Antiamerikanismus in Deutschland

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:Was issn Amerikanismus, was issn Russentum, was issn Katholizismus ...?

Da lobe ich mir den Ewald. Der hasst wenigstens die AMERIKANER!
Eben, man spricht und urteilt ja im befreundeten Ausland auch ganz locker über die Deutschen. Ohne Verallgemeinerung wird es ja auch recht umständlich. Man muß verallgemeinern dürfen ("Die Raucher leben gefährlich"), sonst wird das Gespräch holprig - auch das Verallgemeinerungsverbot ist eine perfide und ideologische Nebenwirkung des Nominalismus ( verallgemeinernde Vorurteile haben nur die anderen, die Gegener); Verallgemeinerung sind offenbar nur beim besiegten "Tätervolk" und weißen, heterosexullen Männern okey, correct. Alles andere ist doppelt und dreifach vor der Volksverhetzung abgesichert. Ein Prosit auf die Meinungsfreiheit in Absurdistan.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ewald Mrnka hat geschrieben: ... auch das Verallgemeinerungsverbot ist eine perfide und ideologische Nebenwirkung des Nominalismus.
Himmel, Ewald. Wo Du überall Feinde siehst!


Ich hoffe Du hattest auch einen gesegneten Sonntag!

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben: ... auch das Verallgemeinerungsverbot ist eine perfide und ideologische Nebenwirkung des Nominalismus.
Himmel, Ewald. Wo Du überall Feinde siehst!


Ich hoffe Du hattest auch einen gesegneten Sonntag!
Lieber Tacitus, ich hatte einen gesegneten Sonntag. Ich besuche am Sonntag seit Jahren die Tridentinische Messe.
Der "Nominalismus" ist nicht mein "Feind". Ich halte den Nominalismus lediglich für eine geistige Dekadenzerscheinung. Von Sozialismus halte ich auch nichts. Sozialdemokraten, Nationalsozialisten, Kommunisten, Trotzkisten und wie sie alle heißen, sind mir suspekt und unsympathisch. Ich finde alle diese Erscheinungen häßlich, pöbelhaft und aufdringlich. Mit meinen Abneigungen lebe ich recht gut (jedenfalls augenblicklich).

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Beth hat geschrieben:Das ist mir neu, daß die Kirche einen "Amerikanismus" verurteilt. Würde mich interessieren, kannst du vielleicht etwas Konkretes bringen?
Leo XIII. ([i]Testem benevolentiæ[/i], 22. Jan. 1899) hat geschrieben:
Der Irrtum von der Anpassung der Glaubenslehren an die moderne Auffassung

Folgendes bildet also ungefähr die Grundlage der neuen Meinungen, die Wir erwähnten: damit die Andersdenkenden leichter zur katholischen Weisheit geführt würden, müsse sich die Kirche der Menschheit einer fortgeschrittenen Zeit erheblich annähern und unter Lockerung der alten Strenge den neuerdings vorgetragenen Ansichten und Auffassungen der Völker willfahren. Dies sei aber nach der Meinung vieler nicht nur von der Lebensordnung zu verstehen, sondern auch von den Lehren, in denen die Hinterlassenschaft des Glaubens enthalten ist. Sie behaupten nämlich, es sei geeignet, den Willen der Abweichenden anzulocken, wenn bestimmte Lehrkapitel gleichsam leichteren Gewichts übergangen oder so gemildert würden, daß sie nicht <mehr> denselben Sinn behalten, den die Kirche beständig festgehalten hat.

In welch verwerflichem Bestreben dies … aber ausgedacht wurde, bedarf keiner langen Rede; es genügt, Wesen und Ursprung der Lehre zu wiederholen, die die Kirche überliefert. Dazu das Vatikanische Konzil: „Die Lehre des Glaubens, die Gott geoffenbart hat, wurde nämlich nicht wie eine philosophische Erfindung den menschlichen Geistern zur Vervollkommnung vorgelegt, sondern als göttliche Hinterlassenschaft der Braut Christi anvertraut, damit sie treu gehütet und unfehlbar erklärt werde. Daher ist auch immerdar derjenige Sinn der heiligen Glaubenssätze beizubehalten, den die heilige Mutter Kirche einmal erklärt hat, und niemals von diesem Sinn unter dem Anschein und Namen einer höheren Einsicht abzuweichen“. …

