Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

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Caviteño
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Re: Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg und Co

Beitrag von Caviteño »

Linus hat geschrieben:Also, wer in Österreich eine (Privat-)Stiftung hat, ist finanziell unabhängig. Man sitzt ja meist im Stiftungsrat mit drinnen.(nicht im Vorstand). Und wenn die Stiftung pro Kopf und Nase als Grundbetrag 100.000 €/Jahr ausschüttet, dann nenn ich das unabhängig. (monats"gehalt" 8.000 €)
Das sind natürlich (von mir hervorgehobene) "Annahmen", die tatsächlichen Bedingungen kennen wir nicht.

Andererseits hat der Freiherr den Hang, einen Blasebalg einzusetzen, wenn er sich selbst darstellt. So hat er als 18jähriger den Börsengang mit der Familie "federführend" begleitet, später wurden mehrwöchige Berufspraktika zu "beruflichen Stationen" oder "Tätigkeiten als freier Journalist" und die "Leitung von Familienunternehmen" bezog sich auf einen Betrieb mit drei Beschäftigten und 25TEURO Jahresumsatz.

Man sollte die Äußerungen des Freiherrn mit alleräußerster Vorsicht zur Kenntnis nehmen. Bisher schrumpften sie bei Nachforschungen ziemlich zusammen.

Raphael

Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Raphael »

Hier der Link zum Interview:
Niemand lässt sich gern Betrüger nennen

Ein jeder mache sich ein Bild über seine Glaubwürdigkeit ...........


IMHO schlägt er sich unter den gegebenen Umständen gut! :pirat:

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cantus planus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von cantus planus »

Über politische Bußrituale und Lichterketten für den Freiherrn: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 1,.html :daumen-rauf:
Gegen das Sentimentale ist so schnell kein Kraut gewachsen, das werden die Guttenberg-Kritiker bald erkennen müssen. Stärker als das im Entrüstungston des Staatsanwalts vorgetragene Argument ist der Appell in der Sprache des Herzens. "Wiederholt äußerte er am Rande der Gespräche, dass er 'gezeichnet', ja ein wenig 'traumatisiert' sei", heißt es im Vorwort zu dem jetzt erscheinenden Interview-Buch. Das ist die Leidensgeschichte, die das Material für die Selbstidentifikation liefert, die schon Margot Käßmann in die Höhen des Bestsellerhimmels gehoben hat.

Wer es für einen Zufall hält, dass die beiden Publikumslieblinge bei Herder veröffentlichen, dem Spezialverlag für alles Spirituelle, hat immer noch nicht begriffen, welches Spiel hier läuft.
:breitgrins:
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cantus planus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von cantus planus »

Ein herber Verriss des neuen Guttenberg/di Lorenzo-Buches: "Vorerst gescheitert - Der Sound des Größenwahns"
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Edi
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Re: Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg und Co

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben: Andererseits hat der Freiherr den Hang, einen Blasebalg einzusetzen, wenn er sich selbst darstellt.

Genau. Wenn er sich u.a. als ehrlich und aufrichtig bezeichnet, es aber gar nicht ist, wie deine obigen Belege hinsichtlich seiner Tätigkeiten schon erkennen lassen.

Mit solchen Eigenschaften, selbst wenn man sie vergleichsweise zu andern viel mehr hätte, prahlt man nicht oder trägt sie wie ein Schild vor sich her, sondern man LEBT sie. Andere Leute werden das nach und nach schon merken, wenn sie diese Eigenschaften schätzen. Bisher hat sich seine "Aufrichtigkeit" lediglich auf die an sich banale Weisheit, dass in Afghanistan Krieg herrscht, bezogen. Diese Selbstverständlichkeit ist ihm nur deswegen positiv angerechnet worden, weil die meisten andern Politiker dieses Faktum nicht ausgesprochen, sondern immer nur darum herum geredet haben.
Zuletzt geändert von Edi am Dienstag 29. November 2011, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Linus
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Re: Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg und Co

Beitrag von Linus »

Caviteño hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Also, wer in Österreich eine (Privat-)Stiftung hat, ist finanziell unabhängig. Man sitzt ja meist im Stiftungsrat mit drinnen.(nicht im Vorstand). Und wenn die Stiftung pro Kopf und Nase als Grundbetrag 100.000 €/Jahr ausschüttet, dann nenn ich das unabhängig. (monats"gehalt" 8.000 €)
Das sind natürlich (von mir hervorgehobene) "Annahmen", die tatsächlichen Bedingungen kennen wir nicht.
Du kannst ja beim österreichischen Stiftungsrat nachfragen,dort müsste es ein öfentliches Register geben. (Kerndaten:Sitz, Zweck, Beschaffung der Mittel, Organe,... der jeweiligen Stiftung. )
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Caviteño
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Caviteño »

