Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

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anneke6
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Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von anneke6 »

Das Thema stammt aus der Sakristei und hat sich daraus zu einer grundsätzlichen Diskussion zu Gruppenbezeichnungen und wohl auch Rassismus und kann hier weitergeführt werden. (Mod.)

Nachdem die Frage der Ehe wohl gelöst ist, möchte ich eine alte Frage von mir noch mal hervorkramen.
anneke6 hat geschrieben:Ist das Wort "Pope" ein Schimpfwort? Gestern hatte mir das jemand, der orthodox ist, gesagt — er meinte, das wäre so ähnlich wie "Neger". Das hat mich sehr erschreckt, denn ich hatte davon noch nicht gehört.
Hat mich dazu gebracht, mal in mein "Tolkovij Slovar Russkogo Jazyka" zu schauen, was dort unter "Pop" steht. Und da stand übersetzt: "Pop: (umgangsspr.) orthodoxer Geistlicher. "Ein Pope hatte einen Hund" (Redensart): Wenn jemand immer wieder dasselbe erzählt*.."

*Scheint die russische Entsprechung von "Ich kannte mal einen Praktikanten, der trug Soutane" zu sein.
???

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Nicht dass ich wüsste, das habe ich in diesem Zusammenhang noch nicht vernommen.
Aber es werden ja viele Worte abfällig benutzt zu werden, wenn es sich um "jene" handelt - was immer "jene" auch sein mögen.
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Christ86
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Christ86 »

Nassos hat geschrieben:Nicht dass ich wüsste, das habe ich in diesem Zusammenhang noch nicht vernommen.
Aber es werden ja viele Worte abfällig benutzt zu werden, wenn es sich um "jene" handelt - was immer "jene" auch sein mögen.
Da ich mir eigentlich vorgenommen habe, in der Sakristei nichts mehr zu schreiben, habe ich Anneke die Antwort schon per PN geschickt.

Aber ich denke, das sollte klar sein: Pop ist keine Beleidigung, sondern die slawische Bezeichnung (davon gehe ich aus, denn im Serbischen, Mazedonischen, Bulgarischen und soviel ich weiss auch Russischen ist sie es) für einen orthodoxen Priester. Im Serbischen spricht man den Pop im Vokativ als "Pope" an.

Popovic ist ein geläufiger Name in Serbien und kommt daher, dass der Stammvater dieser Familie ein Priester war. Die slawo-mazedonische und bulgarische Entsprechung ist "Popov" bzw. "Popova" für Frauen.
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

"Polak" (= Pole) ist ja auch ein neutrales Wort, "Polacke" hingegen ein Schimpfwort. Das habe ich auch nie ganz verstanden.
Fest steht nur, daß ich eigentlich mein ganzes Leben lang das Wort "Pope" neutral gebraucht habe…aber letztes Jahr sagte mir ein zukünftiger orthodoxer Priester (Deutscher), es sei ein Schimpfwort.
???

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

OT: ich habe ne CD der Sängerin Anna Popovic.
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Christ86
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Christ86 »

Nassos hat geschrieben:OT: ich habe ne CD der Sängerin Anna Popovic.
Dann guck mal nach ob die nicht Ana heisst :breitgrins:
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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Christ86 hat geschrieben:Dann guck mal nach ob die nicht Ana heisst :breitgrins:
stimt...
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songul
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von songul »

anneke6 hat geschrieben:"Polak" (= Pole) ist ja auch ein neutrales Wort, "Polacke" hingegen ein Schimpfwort. Das habe ich auch nie ganz verstanden.
Fest steht nur, daß ich eigentlich mein ganzes Leben lang das Wort "Pope" neutral gebraucht habe…aber letztes Jahr sagte mir ein zukünftiger orthodoxer Priester (Deutscher), es sei ein Schimpfwort.
Ich denke mit dem Wort "Pope" verhält es sich genauso wie mit anderen, im Deutschen bis zu einer bestimmten Zeit gebräuchlichen Wortgruppe, die man im allgemeinen Ständen oder Volksgruppen anderer Länder oder Religionen gegenüber gebraucht.

Klassisches Beispiel: Sinti und Roma waren bis vor nicht allzu langer Zeit Zigeuner, ein Begriff, der oft genug als Schimpfwort verwendet wurde (wird).
"Muslime" im Gegensatz zu Moslems hatten wir ja hier im Forum schon als Thema.

