Raimund Josef H. hat geschrieben:Mal eine andere Frage:
Warum sind hier eigentlich so viele gegen die EU?
Ich finde die Idee der Europäischen Union grundsätzlich nicht verkehrt.
Die Idee einer europäischen Zusammenarbeit der Staaten ist auch nichts grundsätzlich Schlechtes. Allerdings geben sich die Funktionäre die größtmögliche Mühe, diese Idee zu ruinieren.
Da ist die überbordene Bürokratie, die Ordnungswahn, ein beinhartes Demokratiedefizit (währenddessen immer mehr Staatlichkeit auf die EU übertragen wird), eine Überdehnung durch zu schnelles Wachstum. Das ganze dann kombiniert mit völlig weltdremden Funktionären und abgehobenen Parlamentariern, die in den Medien den Eindruck erwecken, vor allem an den üppigen Sitzungsgeldern interessiert zu sein. Etliche Parteien beschicken das Parlament auch nicht gerade mit der crème de la crème.
Eine lange Periode des Friedens liegt hinter uns, OK. Aber das nimmt man leicht als Selbstverständlichkeit (und für Balkanvölker trifft es ohnehin nicht zu). Deswegen ist immer weniger Leuten der Sinn des ganzen klar. Offene Grenze, gut, sagen die, aber warum schreibt mir die EU vor, wieviel Milch ich produzieren darf? Oder das Material, auf dem ich meinen Käse zubereiten darf? Sicher, der Staat nimmt gegenüber dem Bürger auch ein Schutzfunktion ein. Er darf das aber nicht so weit treiben, dass der Bürger total eingelullt wird, weil ihm die EU immer und überall erklärt, was er machen und was er nicht machen darf.
Die Bürger und dieser Apparat sind sich fremd geblieben, und deshalb ist es für den Bürger umso unheimlicher, wenn sich dieser Apparat immer weiter im Alltag ausbreitet. Er hat kein wirkliches Gesicht, seine Vertreter scheinen in einem Brüsseler Mikrokosmos zu leben, die Mechanismen der Entscheidungsfindung versteht kaum jemand und politische Verantwortliche können in der Regel nicht benannt werden.
Also misstraut der Bürger dem Ganzen, aber anstatt die Fehler einzusehen machen die Verantwortlichen einen auf weinerlich, beleidigt oder versuchen den Bürger von Einflussnahme fernzuhalten (auf das er das Werk nicht verderbe). So funktioniert das aber auf Dauer nicht.