Der Freiherr wollte sowieso nicht bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten und vorher hinwerfen - sagt er jetzt in seinem Interview-Buch:
Verteidigungsminister wollte Guttenberg nach eigenen Angaben aber nicht bis zur Bundestagswahl 213 bleiben, um sich nicht zu sehr vom Politikbetrieb vereinnahmen zu lassen. "Ich habe der Bundeskanzlerin Ende letzten Jahres angekündigt, dass ich wahrscheinlich vor Ende der Legislaturperiode aufhören werde", sagt er. "Das habe ich jetzt unfreiwillig eingelöst." Ende vergangenen Jahres war Guttenberg auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. Die Medien handelten ihn schon als Kanzlerkandidaten und in allen Meinungsumfragen war er der beliebteste Politiker Deutschlands. Die Kanzlerin hat die Rückzugsankündigung laut Guttenberg lediglich zur Kenntnis genommen.
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 35311.html

Man beachte allerdings das Wort "wahrscheinlich" (von mir hervorgehoben), das verschiedene Möglichkeiten offen läßt. :pfeif:

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cantus planus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von cantus planus »

Das halte ich für rückwirkende Selbsttäuschung. Warum sollte man nicht einmal eine Legislaturperiode durchhalten, ohne sich vom Politikbetrieb vereinnahmen zu lassen? Wer so schwach ist, sollte sich ohnehin nicht auf dieses Parkett wagen.

Dass zu Guttenberg sich viele Türen offenlässt, und gegen andere großzügig austeilt ohne den Balken im eigenen Auge zu bemerken durchzieht übrigens das gesamte Interview.
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Edi
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Edi »

cantus planus hat geschrieben: Dass zu Guttenberg sich viele Türen offenlässt, und gegen andere großzügig austeilt ohne den Balken im eigenen Auge zu bemerken durchzieht übrigens das gesamte Interview.

Insofern unterscheidet er sich auch nicht sonderlich von der sonstigen Politikerkaste, er meint es aber. Der Mann hat aber einen noch aufgeblaseren Charakter als manche anderen Politiker. Wenn jemand mit seiner (angeblichen) Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit hausieren geht, dann stimmt schon mal etwas an seinem Charakter nicht.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Raphael

Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Raphael »

cantus planus hat geschrieben:Ein herber Verriss des neuen Guttenberg/di Lorenzo-Buches: "Vorerst gescheitert - Der Sound des Größenwahns"
Das ist doch nur das übliche, stalinistische Gebrabbel der Meinungsmacher in den Medien: Schuldig bei Anklage! :daumen-runter:

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Torsten
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Torsten »

Edi hat geschrieben:Wenn jemand mit seiner (angeblichen) Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit hausieren geht, dann stimmt schon mal etwas an seinem Charakter nicht.
Mir kommt er vor wie ein Wohlstandsverwahrloster, dem als Kind keine Grenzen gesetzt wurden. Das, was er für sich in Anspruch nimmt, hat er nie gelernt, hat ihm nie einer gezeigt. Er lebt hinter einer Charaktermaske, die aber nicht gut funktioniert. Er ist ein bemitleidenswertes kleines Monster.

Soweit meine Küchenpsychologie.

Stephen Dedalus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Stephen Dedalus »

cantus planus hat geschrieben: Dass zu Guttenberg sich viele Türen offenlässt, und gegen andere großzügig austeilt ohne den Balken im eigenen Auge zu bemerken durchzieht übrigens das gesamte Interview.
Guttenberg und seine Doktorspiele - in der Tat in erschütterndem Maße unreif und und unreflektiert.
If only closed minds came with closed mouths.

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Niels
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Niels »

Wer sich das Buch kauft, ist selber schuld...
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Reinhard
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Reinhard »

Niels hat geschrieben:Wer sich das Buch kauft, ist selber schuld...
... und unterstützt damit auch noch den Falschen.

Der gute Mann hätte die Chance gehabt, aus seinem Versagen durch echte Buße und Umkehr heil und gestärkt heraus zu kommen.
Soweit ich das im Moment sehe, nutzt er diese Chance nicht. Schade um den Mann. :achselzuck:

So bleibt er beim Fassadenspiel ....

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lifestylekatholik
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von lifestylekatholik »

Torsten hat geschrieben:Mir kommt er vor wie ein Wohlstandsverwahrloster, dem als Kind keine Grenzen gesetzt wurden.
»Wohlstandsverwarloster« -- auch hübsch. Kannte ich bisher noch nicht. :)
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

ad_hoc
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von ad_hoc »

Was sind wir froh, dass wir nicht sooo sind wie deeer da.

