Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Paulus Minor
Beiträge: 330
Registriert: Mittwoch 24. November 2010, 00:01

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Paulus Minor »

Der Artikel ist vom 3. 3. 212.

maliems
Beiträge: 2742
Registriert: Dienstag 24. Juli 2007, 22:36

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von maliems »

:breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:
peinlichhhh, hatte das Thema allerdings vom ostersonntag 2013 aus m heute-journal. komisch. ich recherchier das jetzt mal nicht :roll:

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

Es werden immer mehr Einzelheiten veröffentlicht, wie die politische Klasse Zyperns den Schuldenschnitt umging bzw. von den Banken hofiert wurde:

Schuldenerlaß durch die Banken für Politiker und Regierungsbeamte

Mögliche Abschreibung eines Bankkredits an eine Firma des früheren Präsidenten

Verwandte des Staatspräsidenten haben kurz vor der Zwangsabgabe 21 Mio € nach London transferiert

Wer glaubt bei solchen Zuständen noch an eine unabhängige Untersuchung durch das "Parlament"? :nein:
Denn dieselben Banken, die den Politikern Gefälligkeiten in Millionenhöhe erwiesen haben, haben den Zyprioten Zwangsabgaben, Kapitalkontrollen und somit einen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes gebracht.
http://www.deutsche-mittelstands-nachri ... /3/51312/

Bei solchen Meldungen wird klar, welche mentalen Unterschiede zwischen nord- und südeuropäischen Ländern herrschen. Ein Austritt des Landes aus EU und Euro wäre wohl die beste Lösung gewesen.
Zuletzt geändert von Caviteño am Montag 1. April 2013, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von lutherbeck »

Glaubt ihr, das es bei uns besser wäre?
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

maliems
Beiträge: 2742
Registriert: Dienstag 24. Juli 2007, 22:36

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von maliems »

:/

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

lutherbeck hat geschrieben:Glaubt ihr, das es bei uns besser wäre?
Beeindruckend, daß Du innerhalb von zwei Minuten (posting 09:51 Antwort 09:53) die verlinkten Artikel lesen konntest - oder hast Du Dich nur an den Überschriften orientiert. :hmm:

Zur Sache:
Wenn ich mir die causa Wulff, Schavan, Guttenberg usw. usf. ansehe, gehe ich doch davon aus, daß bei "uns" (gemeint ist wohl D. oder Nordeuropa) die Kontrolle besser funktioniert. Wenn derartige Millionenschiebereien nicht "entdeckt" werden, kann man daraus zwei Schlüsse ziehen:
1. es gibt sie nicht
oder
2. die Politiker und die leitenden Beamten hier sind "klüger" als ihre zyprischen Amtskollegen und lassen sich nicht so schnell erwischen.

Vielleicht sollte man doch einmal zur Kenntnis nehmen, daß die politischen Mentalitäten in allen Ländern unterschiedlich sind. Was in den USA oder D. zu einem politischen Skandal führt, wird in anderen Ländern akzeptiert. Oder glaubst Du, Berlusconi mit seinen Sex- und Steuergeschichten hätte in den USA oder D. die Chance einer Wiederwahl? Ähnliches gilt auch für den Kanzlerkandidaten der SPD, dessen Vortragseinnahmen durchaus ein "Thema" waren/sind. Glaubst Du wirklich, das wäre in den Ländern des südl. Europas ebenfalls ein Minuspunkt für ihn?

Es ist doch bezeichnend, daß "Clown" Grillo zur Voraussetzung seiner Kandidaten macht, daß sie als Abgeordnete nur dann auf die Liste kommen, wenn sie nicht vorbestraft([Punkt]) sind - deswegen ist er nicht im Parlament vertreten. Kannst Du Dir eine ähnliche Voraussetzung in D. vorstellen? :neinfreu:

Ralf

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Ralf »

Ich habe den Thread nicht durchgelesen, möchte aber folgende Initiative mal vorstellen (scheint mir interessant, wenn auch kaum durchsetzbar):

http://www.monetative.de/?page_id=2159

Benutzeravatar
Pelikan
Beiträge: 1149
Registriert: Mittwoch 7. Juli 2004, 17:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Pelikan »

Ralf hat geschrieben:Ich habe den Thread nicht durchgelesen, möchte aber folgende Initiative mal vorstellen (scheint mir interessant, wenn auch kaum durchsetzbar):

http://www.monetative.de/?page_id=2159
Paul Krugman hat geschrieben:And anyway, how would you enforce it? Yes, you could require that depository institutions be narrow banks — but depository institutions aren’t where the problem is. The recent crisis was centered in repo — and as Gary Gorton (and others) insist, repo — overnight loans in which many businesses park their funds — are money just as much as bank deposits are. And if depository institutions were forced to be narrow banks, even more funds would migrate to shadow banks. So would you try to ban repo? Where does it stop?

