Galileo Galilei, die x-te

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Sempre
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Gamaliel hat geschrieben:
Eine schöne Zusammenfassung :klatsch: , der ich inhaltlich auch zustimme.

Etwas mehr betonen würde ich noch:

1.) die engstirnige Haltung der Aristoteliker, die meinten alles in den Büchern zu finden und auf Beobachtung und Experiment verzichten zu können (hier liegt ein wichtiges Verdienst von Galilei)

[...]
Ja, und neben Beobachtung und Experiment auch mathematische Anwendung des Prinzips des Nikolaus von Kues: Comparativa est omnis inquisitio medio proportionis utens (Alles erkennende Forschen geschieht durch Vergleichen und bedient sich des Mittels der Verhältnisbestimmung). Im Hausarrest hat Galilei eine völlig neue geometrische Bewegungslehre geschaffen, auf der Newton später aufbaut.

Erkennen ist Messen und Messen ist Vergleichen. Die Geometrie ist die Kunst des Messens. Sie hat einen unmittelbaren Realitäts- und Wahrheitsbezug, denn unmittelbar wirklich ist, was gemessen, detektiert werden kann. Galilei bedient sich der geometrischen Proportionenlehre von Euklid.

Galilei beginnt seine Discorsi (e Dimostrazioni Matematiche intorno a due nuove scienze) nicht mit der realen Bewegung in Beobachtung und Experiment. Er beginnt mit der widerstandsfreien, gleichförmig geradlinigen Bewegung. Er beginnt mit der idealen Bewegung, die kein Gegenstand von Beobachtung und Experiment ist. Der fundamentale Unterschied zu Aristoteles ist der, dass dieser streng empirisch an die Sache herangeht, und die sinnlich erfahrbare Bewegung betrachtet. So kommt bei Aristoteles jede natürliche Bewegung früher oder später zum Ende. Galilei aber betrachtet Proportionen von Längen und Zeiten. Er definiert die elementare Bewegung, bzw. die `Bewegung an sich' als einen transzendenten Gegenstand, der nicht beobachtbar ist, und kommt so zu einem mathematischen Bewegungsgesetz.

Die Bewegung des Aristoteles ist die Bewegung der Schatten an der Wand in Platons Höhle. Galilei schafft es raus ans Licht und findet die ideale, transzendente Bewegung. Und damit ist er ein Vater der klassischen Naturwissenschaften.

Gruß
Sempre
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Robert Ketelhohn
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Re: Modernismus

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:
Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist ...
Das höre ich, in der Form, auch zum ersten Mal, das würde mich interessieren. Die Ansicht hingegen, dass es kein Zentrum gibt bzw. überall das Zentrum ist, ist mir vertraut.
Die Rotverschiebung der Hintergrundstrahlung sieht in alle Richtungen gleich aus, was auf den ersten Blick die Erde als Mittelpunkt erscheinen lässt. Es wurde natürlich recht schnell eine Erklärung gefunden, weshalb das trotzdem nicht so sei.
Das Phänomen läßt sich jedenfalls durch die Analogie der sich beim Aufblasen ausdehnenden Luftballonhaut ohne weiteres plausibel machen.
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Re: Modernismus

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:Im Hausarrest hat Galilei eine völlig neue geometrische Bewegungslehre geschaffen, auf der Newton später aufbaut.

Erkennen ist Messen und Messen ist Vergleichen. Die Geometrie ist die Kunst des Messens. Sie hat einen unmittelbaren Realitäts- und Wahrheitsbezug, denn unmittelbar wirklich ist, was gemessen, detektiert werden kann. Galilei bedient sich der geometrischen Proportionenlehre von Euklid.

Galilei beginnt seine Discorsi (e Dimostrazioni Matematiche intorno a due nuove scienze) nicht mit der realen Bewegung in Beobachtung und Experiment. Er beginnt mit der widerstandsfreien, gleichförmig geradlinigen Bewegung. Er beginnt mit der idealen Bewegung, die kein Gegenstand von Beobachtung und Experiment ist. Der fundamentale Unterschied zu Aristoteles ist der, dass dieser streng empirisch an die Sache herangeht, und die sinnlich erfahrbare Bewegung betrachtet. So kommt bei Aristoteles jede natürliche Bewegung früher oder später zum Ende. Galilei aber betrachtet Proportionen von Längen und Zeiten. Er definiert die elementare Bewegung, bzw. die `Bewegung an sich' als einen transzendenten Gegenstand, der nicht beobachtbar ist, und kommt so zu einem mathematischen Bewegungsgesetz.

Die Bewegung des Aristoteles ist die Bewegung der Schatten an der Wand in Platons Höhle. Galilei schafft es raus ans Licht und findet die ideale, transzendente Bewegung. Und damit ist er ein Vater der klassischen Naturwissenschaften.
Ich will das nicht überstrapazieren, weil’s nicht eigentlich zum Thema gehört. Bloß
ein paar Punkte:

  • Was eine „transzendente Bewegung“ sei, erschließt sich mir nicht.
  • Ich erkenne auch nicht, was an Galileos Kinematik jenseits stinknormaler Me-
    chanik liegen sollte.
  • Euklidische Geometrie reicht zur Erkenntnis dessen, was ist, offenbar nicht
    aus; ihr axiomatischer Charakter verträgt sich auch wenig mit der empirischen
    Methode der Naturwissenschaft.
  • Ich bestreite, daß sinnliche Wahrnehmung und mithin die auf Beobachtung
    gründende Naturwissenschaft mehr zu erkennen vermöchten als „platonische
    Schatten“.
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Raphael

Re: Modernismus

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:Erkennen ist Messen und Messen ist Vergleichen.
Damit kann man wohl Quantitäten erkennen.
Aber wie willst Du auf diesem Wege Qualitäten erkennen? :hmm:

Thomas_de_Austria
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Re: Modernismus

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Ich bestreite, daß sinnliche Wahrnehmung und mithin die auf Beobachtung
gründende Naturwissenschaft mehr zu erkennen vermöchten als „platonische
Schatten“.
Dem schließe ich mich 'mal an ...

---

Wenn "Qualität" reine rein subjektive Größe ist, dann kann man sie wohl gar nicht sinnvoll erfassen (objektiv sowieso schon gar nicht und intersubjektiv auch nur höchst begrenzt), aber der Ansicht bin ich nicht.

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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist ...
Das höre ich, in der Form, auch zum ersten Mal, das würde mich interessieren. Die Ansicht hingegen, dass es kein Zentrum gibt bzw. überall das Zentrum ist, ist mir vertraut.
Die Rotverschiebung der Hintergrundstrahlung sieht in alle Richtungen gleich aus, was auf den ersten Blick die Erde als Mittelpunkt erscheinen lässt. Es wurde natürlich recht schnell eine Erklärung gefunden, weshalb das trotzdem nicht so sei.
Das Phänomen läßt sich jedenfalls durch die Analogie der sich beim Aufblasen ausdehnenden Luftballonhaut ohne weiteres plausibel machen.
Das Phänomen war aber ja überhaupt erst Anlass für die Urknalltheorie. D.h. man hatte noch gar keine Luftballonanalogie bzw. noch nicht die heutige Erklärung. Die in alle Richtungen gleiche Rotverschiebung legte einstweilen nahe, dass die Erde im Zentrum stehe.

