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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 10. Juli 2017, 09:48
von Lilaimmerdieselbe
Ärgerlicherweise hat überhaupt niemand den Niedriglohnsektor im Programm.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 10. Juli 2017, 10:16
von Caviteño
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 09:48
Ärgerlicherweise hat überhaupt niemand den Niedriglohnsektor im Programm.
:hmm:

aus dem Parteiprogramm der Linken:

Gute Arbeit für alle statt Niedriglohn, Dauerstress und Abstiegsangst

aus dem Parteiprogramm der SPD:

Sichere Arbeit und gute Löhne: - S. 15

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Freitag 28. Juli 2017, 18:56
von Hubertus

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 30. Juli 2017, 12:21
von Caviteño
Warum ich AfD wähle: Das kleinere Übel

und zum Strangthema heißt es dort:
Wer in der politischen Landschaft Deutschlands nach Alternativen sucht, findet sie hier auch beim Thema Familie. Die Gender-Ideologie, heißt es, stehe in klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Institut schütze. Und daran müsse sich auch die Familienpolitik orientieren. Um die Abtreibungen einzudämmen, soll laut AfD unter anderem der „lebensrettende Ausweg“ der Adoption erleichtert werden. Keine andere Partei liegt mit ihrem Familienbild so klar auf der Linie der katholischen Kirche, was deren politisierte Würdenträger aber nicht daran hindert, Stimmung gegen die AfD zu machen.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 30. Juli 2017, 16:20
von Pilgerer
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 30. Juli 2017, 12:21
Keine andere Partei liegt mit ihrem Familienbild so klar auf der Linie der katholischen Kirche, was deren politisierte Würdenträger aber nicht daran hindert, Stimmung gegen die AfD zu machen.
Vielleicht gibt es hier mehr Cäsaropapaismus als man denkt.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 31. Juli 2017, 11:53
von Romanus
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 30. Juli 2017, 12:21
Warum ich AfD wähle: Das kleinere Übel

und zum Strangthema heißt es dort:
Wer in der politischen Landschaft Deutschlands nach Alternativen sucht, findet sie hier auch beim Thema Familie. Die Gender-Ideologie, heißt es, stehe in klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Institut schütze. Und daran müsse sich auch die Familienpolitik orientieren. Um die Abtreibungen einzudämmen, soll laut AfD unter anderem der „lebensrettende Ausweg“ der Adoption erleichtert werden. Keine andere Partei liegt mit ihrem Familienbild so klar auf der Linie der katholischen Kirche, was deren politisierte Würdenträger aber nicht daran hindert, Stimmung gegen die AfD zu machen.
Vorsicht! Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Es scheint nur so, als lägen die Kirche und die AfD auf einer Linie. Während es der AfD um ein gesellschaftliches Rollenverständnis von Mann und Frau geht, das der Vergangenheit angehört, ist die katholische Kirche alles andere als realitätsfremd: Ihr geht es weniger darum, die Gleichberechtigung von Mann und Frau (wieder) in Frage zu stellen als vielmehr einen fruchtbaren Boden zu bereiten, in der Familie auf dem Acker christlicher Werte gedeihen kann. Dass hier sehr Vieles im Argen liegt, weiß jeder Pfarrer, jeder Geistliche, der Seelsorge wahrnimmt und mit Einzelschicksalen, Enttäuschten, Gescheiterten, Traumatisieren und Geschiedenen zu tun hat. Während es der AfD mehr um das äußerliche Konstrukt geht, das für politischen Ziele verzweckt werden soll, geht es der Kirche in erste Linie um Liebe, Zuwendung, Offenheit, Gerechtigkeit und Besonnenheit, was erst das Konstrukt zusammenhält. Bei der Kirche ist Familie ein hohes Gut – keine Spur von der Zweckgemeinschaft früherer Tage.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 31. Juli 2017, 16:12
von Romanus
Romanus hat geschrieben:
Montag 31. Juli 2017, 11:53
Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Jesu Verständnis von Familie geht weit über das Konzept der Blutsverwandtschaft hinaus und ist ganz und gar apolitisch:
„Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter“ (Markus 3,32–35).
Mit anderen Worten, für Jesus ist Familie da, wo Menschen an dieselben Dinge glauben und den Willen Gottes erfüllen. Entsprechend ist es mehr denn je relevant, nur aus den richtigen Gründen – aus Liebe – zu heiraten und eine Familie (mit oder ohne Kinder) zu gründen (siehe Amoris laetitia).

NB: Das ist zum Hohepriestertum nach der Ordnung Melichisedeks höchst konsequent gedacht, bei der das Priestertum weder geerbt noch vererbt wird. Dort heißt es: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, hat er weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens, er gleicht dem Sohn Gottes und bleibt Priester für immer“ (Hebräer 7,3).

