Deutschschule

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Bernado
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Re: Deutschschule

Beitrag von Bernado »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Das Paar „rauchen/räuchern“ gehört nicht eigentlich in die Liste dieser originären
intransitiven Verba mit jeweils abgeleitetem (deverbativen) transitiven Veranlas-
sungsverb (causativum), denn „räuchern“ ist ein Denominativum (und „rauchen“
übrigens auch, kein originärer Verbalstamm).
Teilweise Zustimmung, obwohl ich hier, wie bei "Rauch" nicht anders zu erwarten, einiges etwas undeutlich sehe. Ich vermute in "räuchern" eher eine Ingressiv/Durativform eines bereits bestehenden abgeleiteten Verbs "rauchen". Ähnlich wie in "läutern", "bessern", "sondern" oder auch den auf "ln" endenden Verben wie "wechseln", "drechseln", "zündeln" usw.

Aber die Sprache springt da jedesmal aus der Schublade, in die man sie einzusperren sucht - schönes Beispiel in unserem Zusammenhang wäre beten - bitten, wo es sich mit staqrk und schwach gerade umgekehrt verhält - und wo es dazu auch noch die Intensivform "betteln" gibt.
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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Zu der Frage nach transitiv / intransitiv möchte ich noch den Hintergrund geben, aus Bastian Sicks "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", Folge 4.
Bastian Sick hat geschrieben:..."Löschen" und "verlöschen" ähneln einander nur auf den ersten Blick, bei genauerer Betrachtung sind sie grundverschieden. Denn während das transitive "löschen" ein regelmäßiges Verb ist, wird das intransitive "verlöschen" unregelmäßig gebildet.
Die Feuerwehr löscht heute, wie sie auch früher löschte und überhaupt immer schon gelöscht hat. DAs von ihr gelöschte Feuer jedoch, das verlöscht nicht, sondern verlischt. Und in der Vergangenheit verlosch es, um schließlich im Perfekt gänzlich verloschen zu sein...
Dass ein Verb auf zwei verschiedene Weisen konjugiert werden kann, ist ncihts Außergewöhnliches, dafür gibt es zahlreiche Beispiele. In den miesten Fällen besteht zwischen den unterschiedlichen Formen auch eine unterschiedliche Bedeutung. Von "wiegen" beispielsweise lassen sich die Formen "gewiegt" und "gewogen" bilden, die keinesfalls das Gleiche bedeuten. So haben sich auch von "löschen" zwei verschiedene Formen entwickelt; die eine mit der Bedeutung "ausmachen", die andere mit der Bedeutung "ausgehen"...
Da hier die (Singular)form aus einem "ö" ein "i" macht (verlischt), stolperte ich über das litt. Der Bezug zu den transitiven / intransitiven Verben im quote war dann eine weitere daraus folgernde Frage.

Wie könnte ich "transitiv" ins Deutsche übersetzen (auch als gute Merkhilfe)? Hat das was mit Übertragen (von Aktion) an eine Objekt zu tun?

Danke für die Beiträge.
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lifestylekatholik
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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:Wie könnte ich "transitiv" ins Deutsche übersetzen (auch als gute Merkhilfe)? Hat das was mit Übertragen (von Aktion) an eine Objekt zu tun?
Exakt.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Nassos hat geschrieben:an eine Objekt
:vogel:
Und das in der Deutschschule... :panisch:
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:streichel:
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernado hat geschrieben:Teilweise Zustimmung, obwohl ich hier, wie bei "Rauch" nicht anders zu erwarten, einiges etwas undeutlich sehe.
:D Übrigens würde ich mit dem Rauchen ja eigentlich lieber ganz aufhören. Habe kürzlich aber schon wieder nach 44 h nicht länger durchgehalten …
Ich vermute in "räuchern" eher eine Ingressiv/Durativform eines bereits bestehenden abgeleiteten Verbs "rauchen".
Würde ich eher analog zu „wässern“, „nässen“, „ölen“ sehen. Es sollte dann zwar eigentlich „räuchen“ heißen. Das gab es wohl auch mal, ist aber ausgestorben. „Räuchern“ könnte man als Iterativ- oder Intensivbildung dazu verstehen. Jenes „räuchen“ ist jedenfalls ein Denominativum zu „Rauch“. Bei „rauchen“ bin ich da nicht mehr so sicher. Könnte im Ursprung auch ein Causativum zu „riechen“ sein, also deverbativ.
Ähnlich wie in "läutern", "bessern", "sondern" oder auch den auf "ln" endenden Verben wie "wechseln", "drechseln", "zündeln" usw.
Das sind bis auf „zündeln“ (als eine Art Diminutiv zu „zünden“) nun aber definitiv alles Denominativa.
Aber die Sprache springt da jedesmal aus der Schublade, in die man sie einzusperren sucht - schönes Beispiel in unserem Zusammenhang wäre beten - bitten, wo es sich mit stark und schwach gerade umgekehrt verhält - und wo es dazu auch noch die Intensivform "betteln" gibt.
Umgekehrt, was die Verhältnisse hinsichtlich der Transitivität betrifft. Wenn wir auf die Wortbildung schauen, dann paßt’s doch wieder: „bitten“ als originäres Verb flektiert stark, „beten“ als abgeleitete (denominative) Bildung schwach.
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ad-fontes
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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

