Was meint ihr dazu?Radio Vatikan (deutsch) hat geschrieben:Kardinal Joseph Ratzinger hält die Vereinigten Staaten für ein geglücktes Modell des Umgangs mit Religionen. Gegenüber Europa, das eine immer weiter gehende Trennung von Kirche und Staat vornimmt, stelle in den Vereinigten Staaten die Religion gleichsam den Rechtfertigungsfundus für das Handeln. Ratzinger: "Ich denke schon, dass in vielerlei Hinsicht das amerikanische Modell besser ist. Europa war im Staatskirchentum festgefahren, die Leute, die nicht einer Staatskirche zugehören wollten, sind nach Amerika gegangen und haben bewusst einen Staat geschaffen, der selber nicht eine Kirche vorschreibt, der aber dennoch nicht als religiös neutral erfahren wird, sondern als der Raum, in dem Religionen sich bewegen können und auch öffentliche Gestaltungsfreiheit haben, nicht bloß ins Private verwiesen sind. Insofern kann man ohne weiteres von Amerika lernen. Der Vorgang, dass der Staat Raum gibt für Religion, sie aber nicht selbst vorgibt, aber doch wieder davon lebt, dass sie da ist und öffentlich Gestaltungskraft hat, ist sicher eine positive Form."
"Modell Amerika" als Vorbild?
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Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
Oje, Micha, du hast bei dem Thema nicht eben die vollkommene katholische Gelassenheit?
Die Ablehnung des "atheistischen" Staates durch den Kardinal ist begrüßenswert. Aber ich sehe in den USA von 2004 keine Alternative zu Europa.
@Micha
Bush und die Seinen haben das "moralische Empfinden" der Bürger nicht hervorgebracht, sondern sind deswegen gewählt worden.
Es ist zur Zeit so, dass muslimische US-Bürger von Verfolgung und Bespitzelung sprechen. - Dies ist vielleicht nachvollziehbar, man kann aber dann das Land nicht als Raum bezeichnen, "in dem sich Religionen bewegen können und öffentliche Gestaltungsfreiheit haben".Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Leute....... haben bewusst einen Staat geschaffen, der selber nicht eine Kirche vorschreibt, der aber dennoch nicht als religiös neutral erfahren wird, sondern als der Raum, in dem Religionen sich bewegen können und auch öffentliche Gestaltungsfreiheit haben, nicht bloß ins Private verwiesen sind.
Die Ablehnung des "atheistischen" Staates durch den Kardinal ist begrüßenswert. Aber ich sehe in den USA von 2004 keine Alternative zu Europa.
@Micha
Bush und die Seinen haben das "moralische Empfinden" der Bürger nicht hervorgebracht, sondern sind deswegen gewählt worden.
- Erich_D
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Leute, so geht's nicht. Ihr könnt nicht alles negative in den USA gegen diese Aussage von Kardinal Ratzinger ins Feld führen. Sonst könnte ich gleicherweise alles negative hier in Europa ins Feld führen und damit "nachweisen", wie recht der Kardinal doch hatte.
Man muss schon gleiches mit gleichem vergleichen. Wenn Ratzinger schreibt, die USA wären sozusagen ein "Raum, in dem Religionen sich bewegen können und auch öffentliche Gestaltungsfreiheit haben, nicht bloß ins Private verwiesen sind", dann - wenn Ihr mit dieser Meinung nicht übereinstimmt - führt Argumente auf, führt Nachweise an, dass dies eben nicht so ist, dass die USA kein Raum sind, "in dem Religionen sich bewegen können ..." etc.
Vielleicht darf ich auch daran erinnern, dass zur Zeit in Europa Moscheen brennen, und nicht in den USA. Die europäische Toleranz, ist sie nicht eine große (Selbst)lüge? Welcher Kontinent plant nicht schon mal Auffanglager auf einem anderen Kontinent, weil er sich von den Fremden nicht in die fette Suppe spucken lassen will? Woher als der Habitus einer (nicht vorhandenen) moralischen Überlegenheit?