That’s why regulation has to be smarter than something as simple as narrow banking. Government backing — the 21st-century version of deposit insurance — plus regulation so that the backed institutions don’t abuse the privilege is still the way to go.
Brad DeLong hat geschrieben:But once you get canals, railroads, and cotton mills on a large scale you cannot do that anymore--you cannot deleverage the economy as a whole rapidly by consuming your existing capital. That is why it is no accident that the modern market-driven financial crisis and the industrial business cycle start in 1825, as the British Industrial Revolution enters its heyday.

So once the Industrial Revolution has come we have a problem. We can solve this problem through narrow banking--through shutting down the maturity-transformation market by saying, "sorry, we simply cannot create safe assets to meet your demand." Or we can solve this problem by having the government--that is, taxpayers in general--act as lender-of-last-resort, that is provide insurance against their own unstable psychology to savers and financiers. The second--if it can be done--seems to me to be better: it offers higher utility, for it responds to a market failure not by shutting down a market and throwing all the utility it generates away but rather by using the government to repair the consequences of the market failure.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Nun, in geringem Maße ist Deutschland ja tatsächlich Profiteur der Eurokrise:
1. Die geringen Zinsen für die neu aufgenommenen Bundesschuld entlasten Schäuble's Budget.
2. Die höheren Zinsen in den Krisenländer führen zunächst zu respektablen Zinseinahmen bei den vielfach öffentlichen Gläubigern der dort generierten Staatspapiere.

Nur sind dies "Peanuts" im Verhältnis zu den eingegangenen Garantieverpflichtungen aus den "Rettungsschirmen" ESM und EFSF, sowie den extraordinär gestiegenen Target-Salden.
Na ja....

Zu Punkt 1:
Erstens sind die geringen Zinsen zunächst wohl ein Produkt der Geldschwemme durch EZB - Stichwort "Dicke Bertha". Wenn die EZB Kredite für 1% ausgibt und diese dann von den Banken für den Kauf "risikoloser" Staatsanleihen verwandt werden, ist es kein Wunder, daß die Zinsen niedrig sind.
Zweitens profitieren nicht nur Schäuble, sondern auch die anderen Nicht-Euro-Länder (mit einer stabilen Wirtschafts- und Haushaltslage) von der Niedrig-Zins-Phase. Die Rendite der Staatsanleihen von Schweden, Norwegen, GB und D. befindet sich auf fast gleichem Niveau. Nur die Schweiz finanziert sich noch günstiger.
Drittens fließt Geld dorthin, wo es sicher ist bzw. zu sein scheint. Wenn die Kapitalanleger kein Vertrauen haben, daß die Regierungen von Italien und Spanien (GR und Zypern hier zu erwähnen wäre unfair) die nationalen Probleme lösen können, dann profitiert eben der Einäugige unter den Blinden, auch wenn bei ihm schon eine Sehschwäche diagnostiziert wurde. Es liegt doch an den nationalen Regierungen die Voraussetzungen für eine günstige(re) Kreditaufnahme zu schaffen. Die Eurokrise ist im dritten Jahr. Wenn die bisherigen Maßnahmen in GR usw. nicht geholfen haben, ist es an der Zeit, an andere Optionen zu denken. Und die können nicht in zusätzlichen Schulden - ähh "Konjunkturprogrammen" bestehen......
Wie hoch wären wohl die Zinsen für deutsche Staatsanleihen, wenn zusätzlich noch eine "Aufwertungsprämie" zu berücksichtigen wäre, weil sie in nationaler Währung ausgegeben wurden? Viele Südeuropäer würden ihre Sparguthaben in "sicheren" deutschen Staatspapieren (in DM-neu valutiert) anlegen; die Südländer müßten erheblich höhere Zinsen für ihre Lira- bzw. Peseten-Anleihen zahlen.

Zu Punkt 2:
Den höheren Zinseinnahmen der öffentlichen Gläubiger steht natürlich die Gefahr eines hair-cuts und/oder eines möglichen Euro-Austritts (mit anschließender Abwertung) gegenüber. Die Pensionsfonds einiger Bundesländer sowie die Landesbanken können davon ein - griechisches - Lied singen.

Was die angeblich so hohen Zinsen für Italien und andere Peripherie-Länder betrifft:
In den Zeiten ihrer nationalen Währung lagen die Zinssätze erheblich höher, weil die Möglichkeit einer Währungsabwertung eingepreist wurde. Sich jetzt über "hohe Zinsen" zu beklagen und die gleichen Zinssätze wie solvente Schuldner zu verlangen, widerspricht jeder ökonomischem Grundkenntnis. Die Zinsen spiegeln immer auch das Risiko des Zahlungsausfalls wider und der ist bei Spanien und Italien eben höher als bei D. oder der Schweiz.
Diese Anmerkungen sind ja alle richtig, aber genaugenommen nur die wirtschaftswissenschaftlich-theoretische Begründung für die derzeitige Situation.

Worauf ich aufmerksam machen wollte, ist, daß aktuell aufgrund der Staatsschuldenkrise einerseits Cash in die Kassen Deutschlands fließt, andererseits aber exorbitant hohe Verpflichtungen (Target-Salden, ESM bzw. EFSF) für einen nicht näher bestimmten Zeitraum in der Zukunft eingegangen werden.
Dies wird so nicht bis zum St.-Nimmerleins-Tag weitergehen können.

