EU-Verfassung

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Teutonius
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Gottesbezug in der EU-Verfassung

Beitrag von Teutonius »

Hallo!
Gibt es zur Erwähnung Gottes in der EU-Verfassung überhaupt (schon) einen möglichen Wortlaut? Und wie wäre der? :kratz:
Und wer hat sich das (m.Ea. schwachsinnige) Motto: "Einheit in Vielfalt" ausgedacht? (Kommt gleich nach: "Freiwillige Selbstverpflichtung") :sauer: :motz:

Dominic
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Beitrag von Dominic »

Union scheitert im Bundestag
Inmittelbar vor dem Gipfel in Brüssel hatte CDU und CSU vergeblich versucht, im Bundestag eine Entscheidung für den Gottesbezug herbeizuführen. Nach ihrem Willen sollte das Parlament der Bundesregierung folgenden Formulierungsvorschlag mit auf den Weg nach Brüssel geben:[size=18] "In dem Bewusstsein der Verantwortung vor Gott, den Menschen und dem, was Europa seinem geistig-religiösen Erbe schuldet, gründet sich die Union auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität."[/size] Die Mehrheit im Bundestag lehnte ab.

zuletzt aktualisiert: 13. Dezember 2003 | 18:45
Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Saubere Bettbezüge sind mir wichtiger als „Gottesbezüge“.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Hosanna
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Amtseid

Beitrag von Hosanna »

Welche unserer derzeitigen Regierungspolitiker haben eigentlich ihrem Amtseid "So wahr mir Gott helfe" hinzugefügt?

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Clown
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Beitrag von Clown »

Ist das für dich wichtig?
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Saubere Bettbezüge sind mir wichtiger als „Gottesbezüge“.
Dem kann ich mich 100%ig anschließen.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ralf hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Saubere Bettbezüge sind mir wichtiger als „Gottesbezüge“.
Dem kann ich mich 100%ig anschließen.
Ja kommen denn die Bettbezüge in die Verfassung :roll:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Wär auf jeden Fall sinnvoller als die Erwähnung Gottes. Ich glaube nicht an einen Gott in behördlich verfassten Texten. Der Gott, an den ich glaube, wurde von der staatlichen Autorität misshandelt und hingerichtet.

Hosanna
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Beitrag von Hosanna »

Der Gott, an den ich glaube, wurde von der staatlichen Autorität misshandelt und hingerichtet.
________________________

Der Gott, an den ich glaube starb für unsere Sünden. Das heißt, nicht irgendjemand tötete ihn, sondern wir alle.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Aus dem Gottesbezug erwächst aber ein Eingeständnis der eigenen, menschlichen Schwachheit. Es ist also eine grundsätzliche Demutsbezeugung. Schon allein daraus (auch wenn das von den entsprechenden Politikern nicht gelebt wird) erwächst Segen und Fürsprache für Europa, die man dringend braucht und die letztendlich vielleicht sogar entscheidend sein kann.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Die Geschichte der Menschheit zeigt, Dirk, dass so etwas eine bloße Worthülse ist, nicht mehr.

Dominic
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Beitrag von Dominic »

Außerdem denke ich, daß als Grundlage unseres gesamten politischen und rechts- Systems der Gottesbezug in der Präambel der Verfassung unerläßlich ist. Und auch wenn sich niemand an die Aussage eines Gottesbezuges hält; Es ist immer ein mahnender Bestandteil der Verfassung, und ein gutes Argument!

anselm
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Beitrag von anselm »

Ein Gottesbezug in der Verfassung ist für einen weltanschaulich (weitgehend) neutralen Staat wie den unseren nicht tragbar. Noch viel weniger ist er tragbar in dem noch heterogeneren Bereich der EU. Das wäre eine einseitige Bevorzugung einer bestimmten weltanschaulichen Anschauung (nämlich einer theistischen oder - noch weitergehend - einer christlichen Sicht). Dass Europa sich über viele Jahrhunderte als christlich verstanden hat ist eine wichtige Sache, aber eine Verfassung ist doch nicht dazu da, historische Entwicklungen zu dokumentieren.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Anselm, in unserer Verfassung, dem Grundgesetz (seit der Wiedervereinigung eine richtige Verfassung), gibt es bekanntlich den Gottesbezug, also ist er durchaus tragbar. Wer meint, mit dem dt. Staatswesen gegen einen Gottesbezug argumentieren zu können, ist wie eine Katze, die sich selbst in den Schwanz beißt.