Man muss schon gleiches mit gleichem vergleichen. Wenn Ratzinger schreibt, die USA wären sozusagen ein "Raum, in dem Religionen sich bewegen können und auch öffentliche Gestaltungsfreiheit haben, nicht bloß ins Private verwiesen sind", dann - wenn Ihr mit dieser Meinung nicht übereinstimmt - führt Argumente auf, führt Nachweise an, dass dies eben nicht so ist, dass die USA kein Raum sind, "in dem Religionen sich bewegen können ..." etc.
Vielleicht darf ich auch daran erinnern, dass zur Zeit in Europa Moscheen brennen, und nicht in den USA. Die europäische Toleranz, ist sie nicht eine große (Selbst)lüge? Welcher Kontinent plant nicht schon mal Auffanglager auf einem anderen Kontinent, weil er sich von den Fremden nicht in die fette Suppe spucken lassen will? Woher als der Habitus einer (nicht vorhandenen) moralischen Überlegenheit?
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."
Jede Medaille hat zwei Seiten.Erich_D hat geschrieben:Leute, so geht's nicht. Ihr könnt nicht alles negative in den USA gegen diese Aussage von Kardinal Ratzinger ins Feld führen. Sonst könnte ich gleicherweise alles negative hier in Europa ins Feld führen und damit "nachweisen", wie recht der Kardinal doch hatte.
Man muss schon gleiches mit gleichem vergleichen. Wenn Ratzinger schreibt, die USA wären sozusagen ein "Raum, in dem Religionen sich bewegen können und auch öffentliche Gestaltungsfreiheit haben, nicht bloß ins Private verwiesen sind", dann - wenn Ihr mit dieser Meinung nicht übereinstimmt - führt Argumente auf, führt Nachweise an, dass dies eben nicht so ist, dass die USA kein Raum sind, "in dem Religionen sich bewegen können ..." etc.
Vielleicht darf ich auch daran erinnern, dass zur Zeit in Europa Moscheen brennen, und nicht in den USA. Die europäische Toleranz, ist sie nicht eine große (Selbst)lüge? Welcher Kontinent plant nicht schon mal Auffanglager auf einem anderen Kontinent, weil er sich von den Fremden nicht in die fette Suppe spucken lassen will? Woher als der Habitus einer (nicht vorhandenen) moralischen Überlegenheit?
In Europa denken einige Politiker darüber nach, ob man "Auffanglager" in Nordafrika bauen soll, die USA haben einen antimexikanischen Schutzwall errichtet und schicken Flüchtlinge aus Kuba die sie aus dem Golf fischen direkt zurück nach Kuba, wo ihnen wegen "Republikflucht" das Gefängnis droht.
Was meint der Kardinal eigentlich mit dem "Raum in dem sich die Religionen (in den USA) bewegen können"? Können sie das hierzulande nicht?
Kirchensteuer, in den USA undenkbar!
Alle möglichen öffentlichen Kommissionen vom Rundfunkbeirat bis zur Ethikkommission in denen ganz selbstverständlich Kirchenvertreter sitzen, in den USA undenkbar!
Allerheiligen, Fronleichnam, Himmelfahrt, Dreikönig, Karfreitag, in den USA schlicht undenkbar!
Während hierzulande die Kirchen jedes Jahr mit Millionenbeträgen aus Steuergeldern unterstützt werden, diskutiert man in den USA aktuell darüber, ob es zulässig ist, kirchlichen Sozialeinrichtungen für konkrete soziale Projekte Unterstützung aus staatlichen Sozialfonds zu geben.
Ist die Tatsache, dass Bush in seinen Reden Gott öfter bemüht als die meisten Priester während ihrer Sonntagspredigt wirklich ein gutes Zeichen?
Ist die Tatsache, dass auf den Koppelschlössern der Bundeswehr nicht mehr steht "Gott mit uns" wirklich schlecht?