Die Entschuldung der PIGS-Staaten erfolgt derzeit doch weitestgehend durch eine Fristentransformation: Kurzfristig fällige Staatsschulden werden durch langfristige, niedrig verzinsliche Papiere ersetzt. In Griechenland kam noch ein "Haircut" für die privaten Gläubiger hinzu.
Wenn aber nun das Bruttoinlandsprodukt der PIGS-Staaten (nicht nur, aber auch) aufgrund eines massiv zurückgefahrenen Staatshaushalts einbricht, dann werden die PIGS-Staaten selbst dabei Schwierigkeiten bekommen, die Staatsschulden zu den nun verbesserten Konditionen bedienen zu können. Also müßten sie durch Versilberung des Staatsvermögens (oder durch einen erhebliche Ausdehnung der Steuerbelastung für die Bürger) an Cash kommen, um die finanziellen Ansprüche der nun ausländischen Gläubiger (ESM, EFSF, EZB etc.) zu befriedigen. Sie sitzen eben in einer Schuldenfalle.
Caviteño hat geschrieben:Im übrigen finde ich es viel bemerkenswerter, daß es Schäuble und den Ländern nicht gelingt, einen Haushaltsüberschuß zu erzielen. Die Zinsen sind rekordniedrig, die Steuereinnahmen sprudeln in nie dagewesener Höhe - und man gibt sich mit einem ausgeglichenen Haushalt zufrieden. Wenn jetzt nicht mit dem Schuldenabbau begonnen werden kann, wann dann? :achselzuck:
Vielleicht nie? :pfeif:
Zuletzt geändert von Raphael am Dienstag 9. April 2013, 09:39, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von lutherbeck »

Genau; irgendwann wird es für uns alle einen "Haircut" geben - dann stehen alle bei Null und fangen nochmal von vorne an... :pfeif:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

lutherbeck hat geschrieben:Genau; irgendwann wird es für uns alle einen "Haircut" geben - dann stehen alle bei Null und fangen nochmal von vorne an... :pfeif:
Wen meinst Du denn mit "uns alle"? :achselzuck:

Die Deutschen, die EUROpäer, die EUropäer oder die ganze Welt? :hmm:

Warum sollte es bei Ländern, die sich nicht an dem "Euro-Rettungs"-Irrsinn beteiligen, einen "hair-cut" geben? Andere Länder (Schweiz, Schweden, Dänemark) bauen Schulden ab, Norwegen ist praktisch schuldenfrei. Und viele Schwellenländer haben weitaus geringere Schuldenquoten als die etablierten Industriestaaten. Diese Länder nähmen daher an einem hair-cut nicht teil, hätten künftig das Vertrauen der Investoren und damit einen Wettbewerbsvorteil durch niedrigere Zinsen. Schon jetzt ist ein Kapitalstrom in die Nicht-Euro- und in die (asiatischen) Schwellenländer zu beobachten. Im Gegensatz zu früher erscheint eine Anlage im Euroraum eben nicht mehr sicherer als in Singapur, Hong Kong oder Sydney.

Anders sähe es nach einem "hair-cut" für die betroffenen Staaten aus; ihnen wäre der Zugang zum Kapitalmarkt zunächst einmal verwehrt. Niemand wird einem Land, das sich auf dieser Weise seinen Verpflichtungen erledigt, wieder einen Kredit gewähren. Die Politik wäre gezwungen, mit dem auszukommen, was man Steuern einnimmt - im Grunde ständen die Peripherieländer nach einer Staatspleite (Schuldenschnitt, hair-cut) da, wo sie jetzt auch stehen.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Raphael »

George Soros hat sich zum Thema geäußert. An die Adresse Deutschlands gerichtet sagt er:
Nehmt Euro-Bonds oder tretet aus!

Diese Meinungsäußerung kann man gut als Kontraindikator nehmen, d.h. wenn George Soros gegen Staatspleiten ist, dann ist es wirtschaftspolitisch vernünftig, für Staatspleiten zu sein. :doktor:

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

Raphael hat geschrieben:
Diese Meinungsäußerung kann man gut als Kontraindikator nehmen, d.h. wenn George Soros gegen Staatspleiten ist, dann ist es wirtschaftspolitisch vernünftig, für Staatspleiten zu sein. :doktor:
:daumen-rauf:
Das gilt nicht nur für ihn, sondern auch für die meisten amerik. Ökonomen, die nur einen (Wert)Verlust der von ihnen gehaltenen europ. Staatsanleihen fürchten und D. natürlich am liebsten in einer gesamtschuldnerischen Haftung für den Euroraum sähen.
Leider, leider wird sich die Eurogruppe dazu aber nicht durchringen, sondern weiter mit "Rettungs"paketen versuchen, den Staatsbankrott eines Eurolandes zu verhindern. Damit hat das jeweilige Land auch ein ziemliches Druckmittel (man könnte es auch unschön als Erpressungspotential bezeichnen) in der Hand.