offenbart vs. geoffenbart - Nur eine Geschmacksfrage?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

ad-fontes hat geschrieben:offenbart vs. geoffenbart - Nur eine Geschmacksfrage?
Laut Duden sind beide Formen möglich.
In offiziellen Gebetstexten finden sich auch beide:
Collecte am Fest der Taufe des Herrn hat geschrieben:Allmächtiger, ewiger Gott, bei der Taufe im Jordan kam der Heilige Geist auf unseren Herrn Jesus Christus herab, und du hast ihn als deinen geliebten Sohn geoffenbart. [...]
Lichtreicher Rosenkranz hat geschrieben:2. Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat
Die deutschsprachigen Bischöfe scheinen da keine stringente Linie zu verfolgen ...

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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Reflexiv ist „geoffenbart“ nicht möglich, sage ich mal aus dem
Handgelenk.
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Lupus
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lupus »

Etwa so: Unser Robertus Chrysostomus Ketelhohn hat sich offenbart als ein Kenner der deutschen Sprache und gewisse Schwierigkeiten mit deren Anwendung im täglichen Leben geoffenbart???+L.
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wobei mir scheint, daß die Bildung mit der Vorsilbe ge- überhaupt auf der Bereich
religiöser Sprache beschränkt ist …
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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Im deutschen Messbuch finde ich nur die Form „geoffenbart“. Allerdings scheint es dort kein Beispiel für reflexiven Gebrauch zu geben:
Deutsches Messbuch hat geschrieben:Collecte an Epiphanie
Allherrschender Gott, durch den Stern, dem die Weisen gefolgt sind, hast du am heutigen Tag den Heidenvölkern deinen Sohn geoffenbart. [...]

Kerzenweihe an Lichtmess
Gott, du Quell und Ursprung allen Lichtes, du hast am heutigen Tag dem greisen Simeon Christus geoffenbart als das Licht zur Erleuchtung der Heiden. [...]

...
In der Einheitsübersetzung dagegen wird sowohl für transitiven als auch für reflexiven Gebrauch die Form „offenbart“ verwendet:
Einheitsübersetzung hat geschrieben:Gen 35,7
Er baute dort einen Altar und nannte die Stätte »Gott von Bet-El«; denn auf der Flucht vor seinem Bruder hatte Gott sich ihm dort offenbart.

1 Sam 3,7
Samuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.

Tit 1,3
jetzt aber hat er zur vorherbestimmten Zeit sein Wort offenbart in der Verkündigung, die mir durch den Auftrag Gottes, unseres Retters, anvertraut ist.

...

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ad-fontes
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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

Nicht so Luther.

(Halte Roberts Beobachtung des eingeschränkten Gebrauchs für zutreffend.)
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Robert Ketelhohn
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Adelstitel

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dottore Cusamano hat geschrieben:Majestät(in)
„Majestät“ ist bereits Femininum. Das Makulinum dazu wäre „Majestix“.
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Maurus
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Maurus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dottore Cusamano hat geschrieben:Majestät(in)
„Majestät“ ist bereits Femininum. Das Makulinum dazu wäre „Majestix“.
Wieso ist die Prinzessin eigentlich keine Prinzess? Schließlich ist die Baroness auch keine Baronessin. (Nur weil's grad passt.)

