Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Pilgerer »

Das würde ich weniger als Glück bezeichnen, sondern als Ergebnis der harten Image-Arbeit und das Ringen um konkurrenzfähige Produkte, vor allem aber das Ergebnis eines breit aufgestellten Mittelstandes, den es in Griechenland so nicht gibt.
Das stimmt. Die schwäbischen Maschinenbauer sind mit ihrer Wertarbeit in der ganzen Welt erfolgreich. Trotzdem würde es im deutschen Export nicht die aktuellen Rekordstände geben, wenn wir noch die Mark hätten. Der Preis spielt neben der Qualität eine Rolle.

Was ein Vorteil Deutschlands ist, ist die größere Effizienz und Zuverlässigkeit der Staatsverwaltung, ein Erbe Preußens. Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die preußische Mentalität mit ihrer hohen Selbstdisziplin und Rationalität zu Griechenland (mit Ausnahme Spartas) passt.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von taddeo »

Lioba hat geschrieben:Welche natürlichen Resourcen hat das Land- Bodenschätze, nutzbares Wald- und Ackerland- welche Möglichkeiten zur Energiegewinnung, welche exporttauglichen Güter könnten produziert werden, welche könnten auf dem Binnenmarkt Importgüter ersetzen?
Das ist doch Griechenlands Dilemma.
Die haben praktisch nur Oliven, Altertrümmer und Landschaft, die vermarktungsfähig sind.
Die Oliven kommen mittlerweile billiger aus Nordafrika und Spanien,
die Altertrümmer sind auch schon ziemlich angestaubt, man kennt sie seit Jahrtausenden,
und die Landschaft wird jeden Sommer von ein paar Idioten abgefackelt, damit man sie als Bauland verhökern kann.

Du kannst ein Agrar- und Tourismusland nicht von heut auf morgen umkrempeln. Schau Dir Bayern an, da sind wir seit den 1960ern dran.

Griechenland müßte die Chance der derzeitigen Agonie nutzen und voll auf Qualität setzen statt auf billig. Die Frage ist nur, ob sich dafür dann jemand interessiert. Aber ich denke, die sollten jetzt hergehen und zB die Finanzverwaltung und das Steuersystem komplett umkrempeln, in der Art des Kirchhoff-Modells etwa. Schiefer gehen als derzeit könnte das gar nicht.

Benutzeravatar
Lioba
Beiträge: 3664
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 19:46

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Lioba »

Bayern schlägt sich aber vergleichsweise tapfer und steht gar nicht so schlecht da.
Das "Kirchhoff- Modell" geht doch in Richtung Einheitssteuersatz? Ob man das im überkochenden Griechenland durchkriegt?
Was wollen die Menschen in Griechenland eigentlich? Gibt es eigene Konzepte?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von taddeo »

Lioba hat geschrieben:Bayern schlägt sich aber vergleichsweise tapfer und steht gar nicht so schlecht da.
Ja, aber um welchen Preis? Schau mal in die ehemaligen "Zonenrandgebiete", da ist sowohl der Agrar- als auch der Tourismussektor schon wieder auf dem absterbenden Ast, wenn man genau hinschaut.
Das "Kirchhoff- Modell" geht doch in Richtung Einheitssteuersatz? Ob man das im überkochenden Griechenland durchkriegt?
Das wär ja derzeit grad das wichtige, daß es ein System ist, das der Dümmste durchschaut. Bisher zahlen nur die dummen Armen, die Geldigen hingegen kaum. Wenn alle einen einheitlichen Satz zu zahlen hätten (bei entsprechendem Grundfreibetrag als Armutsbremse natürlich), vor dem es keinerlei Entkommen gibt, dann hat keiner mehr ne Ausrede, man braucht nur noch nen Bruchteil an Finanzbeamten in der Amtsstube, den Rest kann man als Außenprüfer in die Betriebe schicken.

Benutzeravatar
Lioba
Beiträge: 3664
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 19:46

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Lioba »

So gesehen natürlich richtig. Hohe Steuersätze für Reiche nützen ja nur, wenn sich die Betreffenden nicht davor drücken können.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von taddeo »

Lioba hat geschrieben:So gesehen natürlich richtig. Hohe Steuersätze für Reiche nützen ja nur, wenn sich die Betreffenden nicht davor drücken können.
Ich glaube, Griechenland ist mittlerweile vom System und von der Demoralisierung her so am Boden, daß dort einfache Rezepte eventuell schon wirksam wären, weil sie die Masse der Bevölkerung mobilisieren könnten.
Komplizierter wird's dann von allein wieder, wenn's besser läuft.

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von lutherbeck »

Mittlerweile wird aber offen über eine Pleite Griechenlands und ein "austreten" aus der Eurozone gesprochen - vor wenigen Wochen offiziell noch ein "no go"!

http://www.focus.de/finanzen/news/staat ... 13813.html

Mal sehen wie lange es noch dauert...

