Hallo ad_hoc,
Ich will es kurz machen, da es sich immer nur um meine subjektive Einstellung handeln kann:
Meine Ablehnung betrifft mehr den (Politiker)Typus als die Person. Ich mag keine Menschen, die versuchen, sich bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit in den Vordergrund zu stellen, sich selbst aufbauschen und aus jeder Kleinigkeit eine "tolle story" machen wollen. In der letzten Zeit sind mir insbesondere zwei Personen in Erinnerung, die von der deutschen Presse "hochgeschrieben" wurden: zu Guttenberg und Martin Blessing (VV der Commerzbank) und bei beiden ist die Erfolgsausbeute sehr, sehr überschaubar.
Ich möchte keine Selbstdarsteller, keine Schauspieler - ich will Erfolge und keinen "guten Auftritt" sehen. Viel Medienpräsenz bedeutet zwangsläufig, daß man für die eigentlichen Aufgaben als Minister (insbesondere in einem klassischen Ministerium) weniger Zeit hat. Ich bin zufrieden mit einer "grauen Maus" als Politiker und ziehe einen Thomas de Mazière oder sogar einen Wolfgang Schäuble einem K.T. zu Guttenberg vor (obwohl ich mit Schäuble's Politik wirklich nicht einverstanden bin).
Wenn man dann als Politiker persönliche Angaben macht, die sich einfach widerlegen lassen (ich beziehe mich hier ausdrücklich nicht auf die Dissertation, sondern auf seine "Begleitung des Börsengangs" und seine "beruflichen" Stationen, zeigt man nach
meiner Meinung, daß man eben nicht besonders klug ist, wie Du meinst. Eigentlich sollte man wissen, daß man in dieser Position viele Neider hat (die Anzahl dürfte proportional mit der Medienaufmerksamkeit steigen), die nur auf eine Gelegenheiten warten, dem "Erfolgreichen an's Bein zu pinkeln". Ist es dann klug, sich solche - in meinen Augen nicht notwendigen - Blößen zu geben? Solche unrichtigen oder zumindest aufgeblasenen Angaben zerstören das wichtigste Potential eines Politikers - seine Glaubwürdigkeit.
Guttenberg ist für
mich kein Politiker, dem ich vertrauen kann. Nur jung, gutaussehend und aus gutem Hause reicht mE nicht. Meine - von Dir erwähnten - Quellen habe ich gepostet, weil sie für
mich das Bild eines Politikers vervollständigen, der seine Karriere vor allem mit Hilfe der Medien (und einigen Halbwahrheiten) machen will. Ich möchte diesen Typus nicht und sehe ihn als Gefahr. Wer schon bei harmlosen Angaben zur eigenen Person aufbauscht um medienwirksam zu sein, wie wird sich eine solche Person erst verhalten, wenn es wirklich um seine Existenz bzw. wichtige politische Entscheidungen geht?
Ich befürchte aber, daß dieser medienwirksame Politikertyp sich immer mehr durchsetzen wird - ein "Erfolg" Guttenbergs hätte mE diese Entwicklung noch beschleunigt. Ich möchte aber in D. keine Verhältnisse wie hier auf den Philippinen, wo ein hoher Bekanntsheitsgrad aus Film und Fernsehen in einer politischen Laufbahn enden kann. Dann entscheiden ausschließlich die Medien über die Politik - und zwar noch weitaus mehr, als es im Augenblick schon der Fall ist.
Mir ist natürlich klar, daß viele hier im Forum diese Einschätzung nicht teilen werden. Ich habe sie auch nur gepostet, um ad_hoc zu antworten und erwarte auch nicht, daß man sie teilt.
Mich würde andererseits auch einmal interessieren, was Guttenberg als Politiker so anziehend für viele macht.
Ist es "nur" das elegante Auftreten, das gute Formulieren, die gepflegten Umgangsformen? Was gibt es noch, was ich ggfs. übersehen habe?
Vielleicht kann man sich einmal darüber ganz unaufgeregt austauschen - ohne die lästige Doktorarbeit oder sonstige Unstimmigkeiten zu erwähnen....