Freiherr von Guttenberg hat seine schlechten Seiten - und wir haben unsere schlechten Seiten.
Aber wie viele sind es wirklich, die tagtäglich in sich gehen und sich wenigstens abends über ihre eigenen Untaten, Schlechtigkeiten, Unzulänglichkeiten, Lügen, Versagen etc., etc., Vorwürfe machen und innere Einkehr halten. Nein, statt dessen kümmert man sich um das Vorwerfbare an Anderen, um das, was es über andere Menschen Schlechtes zu berichten gibt. Man wirft es diesen nicht persönlich vor, man spricht darüber mit denen, die selbst nichts Besseres zu tun haben als ebenfalls ständig über andere Menschen herzufallen; man spricht mit Gleichgesinnten.

Bei bestimmten Usern wundert man sich schon nicht mehr. Sie sind eben, wie sie sind. Aber es gibt auch andere User, solche, die anscheinend gut gläubig sind, die es besser wissen sollten, die grundsätzlich durch hervorragende Beiträge glänzen, hier aber erstaunliche Mängel erkennen lassen.
Ein Mängelbericht gewissermaßen, der sich bereits über 59 (neunundfünfzig!) Seiten hinzieht. Ich frage mich, ob man aus purem Trotz weiterschreibt, und warum man sich nicht entblößt, mehr von seiner dunklen Seite nach außen zu zeigen, als man eigentlich hierzu gewillt sein sollte.

ad_hoc
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Caviteño
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Caviteño »

ad_hoc hat geschrieben:
Ein Mängelbericht gewissermaßen, der sich bereits über 59 (neunundfünfzig!) Seiten hinzieht. Ich frage mich, ob man aus purem Trotz weiterschreibt, und warum man sich nicht entblößt, mehr von seiner dunklen Seite nach außen zu zeigen, als man eigentlich hierzu gewillt sein sollte.

ad_hoc
Der Strang war doch im Sommer zur Ruhe gekommen und davor wurde über die Plagiatsvorwürfe gegen andere Politiker diskutiert.
Er wurde erst wieder aufgewärmt, als Guttenberg sein Interview in Kanada gab, es sich abzeichnete, daß er seine "Auszeit" beenden und in die deutsche Politik zurückkehren wollte. Dieses Ergebnis kann man doch nicht den Forenmitgliedern vorwerfen, die hier ihre Meinung (und Ängste!) über eine mögliche Rückkehr dieses Politikers darstellen.

Daß Guttenberg ein Politiker ist, der so stark polarisiert wie kaum ein anderer (mir fiele da nur Strauß ein), wirst Du nicht bestreiten, ebenso daß er für höhere und höchste Staatsämter von den Medien und in der Bevölkerung "gehandelt" wurde/wird. Ist es nicht natürlich, daß dann im Forum die Diskussion wieder aufflammt. :hmm:

iustus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von iustus »

http://www.faz.net/aktuell/politik/poli ... 45387.html
Wer dieses Buch nicht in Gänze lesen mag, dem seien die beiden entscheidenden Stellen gleich genannt. Es ist die mit der Brille und die mit der Badewanne. (...)

Eine „reizende indische Ärztin in den USA“ habe festgestellt, dass er, Guttenberg, ohne Brille „vollkommen ausreichend“ sehen könne. Nur beim Autofahren trage er noch eine Brille, da es dabei besser sei, wenn man „mit dem linken Auge etwas mehr sieht als nur schwarze Klumpen, die einen überholen“. Etwas weiter hinten erklärt er, warum es völlig normal sei, dass der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer auf dem jüngsten CSU-Parteitag nicht einmal seinen Namen erwähnt habe: „Wenn man nicht mehr in der gleichen Badewanne plantscht, wird das Wasser schnell kühler.“

Wieso diese beiden Passagen so wichtig sind? Weil sie dokumentieren, dass Guttenberg neun Monate nach seinem Rücktritt völlig unverändert und nach wie vor bereit ist, unter Missachtung aller Logik Dinge in einen Zusammenhang zu pressen, der für den Normalmenschen beim besten Willen nicht zu erkennen ist. Oder kann irgendjemand erklären, warum man eine „reizende indische Ärztin“ braucht, um zu merken, dass man tadellos sieht? Und wie es - zweitens - sein kann, dass ein Mensch, der liest, schreibt, Vorträge hält, sich in der Welt bewegt, mühelos überall ohne Brille auskommt, beim Autofahren aber andere Fahrzeuge nur als schwarze Klumpen wahrnimmt?