Das Wort Pope ist bis, sagen wir vor 10 Jahren, ganz normal in Reportagen, Berichten, etc. verwendet worden.
Es gibt aber in Deutschland inzwischen, vor allem von den Gruppen für die diese Begriffe verwendet werden inzwischen die nötige Sensibilität zu erkennen, ob die Bezeichnungen die für sie im Gebrauch sind, nicht auch im herabwürdigenden Sinne angewendet werden können; meist in früheren Zeiten.
Das trifft auch auf das Wort Pope zu.
Selbst hier im Forum wird das, wenn's gewollt ist, in verächtlichem Kontext gebraucht; der Suchbegriff "Popen"hier im Forum ergibt 4 Seiten.
Da kann man sich ein Bild machen von.
Ich finde es nicht falsch, wenn heutzutage alte Begriffe die meist mit der Zeit als Diskriminierung verwendet werden, aus dem Vokabular verschwinden.
Zumal in unserem Land nunmal z.B. die Orthodoxen immerhin die inzwischen drittgrösste Konfession darstellen.

Selbiges trifft übrigens auch für den Begriff "Bonzen" zu.
Buddhisten lassen es auch nicht mehr zu dass ihre Mönche so bezeichnet werden und das ist auch richtig so.

LG Songul

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Bernado
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Bernado »

Lebensweisheit eines alten Mannes mit Zwangsmigrationshintergrund aus dem Süden der Vereinigten Staaten:

Geboren wurde ich als Nigger, dann emanzipierte man mich zum Negro, und später beförderte man mich sogar zum Black American und adelte meine African Roots.
Aber genau genomen blieb ich immer ein armes Schwein.

@Songul: Das mehr oder weniger nachdrückliche Bekämpfen von Wörtern mit verächtlicher Konnotation ändet nichts an der Verachtung. Auf dem Schulhof klingt "Du Scinti" (wer fragt hier schon nach Singular oder Plural) genau so verächtlich wie Zigeuner.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Linus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Linus »

anneke6 hat geschrieben:"Polak" (= Pole) ist ja auch ein neutrales Wort, "Polacke" hingegen ein Schimpfwort. Das habe ich auch nie ganz verstanden.
Ich auch nicht. Mir fallen spontanzwei Leute die Pol(l)ak heißen ein (ja Schmelztigel Wien) Was ich lustig fand, war das im tschechischen (und wohl slowakischen)die Polin zur Polka wird ....

Komm, Mädchen, laß uns tanzen! :D

PS. Danke Songul für den Prophetenbeitrag
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Linus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Linus »

Bernado hat geschrieben:Lebensweisheit eines alten Mannes mit Zwangsmigrationshintergrund aus dem Süden der Vereinigten Staaten:

Geboren wurde ich als Nigger, dann emanzipierte man mich zum Negro, und später beförderte man mich sogar zum Black American und adelte meine African Roots.
Aber genau genomen blieb ich immer ein armes Schwein.

@Songul: Das mehr oder weniger nachdrückliche Bekämpfen von Wörtern mit verächtlicher Konnotation ändet nichts an der Verachtung. Auf dem Schulhof klingt "Du Scinti" (wer fragt hier schon nach Singular oder Plural) genau so verächtlich wie Zigeuner.
Euphemismus Tretmühle! Hurra!
Zum Zigeuner: Prof. Girtler ("Kulturanthropologe", lehrt in Wien auf der Soziologie und publiziert breitenwirksam Bücher zum ärger seiner akademischen Neider und wöchentlich in der Sonntagsbeilage der Krone) sagt immernoch - sogar mit einverständnis der Betroffenen "Zigeuner" (weil das Sinti und Roma diskrimninierend wirkt gegenüber den Kaldarasch u.a.)
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songul
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von songul »

Linus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Lebensweisheit eines alten Mannes mit Zwangsmigrationshintergrund aus dem Süden der Vereinigten Staaten:

Geboren wurde ich als Nigger, dann emanzipierte man mich zum Negro, und später beförderte man mich sogar zum Black American und adelte meine African Roots.
Aber genau genomen blieb ich immer ein armes Schwein.

@Songul: Das mehr oder weniger nachdrückliche Bekämpfen von Wörtern mit verächtlicher Konnotation ändet nichts an der Verachtung. Auf dem Schulhof klingt "Du Scinti" (wer fragt hier schon nach Singular oder Plural) genau so verächtlich wie Zigeuner.
Euphemismus Tretmühle! Hurra!
Zum Zigeuner: Prof. Girtler ("Kulturanthropologe", lehrt in Wien auf der Soziologie und publiziert breitenwirksam Bücher zum ärger seiner akademischen Neider und wöchentlich in der Sonntagsbeilage der Krone) sagt immernoch - sogar mit einverständnis der Betroffenen "Zigeuner" (weil das Sinti und Roma diskrimninierend wirkt gegenüber den Kaldarasch u.a.)
Kleine Ergänzung zu dem was ich geschrieben habe:
Meine Ausführungen betreffen nur die Situation und Sprachgebrauch bei mir in Deutschland.
Wie es sich in Österreich verhält weiss ich nicht -Linus? - und was in der Schweiz los ist schon gar nicht.
Was Sinti und Roma betrifft: sind das die beiden hauptsächlichen Zigeunerstämme, die seit altersher bei uns in Deutschland ansässig sind und die auch durch ihre offiziellen Vertreter diese Bezeichung für sich durchgesetzt haben.

