Weniger Rente für Kinderlose?!

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Juergen hat geschrieben:Dann wäre ich eher dafür, alle Kinderlosen ganz aus dem System zu nehmen.
Oh ja, bitte, bitte, schmeisst mich aus dem System!
Selbst wenn alle meine bisherigen Beiträge dann weg wären hätte ich, wenn ich meine künftigen Beiträge auf die Bank bringe, als Rentner immer noch viel mehr als ich so erwarten kann!

Werner

Stefan

Beitrag von Stefan »

Werner001 hat geschrieben:Selbst wenn alle meine bisherigen Beiträge dann weg wären hätte ich, wenn ich meine künftigen Beiträge auf die Bank bringe, als Rentner immer noch viel mehr als ich so erwarten kann!
So ist es.

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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Stefan hat geschrieben:Aus meiner Sicht spricht nichts gegen die Rentenreduzierung für Kinderlose, aber viel dafür.
Und was bringt das aufs Ganze gesehen? Unter dem Aspekt der Generationengerechtigkeit wäre das ein Ausgleich. Aber einer, der nichts nützt, weil die Renten heute umlagefinanziert sind, d.h. sie werden heute von dem Geld bezahlt, das heute eingenommen wird.

Ausserdem bezahlen die Kinderlosen die höchsten Steuern und Sozialabgaben - ob das dann wirklich eine gerechterere Lösung wird? Es ist ja nicht so, dass sie keinen Beitrag leisten würden.

Ich glaube, man kommt um eine Generalsanierung nicht herum.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Die Rentenversicherung basiert auf dem Prinzip, daß die Arbeitenden die Alten versorgen - und nicht, daß die Reichen die Armen unterstützen.

In der Zukunft wird es so sein, daß es erheblich mehr Alte gibt im Verhältnis zu den Arbeitenden - daher gerät das Rentensystem aus dem Ruder. Der Grund liegt darin, daß die Geburtenrate sinkt.
Wenn man die Kinderlosen aus dem Umlagensystem in ein kapitalgestütztes System herausnimmt (das geht natürlich nicht von heute auf morgen), dann hat man die Ursache wenigstens gekapselt.

Fraglich ist natürlich, ob man dann nicht in der Tat eine Generalsanierung vornehmen sollte. Das aber halte ich für weitaus komplizierter.

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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Wir haben nicht nur das Problem des Kindermangels, sondern auch der gestiegenen Lebenserwartung. Die Pensionierung mit 60 oder 65 wird bei der Entwicklung der Lebenserwartung nicht zu machen sein...

Wenn man Deinen Vorschlag zu Ende denkt, dann müsste man ihn dahingehend präzisieren, dass alle Erwerbstätigen für den Lebensunterhalt der Familienmütter und -väter aufkommen müssen, ohne dabei einen eigenen Rentenanspruch zu erwerben. Aber selbst das funktioniert nicht mehr, wenn fast 50% (oder mehr?) der Bevölkerung Rentenempfänger sind.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Sven.Garde hat geschrieben:Wir haben nicht nur das Problem des Kindermangels, sondern auch der gestiegenen Lebenserwartung. Die Pensionierung mit 60 oder 65 wird bei der Entwicklung der Lebenserwartung nicht zu machen sein...

Wenn man Deinen Vorschlag zu Ende denkt, dann müsste man ihn dahingehend präzisieren, dass alle Erwerbstätigen für den Lebensunterhalt der Familienmütter und -väter aufkommen müssen, ohne dabei einen eigenen Rentenanspruch zu erwerben. Aber selbst das funktioniert nicht mehr, wenn fast 50% (oder mehr?) der Bevölkerung Rentenempfänger sind.
Das ist wahr. Allerdings kann ich dazu nur sagen, daß eine gestiegene Lebenserwartung und eine verbesserte Gesundheit nicht mehr eine Pensionsgrenze von 65 Jahren rechtfertigt. Dieser Wert stammt doch dann augenscheinlich aus einer Zeit, in der man mit 65 "nicht mehr konnte". Das ist heute nicht mehr der Fall.

