ar26 hat geschrieben:Hab zunächt Dank für die Antwort Raphael.
Bitte!
ar26 hat geschrieben:Meine Prämisse ist aber, daß Griechenland ohne die Euro-Einführung überwiegend Auslandsschulden, die in Fremdwährung denominiert sind (neues Fremdwort juhu), gehabt hätte.
Von dieser Prämisse geht Klaus aber in seiner Kritik eben
nicht aus.
Zur Zeit der Euro-Einführung hat Griechenland wohl auch ganz überwiegend Schulden in Drachmen gehabt, denn üblicherweise verschuldet sich ein ökonomisch normal entwickeltes Land in der Landeswährung. Nur bei Hochinflationsländern ist von vorneherein klar, daß diese keine Kredite in Landeswährung am globalen Kapitalmarkt erhalten würden. Deshalb verschulden sie sich direkt in einer ausländischen Währung.
Das Problem, was Klaus implizit anspricht ist folgendes:
Durch den Beitritt zur Währungsunion haben sich die beigetretenen Staaten bestimmter Handlungsalternativen entledigt. Eine diese Handlungsalternativen ist die Abwertung der nationalen Währung. Über einen gewissen Zeitablauf treten aber die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Euro-Staaten immer stärker zu Tage, denn die Währung Euro ist ja nur eine Recheneinheit, mit der die strukturellen Ursachen der Ungleichgewichte jedoch nicht beseitigt werden. Sie können gewissermaßen übertüncht, aber nicht abgeschaft werden. Die Beseitigung strukturellern Ursachen erfordert auch strukturelle Maßnahmen. Die Einführung des Euros ist jedoch eine oberflächliche Maßnahme und mit Sicherheit keine mit ökonomisch-struktureller Natur.
ar26 hat geschrieben:Jetzt sind es eh EURO, womöglich aber auch USD. Allgemein geh ich davon aus, daß ein Profigläubiger aus dem Ausland nur in ausländischer Währung denominiert.
Der Profi-Gläubiger kalkuliert bei seiner Darlehensvergabe an Länder (im Wesentlichen) folgende Risiken:
- Bonität des Schulders; d.h. Ausfallrisiko
- politische Risiken durch ein womöglich instabiles Regime
- Währungsrisiko
Diese Risiken werden in Szenario-Betrachtungen gewichtet und in den Zinssatz eingepreist. Bietet die (von Griechenland angebotene) Anleihe zu wenig Zins, dann zeichnet der Profi-Gläubiger eben nicht und Griechenland muß ggf. die Konditionen nachbessern.
Außerdem wird natürlich noch ein Zinssatz eingepreist, den der Profi-Gläubiger bei seiner eigenen Refinanzierung zahlt. Dabei kann es sich auch um einen Eigenkapitalzinssatz handeln, je nachdem, wo er diese Refinanzierung hernimmt. Nicht zu vergessen, ein gewisser Gewinnaufschlag in Form eines weiteren Zinszuschlages, denn der Profi-Gläubiger will ja nicht nur durch die Übernahme von Risiken Geld verdienen, sondern generell.
Die einzelnen Risiken können sich aus vielen Gründen während der Laufzeit einer Anleihe natürlich verändern. Dies führt dann dazu, daß die Griechenland-Anleihen am Markt Kursschwankungen aufweisen.
ar26 hat geschrieben:Ist Dein Vergleich mit dem Insolvenzplan gemäß § 217 InsO wirklich passend? Mir scheint, daß die Abwertung der eigenen Währung ein einseitiger Akt ist, auf den die Gläubiger gerade keinen Einfluss haben, daher eben auch nicht in Binnenwährung denominieren wollen.
Es ist ja "nur" ein Vergleich und keine Gleichsetzung.
Von der Wirkung her betrachtet, kann man die Abwertung einer Währung schon mit einem Gläubigerverzicht gleichsetzen, nicht jedoch - da hast Du völlig recht - von der Verursachung her.