LG Songul

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Linus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Linus »

Zigeuner ist bei uns ebenfalls negativ konnotiert...
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Christ86
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Christ86 »

Linus hat geschrieben:Zigeuner ist bei uns ebenfalls negativ konnotiert...
Wir verwenden das Wort Zigeuner noch immer. Ob das bei den Betreffenden nicht gut ankommt dürfte die meisten Schweizer herzlich wenig interessieren.

Zum Vergleich: Neger ist inzwischen verpönt, als ich eingeschult wurde (ist jetzt auch schon achtzehn Jahre her) sang man in der Schule noch "Zehn kleine Negerlein...". Auch wenn es bei den Behörden und Medien verpönt ist und als rassistisch verurteilt wird, ist "Neger" allerdings noch immer in breiten Kreisen eine gängige Bezeichnung für Schwarze.

Dass man Pope negativ meinen könnte, war mir nicht bewusst und ich habe es auch noch nie gehört. Kommt vielleicht daher, dass die meisten Schweizer "Pope" mit Popeye in Verbindung bringen würden. (Wie gesagt, das Interesse für Fremdländisches hält sich bei uns in Grenzen)
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Bernado
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Bernado »

Christ86 hat geschrieben:Dass man Pope negativ meinen könnte, war mir nicht bewusst und ich habe es auch noch nie gehört. Kommt vielleicht daher, dass die meisten Schweizer "Pope" mit Popeye in Verbindung bringen würden. (Wie gesagt, das Interesse für Fremdländisches hält sich bei uns in Grenzen)
Heißt das, daß Ihr Popeye auch erfunden habt?
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Mary
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Mary »

Christ86 hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Zigeuner ist bei uns ebenfalls negativ konnotiert...
Wir verwenden das Wort Zigeuner noch immer. Ob das bei den Betreffenden nicht gut ankommt dürfte die meisten Schweizer herzlich wenig interessieren.

Zum Vergleich: Neger ist inzwischen verpönt, als ich eingeschult wurde (ist jetzt auch schon achtzehn Jahre her) sang man in der Schule noch "Zehn kleine Negerlein...". Auch wenn es bei den Behörden und Medien verpönt ist und als rassistisch verurteilt wird, ist "Neger" allerdings noch immer in breiten Kreisen eine gängige Bezeichnung für Schwarze.

Dass man Pope negativ meinen könnte, war mir nicht bewusst und ich habe es auch noch nie gehört. Kommt vielleicht daher, dass die meisten Schweizer "Pope" mit Popeye in Verbindung bringen würden. (Wie gesagt, das Interesse für Fremdländisches hält sich bei uns in Grenzen)
Hi, Christ,

ich wundere mich sehr über Deine Aussagen!
Das Wort Zigeuner habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört, ausser vielleicht in Schultheatern... "Sinti und Roma" ist gebräuchlich (wobei leider "Roma" auch schon negativ belastet ist...) oder aber man spricht von Fahrenden.
Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Wenn ein Schweizer "Pope" sagt, dann ist das wohl aus Unkenntnis, und man will sich damit sogar den Anstrich des Insiders geben. "Popen" kenne ich eher im negativen Sinn, dann auch angewendet auf röm.kath. Priester oder sogar auf reformierte Pfarrer, halt auf alle, die einer Amtskirche angehören.

Lg Maria
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Mary hat geschrieben: Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Das finde ich, ehrlich gesagt, kein schönes Wort. Es impliziert, daß weiß/hell keine Farbe ist. Und deshalb: Weiße nehmen eine Sonderstellung zwischen Menschen mit schwarzer, brauner oder gelblicher Hautfarbe. Ganz davon abgesehen, daß kein Weißer tatsächlich eine weiße Hautfarbe im wissenschaftlichen Sinne (also alle Farben des Spektrums zusammen) hat. Ich bin ein ziemliches Bleichgesicht, aber dennoch erinnert meine Haut eher an Pergament als an frischen Schnee. Irgendwie stimmt da was nicht. Ich würde da, wenn ich eine räusper, jahreszeitenunabhängig stark pigmentierte Haut hätte, daß ich "Neger" vorziehen würde.
???