Wir sind Kinder Gottes, auch wenn wir von einer Familie abstammen. Nicht die Familie ist das Entscheidende, sondern die Seelenverwandtschaft mit Gleichgesinnten, die in der Familie nicht automatisch gegeben ist.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 31. Juli 2017, 19:14
von ar26
Romanus hat geschrieben:
Montag 31. Juli 2017, 11:53
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 30. Juli 2017, 12:21
Warum ich AfD wähle: Das kleinere Übel

und zum Strangthema heißt es dort:
Wer in der politischen Landschaft Deutschlands nach Alternativen sucht, findet sie hier auch beim Thema Familie. Die Gender-Ideologie, heißt es, stehe in klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Institut schütze. Und daran müsse sich auch die Familienpolitik orientieren. Um die Abtreibungen einzudämmen, soll laut AfD unter anderem der „lebensrettende Ausweg“ der Adoption erleichtert werden. Keine andere Partei liegt mit ihrem Familienbild so klar auf der Linie der katholischen Kirche, was deren politisierte Würdenträger aber nicht daran hindert, Stimmung gegen die AfD zu machen.
Vorsicht! Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Es scheint nur so, als lägen die Kirche und die AfD auf einer Linie. Während es der AfD um ein gesellschaftliches Rollenverständnis von Mann und Frau geht, das der Vergangenheit angehört, ist die katholische Kirche alles andere als realitätsfremd: Ihr geht es weniger darum, die Gleichberechtigung von Mann und Frau (wieder) in Frage zu stellen als vielmehr einen fruchtbaren Boden zu bereiten, in der Familie auf dem Acker christlicher Werte gedeihen kann. Dass hier sehr Vieles im Argen liegt, weiß jeder Pfarrer, jeder Geistliche, der Seelsorge wahrnimmt und mit Einzelschicksalen, Enttäuschten, Gescheiterten, Traumatisieren und Geschiedenen zu tun hat. Während es der AfD mehr um das äußerliche Konstrukt geht, das für politischen Ziele verzweckt werden soll, geht es der Kirche in erste Linie um Liebe, Zuwendung, Offenheit, Gerechtigkeit und Besonnenheit, was erst das Konstrukt zusammenhält. Bei der Kirche ist Familie ein hohes Gut – keine Spur von der Zweckgemeinschaft früherer Tage.
Wie Eheleute ihre Rollen definieren, hat Staat und Gesellschaft nichts anzugehen, man nennt dies Freiheit. Die AfD ist die einzige politische Kraft, die die Freiheit derjenigen Mehrheit schützen möchte, die am klassischen Familienbild festhalten will, d.h. meine und meiner Familie Freiheit. Es ist ein deutsches Paradox, dass viele, die dieses Modell selbst leben, politische Kräfte unterstützen, die es bekämpfen. Vlt. ist es auch nur Dummheit. Die lass ich mir aber nachsagen.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Dienstag 1. August 2017, 09:59
von Vir Probatus
Caviteño hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 10:16
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 09:48
Ärgerlicherweise hat überhaupt niemand den Niedriglohnsektor im Programm.
:hmm:

aus dem Parteiprogramm der Linken:

Gute Arbeit für alle statt Niedriglohn, Dauerstress und Abstiegsangst

aus dem Parteiprogramm der SPD:

Sichere Arbeit und gute Löhne: - S. 15
Da hätte die SPD doch jetzt lange genug Gelegenheit gehabt, etwas zu verändern. Sie hat ihre Zeit nicht genutzt.
Warum sollte ich Herrn Schulz abnehmen, daß nun ausgerechnet er und ausgerechnet ab September 2017 das tun wird, wozu seine Partei seit 1998 Gelegenheit hatte, es aber nicht tat?
Ich würde gerne eine Partei wählen, die es sich zum Ziel setzt, daß die Menschen nicht nicht von Tafeln, Hartz-IV und Spenden leben müssen und die diese ganze Armutsverwaltung überflüssig macht. Das kann aber kaum die Partei sein, die das alles erst eingeführt hat. Und davon abgesehen gibt es auch keine andere Partei, die das tatsächlich will.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Dienstag 1. August 2017, 11:15
von ar26
Vir Probatus hat geschrieben:
Dienstag 1. August 2017, 09:59
Caviteño hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 10:16
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 09:48
Ärgerlicherweise hat überhaupt niemand den Niedriglohnsektor im Programm.
:hmm:

aus dem Parteiprogramm der Linken:

Gute Arbeit für alle statt Niedriglohn, Dauerstress und Abstiegsangst

aus dem Parteiprogramm der SPD:

Sichere Arbeit und gute Löhne: - S. 15
Da hätte die SPD doch jetzt lange genug Gelegenheit gehabt, etwas zu verändern. Sie hat ihre Zeit nicht genutzt.
Warum sollte ich Herrn Schulz abnehmen, daß nun ausgerechnet er und ausgerechnet ab September 2017 das tun wird, wozu seine Partei seit 1998 Gelegenheit hatte, es aber nicht tat?
Ich würde gerne eine Partei wählen, die es sich zum Ziel setzt, daß die Menschen nicht nicht von Tafeln, Hartz-IV und Spenden leben müssen und die diese ganze Armutsverwaltung überflüssig macht. Das kann aber kaum die Partei sein, die das alles erst eingeführt hat. Und davon abgesehen gibt es auch keine andere Partei, die das tatsächlich will.
Ich habe nach, weil ich es nicht verstehe. Was meinst Du konkret? Eine Partei, die ein umsetzbares Konzept für Vollbeschäftigung hat oder eine Partei, die statt Hartz IV ein bedingungsloses Grundeinkommen einführt.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Dienstag 1. August 2017, 17:07
von Caviteño
Romanus hat geschrieben:
Montag 31. Juli 2017, 11:53
Es scheint nur so, als lägen die Kirche und die AfD auf einer Linie. Während es der AfD um ein gesellschaftliches Rollenverständnis von Mann und Frau geht, das der Vergangenheit angehört, ist die katholische Kirche alles andere als realitätsfremd: Ihr geht es weniger darum, die Gleichberechtigung von Mann und Frau (wieder) in Frage zu stellen als vielmehr einen fruchtbaren Boden zu bereiten, in der Familie auf dem Acker christlicher Werte gedeihen kann.
In der Presse wird die Plakataktion sogar als "frauenfeindlich" dargestellt:

Warum Frau Petrys Wahlkampf frauenfeindlich ist

Wenn man Deinen und den Kommentar der WELT liest, scheinen die Medienberater wohl doch ins Schwarze getroffen zu haben. :D

Aufheulen ist immer ein ganz guter Hinweis, das es "weh" tut.....

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Samstag 5. August 2017, 21:24
von Vir Probatus
ar26 hat geschrieben:
Dienstag 1. August 2017, 11:15
Vir Probatus hat geschrieben:
Dienstag 1. August 2017, 09:59
Caviteño hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 10:16
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Montag 10. Juli 2017, 09:48
Ärgerlicherweise hat überhaupt niemand den Niedriglohnsektor im Programm.
:hmm:

aus dem Parteiprogramm der Linken:

Gute Arbeit für alle statt Niedriglohn, Dauerstress und Abstiegsangst

aus dem Parteiprogramm der SPD:

Sichere Arbeit und gute Löhne: - S. 15
Da hätte die SPD doch jetzt lange genug Gelegenheit gehabt, etwas zu verändern. Sie hat ihre Zeit nicht genutzt.
Warum sollte ich Herrn Schulz abnehmen, daß nun ausgerechnet er und ausgerechnet ab September 2017 das tun wird, wozu seine Partei seit 1998 Gelegenheit hatte, es aber nicht tat?
Ich würde gerne eine Partei wählen, die es sich zum Ziel setzt, daß die Menschen nicht nicht von Tafeln, Hartz-IV und Spenden leben müssen und die diese ganze Armutsverwaltung überflüssig macht. Das kann aber kaum die Partei sein, die das alles erst eingeführt hat. Und davon abgesehen gibt es auch keine andere Partei, die das tatsächlich will.
Ich habe nach, weil ich es nicht verstehe. Was meinst Du konkret? Eine Partei, die ein umsetzbares Konzept für Vollbeschäftigung hat oder eine Partei, die statt Hartz IV ein bedingungsloses Grundeinkommen einführt.
Ich will kein bedingungsloses Grundeinkommen.
Ich denke an Beschäftigungen, die ein ausreichendes Einkommen mit einer Vollzeitstelle liefern.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Samstag 5. August 2017, 21:55
von umusungu
Vir Probatus hat geschrieben:
Samstag 5. August 2017, 21:24
Ich will kein bedingungsloses Grundeinkommen.
Ich denke an Beschäftigungen, die ein ausreichendes Einkommen mit einer Vollzeitstelle liefern.
Dafür müssen wir wieder starke Gewerkschaften bekommen!
Krankenschwestern und Altenpflegerinnen können nur sehr bedingt streiken ... Warum streiken dafür nicht die Busfahrer und die Müllwerker?
Es ist doch alles Öffentlicher Dienst.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 10:37
von Caviteño
umusungu hat geschrieben:
Samstag 5. August 2017, 21:55
Vir Probatus hat geschrieben:
Samstag 5. August 2017, 21:24
Ich will kein bedingungsloses Grundeinkommen.
Ich denke an Beschäftigungen, die ein ausreichendes Einkommen mit einer Vollzeitstelle liefern.
Dafür müssen wir wieder starke Gewerkschaften bekommen!
Krankenschwestern und Altenpflegerinnen können nur sehr bedingt streiken ... Warum streiken dafür nicht die Busfahrer und die Müllwerker?
Es ist doch alles Öffentlicher Dienst.
Einmal abgesehen davon, daß der öffentl. Dienst wohl kaum als Maßstab für die Gesamtwirtschaft taugt und die hier in Rede stehenden Arbeitnehmer ein -in den Augen des Foranten- zu geringes Gehalt beziehen: Mit einer Vollzeitstelle im öffentl. Dienst haben sie ein ausreichendes Einkommen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Anders mag es sein, wenn sie nicht im öffentl. Dienst, sondern bei einer der Gesellschaften beschäftigt sind, die im Rahmen der Privatisierung jetzt die Leistungen erbringen, z.B. Remodis bei der Müllabfuhr oder abelio im Zugverkehr.

Generell wird bei der Argumentation aber übersehen, worauf Torsten in einem anderen Beitrag schon dankenswerter Weise hingewiesen hat: die Wettbewerbsfähigkeit. Die bezieht sich inzwischen auch auf den Arbeitnehmer, der seine Leistungen auf dem Beschäftigungsmarkt anbietet. Besonders deutlich wird das in dem Bereich der un- bzw. angelernten Kräfte, wo die Einkommen tatsächlich immer weiter sinken.