Die Geschichte aller vergangenen Zeiten aber ist dafür Zeuge, daß dieser Apostolische Stuhl, dem nicht nur das Lehramt, sondern auch die höchste Leitung der ganzen Kirche überantwortet ist, einerseits beständig „in derselben Lehre, demselben Sinn und derselben Auffassung“ verharrte, andererseits die Lebensordnung immer so zu regeln pflegte, daß er, solange das göttliche Recht unbeeinträchtigt blieb, die Sitten und Gebräuche der so verschiedenen Völker, die er umfaßt, niemals außer acht ließ. Wenn es das Heil der Seelen erfordern sollte, wer wollte daran zweifeln, daß er dies auch jetzt tun wird?

Dies zu entscheiden, darf jedoch nicht dem Gutdünken einzelner Menschen anheimgestellt sein, die fast immer durch den Anschein des Rechten getäuscht werden; vielmehr muß das Urteil der Kirche zustehen. … Jedes äußere Lehramt wird von denen, die sich darum bemühen wollen, die christliche Vollkommenheit zu erlangen, als überflüssig, ja sogar wenig nützlich verworfen: der Heilige Geist, sagen sie, läßt heute größere und reichere Gnadengaben in die Herzen der Gläubigen strömen als in vergangenen Zeiten, und er lehrt und führt sie ohne die Vermittlung irgend jemandes mit einem geheimnisvollen Antrieb. …

Die Geringschätzung der übernatürlichen und passiven Tugenden

Am meisten ist bei der Ausbildung der Tugenden der Beistand des Heiligen Geistes in jeder Hinsicht vonnöten; die aber gerne Neuem nachlaufen, heben die natürlichen Tugenden über alle Maßen hervor, so als ob diese den Sitten und Erfordernissen der Gegenwart mehr entsprächen und es besser sei, mit diesen ausgestattet zu werden, weil sie den Menschen bereiter zum Handeln und strebsamer machten. Es ist freilich schwer zu verstehen, daß diejenigen, die von christlicher Weisheit erfüllt werden, die natürlichen Tugenden den übernatürlichen vorziehen und ihnen eine größere Wirksamkeit und Fruchtbarkeit zuschreiben können. …

Mit dieser Auffassung von den natürlichen Tugenden hängt eine andere eng zusammen, in der die christlichen Tugenden in ihrer Gesamtheit gleichsam in zwei Arten aufgeteilt werden, in passive, wie sie sagen, und aktive; und sie fügen hinzu, jene seien in den vergangenen Zeiten eher angebracht gewesen, diese entsprächen mehr der Gegenwart. …

Daß aber <jeweils> andere christliche Tugenden anderen Zeiten angepaßt seien, das wird nur der wollen, der sich nicht an die Worte des Apostels erinnert: „Die er im voraus erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden“ [Röm 8,29].

Lehrer und Urbild jeder Heiligkeit ist Christus; an seiner Richtschnur müssen sich alle ausrichten, die danach verlangen, in die Wohnungen der Seligen aufgenommen zu werden. Nun wandelt sich Christus aber nicht im Verlauf der Zeiten, sondern <ist> „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“ [Hebr 13,8]. Für die Menschen aller Zeiten gilt also jenes <Wort>: „Lernt von mir; denn ich bin sanft und demütig von Herzen“ [Mt 11,29]; zu jedweder Zeit bietet sich Christus uns dar, „gehorsam geworden bis zum Tode“ [Phil 2,8]; und zu jeder Zeit ist die Aussage des Apostels gültig: „Wer zu Christus gehört, hat sein Fleisch gekreuzigt mitsamt den Lastern und Begierden“ [Gal 5,24]. …

Aus dieser vergleichsweisen Verachtung der Tugenden des Evangeliums, die fälschlicherweise passive genannt werden, konnte leicht folgen, daß die Herzen allmählich auch eine Geringschätzung des religiösen Lebens durchdrang. Und daß dies denen, die den neuen Meinungen gewogen sind, gemein ist, schließen Wir aus bestimmten Auffassungen von ihnen in bezug auf die Gelübde, die die religiösen Orden ablegen. Sie sagen nämlich, diese seien vom Geist unserer Zeit meilenweit entfernt, da sie ja das Feld menschlicher Freiheit einschränkten; und sie seien für schwache Gemüter eher geeignet als für starke; auch trügen sie überhaupt nichts zum christlichen Fortschritt und zum Wohl der menschlichen Gesellschaft bei, ja sie stünden vielmehr beidem entgegen und seien hinderlich. …

