ungarische Regierungschef beim Papst - die Klerikalisierung der Gesellschaft

Was ist davon zu halten?
Ultraliberale und sozialistische (also exkommunistische /die ehemaligen Genossen sind jetzt aber neoliberal und wildkapitalistisch/) Hetzkampagne. Lügen, falsche Interpretationen, Halbwahrheiten. Ungarn hat eine Regierung, die patriotisch (im besten Sinne des Wortes) ist, die die moralischen, christlichen Werte für grundsätzlich hält. Ist das Fundamentalismus? Dann freue ich mich, dass wir eine"fundamentalistische" Regierung haben. Sie will die Demokratie gar nicht abschaffen, doch sie will gegen die "Vergewaltigung" der Demokratie, die die frühere (pseudo)linke Regierung begangen hat, auftreten. Wer nicht in Ungarn lebt, kann sich nicht vorstellen, was hier in den letzten 8 Jahren geschehen ist. Die westliche Presse sieht alles durch die Brille der "linken" Opposition. Ihre ausländischen Freunde (Politiker, Journalisten) kritisieren das neue Pressegesetz vehement, obwohl sie den Text gar nicht kennen, es gibt noch keine Übersetzungen. Haben sie auch 2006, zur Zeit der brutalen Polizeiattacken in Budapest, die der "linken" Regierung und persönlich dem damaligen Ministerpräsidenten Gyurcsány zu "verdanken" sind, protestiert? Damals waren diese Damen und Herren nicht besorgt um die ungarische Demokratie.

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Petur
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Petur »

cantus planus hat geschrieben:Mir scheint da lediglich ein mutiger Präsident Hand an den Pressemoloch zu legen. Das wäre in der Tat auch bei uns mehr als überfällig.
Dass die Spießgesellen der Journaille aller Länder jetzt aufheult, ist eine logische Konsequenz.
Ja, es geht wirklich darum.

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Niels
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Niels »

Petur hat geschrieben:
Haiduk hat geschrieben:Angeblich schafft man in Ungarn gerade "die Demokratie" ab:

«Ungarns Regierung schafft die Demokratie ab»

Ungarn: Presse so wenig frei „wie in Weißrussland“

Hier ein zwar anti-klerikaler, aber dennoch informativer Artikel:

Urbi et Orbán: Der ungarische Regierungschef beim Papst - die Klerikalisierung der Gesellschaft

Was ist davon zu halten?
Ultraliberale und sozialistische (also exkommunistische /die ehemaligen Genossen sind jetzt aber neoliberal und wildkapitalistisch/) Hetzkampagne. Lügen, falsche Interpretationen, Halbwahrheiten. Ungarn hat eine Regierung, die patriotisch (im besten Sinne des Wortes) ist, die die moralischen, christlichen Werte für grundsätzlich hält. Ist das Fundamentalismus? Dann freue ich mich, dass wir eine"fundamentalistische" Regierung haben. Sie will die Demokratie gar nicht abschaffen, doch sie will gegen die "Vergewaltigung" der Demokratie, die die frühere (pseudo)linke Regierung begangen hat, auftreten. Wer nicht in Ungarn lebt, kann sich nicht vorstellen, was hier in den letzten 8 Jahren geschehen ist. Die westliche Presse sieht alles durch die Brille der "linken" Opposition. Ihre ausländischen Freunde (Politiker, Journalisten) kritisieren das neue Pressegesetz vehement, obwohl sie den Text gar nicht kennen, es gibt noch keine Übersetzungen. Haben sie auch 2006, zur Zeit der brutalen Polizeiattacken in Budapest, die der "linken" Regierung und persönlich dem damaligen Ministerpräsidenten Gyurcsány zu "verdanken" sind, protestiert? Damals waren diese Damen und Herren nicht besorgt um die ungarische Demokratie.
Danke für Deinen Beitrag, Petur! :ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Haiduk
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Neue ungarische Medienbehörde agiert sofort:
Am ersten Tag ihres Bestehens hat die ungarische Medienbehörde NMHH gegen den Budapester Privatsender Tilos Radio ein Verfahren eingeleitet. Der Grund: Der Sender hat den angeblich jugendgefährdenden Song «It's on» des amerikanischen Rappers Ice-T gesendet.