Darüber darf sich aber nur derjenige wundern, der nicht versteht, daß mit der von der EU garantierten Freizügigkeit und der von der Kanzlerin veranlaßten Zuwanderung Millionen neue Arbeitskräfte auf den deutschen Arbeits- (und auch Wohnungs)markt drängen. Deren einziger "Wettbewerbsvorteil" ist, daß sie bereit sind, auch für einen geringeren Lohn als der deutsche Kollege zu arbeiten. Warum sind denn ganze Berufstätigkeiten überwiegend in ausl. Hand? Spontan fallen mir da Kopfschlächter in den Fleischfabriken, Fernfahrer, Abbruchunternehmen, landwirtschaftliche Arbeiten usw ein.
Auch im Bereich anderer Dienstleistungen ist diese Entwicklung zu sehen. Mein (deutscher) Friseur nahm in den 80'iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch 22 DM, heute schneidet ein Türke die Haare für 7 €.

Wer also die EU für unabdingbar hält und die von Frau Merkel veranlaßte Zuwanderung begrüßt, sollte auch die Folgen für den Arbeitsmarkt akzeptieren. Es ist die andere, weniger schöne Seite der gleichen Medaille.

Neben dem gestiegenem Wettbewerb auf dem lokalen Arbeitsmarkt führt die in den letzten Jahren eingetretene neue technische Entwicklung auch dazu, daß die Arbeitnehmer nun in direktem Wettbewerb mit Kollegen aus Ländern der sog. Dritten Welt stehen, z.B. die Mitarbeiter in call-centern oder sog. Shared Service Center, (Verarbeitungszentren z.B. für Reisekosten oä). Auf den PH gibt es einige call-center für D., die Löhne liegen dort bei ca. 1.000 € - für die PH ein fürstliches Gehalt. Wie soll ein deutscher Arbeitnehmer da mithalten können?
Selbst höherqualifizierte Jobs sind heute nicht vor einer Verlagerung in das kostengünstigere Ausland sicher. Hier ein Beispiel der Zurich-Versicherung:
Sie [die Zurich] verlagert massenhaft Stellen aus der hochpreisigen Schweiz ins günstige Ausland.
Und zwar nicht irgendwelche 08/15-Jobs, sondern Positionen, die von gut ausgebildeten und entsprechend gut bezahlten Spezialisten mit langjährigem Leistungsausweis besetzt sind.
Zum Beispiel 30 Analysten mit Hochschulabschluss. Diese sitzen heute noch in Zürich und machen von hier aus ihre Berechnungen für Versicherungsprodukte.
(...)
Vor ein paar Wochen sprach sich in der Abteilung dieser Analysten nämlich herum, dass die Zurich ihre Aufgaben neu von Polen aus erledigen wolle.
Betroffen vom Entscheid sind Familienväter und -mütter, darunter viele Schweizer mit Eigenheim und Karriere bei der Zurich.
Von einem Tag auf den anderen hiess es für sie: Auf nach Polen oder Auf Wiedersehen. Insbesondere für Angestellte mit Kindern im Schulalter dürfte Osteuropa als neuer Einsatzort keine Option sein.
https://insideparadeplatz.ch/2015/12/01 ... ach-polen/

Das man in Polen dann auch zu polnischen Löhnen arbeiten muß, sollte auch noch erwähnt werden.

Die Forderung, daß eine Vollzeitstelle "ein ausreichendes Einkommen" (wie hoch ist das?) bieten muß, wird ein Traum bleiben, egal wie stark die Gewerkschaften sind. Einmal abgesehen davon, daß den Gewerkschaften heute häufig das Geld fehlt, einen flächendeckenden Streik lange durchhalten zu können, fehlt es in der Bevölkerung dafür auch an Verständnis. Der Lokführerstreik vor zwei Jahren ist dafür ein Beispiel und bei einem Streik der Müllabfuhr muß man berücksichtigen, daß die heute Streikenden die Arbeit morgen nachholen müssen. Nach solchen Streikerfahrungen würde verstärkt nach Alternativen gesucht, z.B. selbstfahrende Züge. Die Folge wären mehr Automatisierung und weniger Jobs.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 11:22
von Edi
@Caviteño

Was die Fernfahrer und auch die Fahrer von Paketdiensten angeht, kann ich das voll bestätigen, da unsere Firma laufend damit zu tun hat. Die Speditionen geben sogar an, daß sie kaum mehr Deutsche bekommen. Offenbar stehen sie so unter Kostendruck, daß sie Leute einstellen müssen, denen sie wie die Wettbewerber auch, weniger Lohn zahlen. Die Fahrer stehen dann oft auch so unter Zeitdruck, daß aus diesem Grund mehr Ware beschädigt wird als üblicherweise vorkommt. Wir hatten in zwei Jahren beim gleichen Kunden schon drei Mal Reklamationen, weil Waren schwer beschädigt waren, weil die Ladung nicht richtig gesichert war, in diesem Jahr sogar zwei Mal. Niederländische Speditionen setzen polnische Fahrer auf einen Tankzug, die zu dumm sind, diesen richtig zu bedienen, sodaß Ware beim Abladen auf dem ganzen Hof herumspritzt. Der Lieferant sagt dazu, es liege daran, daß die Spedition billige ausländische Fahrer nimmt, die wahrscheinlich nur in einem Schnellverfahren auf so einem Tankzug ausgebildet werden.