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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Stefan hat geschrieben:Das ist wahr. Allerdings kann ich dazu nur sagen, daß eine gestiegene Lebenserwartung und eine verbesserte Gesundheit nicht mehr eine Pensionsgrenze von 65 Jahren rechtfertigt. Dieser Wert stammt doch dann augenscheinlich aus einer Zeit, in der man mit 65 "nicht mehr konnte". Das ist heute nicht mehr der Fall.
Das wird unausweichlich sein. Aber die rein volkswirtschaftliche Sicht ist wahrscheinlich nicht adäquat. Vermutlich geht es vielmehr um die geistig-kulturelle Verfassung (also das, was Ratzinger mit der "Zukunft Europas" meinte). Ich bin fest davon überzeugt, dass es Lösungen gibt. Allerdings finden wir die vermutlich nicht auf den ersten Blick, sondern erst auf den zweiten, der etwas tiefer geht.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Sven.Garde hat geschrieben:Aber die rein volkswirtschaftliche Sicht ist wahrscheinlich nicht adäquat.
Das sehe ich auch so. Man versucht die innere Verfassung der Gesellschaft mit ordnungspolitischen Instrumenten zu lösen; solange die Politik (und viele Bürger) jedoch Kinder nur als Kostenfaktor ansieht, den man nur ausreichend subventionieren muß, wird sich kaum etwas an der "Kinderfreundlichkeit" verändern; allerdings bin ich wenig optimistisch, daß die geistig-kulturelle Verfassung Europas noch zu meinen Lebzeiten eine neue Blüte erreichen wird. Im Gegenteil. Wir haben jetzt erst mal Herbst. :/

Stefan

Beitrag von Stefan »

(Wohnst Du in der Schweiz, Sven? Ich fahre im Sommer ins die Berner Oberland)

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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Stefan hat geschrieben:Das sehe ich auch so. Man versucht die innere Verfassung der Gesellschaft mit ordnungspolitischen Instrumenten zu lösen; solange die Politik (und viele Bürger) jedoch Kinder nur als Kostenfaktor ansieht, den man nur ausreichend subventionieren muß, wird sich kaum etwas an der "Kinderfreundlichkeit" verändern; allerdings bin ich wenig optimistisch, daß die geistig-kulturelle Verfassung Europas noch zu meinen Lebzeiten eine neue Blüte erreichen wird. Im Gegenteil. Wir haben jetzt erst mal Herbst. :/
:ja:
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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Stefan hat geschrieben:(Wohnst Du in der Schweiz, Sven? Ich fahre im Sommer ins die Berner Oberland)
Ziemlich oft ;), wenn die Arbeit es erlaubt. In diesem und im nächsten Jahr bin ich allerdings überwiegend im Ausland unterwegs. Für den Urlaub eignet sich das Berner Oberland übrigens sehr gut.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Heike hat geschrieben:Außerdem bezahlen die jetzigen Erwerbstätigen mit Ihren Sozialversicherungsbeiträgen das Mutterschaftsgeld und die Familienversicherung für nicht berufstätige Elternteile und die Kinder in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Mutterschaftsgeld – was ist das?

In die gesetzliche Krankenversicherung zahlt in der Regel übrigens auch bloß ein, wer unter der Bemessungsgrenze liegt (oder von der Privaten nicht mehr genommen wird oder mit mindestens drei Kindern rechnet, was beides bei mir zutrifft; zahle dennoch Höchstsatz incl. „Arbeitgeberanteil“ zzgl. ca. 70,- € / Monat Zuzahlungen etc.).
Werner hat geschrieben:Die Kindergärten, Schulen, und Unis, die deine Kinder kostenlos besuchen dürfen, werden nämlich hauptsächlich von den Steuern des Doppelverdienerehepaars finanziert, genauso wie der Spielplatz und das Kindergeld.
Kostenlose Kindergärten sind wohl eher ein Witz (außerdem besuchen meine Kinder keinen). Meine Kinder werden später voraussichtlich aber die Einrichtungen für die nächste Generation bezahlen (Systembeständigkeit mal vorausgesetzt), ebenso wie ich meine Ausbildung finanziert bekam und nicht nur für die derzeitige Generation zahle, sondern auch noch für die nächste durch Kinderaufzucht vorsorge. Das Doppelverdienerehepaar tut hat ebenso alles umsonst bekommen, tut aber für die nachfolgende Generation gar nichts.

Abgesehen davon kommt ein erheblicher Teil des Aufkommens aus Unternehmens- und indirekten Steuern. Kannst ja mal berechnen, was Familien zum Beispiel an Mehrwertsteuer löhnen. Sogar im Urlaub (so sie überhaupt welchen machen können) lassen sie sie meist im Land, während das Doppelverdienerehepaar seine Kohle auf exotische Inseln trägt.