Ich kann z.B. beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum die Eurogruppe Zypern noch mit 10 Mrden € unterstützt. Es wäre dem Staat durchaus zuzumuten, über das bisher geplante Maß auf das Vermögen seiner Bürger zuzugreifen. Sie gehören schließlich zu den reichsten im Euroraum. Warum müssen die Ärmsten im Euroraum, die Deutschen, haften?
:hae?: :achselzuck: :traurigtaps:

Benutzeravatar
lutherbeck
Beiträge: 4004
Registriert: Montag 21. Dezember 2009, 09:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von lutherbeck »

Vielleicht kann man so den "häßlichen Deutschen" unter Kontrolle halten... :tuete:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Die Forderungen der AfD im Bereich Währungspolitik:
  • Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
  • Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.
  • Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen. Jedes Volk muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen.
  • Wir fordern, dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto blockiert.
  • Wir fordern, dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.
  • Wir fordern, dass hoffnungslos überschuldete Staaten durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.
  • In der Schuldenkrise müssen Banken ihre Verluste selbst tragen oder zu Lasten ihrer privaten Großgläubiger stabilisiert werden.
  • Wir fordern ein sofortiges Verbot des Ankaufs von Schrottpapieren durch die Europäische Zentralbank. Inflation darf nicht die Ersparnisse der Bürger aufzehren.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

Haiduk hat geschrieben:Die Forderungen der AfD im Bereich Währungspolitik:
  • Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
  • Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.
  • Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen. Jedes Volk muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen.
  • Wir fordern, dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto blockiert.
  • Wir fordern, dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.
  • Wir fordern, dass hoffnungslos überschuldete Staaten durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.
  • In der Schuldenkrise müssen Banken ihre Verluste selbst tragen oder zu Lasten ihrer privaten Großgläubiger stabilisiert werden.
  • Wir fordern ein sofortiges Verbot des Ankaufs von Schrottpapieren durch die Europäische Zentralbank. Inflation darf nicht die Ersparnisse der Bürger aufzehren.
Wer kann eigentlich etwas gegen diese Forderungen haben?
Man kann sie doch nur mit dem "Argument" entkräften, daß D. der Hauptnutznießer des Euros sei - aber auch hier setzt sich die Erkenntnis durch, daß es sich wohl um ein Märchen handelt:
In Brüssel heißt es immer wieder, Deutschland habe mit seiner Exportstärke Südeuropa in den Konsumrausch und in die Überschuldung getrieben. Dabei ist das genauso falsch wie das Märchen, Deutschland habe mehr als andere Euroländer von der Währungsunion profitiert. Im Gegenteil: Deutschland fiel nach der Euro-Einführung im Pro-Kopf-Einkommen und im Wachstum auf hintere Ränge zurück. Richtig ist auch, dass vormalige Weichwährungsländer mit dem größten Geschenk des Euro, den niedrigen Zinsen, nichts Besseres anzufangen wussten als noch mehr Schulden zu machen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/v ... 44211.html

Wenn man dann noch berücksichtigt, daß die Exporte in die Peripherieländer nur mit einem wachsenden Target-II-Saldo (also praktisch nur mit einem gewährten Kredit) bezahlt wurden, wird das Ausmaß dieser Lebenslüge noch deutlicher.
Als zweite Argumentationslinie werden jetzt die angeblichen Verluste beschworen, die bei einem Austritt aus dem Euro anfallen: Das ist sicherlich richtig, der Euro war die teuerste politische Fehlentscheidung der Nachkriegszeit. Nur - wer glaubt denn ernsthaft, daß die Peripherieländer die gewährten Kredite (für die der deutsche Steuerzahler bereits jetzt als Bürge haftet) jemals wieder zurückzahlen werden. :D

Benutzeravatar
Pelikan
Beiträge: 1149
Registriert: Mittwoch 7. Juli 2004, 17:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Pelikan »

Caviteño hat geschrieben:Wer kann eigentlich etwas gegen diese Forderungen haben?
Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen dafür, daß eine Serie von Bankrotten größere soziale Verwerfungen verursacht als die Neutralisierung jener Schulden in der Bilanz der EZB, und gegen die Annahme, daß solche Maßnahmen Inflation hervorrufen.

Pragmatiker -- alle, denen an der groben Stabilisierung derzeitiger Machtgefüge gelegen ist -- lehnen diese Forderungen zurecht ab. Wer sie unterstützt, tut es entweder, weil er aus abstrakten Gründen einer hochspekulativen wirtschaftswissenschaftlichen Mindermeinung anhängt, oder weil er revolutionäre Absichten hegt, die durch bürgerkriegsähnliche Verwerfungen des Sozialgefüges begünstigt werden.

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Raphael »

Pelikan hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wer kann eigentlich etwas gegen diese Forderungen haben?
Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen dafür, daß eine Serie von Bankrotten größere soziale Verwerfungen verursacht als die Neutralisierung jener Schulden in der Bilanz der EZB, und gegen die Annahme, daß solche Maßnahmen Inflation hervorrufen.
Was soll das sein? :hmm:
Ein schlechter Witz? :detektiv:

Griechische Staatsschulden, die von der EZB aufgekauft werden, werden in der Bilanz der EZB nicht neutralisiert. Die stehen dann dort als Forderungen an den griechischen Staat. Und bei den modernen Buchhaltungssystemen werden diese Forderungen so schnell nicht vergessen ..........