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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich will das nicht überstrapazieren, weil’s nicht eigentlich zum Thema gehört. Bloß ein paar Punkte:

  • Was eine „transzendente Bewegung“ sei, erschließt sich mir nicht.
  • Ich erkenne auch nicht, was an Galileos Kinematik jenseits stinknormaler Me-
    chanik liegen sollte.
  • Euklidische Geometrie reicht zur Erkenntnis dessen, was ist, offenbar nicht
    aus; ihr axiomatischer Charakter verträgt sich auch wenig mit der empirischen
    Methode der Naturwissenschaft.
  • Ich bestreite, daß sinnliche Wahrnehmung und mithin die auf Beobachtung
    gründende Naturwissenschaft mehr zu erkennen vermöchten als „platonische
    Schatten“.
[/color]
  • Transzendent = die empirische Erfahrbarkeit überschreitend. So ist etwa die Gravitionskraft transzendent. Der Mechaniker schließt traditionell aufgrund detektierbarer Wirkungen auf die Existenz einer dahinterliegenden ursächlichen Kraft. Bei Einstein hingegen ist die Gravitation keine Kraft, es gibt keine Gravitionskraft, sondern Gravitation ist ein geometrisches Phänomen. Sollte eine Gravitionskraft gemäß Newton und gegen Einstein existieren, so handelte es sich um ein transzendentes Ding. Auch die gleichförmige geradlinige Bewegung ist nicht Gegenstand der empirischen Erfahrung. Dementsprechend kommt bei Aristoteles die natürliche Bewegung immer zu einem Ende und die Bewegung der kreisenden Gestirne bedarf Antrieb `von oben'. Galilei führt eine empirisch unzugängliche Bewegung ein.
  • Ja, richtig, Galileis Kinematik ist stinknormal. Aber eben erst seit Galilei. Er hat die Unterscheidung zwischen idealer und realer Bewegung eingeführt sowie die Aufspaltung der Bewegung in Komponenten, die verschiedene Ursachen haben.
  • So mag die moderne Naturwissenschaft das sehen, die sich selbst zur Ingenieurswissenschaft degradiert hat, indem sie nur noch brauchbarere oder weniger brauchbare Modelle aufstellt. Die einstige Naturphilosophie traute sich mehr zu. Aber wie auch immer, selbst da man inzwischen auch mit anderen Geometrien arbeitet, bleibt Galilei jedenfalls Pionier.
  • Dem stimme ich zu. Genau deswegen betone ich ja, dass der Verdienst Galileis nicht nur - wie so oft betont wird - in Beobachtung und Experiment besteht, sondern eben auch in der Erkenntnis der idealen Bewegung, die hinter aller realen Bewegung steht. Der Gottlose wird die ideale Bewegung als bloßes gedankliches Werkzeug ansehen. Ich sehe sie als Gedanken Gottes.
Vielleicht kann ja ein Moderator die Beiträge zu Galilei in einen Galilei-Strang verschieben?!

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overkott
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Re: Modernismus

Beitrag von overkott »

incarnata hat geschrieben:Der Modernismus ist ausformulierter Zeitgeist einer Epoche,die wurzelnd in der Aufklärung rasche Fortschritte im industriell technischen und wissenschaftlichen Bereich machte verbunden mit einer raschen Vermehrung der Weltbevölkerung und dank medizinischen Fortschritts der individuellen Lebenszeiten zumindest in den Ländern,die diese Entwicklung vorantrieben.Dies verschaffte den Menschen ein
überhöhtes narzistisches Selbstbewußtsein und führte zu Machbarkeitswahn und Fortschrittsgläubigkeit.
Angesichts der Erfahrung von selbst erzeugten Umweltkatastrophen, nicht beherrschbaren Naturkatastrophen,der immer komplexeren Vernetzung der Volkswirtschaften der gesamten Welt und
der Naturwissenschaft,die beginnend mit der Relativitätstheorie Einsteins die ehemals scheinbar ehernen erkannten Naturgesetze mit zeitlicher Verzögerung von einigen Jahrzehnten auch in den Köpfen der breiten Massen bröseln lässt ist längst die Postmoderne eingeläutet.Was sich noch hält ist der Narzismus,der versucht mittels Patchworktechnik aus den verschiedensten alten Weltreligionen und neuen Heilslehren in der zunehmenden Selbstunsicherheit wieder "Wellnessgefühl" zu erlangen.

Die Kirche befindet sich als aus sündigen Menschen mit beschränkter Erkenntnis in der Welt stehende
Organisation in der Versuchung diese Wellness-Bedürfnisse billig zu bedienen.Da die Kirche aber eben keine rein menschliche Organisation sondern in ihrem Wesen mystischer Leib Christi,vom Hl.Geist geleitet und heilig ist gibt es auch in der real auf dieser Erde exsistierenden Kirche genügend Kräfte,die der o.g. Versuchung nicht erliegen sondern wie in allen vorhergehenden Jahrhunderten die unverfälschte Wahrheit verkünden und aus ihr leben.Man höre sich z.B. die aktuell auf radio horeb in den Spiritualitätssendungen um 14.00 laufenden Exercitienpredigten von Pater H. Buob zum Geheimnis der Eucharistie an,denke an das aufrechte Zeugnis der vielen verfolgten Christen und an das Vorbild eines zugleich kindlich schlichten wie intellektuell hoch differenzierten Glaubens unseres Papstes.
Der Modernismus wird als zeitbedingte Irrlehre in die Kirchengeschichte eingehen,allerdings auch noch lange fortwirken,so wie es ja auch viele alte Irrlehren bis heute tun-als Denkanstösse; die Kirche aber wird durch die Auseinandersetzung mit ihm das ein oder andere Geheimnis noch exakter ausformulieren oder tiefer erkennen und unbeirrt fortschreiten im Geiste der Herrn.
Das ist mal ein Beitrag zum Thema, der sich nicht in Details der Physik oder der Mystik verliert. Tatsächlich ist die dichotomische Unterscheidung in modern und antimodern eine überholte Ideologie. Die Schöpfung lässt sich weder auf reine Materie, noch auf reinen Geist reduzieren.