Mary
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Mary »

anneke6 hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Das finde ich, ehrlich gesagt, kein schönes Wort. Es impliziert, daß weiß/hell keine Farbe ist. Und deshalb: Weiße nehmen eine Sonderstellung zwischen Menschen mit schwarzer, brauner oder gelblicher Hautfarbe. Ganz davon abgesehen, daß kein Weißer tatsächlich eine weiße Hautfarbe im wissenschaftlichen Sinne (also alle Farben des Spektrums zusammen) hat. Ich bin ein ziemliches Bleichgesicht, aber dennoch erinnert meine Haut eher an Pergament als an frischen Schnee. Irgendwie stimmt da was nicht. Ich würde da, wenn ich eine räusper, jahreszeitenunabhängig stark pigmentierte Haut hätte, daß ich "Neger" vorziehen würde.
Was wär dir denn lieber? "Schwarze"? Oder gar "Braune"??

Wusstest Du übrigens, dass wir Hellhäutigen umgekehrt als "pink people" bezeichnet werden? :D
(weiss ich von meinem Ex-Schwager aus Uganda... naja, wenn jemand "schwarz" ist, dann er :unbeteiligttu: )
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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Oder Langnasen....
Christ86 hat geschrieben:Dass man Pope negativ meinen könnte, war mir nicht bewusst und ich habe es auch noch nie gehört. Kommt vielleicht daher, dass die meisten Schweizer "Pope" mit Popeye in Verbindung bringen würden. (Wie gesagt, das Interesse für Fremdländisches hält sich bei uns in Grenzen)
Ist Pope nicht auch das englische Wort für "Papst"?
Soll jeder halten, wie er es will. In zwanzig Jahren wird das eh alles wieder anders aussehen.

Sollte ich also folgende Frage vermeiden: "Gibt es unter den Zigeunern auch Neger, die Pope sind?" Bekommt man da ein schlechtes Gefühlt?
Wird dieser Beitrag jetzt etwa zensiert?

Mir doch egal, ob ein Mensch dies oder jenes ist. Naiv? Von mir aus. Dann wird Gott wohl auch naiv sein.
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Mary hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Das finde ich, ehrlich gesagt, kein schönes Wort. Es impliziert, daß weiß/hell keine Farbe ist. Und deshalb: Weiße nehmen eine Sonderstellung zwischen Menschen mit schwarzer, brauner oder gelblicher Hautfarbe. Ganz davon abgesehen, daß kein Weißer tatsächlich eine weiße Hautfarbe im wissenschaftlichen Sinne (also alle Farben des Spektrums zusammen) hat. Ich bin ein ziemliches Bleichgesicht, aber dennoch erinnert meine Haut eher an Pergament als an frischen Schnee. Irgendwie stimmt da was nicht. Ich würde da, wenn ich eine räusper, jahreszeitenunabhängig stark pigmentierte Haut hätte, daß ich "Neger" vorziehen würde.
Was wär dir denn lieber? "Schwarze"? Oder gar "Braune"??

Wusstest Du übrigens, dass wir Hellhäutigen umgekehrt als "pink people" bezeichnet werden? :D
(weiss ich von meinem Ex-Schwager aus Uganda... naja, wenn jemand "schwarz" ist, dann er :unbeteiligttu: )
Wahrscheinlich "Schwarze". Das ist auf polnisch auch eine gängige Bezeichnung für Leute mit dunklen Haaren. Zu Frage 2: Nein, das wußte ich nicht.

Ansonsten muß ich übrigens Nassos zustimmen. In 20 Jahren sieht alles wieder anders aus. Uff, wenn ich nur daran denke… Hoffentlich trage ich dann noch kein Gebiß. Also… :ikb_tooth:
Ach ja, und "pope" ist die englische Bezeichnung für den Papst. Und irgend so ein Schriftsteller hieß auch so.
???

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Christ86
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Christ86 »

Mary hat geschrieben:
Hi, Christ,

ich wundere mich sehr über Deine Aussagen!
Das Wort Zigeuner habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört, ausser vielleicht in Schultheatern... "Sinti und Roma" ist gebräuchlich (wobei leider "Roma" auch schon negativ belastet ist...) oder aber man spricht von Fahrenden.
Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Wenn ein Schweizer "Pope" sagt, dann ist das wohl aus Unkenntnis, und man will sich damit sogar den Anstrich des Insiders geben. "Popen" kenne ich eher im negativen Sinn, dann auch angewendet auf röm.kath. Priester oder sogar auf reformierte Pfarrer, halt auf alle, die einer Amtskirche angehören.