Hosanna
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So wenig Vertrauen?

Beitrag von Hosanna »

Eine Gewerkschaft namens Solidarnosc weihte sich der Heiligen Muttergottes von Tschenstochau. Das war der Anfang vom Ende des Ostblocks. Das ist ziemlich unbestritten, oder?
Also wünsche ich mir
1. einen Gottesbezug in der Verfassung von Europa
2. Politiker, die "so wahr mit Gotte helfe" über die Lippen bringen, wenn sie ihren Amtseid leisten.

Ich halte das keineswegs für überflüssig oder realitätsfern.

anselm
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Beitrag von anselm »

@Ralph,
danke für den Hinweis, ich hatte nicht daran gedacht. Was wäre die Konsequenz: wir müssen die deutsche Verfassung ändern! ;D

@Hosanna,
dass einzelne Politiker sich auf Gott beziehen (in Reden, wie unser neuer Bundespräsident, beim Amtseid,...) ist ja völlig unbenommen. Klar, dass z.B. Politik sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen dürfen und sollen.

Aber eine Verfassung bezieht sich auf ALLE BÜRGER. Und wenn es richtig ist, wie in anderen Threads gesagt wird, dass sich immer weniger Mitbürger zum christlichen Glauben bekennen, was soll dann der Gottesbezug eigentlich aussagen? Auf welchen Gott soll er sich dann beziehen, denn das christliche Bekenntnis wäre dann ja eher unpassend, aber ein "allgemein theistisches" Bekenntnis, das vielleicht sogar den "Gott der Philosophen" einschließt??

Marlene
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Beitrag von Marlene »

anselm hat geschrieben:@Ralph,
danke für den Hinweis, ich hatte nicht daran gedacht. Was wäre die Konsequenz: wir müssen die deutsche Verfassung ändern! ;D
Nein, nicht unbedingt. Es geht ja nur um den einleitenden Satz der Präambel des Grundgesetzes. In den neuesten GG-Kommentaren geht die Tendenz, den Gottesbezug nicht mehr zu kommentieren, also ihn in die aktuellen Bezüge zu stellen, sondern ihn als Aussage des Geistes der Väter des GG zuzuordnen und ihn sozusagen zu historisieren.

Wir können die Dinge einfach laufen lassen .... Gott wird immer mehr zu einer historischen Größe der Bundesrepublik Deutschland.

Dominic
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Beitrag von Dominic »

[quote]Und wenn es richtig ist, wie in anderen Threads gesagt wird, dass sich immer weniger Mitbürger zum christlichen Glauben bekennen, was soll dann der Gottesbezug eigentlich aussagen? Auf welchen Gott soll er sich dann beziehen, denn das christliche Bekenntnis wäre dann ja eher unpassend, aber ein "allgemein theistisches" Bekenntnis, das vielleicht sogar den "Gott der Philosophen" einschließt??[/quote]

Wir leben aber nach wie vor in einem Europa daß zu 70% christlich ist. Und selbst in dem so laizistischen Frankreich bekennen sich noch drei viertel zum katholischen glauben. Auch bei uns kommt dieser Anteil von Christen ungefähr hin. Wenn ich das noch in Zusammenhang damit stelle, daß unsere gesamte Rechtstradition auf christliche Überzeugungen gestellt ist, und daß damit eben doch das Christentum die Quelle unseres Rechts ist: Sollte es unbedingt erwähnt werden.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Ach, Europa ist christlich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Woran sieht man das denn?

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Ralf hat geschrieben:Ach, Europa ist christlich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Woran sieht man das denn?
An den Taufurkunden seiner Bewohner.

Edith
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Beitrag von Edith »

So kurz vor der Europawahl.....

welche Partei hat denn welchen Standpunkt - bezüglich Gottesbezug?
Gibts da sowas wie eine "Vergleichssite" irgendwo?

(Sonst drohe ich mit CM oder PBC) :D

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Clown
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Beitrag von Clown »

CDU/CSU dafür; SPD dagegen(allerdings nicht so einheitlich); Grüne dagegen; FDP dagegen; PDS dagegen;
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.