Wie ungarische Medien berichteten, nahm die sozialistische Oppositionspartei MSZP den Sender in Schutz. Ob und wie Tilos Radio bestraft wird, war zunächst unklar.
Statt sich mit der Frage zu befassen, ob dieser "Song" (warum schreibt die NZZ nicht von einem Lied?) nicht vielleicht tatsächlich jugendgefährdend ist, wird nur das unqualifizierte Zeug wiedergegeben, womit sich ungarischen Sozialisten hierzu zu Wort meldeten.

Den Liedtext kann man sich hier durchlesen. Anhören kann man es sich da. Gewaltverherrlichend ist dieses Lied allemal.
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Der ORF macht sich lächerlich:
Warum gerade durch die Ausstrahlung des Songs - einem recht gewöhnlichen „Gangsta-Rap“ mit den üblichen Gewalt- und Sexismus-Versatzstücken, wie sie inzwischen in jedem zweiten Hitparadensong vorkommen - die ungarische Jugend gefährdet worden sei, begründete die NMHH nicht.
:D
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von cantus planus »

Ich befürchte, die meinen das auch noch ernst. :hmm:
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Torsten
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Torsten »

Was haste denn da für'ne Platte laufen?

Schwarzer Gangsta-Rap.

Das klingt ja verboten!

Du sagst es.

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Haiduk
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Haiduk »

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien sieht Gangsta-Rap auch nicht unkritisch. Sie schreiben:
Wenn Eltern nicht mehr weiter wissen

Es wäre verkehrt, dem Argument zu folgen, Gangsta-Rap sei für sein Publikum längst zur Lebenskultur geworden und man dürfe nicht durch Indizierung die gewünschte Lebensführung unmöglich machen. Die Randgruppe einer Subkultur - und um nichts anderes handelt es sich hier – würde hiermit die gesellschaftliche Norm bestimmen. Eine Subkultur, in der Gewalt, Frauenfeindlichkeit, Hass auf Homosexuelle, Drogenkonsum und Chancenlosigkeit dominieren, kann keine gewünschte Lebensführung sein.
Hier scheinen mir die Verantwortlichen dieser Bundes-Einrichtung dann aber doch sehr hilflos:
Vielmehr ist zu fragen, wie es zu dieser - aus Sicht der Betroffenen - auswegslosen Marginalisierung kommt und wie man die Jugendlichen unterstützen kann, sich aus dieser Situation in Richtung Integration zu lösen.

* Jugendämter, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Lehrkräfte können Eltern in ihrer Erziehungsanstrengung unterstützen;
* in der Prävention Tätige, Jugendhäuser, Medienzentren können mit aktiver Medienarbeit die Medienerziehung neu ausrichten helfen
* und schließlich kommt therapeutische Hilfe in Betracht.
Die Eltern, die ihre Kinder in therapeutische Behandlung schicken, würde ich gerne sehen ;)
Wie kommen Eltern aus der Rolle der "bösen" Eltern, wenn sie die Einhaltung von Regeln einfordern? Indem alle am Erziehungsprozess Beteiligten die gleichen Aussagen treffen, indem alle an einem Strang ziehen. Dabei lassen sich die Lehrerinnen und Lehrer einbinden, die Jugendämter, alle Erwachsenen, mit denen die Kinder oder Jugendlichen Kontakt haben. Wenn sie alle die gleichen Grenzen setzen zu Frauenfeindlichkeit, Drogen, Gewalt bedeutet dies nicht nur eine arbeitsmäßige Entlastung für die Eltern, sondern auch eine inhaltliche. Alle setzen die gleiche Norm und der oder die Jugendliche erkennt seine/ihre Abweichung vom Normalen leichter und schneller und der Einsichtsprozess kann beginnen.
"... indem alle an einem Strang ziehen." Genau das lebt die ungarische Medienbehörde vor, indem sie sexistische und gewaltverherrlichende Musik aus den öffentlichen Medien verbannt.
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Torsten
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Re: Ungarn schafft "die Demokratie" ab

Beitrag von Torsten »


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