Ein Pfarrer, der sein regelmässiges Gehalt von der Kirche und damit den Kirchensteuerzahlern bekommt, weiß nicht wie es in der Wirtschaft zugeht.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 12:04
von Caviteño
Edi hat geschrieben:
Sonntag 6. August 2017, 11:22
Ein Pfarrer, der sein regelmässiges Gehalt von der Kirche und damit den Kirchensteuerzahlern bekommt, weiß nicht wie es in der Wirtschaft zugeht.
Vor allem sieht er die Zusammenhänge nicht. Wer für Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU und Migration ohne Rücksicht auf den Arbeitsmarkt (jeder, der kommt, kann bleiben) eintritt, darf sich nicht wundern, wenn die Löhne - insbesondere für Un- und Angelernte - unter Druck geraten.

Niemand hat etwas gegen eine vernünftige Migrationspolitik, z.B. wenn Krankenschwestern, Altenpfleger, software-Ingenieure usw. im Ausland gezielt gesucht und auf ihren Einsatz in D. durch Sprach- und sog. interkulturelle Kurse vorbereitet werden. Aber was in den letzten Jahren - verstärkt ab 2015 - stattgefunden hat, ist eine unkontrollierte Einwanderung, der sich der Staat nicht entgegenstellte.
Glaubt man wirklich die eingewanderten jungen Männer, teilweise ohne die kulturellen Fähigkeiten des Lesens und Schreibens, dafür aber mit einem sehr ausgeprägtem Selbstbewußtsein, würden hier in einigen Jahren (nach erfolgreich absolvierten Alphabetisierungs- Sprach- und Berufskursen) den älteren Menschen den Hintern abwischen? :D

Warum kam es denn zum Brexit? Warum wurde Trump gewählt? Warum erstarken in fast allen EU-Ländern die "rechten" Parteien? D. ist da noch eine Insel der Seligen, die AfD liegt bei ca. 10%. In NL, in Schweden oder Dänemark, in A und in IT gibt es ganz andere Zahlen für die "Rechten". Die Erfolge dieser Parteien werden weiter wachsen, denn wie und wo sollen die ganzen (illegalen) Migranten denn in Arbeit und Brot gebracht werden? Das ist nicht "zu schaffen", selbst wenn die Kanzlerin etwas anderes behauptet.
Die Not (oder Klugheit?) hat bereits dazu geführt, daß in den Wahlkämpfen in den NL oder jetzt in A. tlw. Positionen der "rechten" Parteien übernommen werden. Man greift zu jedem Strohhalm, um an der Macht zu bleiben. Allerdings muß man dann auch "zahlen". d. h. die Wahlversprechen erfüllen. Aus diesem Grund darf man auf die Zeit nach der BTW und der Wahl in A gespannt sein, wie Frau Merkel ihre "Flüchtlingspolitik" in der EU dann noch verkaufen will. :breitgrins:

Bemerkenswert:

Mehr illegale Migranten in zweiter Jahreshälfte erwartet

Sogar die FAZ spricht jetzt von "illegalen Migranten" - ebenso wie die WELT. Immerhin ein kleiner Fortschritt.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 14:48
von ar26
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 6. August 2017, 10:37
umusungu hat geschrieben:
Samstag 5. August 2017, 21:55
Vir Probatus hat geschrieben:
Samstag 5. August 2017, 21:24
Ich will kein bedingungsloses Grundeinkommen.
Ich denke an Beschäftigungen, die ein ausreichendes Einkommen mit einer Vollzeitstelle liefern.
Dafür müssen wir wieder starke Gewerkschaften bekommen!
Krankenschwestern und Altenpflegerinnen können nur sehr bedingt streiken ... Warum streiken dafür nicht die Busfahrer und die Müllwerker?
Es ist doch alles Öffentlicher Dienst.

Neben dem gestiegenem Wettbewerb auf dem lokalen Arbeitsmarkt führt die in den letzten Jahren eingetretene neue technische Entwicklung auch dazu, daß die Arbeitnehmer nun in direktem Wettbewerb mit Kollegen aus Ländern der sog. Dritten Welt stehen, z.B. die Mitarbeiter in call-centern oder sog. Shared Service Center, (Verarbeitungszentren z.B. für Reisekosten oä). Auf den PH gibt es einige call-center für D., die Löhne liegen dort bei ca. 1.000 € - für die PH ein fürstliches Gehalt. Wie soll ein deutscher Arbeitnehmer da mithalten können?
Selbst höherqualifizierte Jobs sind heute nicht vor einer Verlagerung in das kostengünstigere Ausland sicher. Hier ein Beispiel der Zurich-Versicherung:
Sie [die Zurich] verlagert massenhaft Stellen aus der hochpreisigen Schweiz ins günstige Ausland.
Und zwar nicht irgendwelche 08/15-Jobs, sondern Positionen, die von gut ausgebildeten und entsprechend gut bezahlten Spezialisten mit langjährigem Leistungsausweis besetzt sind.
Zum Beispiel 30 Analysten mit Hochschulabschluss. Diese sitzen heute noch in Zürich und machen von hier aus ihre Berechnungen für Versicherungsprodukte.
(...)
Vor ein paar Wochen sprach sich in der Abteilung dieser Analysten nämlich herum, dass die Zurich ihre Aufgaben neu von Polen aus erledigen wolle.
Betroffen vom Entscheid sind Familienväter und -mütter, darunter viele Schweizer mit Eigenheim und Karriere bei der Zurich.
Von einem Tag auf den anderen hiess es für sie: Auf nach Polen oder Auf Wiedersehen. Insbesondere für Angestellte mit Kindern im Schulalter dürfte Osteuropa als neuer Einsatzort keine Option sein.
https://insideparadeplatz.ch/2015/12/01 ... ach-polen/

Das man in Polen dann auch zu polnischen Löhnen arbeiten muß, sollte auch noch erwähnt werden.