Den Spielplatz zahle ich mit der Miete mit.

Das Kindergeld kann ich mir sonstwo hinschmieren, ich muß es sowieso mit der Steuer wieder abgeben (Verrechnung mit dem Kinderfreibetrag; auch so ein Geschenk? nee, ein Freibetrag steht an sich jedem zu, Kindern allerdings bloß ein bißchen).

Laßt es bleiben, all die Rechtfertigungsrechnungen taugen nichts. Oder soll ich mal aufrechnen, was meine Frau an Gratisarbeit zum Wohle der Gemeinschaft leistet, sieben Tage die Woche, ohne auch nur einen feuchten Händedruck dafür zu erhalten?

Die Lösungsvorschläge taugen allerdings auch nichts. Das Hauptproblem ist die Pille. Dagegen wird keine Arznei helfen.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Lösungsvorschläge taugen allerdings auch nichts. Das Hauptproblem ist die Pille. Dagegen wird keine Arznei helfen.
Und wenn Du mit Deinen 41 Jahren etwas mehr gevögelt hättest, dann hättest Du nicht zwei, sondern 8 Kinder.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Oder soll ich mal aufrechnen, was meine Frau an Gratisarbeit zum Wohle der Gemeinschaft leistet, sieben Tage die Woche, ohne auch nur einen feuchten Händedruck dafür zu erhalten?
Kannst Ihr einen schönen Gruß von mir bestellen, wenn Du Dich außer stande siehst, ihr Anerkennung zu zollen.
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jürgen hat geschrieben:Kannst Ihr einen schönen Gruß von mir bestellen, wenn Du Dich außer stande siehst, ihr Anerkennung zu zollen
Danke, Jürgen! :)
Jürgen hat geschrieben:… hättest Du nicht zwei, sondern 8 Kinder
Ich stelle mich doch auch gar nicht als Vorbild hin – bin ja selber ein Opfer der verkorksten Gesellschaft. (Allerdings ist das Vierte auf dem Weg. Das Dritte mußten wir zwischendurch begraben.)
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Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Robert Ketelhohn
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Heike hat geschrieben:Außerdem bezahlen die jetzigen Erwerbstätigen mit Ihren Sozialversicherungsbeiträgen das Mutterschaftsgeld und die Familienversicherung für nicht berufstätige Elternteile und die Kinder in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Mutterschaftsgeld – was ist das?
Das Mutterschaftsgeld zahlt die jeweilige gesetzliche Krankenkasse an die berufstätige Mutter während des Mutterschaftsurlaubs aus. Dieser geht von 8 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bis 10 Wochen (tlw. auch 14 bei besonderen Umständen) nach dem errechneten Geburtstermin. AFAIK beträgt das Mutterschaftsgeld z.Zt. 13,-- € pro Tag.
Die Begründung liegt darin, daß der Arbeitgeber während des Mutterschaftsurlaubes nur ein verringertes Gehalt auszahlen muß und somit die finanziellen Einbußen der werdenden Mutter ausgeglichen werden sollen.

GsJC
Raphael

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Heike
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Beitrag von Heike »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Laßt es bleiben, all die Rechtfertigungsrechnungen taugen nichts. Oder soll ich mal aufrechnen, was meine Frau an Gratisarbeit zum Wohle der Gemeinschaft leistet, sieben Tage die Woche, ohne auch nur einen feuchten Händedruck dafür zu erhalten?
Es nervt einfach, als bewußt und gewollt Kinderlose als Sozialschmarotzer hingestellt zu werden. Es ist eben nicht so, dass wir keinen Beitrag leisten würden auch für die Familien.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:Das Mutterschaftsgeld zahlt die jeweilige gesetzliche Krankenkasse an die berufstätige Mutter
Genau. Daher meine ironische Frage.
Heike hat geschrieben:Es nervt einfach, als bewußt und gewollt Kinderlose als Sozialschmarotzer hingestellt zu werden. Es ist eben nicht so, dass wir keinen Beitrag leisten würden auch für die Familien.
Es geht nicht um Personen, sondern ums System, Heike. (Bei Personen muß man selbstverständlich auf den einzelnen schauen. Aber wie gesagt, darum ging’s mir nicht.)
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Es geht nicht um Personen, sondern ums System, Heike. (Bei Personen muß man selbstverständlich auf den einzelnen schauen. Aber wie gesagt, darum ging’s mir nicht.)
Wenn es so abstrakt bleiben soll, dann müßten wir also erstmal alle persönlichen Erfahrungen außer acht lassen und die deutsche Durchschnittsfamilie mit einem Monatsnettoeinkommen von 3800,- Euro zugrundelegen (genauere Zahlen im Thread zum Monatsnettoeinkommen).
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Juergen hat geschrieben:...und die deutsche Durchschnittsfamilie mit einem Monatsnettoeinkommen von 3800,- Euro zugrundelegen (genauere Zahlen im Thread zum Monatsnettoeinkommen).
Auch wenn ich ein Verfechter der Annahme bin, daß nicht das Geld der entscheidende Hinderungsgrund zur Familiengründung ist, so zeigt dieses Durchschnittseinkommen - falls es stimmt -, daß offenbar Familien auch noch zu den gutverdienenden und damit zahlungskräftigen Beitragszahlern gehören.