Lg Maria
Hoi Maria :huhu:

Und ich wundere mich über dini Ussage :breitgrins:

Also ich kenne keinen einzigen Schweizer, der die Bezeichnung "Sinti und Roma" auf Schweizerdeutsch verwendet (vielleicht abgesehen von der SP).
Sovil ich weiss, bisch du Zürcherin. Ich bin au Zürcher. Und uf Züritütsch seit mer halt Zigüner, nöd Sinti und Roma - wie tönt denn das? Gang mal uf d'Schtraas und frög, was Sinti und Roma seget - da chömet verschtändnislosi Blick. Säg Zigüner und alles isch klar. Ide Ziitig schriebt mer villicht Roma, im Gschpräch seit mer Zigüner.
Hier sei allerdings angemerkt, dass der Grossteil der Menschen, die das Wort Zigeuner verwenden, dies wohl nicht negativ meinen. Man sagt Zigeuner, weil man es schon immer so gesagt hat. Wenn man das vermeiden will, sagt man schon eher Fahrende als Sinti und Roma.

Okay, Farbige gibt es auch - wenn man politisch korrekt sein will. Trotzdem kam das Wort "Neger" bei der Bevölkerung nie ausser Gebrauch. Und wenn du ehrlich bist, dann weisst du das auch. Es gibt sogar noch viel negativere Ausdrücke (Neger = spanisch "negro" = dt. "Schwarzer"), zum Beispiel Verbrännti. Egal wie du oder ich dazu stehen, so ist es nunmal. (Hier kann man allerdings häufig davon ausgehen, dass die Bezeichnung Neger durchaus negativ gemeint ist.)
Übrigens: Afrikaner höre ich als Bezeichnung für Schwarze weit häufiger als Farbige.

Und nochmal: dass Pop(e) eine herabwürdigende Bezeichnung für einen orthodoxen oder auch römischen Priester oder gar einen reformierten Pfarrer sei, ist an den Haaren herbeigezogen und völlig gegenstandslos. Der Grossteil der Schweizer Bevölkerung kann rein gar nichts mit dem Ausdruck anfangen, ja er wüsste nicht mal, dass es sich hier um etwas Kirchliches handelt. Pop hört man höchstens, wenn Serben es in einem Gespräch auf Deutsch verwenden und den Begriff nicht übersetzen.

Übrigens, das was du hier dem Begriff Pope anhängst, trifft eher auf Pfaff/Pfaffen zu. Das verwendet man als negative Bezeichnung für Priester/Pfarrer. :blinker:

Grüessli
Zuletzt geändert von Christ86 am Sonntag 17. Januar 2010, 13:52, insgesamt 3-mal geändert.
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Sempre
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Sempre »

Pfaffen? Die heißen doch Himmelskomiker!
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Bernado »

Christ86 hat geschrieben:Übrigens: Afrikaner höre ich als Bezeichnung für Schwarze weit häufiger als Farbige.
Ja, und das hat insofern einen (unbewußten) rassistischen Beiklang, als zumindest in Deutschland von 10 Pesonen mit negroiden Zügen im Erscheinungsbild (na, wie hab ich das gesagt?) höchstens vier aus Afrika kommen, 3 aus USA, einer aus Südamerika und 2 hier geboren sind und dann oft auch einen deutschen Pass haben.

Klingt unter diesen Umständen schon ein bißchen wie "Negers nach Afrika!".
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Robert Ketelhohn
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich muß mich regelmäßig im Kaufmannsladen beschweren, daß sie keine
„Negerküsse“ mehr anbieten können, sondern nur sogenannte „Schaum-
küsse“. – Was für ein bekloppter Sprachmüll! Da ist der ganze, liebevolle
Witz des Wortes weg. Ja, der Ersatzbegriff ist in seiner grenzenlosen Däm-
lichkeit völlig sinnlos. Oder ist jemand schon mal von Schaum geküßt wor-
den?

Wenn schon, dann müßten sie sagen: waffelgrundierte Schaumspeise mit
Schokoladenüberzug.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

civilisation
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von civilisation »

Ich lese gerade in wikipedia, daß die Negerküsse auch in bestimmten Regionen auch Schwedenbombe oder Bumskopf genannt werden.

