Hubertus hat geschrieben: ↑Samstag 24. März 2018, 13:26
Das mag im Falle Kataloniens so sein.
Man darf aber nicht vergessen, daß es zentrales EU-Anliegen ist, immer mehr Kompetenz Richtung Brüssel zu verlagern. Jede Bewegung, die gegen diesen Zentralismus gerichtet ist, muß nach diesem Diktum zumindest mit Besorgnis beobachtet werden. Denn falls sich dann auch in Regionen Separatismusgeist erheben sollte, der gegen die EU gerichtet ist, wäre das im Sinne Brüssels natürlich der Super-GAU.
Das war ja nicht nur im Fall Kataloniens so. Auch die Schotten hatten explizit erklärt, weiter zur EU gehören zu wollen. Da wurden doch Fragen wie "Euro als Währung für Schottland" oder "Grenze zu England" diskutiert.
Ich kann mir kaum vorstellen, daß eine "Provinz", die die Unabhängigkeit anstrebt, nicht Teil der EU sein will. Dort hängt man doch in den meisten Fällen der Vorstellung nach, daß man dann "besser" mit den wirtschaftlichen Großmächten verhandeln könnte.
Insofern halte ich den Einwand, daß sich ggfs. eine Bewegung gg. die EU ergeben könnte, nicht für stichhaltig. Die handelnden Politiker dürften ehr an einer "Belohnung" (Posten/Einfluß in Brüssel) denken, als sich von der EU zu verabschieden.
Im übrigen streben alle Länder, die nach den Ereignissen von 1990 ihre Unabhängigkeit erhalten haben in die EU: die baltischen Staaten, die Nachfolgerepubliken der Tschechoslowakei oder von Jugoslawien. Aus dieser Seite droht der EU (noch) keine Gefahr.
HeGe hat geschrieben:
Die Streitigkeiten um die Unabhängigkeit Kataloniens sind ja nicht erst gestern entstanden, da spielt also auf beiden Seiten auch viel Historie eine Rolle.
Das stimmt natürlich und die Franco-Zeit hatte einen prägenden Einfluß. Aber das beantwortet mE nicht die Fragen:
Was würde sich bei einer Unabhängigkeit Kataloniens für Spanien ändern? Welche Vorteile einer Unabhängigkeit hätte Katalonien, welche Nachteile hätte Spanien?
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:
Das ist bei den europäischen Seperatisten der Regelfall, und meist sind die auch EU-freundlich. Aber in Spanien sind sie dabei eine Versöhnungschance durch die erste gemeinsam erarbeitete und abgestimmte Verfassung zu vergeigen.
Du gehst von der zwingenden Voraussetzung eines Nationalstaates aus. Warum?
Wenn man - wie Du schreibst und dem ich zustimme - die "Provinzen" als eigenständiger "Staat" in der EU bleiben wollen, erscheint mir diese Vorstellung obsolet.
Warum müssen die Entsandten der Nationalstaaten im Ministerrat der EU entscheiden? Was würde sich ändern, wenn statt Spanien auch Katalonien (und das Baskenland, Galicien und Andalusien oder Schottland, Wales und Nordirland) vertreten wäre? Sicherlich wären die Abstimmungen schwieriger - aber das kann man lösen....
Erklär doch einfach einmal, warum Katalonien zu Spanien gehören muß, welche Nachteile die Unabhängigkeit Kataloniens für Spanien und für Frankreich (Nordkatalonien) und auch des Baskenlandes (spanischer und franz. Teil) hätte. Außer Prestige- und finanziellen Argumenten ist mir bisher nichts eingefallen - aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.