Die Forderung, daß eine Vollzeitstelle "ein ausreichendes Einkommen" (wie hoch ist das?) bieten muß, wird ein Traum bleiben, egal wie stark die Gewerkschaften sind. Einmal abgesehen davon, daß den Gewerkschaften heute häufig das Geld fehlt, einen flächendeckenden Streik lange durchhalten zu können, fehlt es in der Bevölkerung dafür auch an Verständnis. Der Lokführerstreik vor zwei Jahren ist dafür ein Beispiel und bei einem Streik der Müllabfuhr muß man berücksichtigen, daß die heute Streikenden die Arbeit morgen nachholen müssen. Nach solchen Streikerfahrungen würde verstärkt nach Alternativen gesucht, z.B. selbstfahrende Züge. Die Folge wären mehr Automatisierung und weniger Jobs.
Mist. Warum offeriert mir sowas niemand. Ich würds machen. Im übrigen kann man auch in Polen, gerade als gefragter(!) Akademiker für gutes Geld arbeiten. Ein Vetter meiner Gattin ist Bau-Ing. mit 12T PLN (ca €4000), vom Kaufkraftvergleich, ländliche Region, entspricht das sicher etwa €7000.

Persönlich glaube ich, dass das Thema, von seiner Arbeit leben können, ein monetäres Problem darstellt. Durch die Änderung der Geldpolitik in den 70er Jahren hat sich - so jedenfalls mein Eindruck - in den westlichen Industriestaaten die Einkommensentwicklung vom Wirtschaftswachstum ein Stück weit abgekoppelt. Ich wäre da mal an vertiefter Analyse interessiert.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 15:48
von Pilgerer
ar26 hat geschrieben:
Sonntag 6. August 2017, 14:48
Durch die Änderung der Geldpolitik in den 70er Jahren hat sich - so jedenfalls mein Eindruck - in den westlichen Industriestaaten die Einkommensentwicklung vom Wirtschaftswachstum ein Stück weit abgekoppelt. Ich wäre da mal an vertiefter Analyse interessiert.
Durch die Flucht in Immobilien aufgrund der kaum vorhandenen Zinsen sind in den letzten Jahren die Mieten überproportional gestiegen, besonders im Verhältnis zu den Löhnen. Dazu kommt die Wohnungsnot durch ca. 1 Mio Asylbewerber, wo Merkel nur "wir schaffen das" sagt, aber nichts tut. Deshalb ist das Einkommen bei unter- bis durchschnittlichen Löhnen nach Abzug der Steuern, Sozialabgaben und Mieten heute real geringer als vor 20-30 Jahren. Dazu kommt, dass es nicht mehr stabile Beschäftigungsverhältnisse gibt, sondern viel Unsicherheit. Menschen streben nicht nur nach Einkommensmaximierung, sondern auch nach Sicherheit, die für die Familien- und Lebensplanung etc. notwendig ist. Weil die linken Parteien in den letzten Jahrzehnten die Politik der (auch ökonomisch-sozialen) Verunsicherung mitgemacht haben, haben sie bei denen, die davon betroffen sind, an Vertrauen verloren. Diese Lücke kann die AfD (oder Trump in den USA) füllen. Denn sie gibt den Menschen ein Versprechen für mehr Sicherheit durch gebremste Zuwanderung und für mehr Würde als Mann/Frau sowie als Patriot.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Sonntag 6. August 2017, 16:24
von Caviteño
Man sollte auch die hohe Abgabelast erwähnen. D. befindet sich hier auf Platz 2 im internationalen Vergleich.

http://www.deutschlandfunk.de/oecd-deut ... _id=383638

Es sind keinerlei Anzeichen erkennbar, daß diese hohe Belastung in nächster Zeit zurückgeführt wird. Schulz fordert sogar, keine Steuersenkung vorzunehmen, weil das Geld für "sinnvolle" Investitionen benötigt würde....

Kaum steigende und unsichere Einkommen mit steigenden Mieten/Preisen - wie soll das denn gut gehen auf längere Sicht? Wie sollen sich verantwortungsvolle junge Menschen bei diesen Voraussetzungen für eine Familiengründung entscheiden?

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 7. August 2017, 16:05
von Pilgerer
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 6. August 2017, 16:24
Man sollte auch die hohe Abgabelast erwähnen
Das stimmt! Die hohen Abgaben dienen dabei nicht der Armutsbekämpfung, sondern überwiegend der Unterstützung der "gehobenen Mittelschicht". Denn von den Rentenbeiträgen haben heute nur überdurchschnittlich verdienende Arbeitenehmer (leitende Angestellte etc.) etwas. Die anderen müssen später am Sozialamt aufstocken, ihre Rentenbeiträge sind deshalb sinnlos. Dazu fließen 80 Mrd €, in Zukunft sogar 100 Mrd €, aus dem Staatshaushalt in die Rentenversicherung, ohne dass es Altersarmut oder andere Armut bekämpfen würde.
Es wäre deshalb schon ein Fortschritt, wenn jeder Arbeitnehmer selbst festlegen könnte, wie viele Sozialabgaben er zahlen will und welche Leistungen er im Gegenzug dafür erhält. Die, die am Ende ohnehin nur eine Grundsicherung bekommen, könnten dann auf ihre Rentenbeiträge verzichten.