:hmm:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Benutzeravatar
Marcus
Beiträge: 3077
Registriert: Dienstag 13. Juni 2006, 14:48

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Marcus »

Das Herabstufen geht munter weiter:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/m ... -1.1283418
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

taddeo hat geschrieben: Das wär ja derzeit grad das wichtige, daß es ein System ist, das der Dümmste durchschaut. Bisher zahlen nur die dummen Armen, die Geldigen hingegen kaum. Wenn alle einen einheitlichen Satz zu zahlen hätten (bei entsprechendem Grundfreibetrag als Armutsbremse natürlich), vor dem es keinerlei Entkommen gibt, dann hat keiner mehr ne Ausrede, man braucht nur noch nen Bruchteil an Finanzbeamten in der Amtsstube, den Rest kann man als Außenprüfer in die Betriebe schicken.
Nein taddeo, das siehst Du falsch.
Das Problem ist nicht der Steuersatz, sondern die Gestaltungsmöglichkeiten und die kannst Du nicht verhindern, insbesondere durch die Globalisierung hat der "Kundige" hier enorme Möglichkeiten.

Ein einfaches Beispiel ist doch schon die Abgeltungssteuer. Der Steuersatz mit 25% ist im dt. Steuersystem moderat und liegt für die allermeisten unter dem sog. Grenzsteuersatz, d.h. der Steuer, die auf jeden zusätzlich verdienten Euro gezahlt werden muß.

Ist es einfacher geworden? Für einige, vielleicht auch für viele - sicherlich - aber für die Großverdiener und aktiven Händler nicht. Es gibt seitenlange Erlasse, wie welche Probleme zu lösen sind, es müssen Verluste verrechnet werden usw. usf.. Ändert ein anderes Land (z.B. Spanien in 2009) seine Steuerbestimmungen, müssen Nachberechnungen und -belastungen durchgeführt werden. Und wenn man wohlhabener Rentenbezieher ist, kann man seine Kapitaleinnahmen auch nicht ad-acta legen, sondern muß sie der Krankenversicherung melden - die Steuererklärungspflicht wird abgeschafft und eine neue KV-Erklärungspflicht eingeführt. Vereinfachung!!

Ist denn wenigstens sichergestellt, daß nunmehr alle erfaßt werden? Natürlich nicht! Einige Direktbroker werben damit, daß sie aufgrund ihres Sitzes nicht der deutschen Abgeltungssteuer unterliegen und der Kunden dadurch einen Liquiditätsvorteil (!) hat (natürlich wird auf die dt. Steuerpflicht hingewiesen ;D ).

Großverdiener haben noch ganz andere Möglichkeiten, vor allem im internationalen Bereich. Glaubst Du ernsthaft, daß man z.B. von den Arabischen Emiraten, von Singapur oder Hong Kong Auskünfte über Bankkonten bekommt? Aber dafür mußt Du nicht in den Fernen Osten gehen - Griechenland reicht, obwohl die EU einen steuerlichen Auskunftsaustausch vorschreibt.

Jede Steuer sucht sich ihre Schlupflöcher. Das kann man nur minimieren, indem der Steuersatz niedrig, sehr niedrig angesetzt wird, sodaß sich eine Steuerumgehung nicht lohnt. Bei einem Abgeltungssteuersatz von 25% (pls. Soli, pls. KiSt fast 30%) denkt man darüber nach, ihn zu vermeiden. Bei 10% nimmt man ihn in Kauf, weil sich die Vermeidung nicht rechnet oder die Gefahr der Entdeckung zu hoch ist. Nur ist ein Abgeltungssteuersatz von 10% politisch nicht durchsetzbar.

Und die Finanzverwaltung in Griechenland - wie willst Du das ändern?
Sie müßte komplett ausgetauscht werden - [Punkt] Die Steuergesetze müßten - insbesondere was Kontrolle und Einziehung der Steuern betrifft - vermutlich ebenfalls komplett geändert werden. Der Teufel steckt doch überall im Detail.
Nimm doch nur die Steuereinziehung: In D. kann der Fiskus selbst vollstrecken, d.h. Sicherungshypotheken eintragen lassen, Forderungen pfänden oder das Auto versteigern. In vielen anderen Ländern sind dafür die ordentlichen Gerichte zuständig. Es kommt dort zu einem Verfahren, Zeit vergeht, Vermögenswerte können beiseitegeschafft werden.

Um wieder auf die Beine zu kommen, muß sich GR eine Auszeit nehmen - vom Euro mit Sicherheit und vielleicht sogar von der EU, denn viele EU-Bestimmungen sind mit der dort vorhandenen Verwaltung überhaupt nicht umzusetzen. Der Ärger für das Land wird weitergehen - bei rapide sinkendem Lebensstandard. Gleichzeitig wird der Druck weiter zunehmen und in der Bevölkerung der Geberländer wird der Unmut wachsen.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von taddeo »

Na meinetwegen. Dann geh mal davon aus, daß Griechenland wieder die Drachme kriegt.
Was passiert dann als allererstes? Die griechiche Währung wird abgewertet. Um ca. 50% vielleicht.
Importe nach Griechenland werden für die Griechen unbezahlbar. Und die griechischen Schulden, die in den EU-Büchern stehen, lösen sich zur Hälfte in Luft auf und versauen unsere eigenen Bilanzen - oder, wenn sie nicht mit abgewertet werden, dann verdoppeln sie sich für die Griechen. Das hilft ihnen ganz bestimmt weiter.