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songul
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von songul »

Christ86 hat geschrieben:Hoi Maria

Und ich wundere mich über dini Ussage

Also ich kenne keinen einzigen Schweizer, der die Bezeichnung "Sinti und Roma" auf Schweizerdeutsch verwendet (vielleicht abgesehen von der SP).
Sovil ich weiss, bisch du Zürcherin. Ich bin au Zürcher. Und uf Züritütsch seit mer halt Zigüner, nöd Sinti und Roma - wie tönt denn das? Gang mal uf d'Schtraas und frög, was Sinti und Roma seget - da chömet verschtändnislosi Blick. Säg Zigüner und alles isch klar. Ide Ziitig schriebt mer villicht Roma, im Gschpräch seit mer Zigüner.
Hier sei allerdings angemerkt, dass der Grossteil der Menschen, die das Wort Zigeuner verwenden, dies wohl nicht negativ meinen. Man sagt Zigeuner, weil man es schon immer so gesagt hat. Wenn man das vermeiden will, sagt man schon eher Fahrende als Sinti und Roma.
Maria hat geschrieben: Hi, Christ,

ich wundere mich sehr über Deine Aussagen!
Das Wort Zigeuner habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört, ausser vielleicht in Schultheatern... "Sinti und Roma" ist gebräuchlich (wobei leider "Roma" auch schon negativ belastet ist...) oder aber man spricht von Fahrenden.
Statt "Neger" sagen auch Schweizer "Farbige"... zumindest in meinem Umfeld.
Wenn ein Schweizer "Pope" sagt, dann ist das wohl aus Unkenntnis, und man will sich damit sogar den Anstrich des Insiders geben. "Popen" kenne ich eher im negativen Sinn, dann auch angewendet auf röm.kath. Priester oder sogar auf reformierte Pfarrer, halt auf alle, die einer Amtskirche angehören.

Lg Maria
Ihr habt beide recht.

Du Christ, beschreibst das was in der Schweiz allgemein normal und üblich ist.

Du Maria, beschreibst eher den Umgang mit diesen Bezeichnungen in einem Umfeld, in dem man nähere Beziehungen mit denen hat, auf die sich diese Benennungen beziehen.
Das kann ich aus deinem Text herauslesen. Und so kenne ich es aus der Schweiz selbst.
Man sollte auch nicht vergessen dass durch die Tatsache dass es in der Deutschschweiz eine quasi zweisprachige Situation gibt - Mundart versus Schriftdeutsch - die Dinge sozusagen zweifach wahrgenommen werden.

In Deutschland herrscht aufgrund der Geschichte und dem Druck bestimmter Interessengruppen, die diese Geschichte dann als Hauptdruckmittel gebrauchen, um alles Mögliche durchzusetzen: Verbot von Kreuzen, Minarette, Halal-Produkte usw.
Ebenso geschieht es mit der Sprache.
Man versucht halt mittels der political correctness in der Sprache die Haltung der Bevölkerung gegenüber Minderheiten zu verbessern; klappt nicht immer wie im bei meinem Vorschreiber erkennen kann.

@Robert.
In vielem gehe ich ja in deinen Argumenten konform; aber hier bin ich ganz und gar nicht deiner Meinung.
Stell dir einfach einmal vor als Mensch schwarzafrikanischer Herkunft in einen Laden zu gehen und nach einer Packung Negerküssen zu verlangen.
Oder wenn dir das zu unvorstellbar erscheint, dann visualisiere dir doch die folgende Szene: du gehst in Afrika, Brasilien, USA, etc. in einen Laden und verlangst das berühmte Schaumgebäck nahmens "Weissenlippen".
Um dich herum alles Dunkelhäutige Kunden, die in dem Moment ganz zwangsläufig auf deine Lippen starren weil du ein Weisser bist.

Rassismus ist sehr subtil in unserem Land und gerade diese Subtilität macht das so verletzend.

LG Songul

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songul
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von songul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Wenn schon, dann müßten sie sagen: waffelgrundierte Schaumspeise mit
Schokoladenüberzug.
Da muss ich dir beipflichten; ist wohl ein Trick um die Liebhaber der alten Bezeichnung als Kunden zu behalten.
Marketing geht über alles.

iustus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von iustus »

Bernado hat geschrieben:Das mehr oder weniger nachdrückliche Bekämpfen von Wörtern mit verächtlicher Konnotation ändet nichts an der Verachtung. Auf dem Schulhof klingt "Du Scinti" (wer fragt hier schon nach Singular oder Plural) genau so verächtlich wie Zigeuner.
Volltreffer ins Schwarze!

In näherer oder fernerer Zeit werden wir auch Sinti nicht mehr sagen dürfen, weil es bis dahin verächtlich gebraucht wird.

Ich verwende weiter die Begriffe "Neger", "Zigeuner" oder "Pope" - bei Zigeunern füge ich freilich immer hinzu, dass der Begriff bei mir positiv besetzt ist: Als Pfadfinder sind Zigeuner Vorbilder als Abenteurer, die in der Welt umherziehen. Wir Pfadfinder sagen "wir gehen auf Fahrt" und Zigeuner sind das "fahrende Volk". Auch unter ihnen gibt es natürlich schwarze Schafe - und ist mE der Grund dafür, dass der Begriff in abwertender Weise gebraucht wurde. Anders bei uns:

http://www.gloria.tv/?media=8097

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Nassos
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von Nassos »

Wie war das bei der GEZ-Werbung?