Amerikaner können es nicht fassen, dass bei uns am Sonntag die Geschäfte geschlossen bleiben weil das der Tag des Herrn ist, dafür erzählen sie einem während des allsonntäglichen Shoppings in der Mall oder bei Walmart gern ungefragt, dass sie "Jesus as my personal savior" akzeptiert hätten und deswegen genau wüssten, dass sie, im Gegensatz zu den gottlosen sozialistischen Europäern errettet werden....
Dafür darf man Sonntags in Amerika in vielen Staaten im Supermarkt kein Bier kaufen, aber ob es das ist, was der Kardinal gemeint hat?
Ich hab da so meine Zweifel.
Werner
Also das, was Kardinal Ratzinger dort gesagt/geschrieben hat, würde ich gern erst mal im Kontext sehen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das alles ist, was er zu Amerika zu sagen hat.Erich_D hat geschrieben:Leute, so geht's nicht. Ihr könnt nicht alles negative in den USA gegen diese Aussage von Kardinal Ratzinger ins Feld führen. Sonst könnte ich gleicherweise alles negative hier in Europa ins Feld führen und damit "nachweisen", wie recht der Kardinal doch hatte.
So ist es für mich auch eine Frage der Galubwürdigkeit einer Regierung, die sich u.a. auf den Christlichen Glauben beruft, wie ihre Politik insgesamt aussieht.
Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass der amerikanische Präsident gern mit einigen plakativen (populistischen?) Thesen ihre Christliche Ausrichtung herauskehren (Abtreibung und Ehe/Partnerschaft von homosexuell Orientierten) an anderer Stelle jedoch weniger das Wort Gottes in den Vordergrund stellen. Da wird die ganze restliche Welt "belogen" wenn es um die Begründung des Krieges gegen den Irak geht.
Da wird an der Todesstrafe festgehalten. Da wird weiter eine Politik gefördert, die Besitz und Macht an die erste Stelle stellt.
Sehe ich mir die Taten an, kann ich den Worten nicht so recht trauen.
Bernd Heinrich
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Konnte ihn noch nicht fragen.Micha hat geschrieben: Was sagt denn der heilige Vater dazu?
Würde ich alles zwar vermissen, aber nicht aus Gründen der Pietät, sondern weil ich dann extra einen Urlaubstag nehmen müsste. Also: nicht schlimm.Werner001 hat geschrieben:Kirchensteuer, in den USA undenkbar!
Alle möglichen öffentlichen Kommissionen vom Rundfunkbeirat bis zur Ethikkommission in denen ganz selbstverständlich Kirchenvertreter sitzen, in den USA undenkbar!
Allerheiligen, Fronleichnam, Himmelfahrt, Dreikönig, Karfreitag, in den USA schlicht undenkbar!
Für die Priester sicher nicht. Aber ich bin auch bei Bush skeptisch.Ist die Tatsache, dass Bush in seinen Reden Gott öfter bemüht als die meisten Priester während ihrer Sonntagspredigt wirklich ein gutes Zeichen?
Nota bene: Ratzinger spricht vom amerikanischen Modell, nicht von der Bush-Regierung!
Hier dazu etwas, was Herr Schröder gesagt hat:
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe ... tm?id=8769
Wenn wir den umstrittenen Bush mal beiseite lassen, so ist es doch ganz absurd zu meinen, dass ein Politiker, der wirklich Christ ist, nicht seine Überzeugungen auch in die Politik einbringen soll. Aber diese Kanzlermeinung ist ja mittlerweile in Europa wie der Fall Buttiglione beweist, schon zur Normalität geworden. Als ob die Gottlosen keine Überzeugungen hätten, die sie auch in praktische Politik umsetzen würden und wie sie es tun [Punkt] Ich verweise nur auf Homo"ehe" und anderes.
