@Lutheraner:
Was Du schilderst, sind unsere heutigen gesellschaftlichen Maßstäbe. Die können sich ändern.
Das wäre aber kein Fortschreiten in Richtung "Respekt vor der persönlichen Freiheit des Individuums" und hätte daher mit der Einführung der Homoehe nichts zu tun. Genauso wie eine Zwangseuthanasie nicht die Steigerung der freiwilligen Sterbehilfe ist, sondern auf einem moralischen Maßstab dessen exaktes Gegenteil (wobei zwischen beiden Polen, der völligen Missachtung und der völligen Achtung der persönlichen Freiheit, der christliche Zwang zum Leben steht).
Es kann sich auch die Auffassung bezüglich des freien Willens von Hunden ändern.
Das wäre kein moralischer, sondern eher ein wissenschaftlicher, deskriptiver Sinneswandel. Aber ein ziemlich unwahrscheinlicher.
Ohne Gott ist alles beliebig.
Mit Gott ist alles beliebig, weil Gott allemal eine Projektion menschlicher Moralvorstellungen ist. Religiöse Moralsysteme sind daher nicht besonders gut begründet, sondern nur besonders immun gegen rationale Kritik.
Selbst die "Heiligen Schriften" ändern nicht viel an der moralischen Willkür, weil man sie fast beliebig auslegen kann. Die Verurteilung von Kriegsdienst und Todesstrafe kann man auf der Grundlage der Evangelien zum Beispiel wesentlich besser begründen als die Verurteilung von Homosexualität. Aber hatte die Kirche seit Konstantin jemals grundsätzliche Probleme mit Gewalt? Nein. Sie hat tausend Sophismen und Scheinargumente mobilisiert, um die geradezu pazifistischen Ansichten von Jesus mit den Raubzügen Karls "des Großen" oder mit den Kreuzzügen zu vereinbaren.
Und siehst du: Mit ähnlichen Sophismen kann ein liberaler Christ von heute die Homo-Ehe mit der Bibel vereinbaren.
Der ganze Quatsch mit göttlicher Moral ist nichts weiter als pure Willkür plus Mummenschanz.
Auf jeden Fall steht doch nichts mehr der gemischtgeschlechtlichen Polygamie im Wege. Da ist das Kriterium mit der "Selbstbestimmung des Individuums" bereits gegeben.
Dagegen spricht ja auch nichts. Allerdings sind das meist rein sexuelle Angelegenheiten und ich habe noch nie gehört, dass ein breites Interesse an einer Institutionalisierung von polygamen Bindungen besteht. Homosexuell sind in unserer Gesellschaft dagegen 5 – 10% der Bevölkerung, und ich sehe nicht, weshalb man ihrem Wunsch nach einer gesetzlich verankerten Partnerschaft nicht entsprechend sollte.