(Hervorhebung von mir)Die beiden Reporter haben ihren mehrfach ausgezeichneten Film von 211 noch einmal aktualisiert. Die Reportage bringt uns nicht nur auf den neuesten Stand, wie es weitergegangen ist mit den Schreckensmännern der Familie Sürücü. Selbstbewusst geben die Brüder Auskunft über ihr ungebrochenes Verständnis von Macht, gewalttätiger Erziehung und Familienehre. Keine Reue hat in diesem geschlossenen Weltbild Platz, kein Mitgefühl: Es sei richtig gewesen, Hatun zu richten, weil sie gemacht habe, was sie wollte. Das dürfe nicht sein, und wenn diese seit Generationen und durch den Islam legitimierte Auffassung von Recht und Gesetz in Deutschland Ärger mache, lebe man besser wieder in der Türkei. Einer der Brüder schwärmt inzwischen für die IS-Terroristen, ein anderer sorgt für „Ehre“ und „Frömmigkeit“ der Schwestern, die das brav aufzusagen wissen vor der Kamera.
Der verurteilte Mörder Ayhan ist inzwischen wieder frei, er wurde im vergangenen Sommer nach Verbüßung seiner Haftstrafe in die Türkei abgeschoben. Deiß und Goll besuchten ihn im Gefängnis, später in Istanbul, wo er im großen Haus des Bruders Mutlu, der sich der Bestrafung durch Flucht entzog, untergekommen ist. Noch einmal erzählt Ayhan, dass er keine Deutschen kannte, auch nicht kennen wollte. Dass sein Machtanspruch als Familienvorstand von der Schwester bedroht wurde, mitten im weltoffenen Berlin. Als eine andere, gefährliche Welt erscheint diese Stadt; ihren seiner Ansicht nach verheerenden Einfluss galt es abzuwehren, mit allen Mitteln. Punkt.
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