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe ... tm?id=8769
Wenn wir den umstrittenen Bush mal beiseite lassen, so ist es doch ganz absurd zu meinen, dass ein Politiker, der wirklich Christ ist, nicht seine Überzeugungen auch in die Politik einbringen soll. Aber diese Kanzlermeinung ist ja mittlerweile in Europa wie der Fall Buttiglione beweist, schon zur Normalität geworden. Als ob die Gottlosen keine Überzeugungen hätten, die sie auch in praktische Politik umsetzen würden und wie sie es tun [Punkt] Ich verweise nur auf Homo"ehe" und anderes.
Von einem Politiker, dessen Wertekanon ungefähr genauso groß ist, wie seine Fähigkeit Visionen zu bilden, kann man nichts anderes erwarten, als dass er unverbrüchliche Werte ablehnt. Das liefe ja darauf hinaus, dass man eine Überzeugung hat, die nicht wie die Unterhose gewechselt wird.Edi hat geschrieben:Hier dazu etwas, was Herr Schröder gesagt hat:
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe ... tm?id=8769
Das würde demFähnchen-auf-dem-Turme-Marketing-Medien-Konzept-Menschen doch erheblich schaden.
Bernd Heinrich
Bush ist ja nur durch diese "amerikanische Modll" überhaupt möglich geworden, und genau durch das, was Ratzinger so preist, gerade wiedergewählt worden!Geronimo hat geschrieben:Genau.Ralf hat geschrieben:
Nota bene: Ratzinger spricht vom amerikanischen Modell, nicht von der Bush-Regierung!
Geronimo
Werner
Ich kann auf die Freiheit verzichten meinen Glauben wie ein Pharisäer an die Brust zu heften und dafür auf die Schulter geklopft zu werden. Um danach mitzubekommen das ich selbst aund andere es eigentlich gar net ernstnehmen. Lieber ein du spinnst und man nimmt mich ernst, als wie wenn die Religion wie ein Kleidungstück beim Verlassen des Hauses angelegt wird und keiner nimmt mich ernst.
Lieber ein europäischer Narr als ein amerikanischer Heiliger.
LG
Fiore
Lieber ein europäischer Narr als ein amerikanischer Heiliger.
LG
Fiore
Ach, was wären wir bloß ohne Feindbilder in Christi Namen, was?Werner001 hat geschrieben:Bush ist ja nur durch diese "amerikanische Modll" überhaupt möglich geworden, und genau durch das, was Ratzinger so preist, gerade wiedergewählt worden!
Dieses amerikanische Modell der Wahl nennt sich Demokratie. Nicht besser oder schlechter als hierzulande. Anders ja, aber schlechter? Hybris.
Außerdem redet Ratzinger von etwas anderem (nämlich vom Verhältis Religion-Staat), bei einer Kerry-Wahl hätte sich an Ratzis Aussage nichts geändert (ähnliches hat er schon früher gesagt). Doch das scheint manchen hier nicht zu interessieren, siehe erster Satz.
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Alles sehr verständlich was bisher ,so an Argumenten und Fakten geschrieben wurde.
In den USA ist der Umgang mit dem persönlichen Glauben, das Lesen der Bibel every Day in gewisser Weise ein Volkssport.
Das ist in Deutschland nicht der Fall.Wer bekennt oft oder tgl. in der Bibel und oder ähnlichen wichtigen religiösen Werken liest, der wird doch meist als sehr engstirniger,bigotter, frömmelnder, unangenehmer Mitmensch einsortiert.
Der alltägliche Umgang mit der Bibel und ähnlichen wichtigen religiösen Werken ist net Volkssport in Deutschland.
Vermutlich in diese Richtung sind die Gedankengänge von JR einzuordnen.
Fand dieses Statesment eigentlich ganz gut. Hat mir gefallen.
Gruß,
Elisabeth
In den USA ist der Umgang mit dem persönlichen Glauben, das Lesen der Bibel every Day in gewisser Weise ein Volkssport.