Klär mich bitte auf, falls ich da einem finanzmathematischen Irrtum aufsitze - ich bin kein studierter BWLer.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

a) Drachme und Schulden
Durch den jetzt angedachten Schuldenschnitt sollen die Schulden um 5% gemindert werden; eine Abwertung von 5% ließe sie auf dem gleichen Niveau wie im Augenblick.
Es wird ja jetzt schon über einen weiteren Schuldenschnitt gemunkelt, weil selbst eine Schuldenlast von über 12% nicht tragfähig ist.
Die Rückkehr zur Drachme muß natürlich mit einem Schuldenschnitt einhergehen - der wäre aber in jedem Fall fällig - wobei ich sicher bin, daß der jetzt angedachte Schnitt nicht ausreichen wird.

b) Bilanzen
Die entsprechenden Forderungen (Staatsanleihen) sind doch schon - oder werden zum 31. 12. 211 wertberichtigt.
Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) teilte Ende Januar mit, die aus dem Schuldenerlass folgenden Abschreibungen müssten in den Bilanzen der betroffenen Unternehmen vollzogen werden. Schon nach einer vorläufigen Vereinbarung zwischen dem IIF und Athen im vergangenen Jahr, die noch einen Forderungsverzicht von 21 Prozent vorsah, hatten die deutschen Wirtschaftsprüfer bei allen Banken und Versicherungen auf einer entsprechenden Abschreibung bestanden.
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anle ... 6818.html

Die Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen war bereits Thema auf den letzten Hauptversammlungen der großen Kapitalanleger (Versicherungen, Banken), die im übrigen ihre Bestände gewaltig abgebaut haben.

http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 39,.html


c) Importe
Natürlich werden die Importe für Griechen teurer (und der Urlaub in GR billiger!). Die deutschen Exporte nach Griechenland fielen bereits von 7,9 Mrden € (27) auf 5,9 Mrden € (21) bei Gesamtausfuhren von 86 Mrden € - also weniger als 1%.

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... y=file.pdf

Dagegen betragen die Target-II-Verbindlichkeiten Griechenlands gegenüber dem Eurosystem 1 Mrden € - im Grunde haben die Griechen ihre Einkäufe innerhalb des Euroraumes nicht mit eigenem Geld, sondern mit von anderen Zentralbanken geliehenem Geld bezahlt. Die Importe wurden also von der dt. oder niederländischen Zentralbank kreditiert. Eine gute Zusammenfassung findet sich hier:

http://faz-community.faz.net/blogs/fazi ... sbank.aspx
Ein Beispiel für seine Funktionsweise: Wenn ein Grieche ein deutsches Auto kauft, überweist seine Bank das Geld nach Deutschland. Diese Überweisung geschieht über das Target-System: von der griechischen Notenbank über die EZB an die Bundesbank, die es an die Bank des Verkäufers weiterleitet.

Fast alle Länder der Euro-Peripherie haben sehr hohe Leistungsbilanzdefizite. Sie importierten mehr Waren und Dienstleistungen, als sie exportierten. Dem standen aber - bis zur Krise - hohe Kapitalflüsse aus dem Euro-Kern in die Peripherie entgegen. Wegen dieses Kreditflusses war die Zahlungsbilanz ausgeglichen, die Target-Salden pendelten um die Nulllinie. Mit Ausbruch der Krise ist plötzlich Misstrauen gegen die Peripherie aufgekommen, es fließt kein privates Kapital mehr. Damit ist die Zahlungsbilanz dieser Länder tief ins Minus gerutscht. Die Lücke schließen nun Zentralbank-Kredite. Die griechische, irische oder spanische Zentralbank versorgt die heimischen Banken mit Geld und besorgt es sich von der Bundesbank.

Daraus resultieren die hohen Forderungen der Bundesbank im Target-System. 27, vor Ausbruch der Krise, waren es nur wenige Milliarden, doch schon Anfang 28 stieg der Saldo über 1 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr sprangen die Target-Kredite in großen Sprüngen knapp an die Marke von 5 Milliarden Euro, im Dezember gingen sie nur leicht zurück. Daneben sind die Niederländer mit 14 Milliarden Euro zweitgrößte Target-Gläubiger.