Es stellt sich nun die Frage, wie mit diesen Forderungen der EZB gegen den griechischen Staat umzugehen ist und da gibt es drei Möglichkeiten:
1. Der griechische Staat zahlt wie vereinbart. Dann sind alle glücklich.
2. Der griechische Staat zahlt nicht, d.h. die Kredite werden notleidend. Dann müßten diese Kredite eigentlich wertberichtigt werden. Diese Wertberichtigungen führen im System der Doppik jedoch zwangsläufig zu einem Abbau von Eigenkapital. D.h. die Eigentümer der EZB verlieren ihre Einlagen und die Verluste aus den griechischen Staatspapieren werden europaweit sozialisiert; wie dies auch bei den Eurobonds ganz offiziell geplant wird.
3. Der griechische Staat zahlt nicht, d.h. die Kredite werden notleidend. Aufgrund einer speziellen gesetzlichen Regelung müssen diese Kredite aber nicht wertberichtigt werden. Dann hat die EZB eine "Nullnummer" auf der Aktivseite in ihrer Bilanz; ein klassisches potemkinsches Dorf.
Pelikan hat geschrieben:Pragmatiker -- alle, denen an der groben Stabilisierung derzeitiger Machtgefüge gelegen ist -- lehnen diese Forderungen zurecht ab. Wer sie unterstützt, tut es entweder, weil er aus abstrakten Gründen einer hochspekulativen wirtschaftswissenschaftlichen Mindermeinung anhängt, oder weil er revolutionäre Absichten hegt, die durch bürgerkriegsähnliche Verwerfungen des Sozialgefüges begünstigt werden.
Was willst Du uns damit sagen? :detektiv:
Derjenige, der sich für die Möglichkeit von Staatspleiten ausspricht, ist strafrechtlich als Hochverräter anzusehen? :auweia:

Benutzeravatar
Pelikan
Beiträge: 1149
Registriert: Mittwoch 7. Juli 2004, 17:09

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Pelikan »

Raphael hat geschrieben:Griechische Staatsschulden, die von der EZB aufgekauft werden, werden in der Bilanz der EZB nicht neutralisiert. Die stehen dann dort als Forderungen an den griechischen Staat. Und bei den modernen Buchhaltungssystemen werden diese Forderungen so schnell nicht vergessen.
Da die Bilanz der EZB aber durch niemanden ausgeglichen werden muß, braucht sie auch niemanden zu beunruhigen. Das nenne ich neutralisiert.

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Pelikan hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wer kann eigentlich etwas gegen diese Forderungen haben?
Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen dafür, daß eine Serie von Bankrotten größere soziale Verwerfungen verursacht als die Neutralisierung jener Schulden in der Bilanz der EZB, und gegen die Annahme, daß solche Maßnahmen Inflation hervorrufen.

Pragmatiker -- alle, denen an der groben Stabilisierung derzeitiger Machtgefüge gelegen ist -- lehnen diese Forderungen zurecht ab. Wer sie unterstützt, tut es entweder, weil er aus abstrakten Gründen einer hochspekulativen wirtschaftswissenschaftlichen Mindermeinung anhängt, oder weil er revolutionäre Absichten hegt, die durch bürgerkriegsähnliche Verwerfungen des Sozialgefüges begünstigt werden.
Revolutionär war der Bruch des Maastrichter Vertrages im Mai 2010. Die Aufrührer sitzen nicht bei der AfD, sondern in der Regierung.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

Pelikan hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Griechische Staatsschulden, die von der EZB aufgekauft werden, werden in der Bilanz der EZB nicht neutralisiert. Die stehen dann dort als Forderungen an den griechischen Staat. Und bei den modernen Buchhaltungssystemen werden diese Forderungen so schnell nicht vergessen.
Da die Bilanz der EZB aber durch niemanden ausgeglichen werden muß, braucht sie auch niemanden zu beunruhigen. Das nenne ich neutralisiert.
Die EZB kann zwar bei Verlusten künftige Gewinne solange einbehalten, bis ihr Eigenkapital wiederhergestellt ist (Art. 33 II EZB-Statut), gleichwohl ist eine Zentralbank, die über einen längeren Zeitraum mit negativem Eigenkapital operiert, nicht unbedingt ein Aushängeschild - insbesondere wenn ihre Währung in der eigenen Betrachtung als Reservewährung und Konkurrenz zum USD gesehen werden soll.... Die Bundesbank (die EZB sollte genauso stark, unabhängig, geldwertorientiert sein) darf man schon garnicht als Beispiel heranziehen - aber diese Absicht hat inzwischen wohl auch niemand mehr ernsthaft.

Einen Ausweg bietet dann entweder eine direkte Rekapitalisierung durch die Mitgliedsländer oder eine Kapitalerhöhung durch die EZB. Sie wird dann die Gewinne nicht ausschütten, bis das neue Eigenkapital erreicht ist. Für den Haushalt (und damit für den Steuerzahler) laufen beide Optionen auf das gleiche hinaus: Entweder muß direkt Geld zugeschossen werden oder die Überweisungen der Zentralbank fallen (geringer) aus.