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Robert Ketelhohn
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Re: Modernismus

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich will das nicht überstrapazieren, weil’s nicht eigentlich zum Thema gehört. Bloß ein paar Punkte:

  • Was eine „transzendente Bewegung“ sei, erschließt sich mir nicht.
  • Ich erkenne auch nicht, was an Galileos Kinematik jenseits stinknormaler Me-
    chanik liegen sollte.
  • Euklidische Geometrie reicht zur Erkenntnis dessen, was ist, offenbar nicht
    aus; ihr axiomatischer Charakter verträgt sich auch wenig mit der empirischen
    Methode der Naturwissenschaft.
  • Ich bestreite, daß sinnliche Wahrnehmung und mithin die auf Beobachtung
    gründende Naturwissenschaft mehr zu erkennen vermöchten als „platonische
    Schatten“.
[/color]
  • Transzendent = die empirische Erfahrbarkeit überschreitend. So ist etwa die Gravitionskraft transzendent. Der Mechaniker schließt traditionell aufgrund detektierbarer Wirkungen auf die Existenz einer dahinterliegenden ursächlichen Kraft. Bei Einstein hingegen ist die Gravitation keine Kraft, es gibt keine Gravitionskraft, sondern Gravitation ist ein geometrisches Phänomen. Sollte eine Gravitionskraft gemäß Newton und gegen Einstein existieren, so handelte es sich um ein transzendentes Ding. Auch die gleichförmige geradlinige Bewegung ist nicht Gegenstand der empirischen Erfahrung. Dementsprechend kommt bei Aristoteles die natürliche Bewegung immer zu einem Ende und die Bewegung der kreisenden Gestirne bedarf Antrieb `von oben'. Galilei führt eine empirisch unzugängliche Bewegung ein.
  • Ja, richtig, Galileis Kinematik ist stinknormal. Aber eben erst seit Galilei. Er hat die Unterscheidung zwischen idealer und realer Bewegung eingeführt sowie die Aufspaltung der Bewegung in Komponenten, die verschiedene Ursachen haben.
  • So mag die moderne Naturwissenschaft das sehen, die sich selbst zur Ingenieurswissenschaft degradiert hat, indem sie nur noch brauchbarere oder weniger brauchbare Modelle aufstellt. Die einstige Naturphilosophie traute sich mehr zu. Aber wie auch immer, selbst da man inzwischen auch mit anderen Geometrien arbeitet, bleibt Galilei jedenfalls Pionier.
  • Dem stimme ich zu. Genau deswegen betone ich ja, dass der Verdienst Galileis nicht nur - wie so oft betont wird - in Beobachtung und Experiment besteht, sondern eben auch in der Erkenntnis der idealen Bewegung, die hinter aller realen Bewegung steht. Der Gottlose wird die ideale Bewegung als bloßes gedankliches Werkzeug ansehen. Ich sehe sie als Gedanken Gottes.
Ich betreite gar nicht, daß Galileo Verdienste hat. Ich halte ihn bloß für maßlos überbewertet, im Vergleich etwa zu Tycho Brahe und besonders zu Johannes Kepler.

Hinsichtlich der „idealen Bewegung“ kann ich dir allerdings nicht folgen. Du setzt sie in den dreidimensionalen Raum. Das kommt aus der Empirie (oder unserer Vorstellung) und ist keineswegs notwendig.
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich betreite gar nicht, daß Galileo Verdienste hat. Ich halte ihn bloß für maßlos überbewertet, im Vergleich etwa zu Tycho Brahe und besonders zu Johannes Kepler.
Das sind die Himmelsmechaniker. Galilei schafft die geometrische Bewegungslehre und Newton, den Du in Deinem Artikel ja auch nennst, vereint all das zu einer einheitlichen Theorie der Gravitation und Mechanik. Newton gibt selbst zu, dass seine lex prima zum Teil und seine lex secunda gänzlich Galilei zu verdanken ist. Wer da jetzt im einzelnen um wieviel größer als der andere ist oder zu recht oder unrecht so angesehen wird, sei dahingestellt.

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Hinsichtlich der „idealen Bewegung“ kann ich dir allerdings nicht folgen. Du setzt sie in den dreidimensionalen Raum. Das kommt aus der Empirie (oder unserer Vorstellung) und ist keineswegs notwendig.
Bewegung im physikalischen Sinne ist die Änderung des Ortes eines Objekts mit der Zeit. Dabei hat der Ortsvektor immer drei Komponenten. Das ist in der Physik seit mindestens Aristoteles bis heute so. Auch in allen modernen Theorien seit Einstein und selbst in den sogenannten String-Theorien spendiert man dem Raum drei Dimensionen, nicht mehr und nicht weniger. Ich wüsste auch keinen Philosophen, der dagegen etwas einzuwenden gehabt hätte.

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Re: Modernismus

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:… spendiert man dem Raum drei Dimensionen
Ich habe auch nichts Gegenteiliges behauptet.
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Sempre hat geschrieben:Die Rotverschiebung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist
Thomas_de_Austria hat geschrieben:Das höre ich, in der Form, auch zum ersten Mal, das würde mich interessieren. Die Ansicht hingegen, dass es kein Zentrum gibt bzw. überall das Zentrum ist, ist mir vertraut.
Hier die Zusammenhänge:

Stephen Hawking hat geschrieben:All diese Indizien sprechen dafür, daß das Universum aus jeder Blickrichtung, die wir wählen, gleich aussieht, und legen uns auf den ersten Blick nahe, daß wir einen besonderen Standort im Universum innehaben. Vor allem könnte es so scheinen, als befänden wir uns im Mittelpunkt des Universums, da uns die Beobachtung zeigt, daß sich alle anderen Galaxien von uns fortbewegen. Es gibt jedoch noch eine andere Erklärung: Das Universum könnte auch von jeder anderen Galaxis aus in jeder Richtung gleich aussehen. Dies war, wie erwähnt, Friedmanns zweite Annahme. Wir haben keine wissenschaftlichen Beweise für oder gegen sie. Wir glauben einfach aus Gründen der Bescheidenheit an sie: Es wäre höchst erstaunlich, böte das Universum von anderen Punkten als der Erde aus betrachtet einen Anblick, der von dem sich uns offenbarenden Bild abwiche. In Friedmanns Modell bewegen sich alle Galaxien direkt voneinander fort. Die Situation entspricht weitgehend dem gleichmäßigen Aufblasen eines Luftballons, auf den man Punkte gemalt hat. Während der Ballon sich ausdehnt, wächst der Abstand zwischen jedem beliebigen Punktepaar, ohne daß man einen der Punkte zum Zentrum der Ausdehung erklären könnte. Ferner bewegen sich die Punkte um so rascher auseinander, je weiter sie voneinander entfernt sind. Entsprechend ist auch in Friedmanns Modell die Geschwindigkeit, mit der zwei Galaxien auseinander driften, der Entfernung zwischen ihnen proportional. Deshalb sagt das Modell voraus, daß auch die Rotverschiebung einer Galaxis direkt proportional irher Entfernung von uns sein muß, was sich genau mit Hubbles Beobachtungen deckt.
Zitiert aus: Stephen Hawking, "Die Illustrierte Kurze Geschichte der Zeit", Rowohlt 1988, Kapitel 3 "Das expandierende Universum", Seite 56.

Friedmanns zweite Annahme ist die, dass das Universum an jedem Ort (aber nicht zu jeder Zeit) in alle Richtungen für große Entfernungen gleich aussieht. Diese Annahme wird auch als Kopernikanisches Prinzip oder Kosmologisches Prinzip bezeichnet.

Wie Professor Hawking erläutert, handelt es sich dabei um eine aus ideologischen Gründen frei gewählte Grundannahme, für die die Astronomen keine wissenschaftlichen Beweise haben. Die Astronomen wählen sie aus Bescheidenheit. D.h. in Ablehnung der Tatsache, dass Gott das ganze Universum für den Menschen geschaffen hat.