Das ist in Deutschland nicht der Fall.Wer bekennt oft oder tgl. in der Bibel und oder ähnlichen wichtigen religiösen Werken liest, der wird doch meist als sehr engstirniger,bigotter, frömmelnder, unangenehmer Mitmensch einsortiert.
Der alltägliche Umgang mit der Bibel und ähnlichen wichtigen religiösen Werken ist net Volkssport in Deutschland.
Vermutlich in diese Richtung sind die Gedankengänge von JR einzuordnen.
Fand dieses Statesment eigentlich ganz gut. Hat mir gefallen.
Gruß,
Elisabeth
Zuletzt geändert von Fichtel-Wichtel am Mittwoch 24. November 2004, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Bei uns in Europa haben wir zwar christliche Feiertage, Religionsunterricht und in skandinavischen Laendern sogar Staatskirchen, aber gelebt wird der Glaube wenig. Es ist eigentlich alles nur Fassade. Das Gegenbild dazu sind die USA: Dort ist das Christentum sehr lebendig, geht den Menschen bis ins Mark hinein, auch ohne dass man dazu besondere Unterstuetzung vom Staat verlangen wuerde. Darauf kam es Kardinal R. wohl an. Er ist halt doch ein Guter. Und kein Machtmensch, der um jeden Preis die Macht der Kirche erhalten will. Er will, dass die Menschen glauben!
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Zerbricht der Hegemon?
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... assen.html
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... assen.html
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Etwas ähnliches geisterte vor einiger Zeit auch durch die Presse - eine mögliche Abspaltung von Kalifornien, einem Bundesstaat, im dem jetzt bereits die Latinos die Bevölkerungsmehrheit stellen (sollen):Niels hat geschrieben:Zerbricht der Hegemon?
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... assen.html
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1813317/
Ich glaube aber, daß die USA in den nächsten Jahren eine ungeahnte Renaissance erleben werden.
Der Grund:
Fracking wird sie von Öl- und Gasimporten unabhängig machen.
http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/ ... hwung.htmlAllein die USA präsidieren über Schiefergasreserven von 862 Billionen Kubikfuß. Das reicht aus, um den eigenen Verbrauch für 35 Jahre zu decken. China hat zwar theoretisch noch größere Vorkommen, die dortige Technologie ist jedoch nicht so weit entwickelt. Folglich werden die USA auf viele Jahre der Schiefergasproduzent Nummer eins sein.
Seit dem Jahr 26 haben die Amerikaner ihren Gas-Output um 27 Prozent gesteigert. Den USA kommt ihre relativ geringe Bevölkerungsdichte zugute, außerdem hat das Land eine große Tradition als Energieproduzent. Bis in die 5er-Jahre hinein waren die USA der größte Öl-Förderer. Dazu kommt eine relativ breite politische Unterstützung für die Fracking-Industrie.
(...)
Amerika wird sogar ein altes strategisches Ziel erreichen: unabhängig zu sein von teuren Energieimporten. Vermutlich schon Anfang der nächsten Dekade wird die Supermacht selbst genügend Öl und Gas produzieren, um die heimische Nachfrage zu decken. Schon 22 wird das Land dann Saudi-Arabien den Rang des größten Ölproduzenten streitig machen.
Die Auswirkungen einer von Energieimporten weitgehend unabhängigen USA mit einer dann vielleicht sogar ausgeglichenen Handelsbilanz (keine Ölimporte mehr!), dürften überhaupt noch nicht abzuschätzen sein.
Warum sollten sich die USA weiterhin in den arabischen Ländern engagieren, wenn sie nicht mehr von deren Ölimporten abhängig sein sollten? Und Europa baut seine Abhängigkeit von dieser Region durch z.B. das Projekt "desertec" weiter aus.....