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Heike
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Beitrag von Heike »

Stefan hat geschrieben:Auch wenn ich ein Verfechter der Annahme bin, daß nicht das Geld der entscheidende Hinderungsgrund zur Familiengründung ist, so zeigt dieses Durchschnittseinkommen - falls es stimmt -, daß offenbar Familien auch noch zu den gutverdienenden und damit zahlungskräftigen Beitragszahlern gehören.
Mit meinem Gehalt könnte ich jedenfalls keine Familie ernähren.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Heike hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Auch wenn ich ein Verfechter der Annahme bin, daß nicht das Geld der entscheidende Hinderungsgrund zur Familiengründung ist, so zeigt dieses Durchschnittseinkommen - falls es stimmt -, daß offenbar Familien auch noch zu den gutverdienenden und damit zahlungskräftigen Beitragszahlern gehören.
Mit meinem Gehalt könnte ich jedenfalls keine Familie ernähren.
Jürgen hat geschrieben:Wenn es so abstrakt bleiben soll, dann müßten wir also erstmal alle persönlichen Erfahrungen außer acht lassen
:roll:

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Juergen hat geschrieben:Wenn es so abstrakt bleiben soll, dann müßten wir also erstmal alle persönlichen Erfahrungen außer acht lassen und die deutsche Durchschnittsfamilie mit einem Monatsnettoeinkommen von 3800,- Euro zugrundelegen (genauere Zahlen im Thread zum Monatsnettoeinkommen).
Dem müsste man das statistische Durchschnittsgehalt von Singles gegenüberstellen ... liegt wahrscheinlich nur knapp drunter. :roll:


Gruß
Angelika

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Angelika hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Wenn es so abstrakt bleiben soll, dann müßten wir also erstmal alle persönlichen Erfahrungen außer acht lassen und die deutsche Durchschnittsfamilie mit einem Monatsnettoeinkommen von 3800,- Euro zugrundelegen (genauere Zahlen im Thread zum Monatsnettoeinkommen).
Dem müsste man das statistische Durchschnittsgehalt von Singles gegenüberstellen ... liegt wahrscheinlich nur knapp drunter. :roll:
Liegt bei Männern bei rund 1900,-€/Monat
Gruß Jürgen

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Petra
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Beitrag von Petra »

Sven.Garde hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Hast du Ideen, was man machen könnte, Sven. Garde?
Natürlich habe ich kein Patentrezept. Wie auch?

In Kürze: Ich würde das Problem auf zwei Ebenen angehen: Einmal strategisch langfristig und einmal pragmatisch politisch.

Zur gesellschaftlichen Strategie gehört für mich die Neuevangelisierung Europas und die beständige Kultivierung der Gesellschaft durch christliche Werte. Die Kirche "liefert" hier kompetente Ansätze. Im Ergebnis wird sich immer mehr eine Lebensordnung entwickeln, die solidarische und menschenwürdige Lebensbedingungen ermöglicht.

Mit Restauration hat das allerdings nichts zu tun, da die Zeit immer neu ist und immer neue Menschen mit dem Evangelium konfrontiert sind und ihre Antwort geben. Ich bin da nicht so pessimistisch, denn die christliche Botschaft ist attraktiv. Ausserdem gehört zu dieser "strategischen" Ausrichtung, dass wir Gott als den Herrn der Zeit und Geschichte anerkennen und nicht davon ausgehen, dass wir Menschen alles aus eigener Kraft vollbringen müssen oder können.