Das können nur höhere Wesen begreifen, ebenso wie die Logik der Behauptung, dass das Wasser schneller abkühle, wenn zwei Menschen nicht mehr in derselben Wanne planschten. Man könnte es auch so sagen: Karl-Theodor zu Guttenberg hat von seiner Fähigkeit, Unsinn zu erzählen, nichts eingebüßt.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Linus
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Linus »

iustus hat geschrieben:http://www.faz.net/aktuell/politik/poli ... 45387.html
Logik der Behauptung, dass das Wasser schneller abkühle,
Das ist schon logisch
Zwei Körper strahlen in einer Badewanne mehr Wärme ab als einer. Wenn der Wärmegehalt innerhalb der Wanne sinkt muß man Energie in Form von Druck hier genauer des Schases zuführen, um die Temperatur zu halten. Dabei machts meistens "blubb."
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Torsten
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Torsten »

ad_hoc hat geschrieben:Was sind wir froh, dass wir nicht sooo sind wie deeer da.

Freiherr von Guttenberg hat seine schlechten Seiten - und wir haben unsere schlechten Seiten.
Aber wie viele sind es wirklich, die tagtäglich in sich gehen und sich wenigstens abends über ihre eigenen Untaten, Schlechtigkeiten, Unzulänglichkeiten, Lügen, Versagen etc., etc., Vorwürfe machen und innere Einkehr halten. Nein, statt dessen kümmert man sich um das Vorwerfbare an Anderen, um das, was es über andere Menschen Schlechtes zu berichten gibt. Man wirft es diesen nicht persönlich vor, man spricht darüber mit denen, die selbst nichts Besseres zu tun haben als ebenfalls ständig über andere Menschen herzufallen; man spricht mit Gleichgesinnten.

Bei bestimmten Usern wundert man sich schon nicht mehr. Sie sind eben, wie sie sind. Aber es gibt auch andere User, solche, die anscheinend gut gläubig sind, die es besser wissen sollten, die grundsätzlich durch hervorragende Beiträge glänzen, hier aber erstaunliche Mängel erkennen lassen.
Ein Mängelbericht gewissermaßen, der sich bereits über 59 (neunundfünfzig!) Seiten hinzieht. Ich frage mich, ob man aus purem Trotz weiterschreibt, und warum man sich nicht entblößt, mehr von seiner dunklen Seite nach außen zu zeigen, als man eigentlich hierzu gewillt sein sollte.

ad_hoc
ad_hoc,

zu diesem Deinem Posting fällt mir ein einziges Wort ein: Perfide.

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ad-fontes
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von ad-fontes »

ad_hoc hat geschrieben:Was sind wir froh, dass wir nicht sooo sind wie deeer da.

Freiherr von Guttenberg hat seine schlechten Seiten - und wir haben unsere schlechten Seiten.
Aber wie viele sind es wirklich, die tagtäglich in sich gehen und sich wenigstens abends über ihre eigenen Untaten, Schlechtigkeiten, Unzulänglichkeiten, Lügen, Versagen etc., etc., Vorwürfe machen und innere Einkehr halten. Nein, statt dessen kümmert man sich um das Vorwerfbare an Anderen, um das, was es über andere Menschen Schlechtes zu berichten gibt. Man wirft es diesen nicht persönlich vor, man spricht darüber mit denen, die selbst nichts Besseres zu tun haben als ebenfalls ständig über andere Menschen herzufallen; man spricht mit Gleichgesinnten.

Bei bestimmten Usern wundert man sich schon nicht mehr. Sie sind eben, wie sie sind. Aber es gibt auch andere User, solche, die anscheinend gut gläubig sind, die es besser wissen sollten, die grundsätzlich durch hervorragende Beiträge glänzen, hier aber erstaunliche Mängel erkennen lassen.
Ein Mängelbericht gewissermaßen, der sich bereits über 59 (neunundfünfzig!) Seiten hinzieht. Ich frage mich, ob man aus purem Trotz weiterschreibt, und warum man sich nicht entblößt, mehr von seiner dunklen Seite nach außen zu zeigen, als man eigentlich hierzu gewillt sein sollte.

ad_hoc
Wie bei den Liturgischen Mißbräuchen, hat auch hier der KG eine Ventilfunktion. Wer noch offene Rechnungen mit Blendern und Aufschneidern, wie möglicherweise Dottore C. zu tun hat, dem kann ich seine Gehäßigkeit, die aus seinen Beiträgen spricht, nachsehen bzw. macht sie verständlich. Herr zu Guttenberg ist eine öffentliche Person; er drängt sich (erneut) in die Öffentlichkeit, darf also zurecht hinterfragt werden.


Guttenberggläubig oder nicht, das ist hier die Frage.





Und am Ende wills wieder keiner gewesen sein.