Auch der berühmte Edwin Hubble, erklärt sehr deutlich, dass das Konzept einer zentralen Erde den modernen Astronomen einfach unwillkommen ist:
Edwin Hubble hat geschrieben:The assumption of uniformity has much to be said in its favour. If the distribution were not uniform, it would either increase with distance, or decrease. But we would not expect to find a distribution in which the density increases with distance, symmetrically in all directions. Such a condition would imply that we occupy a unique position in the universe, analogous, in a sense, to the ancient conception of a central earth. The hypothesis cannot be disproved but it is unwelcome and would be accepted only as a last resort in order to save the phenomena. Therefore, we disregard this possibility and consider the alternative, namely, a distribution which thins out with distance.
Zitiert aus: Edwin Hubble: "The Observational Approach to Cosmology", online auf caltech.edu.


Oder auch untolerierbar, weshalb die Theorie etwas anderes postuliert:
Edwin Hubble hat geschrieben:The departures from uniformity are positive; the numbers of nebulae increase faster than the volume of space through which they are scattered. Thus the density of the nebular distribution increases outwards, symmetrically in all directions, leaving the observer in a unique position. Such a favoured position, of course, is intolerable; moreover, it represents a discrepancy with the theory, because the theory postulates homogeneity.
Zitiert aus: Edwin Hubble: "The Observational Approach to Cosmology", online auf caltech.edu.


Fazit: Die moderne Wissenschaft verwirft ein geozentrisches Weltbild nicht aufgrund irgendeiner wissenschaftlichen Erkenntnis, nicht, weil irgendwelche wissenschaftlichen Beweise dafür vorlägen. Sie verwirft es, weil es nicht in die antitheistische Ideologie der Herren Astronomen passt.
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Kirchenjahr
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Re: Modernismus

Beitrag von Kirchenjahr »

Sempre hat geschrieben:[*]So mag die moderne Naturwissenschaft das sehen, die sich selbst zur Ingenieurswissenschaft degradiert hat, indem sie nur noch brauchbarere oder weniger brauchbare Modelle aufstellt. Die einstige Naturphilosophie traute sich mehr zu. Aber wie auch immer, selbst da man inzwischen auch mit anderen Geometrien arbeitet, bleibt Galilei jedenfalls Pionier.
Moderne Naturwissenschaft und Naturphilosophie sind aus meiner Sicht kein Widerspruch. Und Ingenieurwissenschaft ist der Naturphilosophie gegenüber nicht herabzusetzen.

Galilei war Pionier, da hast Du Recht. Aber Pioniere gab es viele in den letzte Jahrhunderten. Ohne den Konflikt mit der Kirche wäre Galilei heute unbekannter als Lindsay, Watt oder Siemens und selbst letztere waren aus Deiner Sicht eher "zu degradierende Fachingenieure".

Nur weil gebetsmühlenartig irgendwelche Dummschwätzer behaupten, Galilei hätte im finsteren Mittelalter als erster herausgefunden, die Erde drehe sich um die Sonne und sei eine Kugel, werden die zahlreichen Unwahrheiten nicht zu Wahrheiten.

Daß kirchliche Würdenträger sich im konkreten Fall mit der Regulierung naturwissenschaftlicher Wahrheitsbehauptungen beschäftigen und Sanktionen deretwegen verhängen, halte ich für lächerlich. Die Früchte des Niedergangs ernten wir leider erst jetzt.

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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Moderne Naturwissenschaft und Naturphilosophie sind aus meiner Sicht kein Widerspruch.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die moderne Naturwissenschaft sich darauf beschränkt, bloß Phänomene zu beschreiben, und keinen Willen mehr hat, die Wahrheit objektiv wirklicher Zusammenhänge zu ermitteln. Sie basiert auf einer Philosophie des Scheins und nicht auf einer Philosophie des Seins, wie Papst Johannes Paul II. die Philosphien in seiner Enzyklika Fides et ratio treffend klassifiziert hat.

Kirchenjahr hat geschrieben:Und Ingenieurwissenschaft ist der Naturphilosophie gegenüber nicht herabzusetzen.
Da missverstehst Du mich. Die Ingenieurwissenschaften verfolgen ihre Ziele, was gut und richtig ist. Die Naturphilosophie ebenso. Die modernen Naturwissenschaften aber sollten die Ziele der Naturphilosophie verfolgen und nicht die der Ingenieurwissenschaften.

Kirchenjahr hat geschrieben:Galilei war Pionier, da hast Du Recht. Aber Pioniere gab es viele in den letzte Jahrhunderten. Ohne den Konflikt mit der Kirche wäre Galilei heute unbekannter als Lindsay, Watt oder Siemens und selbst letztere waren aus Deiner Sicht eher "zu degradierende Fachingenieure".
Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ingenieurwissenschaftler waren und sind so gut wie immer Realisten, während diverse Naturwissenschaftler den Kontakt zur Realität verloren haben, was ihnen nicht zusteht.

Für Ingenieure ist es normal und gesund, Modelle zu verwenden, die bloß in gewissen Grenzen brauchbar sind, die aber keinen Anspruch erheben, die Realität korrekt oder gar allgemein zu beschreiben. Naturwissenschaftler haben aber die Aufgabe, die Natur nicht nur zu beschreiben sondern auch zu erklären, wozu Modelle, die nur lokal beschreiben nicht ausreichen. Ihr Kriterium ist traditionell nicht Brauchbarkeit sondern Wahrheit. Die Astronomen sind zu drittklassigen Himmelsingenieuren verkommen, wobei selbst die Brauchbarkeit der Modelle ernstzunehmenden praktischen Tests weitestgehend entzogen ist. Von Wahrheit ganz zu schweigen.

Kirchenjahr hat geschrieben:Nur weil gebetsmühlenartig irgendwelche Dummschwätzer behaupten, Galilei hätte im finsteren Mittelalter als erster herausgefunden, die Erde drehe sich um die Sonne und sei eine Kugel, werden die zahlreichen Unwahrheiten nicht zu Wahrheiten.
So ist es.

Kirchenjahr hat geschrieben:Daß kirchliche Würdenträger sich im konkreten Fall mit der Regulierung naturwissenschaftlicher Wahrheitsbehauptungen beschäftigen und Sanktionen deretwegen verhängen, halte ich für lächerlich. Die Früchte des Niedergangs ernten wir leider erst jetzt.
Was wir ernten, sind die Früchte eines Niedergangs. Da stimme ich Dir zu. Die Kirche hat diesen Niedergang insoweit mitzuverantworten, als sie weitenteils aufgehört hat, vor falscher Wissenschaft zu warnen.

Die Dogmen der relativistischen Astronomie werden heutzutage weithin von Katholiken geglaubt. Wenn es um Dogmen der Kirche geht, ist fast überall Ablehnung zu vernehmen, sofern man sich überhaupt darum schert. Man macht sich höchstens lustig darüber. Die sich ewig wandelnden Dogmen der wahrheitsanspruchslosen Physik aber werden ohne Widerworte geschluckt bzw. ohne Murren akzeptiert wie ein Adept jüngst in diesem Forum formuliert hat.



Die hier zuständigen Herren Hawking und Hubble jedenfalls geben - wie in meinem vorigen Beitrag zitiert - frei und offen zu, dass sie keine wissenschaftlichen Beweise haben. Ihnen folgend verhält es sich so: Die von Robert Kardinal Bellarmin gegen Galileo Galilei vertretene Position cannot be disproved, und Robert Kardinal Bellarmin steht auch gegen die heutige relativistische Position unwiderlegt.

Darüberhinaus betreiben diese Herren - wie sie ebenso frei und offen zugeben - ihre Astronomie ganz bewusst bloß deswegen auf einer relativistischen Annahme, weil es ihnen nicht in den Kram passte, dass der Mensch und die Erde einen besondern Platz im Universum einnehmen. Dabei kann es nur darum gehen, dass sie sich andernfalls in ihrer Gottlosigkeit gestört sähen.

Die Beobachtungen zeigen ihnen folgend an, dass die Erde das Zentrum des Universums ist. Logisch, dass Gott alles, das ganze Universum auf den Menschen auf Erden ausgerichtet hat. Das aber passt diesen Herren nicht in den Kram, weshalb sie das Naheliegende ohne Beweise kategorisch ausschließen. Ja, sie nennen ihr willkürlich gewähltes Axiom des Relativismus auch noch Kopernikanisches Prinzip, obwohl Kopernikus keineswegs Relativist war. Hubble selbst war lange Antirelativist, bis er erkannte, dass er dem lieben Gott anders nicht entkommt.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Sempre »

al-Muschrik hat geschrieben:Galilei hingegen war ein vom Ehrgeiz zerfressener eitler Wissenschaftsdogmatiker, der als Tatsache hinzustellen versuchte, was damals noch gar nicht beweisbar war
Von Kirchenfeinden wurde zeitweise als bewiesen hingestellt, dass die Erde sich bewegt, und es gelang ihnen auch, der Kirche das als bewiesen zu verkaufen. Die Kirche hat dann leider in peinlicher Weise versucht, ihre eigene Lehre zu vertuschen. Tatsächlich wurde das aber niemals bewiesen und die Erdbeweger haben es aufgegeben das zu beweisen, nachdem sie Newtons bloße Idee vom absoluten Raum mit dem Lichtäther identifiziert hatten, und leider feststellen mussten, dass die Erde, so der Lichtäther existiert, in selbigem ruht.

Die moderne Wissenschaft kümmert sich gar nicht mehr darum, sie ist ganz bewusst auf einem Postulat gegründet, das sicherstellt, dass der Flop der Erdbeweger unter dem Teppich bleibt. Nämlich auf Friedmanns zweiter Annahme, die auch Kopernikanisches Prinzip genannt wird, und die da lautet: "Die Kirche hat jedenfalls nicht recht." Entsprechende Aussagen von Stephen Hawking und Edwin Hubble siehe dort.

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Protasius
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Protasius »

Sempre hat geschrieben:
al-Muschrik hat geschrieben:Galilei hingegen war ein vom Ehrgeiz zerfressener eitler Wissenschaftsdogmatiker, der als Tatsache hinzustellen versuchte, was damals noch gar nicht beweisbar war
Von Kirchenfeinden wurde zeitweise als bewiesen hingestellt, dass die Erde sich bewegt, und es gelang ihnen auch, der Kirche das als bewiesen zu verkaufen. Die Kirche hat dann leider in peinlicher Weise versucht, ihre eigene Lehre zu vertuschen. Tatsächlich wurde das aber niemals bewiesen und die Erdbeweger haben es aufgegeben das zu beweisen, nachdem sie Newtons bloße Idee vom absoluten Raum mit dem Lichtäther identifiziert hatten, und leider feststellen mussten, dass die Erde, so der Lichtäther existiert, in selbigem ruht.

Die moderne Wissenschaft kümmert sich gar nicht mehr darum, sie ist ganz bewusst auf einem Postulat gegründet, das sicherstellt, dass der Flop der Erdbeweger unter dem Teppich bleibt. Nämlich auf Friedmanns zweiter Annahme, die auch Kopernikanisches Prinzip genannt wird, und die da lautet: "Die Kirche hat jedenfalls nicht recht." Entsprechende Aussagen von Stephen Hawking und Edwin Hubble siehe dort.
Als Physiker kann ich dir versichern, daß man diese Bewegung sowohl im Ruhesystem der Sonne wie der Erde beschreiben kann wie auch (und das ist das gewöhnlichste, weil es rechnerisch so schön einfach ist) im Schwerpunktsystem. Genaugenommen kann man nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen; im alltäglichen Leben wird das meistens das Ruhesystem der Erde sein.

Was man allerdings mit dem Foucaultschen Pendel beweisen kann, ist die Tatsache, daß sich die Erde dreht.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Sempre »

Protasius hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
al-Muschrik hat geschrieben:Galilei hingegen war ein vom Ehrgeiz zerfressener eitler Wissenschaftsdogmatiker, der als Tatsache hinzustellen versuchte, was damals noch gar nicht beweisbar war
Von Kirchenfeinden wurde zeitweise als bewiesen hingestellt, dass die Erde sich bewegt, und es gelang ihnen auch, der Kirche das als bewiesen zu verkaufen. Die Kirche hat dann leider in peinlicher Weise versucht, ihre eigene Lehre zu vertuschen. Tatsächlich wurde das aber niemals bewiesen und die Erdbeweger haben es aufgegeben das zu beweisen, nachdem sie Newtons bloße Idee vom absoluten Raum mit dem Lichtäther identifiziert hatten, und leider feststellen mussten, dass die Erde, so der Lichtäther existiert, in selbigem ruht.

Die moderne Wissenschaft kümmert sich gar nicht mehr darum, sie ist ganz bewusst auf einem Postulat gegründet, das sicherstellt, dass der Flop der Erdbeweger unter dem Teppich bleibt. Nämlich auf Friedmanns zweiter Annahme, die auch Kopernikanisches Prinzip genannt wird, und die da lautet: "Die Kirche hat jedenfalls nicht recht." Entsprechende Aussagen von Stephen Hawking und Edwin Hubble siehe dort.
Als Physiker kann ich dir versichern, daß man diese Bewegung sowohl im Ruhesystem der Sonne wie der Erde beschreiben kann wie auch (und das ist das gewöhnlichste, weil es rechnerisch so schön einfach ist) im Schwerpunktsystem. Genaugenommen kann man nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen; im alltäglichen Leben wird das meistens das Ruhesystem der Erde sein.

Was man allerdings mit dem Foucaultschen Pendel beweisen kann, ist die Tatsache, daß sich die Erde dreht.
Protasius hat geschrieben:Als Physiker kann ich dir versichern, daß man diese Bewegung sowohl im Ruhesystem der Sonne wie der Erde beschreiben kann wie auch (und das ist das gewöhnlichste, weil es rechnerisch so schön einfach ist) im Schwerpunktsystem.
Dass man das in jedem System beschreiben kann, hilft nicht weiter. Das kann man z.B. nach Newton und auch nach Einsteins ART. Nach Newton aber identifizieren wir die Fixsterne als im (antiwissenschaftlich erfundenen) "absoluten Raum" ruhend und nicht die etwa Erde, waehrend bei Einstein die Rede vom "absoluten Raum" entfaellt.