Sagt der Weiße zum Schwarzen: "ich seh schwarz"
Der Schwarze zum Weißen: "ich weiß".

Genial. Und ohne medialen Aufruhr (wie passend für die GEZ).
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Robert Ketelhohn
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von Robert Ketelhohn »

songul hat geschrieben:In vielem gehe ich ja in deinen Argumenten konform; aber hier bin ich ganz und gar nicht deiner Meinung.
Stell dir einfach einmal vor als Mensch schwarzafrikanischer Herkunft in einen Laden zu gehen und nach einer Packung Negerküssen zu verlangen.
Oder wenn dir das zu unvorstellbar erscheint, dann visualisiere dir doch die folgende Szene: du gehst in Afrika, Brasilien, USA, etc. in einen Laden und verlangst das berühmte Schaumgebäck nahmens "Weissenlippen".
Um dich herum alles Dunkelhäutige Kunden, die in dem Moment ganz zwangsläufig auf deine Lippen starren weil du ein Weisser bist.
Ich wüßte nicht, wo da das Problem sein sollte. Wäre der Negerkuß ein Haufen Mist, wäre ohne weiteres verständlich, daß seine Bezeichnung mit einem irgendwie auf Neger deutenden Begriff als Herabwürdigung und Verächtlichmachung von Negern gemeint wäre. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil, es handelt sich um eine leckere Nascherei, ohne jede negative Konnotation. Ich mag Negerküsse sehr.

Deine Beispiele haben deshalb überhaupt nichts Schreckendes. Im Gegenteil. Man könnte, wenn man schon die Situation nicht geschäftsmäßig abhandeln will, seine Späßchen machen. Zum Beispiel könnte ich als Neger anbieten, die Negerküsse mit Negerküssen zu bezahlen. :D

Wie kann man nur – auch nur irgendwie entfernt – auf den Gedanken kommen, hier irgendwo „Rassismus“ zu sehen?

Mich erinnert das daran, daß eins meiner Kinder in der Schule auch erfuhr, man dürfe heute nicht mehr „Neger“ sagen, weil das ein schlechtes Wort sei. (Die Kinder der Klasse sagen natürlich trotzdem „Neger“. Wie sie’s zu Hause gelernt hatten.)

Nein, das ist Unsinn, habe ich den Kindern erklärt. Neger nennt man auf deutsch Neger. Das ist ein normales Wort und kein Schimpfwort (wie es etwa engl. nigger ist). Nicht der, der Neger Neger nennt, sondern der, der etwas Negatives darin sieht, wenn man Neger als das bezeichnet, was sie sind, der hat Vorurteile gegen Neger, der denkt schlecht über Neger als solche, der ist ein Rassist. Wer mit dem Begriff „Neger“ Schlechtes assoziiert, der hat schmutzige Gedanken und verachtet insgeheim oder unbewußt die Neger.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

iustus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Das mehr oder weniger nachdrückliche Bekämpfen von Wörtern mit verächtlicher Konnotation ändet nichts an der Verachtung. Auf dem Schulhof klingt "Du Scinti" (wer fragt hier schon nach Singular oder Plural) genau so verächtlich wie Zigeuner.
Volltreffer ins Schwarze!

In näherer oder fernerer Zeit werden wir auch Sinti nicht mehr sagen dürfen, weil es bis dahin verächtlich gebraucht wird.

Ich verwende weiter die Begriffe "Neger", "Zigeuner" oder "Pope" - bei Zigeunern füge ich freilich immer hinzu, dass der Begriff bei mir positiv besetzt ist: Als Pfadfinder sind Zigeuner Vorbilder als Abenteurer, die in der Welt umherziehen. Wir Pfadfinder sagen "wir gehen auf Fahrt" und Zigeuner sind das "fahrende Volk". Auch unter ihnen gibt es natürlich schwarze Schafe - und ist mE der Grund dafür, dass der Begriff in abwertender Weise gebraucht wurde. Anders bei uns:

http://www.gloria.tv/?media=8097
Ich lasse mir gewiß nicht vorschreiben, Angehörige irgendeines Volks, wenn ich deutsch rede, mitten in der deutschen Rede mit einem fremdsprachigen und unverständlichen Ausdruck zu bezeichnen. Nullo modo. Zigeuner sind Zigeuner.