Fast spiegelbildlich haben sich die Target-Verbindlichkeiten der Peripherieländer entwickelt. Die griechische Zentralbank schuldet dem Euro-System mehr als 1 Milliarden Euro, Irland gut 12 Milliarden Euro, Portugal 6 Milliarden Euro, Spanien nun 15 Milliarden Euro. Das Defizit von Italien ist jüngst auf mehr als 19 Milliarden Euro geschnellt. Insgesamt haben die Zentralbanken der angeschlagenen Euroländer nach den jüngsten verfügbaren Zahlen von November mehr als 55 Milliarden Euro Kredit über das Euro-System bezogen.
Ein Euroausstieg wurde dazu führen, daß keine weiteren Kredite mehr von der Griechischen Nationalbank in Anspruch genommen werden können.

Natürlich ist ein Ausstieg GR (und ggfs. anderer Staaten) aus dem Euroverbund nicht zum Nulltarif zu haben - aber welche Alternative (außer Hoffnung, Feta und Sonnenenergie) gibt es denn?

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Die WELT macht sich Gedanken, daß Europa in dieser Form nicht weiterexistieren wird/kann:
Die Euro-Krise tritt gerade in eine neue Phase ein. Zwei Jahre lang haben die Politiker in Europa versucht, den Laden irgendwie zusammenzuhalten. Man hat tunlichst vermieden, die nationalistischen Wogen zu hoch schlagen zu lassen. Dafür hat man es mit den Versprechungen der Problemländer nicht immer so genau genommen.
(...)
Was wir gerade erleben, ist der Untergang des Europas, wie wir es über Jahrzehnte hinweg gekannt haben. Denn die EU war ja wie Ringelpietz ohne Anfassen. Man verteilte den Reichtum der starken Nationen über die Strukturfonds in ärmere Länder. Gleichzeitig hielt man sich vornehm zurück, um nicht den Eindruck zu erwecken, man mische sich in innere Angelegenheiten ein.
Und das kostet nun einen hohen Preis. Plötzlich müssen wir feststellen, dass wir unser politisches und ökonomisches Schicksal an Gesellschaften gebunden haben, über die wir herzlich wenig wissen. Deren innere Mechanismen wir kaum durchschauen und deren byzantinische Praktiken wir missbilligen.
Bis vor kurzem war das Projekt Europa von einem Grundbestand an Vertrauen und Wohlwollen gegenüber den Partnernationen geprägt, was auch auf nonchalantem Unwissen beruhte. Dieser Vertrauensraum ist in der Krise nun gänzlich zusammengebrochen.
(...)
Wenn die akute Krise überwunden ist, wird man sich also Gedanken machen müssen über die künftige Gestalt des europäischen Projektes. Und da wäre es wünschenswert, zu einem Zustand wohlwollender Distanz unter den EU-Ländern zurückzufinden. Das wird für Währungsfragen weit schwieriger sein als bei anderen Politikfeldern, wenn man den Euro behalten möchte.
Wenn wir aber Neid, Missgunst und nationalistische Aufwallungen verhindern möchten, dann müssen wir zu einer Konstruktion Europas finden, in der die Staaten dort zusammengehen, wo es für alle einen Nutzen ohne größere Risiken gibt. Und in der die einzelnen Gesellschaften ansonsten nach ihrer je eigenen Facon selig werden können – dann aber auch für ihre Fehler geradestehen müssen.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... nnten.html

Tja Frau Merkel - das war wohl nichts mit: "Scheitert der Euro, scheitert Europa" - das Gegenteil ist richtig. :ja:

Nachtrag:
Dazu berichten die Tageszeitungen über einen Dissens zwischen Schäuble und seiner Kanzlerin. Während Schäuble eine Pleite GR für beherrschbar hält und dabei von NL, FIN und sogar LUX unterstützt wird, scheint Merkel sich vor den Auswirkungen zu fürchten:

http://www.faz.net/frankfurter-allgemei ... 52129.html

http://www.sueddeutsche.de/politik/euro ... -1.1286342

Na Frau Merkel - und das Problemkind "Wulff" auch noch am Allerwertesten...... Das kommt davon, wenn man Sachen aussitzen will - Griechenland seit Mai 21 und Wulff seit Dezember 212. Jetzt kommt alles auf einen Schlag - und wenn Schäuble wegen unüberbrückbarer Differenzen (d.h. aus gesundheitlichen Gründen) alles hinschmeißt..... :pfeif: :hmm:

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von cantus planus »

Es gibt Tage, da häufen sich Meldungen so, dass man gar nicht mehr weiss, bei welcher man sich als erstes an den Kopf fassen soll. Auf Spiegel online lese ich gerade, dass Griechenland Schulden "außer Kontrolle" sein. Die "Troika" stellte den Griechen demnach ein "Katastrophen-Zeugnis" aus.

Ja, halten die uns denn alle für vollkommen verblödet? Das ist doch seit zwei Jahren klar, und es wird sich auch durch die jüngsten EU-Maßnahmen nicht ändern. Das war logisch, ist logisch und bleibt logisch.

