Peregrin hat geschrieben:Die Medienmeute ist kein Gericht und ihr Kesseltreiben kein rechtsstaatliches Verfahren.
Wie hätte die "Mediemeute" sich denn nach Deiner Meinung verhalten sollen?
Der Ministerpräsident (MP) eines Landes beantwortet die Fragen der Volksvertreter, formal korrekt, aber eben nicht vollständig. Das wird der "Medienmeute" "gestochen". Er ist auch nicht das erste Mal, daß dieser MP es mit der Trennung dienstlich und privat nicht allzu genau nimmt (Upgrading bei der Flugaffäre).
Man ermittelt - der Spiegel klagt sogar bis zum BVerfG (und erhält Recht!), um Einblick in das entsprechende Grundbuchblatt zu erhalten. Schwer vorstellbar, daß der MP und spätere BP davon nie etwas mitbekommen hat.
Nach Abschluß der Recherchen - die BILD war diesmal am schnellsten - wird der BP von der geplanten Veröffentlichung unterrichtet und um Stellungnahme gebeten.
Hat sich die "Medienmeute" bis zu diesem Zeitpunkt nicht korrekt verhalten?
Ich will gar nicht auf den äußerst unappetlichen Telefonanruf eingehen. Der BP erklärt sich und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Nur scheibchenweise wird etwas zugegeben - immer das, was bereits bekannt ist und/oder kurz vor der Veröffentlichung steht. Wenn einmal recherchiert wird, kommen - sofern vorhanden - auch noch andere "Leichen" an's Licht - z.B. die kostenlosen Urlaube bei "Freunden".
Aber bleiben wir bei dem Kredit.
Nicht nur, daß die ganze Abwicklung des ersten Kredits mit Geerkens dafür spricht, daß Wulff sich der unüblichen Fallgestaltung (Verschleierung des Darlehnsgebers durch anonymisierten Bundesbankscheck, keine Eintragung einer Sicherheit im Grundbuch) durchaus bewußt war, der Kredit wurde auch in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Anfrage abgelöst und umgeschuldet. Anstatt aus Erfahrung klug zu werden, konnte Wulff es nicht lassen, wieder ein Schnäppchen machen zu wollen; ausgerechnet bei einer Bankengruppe, mit der er auch als MP kurz vorher zu tun hat.
Als die hier gewährten Sonderkonditionen öffentlich werden, erfolgt eine erneute Umschuldung (diesmal angeblich zum "Normaltarif"). Trotzdem sind auch hier die seine Erläuerungen bei Nachfragen mit juristische Finessen und Nebelkerzen gespickt:
Die BW Bank hat der Darstellung von Bundespräsident Christian Wulff hinsichtlich des Zustandekommens der Kreditvereinbarung zu Finanzierung seines Privathauses teilweise widersprochen. Wulff hatte am Mittwoch gesagt, dass der Vertrag mit einer mündlichen Vereinbarung zwischen ihm und der Bank bereits im November zustande gekommen sei. Die Bank teilte der Zeitung "Die Welt" nun mit, eine mündliche Vereinbarung reiche jedoch nicht aus.
"Ein Kreditvertrag mit Verbrauchern bedarf der Schriftform", heißt es in einer Antwort der Bank auf eine entsprechende Anfrage der Zeitung. Einen schriftlichen Vertrag habe die Bank aber erst am 12. Dezember an Wulff geschickt, unterschrieben habe er den Kreditvertrag am 21. Dezember und damit rund eine Woche nach den ersten Medienberichten über seine Hausfinanzierung. Bei der Bank sei der unterschriebene Vertrag erst am 27. Dezember eingegangen.
Wulff hatte am Mittwoch in einem Fernsehinterview Vorwürfen widersprochen, der neue Kreditvertrag mit der BW Bank sei deutlich später zustande gekommen als von ihm zunächst angegeben.
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 5463.html
Wulff hatte im Fernsehinterview Vorwürfen widersprochen, der neue Kreditvertrag mit der BW Bank, der ein günstigeres Geldmarktdarlehen ablösen soll, sei deutlich später zustande gekommen als von ihm zunächst angegeben. „Denn wenn Sie am 25. November sich geeinigt haben (…), dann ist der Vertrag geschlossen“, sagte er im Interview. Es gelte „Handschlagqualität in diesem Bereich, wenn man sich mit einer Bank verständigt“.
Die BW Bank bestätigte „Welt Online“ zwar, dass alle Konditionen des Kredits am 25. November vereinbart worden seien – betonte aber die Notwendigkeit der Schriftform. Dies deckt sich mit Auskünften anderer Banken.
Selbst ein vermögender Kunde bekomme in mündlicher Form allenfalls eine vorbehaltliche Kreditzusage, danach müsse die interne Risikoprüfung zustimmen, hieß es bei zwei auf wohlhabende Kunden spezialisierten Instituten. Kredite per Handschlag zu vergeben, „das war vielleicht früher einmal Usus, heute aber nicht mehr“, sagte ein Banker.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... redit.html
Wenn aber der BP immer nur scheibchenweise mit Informationen herausrückt, Nachfragen erforderlich sind und sich dann ggfs. wieder neue Gesichtspunkte ergeben, die weitere Fragen hervorrufen - wer trägt dann die Verantwortung, daß sich das Thema nicht beruhigt?
Der BP, der durch eine wirklich umfassende Erklärung für eine Klarstellung sorgen kann (und nur
er kann das, nicht sein Büro oder seine Anwälte) oder die "Medienmeute"? Ist es nicht Aufgabe der "Medienmeute", diese offenen Fragen zu stellen?
Wulff wußte seit Wochen/Monaten, daß ihm in dieser Sache die Presse auf der Spur ist - die unabhängige Presse, die er sonst in arabischen Ländern als so notwendig lobt.
Das Mindeste was man Wulff vorwerfen muß, ist ein desaströses Krisenmanagement - er ist offensichtlich überfordert, dem Amt nicht gewachsen. Schon allein das wäre ein Grund, seinen Rücktritt zu fordern. Denn wie will ein Präsident, der sich bei Anrufen mißverständlich (um einmal die günstigste Version zu wählen) ausdrückt, bei einer wirklichen Staatskrise agieren, wenn alle auf sein "Wort" warten?
Aber auch seine Freiflüge, Billigkredite und -urlaube bei "Freunden" lassen die notwendige Distanz vermissen. Ich bin im Forum wirklich nicht als Freund von Frau Merkel bekannt, aber in dieser Hinsicht hebt sie sich wohlwollend vom Wulff'schen Klüngel ab, der vielleicht ehr in's Rheinland als in das Schloß Bellevue paßt.
Wenn ich hier auf die Behandlung von Beamten und anderen Arbeitnehmern bei Vergünstigungen hingewiesen habe, sollte das erst recht für einen BP oder MP als Vorbildfunktion gelten. Du magst ja durchaus der Meinung sein, daß das Verhalten von Wulff in Ordnung ist und daß die "Pressemeute" sich hier an einem - fast - Unschuldigen austobt. Ich und viele andere sehen es nicht so - aber diese Personen sind ja auch die Presse manipuliert und im "Blutrausch".
Schön, daß es noch Menschen gibt, die die Welt erklären können, selbst wenn es sich im wesentlichen auf die Worte "mediale Hetzjagd" beschränkt. Dann muß sich auch nicht um die Einzelheiten kümmern, die stören auch nur.