Edith
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Beitrag von Edith »

Clown hat geschrieben:CDU/CSU dafür; SPD dagegen(allerdings nicht so einheitlich); Grüne dagegen; FDP dagegen; PDS dagegen;
Danke Clown....
äh.... "dafür"... - WO-für? Ich meine, welche Formulierung ist denn da überhaupt angedacht? Kann man den Verfassungstext-Entwurf irgendwo nachlesen?

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Clown
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Beitrag von Clown »

Für einen bezug auf die christlichen identität. Ich weiß allerdings nicht genau ob das in der Form von "Im Bewußtsein unserer Verantwortung vor Gott" oder im "bewußtsein unserer christlichen wurzeln abläuft".

Abzulehnen ist beides.
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.

Edith
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Beitrag von Edith »

Clown hat geschrieben:Für einen bezug auf die christlichen identität. Ich weiß allerdings nicht genau ob das in der Form von "Im Bewußtsein unserer Verantwortung vor Gott" oder im "bewußtsein unserer christlichen wurzeln abläuft".

Abzulehnen ist beides.
Welches Problem hättest Du mit dieser Formulierung, die die CDU/CSU Bundestagsfraktion irgendwann vorschlug:

"In dem Bewusstsein der Verantwortung vor Gott, den Menschen und dem, was Europa seinem geistig-religiösen Erbe schuldet, gründet sich die Union auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität."

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Edith hat geschrieben:"...gründet sich die Union auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität."
Uj. Das ist unchristlich. Fast schon anti-...

Dominic
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Beitrag von Dominic »

Das gute alte Zentrum ist auch für eine Formulierung wie "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott un den Menschen" .... ;)

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Edith hat geschrieben:"...gründet sich die Union auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität."
Was ist da eigentlich unteilbar: jeder Wert für sich oder das ganze Viererpaket?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Präambel der irischen Verfassung hat geschrieben:Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, von der alle Autorität kommt und auf die, als unserem letzten Ziel, alle Handlungen sowohl der Menschen wie der Staaten ausgerichtet sein müssen, anerkennen

Wir, das Volk von Irland,

in Demut alle unsere Verpflichtungen gegenüber unserem göttlichen Herrn, Jesus Christus, der unseren Vätern durch Jahrhunderte der Heimsuchung hindurch beigestanden hat. In dankbarer Erinnerung an ihren heldenhaften und unermüdlichen Kampf um die Wiedererlangung der rechtmäßigen Unabhängigkeit unserer Nation und in dem Bestreben, unter gebührender Beachtung von Klugheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit das allgemeine Wohl zu fördern, auf daß die Würde und Freiheit des Individuums gewährleistet, eine gerechte soziale Ordnung erreicht, die Einheit unseres Landes wiederhergestellt und Eintracht mit anderen Nationen begründet werde, nehmen wir diese Verfassung an, setzen sie in Kraft und geben sie uns.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Herrlich! Merkt ihr den Unterschied zu den "Werten" und der "Menschenwürde", auf die die CDU baut? Wenn da nicht "Irland" stünde, hätte ich es für eine Übersetzung aus dem Griechischen gehalten. Das ist fast schon byzantinisch!

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Also der Thread hat sich meiner Ansicht nach erledigt, da das englische Volk über die Verfassung abstimmen wird, und so weit das englische Volk es gläubigen Christen besteht, wird es diese Verfassung ohne Christenbezug ablehnen.

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Clown
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Beitrag von Clown »

Clown hat folgendes geschrieben:
Für einen bezug auf die christlichen identität. Ich weiß allerdings nicht genau ob das in der Form von "Im Bewußtsein unserer Verantwortung vor Gott" oder im "bewußtsein unserer christlichen wurzeln abläuft".

Abzulehnen ist beides.


Welches Problem hättest Du mit dieser Formulierung, die die CDU/CSU Bundestagsfraktion irgendwann vorschlug:

"In dem Bewusstsein der Verantwortung vor Gott, den Menschen und dem, was Europa seinem geistig-religiösen Erbe schuldet, gründet sich die Union auf die unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität."

Mit der Verantwortung vor Gott. Gott hat in gesetzestexten nichts zu suchen. Wenn diese Präambel kommt werden einige Schwachmaten versuchen gegen die Homo-Ehe o. ä. mit diesem Gottesbezug zu argumentieren. Man zwingt mit diesem Gottesbezug einer ungläubigen oder andersgläubigen Mehrheit einen Gott auf. Und das find ich nicht gut.
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Ketten nicht.

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