Wer weiß?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Edi
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Edi »

Noch eine Frage. Warum hat der Interviewer den Guttenberg nicht gefragt, warum dieser so übertriebene Angaben zu seiner Tätigkeit vor seinem ersten Ministeramt gemacht hat? Ist dieses hochmütige Sich-Selber-Besser-Verkaufen als es zutrifft eine Charaktereigenschaft dieses Herrn? Warum hat jemand das nötig? Hat so ein Mann Komplexe?
Es ist doch in der Politik nichts Neues, dass Fachfremde alle möglichen Ministerämter annehmen. Ob das immer gut und richtig ist, ist eine andere Frage. Also man muss als Wirtschaftsminister auch nicht so tun, als habe man Erfahrungen in der Wirtschaft gesammelt. Politiker wechseln doch die Ämter oft genug.
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Torsten
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Torsten »

http://www.faz.net/aktuell/politik/poli ... 45387.html

Oder kann irgendjemand erklären, warum man eine „reizende indische Ärztin“ braucht, um zu merken, dass man tadellos sieht? Und wie es - zweitens - sein kann, dass ein Mensch, der liest, schreibt, Vorträge hält, sich in der Welt bewegt, mühelos überall ohne Brille auskommt, beim Autofahren aber andere Fahrzeuge nur als schwarze Klumpen wahrnimmt?
Wir haben eine - indische - Ärztin. Eine Brille, die nicht mehr gebraucht wird. Und schwarze Klumpen, bei denen, wenn sie sich links vorbeischleichen, man schärfer hinsieht. Wie kann man das interpretieren?
Karl-Theodor kennt die Brut. Und hat erkannt, er ist die Schlange von blauem Blut. Die statt einer Brille einen Titel trägt. Und alles verschlingt, was sich erdreistet, einen Vorteil wägt.

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Edi
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Edi »

Die Uni wehrt sich:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 17,.html

"In seinem Interview-Buch warf Guttenberg der Hochschule nun vor, sie sei bei der Behandlung des Falles "leider nicht unabhängig" gewesen, sondern habe offenbar vorschnell geurteilt."

Guttenberg, der forsche und vorschnell urteilende und handelnde Herr - das hat er öfters bewiesen - geht von sich selber aus, wenn er andern das vorwirft.
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ad_hoc
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von ad_hoc »

Caviteño hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:
Ein Mängelbericht gewissermaßen, der sich bereits über 59 (neunundfünfzig!) Seiten hinzieht. Ich frage mich, ob man aus purem Trotz weiterschreibt, und warum man sich nicht entblößt, mehr von seiner dunklen Seite nach außen zu zeigen, als man eigentlich hierzu gewillt sein sollte.

ad_hoc
Der Strang war doch im Sommer zur Ruhe gekommen und davor wurde über die Plagiatsvorwürfe gegen andere Politiker diskutiert.
Er wurde erst wieder aufgewärmt, als Guttenberg sein Interview in Kanada gab, es sich abzeichnete, daß er seine "Auszeit" beenden und in die deutsche Politik zurückkehren wollte. Dieses Ergebnis kann man doch nicht den Forenmitgliedern vorwerfen, die hier ihre Meinung (und Ängste!) über eine mögliche Rückkehr dieses Politikers darstellen.

Daß Guttenberg ein Politiker ist, der so stark polarisiert wie kaum ein anderer (mir fiele da nur Strauß ein), wirst Du nicht bestreiten, ebenso daß er für höhere und höchste Staatsämter von den Medien und in der Bevölkerung "gehandelt" wurde/wird. Ist es nicht natürlich, daß dann im Forum die Diskussion wieder aufflammt. :hmm:
Hallo Caviteño

Gut. Auf eine einzige Antwort habe ich gewartet, auf Deine. Die anderen Schreiber dürfen mir gerne, was dieses Thema anbelangt, den Buckel runter rutschen. Natürlich gehe ich davon aus, dass diejenigen ein oder zwei Personen, die ebenfalls mal hier geschrieben haben, hiervon nicht angesprochen sind; aber das wissen diese, sofern sie mich denn kennen und einzuordnen wissen, woran ich keine Zweifel habe.
Es gibt Unverbesserliche, die zu allem etwas schreiben müssen, egal was. Hauptsache, sie haben was geschrieben, auch wenn es nur hohles und uninspiriertes Nachgeblabber ist. Wie glücklich müssen sie sein, dass sie dies nicht selbst spüren.

Aber was hast Du mit dem Thema zu schaffen? Ängste? Bringe mich nicht zum Weinen. Was kann ein Guttenberg anrichten, was nicht die anderen Merkels, Gabriels, Gysis, Becks und wie sie alle heißen, nicht hundertfünfzig mal besser können, nämlich dem deutschen Volk Schaden zuzufügen? Selbst wenn Guttenberg Kanzler werden würde, müßte er sich an die internationalen Vorgaben und Eingebungen halten. Und was die Begriffe Moral und Werte anbelangen, so wurden diese schon gründlich relativiert.