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Ist es aber nicht so, dass ein autarkes Land zum Isolationismus neigt? Wenn die USA kein wirtschaftliches Interesse mehr an der Golfregion hätten, wieso sollten sie dann dort noch Militärbasen unterhalten? Für Europa wäre das wohl ziemlich schlecht, denn wir sind auf das Öl von dort angewiesen.Caviteño hat geschrieben:Etwas ähnliches geisterte vor einiger Zeit auch durch die Presse - eine mögliche Abspaltung von Kalifornien, einem Bundesstaat, im dem jetzt bereits die Latinos die Bevölkerungsmehrheit stellen (sollen):Niels hat geschrieben:Zerbricht der Hegemon?
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... assen.html
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1813317/
Ich glaube aber, daß die USA in den nächsten Jahren eine ungeahnte Renaissance erleben werden.
Der Grund:
Fracking wird sie von Öl- und Gasimporten unabhängig machen.
http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/ ... hwung.htmlAllein die USA präsidieren über Schiefergasreserven von 862 Billionen Kubikfuß. Das reicht aus, um den eigenen Verbrauch für 35 Jahre zu decken. China hat zwar theoretisch noch größere Vorkommen, die dortige Technologie ist jedoch nicht so weit entwickelt. Folglich werden die USA auf viele Jahre der Schiefergasproduzent Nummer eins sein.
Seit dem Jahr 26 haben die Amerikaner ihren Gas-Output um 27 Prozent gesteigert. Den USA kommt ihre relativ geringe Bevölkerungsdichte zugute, außerdem hat das Land eine große Tradition als Energieproduzent. Bis in die 5er-Jahre hinein waren die USA der größte Öl-Förderer. Dazu kommt eine relativ breite politische Unterstützung für die Fracking-Industrie.
(...)
Amerika wird sogar ein altes strategisches Ziel erreichen: unabhängig zu sein von teuren Energieimporten. Vermutlich schon Anfang der nächsten Dekade wird die Supermacht selbst genügend Öl und Gas produzieren, um die heimische Nachfrage zu decken. Schon 22 wird das Land dann Saudi-Arabien den Rang des größten Ölproduzenten streitig machen.
Die Auswirkungen einer von Energieimporten weitgehend unabhängigen USA mit einer dann vielleicht sogar ausgeglichenen Handelsbilanz (keine Ölimporte mehr!), dürften überhaupt noch nicht abzuschätzen sein.
Warum sollten sich die USA weiterhin in den arabischen Ländern engagieren, wenn sie nicht mehr von deren Ölimporten abhängig sein sollten? Und Europa baut seine Abhängigkeit von dieser Region durch z.B. das Projekt "desertec" weiter aus.....
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Das sehe ich genauso und meine Frage war mehr rhetorischer Natur.Maurus hat geschrieben:Ist es aber nicht so, dass ein autarkes Land zum Isolationismus neigt? Wenn die USA kein wirtschaftliches Interesse mehr an der Golfregion hätten, wieso sollten sie dann dort noch Militärbasen unterhalten? Für Europa wäre das wohl ziemlich schlecht, denn wir sind auf das Öl von dort angewiesen.Caviteño hat geschrieben: Die Auswirkungen einer von Energieimporten weitgehend unabhängigen USA mit einer dann vielleicht sogar ausgeglichenen Handelsbilanz (keine Ölimporte mehr!), dürften überhaupt noch nicht abzuschätzen sein.
Warum sollten sich die USA weiterhin in den arabischen Ländern engagieren, wenn sie nicht mehr von deren Ölimporten abhängig sein sollten? Und Europa baut seine Abhängigkeit von dieser Region durch z.B. das Projekt "desertec" weiter aus.....
Wenn die USA von Ölimporten aus der Region unabhängig sind kann es ihnen eigentlich ziemlich egal sein, ob das Öl von dort ungehindert fließt (z.B. durch Straße von Hormuz). Böse Zungen könnten sogar behaupten, daß ein Störung durchaus im Interesse der USA läge, denn ein verminderter Ölfluß würde die Konkurrenten (China, Japan, Europa - allesamt Ölimporteure) schwächen.