Protasius hat geschrieben:Genaugenommen kann man nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen; im alltäglichen Leben wird das meistens das Ruhesystem der Erde sein.

Was man allerdings mit dem Foucaultschen Pendel beweisen kann, ist die Tatsache, daß sich die Erde dreht.
Statt "Tatsache, daß sich die Erde dreht" muss es lauten: "Tatsache, daß sich die Erde dreht, wenn man ein geeignetes Bezugssystem genau so waehlt, dass sich die Erde darin dreht." Sagst Du ja selbst: "man kann nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen".

Walter Thirring hat fuer Einsteins ART ausgerechnet, dass man genausogut sagen kann, dass der rotierende Himmel das Pendel ablenkt. Auch ist fuer jede Mechanik, in der das Machsche Prinzip gilt, klar, dass Pendel die fixe Erde weder beweisen noch widerlegen koennen. Geostationaere Satelliten "funktionieren" nach Einsteins ART, sowie in jeder Mechanik, in der das Machsche Prinzip gilt, auch in einem Bezugsystem, in dem die Erde und der Satellit ruhen.


Durch Beobachtung von Bewegungen im Universum kann der Standpunkt der Kirche (fixe Erde) nicht widerlegt werden. Das wurde zwar eine ganz Zeit lang angenommen, trifft aber schlicht nicht zu.

Edwin Hubble berichtet nun wenigstens, dass die beobachtete Materiedichte im Universum kugelsymmetrisch ist, wobei die Erde im Zentrum steht. Das kann er nicht tolerieren, das widerspricht dem Kopernikanischen Prinzip: "Die Kirche hat nicht recht". Aber es ist eben so. Einziger Ausweg: wir nehmen Einsteins ART, dann hat die Kirche wenigstens nicht mehr recht als G. Galilei. Dass aber die Kirche wenigstens nicht mehr recht als G. Galilei habe, wird nicht einmal aus der ART abgeleitet, sondern ist bloss ein Postulat, wie Stephen Hawking erklaert.


(Zitate von Hawking und Hubble siehe weiter oben)

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Protasius
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Protasius »

Sempre hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Genaugenommen kann man nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen; im alltäglichen Leben wird das meistens das Ruhesystem der Erde sein.

Was man allerdings mit dem Foucaultschen Pendel beweisen kann, ist die Tatsache, daß sich die Erde dreht.
Statt "Tatsache, daß sich die Erde dreht" muss es lauten: "Tatsache, daß sich die Erde dreht, wenn man ein geeignetes Bezugssystem genau so waehlt, dass sich die Erde darin dreht." Sagst Du ja selbst: "man kann nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen".
Dann laß es mich exakter formulieren: Du kannst mit dem Foucaultschen Pendel beweisen, daß die Erde kein Inertialsystem ist, weil es sich dann nicht drehen würde.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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ChrisCross
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von ChrisCross »

Protasius hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Genaugenommen kann man nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen; im alltäglichen Leben wird das meistens das Ruhesystem der Erde sein.

Was man allerdings mit dem Foucaultschen Pendel beweisen kann, ist die Tatsache, daß sich die Erde dreht.
Statt "Tatsache, daß sich die Erde dreht" muss es lauten: "Tatsache, daß sich die Erde dreht, wenn man ein geeignetes Bezugssystem genau so waehlt, dass sich die Erde darin dreht." Sagst Du ja selbst: "man kann nur von der Bewegung relativ zu einem System sprechen".
Dann laß es mich exakter formulieren: Du kannst mit dem Foucaultschen Pendel beweisen, daß die Erde kein Inertialsystem ist, weil es sich dann nicht drehen würde.
Sempre hat geschrieben:Walter Thirring hat fuer Einsteins ART ausgerechnet, dass man genausogut sagen kann, dass der rotierende Himmel das Pendel ablenkt.
Wenn die Pendeldrehung also nicht unbedingt eine Scheinkraft darstellt, lässt sich die Erde also doch als Inertialsystem sehen. Es würde mich aber einmal die Rechung von Thirring dazu interessieren.
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Sempre
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Sempre »

Protasius hat geschrieben:Dann laß es mich exakter formulieren: Du kannst mit dem Foucaultschen Pendel beweisen, daß die Erde kein Inertialsystem ist, weil es sich dann nicht drehen würde.
Ja, genau.

Der Beobachtung gemaess sind Inertialsysteme solche Systeme, die gegenueber den Fixsternen (bzw. seit Hubble gegenueber den fernen Galaxien) ruhen oder gleichfoermig geradlinig bewegt sind. Das Foucaultsche Pendel beweist also nichts als die Drehung gegenueber den Fixsternen, die man auch am Abendhimmel beobachtet.

Ernst Mach hat die Begruendung dafuer geliefert, dass die Unterscheidung von Inertialsystemen und Nichtinertialsystemen eine physikalische Ursache haben muss, und er hat die Materie des Universums als Ursache identifiziert. In Einsteins Himmelsmechanik gilt deswegen ein erweitertes Relativitaetsprinzip, wenn auch die Ursache dafuer nicht auftaucht.

Man kann nicht sinnvoll von einer Bewegung (auch nicht von einer beschleunigten Bewegung bzw. einer Drehbewegung) sprechen, ohne ein Referenzobjekt anzugeben. Mittels Mechanik kann man also die Auffassung der Kirche (fixe Erde) weder beweisen noch widerlegen.


Der liebe Gott hat allerdings vorgesorgt. Die Erde steht im Zentrum einer kugelsymmetrischen Verteilung der Materie, der Sterne und Galaxien, im Universum. Auch der kosmische Mikrowellenhintergrund deutet darauf hin, dass die Erde im Zentrum des Universums steht. Die zeitgenoessische Physik will diesen bemerkenswerten Sachverhalt durch ein blosses Postulat hinwegreden, dem folgend jeder Ort des Universums im Zentrum einer kugelsymmetrischen Verteilung der Materie steht, was praktisch unvorstellbar ist - aber Stephen Hawking und Edwin Hubble glauben lieber Unvorstellbares, als zu tolerieren, dass die Kirche recht hat. Nicht hinwegreden koennen sie allerdings die Tatsache, dass die Extremwerte des kosmischen Mikrowellenhintergrunds im Rahmen der Messgenauigkeit exakt senkrecht auf der Ekliptik stehen. Diesen Makel des Universums der Gottlosen kann keine Raumzeitkruemmung beheben.

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Sempre
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Sempre »

ChrisCross hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Walter Thirring hat fuer Einsteins ART ausgerechnet, dass man genausogut sagen kann, dass der rotierende Himmel das Pendel ablenkt.
Wenn die Pendeldrehung also nicht unbedingt eine Scheinkraft darstellt, lässt sich die Erde also doch als Inertialsystem sehen. Es würde mich aber einmal die Rechung von Thirring dazu interessieren.
Max Born erwähnt die Rechung von Walter Thirring in dem Buch Die Relativitätstheorie Einsteins (Springer-Verlag, Heidelberger Taschenbücher 1984) und erklärt dazu
Max Born, S. 296 hat geschrieben:Damit ist die Rückkehr zu des Ptolemäus Standpunkt der 'ruhenden Erde' ins Belieben gestellt. [...] Daher haben von Einsteins Standpunkt gesehen Ptolemäus und Kopernikus gleiches Recht. Welchen Ausgangspunkt man wählt, ist Sache der Bequemlichkeit.
Thirring modelliert das Firmament als eine Kugelschale, als eine Hohlkugel, wie auch schon Newton das tat.

Legt man die Newtonsche Mechanik zugrunde, dann erfährt ein kleiner Körper, der sich irgendwo innerhalb der Hohlkugel befindet, in der Summe keinerlei Gravitationskräfte, da sich selbige immer genau aufheben. Auf einen kleinen Körper außerhalb der Hohlkugel wirkt dieselbe hingegen genau so, als sei sämtliche Masse der Hohlkugel am Mittelpunkt der Kugel vereint. Dabei spielt die Wanddicke der Hohlkugel keinerlei Rolle. Man kann das leicht für eine dünne Hohlkugel ausrechnen. Da das Superpositionsgesetz anwendbar ist und wegen der Symmetrie, gilt das dann für Hohlkugeln beliebiger Wandstärke. Eine Rotation der Hohlkugel um eine Achse durch ihren Mittelpunkt ändert nichts am Ergebnis. Ebenso auch keine Rotation eines kleinen Körpers innerhalb der Hohlkugel.

Wendet man - wie Thirring das tat - die Einsteinsche Mechanik auf dasselbe Modell an, dann ergeben sich nicht nur gravitative Kräfte sondern auch inertiale Kräfte. Bei Einstein gilt ja das Äquivalenzprinzip, wonach beide äquivalent sind. Egal, ob ein Körper im Zentrum (die Erde) rotiert und die Hohlkugel (das Firmament) ruht, oder umgekehrt, es ergeben sich dieselben Kräfte. Auf einen dezentralen Satelliten wirken ebenfalls dieselben Kräfte, ganz gleich, ob nun im gewählten Bezugssystem das Firmament rotiert und die Erde und der Satellit stillstehen, oder umgekehrt. Die Kräfte schließen die bekannte gravitative sowie die bekannten inertialen Kräfte ein (Zentrifugal-, Coriolis-, ...).


Wo Walter Thirring die Rechnung veröffentlicht hat, weiß ich leider nicht. Das Resultat verwundert aber nicht, denn Einsteins ART liegt ein erweitertes Relativitätsprinzip zugrunde, demzufolge die Form der Gesetze unabhängig davon ist, ob das Bezugssystem ein inertiales ist oder nicht:
Wikipedia: Allgemeines Relativitätsprinzip hat geschrieben:Zusätzlich zum speziellen Relativitätsprinzip führte Einstein die Forderung ein, dass in allen Bezugssystemen, egal ob beschleunigt oder unbeschleunigt, die Gesetze dieselbe Form annehmen müssen (allgemeine Kovarianz). Einstein nahm zusätzlich an, dass dies in Verbindung mit dem machschen Prinzip steht, wonach Trägheit und Beschleunigung nur relativ zu den Massen des Universums auftreten.
Es gibt auch Formulierungen der Mechanik, die die Forderungen Machs viel strenger und konsequenter umsetzen, als die zumindest in dieser Hinsicht mangelhafte Einsteinsche ART das tut. Das würde hier aber zu weit führen und ist auch nicht erforderlich, wo es ja nur darum geht, dass der hl. Robert Kardinal Bellarmin, die Schrift, die Väter und das Lehramt (das die Behauptung, die Erde bewege sich, verurteilt hat) bis heute unwiderlegt geblieben sind.
Zuletzt geändert von Sempre am Mittwoch 12. Dezember 2012, 02:15, insgesamt 2-mal geändert.

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Juergen
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Juergen »

Ja, es bestätigt sich wieder, daß es bei manchen Diskussionen um
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geht.
Gruß Jürgen

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Sempre
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Sempre »

Juergen hat geschrieben:Ja, es bestätigt sich wieder, daß es bei manchen Diskussionen um
- Meinungen
- Wissen
- Dummheit
- Ingoranz
geht.
Juergen, ich habe meinen Beitrag oben noch ergänzt. Nicht, dass Du was verpasst.

Bei der Frage, ob die Kirche einen Häretiker zu recht als solchen verurteilt hat, geht es im übrigen schlicht und einfach um die Wahrheit. Die Schrift, die Väter und das Lehramt informieren uns, dass die Behauptung Galileo Galileis, die Erde bewege sich, ein Irrtum ist. Viele glauben noch heutzutage, dass Galilei recht hatte, oder zumindest, dass die Kirche irrte, als sie seine Behauptung verurteilte, und wissen nicht, dass die Position der Kirche bis heute unwiderlegt geblieben ist. Die nach Galilei neu eingerichteten Organe der Inquisition der Wissenschaften aber, die das Gerücht verbreiteten, dass die Kirche irre, mussten lernen, sich zu bescheiden, und zugeben, dass sie selbst geirrt haben.

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taddeo
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von taddeo »

Besser Gallardo als Galilei, finde ich. :pfeif:

Raphael

Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:Die Schrift, die Väter und das Lehramt informieren uns, dass die Behauptung Galileo Galileis, die Erde bewege sich, ein Irrtum ist.
Vielleicht klärst Du die geneigte Leserschaft 'mal darüber auf, in welchem Dogma der katholischen Kirche denn festgelegt worden ist, daß die Erde still stünde. :roll:

Bislang ist mir kein solches bekannt geworden, aber hin und wieder lernt man ja was Neues .................

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Tipheret
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Tipheret »

Sempre hat geschrieben:Montag 19. März 212, 19:52
Sempre hat geschrieben:
Die Rotverschiebung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist
Begründung:
Stephen Hawking hat geschrieben: All diese Indizien sprechen dafür, daß das Universum aus jeder Blickrichtung, die wir wählen, gleich aussieht, und legen uns auf den ersten Blick nahe, daß wir einen besonderen Standort im Universum innehaben. Vor allem könnte es so scheinen, als befänden wir uns im Mittelpunkt des Universums, da uns die Beobachtung zeigt, daß sich alle anderen Galaxien von uns fortbewegen. Es gibt jedoch noch eine andere Erklärung: Das Universum könnte auch von jeder anderen Galaxis aus in jeder Richtung gleich aussehen. Dies war, wie erwähnt, Friedmanns zweite Annahme. Wir haben keine wissenschaftlichen Beweise für oder gegen sie. Wir glauben einfach aus Gründen der Bescheidenheit an sie: Es wäre höchst erstaunlich, böte das Universum von anderen Punkten als der Erde aus betrachtet einen Anblick, der von dem sich uns offenbarenden Bild abwiche. In Friedmanns Modell bewegen sich alle Galaxien direkt voneinander fort. Die Situation entspricht weitgehend dem gleichmäßigen Aufblasen eines Luftballons, auf den man Punkte gemalt hat. Während der Ballon sich ausdehnt, wächst der Abstand zwischen jedem beliebigen Punktepaar, ohne daß man einen der Punkte zum Zentrum der Ausdehung erklären könnte. Ferner bewegen sich die Punkte um so rascher auseinander, je weiter sie voneinander entfernt sind. Entsprechend ist auch in Friedmanns Modell die Geschwindigkeit, mit der zwei Galaxien auseinander driften, der Entfernung zwischen ihnen proportional. Deshalb sagt das Modell voraus, daß auch die Rotverschiebung einer Galaxis direkt proportional irher Entfernung von uns sein muß, was sich genau mit Hubbles Beobachtungen deckt.
Fazit Sempre: Die moderne Wissenschaft verwirft ein geozentrisches Weltbild nicht aufgrund irgendeiner wissenschaftlichen Erkenntnis, nicht, weil irgendwelche wissenschaftlichen Beweise dafür vorlägen. Sie verwirft es, weil es nicht in die antitheistische Ideologie der Herren Astronomen passt.

