Interessante Interpretation.
In der Tat könnte ein AfD-Einzug Schwarz-Gelb verhindern und einer Großen Koalition den Weg bereiten.
Vor allem könnte sich, einen AfD-Erfolg vorausgesetzt, ein Prozeß im bürgerlichen Lager entwickeln, wie
ihn die SPD bereits hinter sich hat: Die WASG hatte sich damals ja auch aus dem ehedem "harten Kern" der
Sozialdemokratie gebildet. Durch den Zusammenschluß mit der PDS hat sich mit der "Linken" eine Partei
links der SPD dauerhaft erfolgreich etablieren können (Die PDS hatte davor ja immer mit der 5%-Hürde zu
kämpfen, zog 2002 nur mithilfe ihrer Direktmandate überhaupt in den Bundestag ein). Diesen Aderlaß hat
die SPD seit 2007 nicht mehr überwunden (Abwanderung zu anderen Parteien, auch zu den Bündnisgrünen,
mag ebenfalls eine Rolle gespielt haben) - seit dieser Zeit hat sie lt. Umfragen in der Wählergunst im Bund
nie mehr höher als 30% gelegen.
Zöge die AfD in den Bundestag ein und gelänge es ihr, zum Kreis der "Etablierten" aufzuschließen, könnte
sich eine ähnliche Dynamik im bürgerlichen Lager vollziehen: Enttäuschte Unionspolitiker (und ihre Wähler),
die den Links- und Euro(pa)kurs der Union nicht länger hinnehmen wollen, könnten sich der AfD anschließen
und die Union dauerhaft schwächen - von der FDP im übrigen ganz zu schweigen, die in der Vergangenheit
auch durch Leihstimmen der Unionswähler über die 5%-Hürde gepusht wurde.
Eine "Rote-Socken-Kampagne", nur unter anderen Vorzeichen, wäre dann auch vonseiten der SPD denkbar:
Die CDU hätte dann, selbst geschwächt und ohne eine dann in die Bedeutungslosigkeit abgesunkene FDP,
keinen "legitimen" Koalitionspartner mehr außer der SPD. Spätestens dann wäre der Neupositionierungs-
druck auf die CDU so groß, daß ein programmatischer und personeller Neuanfang nötig wäre.
Aber das ist alles Zukunftsmusik (und auch ein bißchen "Glaskugel"
).