Vor diesem Hintergrund kommt das konkrete politische Handeln. Pragmatisch politisch wird man zum einen die Ideologien bekämpfen müssen (z.B. "Die Renten sind sicher.") und den Leuten deutlich machen müssen, dass es keine wirkliche Sicherheit gibt. Der Sozialstaat vergangener Prägung kann in der bisherigen Form nicht erhalten werden. Man muss der Wahrheit die Ehre geben. Solidarität ist volkswirtschaftlich nur aus den Mitteln der (globalisierten) Ökonomie finanzierbar.

Zum anderen wird man die Systeme zunehmend auf kapitalgestützte Versicherungssysteme umstellen müssen, d.h. der einzelne Versicherte muss während der Zeit seiner Erwerbsphase das Geld verdienen, das später seiner Alterssicherung dienen soll. Ein Beispiel kann man sich hier am amerikanischen oder am schweizer System nehmen. Auch ein solches Alterssicherungssystem hat Schwächen, aber weit weniger als das deutsche reine Umlagesystem.

Wir müssen uns von der Staatsgläubigkeit abwenden. Der Ruf nach dem Staat ist verständlich (hohe Komplexität der arbeitsteiligen Gesellschaft), aber der Staat kann die anstehenden Probleme nicht lösen. Die Gesellschaft muss mehr Kompetenz erhalten und der Staat muss eingeschränkt werden auf die wesentlichen Aufgaben (vor allem Rahmenbedingungen setzen). Dabei muss man dem Staat das Geld wegnehmen (Steuern senken), denn der Staat ist unfähig zu sparen oder sich selbst zu beschneiden. Man muss den gesellschaftlichen Gruppen mehr zutrauen. Die Kraft, die erforderlich ist, um die gegenwärtigen Krisen zu bewältigen, kommt nicht aus der Politik, sondern aus der Gesellschaft selbst oder sie kommt nicht. Der Staat ist das Ergebnis von Gesellschaft und hat ihr zu dienen, nicht umgekehrt.

An erster Stelle in der Sozialpolitik steht für mich die Wiederherstellung und Stabilisierung von Ehe und Familie. Das meine ich nicht nur in einem materiellen, sondern auch in einem geistigen Sinne. Eine Gesellschaft, die Ehe und Familie verloren hat, hat keine Zukunft mehr.

Das ist jetzt nicht erschöpfend (man könnte ja Bücher darüber schreiben), aber es ist die Richtung, in der ich die Lösung sehe. Die Benachteiligung der Alleinlebenden Menschen trägt zur Lösung des Problems jedenfalls nicht wirklich etwas bei.
(Hervorhebung von mir)

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

(Nur befürchte ich, dass die Geldentziehung für den Staat die kapitalistischen Strukturen in der Gesellschaft noch schneller hervorbrechen lassen, als es ohnehin gerade geschieht. Aber das nur am Rande.)

Wie könnte die Wiederherstellung und Stabilisierung der Familie praktisch aussehen? Wo müsste man abgesehen vom Finanziellen ansetzen? :hmm:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das entscheidende Problem ist die Trennung der Sexualität von der Kinderzeugung im Bewußtsein der großen Mehrheit der Menschen. Das war schon länger vorbereitet, die Pille brachte den Vollzug.

Ich sehe innerhalb der herrschenden Staats- und Gesellschaftssystems keine Möglichkeit einer Umkehr. Selbst wenn ein nennenswerter Teil der Elite eine solche Umkehr wollte, wird es durch die Möglichkeiten der direkten Einflußnahme auf die Masse für den, welcher über dazu nötige Machtmittel verfügt, immer leichter sein, die Mehrheit durch Ansprache der niederen Triebe zu beeinflussen als durch den Aufruf zu Höherem.

Wenn also noch einmal Unkehr zum Besseren – es ist nicht gesagt, daß dies in der Menschheitsgeschichte noch einmal möglich wird –, dann nur unter vollständigem Wechsel der Staats- und Gesellschaftsform.