Aus dem, was Wir bisher bemerkt haben, wird also klar, … daß jene Meinungen von Uns nicht gebilligt werden können, deren Summe manche mit dem Namen „Amerikanismus“ bezeichnen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

(Vielen Dank für eure Geduld und Aufmerksamkeit …)
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Ich besuche am Sonntag seit Jahren die Tridentinische Messe.

Ist das bei Euch nach dem Vaticanum Zwo eigentlich noch erlaubt?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ewald hat geschrieben:Ich besuche am Sonntag seit Jahren die Tridentinische Messe.
Ich besuche die heilige Messe.
(Oder die göttliche Liturgie.)

:lol:
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tacitus hat geschrieben:Ist das bei Euch nach dem Vaticanum Zwo eigentlich noch erlaubt?
Selbstverständlich. :)
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:


Wichtiger noch scheint mir jedoch der Hinweis, daß die Kirche nicht etwa den Antiamerikanismus verurteilt hat, sondern den Amerikanismus.

Und ich Idiot glaub immer noch Ihr wollt hier Argumente austauschen. :D

Ihr Katholiken habt's wirklich gut! Euch wird immer gesagt was ihr denken sollt, was verboten ist :nein: und was erlaubt :ja: ...

Aha, Antiamerikanismus wurde nicht verurteilt. Schön, dann simmer halt a weng antiamerikanisch, wenn uns schon mal was erlaubt ist.

Und wenn Leo XIII. in seiner unerschöpflichen Weisheit Amerikanismus und Antiamerikanismus verurteilt hätte?
Dann hätt mer halt keine Meinung. ;D

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Lieber Tacitus, Kopf hoch, Du bist kein Idiot, ehrlich.

Wir tauschen hier schon Argumente aus. Ich habe schließlich einige Gründe angeführt, weshalb ich die Amerikaner offen, ehrlich & aufrichtig hasse; andere Teilnehmer im Forum fanden das ganz furchtbar und haben das auch begründet.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Na, ist Eure Diskussionsfreude über Amerika bzw. den Antiamerikanismus in Deutschland schon verflogen?

Ich gebe Euch mal ein kleines "Rätsel" auf:

Welche(r) Deutsche hat folgendes gesagt?
Wir haben nichts gegen das amerikanische Volk, nur gegen die amerikanische Regierung mit ihren überheblichen, unmotivierten und gefährlichen Einmischungen in die Angelegenheiten anderer Völker. Die Welt braucht keinen Weltpolizisten, die Welt schafft ihre eigene Ordnung. Die Führung Amerikas hat sich eingeredet, dass Amerika der Schrittmacher der Welt ist, das moralische Gewissen. Nur Amerika darf erobern, darf in der Außenpolitik forsche Töne reden. Die angequälte Überzeugung, dass es die Mission Amerikas sei, die Welt für die Demokratie reif zu machen, hat das Land immer tiefer und tiefer in den Strudel des Interventionismus geführt, hat bewirkt, dass die Sinne amerikanischer Staatsmänner von Weltbeherrschungsplänen umnebelt wurden. Die Politik des Präsidenten steht in direktem Widerspruch zu der traditionellen Politik der USA, die die Einmischung in die inneren und äußeren Angelegenheiten eines anderen Landes für unzulässig hält. Geltungsbedürfnis, Überheblichkeit, Unfähigkeit und Starrsinn, das sind jetzt Trumpfkarten.
Hm, schon eine Ahnung? Bin mal gespannt.
Däubler-Gmelin wars nicht.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich weiß es 8) Es war Göbbels
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das stammt von Joseph Göbbels. Ja, das zeichnet einen guten Propagandaminister aus, daß er Wahrheiten geschickt und plakativ im Dienste der bösen Absicht einzusetzen vermag.
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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das stammt von Joseph Göbbels. Ja, das zeichnet einen guten Propagandaminister aus, daß er Wahrheiten geschickt und plakativ im Dienste der bösen Absicht einzusetzen vermag.
was göbbels sagt, ist ja nicht falsch. und es ist auch kein skandal, wenn man der gleichen meinung ist. man kann keinen dran hindern, aus den falschen gründen der gleichen meinung zu sein.

John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

@ Tacitus:

Danke für Deinen Einsatz im Namen der Vernunft. Ich bin froh, daß wenigstens einer das Wort ergreift gegen den unsäglichen Haß, der in diesem und anderen Threads verbreitet wird - noch dazu von Leuten, die sich angeblich zur Religion der Liebe bekennen.

Deinen ironischen Seitenhieb auf das katholische Lehramt teile ich aber selbstverständlich nicht. Auch wenn es einige hier gern so lesen wollen, bedeutet die Verurteilung des Amerikanismus ja keineswegs, daß das Lehramt den Antiamerikanismus befürwortet. Für Haß gibt es keine Rechtfertigung, schon gar nicht eine christliche.

Stefan

Beitrag von Stefan »

John-Paul hat geschrieben:Auch wenn es einige hier gern so lesen wollen, bedeutet die Verurteilung des Amerikanismus ja keineswegs, daß das Lehramt den Antiamerikanismus befürwortet. Für Haß gibt es keine Rechtfertigung, schon gar nicht eine christliche.
Man muß Kritik vom Haß unterscheiden, beides wird mitunter vermischt.
Aber ich kann den Antiamerikanismus auch nicht nachvollziehen. Hört sich für mich wie vermaledeite Strohpupperei an (es wird ein nicht vorhandenes Feindbild erzeugt, um anschließend draufzuhauen).

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

John-Paul hat geschrieben:Ich bin froh, daß wenigstens einer das Wort ergreift gegen den unsäglichen Haß, der in diesem und anderen Threads verbreitet wird - noch dazu von Leuten, die sich angeblich zur Religion der Liebe bekennen.
Diese Unterstellung weise ich zurück. Auch die USA dürfen kritisiert werden, und wenn die Politik ihres Régimes besonders unsittlich und gefährlich ist, dann wird auch die Kritik entsprechend scharf sein. Selbstverständlich kann darüber diskutiert werden. Dem Diskussionsgegner aber Haßgefühle zu unterstellen, anstatt ihm mit Argumenten zu kommen, das riecht sehr nach Ausweichstrategie mangels brauchbarer eigener Argumente.
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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Das stammt von Joseph Göbbels. Ja, das zeichnet einen guten Propagandaminister aus, daß er Wahrheiten geschickt und plakativ im Dienste der bösen Absicht einzusetzen vermag.
In der Tat, der Text stammt von Josef Goebbels, erschienen im Völkischen Beobachter am 21.1.1939.
Naja, Robert, mit Wahrheiten spielt er hier wohl nicht. Virtuos spielt er auf der Klaviatur der Vorurteile! Das zeichnet den Demagogen aus.

Mich hat bei der Lektüre des Textes erstaunt, welche Tradition (bis in die Terminologie hinein) die Topoi haben, die bei der Diskussion über Amerika immer wieder aufgesucht werden.

Beispiele aus dem Text von Goebbels und die Gedanken eines lesenden Arbeiters:

1. "Wir haben nichts gegen das amerikanische Volk, nur gegen die amerikanische Regierung ..."
Peinlicherweise werden die Regierungen aber seit über 200 Jahren vom amerikanischen Volk gewählt.
2. "Einmischungen in die Angelegenheiten anderer Völker ..."
Jaja, darunter haben Diktatoren schon immer gelitten, dass andere sich in die Angelegenheiten "ihres Volkes" einmischen wollten.
3. "Die Welt braucht keinen Weltpolizisten ..."
Stimmt, aber wer wird denn immer angeklagt in Isolationismus zu verfallen, wenns irgendwo brennt (Ruanda, Nordkorea ...)? Heute jährt sich das mörderische Wüten der Serben in Srebrenica - warum konnten die Europäer nicht "im eigenen Haus" für Ordnung sorgen und brauchten den Weltpolizisten?
4. Die USA fühle sich als "das moralische Gewissen" der Welt.
Nun, wenn schon mal jemand eine Überzeugung hat, so what? Besser als die europäischen Kastraten, die sich dazu selbst immer noch moralisch höherstehend wähnen (z.B. Saint Jacques Chirac).
5. "... dass die Sinne amerikanischer Staatsmänner von Weltbeherrschungsplänen umnebelt wurden."
Klar, die Juden, die Freimaurer, die Amerikaner ... zu allen gibt es abstruse Konspirationstheorien.
6. "Die Politik des Präsidenten steht in direktem Widerspruch zu der traditionellen Politik der USA ..."
Früher war halt alles besser! Schon 1939 ...

Es stimmt schon: auch wenn es Goebbels gesagt hat, würden die Argumente zählen, wenn sie denn wahr wären.
Immerhin würde ich mich gedrängt fühlen, meine "Argumente" mal zu überdenken, wenn sie nahezu wortgleich schon von Goebbels instrumentalisiert wurden.
Es wäre doch originell, wieder mal was Neues zu hören. Also lasst Euch mal was einfallen. Wie wärs denn z.B. statt "Weltpolizist" mit "Globalcop"?
Zuletzt geändert von Tacitus am Montag 11. Juli 2005, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Das stammt von Joseph Göbbels.
Schrieb ich ja schon in meinem Posting direkt vor Deinem :P
Nur ich habe es "etwas" klein geschrieben :lol:
Gruß Jürgen

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Tacitus hat geschrieben:1. "Wir haben nichts gegen das amerikanische Volk, nur gegen die amerikanische Regierung ..."
Peinlicherweise werden die Regierungen aber seit über 200 Jahren vom amerikanischen Volk gewählt.
Demokratie schützt vor Dummheit nicht.
Mit dem richtigen Demagogen am Start bekommt man jede Regierung gewählt. Nur hinterher ist keiner da, der z.B. die NSDAP gewählt hat. Da waren dann alle schon immer dagegen
2. "Einmischungen in die Angelegenheiten anderer Völker ..."
Jaja, darunter haben Diktatoren schon immer gelitten, dass andere sich in die Angelegenheiten "ihres Volkes" einmischen wollten.
Och, da braucht nicht ein Diktator zu klagen, der meint, es würde sich in seine Angelegenheiten gemischt. Da muß man nur wachen Auges auf die Politik und das Weltgeschehen gucken.
"Sie sagen 'Demokratie' und 'Freheit' aber meinen 'Öl'" (um mal einen bekannten Satz abzuwandeln.
3. "Die Welt braucht keinen Weltpolizisten ..."
Stimmt, aber wer wird denn immer angeklagt in Isolationismus zu verfallen, wenns irgendwo brennt (Ruanda, Nordkorea ...)? Heute jährt sich das mörderische Wüten der Serben in Srebrenica - warum konnten die Europäer nicht "im eigenen Haus" für Ordnung sorgen und brauchten den Weltpolizisten?
Ich sag immer, wenn zwei Staaten im Clinch liegen: große Mauer drum bauen und nach 20 Jahren mal nachgucken, was aus den Streithähnen geworden ist. Hätte man im Iran/Irak auch machen sollen, statt erst den einen und dann den anderen und wieder den einen mit Waffenlieferungen zu unterstützten.
Nach welchen Kriterien wird dem im Konfliktfall wohl ausgewählt, wen man unterstützt?
4. Die USA fühle sich als "das moralische Gewissen" der Welt.
Nun, wenn schon mal jemand eine Überzeugung hat, so what? Besser als die europäischen Kastraten, die sich dazu selbst immer noch moralisch höherstehend wähnen (z.B. Saint Jacques Chirac).
Das sog. "moralische Gewissen" geht leider nur so weit, wie es selbst nützt. Nützt das "moralische Gewissen" den eigenen Interessen nicht, dann ist es auch nicht da (vgl. Klimaschutz um nur ein Beispiel zu nennen.)
5. "... dass die Sinne amerikanischer Staatsmänner von Weltbeherrschungsplänen umnebelt wurden."
Klar, die Juden, die Freimaurer, die Amerikaner ... zu allen gibt es abstruse Konspirationstheorien.
Wer redete noch von der "Achse des Bösen" und wer droht diesen Völkern etc...?
6. "Die Politik des Präsidenten steht in direktem Widerspruch zu der traditionellen Politik der USA ..."
Früher war halt alles besser! Schon 1939 ...
Früher war nix besser, aber vieles anders.
Gruß Jürgen

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John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
John-Paul hat geschrieben:Ich bin froh, daß wenigstens einer das Wort ergreift gegen den unsäglichen Haß, der in diesem und anderen Threads verbreitet wird - noch dazu von Leuten, die sich angeblich zur Religion der Liebe bekennen.
Diese Unterstellung weise ich zurück. Auch die USA dürfen kritisiert werden, und wenn die Politik ihres Régimes besonders unsittlich und gefährlich ist, dann wird auch die Kritik entsprechend scharf sein. Selbstverständlich kann darüber diskutiert werden. Dem Diskussionsgegner aber Haßgefühle zu unterstellen, anstatt ihm mit Argumenten zu kommen, das riecht sehr nach Ausweichstrategie mangels brauchbarer eigener Argumente.
Ich habe Dir, wenn ich es richtig sehe, gar nichts unterstellt. Oder irre ich mich?

Aber wenn sich in diesem Thread User zu ihrem Haß bekennen, dann ist dessen Erwähnung sicher keine Unterstellung.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
John-Paul hat geschrieben:Ich bin froh, daß wenigstens einer das Wort ergreift gegen den unsäglichen Haß, der in diesem und anderen Threads verbreitet wird - noch dazu von Leuten, die sich angeblich zur Religion der Liebe bekennen.
Diese Unterstellung weise ich zurück. Auch die USA dürfen kritisiert werden ... Dem Diskussionsgegner aber Haßgefühle zu unterstellen, anstatt ihm mit Argumenten zu kommen, das riecht sehr nach Ausweichstrategie mangels brauchbarer eigener Argumente.
Du bist doch garnicht gemeint, Robert! Aber lies mal die Beiträge von Ewald. Der spricht explizit von "hassen".

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Juergen hat geschrieben: Demokratie schützt vor Dummheit nicht. ...

Mit dem richtigen Demagogen am Start bekommt man jede Regierung gewählt. ...

Ich sag immer, wenn zwei Staaten im Clinch liegen: große Mauer drum bauen und nach 20 Jahren mal nachgucken, was aus den Streithähnen geworden ist. Hätte man im Iran/Irak auch machen sollen, statt erst den einen und dann den anderen und wieder den einen mit Waffenlieferungen zu unterstützten. ...

Wer redete noch von der "Achse des Bösen" und wer droht diesen Völkern etc...? ...

Früher war nix besser, aber vieles anders.
Ach Juergen ...

Schön, dass Du auch im Netz bist! :kiss:

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Fenris
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Beitrag von Fenris »

Ironie des Schicksals ... wenn man am "Stammtisch" wetterte, gab es immer mal den Spruch: den Amis müßte man mal den Stöpsel ziehen... damit sie untergehen. Es wurden natürlich auch andere Inselstaaten eingesetzt: Japan, England, Burkina Faso usw., Und siehe da, irgendwer scheint's (in New Orleans) geschafft zu haben! :mrgreen:

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Fenris hat geschrieben:Ironie des Schicksals ... wenn man am "Stammtisch" wetterte, gab es immer mal den Spruch: den Amis müßte man mal den Stöpsel ziehen... damit sie untergehen. Es wurden natürlich auch andere Inselstaaten eingesetzt: Japan, England, Burkina Faso usw., Und siehe da, irgendwer scheint's (in New Orleans) geschafft zu haben! :mrgreen:
Das ist aber wenig im Vergleich zu Hiroshima und Nagasaki. God´s own country ist groß, da bringt ein Stöpsel nicht sehr viel; schon eher dem perfiden Albion.

Martin O
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Beitrag von Martin O »

Alles, was recht ist, aber die letzten Beiträge sind wirklich nicht witzig. Kann einmal ein Moderator so nett sein, und diese Schweinereien entfernen?

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Dann schreib doch mal etwas zur Erheiterung, Martin. Das Thema "Amerika" evoziert halt nun mal Sarkasmen, Enthusiasmen und gelegentlich Zynismus & Schwarzen Humor.

Du bist dazu zu ernsthaft; halte Dich lieber bei erbaulicheren Themen auf; die gibt es schließlich in diesem Forum in Fülle. Da mußt Du Dich nicht so aufregen. Das ist gut für den Blutdruck.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Das Thema "Amerika" evoziert halt nun mal Sarkasmen, Enthusiasmen und gelegentlich Zynismus & Schwarzen Humor.
Selten so gelacht ...

Fenris und Ewald bestätigen nur, dass ich vorzeiten recht daran getan habe, den Titel dieses Threads nicht mit einem Fragezeichen zu versehen. 8)

Wenn Menschen gleich welcher Nationalität leiden, evoziert das zumeist Mitgefühl.
Wenn Amerikaner (und man wird wohl hinzufügen müssen: Israelis) leiden, evoziert das "Enthusiasmen und ... Schwarzen Humor".

miriam
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Beitrag von miriam »

da man ja nach meinung einiger forumsmitglieder menschen nicht helfen darf, die unter einer regierung leben, deren politik man nicht akkzeptiert, haetten die deutschen niemals care-pakete und keine marshallhilfe bekommen duerfen.
also doch, am besten mauer rum und nach 20 jahren mal nachsehen, ob jemand ueberlebt hat??
shalom
miriam

miriam
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Beitrag von miriam »

und noch ein kleiner tip:
niemand kann sicher sein (nicht als einzelner und schon gar nicht als volk), dass er niemals die hilfe anderer braucht.
so schnell wuerde ich anderen den stoepsel nicht rausziehen.
man kann sich dann naemlich im ernstfall alleine auf weiter flur finden.
kritik ist eine sache, schadenfreude ist eine andere.
schadenfreude kann auch auf den sich freuenden zurueckkommen.
shalom
miriam

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Tacitus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Das Thema "Amerika" evoziert halt nun mal Sarkasmen, Enthusiasmen und gelegentlich Zynismus & Schwarzen Humor.
Selten so gelacht ...

Fenris und Ewald bestätigen nur, dass ich vorzeiten recht daran getan habe, den Titel dieses Threads nicht mit einem Fragezeichen zu versehen. 8)

Wenn Menschen gleich welcher Nationalität leiden, evoziert das zumeist Mitgefühl.
Wenn Amerikaner (und man wird wohl hinzufügen müssen: Israelis) leiden, evoziert das "Enthusiasmen und ... Schwarzen Humor".
Jeden Tag werden in China gut ein Dutzend Menschen hingerichtet; überall gibt es Not, Mord und Totschlag, Unfälle und überhaupt Elend in diesem Jammertal. Dabei empfinde ich kaum Mitgefühl.

Ich empfinde nur Mitleid in ganz konkreten Einzelfällen, die mir bekannt sind und für Menschen die ich persönlich kenne. Wenn ich wüßte, daß es Dir schlecht ginge, würde ich sicher Mitleid für Dich empfinden, weil ich Dich kenne. Du bist für mich Person, obwohl ich Dich noch nie gesehen habe und noch nie Deine Stimme hörte.

Ich finde es schrecklich, was da in New Orleans geschieht, aber es betrifft mich nicht emotional - das Elend in New Orleans ist für mich zunächst abstrakt - etwa wie die Bombenopfer in Dresden oder die Opfer der Napoleonischen Kriege. Mich rühren aber ganz konkrete Schilderungen oder Bilder von Einzelschicksalen mitunter so sehr an, daß es mich schmerzt. Die Nachricht an sich und die Zahlen nehme ich eher unbeteiligt zur Kenntnis.

So habe ich immer schon empfunden, es ist meine Natur; ich hatte deswegen auch noch nie Gewissensbisse. Aufgrund Deiner Reaktion werde ich in aber meiner nächsten hl Beichte meinen Beichtvater fragen, ob das eine Sünde ist. Es könnte nämlich auch sein, daß Du hypermoralisch bist. Dazu neigen Protestanten eher mehr als Katholiken. Ich kann und will das aber nicht beurteilen, denn ich weiß von Moraltheologie so gut wie nichts.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ewald hat geschrieben:Ich finde es schrecklich, was da in New Orleans geschieht, aber es betrifft mich nicht emotional - das Elend in New Orleans ist für mich zunächst abstrakt - etwa wie die Bombenopfer in Dresden oder die Opfer der Napoleonischen Kriege. Mich rühren aber ganz konkrete Schilderungen oder Bilder von Einzelschicksalen mitunter so sehr an, daß es mich schmerzt.
Ich denke, das ist normal und geht im Grunde allen so. Mir jedenfalls.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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