Das hat nichts mit einer Ideologie zu tun, verehrter Sempre, sondern damit, dass Deine Annahme naturwissenschaftlich nicht logisch ist!

Hast Du Dir das letzte Foto von Voyager 1 angesehen? Die Erde ein kleiner schwach blau glimmender Punkt in der Weite des All’s. Spätestens dann, wenn Leben – egal in welcher Form – an anderen Orten als der Erde entdeckt wird, bricht die Theorie der Erschaffung des Weltalls nur für uns Menschen zusammen. Ich kann es Dir momentan nicht beweisen, aber wir werden es alle erleben.
The pale blue dot schau und höre zu http://www.youtube.com/watch?v=Bsm-Ai1jDQ

Als Kind hatte ich, wenn ich mit der Fähre über den Rhein fahren musste, den Eindruck dass sich das gegenüberliegende Ufer bewegt und das Schiff still steht.
Auf dem gleichen Effekt beruht Deine Argumentation.

Und was die Ermittlung des Mittelpunkters der Erde angeht,.......lies einfach selbst, was Eulenspiegel dazu gesagt hat, weil mir die hier geführte Diskussion genau so vorkommt:

Dann stellte ihm der Rektor die dritte Frage: »Sage mir sogleich: wo ist der Mittelpunkt der Welt?« Eulenspiegel antwortete: »Der ist hier. Diese Stelle ist genau in der Mitte der Welt. Und daß das wahr ist: laßt es mit einer Schnur nachmessen, und wenn auch nur ein Strohhalm daran fehlt, so will ich Unrecht haben.«
28. Historie sagt, wie Eulenspiegel zu Prag in Böhmen auf der Hohen Schule mit den Studenten disputierte und wohl bestand.

Die Bibel ist und war nie ein Naturkundebuch.
Es bleibt jedem unbenommen Dinge zu glauben, die längst wissenschaftlich widerlegt wurden und weiter widerlegt werden.
Aber Wissenschaftlern deshalb eine antitheistische Ideologie zu unterstellen ist intellektuell unredlich, weil Wissenschaft lediglich versucht das Funktionieren der uns bekannten Welt zu erklären.
Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Einstein soll das so beschrieben haben:
Er komme sich vor wie ein Kind, das eine riesige Bibliothek voller Bücherin allen Sprachen betritt.
Das Kind nimmt ein Buch aus dem Regal, und es gelingt ihm, einige Seiten zu übersetzen.
Wie weit entfernt ist das von jenen, die uns heute glauben machen wollen, die Physik könne in naher Zukunft alle Rätsel des Universums lösen.

Ich denke, dass das nicht nur für Physiker gilt.
In diesem Sinn.

Tipheret
Was Du auch tust, handele klug und bedenke das Ende
quidquid agis, prudenter agas et respice finem

Raphael

Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Raphael »

Tipheret hat geschrieben:Spätestens dann, wenn Leben – egal in welcher Form – an anderen Orten als der Erde entdeckt wird, bricht die Theorie der Erschaffung des Weltalls nur für uns Menschen zusammen. Ich kann es Dir momentan nicht beweisen, aber wir werden es alle erleben.
Der Astronaut Ulrich Walter, der nicht gerade dafür bekannt geworden ist, ein religiöser Schwärmer zu sein, erklärte letztens in einem Interview mit Frank Elstner folgendes: Selbst wenn es außerirdisches Leben im Universum gäbe, wird der Mensch aufgrund der enormen Entfernungen niemals Kontakt aufnehmen können!

Mithin wirst Du es mit dem Beweis Deiner These "Das Universum ist nicht nur für den Menschen geschaffen worden!" extrem schwer haben, weil Du ohne Kontaktaufnahme wohl niemals die Existenz außerirdischen Lebens nachweisen können wirst. :doktor:

Korrektur: streiche Ulf Merbold, setze Ulrich [Punkt]
Zuletzt geändert von Raphael am Mittwoch 12. Dezember 2012, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

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Tipheret
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Tipheret »

Ulf Merbold hat sicher recht, wenn er eine Kontaktaufnahme ausschließt.
Aber Leben besteht nicht nur aus humanoiden Formen, sondern auch aus Bakterien, Pflanzen und Tieren (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Die letzten Untersuchungen von Curiosity auf dem Mars könnten sogar dazu führen Spuren längst vergangenen Lebens zu finden - das reicht m.E. als Beweis.
Im Übrigen wäre es eine grenzenlose Verschwendung von Resourcen, wäre die Welt nur für so ein "paar Hanseln" auf dem winzigen, blau schimmernden, Staubkorn geschaffen worden - aber das ist zugegeben auch nur eine sehr menschliche Vorstellung.
Andererseits spricht ALLES dafür, dass die Bedingungen der Naturgegebenheiten ( Gesetze) im gesamten Weltall identisch sind- und die Welt ist auf Weitergabe von Leben programmiert.
Warum sollte das auf einem anderen "Staubkorn" nicht ebenso geschehen sein wie hier?
Warten wir es einfach ab - die Zeit wird uns die Antwort geben.

P.S.: Juergen, ich denke wir wollen seriös diskutieren?
Kleine grüne Männchen, Reptilmenschen, hohle Erde und vergleichbarer Blödsinn kann bestenfalls der Erheiterung dienen.
Ich nehme an, dass Du das auch so gemeint hast :breitgrins:
Zuletzt geändert von Tipheret am Mittwoch 12. Dezember 2012, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von taddeo »

Du machst die Rechnung ohne den Wirt.
Naturwissenschaft ohne den Parameter Gott funktioniert nicht.

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Niels
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Niels »

So ist es.
Tiphi, Ihr Freimaurer glaubt doch auch an den "großen Baumeister". Oder Du etwa nicht? :detektiv:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Albert
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Re: Galileo Galilei, die x-te

Beitrag von Albert »

Tipheret hat geschrieben: [...]
Hast Du Dir das letzte Foto von Voyager 1 angesehen? Die Erde ein kleiner schwach blau glimmender Punkt in der Weite des All’s. Spätestens dann, wenn Leben – egal in welcher Form – an anderen Orten als der Erde entdeckt wird, bricht die Theorie der Erschaffung des Weltalls nur für uns Menschen zusammen. Ich kann es Dir momentan nicht beweisen, aber wir werden es alle erleben.
[...]
Tipheret
Hervorhebung von mir.

Zustimmung! Genau in neun Tagen am 21.12.2012. "...aber wir werden es alle erleben." :freude:

Gruß
Albert

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