Richtig ist, das der Begriff sowohl negative als auch positive Konnotationen hat. Positiv-zigeunerisch ist, was in Richtung feuriger Musik oder Lagerfeuerromantik geht. Ansonsten herrschen doch eher negative Assoziationen vor, wenigstens bei denen, die etwas konkretere Erfahrungen mit Zigeunern haben. Und dies nicht ohne Grund.

Im Klartext: Ich benutze den Begriff auch negativ – urteilend oder warnend – und meine das auch so. Ein Großteil der Zigeuner lebt fest eingebunden in Sippenverbände, die ganz wesentlich von Raub, Diebstahl, aggressiver Bettelei und jeglicher Art von Bandenkriminalität leben. Ich weiß, das sind nicht alle, und keinesfalls darf man darum vorschnell ein individuelles Urteil über eine Person fällen, von der man nichts weiß: Aber die Zigeuner bestehen nach wie vor überwiegend aus solchen räuberischen Sippen und sind da, wo sie gehäuft auftreten, eine reine Landplage.
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songul
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Re: Gruppenbezeichnungen und der sensible Umgang damit

Beitrag von songul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich wüßte nicht, wo da das Problem sein sollte. Wäre der Negerkuß ein Haufen Mist, wäre ohne weiteres verständlich, daß seine Bezeichnung mit einem irgendwie auf Neger deutenden Begriff als Herabwürdigung und Verächtlichmachung von Negern gemeint wäre. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil, es handelt sich um eine leckere Nascherei, ohne jede negative Konnotation. Ich mag Negerküsse sehr.

Deine Beispiele haben deshalb überhaupt nichts Schreckendes. Im Gegenteil. Man könnte, wenn man schon die Situation nicht geschäftsmäßig abhandeln will, seine Späßchen machen. Zum Beispiel könnte ich als Neger anbieten, die Negerküsse mit Negerküssen zu bezahlen. :D

Wie kann man nur – auch nur irgendwie entfernt – auf den Gedanken kommen, hier irgendwo „Rassismus“ zu sehen?

Mich erinnert das daran, daß eins meiner Kinder in der Schule auch erfuhr, man dürfe heute nicht mehr „Neger“ sagen, weil das ein schlechtes Wort sei. (Die Kinder der Klasse sagen natürlich trotzdem „Neger“. Wie sie’s zu Hause gelernt hatten.)

Nein, das ist Unsinn, habe ich den Kindern erklärt. Neger nennt man auf deutsch
Gut; ich sehe der Text ist schon etwas moderater zu vorhin. ;D

Dennoch, der Ausdruck ist in unserer Sprache mit eindeutig rassistischer Konnotation von Anfang eingesetzt worden.
Es war nie ein normales Wort in unserer Sprache.
Wem das nicht klar ist, möge sich mit der Geschichte dieses Wortes in unserer Sprache die letzten 200 Jahre beschäftigen.
Wer dann immer noch meint, das sei alles ganz normal, dem sei das unbenommen.
Wir kommen nicht umhin, auf menschliche Unterschiede in Bezug auf Hautfarbe oder Herkunft Worte zu finden; dafür gibt es aber heutzutage durchaus neutrale, vernünftige Bezeichnungen, von denen nicht gleich jeder das mit Rassismus in Verbindung bringt.
Schliesslich gibt es Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und das muss auch in der Sprache ihren Niederschlag finden.
Wir Europäer oder wenn man so will, wir Weissen, haben jahrhundertelang Kolonien besessen, Sklavenhandel betrieben, die Wissenschaft der Rassenkunde nicht nur erfunden; wir wissen nur zu gut was alles damit angefangen wurde.
Jetzt kann man natürlich sagen: was geht's mich an? Ich hab's nicht verursacht - ich habe ja keine Vorurteile - mich betrifft's nicht. Ich hab damals nicht gelebt. Ich rede wie's mir gefällt und punktum.
Kann man natürlich; nur muss man sich nicht wundern, wenn man dann mitunter in die falsche Ecke gestellt wird.
Könnte auch mal peinlich sein.
Neger. Das ist ein normales Wort und kein Schimpfwort (wie es etwa engl. nigger ist). Nicht der, der Neger Neger nennt, sondern der, der etwas Negatives darin sieht, wenn man Neger als das bezeichnet, was sie sind, der hat Vorurteile gegen Neger, der denkt schlecht über Neger als solche, der ist ein Rassist. Wer mit dem Begriff „Neger“ Schlechtes assoziiert, der hat schmutzige Gedanken und verachtet insgeheim oder unbewußt die Neger.
Damit beschuldigst du jeden, der diesen Ausdruck nicht verwendet oder ihn auch nicht gerne hört, des Rassismus'.
Sagt für mich viel aus und ist ziemlich dreist.

LG Songul

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