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Dazu müssen sie vermeiden, beim "Fiscal Cliff" abzustürzen. Um den Haushalt einigermaßen auszugleichen, müssen sie extrem sparen. Da der größte Posten das Pentagon ist, werden sie vermutlich beim Militär sparen müssen. Das könnte den Chinesen bei ihrem Machtaufstieg helfen.Caviteno hat geschrieben:Ich glaube aber, daß die USA in den nächsten Jahren eine ungeahnte Renaissance erleben werden.
Ich gehe insgesamt davon aus, dass es in Zukunft ein gleichberechtigtes Tandem von USA und China gibt. Wenn sie sich zusammen raufen, können sie in der Welt die Rolle bekommen, die Deutschland und Frankreich bisher in Europa hatten.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Naja, die Chinesen könnten die amerikanischen Basen ja auch pfänden . Spaß beiseite: Ein Rückzug der Amerikaner würde sicher den Nachzug Chinas bedeuten. Die Europäer würden den Abschied vom Erdöl sicher forcieren. Nur ist das sehr teuer, und angesichts der Finanzprobleme sicher nur schwierig zu bezahlen.Caviteño hat geschrieben:Das sehe ich genauso und meine Frage war mehr rhetorischer Natur.Maurus hat geschrieben:Ist es aber nicht so, dass ein autarkes Land zum Isolationismus neigt? Wenn die USA kein wirtschaftliches Interesse mehr an der Golfregion hätten, wieso sollten sie dann dort noch Militärbasen unterhalten? Für Europa wäre das wohl ziemlich schlecht, denn wir sind auf das Öl von dort angewiesen.Caviteño hat geschrieben: Die Auswirkungen einer von Energieimporten weitgehend unabhängigen USA mit einer dann vielleicht sogar ausgeglichenen Handelsbilanz (keine Ölimporte mehr!), dürften überhaupt noch nicht abzuschätzen sein.
Warum sollten sich die USA weiterhin in den arabischen Ländern engagieren, wenn sie nicht mehr von deren Ölimporten abhängig sein sollten? Und Europa baut seine Abhängigkeit von dieser Region durch z.B. das Projekt "desertec" weiter aus.....
Wenn die USA von Ölimporten aus der Region unabhängig sind kann es ihnen eigentlich ziemlich egal sein, ob das Öl von dort ungehindert fließt (z.B. durch Straße von Hormuz). Böse Zungen könnten sogar behaupten, daß ein Störung durchaus im Interesse der USA läge, denn ein verminderter Ölfluß würde die Konkurrenten (China, Japan, Europa - allesamt Ölimporteure) schwächen.
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Sorry Maurus, aber da ist mir zuviel "sicher" drin:Maurus hat geschrieben: Ein Rückzug der Amerikaner würde sicher den Nachzug Chinas bedeuten. Die Europäer würden den Abschied vom Erdöl sicher forcieren. Nur ist das sehr teuer, und angesichts der Finanzprobleme sicher nur schwierig zu bezahlen.
Womit wollten die Chinesen denn die reichen Ölstaaten (Saudi-Arabien, Kuweit, UAE, also dort wo jetzt US-Basen bestehen) ködern? Geld haben die selbst genug - also könnten die Chinesen mit Investitionen nicht locken (wobei die Erdölindustrie sowieso nicht privatisiert und in ausl. Hände gehen würde).
Günstigen Warenlieferungen? Ob das chinesische Warenangebot den Ansprüchen dort gerecht wird, wage ich mal zu bezweifeln.
Militärischer Schutz? Ob China dazu in der Lage wäre und die Ölstaaten das akzeptieren wollen....
Abschied vom Erdöl in Europa?
Schwierig, teuer und fraglich. Womit sollen denn die Autos fahren - mit Strom aus Windkraft und Sonne aus der Sahara?
Die ursprüngliche Planung für die Elektroautos lief ja darauf hinaus, daß sie nachts mit Strom aus dem Grundlastbereich (= Atomkraftwerke) aufgeladen würden. Durch die Energiewende muß man sich jetzt was Neues einfallen lassen, denn nachts scheint bisher die Sonne nicht und auch der Wind ist meist schwächer als am Tage. Blieben nur Kohlekraftwerke - aber die sollen auch wegen der CO2-Verschmutzung zurückgefahren werden.
Schon bei der ersten Erdölkrise schwadronierte die damalige politische Elite davon, den Ölbedarf Europas zu verringern, denn der Preis stieg ja auf unglaubliche 5 USD (je barrel, nicht je liter !). Haben sich die Öleinfuhren seither verringert?
Trotz aller politisch verordneten Energiewenden, -sparmaßnahmen und -umstellungen wird sich daran mE auch in absehbarer Zukunft nichts ändern.
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Ron Paul befürwortet Sezession: http://paul.house.gov/index.php?option= ... &Itemid=69Niels hat geschrieben:Zerbricht der Hegemon?
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... assen.html
Keep in mind that the first and third paragraphs of the Declaration of Independence expressly contemplate the dissolution of a political union when the underlying government becomes tyrannical.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Re: "Modell Amerika" als Vorbild?
Naja, China wird in dem Sektor noch gewaltig aufholen. Schon jetzt rüstet es ja kräftig auf. Wenn seine Industrialisierung fortschreitet, dann wird es bei 1,4 Mrd. Einwohnern irgendwann ein BIP haben, mit dem es alle anderen totrüsten kann.Caviteño hat geschrieben:Sorry Maurus, aber da ist mir zuviel "sicher" drin:Maurus hat geschrieben: Ein Rückzug der Amerikaner würde sicher den Nachzug Chinas bedeuten. Die Europäer würden den Abschied vom Erdöl sicher forcieren. Nur ist das sehr teuer, und angesichts der Finanzprobleme sicher nur schwierig zu bezahlen.
Womit wollten die Chinesen denn die reichen Ölstaaten (Saudi-Arabien, Kuweit, UAE, also dort wo jetzt US-Basen bestehen) ködern? Geld haben die selbst genug - also könnten die Chinesen mit Investitionen nicht locken (wobei die Erdölindustrie sowieso nicht privatisiert und in ausl. Hände gehen würde).
Günstigen Warenlieferungen? Ob das chinesische Warenangebot den Ansprüchen dort gerecht wird, wage ich mal zu bezweifeln.
Militärischer Schutz? Ob China dazu in der Lage wäre und die Ölstaaten das akzeptieren wollen....
Ja, ich halte es ja auch für fraglich. Aber irgendwas wird man sich schon überlegen müssen. Selbst wenn der Hahn weiter läuft - billiger wirds nicht werden.Abschied vom Erdöl in Europa?
Schwierig, teuer und fraglich. Womit sollen denn die Autos fahren - mit Strom aus Windkraft und Sonne aus der Sahara?
Die ursprüngliche Planung für die Elektroautos lief ja darauf hinaus, daß sie nachts mit Strom aus dem Grundlastbereich (= Atomkraftwerke) aufgeladen würden. Durch die Energiewende muß man sich jetzt was Neues einfallen lassen, denn nachts scheint bisher die Sonne nicht und auch der Wind ist meist schwächer als am Tage. Blieben nur Kohlekraftwerke - aber die sollen auch wegen der CO2-Verschmutzung zurückgefahren werden.
Schon bei der ersten Erdölkrise schwadronierte die damalige politische Elite davon, den Ölbedarf Europas zu verringern, denn der Preis stieg ja auf unglaubliche 5 USD (je barrel, nicht je liter !). Haben sich die Öleinfuhren seither verringert?
Trotz aller politisch verordneten Energiewenden, -sparmaßnahmen und -umstellungen wird sich daran mE auch in absehbarer Zukunft nichts ändern.