Wird die Kirche noch einmal, wie vor 1950 bis 1700 Jahren die Kraft – und dann auch Gehör – finden, der geistigen Elite auf höchstem theologisch-philosophischen Niveau die Antworten auf ihre Existenzfragen zu geben (Antworten, die alle vorliegen, die nur neu gesprochen werden müssen)? und zugleich dem Volk wieder das wahre Ziel seiner Sehnsüchte zu zeigen?

Wenn überhaupt – das ist meine Prognose –, dann bedarf es dazu erneut einer Aussaat, wie sie vor rund 1940 Jahren begann. Das Saatgut aber ist das Blut der Märtyrer. Wenn die Gläubigen begreifen, daß diese Gesellschaft nicht reformierbar ist; wenn sie nicht mehr die verderblichen Stühle der Macht der Pritschen der Kerker vorziehen; wenn sie ohne Rücksicht auf ihr Leben um ihre Kinder kämpfen wider den hybriden Anspruch des Weltstaats: dann werden sie, indem sie ihr Leben verlieren, das Leben gewinnen – und, wenn es dem Herrn gefällt, kann die Saat noch einmal aufgehen.

Nach menschlichem Ermessen besteht dazu jedoch im „Westen“ keine Chance. Anders sind die Voraussetzungen – und größer darum die Chance – in Rußland. Darum geht der Kampf in dieser Zeit auch um Rußland, längst viel stärker als das auch von Hellsichtigen wahrgenommen wird: Wird Rußland in den „Westen“ eingegliedert, oder entsteht etwas Neues, auf dem Fundament des Glaubens?

Denkbar ist aber auch, daß eine völlig andere Kultur – die islamische etwa – noch einmal obsiegt, auch bei uns, und eine sozusagen pseudo-alttestamentarische Gesellschaftsform errichtet.

Bei all dem sollten wir uns aber darüber klar sein, daß die ganze Geschichte auf ein furchtbares Schreckensregiment zusteuert, welches jedoch im Mantel des Guten, der Wohltäterschaft, des allgemeinen Friedens und der vermeintlichen Erfüllung aller menschlichen Bedürfnisse herrschen wird. Das derzeitige „westliche Wertesystem“ erfüllt alle Voraussetzungen, um zu Recht für den Vorläufer jenes – vielleicht nicht mehr fernen – Schreckensregiments angesehen zu werden.

Wenn es also irgendwie und irgendwo noch einmal zu wirklicher staatlich-gesellschaftlicher Umkehr kommen solte, dann wäre auch damit bloß das Ende, das ohnehin kommen muß, noch einmal ein wenig aufgehalten.

Was können und sollen wir angesichts dessen nun tun? – Mut zum Martyrium.
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Petra
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Beitrag von Petra »

Mit obiger Frage nach der praktischen Umsetzung hatte ich eher an so was wie Babysitter-Angebote in den Gemeinden gedacht. So einen katholischen Großeltern-Dienst. Hausaufgabenhilfe, Kinder-Sonntagsausflüge, Second-Hand-Börsen etc. Im Hier und Jetzt für die (potentiellen) Eltern von nebenan, im banalen Heute. Den Mut zum Martyrium 3 überaktive Kleine an einem Montagmorgen zu beschäftigen.
(Was mehr bringen würde, als sich theoretisch und internetal über die politische Entwicklung der nächsten Jahrzehnte Gedanken zu machen. D.h. denjenigen mehr gerecht würde, die keinen Ruf für die politische Aufklärung haben. Die anderen sollen weiter warnen.)
Zuletzt geändert von Petra am Sonntag 22. Mai 2005, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Sven.Garde
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Beitrag von Sven.Garde »

Petra hat geschrieben:Wie könnte die Wiederherstellung und Stabilisierung der Familie praktisch aussehen? Wo müsste man abgesehen vom Finanziellen ansetzen? :hmm:
Danke für die Nachfrage. Ich schliesse mich dem Beitrag von Robert an, auch in den sehr kritischen Perspektiven. Ich möchte jedoch ergänzen:

Die Sexualethik ist sicherlich ein Schlüsselaspekt. Das betrifft den ganzen Menschen als Mann und Frau - und zwar nicht nur im Hinblick auf die gemeinsamen Kinder, sondern in einem umfassenden anthropologischen Sinne. Ein verfehltes Verständnis der menschlichen Sexualität zerstört den Begriff und die Vorstellung vom Menschsein überhaupt. Deshalb ist das Eintreten für die katholische Sicht des Menschen von grosser Bedeutung (wie zum Beispiel in dem Diskurs über Homosexualität hier geschehen).

Das eigene Leben in der Nachfolge Christi gestalten. Da muss man - abgesehen vom Finanziellen und Politischen - nach meinem Dafürhalten ansetzen.

Sauerteig und Ferment sein. Senfkorn. Weizenkorn. Das kann im Sinne eines Martyriums sein, das kann aber auch die Hingabe sein, die ich an dem Platz und in der Aufgabe lebe, in die ich gestellt bin. Die Hoffnung ist eine Tugend. Deshalb dürfen und sollen wir hoffen, auch wenn die Zeichen der Zeit eher auf "Sturm" stehen. Der Sinn der christlichen Existenz in der Zeit ist immer die Passion zur Vollendung des Erlösungswerkes. Aber das dürfen wir mit Freude und Dankbarkeit tun.

Jeder von uns kann jeden Tag zum Besseren umkehren. Ich darf daran glauben, dass es sinnvoll ist, in der Nachfolge Christi zu stehen, indem ich meine gewöhnliche Arbeit gut tue. Ich werde darin zum Teil scheitern (oder "gescheitert", was schon fast nach "Scheiterhaufen" klingt), aber das ist ein Teil meiner Passion und Auferstehung. Jeder ist wichtig. Mein Leben kann und soll zum Sakrament für mich und andere werden.

Die Jugend darf man m.E. für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht unterschätzen. Gott ist der Herr der Geschichte und er ruft immer neu Menschen in seinen Dienst und seine Nachfolge - vielleicht müssen wir Seiner väterlichen Sorge mehr vertrauen. Und wenn es drunter und drüber geht: Immer wird Christus in seiner Kirche in der Geschichte präsent und wirksam sein. Es mag sein, dass es nicht zu einer grossen gesellschaftlichen Neuorientierung kommt. Dann müssen die Christen wieder lernen, in den Katakomben zu leben. Aber auch dazu muss es nicht kommen. Die Geschichte kann durch die göttliche Vorsehung eine ganz andere Wendung nehmen, als wir uns heute vorstellen können.

Im Vertrauen auf Christus in seiner Kirche mutig und furchtlos sein. Die Angst ist ein schlechter Ratgeber. Unsere Ressourcen und unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Aus menschlichem Vermögen ist die Welt nicht zu retten. Der Einzelne kann seinen Beitrag jeweils nur in der Nachfolge Christi leisten. Meistens sind die Dinge, bei denen ich in der Gefahr bin, sie gering zu schätzen, die eigentlich wichtigen. Gott verlangt nie zuviel. Was er uns schickt, das können wir auch tragen. Das Gewöhnliche trägt mehr zu unserer Heiligung bei als das Ungewöhnliche.

Danken. Für mich ist der Dank wie zu einem Schlüssel zum Himmel geworden. Es gibt kein besseres Leben als das, das ich in dieser Stunde, an diesem Ort und in dieser konkreten Lebenssituation leben und bestehen soll. Dafür und für die Fürsorge des Vaters danken, das ist die Haltung, die die Welt verändert. Zu dieser Dankbarkeit gehört für mich auch die Anerkennung der grossen Zeichen, die Gott in unseren Tagen wirkt. Bevor ich mich kritisch mit Mitchristen auseinandersetze, suche ich danach, sie zu würdigen. Damit ist nichts gegen die geistliche Barmherzigkeit der Ermahnung gesagt. Aber es gibt in der Kirche vielfältige Aufbrüche des lebendigen Glaubens, über die wir uns freuen und für die wir danken dürfen und sollen. Das stiftet Gemeinschaft und stärkt uns alle. Ich denke z.B. an die Selig- und Heiligsprechungen des letzten Papstes, die neuen geistlichen Bewegungen, die Kirche in Lateinamerika, die Entwicklungen in Russland, den Weltjugendtag, die Papstwahl von Benedikt XVI. usw.. Das sind für mich konkrete Zeichen des Wirkens Gottes in der Geschichte.

Mir scheint, dass wir die Gemeinschaft und eine passionierte Spiritualität brauchen, um die von Robert skizzierten Zeiten zu bestehen. Ich habe so wenig Zweifel an dieser Herausforderung, wie ich auch die Zuversicht habe, dass wir sie mit Christus bestehen können.
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