Auf den Finanzmärkten wird jede dieser beiden Optionen kritisch beäugt. Die EZB zeigt dadurch, daß sie jede Menge "Leichen im Keller" hat, m.a.W. - wertlose "Wert"papiere, die von ihr als Sicherheit für aufgenommene Kredite akzeptiert wurden.
Ob sich wirklich "niemand beunruhigen" muß, wenn die EZB ein negatives Eigenkapital hat :hmm: - die "Euro-Retter" werden dieser Auffassung zuneigen, Vertrauen in die - umstrittene - Währung wird damit allerdings nicht geschaffen. :nein:

PS:
Im übrigen muß man darauf hinweisen, daß die EZB nur einen Teil der Staatsanleihen der Peripherieländer hält und insoweit auch nur hier - wenn überhaupt - eine "Neutralisierung" möglich wäre (vom Konflikt des Verbots der Staatsfinanzierung einmal ganz abgesehen). Beim ESM, bei den vielen Versicherungen, Pensionsfonds und Banken, die diese sog. "Wert"papiere halten greift diese Form der "Neutralisierung" nicht. Hier müssen die Forderungen abgeschrieben werden - und das führt zu verminderten Versicherungsleistungen, Renten usw..

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Maurus »

Caviteño hat geschrieben:
Haiduk hat geschrieben:Die Forderungen der AfD im Bereich Währungspolitik:
  • Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
  • Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.
  • Wir fordern eine Änderung der Europäischen Verträge, um jedem Staat ein Ausscheiden aus dem Euro zu ermöglichen. Jedes Volk muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen.
  • Wir fordern, dass Deutschland dieses Austrittsrecht aus dem Euro erzwingt, indem es weitere Hilfskredite des ESM mit seinem Veto blockiert.
  • Wir fordern, dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.
  • Wir fordern, dass hoffnungslos überschuldete Staaten durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.
  • In der Schuldenkrise müssen Banken ihre Verluste selbst tragen oder zu Lasten ihrer privaten Großgläubiger stabilisiert werden.
  • Wir fordern ein sofortiges Verbot des Ankaufs von Schrottpapieren durch die Europäische Zentralbank. Inflation darf nicht die Ersparnisse der Bürger aufzehren.
Wer kann eigentlich etwas gegen diese Forderungen haben?
Mir kommen sie jedenfalls teilweise nicht besonders durchdacht vor. Dabei beziehe ich mich auf die Punkte 5 bis 7. Die Lasten, die den Banken damit aufgezwungen werden, würden doch sicher mit deren Zusammenbruch enden. Nun ist es zwar inzwischen eine Art common sense geworden, dass die Banken um ihrer selbst willen »gerettet« werden, aber das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Wenn eine Bank zusammenbricht, dann verlieren Leute ihr Geld, bei denen diese Bank in der Kreide steht. Beim Kollaps einer Bank ist das sicher kein Problem, schließlich gibt es Einlagensicherungsfonds. Nur: Was ist beim Zusammenbruch des Bankensystems? Muss dann nicht der Staat einspringen? Was haben den Merkel und Steinbrück gemeint, als sie 2007 die Sicherheit der deutschen Spareinlagen garantiert haben? Doch wohl kaum, dass die Banken dafür gerade stehen. Es handelte sich um eine Staatsgarantie. Das von AfD vorgeschlagene Verfahren könnte also sehr wohl dazu führen, dass am Ende der Staat einspringen muss.

Des Weiteren finde ich es auch verwunderlich, wie nonchalant AfD von den Banken fordert, sich bei ihren Großgläubigern schadlos zu halten. Die Banken haben gar kein Recht, ihre Gläubiger einfach zu enteignen. Das müsste der Staat tun, wie in Zypern. Die Schieflage der Banken wäre in unserem Fall durch eine staatliche Maßnahme herbeigeführt worden, nämlich den Schuldenschnitt für angeblich überschuldete Staaten. Erst sorgt der Staat also für eine Schieflage bei den Banken, in dem er die Schuldner derselben entlastet, dann enteignet er die Großgläubiger, damit sich die Banken retten können. Die Großgläubiger bezahlen also die Schulden der europäischen Schuldenstaaten. Ich bin ja kein Großgläubiger, aber ich fände das trotz meiner sozialen Ader nicht witzig.

Daher verstehe ich nicht, aus welchen Gründen AfD einen Schuldenschnitt für die überschuldeten Länder fordert.

Ich frage mich auch: Wenn der Euro abgeschafft wird, auf welche Währung werden dann die ganzen Staatsanleihen umgerechnet? Einen Papiereuro? Der würde doch im Vergleich zu den neuen Landeswährungen der Schuldenstaaten erheblich aufgewertet und deren Schuldenlast noch drückender machen. Oder in die neue Landeswährung? Dann wären die Papiere nach kurzer Zeit wertlos und weitere Banken kämen ins Wanken. Deren Schrottpapiere würden anschließend vermutlich von den Zentralbanken aufgekauft werden müssen, oder? Diese geordnete Abwicklung erscheint mir auch sehr kompliziert und nicht risikofrei zu sein.