Eine Katastrophe kann man ja aushalten. Was an den Nerven zieht sind die absurden Erklärungen, die laufend vom Stapel gelassen werden, und mit fortschreitender Krise zunehmend gehäuft und immer hysterischer. Auch das folgt einer inneren Gesetzmäßigkeit. Allerdings frage ich mich, ob die Politiker sich nur noch selbst beruhigen wollen, oder das Volk. Letzteres hat ohnehin schon gemerkt, was Sache ist.

Dafür allerdings ist es immer noch erstaunlich ruhig.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

civilisation
Beiträge: 10481
Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von civilisation »

Schäuble könnte man sich doch ganz "sauber" entledigen: Der Posten des BPräs ist freigeworden - und in diesem Zusammenhang wird auch Schäuble immer wieder genannt.

Allerdings - so vermute ich - wird Schäuble momentan noch als "Sündenbock" (= Joker) gebraucht.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

civilisation hat geschrieben:Schäuble könnte man sich doch ganz "sauber" entledigen: Der Posten des BPräs ist freigeworden - und in diesem Zusammenhang wird auch Schäuble immer wieder genannt.

Allerdings - so vermute ich - wird Schäuble momentan noch als "Sündenbock" (= Joker) gebraucht.
Auf dem Höhepunkt der GR-Krise kann man ihn nicht entbehren - das meine ich ehrlich.
Schäuble hat zuviele Gespräche mit EU-Kollegen geführt, dürfte ein ziemliches Wissen an Interna haben, die in keinen Aktenvermerken oä zu finden sind. Er kennt seine Gesprächspartner und weiß deren Bemerkungen, Mienenspiel usw. zu deuten. In dieser Situation kann man kein neues Pferd in's Rennen schicken - egal wie schnell und gut es im allgemeinen ist.
Der BP muß innerhalb von 30 Tagen gewählt werden - das ist viel zuwenig Zeit für einen Nachfolger, um sich einzuarbeiten.

Und wer sollte ihn ersetzen?
de Mazière? Der muß die Trümmer des Vorgängers (Abschaffung der Wehrpflicht) wegräumen.
Asmussen? Weidmann? Die mußten zur EZB, um die Stellen von Weber und Stark zu besetzen. Schon nach dem Rücktritt von Strauß-Kahn hatte Merkel keinen Kandidaten für den IWF und mußte die Position erneut an die Franzosen abgeben.

Das zeigt doch, wie dünn die Personaldecke ist (bzw. die verbrannte Erde), die von Frau Merkel hinterlassen wird. Neben dem Eurodesaster wahrscheinlich ihr größter Fehler.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11335
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

ME ist das Hauptproblem eines Austritts GR aus dem Euro nicht technischer Natur, diese Probleme lassen sich mehr oder weniger gut loesen. Ich gehe davon aus, dass man in der Politik Angst davor hat, weil es sich zeigen wuerde, dass die Mitgliedschaft im Euroverbund eben nicht auf "ewig" angelegt ist, wie immer wieder behauptet wird. Nicht nur hinsichtlich einer Mitgliedschaft Portugals koennte es dann zu Diskussionen kommen, auch in D. duerfte dann auf einem anderen Niveau ueber einen moeglichen Austritt geredet werden.

Deswegen werden wir mit der folgenschwersten politischen Fehlentscheidung der Bundesrepublik noch einige Zeit zu leben haben und dabei viel, viel Geld verlieren.

Raphael

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Raphael »

Die Stimme eines einsamen Rufers in der Wüste:
„Wir sitzen in der Falle“

Eine bestechend klar formulierte Analyse der gegenwärtigen Situation! :daumen-rauf:

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von lutherbeck »

Raphael hat geschrieben:Die Stimme eines einsamen Rufers in der Wüste:
„Wir sitzen in der Falle“

Eine bestechend klar formulierte Analyse der gegenwärtigen Situation! :daumen-rauf:
Leider hat er Recht!

:heul:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Durch den von Frau Merkel unterzeichneten Fiskalpakt könnte dazu führen, daß eine Volksabstimmung darüber notwendig wird. Der Fiskalpakt greift in die Haushaltsautonomie - dem Königsrecht des Parlamentes - ein. Ein solcher Eingriff wäre vom Grundgesetz nicht mehr gedeckt, urteilte das BVerfG in seiner letzten Entscheidung. Ob die von Merkel angestrebte Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag für diese Kompetenzübertragung nach Brüssel ausreicht erscheint daher zweifelhaft:

http://www.sueddeutsche.de/politik/abst ... -1.1299225

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -Volk.html

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von lutherbeck »

Caviteño hat geschrieben:Durch den von Frau Merkel unterzeichneten Fiskalpakt könnte dazu führen, daß eine Volksabstimmung darüber notwendig wird. Der Fiskalpakt greift in die Haushaltsautonomie - dem Königsrecht des Parlamentes - ein. Ein solcher Eingriff wäre vom Grundgesetz nicht mehr gedeckt, urteilte das BVerfG in seiner letzten Entscheidung. Ob die von Merkel angestrebte Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag für diese Kompetenzübertragung nach Brüssel ausreicht erscheint daher zweifelhaft:

http://www.sueddeutsche.de/politik/abst ... -1.1299225

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... -Volk.html
Eine Volksabstimmung? :aengstlich:

Das wird die Merkel niemals zulassen! :pirat:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

lutherbeck hat geschrieben: Eine Volksabstimmung? :aengstlich:

Das wird die Merkel niemals zulassen! :pirat:
Es kommt nicht darauf an, ob Merkel das "zulassen" will, sondern ob es überhaupt möglich ist, weitere Kompetenzen nach Brüssel zu übertragen. Der Präsident des BVerfG, Andreas Voßkuhle, sah das jedenfalls nach dem letzten Urteil sehr kritisch. Das Interview wurde im September 211 geführt.
Voßkuhle zur Frage der Eurobonds:
Aber unser Urteil stellt klar, dass der Bundestag seine Budgetverantwortung nicht durch unbestimmte haushaltspolitische Ermächtigungen auf andere Akteure übertragen darf. Und es dürfen keine dauerhaften Mechanismen begründet werden, die auf eine Haftungsübernahme für Willensentscheidungen anderer Staaten hinauslaufen.
(...)
Erlaubt das Grundgesetzes eine weitere europäische Integration?

Ich denke, der Rahmen ist wohl weitgehend ausgeschöpft.

Und wenn die Politik doch weitergehen will?

Die souveräne Staatlichkeit Deutschlands wird durch das Grundgesetz unabänderbar garantiert. Sie darf auch durch den verfassungsändernden Gesetzgeber aufgrund der im Grundgesetz verankerten Ewigkeitsgarantie nicht aufgegeben werden. Danach sind Änderungen des Grundgesetzes, die Strukturprinzipien berühren - Demokratieprinzip, Rechtsstaatsprinzip, Sozialstaatsprinzip, Bundesstaatlichkeit -, unzulässig.

Könnte man die Budgethoheit des Bundestags teilweise europäischen Institutionen übertragen?

Für eine Abgabe weiterer Kernkompetenzen an die Europäische Union dürfte nicht mehr viel Spielraum bestehen. Wollte man diese Grenze überschreiten, was politisch ja durchaus richtig und gewollt sein kann, müsste Deutschland sich eine neue Verfassung geben. Dafür wäre ein Volksentscheid nötig. Ohne das Volk geht es nicht!
(Hervorhebung von mir)
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 69184.html

Die Zwickmühle von Merkel ist doch, daß sie "mehr Europa" möchte, dies aber mit dem bisherigen GG nicht ohne weiteres verwirklichen kann. Die Regeln, die das BVerfG in den letzten Urteilen aufgestellt hat, lassen nur noch eine beschränkte Übertragung von Kernkompetenzen zu. Das Übertragung haushaltsrechtlicher Befugnisse und das Eingehen von Verpflichtungen "auf Zuruf" bei ESM könnten den Bogen überspannen.
Man darf davon ausgehen, daß die als "Eurorebellen" bekannten Abgeordneten bei Inkrafttreten des Fiskalpaktes erneut in Karlsruhe vorstellig und eine Prüfung verlangen werden. Vielleicht sind die Richter dort ja auch den dauernden Verfahren überdrüssig und verlangen von der Regierung endgültige Klarheit. Wie die herzustellen wäre, hat Voßkuhle in dem oa Interview dargelegt.

Nachtrag:
Guter Artikel mit dem Spruch "Bleibt der Euro - scheitert Europa" in der FAZ:

http://www.faz.net/aktuell/politik/euro ... 7123.html

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Peregrin »

Caviteño hat geschrieben:
lutherbeck hat geschrieben: Eine Volksabstimmung? :aengstlich:

Das wird die Merkel niemals zulassen! :pirat:
Es kommt nicht darauf an, ob Merkel das "zulassen" will, sondern ob es überhaupt möglich ist, weitere Kompetenzen nach Brüssel zu übertragen.
Interessiert das irgendwen? Solange die Leute brav zur Wahl gehen und die Systemparteien wäheln, werden die weiterhin machen, was sie wollen.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Peregrin hat geschrieben:
Interessiert das irgendwen? Solange die Leute brav zur Wahl gehen und die Systemparteien wäheln, werden die weiterhin machen, was sie wollen.
Wie ich schon schrieb, werden die "Eurorebellen" (Gauweiler & Co) wieder nach Karlsruhe gehen und bei einer möglichen Volksabstimmung kann kein Kreuz bei den Systemparteien gemacht werden.