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Bernado
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Bernado »

Maurus hat geschrieben:Wieso ist die Prinzessin eigentlich keine Prinzess? Schließlich ist die Baroness auch keine Baronessin. (Nur weil's grad passt.)
Weil Sprache keine Mathematik ist. Sie lebt und wächst, und das in verschiedenen Beeten und Äckern.

Die Principessa kommt aus den romanischen Sprachen, und solange das Wort sich in Kreisen bewegte, wo man italienisch oder französisch parlierte (oder so tat, als ob) war Princess in Ordnung. Da aber auch schon in früheren Jahrhunderten das analphabetische Volk die Yellow Press liebte, ging das Wort (mit eingeschränkter Bedeutung als "Fürstentochter") in die allgemeine Volkssprache über, wo man alsbald den Mangel einer (verständlichen) weiblichen Endung schmerzlich empfand und kurzentschlossen eine dranklebte.

Der Baroness blieb das erspart. Im Volk hatte man für die feinen Abstufungen der Adelsgesellschaft betrüblicherweise nicht immer das rechte Sensorium, das Wort kam nie recht aus dem höfischen Umfeld heraus, dort kannten die meisten den Unterschied zwischen Baron und Baronesse und hätten sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, daß sie eine französische weibliche Endung nicht beim ersten Hören verstünden.

Den Diakonissinnen hingegen, die unters Volk gingen, gings wie den Prinzessinnen....

Zumindest in der Sprache der Brüder Grimm lebt die Form "Prinzess" als "Prinzes'schen" weiter.
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Maurus
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Maurus »

Bernado hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Wieso ist die Prinzessin eigentlich keine Prinzess? Schließlich ist die Baroness auch keine Baronessin. (Nur weil's grad passt.)
Weil Sprache keine Mathematik ist. Sie lebt und wächst, und das in verschiedenen Beeten und Äckern.

Die Principessa kommt aus den romanischen Sprachen, und solange das Wort sich in Kreisen bewegte, wo man italienisch oder französisch parlierte (oder so tat, als ob) war Princess in Ordnung. Da aber auch schon in früheren Jahrhunderten das analphabetische Volk die Yellow Press liebte, ging das Wort (mit eingeschränkter Bedeutung als "Fürstentochter") in die allgemeine Volkssprache über, wo man alsbald den Mangel einer (verständlichen) weiblichen Endung schmerzlich empfand und kurzentschlossen eine dranklebte.

Der Baroness blieb das erspart. Im Volk hatte man für die feinen Abstufungen der Adelsgesellschaft betrüblicherweise nicht immer das rechte Sensorium, das Wort kam nie recht aus dem höfischen Umfeld heraus, dort kannten die meisten den Unterschied zwischen Baron und Baronesse und hätten sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, daß sie eine französische weibliche Endung nicht beim ersten Hören verstünden.

Den Diakonissinnen hingegen, die unters Volk gingen, gings wie den Prinzessinnen....

Zumindest in der Sprache der Brüder Grimm lebt die Form "Prinzess" als "Prinzes'schen" weiter.
Klingt plausibel. Danke.

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Berolinensis
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Berolinensis »

Bernado hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Wieso ist die Prinzessin eigentlich keine Prinzess? Schließlich ist die Baroness auch keine Baronessin. (Nur weil's grad passt.)
Weil Sprache keine Mathematik ist. Sie lebt und wächst, und das in verschiedenen Beeten und Äckern.

Die Principessa kommt aus den romanischen Sprachen, und solange das Wort sich in Kreisen bewegte, wo man italienisch oder französisch parlierte (oder so tat, als ob) war Princess in Ordnung. Da aber auch schon in früheren Jahrhunderten das analphabetische Volk die Yellow Press liebte, ging das Wort (mit eingeschränkter Bedeutung als "Fürstentochter") in die allgemeine Volkssprache über, wo man alsbald den Mangel einer (verständlichen) weiblichen Endung schmerzlich empfand und kurzentschlossen eine dranklebte.

Der Baroness blieb das erspart. Im Volk hatte man für die feinen Abstufungen der Adelsgesellschaft betrüblicherweise nicht immer das rechte Sensorium, das Wort kam nie recht aus dem höfischen Umfeld heraus, dort kannten die meisten den Unterschied zwischen Baron und Baronesse und hätten sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, daß sie eine französische weibliche Endung nicht beim ersten Hören verstünden.

Den Diakonissinnen hingegen, die unters Volk gingen, gings wie den Prinzessinnen....

Zumindest in der Sprache der Brüder Grimm lebt die Form "Prinzess" als "Prinzes'schen" weiter.
Zumal - um jetzt mal völlig vom Thema abzukommen - "Baronesse" wie "Baron" immer nur bei den französisch Parlierenden benutzt wurde - deutscher Adelstitel ist allein (bis auf einige österreichische Nobilitierungen des 19. Jh. u.ä*) Freiherr und die korrespondiere Freifrau.

* Dazu fällt mir eine meiner Lieblingsanekdoten ein: Am Morgen des 4. April 1919 liest Fürst Schwarzenberg in der Zeitung von der Verabschiedung des Adelsaufhebungsgesetzes. Darauf sagt er zu seiner Frau: "Ach, wie schade für Herrn von Müller."

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Bernado
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben:* Dazu fällt mir eine meiner Lieblingsanekdoten ein: Am Morgen des 4. April 1919 liest Fürst Schwarzenberg in der Zeitung von der Verabschiedung des Adelsaufhebungsgesetzes. Darauf sagt er zu seiner Frau: "Ach, wie schade für Herrn von Müller."
Das gefällt mir . außerdem ist mir noch eine -essin eingefallen: Äbtissin. Wahrschenlich gibt's bis morgen noch mehr.
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Dottore Cusamano »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dottore Cusamano hat geschrieben:Majestät(in)
„Majestät“ ist bereits Femininum. Das Makulinum dazu wäre „Majestix“.
Vielen Dank für diesen Hinweis, von dem man annehmen könnte, er entspränge einer Gensinnung, die man als Bildungsspießertum bezeichnen könnte! Mit dieser Wortneuschöpfung (Majestätin) wollte ich lediglich - der guten Ordnung halber - klarstellen, dass zz. eine alte Frau auf dem Operettenthron des überaus sympathischen und herzensguten britischen Inselvölkchens sitzt.

Dass es auch noch ein viertes Geschlecht "Makulinum" gibt, wusste ich dagegen noch nicht (...um eine ebenso ärgerliche Belehrung abzusetzen!).
"Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel." (Offb 12, 7-8)

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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dottore Cusamano hat geschrieben:Daß es auch noch ein viertes Geschlecht "Makulinum" gibt, wußte ich
dagegen noch nicht (...um eine ebenso ärgerliche Belehrung abzusetzen!).
:freude: :kugel: :freude: :kugel: Das Makulinum kommt von macula und bezeichnet das
Geschlecht derer, die an allem herummäkeln müssen.


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ad-fontes
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben: Den Diakonissinnen hingegen, die unters Volk gingen, gings wie den Prinzessinnen....
Diakonissinnen. Wo gibt’s denn sowas? Habe bislang nur von Diakonissen gehört. :achselzuck:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben:Das gefällt mir . außerdem ist mir noch eine -essin eingefallen: Äbtissin. Wahrschenlich gibt's bis morgen noch mehr.
Ist leider nicht zu Abtisse geworden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Bernado
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben: Den Diakonissinnen hingegen, die unters Volk gingen, gings wie den Prinzessinnen....
Diakonissinnen. Wo gibt’s denn sowas? Habe bislang nur von Diakonissen gehört. :achselzuck:
Google Diakonisse: 90 000
Google Diakonissin: 10 000

Mir scheint, daß Diakonissin eher in katholischen Gegenden üblich ist.