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Maurus hat geschrieben:Daher verstehe ich nicht, aus welchen Gründen AfD einen Schuldenschnitt für die überschuldeten Länder fordert.
Die Notwendigkeit eines Schuldenschnittes ergibt sich aus der Tatsache, daß der Schuldner seine Schulden einfach nicht bezahlen kann. Für den Gläubiger ist es besser einen Teil seines Geldes als gar nichts wiederzubekommen. Insofern ist die Forderung der AfD überhaupt nichts besonderes. Es gab ja auch schon einen Schuldenschnitt für Griechenland, der nicht zum Zusammenbruch unseres Finanzsystems geführt hat.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Maurus »

Haiduk hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Daher verstehe ich nicht, aus welchen Gründen AfD einen Schuldenschnitt für die überschuldeten Länder fordert.
Die Notwendigkeit eines Schuldenschnittes ergibt sich aus der Tatsache, daß der Schuldner seine Schulden einfach nicht bezahlen kann. Für den Gläubiger ist es besser einen Teil seines Geldes als gar nichts wiederzubekommen. Insofern ist die Forderung der AfD überhaupt nichts besonderes. Es gab ja auch schon einen Schuldenschnitt für Griechenland, der nicht zum Zusammenbruch unseres Finanzsystems geführt hat.
Der griechische Schuldenschnitt soll aber nicht ganz unschuldig am Zusammenbruch der zyprischen Banken sein. Wenn nun Schuldenschnitte für Italien, Spanien und Portugal ins Spiel gebracht werden, dann sieht die Sache nochmal anders aus, denn dort sind deutsche Banken sicherlich in größerem Umfang involviert.

Davon abgesehen lässt sich sicher die Notwendigkeit eines Schuldenschnitts begründen. Die Frage ist halt, wie das mit den anderen Forderungen der AfD zusammenpasst.

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Maurus hat geschrieben:
Haiduk hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Daher verstehe ich nicht, aus welchen Gründen AfD einen Schuldenschnitt für die überschuldeten Länder fordert.
Die Notwendigkeit eines Schuldenschnittes ergibt sich aus der Tatsache, daß der Schuldner seine Schulden einfach nicht bezahlen kann. Für den Gläubiger ist es besser einen Teil seines Geldes als gar nichts wiederzubekommen. Insofern ist die Forderung der AfD überhaupt nichts besonderes. Es gab ja auch schon einen Schuldenschnitt für Griechenland, der nicht zum Zusammenbruch unseres Finanzsystems geführt hat.
Der griechische Schuldenschnitt soll aber nicht ganz unschuldig am Zusammenbruch der zyprischen Banken sein. Wenn nun Schuldenschnitte für Italien, Spanien und Portugal ins Spiel gebracht werden, dann sieht die Sache nochmal anders aus, denn dort sind deutsche Banken sicherlich in größerem Umfang involviert.

Davon abgesehen lässt sich sicher die Notwendigkeit eines Schuldenschnitts begründen. Die Frage ist halt, wie das mit den anderen Forderungen der AfD zusammenpasst.
Ich lese die Punkte zum Schuldenschnitt einfach als Klarstellung, daß nicht endlos "gerettet" werden soll, wo nichts zu retten ist. Nachdem es bei der EU-Schuldenkrise schon vorher Schuldenschnitte gab, ist das eher eine programmatische Komplettierung zusätzlich zum Alleinstellungsmerkmal der geforderten "Wiedereinführung nationaler Währungen" bzw. der "Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde". Stünde das mit dem Schuldenschnitt nicht im Programm würde garantiert irgendein Schlaumeier angewatschelt kommen und sagen: "Das ist ja ganz nett, aber wieso schließt ihr einen Schuldenschnitt aus?" :roll:

Entscheidend ist, daß es Schuldenschnitte schon lang vor der AfD gab. Dewegen ist es unsinnig und unlauter, wenn Du nun bei der AfD darauf rumreitest. Schuldenschnitte gab es auch schon bei früheren Staatspleiten, etwa bei Argentien im Jahr 2000. Schuldenschnitte gibt es immer, wenn irgendjemand pleite ist und seine Gläubiger nicht mehr bedienen kann.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Die Frage ist doch nur, wer die Kosten des Schuldenschnittes tragen soll. Soll das derjenige sein, der dem zahlungsunfähigen Land dieses Geld geliehen hat (die naheliegendste Lösung) oder die Allgemeinheit. Wenn, wie bei dieser Euro-Rettungspolitik, einem überschuldeten Land neues Geld gegeben wird, damit alte Gläubiger ihre Zinsen bekommen, dann wird die Allgemeinheit dafür in Haftung genommen. Das kann entweder direkt geschehen, durch Zahlungen und Bürgschaften anderer Staaten, oder indirekt, durch den Aufkauf fauler Kredite durch die EZB, wordurch effektiv Geld gedruckt wird. Für eine Übergangszeit mag das vielleicht richtig sein, als langfristige Lösung eignet es sich aber nicht. Genau daran krankt die jetzige Rettungspolitik. Staaten wie Griechenland können noch so viel reformieren, sie werden nie aus der Schuldenspirale herauskommen. Wenn so ein Staat aber gar keine Hoffnung hat, dann kann das nur zu einer politischen Radikalisierung führen. Die jetzige Bundesregierung geht mit ihrer Politik davon aus, daß Deutschland deshalb so gut dasteht, weil es pollitische Reformen bei uns gab. Das stimmt aber nicht. Wir stehen deshalb so gut da, weil wir ein hochentwickeltes Industrieland sind und sehr leistungsfähige Unternehmen haben. Auf diesem Niveau wird Griechenland auch in 100 Jahren nicht sein ...
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Benutzeravatar
Haiduk
Beiträge: 1347
Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 20:02
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Haiduk »

