Galileo Galilei, die x-te

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Prim_Ass hat geschrieben:Zur Geschichtsauffassung: Die Kirche und ihre menschlichen Vertreter müssen sich schon daran messen lassen, was sie selbst über zeitlose - absolute - Wahrheiten aussagen. Schließlich wollen sie ja, wie Du auch gerne geltend machst, nicht dem Zeitgeist verfallen sein, dann aber, mein lieber Robert, habe ich und jeder andere das Recht eine Bibelexegese, die eine Umkreisung der Sonne um (Korrektur. Nicht "über", wie ich schrieb) eine unbewegte Erde im Zentrum vertritt, zu welcher Zeit auch immer, hart kritisieren und als lächerlich titulieren.
Wie ich oben schon sagte, denkst du völlig ahistorisch. Die Paarung solches Ahistorismus mit hochgeschraubter Arroganz bringt leider nur argumentative Bastarde hervor. Ich will dir mal ’ne Geschichte erzählen.

Als wir in der fünften Klasse unsere erste Stunde Geschichtsunterricht hatten, wollte unser Lehrer uns nahebringen, was Geschichte eigentlich sei, indem er verschiedene Fragen stellte und unsere Antworten sammelte. Eine Frage lautete: »Was können wir von der Geschichte lernen?« – Es kamen die unterschiedlichsten Antworten, der Lehrer schrieb alles an die Tafel. Ein Mädchen hatte folgende Antwort: »Wie dumm die Menschen waren.«

Kaum vernommen, wollte ich vor Peinlichkeit schier im Erdboden versinken. Von der Geschichte wollte ich lernen, was die Menschen taten, was sie dachten, wußten, konnten – auch nicht konnten –, was sie schrieben – aber wie, wie nur konnte man derart blöd und überheblich sein und solch eine Antwort geben! Ich schämte mich für die Mitschülerin, die der Lehrer nun zartfühlend würde korrigieren müssen.

Aber denkste: er schrieb es gnadenlos an die Tafel, und wir mußten alles, alles abschreiben. Die übrigen Antworten habe ich lang vergessen, nur diese eine grenzenlose Peinlichkeit nicht, die mir als Zehnjährigem förmlich körperlichen Schmerz bereitete. Das hat sich eingebrannt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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prim_ass
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Beitrag von prim_ass »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Prim_Ass hat geschrieben:Zur Geschichtsauffassung: Die Kirche und ihre menschlichen Vertreter müssen sich schon daran messen lassen, was sie selbst über zeitlose - absolute - Wahrheiten aussagen. Schließlich wollen sie ja, wie Du auch gerne geltend machst, nicht dem Zeitgeist verfallen sein, dann aber, mein lieber Robert, habe ich und jeder andere das Recht eine Bibelexegese, die eine Umkreisung der Sonne um (Korrektur. Nicht "über", wie ich schrieb) eine unbewegte Erde im Zentrum vertritt, zu welcher Zeit auch immer, hart kritisieren und als lächerlich titulieren.
Wie ich oben schon sagte, denkst du völlig ahistorisch. Die Paarung solches Ahistorismus mit hochgeschraubter Arroganz bringt leider nur argumentative Bastarde hervor. Ich will dir mal ’ne Geschichte erzählen.

Als wir in der fünften Klasse unsere erste Stunde Geschichtsunterricht hatten, wollte unser Lehrer uns nahebringen, was Geschichte eigentlich sei, indem er verschiedene Fragen stellte und unsere Antworten sammelte. Eine Frage lautete: »Was können wir von der Geschichte lernen?« – Es kamen die unterschiedlichsten Antworten, der Lehrer schrieb alles an die Tafel. Ein Mädchen hatte folgende Antwort: »Wie dumm die Menschen waren.«

Kaum vernommen, wollte ich vor Peinlichkeit schier im Erdboden versinken. Von der Geschichte wollte ich lernen, was die Menschen taten, was sie dachten, wußten, konnten – auch nicht konnten –, was sie schrieben – aber wie, wie nur konnte man derart blöd und überheblich sein und solch eine Antwort geben! Ich schämte mich für die Mitschülerin, die der Lehrer nun zartfühlend würde korrigieren müssen.

Aber denkste: er schrieb es gnadenlos an die Tafel, und wir mußten alles, alles abschreiben. Die übrigen Antworten habe ich lang vergessen, nur diese eine grenzenlose Peinlichkeit nicht, die mir als Zehnjährigem förmlich körperlichen Schmerz bereitete. Das hat sich eingebrannt.
Du willst mich nicht verstehen. Der Hl. Geist lehrt uns doch nicht erst heute, dass die Bibel keine Naturwissenschaft lehren möchte. Es hätte also schon damals von der kirche erkannt werden können, und zwar durch den Hl. Geist nicht durch den Zeitgeist und damaliger Weltbilder, dass man bestimmte Darstellungen in der Bibel eben nicht wörtlich nehmen darf.

Schließlich war man damals schon so weise, das meine ich ernst, dieses Weltbild nicht als Dogma festzuschreiben. Dessen eingedenk aber, hätte man doch Vorsicht darin walten lassen, wie man auch schon mit Denkhypothesen oder einfach anderen Weltbildern, die mit gleichem Recht als Wirklichkeit angesehen werden dürfen wie das damals kirchlich vorherrschende, und den sie publizierenden Menschen umgeht. Der Kirchenführung muss da doch mehr zugetraut werden dürfen, als dem einzelnen Menschen, der sich ja wirklich nicht über seinen zeitgenössischen Weltbildern hinausheben kann, oder eben sehr viel schwerer.

Entweder ist die Kirchenleitung vom Hl. Geist geleitet, oder sie ist es nicht. Um nicht wieder der Null-Aussage bezichtigt zu werden bitte nun den nächsten Satz verarbeiten, der da lautet:

Ist die kirche aber wirklich vom Hl. Geist geleitet, dann ist es billig, sich auf die Historischen Zwänge zurückzuziehen. Genau das kann sie dann für sich nicht geltend machen, das gestehe ich ihr nicht zu. Da erwarte ich einen weiseren Umgang im Hl. Geist.

Wie JPII sagte, die Einsicht Galileis, dass zwar die Bibel recht hat, aber nicht unbedingt die Exegeten, diese Einsicht hätte man von der damaligen Kirchenführung erwarten dürfen.

Insofern ist meine Kirchensicht bzgl. der Bibelexegese ahistorisch, gestützt auf die Wirksamkeit des Heiligen Geistes kann das auch gar nicht anders sein!
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.

1.Tim 3:15

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WiTaimre
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Beitrag von WiTaimre »

Hallo Prim_ass,
Genau das kann sie dann für sich nicht geltend machen,
das gestehe ich ihr nicht zu.
Da erwarte ich einen weiseren Umgang im Hl. Geist.
- Wie JPII sagte, die Einsicht Galileis, dass zwar die Bibel recht hat, aber nicht unbedingt die Exegeten, diese Einsicht hätte man von der damaligen Kirchenführung erwarten dürfen.
Insofern ist meine Kirchensicht bzgl. der Bibelexegese ahistorisch, gestützt auf die Wirksamkeit des Heiligen Geistes kann das auch gar nicht anders sein!


Bin beeindruckt. Die Wirksamkeit Des Hl.Gesistes veranlasst also Dich, der Kirchenleitung abzusprechen, dass sie eine Tradition ueber Bibel-Text-Auslegungen im kontinuum zu halten versuchen muss, auch wenn Zeiten und Wissens-Inhalte sich veraendern. Da hast Du einen eigenen Hl.Geist?
"Weiserer Umgang" - also Kardinal Bellarmin, nehmen wir mal an, dem gewaehrst Du die Kompetenz, mit der Kirchenleitung verbindlich zu tun zu haben, nehm ich mal an,

und was Du dort zitierst, ist ja eben nicht der Standpunkt Galileis gewesen, sondern der des Kardinal Bellarmin:

Bellamins Brief an Galilei: @Bellarmin: "...2. Ich stelle fest,
daß das (Trienter) Konzil, wie Ihr wißt, verbietet,
die Schriften gegen den allgemeinen Konsens der heiligen Väter auszulegen;
und wenn Ihr es werdet lesen wollen,
nenne ich nicht nur die heiligen Väter,
sondern die modernen Kommentare
über das Buch Genesis,
über die Psalmen,
über den Prediger,
über Josuë:
Ihr werdet finden, daß sie alle darin zusammentreffen,
es im Litteralsinne dahingehend auszulegen,
daß die Sonne sich im Himmel befinde
und mit höchster Geschwindigkeit um die Erde kreise,
daß die Erde sehr weit entfernt sei vom Himmel
und unbeweglich im Zentrum der Welt stehe".

- das unterbrichst Du hoehnisch: @prim_ass:"Man glaubt es kaum, hier wird der freundschaftliche Rat erteilt, die Überlegungen nur als Denkhypothese zu verkaufen, weil es - man beachte die lächerlichen Literalexegese der Psalmen und der Josua-Stelle über eine Sonne, die selbst über eine ruhende Erde kreist - den Glauben schädigen könnte." -

- wo steht denn das da? - er sagt,
a) da steht diese Forderung der versammelten Kirchenvaeter des Konzils.
b) und da steht das Problem, was es an Auslegungen und Kommentaren gibt, wo er ja nur auffuehrt, welche insbessonders in der Neuzeit hiermit nun zu tun haben werden.

- da ist doch nicht von Glaubensgefahren die Rede, sondern so sieht die Aufgabe selbstverstaendlich nun aus.
Kard.Bellarmin sagt doch in dem Zusammenhang auch:
"Man kann auch nicht einwenden,
daß es sich hierbei nicht um eine Materie des Glaubens handele.
Denn wenn es sich auch nicht um eine Materie des Glaubens ex parte obiecti [von seiten des Gegenstands] handelt,
so doch um eine Materie des Glaubens ex parte dicentis [von seiten des Aussagenden, sc. des inspirierten Verfassers der Schrift]."

- also es geht den Glaeubigen etwas an, nicht wegen der Einzelheit selbst, sondern wegen der Wuerde des Wortes als solchem. Ich zum Beispiel haette mit den barocken "Gelahrten-Predigten" insgesamt ein Huehnchen gerupft, in der unteren Pastoral naemlich, mit welcher Leichtfertigkeit sie sich dazu hinreissen liessen, toerichte Neuzeit-Moden mitzumachen und in Hl.Worte hineinzuschleppen, was modern die Welt erregte.

Kard.Bellarmin: "Denn das eine wie das andere
redet der Heilige Geist durch den Mund der Propheten und Apostel
.
3. Ich stelle fest:
Wenn es einen echten Beweis gäbe,
daß die Sonne im Zentrum der Welt stehe
und die Erde im dritten Himmel,
und daß die Sonne nicht die Erde umrunde, sondern die Erde die Sonne
– dann bedürfte es eines sehr bedachten Vorgehens,
um die Schriften zu erklären,
die dem entgegenzustehen scheinen
;
und zwar müßte man eher sagen,
daß sie das nicht beabsichtigen
,
als für falsch zu erklären, was bewiesen ist. "

- und eben Letzteres ist das, was mir von den Galileo-Fans mein Leben lang vorgetragen wurde: die Kirche habe unverdrossen fuer falsch erklaert, was jemand bewiesen hatte, dass es soundso sei - und nicht nur bezueglich des Falls Galilei.

Der Kardinal verlangt lediglich ein sehr bedachtsames Vorgehen, wegen der Heiligkeit der Hl.Schrift, wir werden keine weitere haben, weil es unsere Gruendungsurkunde ist -

und vor dieser haben auch die ehrenwertesten Kommentatoren und heiligmaessigsten Ausleger einen geringeren Rang, und keineswegs die Position gehabt noch haben wollen - ebenso die Kompetenz beansprucht - vor Jahrhunderten oder auch gestern einem Fachmann fuer Einzelheiten im 17. oder 19. oder 21.Jhd auf den Weg zu geben, was er finden werde, wenn er das Liebesleben der Maikaefer beobachtet, um z.B.Insektenplagen einzudaemmen.

Kard.Bellarmin: "im Falle des Zweifels
darf man nicht von der Heiligen Schrift lassen,
wie sie die heiligen Väter ausgelegt haben."

- er hat eben noch Zweifel, (und er hat sich hier in dem Punkt fachlich durchaus qualifiziert schlau gemacht, es fehlt eben noch das beweisende Glied der Argument-Kette) und solang er sie hat, braucht er nicht die Auslegungen der Vaeter aufzugeben fuer eine moeglich-andere Darstellung des biblisch formulierten Erlebens und Geschehens,
und so ist es auch generell fuer Glaeubige legitim.

Die Hl.Schrift kann spontan erstmal so genommen werden, wie es da steht. Schwieriger vorstellbare Saetze wird sich der Glaeubige aus der Tradierung her, was es bedeute, auch erlaeutern lassen, und zwar unbedingt erstmal von eigenen Leuten, denn jedes Einzelnen hat seine Bindung in ihr Gesamt einer Aussage.

Kard.Bellarmin:"Ich füge noch an, daß jener, der da schrieb: „Oritur sol et occidit, et ad locum suum revertitur etc.“ [Die Sonne geht auf und geht unter und kehrt an ihren Ort zurück usw.], Salomo war, der nicht nur von Gott inspiriert sprach, sondern ein über alle andern hinaus weiser und in den menschlichen Wissenschaften und in der Erkenntnis der geschaffenen Dinge gelehrter Mann war; und all diese Weisheit hatte er von Gott. Daher ist es nicht wahrscheinlich, daß er etwas behauptete, was der bewiesenen oder beweisbaren Wahrheit entgegengesetzt wäre.
Und wenn Ihr mir sagen werdet, Salomo rede gemäß der Erscheinung, so daß es uns so scheine, daß die Sonne kreise, während die Erde kreise
so wie dem, der vom Ufer ablegt, es scheint, als ob das Ufer sich vom Schiff entferne –,
so erwidere ich, daß wer vom Ufer ablegt, wiewohl ihm scheint, daß das Ufer sich von ihm entferne, nichtsdestotrotz doch erkennt, daß das ein Irrtum ist und ihn korrigiert, denn er sieht klar, daß das Schiff sich bewegt und nicht das Ufer.
Was aber Sonne und Erde betrifft,
so gibt es keinen Weisen, der es nötig hätte, den Irrtum zu korrigieren,
denn die (_einzige sinnliche_) Erfahrung (_die einer davon haben kann_) lehrt ihn klar, daß die Erde fest steht und das Auge sich nicht täuscht, wenn es urteilt, daß die Sonne sich bewege, wie es sich auch nicht täuscht, wenn es urteilt, daß der Mond und die Sterne sich bewegen."

Hier zum Beipiel lehnt er das Gleichnis ab - nicht die Hypothese - weil man Schiff und Ufer ueberblicken kann mit dem Standort der Augen, aber nicht Sonne und Erde von sonstwoher ebenso. Es war also ein Recht dazu da, dieses auf machbare physikalisch-mathematische Weise bewiesen bekommen zu wollen.

Nochmal, was er glauben sollte:
@"Wenn es einen echten Beweis gäbe,
daß die Sonne im Zentrum der Welt stehe
und die Erde im dritten Himmel,
und daß die Sonne nicht die Erde umrunde, sondern die Erde die Sonne, ..."

- da waren ja noch zwei Behauptungen, die er schlucken sollte, nicht? Und was ist nun mit dem "Zentrum der Welt"? - ist es nicht mein G"TT und der Mensch, ich, der Glaeubige, fuer je meine Welt?
- und wozu soll die Erde in den "3.Himmel", wo man das Licht lokalisierte, welches die sonne herantraegt - traegt etwas die Erde das Licht in die Tage? Es hingen doch Beschreibungen daran, was es mit dem "3.Himmel" und den "7-Himmeln" auf sich habe, daran definiert, um wieviel ferner es vom Menschen weg ist? Das Konzept verwenden auch juedische Ueberlegungen, diese Ueberlegungen sind geistlicher Natur und das Ding da - Firmamente - dienten als Gleichnisse. Der Kardinal hat eine Pflicht, nun darauf aufmerksam zu machen, dass man bedachtsam drauf sein muss, was sich im Gesamt nun verschieben wird, wenn der Sprachgebrauch der Welt ab nun dies Gleichnis nicht mehr geleitet.

Beispiel aus dem Tallmud, im Zusammenhang zu den 7-Geboten, die alle Menschen beachten sollten, weil G"TT sie alle Menschen von Natur aus einsehen laesst und sie wissen sollten, dass sie sie auch halten sollten, falls es ihr Verstand mal zwischendurch nicht einsieht, eben dann deshalb: weil G"TT sie befahl, DER uns alle liebt:
"Der Talmud führt in einem Midrasch aus, dass Er - der Schöpfer von Himmel und Erde - ursprünglich hier auf Erden lebte. Die meisten Menschen sind diesbezüglich im Irrtum, denn wenn man an G"tt denkt, denkt man automatisch an den Himmel.
Die Torah erzählt uns, dass diese weitverbreitete Meinung nicht richtig ist. Mit Seiner Wohnstatt war die Erde gemeint, nicht der Himmel.

Nach dem Begehen der ersten Sünde des Menschen verlässt aber die G"ttliche Ehre diese Welt und fährt hinauf in den 1.Himmel.
Nach der zweiten Sünde - Kain ermordet seinen Bruder - fährt sie hinauf in den 2.Himmel.
Nach der dritten - Henoch macht sich der Götzendienerei schuldig - in den 3.Himmel.
Das Geschlecht der Sintflut macht sich des Diebstahls schuldig; G"tt fährt in den 4.Himmel.
Dann wird der Turm zu Babel errichtet und Er fährt in den 5.Himmel.
Sodom und Gomorra machen sich der Ungerechtigkeit schuldig - Er zieht Sich in den 6.Himmel zurück.
Anschließend der Vorfall mit Sarah in Ägypten, aus dem hervorgeht, dass man sich ohne weiteres des Ehebruchs und Unzucht schuldig machte. - Daraufhin zieht Er in den 7. Himmel, der am weitesten von dieser Erde entfernt ist.
Dann kamen die 7-Gerechten, die die G"ttliche Ehre zur Erde zurückbrachten, nämlich Abraham, Isaak, Jakob, Levi, Kehat, Amram und Moses.

Und tatsächlich finden wir in der Offenbarung (Exodus 19), dass G"tt herabgefahren ist auf den Berg Sinai. Der nächste Vers erzählt davon, dass Moshe zu G"tt hinaufgestiegen ist. In dem Moment ist die Verbindung G"tt - Mensch und G"tt - Erde also wiederhergestellt.


Also einerseits, klar, hier ist nicht die Rede von Astronomie, sondern von der Ferne, die sich die Suender beschaffen, wie weit sie sich durch "Tabu-Brueche" seinerzeit schon die Chance entzogen hatten, G"TTES Naehe zu spueren. Auch hier setzt man sprachllich eine Ich-Versetzung ein, wer sich von wem entfernte. G"TT bleibt ja ALL-Gegenwart und so da, wie ER es auf uns ohnehin nicht erklaerbare Weise stets ist / war /wird, aber paedagogik-logisch zieht ER Sich zurueck von dem, der als Mensch zu unsympathisch handelt - weil so verhalten sich Leute sinnlich erfahrbar.
Fuer diesen Vergleich, wie weit "weit" dann schon weg war, hatte man diese sinnlich zeigbare Idee, in dem Moment auch direkt aus der Hl.Schrift, wo man erfaehrt, dass G"TT Selbst auch den Abraham hinaus nahm und vor den Sternenhimmel stellte, um hinzuschauen. Also schauen kann ja einer, und da sieht man 7 Arten Himmels-Phaenomene sich unterscheidbar verhalten, was man die "7-Himmel" nennt und als Idee literarisch lange behielt, und kann es noch heute, denn noch immer ist das Auge nicht schlauer und noch immer sieht der Nachthimmel so von hier aus aus, wo wir stehen, und das ist zuunterst und nicht aus der 3.Etage her etwa so, dass nun in Richtung des nach unten-Schauens der Mond vorbeitrast und weiter unter am hellsten die Sonne. So etwas ist nicht sinnlich wahr_nehmbar.

Wer aber daraus nun soo ein Gestelze macht, dass es dadurch so zustandekommt, es so wahrzunehmen, weil fuer eine ganz andere Angelegenheit, etwa heute die Raumfahrt dort ein weltraum sattelartiger Struktur ist, darin Millionen Milchstrassen und auf - was weiss ich - 3/4 aussen eine Galaxie ist, auf deren Tellerrand wiederum die Sonne wie ein Molekuel in der Leber eines Elephanten darstellt, dessen eines Atom mal eben dieser Globus sei ... und eben da sind wir drauf - aendert das etwa irgend etwas an der Gnadenbeziehung G"TTES zu uns?

- Ist es nicht auch geradezu albern, dass den Menschen, die das alles nun alltaeglich durchforschen, unser G"TT nun zu klein und irrelevant geworden ist, das Grosse geschaffen zu haben, nur weil ER mit uns eine liebevolle Beziehung hat - jedoch "durfte" ER alles geschaffen haben, solange das Ganze mal grad so gross war wie das Auge etwas wahrnahm?

Mag sein, zur Zeit des Galilei wurde der Agnostiker der Neuzeit eingelaeutet, der die Probleme - und sich aus der Gemeinschaft - raussplittet und sich mit nur einem Broeckchen zu befassen waehlt - das Beten und das Andere zu denken, sollen die als Einzeltopics gern machen, denen das Spass macht - ? -

Und ist es nicht ein willentliches Abtruennig-Machen anderer vom Glauben, wenn solche Beurteilungen wie die des "Falles Galilei vs. kath.Kirche" - er fing ja an - unsereinem schon als Schulkind um die Ohren geklatscht wurden wie eine "so normale" Skandalsache, nur "eine von beliebig vielen" - samt "Wo nahm euer Adam denn die Frauen fuer seine Soehne her, wenn der der 1.Mensch gewesen ist?" und gleich drauf, dass ich es hinzunehmen habe, wenn bewisen sei, dass unser Ahn ein Affe war - all sowas
- ich jedenfalls kriegte das schon vor der Einschulung am Sandkasten mit Hohn erzaehlt und immer noch dazu: "Ihr seid ja so doof, Ihr glaubt es", spaeter foruliert als "Ihr seid ja bildungsunfaehig, weil Ihr an bestimmten Praemissen festhaltet, sie beim Forschen immer mit zu beruecksichtigen" - das sollte besagen, wir Religioesen seien der Klotz am Bein des Erkennens und Beherrschens der Welt.

Ist ja klar, dass es einen im Internet geradezu tiefernst als Frage ueberkommt, ob der Galileo Galilei zu Recht oder Unrecht auf Hausarrest gesetzt wurde. Hauptsache, einer wirft das Thema auf und wir kommen in Zugzwang mit dem Beantworten

- und wie auch hier im Thread - auf einmal wird das Thema gewechselt und nun geht es um die Inquisition - oder um nicht den "Atomismus" - oder um das Recht eines gebildeten Katholiken, seinen Vatikan sehr wohl abgestuft wahrzunehmen, wer was formulierte, und in welcher Autoritaet es fuer Katholiken etwas bedeutet.

Begehn da nicht die Wissenschaftler schon den Goetzendienst, womit es passt, dass sie mit ihrer Erde "im 3.Himmel" sind, waehrend G"TT nun bei uns andern "unten" auf Erden wohnen geblieben ist, woran wir einfach weiter glauben?

Wenn die neuen schoenen und spannenden Erkenntnisse endlich mal real bewiesen werden koennten - aber dann bitte auch wirklich bewiesen - das verlangte die Kirchenleitung in Gestalt des Kard.Bellarmin, und nicht mehr, als ihr pastoral zusteht und ihre Pflicht ist, dass dies dann fuer jeden Frommen und Religioesen, der das da nun weiss, und also das, was Prediger darueber reden, sorgsam nachgearbeitet werden muss, ohne die Ehre der Hl.Schrift damit zu beeintraechtigen.

Die Alten hatten das ja nicht vor, ihre Auslegungen der Hl.Texte im Hoersaal des 17.oder 21.Jhds fuer Physik zu unterrichten, nur, die sofortige Liebesmuehe erfordert, nun die Auslegung der entsprechenden Bibelstellen, die von Vaetern fuer Naturkunde-Aussagen gehalten werden konnten, weil es sowieso alltags keine Relevanz hatte fuer das Tun ihrer Gemeinde-Mitglieder, weil nach deren lehrender Ansicht Religion das Thema war, und dazu zog man sinnhafte Vergleiche zusammen, freute sich derer, die die Hl.Schrift schon selbst anbietet. Die ganze Welt ist G"TTES, und eigentlich profan und ohne IHN ist doch auch wirklich nichts. Man kann ja nicht auch noch von denen frueher rueckwirkend etwas verlangen, was damals ueberhaupt niemand aders sah.

- das wurde in diesem Thread mehrmals ausfuehrlich dargestellt, in 2 Sprachen zitiert und nochmal gesagt.

Die Kirche weiss davon, dass das Wort wie geschrieben da steht, dass es nicht Mathematik oder Physik-Lehrstoff ist, aber dass sie als Autoritaet ueber die Pflicht zur Wahrhaftigkeit sehr wohl mit der Wissenschaft zu tun hat
- zum Umgang mit Erkenntnissen, wenn man sie glaubt, sich zu vergewissern, dass man es genau weiss und andern nachvollziehbar darstellen kann -
- zum Umgang mit Menschen auch, und zwar auch mit den Menschen der eigenen Gemeinschaft, die eben nicht Professoren sind und nicht mithalten koennen in Physik etc. denen zuliebe doch Copernicus seine Kenntnisse als Arbeitshypothese vortrug, den Galilei angeblich soo verteidigt - der Domherr war sich dessen gewiss mehr bewusst, dass es sich nicht um eine einsame Angelegenheit im Weltraum handelte, wer sich da um wen drehn koennte, sondern er sieht es als ein Einzelteil, das gern naeher geklaert werden sollte, aber davon geht nicht die Hl.Schrift unter, und predigen koennte man weiterhin von "7 Himmeln".

Die Typen, deren ganze Welt das aber wurde, wie es denn nun sein soll, "wer dreht sich um was?" und "ist die Erde rund oder kugelrund?" und was noch - umzubeweisen, die das in statu nascendi dem Volk vorschmeissen, dass sie wer nicht loben mag, sondern die Doofen da oben bessere Beweise verlangen, fuer etwas, was doch jeder schon wisse (bei den Gelehrten - was das Volk ja nicht nachpruefen konnte) - waehrend der Papst doch soweit zufrieden damit sei (Papst Urban fand es ja soweit ok, es war ja keine neue Hypothese, nur war es ja nicht: bewiesen, so noch nicht erklaerlich, sondern immer noch eine Such-Idee)

- diese Typen vermarkteten einen Goetzendienst, genau betrachtet. Das G=tt der kleinen Einzelbereiche, in die man ein Problem zerlegen kann - danke fuer den Hinweis, uebrigens :.) - ist doch das Ensemble derer, die es selektiv erforschen und daher mit anderm nichts zu schaffen haben wollen. Es ginge noch, wenn sie es dabei auch beliessen, aber in der Freizeit hinzugehn und auf ganz anderer Ebene nun mitmischen wollen als Autoritaet ihrer 3cm-weiten Sicht ihrer eben erst erlenten Neuigkeiten

- das ist etwas, dem schon Maimonides seinerzeit bei Galenus den Kampf angesagt hatte.
Arzt Galenus (als damals die hoechste Autoritaet seines Faches) behandelte die Anatomie und leitete Koerperbau-Besonderheiten ab, "dies sei so, weil..." und als er zur Augenbraue kommt, faellt ihm keine Ursache dafuer ein, warum die da "so" sind - da schreibt er heiter, die Augenbrauen seien so beschaffen - weil es G"TT halt gefiel. :shock:
Der Arzt, der dies lernte, um Leute zu behandeln, die in echt krank sind, der also moeglichst viel wissen moechte, das wirklich Ursache-Folge-Ketten hat, denen man nachspueren koennte, kann bei so etwas doch wirklich nur noch empoert sein.

Wenn schon, dann soll einer in seinem Fach logisch bleiben. Also ging es genauer besehen den Galilei gar nichts an, was betreffs des Wahrnehmbaren der Natur in der Hl.Schrift steht - mit Verlaub gesagt, die barocken Prediger andersrum aber auch nicht -

Es bewog aber die Experten wie Galilei - und es ist mir egal, ob es kluegere gab - doch nun nichts mehr dazu, sich etwa nach Festellung einer Zwischenbilanz mit den Theologen, Exegeten und Prediger-Orden konstruktiv zusammenzusetzen, sich erinnernd, dass diese da Abweichendes aus der bisherigen Wissenschaft noch unnoetigerweise erzaehlen wuerden - sondern sie griffen die schadenfroh, spottend und herabsetzend an, von denen die Gemeinde der Menschen moralische und religioese Leitung erhoffte zu G"TT hin, und es handelt sich schliesslich um das Leben selbst, dessen Trost, Zuversicht, und ihre in Noeten assistierenden Hilfs-Vorstellungen, wie schoen es mit G"TT sei in dieser kunstvollen Schoepfung.

Darum geht es und darauf lief es im Endeffekt heraus. Die unfaire Aggressivitaet hat in den wirklichen Hoehen der Forschung laengst nachgelassen, weil man andere Themen witziger findet, aber hier "unten", wo ich Plebs nter Plebs metwas ueber meinen Glauben mit den Glauben anderer vergleichen und Erfahrungen austauschen moechte, da laeuft mir dieser Galilei so schief hinterher wie der Turm von Pisa...

Wenn der Hl.Vater zu Ehren von dessen Festgedaechtnis eine nette Entschuldigung formulieren liess, dann tat er das ja auch nicht wegen des wirklichen Anklage-Vorgangs damals, sondern wegen aller nachfolgenden Wutausbrueche glaeubiger Menschen danach, die das posthum dauernde Gepiekse eines rachsuechtigen eitlen Gelehrten mit einem Hammerschlag abzuwehren versuchten und ihn dann bestimmt noch oft mit Genuss "in die 3.Hoelle" verschickt haben.
Da ist ueberhaupt kein Anlass fuer Triumphgeheul - denn dieser Papst ging damit keineswegs zu Boden. Er bittet, wenn, stets um Vergebung im Namen aller Christen, nicht nur "seiner".

mfG WiT

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Darwins Werke standen nie auf dem Index, Hitlers "Mein Kampf" auch nicht, wohl aber Rosenbergs "Mythos des 20. Jahrhunderts". Vor allem: Alle Bibelübersetzungen in die Volkssprache, desgleichen alle von der Kirche nicht autorisierten Bibelausgaben in Latein, wurden sofort indiziert.
http://www.pm-magazin.de/de/wissensnews/wn_id1441.htm

tam
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Galileo Galilei

Beitrag von tam »

Am 2. November 1992 wurde der vom der Römisch-Katholischen Kirche rehabilitiert. Mehr als diesen Satz kann zu diesem Vorgang nicht finden. Der Papst hat am 30. Oktober desselben Jahres eine Rede gehalten, in der es auch um Galileo geht. Zum 2. November, auf den sich fast alle Quellen beziehen, kann ich hingegen nichts finden. Ist das Urteil des Heiligen Offiziums durch einen formalen Akt aufgehoben oder wie hat man sich diese Rehabilitation genau vorzustellen. Kann mir jemand diesen Vorgang genauer erklären?

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Linus
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Re: Galileo Galilei

Beitrag von Linus »

tam hat geschrieben:Am 2. November 1992 wurde der vom der Römisch-Katholischen Kirche rehabilitiert. Mehr als diesen Satz kann zu diesem Vorgang nicht finden. Der Papst hat am 30. Oktober desselben Jahres eine Rede gehalten, in der es auch um Galileo geht. Zum 2. November, auf den sich fast alle Quellen beziehen, kann ich hingegen nichts finden. Ist das Urteil des Heiligen Offiziums durch einen formalen Akt aufgehoben oder wie hat man sich diese Rehabilitation genau vorzustellen. Kann mir jemand diesen Vorgang genauer erklären?
http://www.domus-ecclesiae.de/tractatus/galilaeus.html
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tam
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Re: Galileo Galilei

Beitrag von tam »

Linus hat geschrieben:
tam hat geschrieben:... Ist das Urteil des Heiligen Offiziums durch einen formalen Akt aufgehoben oder wie hat man sich diese Rehabilitation genau vorzustellen. Kann mir jemand diesen Vorgang genauer erklären?
http://www.domus-ecclesiae.de/tractatus/galilaeus.html
Danke. Die Rede vom 31. Oktober 1992 kenne ich. Ich habe auch das Buch von Brandmüller "Der Fall Galilei" gelesen. Leider beantwortet auch Ihr Link nicht die Frage nach der Bedeutung des 2. November. Ich vermute ja eine allgemeine Zeitungsente, hätte aber gern eine Quelle oder schlüssige Erklärung oder offizielles Dementi.

maliems
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Beitrag von maliems »

Ohne eine Antwort parat zu haben, mein Lösungsweg:

es lohnt sich immer, in einer kirchlichen Bibliothek die Verzeichnisse der Acta Apoltolicae Sedis AAS einzusehen.

dort gibt´s Namensverzeichnisse und Sachverzeichnisse.

Wer so schnell nicht dran kommt, müßte halt einmal einen freien Tag abwarten und hinfahren.

tam
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Beitrag von tam »

maliems hat geschrieben:Ohne eine Antwort parat zu haben, mein Lösungsweg:

es lohnt sich immer, in einer kirchlichen Bibliothek die Verzeichnisse der Acta Apoltolicae Sedis AAS einzusehen.

dort gibt´s Namensverzeichnisse und Sachverzeichnisse.

Wer so schnell nicht dran kommt, müßte halt einmal einen freien Tag abwarten und hinfahren.
Danke für der Tip.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die angebliche „Rehabilitierung“ ist ein Medienerzeugnis. Vielleicht von
Johannes Paul II. mit seiner nicht allzu intelligenten noch sachkundigen
Rede vom 31.10.1992 sogar bezweckt. Gleichwohl kann von einer förm-
lichen Rehabilitierung keine Rede sein, ja es gab und gibt nichts zu reha-
bilitieren.

Wo von dieser „Rehabilitierung“ die Rede ist, wird meist das Datum der
Papstrede genannt, der 31.10.1992. Wikiblœdia dagegen schreibt, es sei
der 2. November gewesen. Vielleicht ist am 02.11.1992 die Rede im Osser-
vatore
abgedruckt worden. Es ist aber eigentlich ziemlich wurscht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

tam
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Beitrag von tam »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die angebliche „Rehabilitierung“ ist ein Medienerzeugnis. Vielleicht von
Johannes Paul II. mit seiner nicht allzu intelligenten noch sachkundigen
Rede vom 31.10.1992 sogar bezweckt. Gleichwohl kann von einer förm-
lichen Rehabilitierung keine Rede sein, ja es gab und gibt nichts zu reha-
bilitieren.

Wo von dieser „Rehabilitierung“ die Rede ist, wird meist das Datum der
Papstrede genannt, der 31.10.1992. Wikiblœdia dagegen schreibt, es sei
der 2. November gewesen. Vielleicht ist am 02.11.1992 die Rede im Osser-
vatore
abgedruckt worden. Es ist aber eigentlich ziemlich wurscht.
Ähnliches vermutete ich auch. Eine Zeitungsente, die manchmal nervt. Man hätte den "Giftzwerg" (Brandmüller über Galilei) nicht so milde behandeln sollen. Dann hätten wir heute Ruhe.

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Robert Ketelhohn
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Re: Die Sache mit Galileo

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Peregrin
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Re: Die Sache mit Galileo

Beitrag von Peregrin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:http://www.katobs.se/art_galilei_kikare.html ;D
Der internationale Erfolg beginnt!
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Juergen
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Re: Modernismus

Beitrag von Juergen »

Marion hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Doch!
Die Kirche sagt, was das Endergebnis des Denkens sein DARF, weil sie es eben (schon immer so ge)lehrt hat.

Verordnete Denkverbote eben
Roger, du hast dich wohl an dem falsch aufgehängt, Dann schreib ich es anders:
Heißt das nun die Kirche kann einpacken, weil denkende Menschen rausgefunden haben daß das alte Zeug was die Kirche immer lehrte etwas anderes ist, als nun von Modernen ohne Denkverbot rausgefunden wird?

Wenn sie das gleiche rausfinden (was vorgeschrieben als Endergebnis ist) gibt es kein Problem. Wenn sie etwas anderes rausfinden und wir überzeugt davon sind, das das richtig ist bedeutet das eben, daß man das Alte (was sie immer schon gelehrt hat) in die Tonne treten kann. Das heißt vernünftige Menschen vertrauen der Kirche nicht mehr, weil sie gewaltig irrte. Sie war dann nicht vom Heiligen Geist begleitet. Warum soll sie es in Zukunft dann sein?
Wenn die Kirche lehren würde (was sie nicht tut und nie getan hat), daß die Erde eine Scheibe ist, würde die Erde nicht zu einer Scheibe, weil es die Kirche lehrt.

1. Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still’
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

3. Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles sind rein
vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!

4. Drum will ich auf immer
den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer
mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen
stets lachen und scherzen
und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!

5. Ich liebe den Wein,
mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein
am besten gefallen.
Ich bin nicht alleine
bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei:
Die Gedanken sind frei!
Gruß Jürgen

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lifestylekatholik
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Re: Modernismus

Beitrag von lifestylekatholik »

Juergen hat geschrieben:Wenn die Kirche lehren würde (was sie nicht tut und nie getan hat), daß die Erde eine Scheibe ist, würde die Erde nicht zu einer Scheibe, weil es die Kirche lehrt.
Nein, umgekehrt: Die Kirche würde es lehren, weil die Erde eine Scheibe wäre.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Nassos
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

ähem, wie war das mit heliozentrisch?
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Re: Modernismus

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:ähem, wie war das mit heliozentrisch?
Weiß nicht. Erklärst du’s mir?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Nassos
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

Du sagtest, die Kirche würde lehren, die Erde sei eine Scheibe, wäre sie wirklich eine gewesen (nebenbei: es ist erstaunlich wie früh viel mehr Menschen, als wir glauben, wussten, dass die Erde keine Scheibe ist). Da es aber schon vor der Kirche klar war, dass es keine ist, war das auch nie ein Thema.

Anders sieht es dagegen mit dem Planetensystem aus. Hielt die römisch-katholische Kirche nicht am geozentrischen Modell fest? (Wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass ich keine Ahnung habe, was die Ostkirche damals dachte - falls sie überhaupt den Luxus hatte, über solche Sachen nachzudenken). Ist die Verurteilung des heliozentrischen Systemes nicht quasi eine Lehre des falschen geozentrischen Systemes?

Das wollte ich gerne noch mal wissen - wie passt das zu Deiner Aussage (und das ist nicht böse gemeint, gell!)
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lifestylekatholik
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Re: Modernismus

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:Hielt die römisch-katholische Kirche nicht am geozentrischen Modell fest? [...] Ist die Verurteilung des heliozentrischen Systemes nicht quasi eine Lehre des falschen geozentrischen Systemes?
Keine Ahnung. Um das Beurteilen zu können, müsstest du schon Quellentexte ranschaffen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Nassos
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

Quellentexte zu dieser Frage? Übertreibst Du jetzt nicht ein bißchen?
Um es Dir leichter zu machen, lieber lifestyle: ich habe ja "nur" gefragt, nicht behauptet.
Vielleicht kannst Du mir ja auch einfach eine Antwort geben. :achselzuck:
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Sempre
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Nassos hat geschrieben:Ist die Verurteilung des heliozentrischen Systemes nicht quasi eine Lehre des falschen geozentrischen Systemes?
Das heliozentrische Weltbild wurde nie verurteilt. Galileo Galilei war nicht in der Lage, Beweise zu liefern, dass das heliozentrische Weltbild richtig und das geozentrische Weltbild falsch sei. Einige Zeit später glaubte die Wissenschaft Beweise zu haben, die aber seit Einstein als nichtig gelten. Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist, die heutige Wissenschaft pflegt aber abstruse Vorstellungen, aus denen sie folgert, es gebe kein ausgezeichnetes Zentrum des Universums.

Gruß
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Nassos
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

Aha. Soso. Und warum wurde dann Galileo verurteilt, wenn sein Weltbild nicht verurteilt wurde???
Sempre hat geschrieben:Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist,
das höre ich zum ersten mal. Aber für die damalige Debatte ist das eh unrelevant. Die Erde dreht sich nun mal um die Sonne, gelle, gelle, gelle. Das war schon lange vor der Kirche bekannt, und wenn ich mich recht erinnere auch belegt (?). Ich denke da an den Namen Aristarchos.
Sempre hat geschrieben:die heutige Wissenschaft pflegt aber abstruse Vorstellungen, aus denen sie folgert, es gebe kein ausgezeichnetes Zentrum des Universums
alle Wissenschaftler sind Verrückte und//oder Lügner/Verschwörer gegen die Wahrheit? :hmm:

Ä-ä :neinfreu: . Leider habe ich keine Quellen, mit denen ich das belegen könnte...

Gruß,
Nassos
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Re: Modernismus

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist ...
Das höre ich, in der Form, auch zum ersten Mal, das würde mich interessieren. Die Ansicht hingegen, dass es kein Zentrum gibt bzw. überall das Zentrum ist, ist mir vertraut.

---
Das war schon lange vor der Kirche bekannt, und wenn ich mich recht erinnere auch belegt (?). Ich denke da an den Namen Aristarchos.
Aristarchos hat das wohl vertreten, aber so richtig beweisen, konnte er nichts, was ich weiß. Man hat seine Ansicht deswegen auch in der gesamten Antike nicht ernst genommen ...

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Sempre
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Nassos hat geschrieben:Aha. Soso. Und warum wurde dann Galileo verurteilt, wenn sein Weltbild nicht verurteilt wurde???
Galileo Galilei wurde verurteilt, weil er - im Gegensatz zu Kopernikus - das heliozentische Weltbild nicht als These sondern als Wahrheit an den Mann bringen wollte. Er konnte aber nicht nachweisen, dass es wahr sei.

Gemäß Einstein ist alles relativ. Man kann nach Belieben irgendeinen Punkt als Mittelpunkt definieren. Der Physiker Max Born erklärt zu Einstein: geozentrisches und heliozentrisches Weltbild haben gleiches recht. (Und jedes sonstige x-zentrische Weltbild, x beliebig, natürlich auch.)

Nassos hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist,
das höre ich zum ersten mal.
Gern geschehen!

Nassos hat geschrieben:Aber für die damalige Debatte ist das eh unrelevant. Die Erde dreht sich nun mal um die Sonne, gelle, gelle, gelle.
So ein Quatsch. Ich sehe jeden Tag die Sonne aufgehen und sich um die Erde bewegen. :D
Im Ernst: Das ist nach Einstein eine Frage des Standpunktes des Beobachters.

Nassos hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:die heutige Wissenschaft pflegt aber abstruse Vorstellungen, aus denen sie folgert, es gebe kein ausgezeichnetes Zentrum des Universums
alle Wissenschaftler sind Verrückte und//oder Lügner/Verschwörer gegen die Wahrheit? :hmm:
Nein, die Wissenschaftler arbeiten an falsifizierbaren Theorien. Die Mainstream-Theorie sagt, es gebe kein ausgezeichnetes Zentrum des Universums. Inzwischen werden aber immerhin auch wieder nicht ganz irrelevante Stimmen recht laut, die wenigstens ein absolutes Bezugssystem auf subtile Weise ins Gespräch bringen, und so dem Relativismus entgegenwirken.

Gruß
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

Ja, das stimmt. Aber dass sein Name heute noch bekannt ist, spricht ja: Ende gut, alles gut.

Zu meiner obigen Bemerkung bzgl. der Wissenschaftler und ihr heutiges angeblich abstruses Bild: das hat ja mal mit meiner Frage nichts zu tun, wir sollten das an dieser Stelle mal bleiben lassen.

Ich möchte einfach eine Antwort aus katholischer Sicht zur Bekämpfung (ok, keine Verurteilung) der heliozentrischen Lehre und ihrer Verfechter (Kopernikus hat sich versteckt, Galilei stand zu seiner Überzeugung).
Das ist es, was ich versuche in Einklang zu bringen mit der Aussage lifies.

Okay?

Da kommt mir nochmal ne Frage: was, wenn mit Mittelpunkt nichts geographisches gemeint ist? Wenn sich alles um eine Person dreht, dann ist das ja auch nicht so gemeint.

Gruß,
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Die Hintergrundstrahlung legt nahe, dass die Erde das Zentrum ist ...
Das höre ich, in der Form, auch zum ersten Mal, das würde mich interessieren. Die Ansicht hingegen, dass es kein Zentrum gibt bzw. überall das Zentrum ist, ist mir vertraut.
Die Rotverschiebung der Hintergrundstrahlung sieht in alle Richtungen gleich aus, was auf den ersten Blick die Erde als Mittelpunkt erscheinen lässt. Es wurde natürlich recht schnell eine Erklärung gefunden, weshalb das trotzdem nicht so sei.

Gruß
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Re: Modernismus

Beitrag von Nassos »

Sempre hat geschrieben:Die Rotverschiebung der Hintergrundstrahlung sieht in alle Richtungen gleich aus, was auf den ersten Blick die Erde als Mittelpunkt erscheinen lässt. Es wurde natürlich recht schnell eine Erklärung gefunden, weshalb das trotzdem nicht so sei.
Ich sollte mal wieder meinen Simon Singh lesen...
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Re: Modernismus

Beitrag von Sempre »

Nassos hat geschrieben:Ja, das stimmt. Aber dass sein Name heute noch bekannt ist, spricht ja: Ende gut, alles gut.
Nix gut. Die "aufgeklärte" Welt lebt heute noch in dem Bewusstsein, die Kirche habe geirrt und Galilei habe recht gehabt. Das stimmt aus Sicht der modernen Physik aber nicht.

Nassos hat geschrieben:Ich möchte einfach eine Antwort aus katholischer Sicht zur Bekämpfung (ok, keine Verurteilung) der heliozentrischen Lehre und ihrer Verfechter (Kopernikus hat sich versteckt, Galilei stand zu seiner Überzeugung).
Das ist es, was ich versuche in Einklang zu bringen mit der Aussage lifies.
Die Kirche hat Galilei untersagt, sein (heute von der Wissenschaft als falsch angesehenes und damals von niemandem nachgewiesenes) Weltbild als Wahrheit zu verkaufen. Galilei wollte sich nicht damit begnügen, es als These zu lehren und zog die Strafe (Hausarrest) vor. Kopernikus hatte sich nicht versteckt, sondern seine These als solche verbreitet, wogegen die Kirche nichts einzuwenden hatte.

Nassos hat geschrieben:Da kommt mir nochmal ne Frage: was, wenn mit Mittelpunkt nichts geographisches gemeint ist? Wenn sich alles um eine Person dreht, dann ist das ja auch nicht so gemeint.
Alles dreht sich um die Person Einstein. Dabei verwickelt sich seine Spezielle Relativitätstheorie bereits bei der einfachen Rotation von Gegenständen in Widersprüche (Ehrenfest-Paradoxon).

Gruß
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Re: Modernismus

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nassos hat geschrieben:Du sagtest, die Kirche würde lehren, die Erde sei eine Scheibe, wäre sie wirklich eine gewesen (nebenbei: es ist erstaunlich wie früh viel mehr Menschen, als wir glauben, wussten, dass die Erde keine Scheibe ist). Da es aber schon vor der Kirche klar war, dass es keine ist, war das auch nie ein Thema.

Anders sieht es dagegen mit dem Planetensystem aus. Hielt die römisch-katholische Kirche nicht am geozentrischen Modell fest? (Wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass ich keine Ahnung habe, was die Ostkirche damals dachte - falls sie überhaupt den Luxus hatte, über solche Sachen nachzudenken). Ist die Verurteilung des heliozentrischen Systemes nicht quasi eine Lehre des falschen geozentrischen Systemes?

Das wollte ich gerne noch mal wissen - wie passt das zu Deiner Aussage (und das ist nicht böse gemeint, gell!)
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=38153#p38153
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=6&t=3615
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Re: Modernismus

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:Quellentexte zu dieser Frage? Übertreibst Du jetzt nicht ein bißchen?
Ich meinte das so: Ich weiß nichts davon, dass »die Kirche« das heliozentrische Weltbild »verurteilt« hätte. Wenn’s speziellIch um Kopernikus und Galilei geht, weiß ich aber, dass sogenannte schwarze Legenden erzählt werden, mit dem Ziel, die Kirche unglaubwürdig zu machen.

Deshalb will ich mich bei diesem Thema eigentlich nur ungern auf allgemeines Hörensagen beschränken und hätte gerne überprüfbare Argu- und Dokumente. Das war gar nicht als Abwimmeln gemeint. :neinfreu:
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Gamaliel
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Re: Modernismus

Beitrag von Gamaliel »

Eine schöne Zusammenfassung :klatsch: , der ich inhaltlich auch zustimme.

Etwas mehr betonen würde ich noch:

1.) die engstirnige Haltung der Aristoteliker, die meinten alles in den Büchern zu finden und auf Beobachtung und Experiment verzichten zu können (hier liegt ein wichtiges Verdienst von Galilei)

2.) die Rolle der Jesuiten (Bellarmin, Clavius, Grienberger), die Galilei auf naturwissenschaftlichem Gebiet jedenfalls ebenbürtig, wohl sogar überlegen waren => es ist also keineswegs so, daß eine rückständige, sachunkundige Kirche einem "Meistergelehrten" übel mitspielte; wichtige kirchliche Vertreter waren sachkundig und konnten mit Galilei ohne Probleme auf naturwissenschaftlichem Gebiet mithalten (und ihm seine Grenzen aufzeigen)

3.) die Problematik rund um die Auslegung der Hl. Schrift (einerseits was die falsche und engstirnige Auslegung durch die Dominikaner Caccini und Lorini betrifft und andererseits was die richtige, aber für manche Heißsporne damals frevelhafte Bibelauslegung durch Galilei betrifft). Hier betrat Galilei frech "fremdes" Gebiet und das noch dazu ohne hinreichende Beweise und vor dem allgemeinen Hintergrund der Auseinandersetzung mit den Protestanten (insbesondere in exegetischen Fragen).

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holzi
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Re: Modernismus

Beitrag von holzi »

Sempre hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ja, das stimmt. Aber dass sein Name heute noch bekannt ist, spricht ja: Ende gut, alles gut.
Nix gut. Die "aufgeklärte" Welt lebt heute noch in dem Bewusstsein, die Kirche habe geirrt und Galilei habe recht gehabt. Das stimmt aus Sicht der modernen Physik aber nicht.
Nassos hat geschrieben:Ich möchte einfach eine Antwort aus katholischer Sicht zur Bekämpfung (ok, keine Verurteilung) der heliozentrischen Lehre und ihrer Verfechter (Kopernikus hat sich versteckt, Galilei stand zu seiner Überzeugung).
Das ist es, was ich versuche in Einklang zu bringen mit der Aussage lifies.
Die Kirche hat Galilei untersagt, sein (heute von der Wissenschaft als falsch angesehenes und damals von niemandem nachgewiesenes) Weltbild als Wahrheit zu verkaufen. Galilei wollte sich nicht damit begnügen, es als These zu lehren und zog die Strafe (Hausarrest) vor. Kopernikus hatte sich nicht versteckt, sondern seine These als solche verbreitet, wogegen die Kirche nichts einzuwenden hatte.
Galileo hat auch erst dann Scherereien bekommen, als er anfing, seinen bisherigen Finanzier und Gönner, den Papst Urban (VIII.) und seine Kardinäle als Dummpköpfe, Ignoranten etc. zu beschimpfen. Es gibt auch ein interessantes Buch von Sr. Lydia La Dous OP: http://www.amazon.de/Galileo-Galilei-Ge ... 543&sr=8-1

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