Also: wenn jemand wie Du durch äußerst qualifizierte Texte glänzt, wenn jemand wie Du sachlich und überlegt argumentiert, wenn jemand wie Du zu allen bedeutenden Aussagen Quellenangaben gibt, und darüber hinaus den berechtigten Eindruck hinterlässt, es mit einem klugen und urteilsfähigen Menschen zu tun zu haben, was, und das ist meine Frage, bringt einen solchen dazu, ausgerechnet hier, wo alle ihre übelriechenden Darminhalte über jemanden entladen, der ihnen, daran habe ich keine Zweifel, in jeder Hinsicht überlegen ist (auch darin, eine überaus hübsche und kluge Frau gefunden zu haben, die, auch wenn alle ihren Mistkübel über Guttenberg auskippen, zu ihm hält), ebenfalls Abladearbeiten zu vollziehen, auch wenn es in der Regel nur Zitate mit Quellenangaben sind?

Gibt es wirklich keine sinnvolleren und wichtigeren Themen, wo ein persönliches Engagement ungleich wichtiger ist als ein Thema, welches zu nichts anderem führt als das schreibende Massenmenschen sich selbst outen und sich vorführen?

Es gibt neben Dir auch andere User, die ich sehr schätze und die in diesem Thread nicht schreiben (von ein bis zwei Ausnahmen abgesehen, und bei denen man dies durchaus als Ausrutscher gelten lassen kann).
Warum schreiben diese hier nicht?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Raphael

Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Raphael »

In der gestrigen Fernsehdiskussion bei Anne Will wurde die Gefahr, welche von KT ausgeht, ganz klar benannt: Die Etablierten sahen da einen, der mit charismatischer Ausstrahlung die politische Bühne eroberte und sahen ihre Pfründe schwinden.

Die politischen Gegner sahen sich zum Handeln genötigt und haben händeringend nach Schwachstellen gesucht, wo man KT treffen könnte und sind dann auf die Dissertation verfallen, die - meines Wissens zum ersten Mal in der bundesdeutschen Geschichte bei einem Spitzenpolitiker - systematisch "durchforstet" worden ist.

Die Angst sitzt nun tief, daß KT nach angemessener Bußzeit und nach einer möglicherweise in den USA erfolgreicher verfaßten Promotion einen neuen Start in Deutschland verscuhen könnte. Die Herren (und Damen) in der Politikerkaste unseren schönen Landes haben Fracksausen!

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Edi
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Edi »

Warum sich auch Nichtpolitiker mit solchen Leute befassen:

Übliche Politiker sind uns bekannt mit ihren negativen Eigenschaften, Guttenberg aber wollte sich von denen auch dadurch unterscheiden, dass er ehrlicher und aufrichtiger sei als diese, sozusagen ein halber Politikheiliger. Das ist nun gründlich daneben gegangen und wird zurecht kritisiert. Wer sich so aufbläst, der muss auch bei normalen Leuten mit Gegenwind rechnen. Andere Politiker betonen gleich gar nicht ihre (ihnen fehlende) Aufrichtigkeit.

Ob jemand ehrlich ist, dass müssen andere von ihm sagen können, dann ist es viel eher wahr als wenn er es selber immer betonen muss und sich dann am Ende gar das Gegenteil herausstellt.

Manche Leute hätten wenigstens gedacht, dass er so langsam seine Vergehen einsieht, aber werden immer wieder neu enttäuscht. Immerhin vertritt er da und dort auch (konservative) Meinungen, denen man zustimmen kann. Insoweit hatten manche auch einige Erwartungen an ihn.
Zuletzt geändert von Edi am Donnerstag 1. Dezember 2011, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Caviteño »

Hallo ad_hoc,

Ich will es kurz machen, da es sich immer nur um meine subjektive Einstellung handeln kann:
Meine Ablehnung betrifft mehr den (Politiker)Typus als die Person. Ich mag keine Menschen, die versuchen, sich bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit in den Vordergrund zu stellen, sich selbst aufbauschen und aus jeder Kleinigkeit eine "tolle story" machen wollen. In der letzten Zeit sind mir insbesondere zwei Personen in Erinnerung, die von der deutschen Presse "hochgeschrieben" wurden: zu Guttenberg und Martin Blessing (VV der Commerzbank) und bei beiden ist die Erfolgsausbeute sehr, sehr überschaubar.