Die Bundesregierung hat nach einer Meldung des Spiegels dem Bundestag wohl vorsätzlich bei der Abstimmung über das 2. GR-"Hilfs"paket Informationen vorenthalten:
Wie es in einem am Sonntag verbreiteten Auszug aus dem Magazin weiter hieß, benötigt das Land nach Einschätzung der Troika aus EZB, IWF und EU-Kommission möglicherweise ein drittes Rettungspaket, falls es sich nicht wie geplant wieder selbständig finanzieren kann. Deshalb habe das Land zwischen 215 und 22 möglicherweise einen "externen Finanzbedarf von bis zu 5 Milliarden Euro", zitiert das Magazin aus dem Entwurf des jüngsten Troikaberichts. Diese Passage sei jedoch auf Druck der Bundesregierung gestrichen worden, hieß es in dem Bericht weiter.
(Hervorhebung von mir)

http://www.manager-magazin.de/politik/w ... ml#ref=rss
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 84912.html

Schäuble hatte allerdings schon vorher immer angedeutet, daß weitere "Hilfs"pakete für GR notwendig sein könnten.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Die NZZ berichtet von der Studien, die sich mit der Notwendigkeit, der Auswirkung und der technischen Durchführbarkeit eines Austritts aus dem Euroverbund beschäftigen:
Die strukturellen Ungleichgewichte, die sich zwischen den peripheren Ländern und den Kernländern der Euro-Zone entwickelt haben, sind auf Dauer nicht tragbar und stellen das wahre Problem der Region dar. Die realen effektiven Wechselkurse zwischen den Kernländern und der Peripherie sind seit Beginn der Währungsunion auseinandergelaufen, und die Verschuldung hat in einer Reihe von Ländern ein nicht mehr finanzierbares Ausmass erreicht. In dieser Situation seien geordnete Zahlungsausfälle mit umfassender Schuldenrestrukturierung und ergänzt durch (temporäre) Austritte aus dem Euro und anschliessenden Abwertungen nicht nur unvermeidbar, sondern wünschenswert, betont in einer Studie Variant Perception, eine unabhängige Firma für Finanzanalysen.
(...)
In den vergangenen 1 Jahren habe es weltweit über 1 Zusammenbrüche von oder Austritte aus Währungsunionen gegeben – zu einem beträchtlichen Teil als Folge des Endes des Kolonialismus. Akademische Studien hätten gezeigt, dass es nur zu erstaunlich geringer makroökonomischer Volatilität gekommen sei und dass die ausgetretenen Länder nach nur kurzzeitigen Rückschlägen wieder in den Genuss eines rascheren realen Wachstums gekommen seien. Eine Entschuldung ohne Austritt aus dem Euro und damit ohne äussere Abwertung wäre nur ein Palliativmittel, betont Lombard Street Research, da Schwachwährungsländer in einer Hartwährungszone auf Dauer nicht prosperieren können.
(...)
Ausgehend von historischen Beispielen empfehlen sie eine Sequenz von Schritten: Einberufung des Parlaments an einem Samstag, das die zur Einführung einer neuen Währung notwendigen Gesetze beschliesst; Ermächtigung der nationalen Zentralbank als alleinige monetäre Institution; Einführung von Kapitalverkehrskontrollen, um elektronische und physische Kapitalabflüsse zu begrenzen; Stempelung aller im Land vorhandenen Bankkonten mit der neuen Währungseinheit; Erklärung von Bankfeiertagen zur Abwicklung der Massnahmen; Freigabe des Wechselkurses der neuen Währung; Aufnahme von Verhandlungen zur Schuldenrestrukturierung (mit IMF, Pariser Klub und EZB). Variant empfiehlt Griechenland und Portugal dringend den Austritt, kombiniert mit Strukturreformen; Irland, Spanien und Italien sollten diesen Weg ernsthaft prüfen.
http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/ ... 12723.html

also nicht: "alternativlos" :breitgrins:

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Island hat nach der Finanzkrise und der Insolvenz seiner Banken wieder auf den Weg des Wiederaufstiegs gemacht. Ob die alte Währung aufgegeben und gegen eine neue Währung eingetauscht werden soll, wird z. Zt. diskutiert. Dabei ist eine Währung der Favorit: der kanadische Dollar (Loonie):
Ein Grund für den raschen Wiederaufstieg ist auch, dass die Inselbewohner reichlich stur waren und so ziemlich alles anders machten als der Rest der Welt. Die vier großen Pleitebanken wurden nicht gerettet, sondern gingen den Bach runter, die Reste wurden verstaatlicht und teilweise abgewickelt. Forderungen nach Zahlung der Verbindlichkeiten der Häuser wurden schlichtweg ignoriert, also nicht gezahlt. Das stieß vor allem den Niederländern und den Briten - wo Kaupthing und Co besonders aktiv waren - ziemlich bitter auf. Und trotz Säbelrasselns in London und Den Haag, blieben die Insulaner bei ihrer Zahlungsverweigerung.
(...)
Denn dort wird derzeit offen darüber diskutiert, die Nationalwährung Isländische Krone abzuschaffen und dafür eine andere anzunehmen - und zwar den kanadischen Dollar. Vorgebracht hat die Idee bereits im vergangenen Sommer der Chef der politischen Opposition, David Gunnlaugsson. Und der stieß auf offene Ohren bei seinen Landsleuten. Einer Umfrage zufolge würden es 7 Prozent der Isländer begrüßen, wenn die Krone zugunsten des Loonie aufgegeben werden würde.
(...)
Dass es ausgerechnet der kanadische Dollar sein soll, hat mehrere Gründe: Zum einen ist Kanada einer der G-1-Staaten, die trotz Finanzkrise sehr gut dastehen, außerdem ist das Image des Landes nicht nur in Island ausnehmend gut. Und der Loonie ist eine der solidesten Währung der Welt. Zudem bestehen historische freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Staaten.
(...)
Dabei geht es im Kern weniger um den kanadischen Dollar, sondern um die extrem schwache isländische Krone und eine wachsende EU-Ablehnung der Isländer. Nachdem sie sich lange gegen die EU gewehrt hatten, beantragten die stolzen Insulaner dann im Jahr 29 die Mitgliedschaft in der Union. Doch angesichts der europäischen Schuldenkrise schwand die Begeisterung für die EU immer mehr. Inzwischen zeigen Umfragen, dass der bei weitem größte Teil der Bevölkerung einen EU-Beitritt ablehnt.
(...)
Sie wissen aber auch, dass sie irgendwas für ihre Währung tun müssen, und dass wahrscheinlich kaum ein Weg daran vorbei führt, die Krone zugunsten einer anderen Währung aufzugeben. Aber der Euro soll es bitteschön nicht sein.
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anle ... 9191.html

Die EU ist nur noch attraktiv für Empfängerländer; sie entwickelt sich immer mehr zu einem europäischen Sozialamt.
Für ein Land mit guter eigener Wirtschaftsbasis (Schweiz, Norwegen, sogar jetzt Island) ist die künftige Transferunion abschreckend. Außerdem partizipieren diese Länder über den EWR (oder Einzelabkommen wie die CH) an den Vorteilen der EU, ohne die Nachteile ("Hilfs- und Rettungs"zahlungen) in Kauf nehmen zu müssen.
Schade, daß die Deutschen nicht wie die Isländer die Möglichkeit haben, über einen Beitritt bzw. Verbleib in der EU abzustimmen.

Benedikt

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Benedikt »

Caviteño hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
Interessiert das irgendwen? Solange die Leute brav zur Wahl gehen und die Systemparteien wäheln, werden die weiterhin machen, was sie wollen.
Wie ich schon schrieb, werden die "Eurorebellen" (Gauweiler & Co) wieder nach Karlsruhe gehen und bei einer möglichen Volksabstimmung kann kein Kreuz bei den Systemparteien gemacht werden.
Solange die Systemparteien die Richter einsetzen, werden die Richter das schon richten. Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.

Raphael

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Raphael »

Ein interessanter Artikel über südspanische Usancen in der Lokalpolitik steht heute in der FAZ:
Vorbei die süße Zeit der Frühverrentungen

Dort war offenbar 15 Jahre lang Karneval: Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Prost! :narr:

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben:Ein interessanter Artikel über südspanische Usancen in der Lokalpolitik steht heute in der FAZ:
Vorbei die süße Zeit der Frühverrentungen

Dort war offenbar 15 Jahre lang Karneval: Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Prost! :narr:
Das hätte früher niemanden in D. groß interessiert, man hätte es allenfalls kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen, mit einem "ja, ja, die Spanier.... ".

Durch die Einführung der gemeinsamen Währung und den Zusammenbruch der Länder des Olivengürtels, erhalten diese Nachrichten in D. eine ganz andere Brisanz. Die Hilfs- und Rettungsprogramme", die vom deutschen Steuerzahler finanziert werden sollen/müssen, haben die Geduld der "Nordeuropäer" strapaziert. Es wird über die "Familienmitglieder" gelästert, das Unverständnis wächst in dem Maße, wie die Bereitschaft zu weiteren Transferzahlungen sinkt.

Die letzte Bastion, das bail-out-Verbot im Maastricht-Vertrag soll jetzt auch noch durch eine technische Änderung des Lissabon-Vertrages außer Kraft gesetzt werden.

http://www.deutsche-mittelstands-nachri ... /3/4337/

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benedikt

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Benedikt »

Verschwörungsmodus: Ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass Soros die Eurokrise für tödlich hält. Das heißt, dass ihm und Konsorten die politische Kontrolle über die EU entgleitet.

Caviteño
Beiträge: 12710
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Verschwörungsmodus: Ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass Soros die Eurokrise für tödlich hält. Das heißt, dass ihm und Konsorten die politische Kontrolle über die EU entgleitet.
Das kann aber nur dann als gutes Zeichen gewertet werden, wenn die Kontrolle auch der EU-Junta entgleiten würde und der Weg zur Transferunion nicht beschritten wird. Soros und die Seinen spricht sich doch ebenso wie die EU-Junta für einen Beibehalt des Euros aus - koste es, was es wolle.

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema