Pater Daniel Maes hat geschrieben:VI/56
Freitag, 6. - 13. Sept. 2013
Samstag Fasten- und Gebetstag für den Frieden in Syrien und gegen jede militärische Aggression. Papst Franziskus verurteilte nochmals die "Wirtschaftskriege", die einzig und allein der Rüstungsindustrie dienen. Wir fahren allerdings nicht zum Papst nach Rom, wir bleiben hier, an einem der gefährlichsten Orte in Syrien. Die meisten sind bereit, sich heute auf Wasser (oder Tee) und trockenes Brot zu beschränken. Es wird auch nicht schwer gearbeitet. Nur etwas Putzen. Ab 9.00 Uhr haben wir ununterbrochen Anbetung in der Kirche vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Wie ruhig es heute im Kloster ist ! Die Küche und das Refektorium, sonst immer eine Brutstätte für alle möglichen Tätigkeiten, ist leer. In der Kirche hat die Schwester zwei lange goldgelbe Tücher aufgehängt, mit fünfzig Namen von Städten und Dörfern in Syrien. Ein rotes, goldverziertes Tuch fällt vom Altar, wo das Allerheiligste steht, im schönen Bogen bis unten ins Kirchenschiff. Am Mittag feiern wir die Friedens-Votivmesse. Um 18.00 Uhr singen wir wie üblich die Vesper vom Samstag, mit einer Prozession. Ab 19:00 Uhr sammeln sich die meisten in Anbetung um das Sakrament, vereint mit den 100.000 Gläubigen auf dem Petersplatz, bis zur Eucharistie um 23.00 Uhr. Die Kinder wollen mitmachen. Es wird gesungen, gebetet und Schrifttexte werden gelesen, auf Arabisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch ... Pikantes Detail: Eines der Kinder (10 Jahre), will spontan auch ein Gebet sprechen: "Danke Jesus, dass du auch schon ein bisschen in Amerika wirkst, lass das noch viel mehr werden !" Daraus spricht mehr Weisheit, als ich die letzten 2,5 Jahre von den Nachrichtenagenturen gehört habe. Um Mitternacht gehen alle still und zufrieden schlafen.
Unerhörte Nachrichten aus Kairo. Zu Beginn des Krieges gegen Syrien hat uns noch eine Gruppe Freunde aus Antwerpen besucht. Jetzt hält sich einer von ihnen in Kairo auf und beschreibt die Zustände Mitte letzten Monats. Man kann in seinem Bericht Kairo und Ägypten durch Damaskus und Syrien ersetzen. Es ist genau das selbe miserable Spiel ausländischer Aggression. Er hatte früher mal von einem US-Plan gehört, den Nahen Osten in Glaubensgruppen aufzuteilen, die unter Führung fanatischer Islamisten sich gegenseitig bekämpfen sollten, um überall Terror zu säen, damit Israel seine Ruhe hat. Ich habe dem damals keinen Glauben geschenkt, sagt er. Bei dem was ich hier erlebe, fährt er fort, ist das jetzt für mich allerdings bittere Realität geworden. Ihn erschreckt vor allem die Unwissenheit, die Gleichgültigkeit und das Lügen der westlichen Medien. Der abgesetzte Präsident Mursi, ein Muslimbruder, hat Ägypten ins größte Elend gestürzt, indem er die Wirtschaft gelähmt, Arbeitslosigkeit und Armut vorangetrieben hat. (Erinnern Sie sich noch, wie er feierlich erklärte dass es für Christen keinen Platz in seinem Land mehr gäbe ?) Es fehlte überall an Treibstoff, während man jetzt riesige Vorräte entdeckte, die dafür zurückgehalten worden waren, dass sie mit Hilfe der USA an fundamentalistischen Gruppen geliefert werden sollten. Die größten Verbrecher der Muslimbrüder bekamen Schlüsselpositionen. Der Kopf hinter dem Angriff auf 62 ausländische Touristen in Luxor 1997 wurde zum Gouverneur von Luxor ernannt ! Es ist das Volk, das gegen diesen Terror aufstand, und die Armee hat sich schließlich hinter das Volk gestellt.
General al Sissi, der Chef der Armee und der provisorischen Regierung, hat gesagt dass er keinerlei politischen Ambitionen hat. Inzwischen gab es Massendemonstrationen, als Unterstützung für die Armee und als Freudenschrei wegen der Absetzung von Mursi: am 30. Juni (mehr als 30 Millionen in ganz Ägypten) am 3. und 26. Juli (über 40 Millionen). Unterdessen eilen Vertreter der USA, Europas, der Afrikanischen Union und den Golfstaaten nach Ägypten, offiziell für eine dringende "Friedensmission". Tatsächlich sind sie gekommen um auf die provisorische Regierung Druck auszuüben, die inhaftierten Führer der Muslimbrüder wieder freizulassen und den Terrorismus wieder zu schüren. Genau wie es in Syrien geschieht. Am 14. August haben die Sicherheitskräfte bei einer Manifestation der Muslimbrüder eingegriffen. Es gab 150 Tote bei den Demonstranten und 50 Tote bei der Polizei. Diese ungewöhnlich hohe Zahl getöteter Sicherheitskräfte zeigt, dass diese schwer bewaffneten Muslimbrüder keine unschuldigen Demonstranten sind. Derweil sprechen die westlichen Medien von einem Massaker das die Armee unter unschuldigen Zivilisten angerichtet hätte, während es eindeutig ein arrangierter Plan ist, um auch Ägypten zu destabilisieren und die fanatische Muslim-Bruderschaft an die Macht zu bekommen, wie in der Türkei (dem großen Freund von Europa !) und Tunesien. Und so ist es ihnen wieder einmal gelungen, die größten Verbrecher als unschuldige Opfer darzustellen, die dringend Schutz brauchen. Inzwischen haben sie innerhalb von zwei Tagen 50 Kirchen verwüstet, nebst Polizeiposten, öffentlichen Gebäuden, Schulen und Krankenhäusern, genau wie in Syrien. Gibt es im Westen denn niemanden, der diesem blinden Journalismus etwas entgegensetzen kann ? Ein einziger Journalist würde reichen. Vielleicht bist Du es ? Yes-You-Can !
Die Fotoreportage der Opfer des Gasangriffs von Ghouta am 21. August ist Täuschung. Das ist das Ergebnis gründlicher Untersuchungen von Mutter Agnes-Mariam, sie schickt ihre Erkenntnisse auch an den Ausschuss für Menschenrechte der Vereinten Nationen. ("Footage of chemical attack is fraud”, Interview auf RT vom 6. Sept.) Sergej Lawrow ruft die internationale Gemeinschaft auf, diese Untersuchung ernst zu nehmen, während Amerika und Frankreich eine Hetzkampagne gegen sie lancieren. Unabhängig davon gibt es noch einen vernichtenden Bericht, der zu dem selben Ergebnis kommt, unter dem Titel: “Western rationality” (7. Sept.) von Th. Meyssan. Beide Texte (nebst vielen anderen) wurden erfasst in IP 43, 2013 (Bibliothek des Bundesparlaments, Internationale Politik). Amerika, England und Frankreich beschuldigen Syrien weiter hartnäckig, und die Medien übernehmen es weiterhin klaglos. Eine große Mehrheit unter den Amerikanern, Franzosen und Engländern ist gegen einen Angriff, aber ihre Führer machen einfach fröhlich weiter. Was interessiert sie ein Angriff mit chemischen Waffen ? Es ist nur ein heuchlerischer Vorwand. Sie hatten sehnlichst darauf gewartet, Syrien jetzt den Todesstoß zu geben. Die wirkliche "rote Linie" für sie ist, dass Syrien standhält und dabei ist, die Terroristen auszuschalten. Ihrer Meinung nach muss und wird Syrien weiter verwüstet und unterworfen werden, wie der Irak, Libyen, usw. ... Und dafür muss die Einheit des Volkes gebrochen werden, Regierung und Präsident gestürzt werden. Gibt es noch Naivlinge, die nicht glauben dass der "Fürst der Finsternis", der "Erzlügner", der Teufel, weiterhin durch seine Handlanger in uns und in dieser Welt wirkt ? Vielleicht kann unser belgischer Lehrer Pierre Piccinin, die hier fünf Monate von Rebellen festgehalten wurde, darüber mehr erzählen, ganz brandaktuell.
Inzwischen befinden wir uns immer noch in großer Gefahr, und es wird rund um die Uhr hart an Sicherungsmaßnahmen gearbeitet, so weit das möglich ist. Als jemand fragte, wofür diese umfassenden Arbeiten erforderlich sind, antwortete ein anderer lakonisch: Für den Besuch von Obama ! Und selbst wenn kein unerwünschter Besuch kommt, ist es die Frage, wann diese Kampfhähne aufhören, weiter die fanatischen Kämpfer hier zu unterstützen. Wir haben ab Dienstag Nachmittag auch wieder durchgehend ewige, freie Anbetung vorgesehen. Und ab Mittwoch wollen wir sie von 6.00 Uhr morgens bis 6.00 Uhr abends halten. Heute bleiben auch die meisten (alle außer den Kindern und den Menschen über 75) wieder beim Fasten auf Wasser und trockenem Brot. An dem Tag wird in der byzantinischen Liturgie das Ende des Fests von Marias Geburt gefeiert. Am Donnerstag setzen wir die Anbetung fort, ohne Fasten. Es muss schließlich auch hart gearbeitet werden. Als Jesus auf der Erde herumwanderte, ging Kraft von ihm aus. Als auferstandener Herr ist er jetzt viel wirklicher anwesend. Wir geben ihm Gelegenheit, Seine Kraft auszuteilen.
Das weltweit wachsende Bewusstwerden ist ein gutes Zeichen. In der ganzen Welt wird gegen einen Angriff protestiert, auch von den Teilnehmern der Konferenz der arabischen Staaten, die am Samstag in Kairo zu Ende ging. Protest allenthalben, von China bis Lateinamerika, von Indien bis zur Europäischen Union. Und oft übernimmt die Jugend die Initiative. Vor der Botschaft von Katar in Paris gibt sie die Parole: "Hollande, Deinen Krieg wollen wir nicht !" Unser Freund, der sehr dynamische Msg. Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon regt eine Petition an, zum Schutz der Christen im Mittleren Osten und gegen eine Intervention. Und in Damaskus zeigen Jugendliche, dass sie Volk und Land beschützen werden: "Nur über unsere Leiche !". Auch die amerikanischen Bischöfe, die durchweg Patrioten sind, protestierten umgehend durch ihren Vorsitzenden Timothy Dolan, Erzbischof von New York.
Zeugnisse. Sonntagnachmittag erhielt ich einen Anruf des niederländischen Senders VPRO wegen einem Interview über den Angriff auf Maaloula, dem christlichen Dorf, wo noch Aramäisch gesprochen wird. Inzwischen haben wir gehört, dass fanatische Rebellen wirklich das Dorf geplündert haben, einige Einwohner getötet und alle Kruzifixe zerstört. Mitlerweile hat die Armee wieder die Kontrolle übernommen und die Jugend hat zusammen mit der Armee begonnen aufzuräumen. Farkiez, 22 Jahre, wollten die Rebellen zwingen seinem christlichen Glauben abzuschwören und sich zum Islam zu bekennen, was er mutig ablehnte. Er wurde sofort ermordet. Er wird jetzt als Vorbild betrachtet und als Märtyrer geehrt.
Ein Muslim aus Antakia (dem alten Antiochien in Syrien) war so beeindruckt von der Person Jesu, dass er anfing das Evangelium zu lesen, was ihn immer mehr faszinierte, und er sich zum christlichen Glauben bekehrte. Nach seiner Taufe in der katholischen Kirche wurde er von seiner Familie und Freunden verstoßen. Nun hat er in Deutschland den Doktorgrad in katholischer Theologie erlangt. Er sagt, dass jedes Jahr in Deutschland mehr als 200 Muslime Christen werden.
Donnerstag Nachmittag plant der katholische Sender KRO Hilversum ein Interview, das am Samstag viertel nach 2 ausgestrahlt werden soll. Ihr hört ja, wenn es ausgestrahlt wird.
Gerne wollen wir gute Initiativen bei uns in Flandern unterstützen. Am Sonntag dem 15. September findet in Scherpenheuvel wieder das "Fest der Familien" statt, eine Idee unseres guten Erzbischof A.J. Leonard. (
http://www.vierhetleven.be). Auch zerbrochene Familien sind herzlich willkommen. Ich selbst durfte an diesem Festival vor einigen Jahren schon einmal teilnehmen, zusammen mit unseren Nazarethgruppe (Geschiedene die treu bleiben wollen), und es war wirklich ein wunderbarer Tag.
Wir wollen auch die großherzige Initiative in den Niederlanden wärmstens empfehlen:
http://www.hulpaansyrie.nl mit ihren kompetenten Website, wo Sie auch aktuelle Bilder unserer Gemeinschaft finden.
Heute wird bei vielen von euch unsere vierteljährliche Zeitschrift "Hoor" Nr.75 im Briefkasten liegen. Es ist eine "Kriegsnummer", in der ich versucht habe eine biblische Auslegung zu geben: "Das Tier und das Lamm. Der Krieg gegen Syrien im Lichte der 'Offenbarung'". Wer sie nicht zugeschickt bekommt, aber sie trotzdem gerne lesen möchte, kann sie bei
paula.smeyers@scarlet.be bestellen.