Mir ist schon klar, Robert Ketelhohn,
dass du zu dem Staat in dem du lebst ein – ich nenne es vorsichtig – zwiespältiges Verhältnis hast.
Trotzdem bist du Teil dieses Staates und insofern hast auch du dich an die als allgemein gültig festgelegten Regeln zu halten – oder du sorgst durch deine aktive Arbeit für eine Änderung der Verhältnisse.
Politisch, nicht „umstürzlerisch“.
Immerhin nutzt du die durch diesen, von dir ungeliebten, Staat gegebenen Möglichkeiten, z. B. der freien Meinungsäußerung, und der Tatsache, dass du selbst den größten Blödsinn ungestraft verbreiten kannst, so lange du dabei niemanden beleidigst, oder sonstwie seine Rechte verletzt.
Das was du als „Anmaßung“ bezeichnest wäre die Rechtsfestlegung und Rechtsverfolgung durch den Staat, die wir - Gott sei Dank – nach 1945 überwunden haben.
Das ist MEIN Staat, den ich nicht uneingeschränkt liebe, aber zu dem ich stehe!
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Jede Erziehung ist Ausübung von Gewalt, hier: elterlicher Gewalt, wie es
ebenso obrigkeitliche, hoheitliche, staatliche Gewalt gibt. Aussagen wie die
von dir angeführte sind paradoxer Schwachsinn. Die Propaganda sorgt da-
für, daß Menschen das unhinterfragt annehmen. Zweck ist die Vernichtung
der Familie und die Aneignung der Nachkommenschaft durch die, welche
den Staat beherrschen, zur Aufzucht hinreichend funktionierender Arbeits-
sklaven, die ihrer Freiheit zur Anwendung des schöpferisches Geists be-
raubt sind, ohne dies jedoch angesichts instinktbefriedigender Reizüberflu-
tung noch wahrnehmen zu können.
Was hast du für ein Weltbild???
Erziehung als Gewalt zu bezeichnen spricht für eine diktatorisch geprägte Lebenshaltung eines Menschen, dem intellektuelle Freiheit ein Fremdwort ist.
Wer steckt hinter der von dir nebulös beschriebenen „Propaganda“?
Der Staat? Die Industrie? Die Werbung? Die politischen Parteien? Oder gar der „Unaussprechliche“??
Das ist, nimm’s mir bitte nicht übel, Stammtischgeschwätz, das durch die Menschen täglich widerlegt wird.
Natürlich gibt es Menschen, die nicht Willens oder in der Lage sind eigenständig zu denken – vielleicht ist das sogar die „Masse“?
Aber die friedlichen, und manchmal auch nichtfriedlichen Revolutionen, oder die derzeitigen Proteste die für oder gegen Beschneidung sprechen eine eindeutige Sprache dafür dass die Menschen sich eben nicht mehr von irgendwelchen Obrigkeiten, ob weltlich oder religiös diktatorisch, steuern und eine bestimmte Denkart aufzwingen lassen wollen.
Genau das ist es, was dazu führt, dass man, wenn man ehrlich und fair miteinander diskutiert und die Meinung anderer zu respektieren sucht, was auch in der Frage der Beschneidung zu einem für alle Seiten akzeptablen Ergebnis führen kann.
Der Eine oder Andere wird dabei seine persönliche Meinung nicht unbedingt durchsetzen können.
Tipheret