Ich möchte keine Selbstdarsteller, keine Schauspieler - ich will Erfolge und keinen "guten Auftritt" sehen. Viel Medienpräsenz bedeutet zwangsläufig, daß man für die eigentlichen Aufgaben als Minister (insbesondere in einem klassischen Ministerium) weniger Zeit hat. Ich bin zufrieden mit einer "grauen Maus" als Politiker und ziehe einen Thomas de Mazière oder sogar einen Wolfgang Schäuble einem K.T. zu Guttenberg vor (obwohl ich mit Schäuble's Politik wirklich nicht einverstanden bin).
Wenn man dann als Politiker persönliche Angaben macht, die sich einfach widerlegen lassen (ich beziehe mich hier ausdrücklich nicht auf die Dissertation, sondern auf seine "Begleitung des Börsengangs" und seine "beruflichen" Stationen, zeigt man nach meiner Meinung, daß man eben nicht besonders klug ist, wie Du meinst. Eigentlich sollte man wissen, daß man in dieser Position viele Neider hat (die Anzahl dürfte proportional mit der Medienaufmerksamkeit steigen), die nur auf eine Gelegenheiten warten, dem "Erfolgreichen an's Bein zu pinkeln". Ist es dann klug, sich solche - in meinen Augen nicht notwendigen - Blößen zu geben? Solche unrichtigen oder zumindest aufgeblasenen Angaben zerstören das wichtigste Potential eines Politikers - seine Glaubwürdigkeit.
Guttenberg ist für mich kein Politiker, dem ich vertrauen kann. Nur jung, gutaussehend und aus gutem Hause reicht mE nicht. Meine - von Dir erwähnten - Quellen habe ich gepostet, weil sie für mich das Bild eines Politikers vervollständigen, der seine Karriere vor allem mit Hilfe der Medien (und einigen Halbwahrheiten) machen will. Ich möchte diesen Typus nicht und sehe ihn als Gefahr. Wer schon bei harmlosen Angaben zur eigenen Person aufbauscht um medienwirksam zu sein, wie wird sich eine solche Person erst verhalten, wenn es wirklich um seine Existenz bzw. wichtige politische Entscheidungen geht?

Ich befürchte aber, daß dieser medienwirksame Politikertyp sich immer mehr durchsetzen wird - ein "Erfolg" Guttenbergs hätte mE diese Entwicklung noch beschleunigt. Ich möchte aber in D. keine Verhältnisse wie hier auf den Philippinen, wo ein hoher Bekanntsheitsgrad aus Film und Fernsehen in einer politischen Laufbahn enden kann. Dann entscheiden ausschließlich die Medien über die Politik - und zwar noch weitaus mehr, als es im Augenblick schon der Fall ist.

Mir ist natürlich klar, daß viele hier im Forum diese Einschätzung nicht teilen werden. Ich habe sie auch nur gepostet, um ad_hoc zu antworten und erwarte auch nicht, daß man sie teilt.
Mich würde andererseits auch einmal interessieren, was Guttenberg als Politiker so anziehend für viele macht. :achselzuck:
Ist es "nur" das elegante Auftreten, das gute Formulieren, die gepflegten Umgangsformen? Was gibt es noch, was ich ggfs. übersehen habe?
Vielleicht kann man sich einmal darüber ganz unaufgeregt austauschen - ohne die lästige Doktorarbeit oder sonstige Unstimmigkeiten zu erwähnen....

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Reinhard
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Reinhard »

Caviteño hat geschrieben:...
Mich würde andererseits auch einmal interessieren, was Guttenberg als Politiker so anziehend für viele macht. :achselzuck:
Ist es "nur" das elegante Auftreten, das gute Formulieren, die gepflegten Umgangsformen? Was gibt es noch, was ich ggfs. übersehen habe?
Das habe ich mich auch gefragt, besonders als ich damals die 180% überzeugten Reaktionen aus "seiner" Grafschaft gesehen habe.

Mir scheint, neben dem als (äußerlich) tadellos empfundenen Auftreten spielt da eine unheimlich große Portion Projektion mit hinein.
Warum würden sich viele Leute eher dem Schauspieler anvertrauen, der den "Dr. Brinkmann" in der Schwarzwaldklinik spielt, als ihrem realen Hausarzt ?
- Dort weckt ja auch der Schein mehr reales Vertrauen als von der Substanz her berechtigt ist.

Ist es nur der universale Medienhype, der alle Lebensbereiche durchseucht ? Wohl auch, aber die Erklärung ist wohl zu einfach.
Schließlich sind es ja nicht nur dumme Leute, die darauf abfahren.
Mir scheint, eine ganz große Rolle spielt das manipulierte Bauchgefühl. Das ist angewandte Psychologie, sowohl bei dem Versicherungsvertreter, der der Oma einen Riestervertrag unterjubelt, als auch bei Gutti, der die Erwartungen an einen Politiker bedient.

Die Details kann ich noch nicht richtig fassen, aber mir scheint, es hat damit zu tun, dass "Schein" wichtiger ist als "Sein".
(und dann ist "Glaubwürdigkeit" wichtiger als Treue. Man beachte den subtilen Unterschied) . . . .