Mit der Abtisse wird das nichts mehr. Mit dem Voranschreiten auf der zeitlichen Abszisse scheint das Genre ohnehin vom Aussterben bedroht.
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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Weiss nicht, ob das hier schon mal gefragt wurde.
1. In 2010- ist das ein Anglizismus oder um sich greifendes Beamten/Wirtschaftsdeutsch?
2. Warum wird gross mit relativ langem o gesprochen aber dennoch mit ss statt ß geschrieben?
3. Gibt es irgendein wirklich sicheres Regelwerk zur neuen Groß- und Kleinschreibung?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Deutschschule

Beitrag von taddeo »

Lioba hat geschrieben:Weiss nicht, ob das hier schon mal gefragt wurde.
1. In 2010- ist das ein Anglizismus oder um sich greifendes Beamten/Wirtschaftsdeutsch?
2. Warum wird gross mit relativ langem o gesprochen aber dennoch mit ss statt ß geschrieben?
3. Gibt es irgendein wirklich sicheres Regelwerk zur neuen Groß- und Kleinschreibung?
ad 1: es ist ein Anglizimus, genauso wie "es macht Sinn". Im Deutschen hat beides keinen Sinn.
ad 2: das weiß wahrscheinlich keiner.
ad 3: Ja. Mein kostbarster Schatz im Bücherregal ist der Rechtschreibduden 19. Auflage von 1986 (also vor der sogenannten "Rechtschreibreform"). Alle neueren Regeln verursachen mehr Unklarheiten, als sie beseitigen. Frag nur mal nen Deutschlehrer ...

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Linus
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Linus »

Bernado hat geschrieben: Der Baroness blieb das erspart. Im Volk hatte man für die feinen Abstufungen der Adelsgesellschaft betrüblicherweise nicht immer das rechte Sensorium, das Wort kam nie recht aus dem höfischen Umfeld heraus, dort kannten die meisten den Unterschied zwischen Baron und Baronesse und hätten sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, daß sie eine französische weibliche Endung nicht beim ersten Hören verstünden.
Na für die Baroness sagt man geöhnlich auch Freiin oder Freifrau (Baronin) wenn vermählt... Baroness ist eine typische österreichische Kurzversion, dies nicht genau nimmt.... (Baroness Lederer statt Freiin von Lederer)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Lioba hat geschrieben:Weiss nicht, ob das hier schon mal gefragt wurde.
1. In 2010- ist das ein Anglizismus oder um sich greifendes Beamten/Wirtschaftsdeutsch?
2. Warum wird gross mit relativ langem o gesprochen aber dennoch mit ss statt ß geschrieben?
3. Gibt es irgendein wirklich sicheres Regelwerk zur neuen Groß- und Kleinschreibung?
Zu 2: »groß« wird sicher nicht mit »ss« geschrieben.

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Linus
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Re: Papstbesuch in England und Schottland

Beitrag von Linus »

Berolinensis hat geschrieben: * Dazu fällt mir eine meiner Lieblingsanekdoten ein: Am Morgen des 4. April 1919 liest Fürst Schwarzenberg in der Zeitung von der Verabschiedung des Adelsaufhebungsgesetzes. Darauf sagt er zu seiner Frau: "Ach, wie schade für Herrn von Müller."
Derselbe antwortete nach dem II. Weltfriedenseinsatz, angesprochen auf seine Adresse: "Ich wohne auf dem nach mir benannten Stalinplatz"

Übrigens ist es nicht sonderlich leicht für jene, die in Gassen oder Plätzen, die nach ihren Vorfahren benannt sind, zu wohnen. Man hat ständig Ärger mit falsch zugestellter Post, wie mir vor längerem eine Gräfin erzählte.
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Zu 2: »groß« wird sicher nicht mit »ss« geschrieben.
Beruhigend- allerdings findet man es immer wieder in der Form.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

"es macht Sinn". Im Deutschen hat beides keinen Sinn.
Wie wahr- in Englischen gibt es eben kein wirklich brauchbares Synonym für Sinn. Als Beispiel fällt mir da der
schwachsinnige Filmtitel Sinn und Sinnlichkeit ein. Da stimmt ausser dem "und" gar nichts.Sense and Sensibility stehen für Verstand und Gefühl.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lioba hat geschrieben:1. In 2010- ist das ein Anglizismus oder um sich greifendes Beamten/Wirtschaftsdeutsch?
Derselbe Müll wie „etwas in Deutsch sagen“. „In Deutsch“, das heißt: im
Unterrichtsfach Deutsch. Wie „in Mathe“ etc. Meint man die Sprache, wel-
cher man sich bedient, heißt es: „auf deutsch“.
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