80% des deutschen Sozialstaats finanzieren sich über die Sozialabgaben und dienen primär der Mittelschicht. Nur ein relativ kleiner Teil ist für die Grundsicherung da. Ich finde, dass eine negative Steuer eine gute Lösung wäre, arbeitende Bürger zu entlasten, die am Markt kein befriedigendes Einkommen erhalten.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Montag 7. August 2017, 16:45
von Caviteño
Pilgerer hat geschrieben:
Montag 7. August 2017, 16:05
Ich finde, dass eine negative Steuer eine gute Lösung wäre, arbeitende Bürger zu entlasten, die am Markt kein befriedigendes Einkommen erhalten.
Den Vorteil einer negativen Steuer sehe ich allenfalls in einer verminderten Bürokratie.

Auch bei einer negativen Steuer müßten Grenzen festgelegt werden, bis zu denen man "etwas rausbekommt" bzw. ab denen eine tatsächliche Steuer erhoben wird.

Geht man davon aus, daß der steuerliche Grundfreibetrag heute bei knapp 9.000 € (bei Ehegatten der doppelte Betrag) liegt und dazu noch Pauschbeträge für Werbungskosten und Sonderausgaben kommen, ist heute bereits ein Einkommen in Höhe des ungefähren Hartz IV-Betrages steuerfrei. Eine negative Steuer wäre daher - im bisherigen System - nur für die sog. Aufstocker interessant, denen dadurch der Gang zum Sozialamt erspart würde.

Um die niedrigen Einkommen zu entlasten, könnte/müßte man daher den Grundfreibetrag erhöhen und/oder die Progression in den ersten Stufen senken. Eine Erhöhung des Grundfreibetrages könnte allerdings auch entsprechende Forderungen nach einer Erhöhung der Hartz-IV-Sätze zur Folge haben, denn schließlich muß das Existenzminimum als Hartz-IV gezahlt oder zumindest steuerfrei gestellt werden.

Problemlos wäre dagegen eine Absenkung der Progression, die wirklich gerade bei kleinen Einkommen zu schnell und zu stark ansteigt. Allerdings gäbe es bei dieser Lösung auch die höchsten Steuerausfälle.....

Generell wäre eine negative Steuer sehr schwierig durchzusetzen. Während im Augenblick die Kommune und das Land für die Hartz-IV-Finanzierung (einschl. Aufstocker) zahlen, würde eine negative Steuer das ESt-Aufkommen vermindern. Dies geht an Bund und Länder und über einen Schlüssel an die Kommunen. Administrativ werden im Augenblick der Kommunen und der Bund (Jobcenter) belastet, bei einer negativen Steuer wären es die Finanzbehörden der Länder.
Dieser Zuständigkeits- und Finanzwirrwarr hat schon vor Jahrzehnten dazu geführt, daß das Kindergeld nicht als Steuergutschrift (bei Lohn- und Einkommensteuer) von der Finanzverwaltung (Länder) ausgezahlt wurde. Eine solche Lösung hätte sich eigentlich angeboten; der allergrößte Teil wäre aufgrund der Steuerklassen problemlos überwiesen worden. Für den einzelnen Arbeitnehmer ist es egal, ob der 500 € LoSt zahlt und 400 € Kindergeld bekommt oder nur 100 € Lost zahlen muß. Stattdessen hat man beim Arbeitsamt eine Kindergeldkasse eingerichtet, wo man alles erneut beantragen muß. :patsch:

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Dienstag 8. August 2017, 15:57
von Pilgerer
Ein Schritt in die negative Steuer wäre, wenn das Finanzamt auf Basis der Steuererklärung mehr Steuern zurück erstattet als jemand zuvor bezahlt hat. Dann könnte der Gesetzgeber bestimmte Dinge (z.B. Fahrtkosten, Wohnungskosten) auswählen, die das Finanzamt bis zu einem bestimmten Betrag in jedem Fall erstattet. Besonders wenn es der Chancengleichheit dient, ist eine solche Förderung sinnvoll.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 08:53
von Raphael
Zur Zeit herrscht große Aufregung im deutschen Blätterwald, weil Alexander Gauland empfohlen hat, Frau Özoğuz nach Anatolien zu entsorgen. :unbeteiligttu:

Die Empörung ist jedoch geheuchelt, denn in 2013 hatte Herr Kahrs empfohlen Frau Merkel zu entsorgen, ohne daß er deswegen in irgendeiner Form kritisiert worden ist. :roll:

Quelle: FAZ vom 30.8.2017

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 09:06
von Edi
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 30. August 2017, 08:53
Zur Zeit herrscht große Aufregung im deutschen Blätterwald, weil Alexander Gauland empfohlen hat, Frau Özoğuz nach Anatolien zu entsorgen. :unbeteiligttu:

Die Empörung ist jedoch geheuchelt, denn in 2013 hatte Herr Kahrs empfohlen Frau Merkel zu entsorgen, ohne daß er deswegen in irgendeiner Form kritisiert worden ist. :roll:

Quelle: FAZ vom 30.8.2017
Diese Empfehlung ist richtig. Hätte man anderen auch schon empfehlen können. Dort können sie die Läuse von den Bäumen schütteln. Ist sinnvoller als hier saudumme Reden zu halten.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 09:28
von Lilaimmerdieselbe
Bei all diesen Empörungsautomatismen ärgert es mich schon, dass anscheinend niemand aufgefallen ist, dass Frau Özoguz mehr von deutscher und europäischer Kultur versteht als diese selbsternannten Verteidiger derselben.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 09:35
von Raphael
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Mittwoch 30. August 2017, 09:28
Bei all diesen Empörungsautomatismen ärgert es mich schon, dass anscheinend niemand aufgefallen ist, dass Frau Özoguz mehr von deutscher und europäischer Kultur versteht als diese selbsternannten Verteidiger derselben.
Bist Du auch der Meinung der "Dame", daß „eine spezifisch deutsche Kultur [...], jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar (ist)“? :detektiv:

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 09:45
von Lilaimmerdieselbe
Ja. Versuche mal aus dem deutschen Theater Shakespeare heraus zu friemeln, aus Cranach die italienische Renaissance, aus den deutschen Domen die franösischen Dombauhütten... die Liste läßt sich beliebig verlängern. Ein deutsche Kultur gibt es nur als Variante der europäischen, wobei sie in sich noch nicht mal homogen sondern, weil es die allermeiste Zeit keinen Nationalstaat gab, auch noch regional geprägt ist.

Wir hatten mal einen Strang, in dem es um das Deutschsein ging. Da ist uns inhaltlich auch nicht viel mehr exklusives als die Sprache und der Rechtsstaat eingefallen.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 09:57
von Raphael
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Mittwoch 30. August 2017, 09:45
Ja. Versuche mal aus dem deutschen Theater Shakespeare heraus zu friemeln, aus Cranach die italienische Renaissance, aus den deutschen Domen die franösischen Dombauhütten... die Liste läßt sich beliebig verlängern. Ein deutsche Kultur gibt es nur als Variante der europäischen, wobei sie in sich noch nicht mal homogen sondern, weil es die allermeiste Zeit keinen Nationalstaat gab, auch noch regional geprägt ist.

Wir hatten mal einen Strang, in dem es um das Deutschsein ging. Da ist uns inhaltlich auch nicht viel mehr exklusives als die Sprache und der Rechtsstaat eingefallen.
Zu dieser Ansicht kann man kommen, wenn man den Begriff "Kultur" dekonstruiert und damit für letztlich inhaltsleer hält. :glubsch:

Es ist eine Binsenweisheit, daß sich Kulturen gegenseitig beeinflussen und im besten Falle sogar befruchten. Nichtsdestoweniger ist es völliger Blödsinn zu behaupten, es gäbe keine spezifisch deutsche Kultur. Die deutsche Philosophie und die deutsche Literatur sind ebenfalls einzigartig in dieser Welt.
Und wenn man etwas länger überlegen würde, fällt sicherlich noch mehr Einzigartiges ein, mit dem die spezifisch deutsche Kultur identifiziert werden kann.

Es ist mir absolut unerklärlich, warum man sich von einer "Zugereisten" zu einem Volk ohne Kultur erklären lassen sollte! :daumen-runter:
Vermutlich eine Folge des deutschen Schuldkomplexes .....................

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 10:11
von Lilaimmerdieselbe
Von "ohne Kultur" ist überhaupt nicht die Rede, weder bei mir noch bei Frau Özoguz. In der Literatur trägt die Gattung Novelle ihren Namen auch nicht aus Versehen genauso wenig wie der Roman oder die short stories und die "deutsche" Philosophie kannst Du höchstens beim romantischen Idealismus verorten, alles was lateinische oder griechischeWurzeln hat ist, ist europäisch, die Aufklärung sowieso.
Ich verstehe auch gar nicht, was das schreckliche daran sein soll, eine Kultur zu haben, die nicht exklusiv sondern auch anschlußfähig zu den Nachbarn ist. Haben und kennen sollte man sie allerdings, nicht nur als Migrant.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 10:12
von umusungu
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 30. August 2017, 09:57
Es ist mir absolut unerklärlich, warum man sich von einer "Zugereisten" zu einem Volk ohne Kultur erklären lassen sollte!
Und die "Zugereiste" ist in Hamburg geboren .......

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 10:25
von Lilaimmerdieselbe
Bei der allzu intensiven Suche nach was eigenem landet man beim Jodeldiplom.

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Verfasst: Mittwoch 30. August 2017, 10:37
von Raphael
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Mittwoch 30. August 2017, 10:11
Von "ohne Kultur" ist überhaupt nicht die Rede, weder bei mir noch bei Frau Özoguz. .........
Wenn Frau Özoğuz keine deutsche Kultur jenseits der Sprache identifizieren kann, dann hat sie ein klares Erkenntnisproblem. Dieses Erkenntnisproblem kann aus Unfähigkeit oder Unwillen oder bösem Willen herrühren.
Zu ihren Motiven macht sie wohlweislich keine Angaben ......................