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Torsten
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von Torsten »

ad_hoc hat geschrieben:Auf eine einzige Antwort habe ich gewartet, auf Deine. Die anderen Schreiber dürfen mir gerne, was dieses Thema anbelangt, den Buckel runter rutschen. [...] Aber was hast Du mit dem Thema zu schaffen? [...] wenn jemand wie Du durch äußerst qualifizierte Texte glänzt, wenn jemand wie Du sachlich und überlegt argumentiert [...] was, und das ist meine Frage, bringt einen solchen dazu, ausgerechnet hier, wo alle ihre übelriechenden Darminhalte über jemanden entladen [...] ebenfalls Abladearbeiten zu vollziehen [...] ? Gibt es wirklich keine sinnvolleren und wichtigeren Themen [...] als ein Thema, welches zu nichts anderem führt als das schreibende Massenmenschen sich selbst outen und sich vorführen?
Es gibt hier im Forum keinen anderen Schreiber, bei dem, dem Schein der eigenen Überlegenheit erlegen, aus jedem Gedanken eine affektiertere Arroganz durchschimmert, die den Kairos der Selbstreflektion, weder im Vorfeld noch während der Entstehung derselben, weder ansatzweise noch gar erschöpfend, als etwas wahrzunehmendes erkennte. Weil so mancher Blick nach innen den Schimmer der Ernüchterung in sich trüge. Die Erschütterung über die fehlende Masse, die sich zwischen jedem Komma outet, und nach jedem Satzzeichen fortsetzt. Hin zu einem impertinenten Ganzen, ähnlich einer Hohlladung, der gleichwohl die Kraft zur Destruktivität fehlt.

Na, Hauptsache du hast auch deinen Spaß mit Gutti. :)

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cantus planus
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Re: Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg und Co

Beitrag von cantus planus »

iustus hat geschrieben:Die FAZ heute zum Fall Althusmann:

http://www.faz.net/artikel/C3923/plagi ... 25342.html

Daraus:
Bei ihrer Prüfung steht die Potsdamer Hochschule vor der Hürde, dass es keine verbindlichen Zitierweisen gibt, anhand derer der Plagiatsvorwurf erhärtet oder entlastet werden kann. Althusmann wird im Übrigen vorgeworfen, er habe eher zu viel, auch Offenkundiges, zitiert (sein Literaturverzeichnis ist zwanzig Seiten lang), denn wie in den bisher untersuchten Fällen von Politikerplagiaten zu wenig oder gar nicht. Er nutzte aber des Öfteren in seinen Fußnoten den Begriff „vgl.“ – vergleiche – statt Anführungszeichen, wenn er andere Autoren zitierte. Sollte das zum Anlass genommen werden zur Aberkennung des Titels, so müsste, sagen manche im Hochschulwesen, jede dritte Doktorarbeit neu untersucht und bewertet werden. (...)

Auch der Wiener Medienwissenschaftler und Plagiatsforscher Stefan Weber sieht einen klaren Unterschied zwischen den Fällen Guttenberg und Althusmann. Dieser Unterschied werde aber in wenig differenzierten Medienberichten nicht sichtbar. Guttenberg sei ein „glasklares Plagiat“, Althusmann eine Umschreib(un)kultur: Das sei ein Missstand und eine Fehlentwicklung in der Wissenschaft, aber „eben kein Schummeln“
Anmerkung: Für Althusmann ist der Fall erledigt. Er darf seinen Doktortitel behalten: http://www.stern.de/politik/deutschland ... 57583.html
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

ad_hoc
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Re: Rund um den Freiherrn zu Guttenberg

Beitrag von ad_hoc »

Hallo Caviteño

Aus dem gleichen Grunde mag ich die üblichen Politiker auch nicht. Sie sind darüber hinaus auch nichts anderes als das Spiegelbild ihrer Wähler. Was kann man also schon erwarten.

Ich habe ja auch nicht behauptet, dass mir der Freiherr in besonderer (!) Weise sympathisch wäre. Allerdings - das Volk spürt's und lässt sich auch gerne blenden, zumal die üblichen Politiker in ihrer Darstellung deutlich weniger Klasse haben - es sehnt sich nach einem Verbreiter von Sonnenschein und Optimismus, weil es die Geschichten der Politschauspieler schon satt hat bis zum Halskragen. Das Wollen des Volkes kann selbstverständlich auch ein Irrweg sein.

Aber hier ging es mir darum, dass ein Sachverhalt, so traurig er sich auch darstellt, durchaus geschildert werden kann und man auch darüber diskutiert. Aber nicht dahingehend, dass man über -zig Seiten hinweg immer wieder den gleichen Mistkübeleinhalt über eine Person ausschüttet.

Vielleicht fehlt es manchen Darstellern auf dieser Seite auch ganz einfach an der erforderlichen Reife.

Ansonsten ein Dankeschön für Deine kompetenten Beiträge zu allen anderen Themen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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