Tories build secret alliance with Eurosceptics behind Merkel's back

Die für ihre EU-kritische Haltung bekannten britischen Konservativen sehen die AfD als Verbündeten und sollen bereits Kontakt aufgenommen haben. Bin mir nicht sicher ob's stimmt. Aber allein schon der Bericht dürfte Merkel sehr ungelegen kommen :D
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

Caviteño
Beiträge: 12725
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Caviteño »

Haiduk hat geschrieben: Die jetzige Bundesregierung geht mit ihrer Politik davon aus, daß Deutschland deshalb so gut dasteht, weil es pollitische Reformen bei uns gab. Das stimmt aber nicht. Wir stehen deshalb so gut da, weil wir ein hochentwickeltes Industrieland sind und sehr leistungsfähige Unternehmen haben. Auf diesem Niveau wird Griechenland auch in 1 Jahren nicht sein ...
:daumen-rauf:
Dazu kommt auch die Lohnzurückhaltung, die in D. in den Jahren 2 - 21 tlw. zu einem Reallohnverlust führte. Aus den Zahlen von eurostat kann man die Lohnentwicklung von 2 und 21 für die Länder abrufen:

Deutschland: 2 = 34.4 € - 21 = 42.4 € - Steigerung = 23%
Griechenland: 2 = 14.723 € - 21 = 29.16 € - Steigerung = 98%
Zypern: 2 = 16.86 € - 21 = 25.251 € - Steigerung = 57%
Portugal: 2 = 12.62 € - 21 = 17.352 € - Steigerung = 37%
Spanien: 2 = 17.432 € - 29 = 26.316 € - Steigerung = 51%
Frankreich: 2 = 26.712 € - 29 = 34.132 € - Steigerung = 27%

Quelle:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statis ... r_costs/de

Die früher in dieser Situation angewandte Lösung, die Landeswährung abzuwerten und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, gibt es seit der Euro-Einführung nicht mehr.
Man steht im Süden damit vor dem Problem, daß man eigentlich die Löhne kürzen müßte - was verständlicherweise auf den erbitterten Widerstand der Betroffenen stößt. Die anderen diskutierten Modelle (höhere Lohnabschlüsse in D., höhere Inflationsrate in D.) sind ebenfalls nicht durchführbar. In D. wissen die Gewerkschaften, daß die Konkurrenzunternehmen nicht oder kaum im Süden Europas sondern in Asien liegen. Dies führt zu moderateren Lohnabschlüssen in D.. Die betriebliche Vernetzung der Gewerkschaften durch Betriebs- und Aufsichtsräte spielt ebenfalls eine Rolle, denn sie hilft, die wirtschaftliche Situation besser einzuschätzen. Die Lohnabschlüsse werden hier voraussichtlich - wie in der Vergangenheit - unter denen der Südländer liegen und damit nicht helfen, die Wettbewerbsfähigkeit dort zu erhöhen.
Die Vorstellung einer höhere Inflationsrate ist in D. als in den Südländern ist aus historisch gewachsenen Gründen nicht realisierbar.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:Dazu kommt auch die Lohnzurückhaltung
Wann hörte man je von einer "Gewinnzurückhaltung"?

Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Dazu kommt auch die Lohnzurückhaltung
Wann hörte man je von einer "Gewinnzurückhaltung"?
Warum sollte man denn "Gewinnzurückhaltung" propagieren, wenn man doch weiss, daß auf höhere Gewinne mit einem gewissen zeitlichen Abstand auch höhere Löhne folgen? :kussmund:

Man kann natürlich auch gegen jegliche ökonomische Gesetzlichkeit "Armut für alle" propagieren, aber das letzte historische Experiment in dieser Richtung hat letztendlich zum Fall der Mauer geführt.
Steht Dir der Sinn nach einer Wiederholung dieser Experimente? :roll:

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Torsten »


Raphael

Re: Finanzmärkte - Finanzkrise - Zentralbanken

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:Für Raphael
Das ist aber ungeheuer lieb von Dir, nur brauch'ste nu wirklich versuchen, antikapitalistische Ideologien zu verbreiten. :streichel:
Besser wäre es, katholische Soziallehre zu Gehör bzw. vor's Auge zu bringen! :ikb_smoke:

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema